Kitabı oku: «Akrons Crowley Tarot Führer», sayfa 7
Deutungen
Auf der äußeren Ebene ist die Hohepriesterin eine innere Person, die fasziniert, Herzenswärme zeigt und für alles Geheimnisvolle zugänglich ist. Um sich herum verströmt sie einen mysteriösen Schleier: einen Mantel intuitiver Erkenntnis, spiritueller Weisheit und Einswerden mit dem Urgrund. Deshalb ist uns überall die Aufmerksamkeit unserer Umgebung sicher. Ab und an können wir zwar auch ein übersteigertes spirituelles Parfüm verströmen oder einen geheimnisvollen Menschen darstellen, der etwas unglaubwürdig erscheint. Unsere Stärken liegen im intuitiven Erfassen der Lage und in der visionären Nase, Chancen aus dem Wust an Möglichkeiten herauszuspüren. Allerdings lässt uns diese Karte auch tiefer in die Dinge eindringen und mehr erkennen, als dies für den Austausch und die Kommunikation mit unserer Umwelt immer förderlich ist. Deshalb braucht es eine große innere Sicherheit und seelische Stärke, auf die üblichen Masken, die die Gesellschaft anbietet, zu verzichten, und die anderen mit unseren Geheimnissen, unserer Eigenart, unserer gebündelten geistigen Stärke und unserer seelischen Kraft zu konfrontieren.
Im emotionalen Erleben lässt uns die geheimnisvolle Zauberin viel über die Geheimnisse der Leidenschaft und sexuellen Sphäre erahnen, auch wenn wir daraus nicht immer die definitiven spirituellen Erkenntnisse ziehen. Es kommt halt sehr darauf an, wie stark unsere eigene Magie in der die Frage betreffenden Situation ausgebildet ist, denn davon hängt die Tiefe unserer Lösung ab. In Beziehungen vertritt sie Empfängnis, Verschmelzung und kontemplative Versenkung (zu den Quellen der Mütter), und für Singles ist sie ein innerer Wegweiser zu intuitiver Erkenntnis, Nähe und Energie-Austausch. Wir streben aber nicht nur danach, uns in den Fata Morganen glitzernder Sirenengesängen zu verlieren, sondern sind auch gewillt, zu den Urquellen zurückzukehren. Wir möchten die tiefe innere Erfüllung in uns und durch die anderen spüren, weil die Karte nicht nur das Symbol einer seelischen Verschmelzung darstellt, sondern auch für die Ziele des Unbewussten steht, die unsere Seele in ihren Träumen visualisiert. Denn wir sind tief in Geheimnisse der Seele involviert und haben intuitiven Zugang zu allen Funktionen des Lebens.
Die Hohepriesterin im Lebensbaum
– Tiefergehende Erkenntnisse –
Ich starrte auf die Mauer, in deren Mitte mir plötzlich eine leuchtende Vagina wie ein halluzinogener Fleck entgegenraste, und dann verdampfte das Bild und hinterließ im Boden ein Loch, durch das ich wie ein Stein hindurch fiel. Gleichzeitig hatte ich das Gefühl, das Wesen des Loches zu erfassen, denn es lud mich ein, mich mit ihm restlos zu verschmelzen. Aber in der Sekunde, in der ich versuchte, die Unterschiedlichkeit unserer Wahrnehmungen miteinander in Einklang zu bringen, verlor ich alle Fähigkeit, meine Anschauungen zu unterscheiden. Ich sah nur, dass ich da mit irgendetwas in mir in Verbindung trat, das mich überall umgab und von dem ich wusste, dass es eine Frau war, obwohl ich auf der anderen Seite gleichzeitig erkannte, dass ihre Silhouette wiederum nur ein Loch in der Mauer war.
Dantes Inferno – Akron, 2000
Die Hohepriesterin als Glyphe des höheren Selbst
– Die geistige Sphäre –
JHVH = Jahwe
Die Hohepriesterin ist die erste Karte der Trümpfe, die eine Verbindung der Göttlichen Trinität (Kether, Chokmah, Binah) mit dem Solarplexus (Tiphareth) unterhalb des Abyssos darstellt. Wenn wir diese vier Punkte miteinander verbinden, entsteht ein Kreuz, das im übertragenen Sinn dem kabbalistischen Namen Gottes entspricht, dem göttlichen Jehova, der in die Herzen der Menschen einfließt (Jahwe = JHVH = Jod Heh Vau Heh). Die Kabbalisten teilen sowohl die Schöpfung als auch die Seele in vier Abschnitte ein, von denen jeder einem Buchstaben des Großen Namens entspricht. Im Tarot stehen die Stäbe für das Feuer = Jod, die Kelche für das erste Heh = Wasser, die Schwerter für das Vau = Luft und die Scheiben für das zweite Heh = Erde (von rechts nach links gelesen):
Der vollkommene Mensch
Man kann Tiphareth auch durch die Achse Chesed-Geburah ersetzen und die fünf Punkte übers Kreuz miteinander verbinden, dann erhalten wir ein Pentagramm. Dieses Zeichen wurde mit seinem goldenen Schnitt sowohl zur Grundlage vieler Kirchenbauten als auch zum Symbol für den vollkommenen Menschen (= Gott).
JHVH + Shin = Jeheshua, der erlöste Gott
Durch die Verbindung von Pentagramm und Kreuz gesellt sich zu den Grundstoffen Feuer, Wasser, Luft und Erde das Element Shin oder Geist hinzu. Shin ist das Feuer des Geistes, das herabsteigt und das Tetragrammaton erleuchtet. Aus JHVH wird das erweiterte Tetragrammaton oder Pentragrammaton JHShVH (Jod Heh Shin Vau Heh), und das steht im hebräischen Alphabet für den Namen Jesus, des Gottessohns. Er ist der göttliche Funken ewiggültiger Vitalität:
– Die materielle Sphäre –
Die Hure Babalon (christlich: Maria Magdalena)
Wenn wir das Pentagramm an den Punkten Chesed und Geburah umklappen und nach unten biegen, dann kommt die Spitze von Kether nach Jesod zu liegen und wir haben einen Drudenfuß. Durch Crowleys Sicht, der darauf stigmatisiert zu sein scheint, in allen traditionell-christlichen Bezügen eine sexuell verdrängte Haltung zu sehen, können wir das Kreuz als Symbol des Phallus verstehen, der in die Vagina der Scharlachhure Babalon als Symbol des Sündenpfuhls Babylon eindringt, um damit die Schöpferquelle an der Wurzel zu berühren. Sexuell gesprochen wäre Tiphareth dann der Scheideneingang, durch denn der Penis (das aufrechte Kreuz) in das Innere der Materie eindringt. Aus christlicher Sicht können wir das Kreuz aber auch als Erlöserinstrument betrachten, das in den Sündenmorast des umgedrehten Pentagramms »sticht«, um den Geist darin zu wecken und zur Spitze nach Kether zurückzuführen (Beispiel: Maria Magdalena). In der Gnosis ist diese die Gefährtin von Jesu, die ihm ein Kind gebiert, und in der Bibel die Prostituierte, die Jesu die Füße wäscht.
Der »onanierende« Eremit mit der Laterne
Oder wir stellen das Kreuz auf den Kopf (Jesod), dann berührt es die Scheide des Göttlichen am umgestülpten, implodierten Punkt Daath. Motto: Die empfangende Materie zieht den männlichen Geist an sich heran. Dann wäre der Phallus die Spitze des Wissens, die an der Schwelle des Unfassbaren anklopft.
Der Schwarzmagier (Das Gründeln in der Hölle)
Wir können aber auch beides nach unten klappen. Dann schwingt die abwärtsgerichtete Energie auf der Grundlage von Daath oder Daäth12, der falschen Sephira, Wohnsitz des Erzdämons Choronzons, der die Seele mit unseligen Verlockungen in den Verstrickungen des Ego festhält.
– Die kombinierte Sphäre –
Der persönliche Schutzengel (Holy Guardian Angel)
Fassen wir zusammen: Die an der Achse Chesed-Geburah gespiegelten Symbole Pentagramm und Kreuz verkörpern die Idee dessen, was wir unser ineinander verschränktes geistiges und materielles Weltbild nennen. Es ist die Urprägeform oder der schöpferische Topf, aus dem wir die Welt nach unserer Vorstellung nachbilden. Die obere Hälfte sendet den geheimnisvollen Ruf aus den Wassern des Unbewussten aus, die Sehnsucht nach Gott, die uns zur Schöpfung antreibt, während der untere Teil die Libido verkörpert, der instinktive Wunsch, über die sexuelle Ekstase die materielle Gebundenheit zu sprengen. Wo Crowley die Wasser des Abyssos durch einen sexuellen Akt mit spirituellem Orgasmus zu überwinden sucht (für seinen Orden Argenteum Astrum war Pfad 13 die Startbahn zum Ipsissimus über den Magister Templi), erlöst Parzival den sündigen Amfortas mit der heilenden, die Wunde schließenden Berührung des Schwerts.
Um die spirituelle Tiefe dieser Karte zu verstehen, müssen wir wissen, dass es sich bei der Hohepriesterin um eine Erscheinung auf dem Energielevel von Jesus handelt, eine geistige Gestalt, die im kollektiven Unbewussten als Schutzengel abgespeichert ist. Sollten wir sie durch die Jungsche Brille als höheres Selbst bezeichnen, ist das auch nicht falsch, denn als Teil des kosmischen Bewussteins ist sie sich als ein Element ihrer selbst in uns bewusst und kann durch Gebet oder Meditation für alle unsere Wünsche und Sorgen angerufen werden. Sie mag zwar mehr als die Summe aller unserer Persönlichkeitsteile sein; aber alle unsere Teile sind auch das, was sie ist.
Liber 77713 und weitere Korrespondenzen
Mutter, Mond-Jungfrau, Gespielin, Braut des Pan;
Gottes Engel-Gesandte an jeden Mann.
Titel: Die Priesterin des Silbernen Sterns
Bild: Eine gekrönte Priesterin sitzt vor dem Schleier der Isis zwischen den Pfeilern von Seth
Zahl: 3, 73 (ausgeschrieben)
Buchstabe: Gimel = G/GML (Kamel)
Pfad: 13 von Kether nach Tiphareth. Die Hohepriesterin ist die erste Karte, die eine Verbindung der oberen Dreiheit mit der Sechsheit herstellt.
Göttername: HD ALIM
Götter: Chomse, Gott des Mondes, Artemis, der jungfräuliche Mond, Hekate, der böse Mond, Diana, die Jägerin. Artemis, Isis und Nuit sind Symbole höchster Einweihung und repräsentieren die reine Idee als göttlicher Funke vor der materiellen Verwirklichung.
Pflanzen: Granatapfel, Mandelbaum, Beifuß, Haselnussstrauch, Mondraute, Erle
Krafttiere: Hund (bellt den Mond an und ist der Begleiter der Jägerin Artemis), der weiße Storch, Kamel
Edelsteine: Mondstein, Perle, Kristall
Wesen: Lemuren, Geister
Dämonen (Qlipoth): Gamaliel, der obszöne Esel (Die Obszönen oder die Verderbten, die sich miteinander vereinen)
Magische Kräfte: Die Weiße Tinktur, Hellsehen, Weissagung durch Träume
Magische Waffen: Bogen und Pfeil
Parfüm: Kampfer, Lignum Aloe, alle süßen jungfräulichen Gerüche
Drogen: Wacholder, Polei-Minze (enthält das giftige Pulegon)
Geomantie: Enneagramm
Gematrische Korrespondenzen
3: Vater, Lehrer, Schöpfer, Blüte, Ratgeber, Baumblüte, Kraft der Pflanze, Urahne, Vorfahre
73: Belial, Nachtwesen und Dämonenkönig, Kamel, Geschicklichkeit, die Weisheit Gottes, tiefes Eindringen in die Rätsel der Welt
Gottheiten: Die Himmelskönigin als All-Geberin, Matriarchin, Creatrix, Initiatrix mit ihren vielen Namen; die Göttinnen des abnehmenden Mondes: Ceridwen, Cybele, Daeira, Eleusis, Hebe, Isis, Kore, Kurukulla, Levvanah, Luna, Melaina, Maya, Phoebe, Selene; im Doppelpack als Isis/Nephtys, Eva/Lilith, Inanna/Ereschkigal oder Demeter/Persephone
Mythen: Evas Biss in den Apfel; Persephones Granatapfel, den ihr Hades anbot, oder Schneewittchens vergifteter Apfel, der die Betroffenen hinter die »äußere Wirklichkeit« führte
Symbole: Mondlicht oder die Reflexion des Lichts, tiefe Wasser, verwunschene Seelen an verwunschenen Plätzen, schöne Prinzessinnen, böse Hexen, gute Zauberfeen
Kultstätten: Der überspülte Isistempel auf der Nilinsel Philä bei Assuan; Venedigs Friedhofsinsel San Michele all’isola (Assoziationen zu Böcklins Toteninsel)
Ritual: Traummeditation (schauende Versunkenheit unter Ausschaltung allen Wollens)
Sabbat: Imbolc, 2. Februar – christlich: Mariä Lichtmess
Kraftsteine: Jade, durchscheinender Chalzedon, fluoreszierender Serpentin
Räucherwerk: Amber, Narde (seltene und unergründliche, die Seele inspirierende Düfte)
Malerei: Toteninsel von Arnold Böcklin
Musik: Der Schwan von Tuonela von Jean Sibelius (Tuonela ist das finnische Totenreich. Schweigende Fluten umhüllen die Insel und über die Wasser gleitet ein singender Schwan. Wem sein Lied erklingt, den erfasst Todessehnsucht); oder Brünnhilde, die Siegmund den Tod verkündet (Walküre, 2. Akt, von Richard Wagner)
Schrift: Der sumerische Epos: Inannas Abstieg in die Unterwelt
III – Die Kaiserin
Das Geheimnis des Todes ruht im Mutterschoß.
Baphomet – Tarot der Unterwelt
Die Große Muttergöttin mit all ihren Namen: Astarte, Demeter oder Gaia in der Helle des Tages – Medea in der Tiefe der Nacht
Astrologie: Venus in Stier im Sinne von Fruchtbarkeit und Wachstum; oder Erde als der wahre Herrscher von Stier
I Ging: 48 Dsing – Der Quell (Der Mutterbrunnen)
Rune: Berkana (Birke) ist ein Symbol für Wachstum und beschreibt die Große Mutter. Licht: Liebe, Fruchtbarkeit, Berührung, emotionale Stärke, Mutterschaft
Schatten: Besitzanspruch, Einengung, Stagnation; Gier, Habsucht, Neid (die verschlingende Mutter = Tod)
Farben: Smaragdgrün, Himmelblau, erstes Frühlingsgrün, Rosa oder Kirsche mit blassgrünen Strahlen (Liber 777)
Planet: Venus. Die grundlegende Formel des Universums ist Liebe. (Buch Thoth)
Kurzbeschreibung: Auf der materiellen Ebene repräsentiert die Kaiserin das Salz der Erde, während sie auf der spirituellen die unvergängliche »Prägeform« Gottes darstellt, die alle Formen des Seins in sich enthält und von der jedes Leben ein in seiner individuellen Ausprägung einmaliger »Abdruck« ist. Das summiert sich zu einer alchemistischen Brühe aus innerem Wissen und äußerem Empfinden und ist ein Äquivalent für die personifizierte Urquelle des Heiligen Grals. Es ist die lebendige, nährende Seite des noch in den archaischen Strukturen des kollektiven Unbewussten aufgehenden Selbst, das immer noch ein Teil von Gott darstellt. Dabei weiß sie ihre Ziele mit durchaus irdischen Mitteln zu vertreten, weshalb sie Crowley auch die mit vielen Fähigkeiten und Talenten ausgestattete, listenreiche und verlockende Tochter des Zeus1 nennt. Sie verkörpert die lebendige, nährende Seite der Lust und besitzt jene weibliche Kraft, die im Austausch mit der Umwelt gleichermaßen Vertrauen auslöst und Macht anstrebt. Denn unter der Maske sanfter Hingabe verbirgt sich eine starke, leidenschaftliche Weiblichkeit, die ihre Umgebung mit sanfter Hand beherrscht.
Analyse
Die Kaiserin ist der erste Trumpf, der uns die irdische Ebene in ihrer ganzen Fülle und die Kraft der weiblichen Fruchtbarkeit vor Augen führt. Als wichtigstes Naturprinzip und Quelle allen Lebens repräsentiert sie das innere Zentrum, das Gespür aus dem Bauch heraus, dieses starke, aus sich heraus strömende Gefühl von Lebenskraft und Mutterschaft, denn am Anfang kann nur stehen, was in der Lage ist, sich selbst zu reproduzieren und zu vermehren. Es ist Mutter Natur selbst, die sich hier offenbart, um uns die Kraft des Lebens und dessen ewige Selbsterneuerung vor Augen zu führen, und es ist die Geburt und das Gebären schlechthin, was ihr Wesen ausmacht: das Streben, das die irdische Welt zum Fortbestehen unserer Spezies immer wieder aufs Neue mit prallem Leben füllt. Oder der Weg, der zwei zukünftige Elternteile zusammenführt.
Schlüsseln wir die Symbole der Reihe nach auf: Das achtspitzige Malteser- oder Johanniterkreuz auf ihrem Haupt2 steht für die irdische Regentschaft und die Bedeutung der Vereinigung zwischen spiritueller und sexueller Natur. Auf Kopf- oder Bewusstseinshöhe sitzen zwei der heiligen Vögel, der Sperling als ein der Aphrodite zugeordnetes Symbol der Lust und die Taube als christliches Relikt unbefleckter Empfängnis.3 Der Lotus oder Stab der Isis in der Rechten auf Herzhöhe zeigt, dass sie alle fruchtbaren Energien im Zentrum ihres Herzchakras zur Entfaltung bringt, und deutet gleichzeitig die Regentschaft über den Phallus des Kaisers an.1 Die geöffnete linke Hand und der Blick nach links auf die heilige Taube (aus Sicht des Betrachters rechts) unterstreichen Empfänglichkeit und Mutterschaft. Ihr rot-grünes Kleid bringt ihre immensen Kräfte gut zum Vorschein, weil die Natur in diesen Farben vorteilhaft zur Geltung kommt. Die emsigen Bienen auf dem Kleid sowie die Fische und Lilienblüten auf dem (Asphodelien-)Grund, Symbol für Unschuld und Jungfräulichkeit, auch wenn ihr üppiger Stempel an den Phallus eines Esels erinnert, sind ein weiteres Indiz für ihre sammelnde und bewahrende Art. Um den Bauch (Solarplexus) trägt sie den Gürtel des Zodiaks. Mit einem Satz: In ihr drückt sich das emotionale Verlangen nach Ganzheit aus, weil nur die weibliche Kreativität in Verbindung mit Gefühlen für eine Erfahrung von Vollständigkeit sorgt.
Aus magischer Sicht wird die Familie von der Mutter repräsentiert, denn es ist die Frau, die die bewahrende, beschützende Rolle übernimmt und die Durchsetzungskraft des Männlichen ausschickt und wieder an sich heranzieht. Man könnte sie auch als Urschöpferin oder Aspekt der Mutter Natur auffassen, wobei die Betonung auf der hellen Seite in ihrer weiblichen Weisheit und im Schatten auf einer blinden Mütterlichkeit liegt. Die pure Lust am Erschaffen immer neuer Formen kann zu einer Maßlosigkeit führen, die die Gleichgültigkeit der Schöpferin gegenüber dem einzelnen Individuum zum Ausdruck bringt. Bereits erschaffenes Leben wird von der Flut neuen Lebens erdrückt, wenn ein regulierender Gegenpol fehlt. Die zerstörende, schwarze Mutter, wie sie in vielen Mythologien in Erscheinung tritt, mag hier ihren Ursprung haben. Crowley sieht im Rumpf der Regentin das alchemistische Symbol Salz (nach)skizziert, was in der seltsamen Verbiegung des Unterleibs zum Ausdruck kommt, der vom Oberkörper abgeschnitten ist und auf dem Bild von Frieda Harris perspektivisch verzerrt und verdreht aussieht.2 Die schwebenden Halbmonde auf beiden Seiten zeigen an, dass sie sich manchmal in die kindlichen Gefilde von Wut oder ohnmächtigen Trotzphasen zurückziehen kann, besonders, wenn ihre schöpferische Macht nicht auf fruchtbaren Boden fällt. Denn wenn die Kaiserin den Willen verkörpert, sich selbst zu verwirklichen, dann entspricht der Mond dem Rückzug zu den Ufern des Unbewussten. Daher ist es verständlich, dass das von der verschlingenden Mutter symbolisierte Machtstreben oft auch einen intensiven Kampf gegen die Mondverkörperung ihres (verdrängten) Alter Ego führt. Doch für ihre Entwicklung ist es eminent wichtig, die materielle Vertiefung zu den intuitiven Träumen ihrer Schwester zu finden, was nicht leicht fällt, denn die Pfade von Hohepriesterin und Kaiserin bilden ein Kreuz4. Ihr Schild ist der weiße Doppeladler des Alchemisten (lunares, weibliches Bewusstsein), der mit dem roten Sonnenadler des Kaisers (Logos, Sperma) in Verbindung steht, und in der linken unteren Ecke der Karte sehen wir als Motiv für Mutterliebe einen Pelikan5, der sich die Brustfedern ausreißt und die junge Brut mit seinem eigenen Blut aufzieht.
Was haben wir noch? Die Rose an der Position von Malkuth ist ein alchemistischer Hinweis der Venus (= Kreuz und Rose), genauso wie die Tür oder der gewölbte Durchgang im Hintergrund der Karte. Die Herrscherin sitzt unter einem Torbogen (hebräischer Buchstabe: Daleth = Tür), links und rechts von den Säulen mit Sperling und Taube flankiert, den Crowley als Tor des Himmels bezeichnet, oder besser, als Tor zur Welt, durch das sie sich den Menschen als Große Mutter und ewige Gebärerin darstellt. Die Farben des Trumpfes sind wässrigpastellfarben, während die Formgebung der Thronsäulen eher flammenartig ausfällt. Wasser ist oberflächlich betrachtet Gegensatz und Ergänzung zum Feuer, eine Entwicklung, die sich in der nächsten Karte fortsetzt. Es geht letztlich auch darum, sich mit dem Kaiser zu verbinden, indem man nicht nur aus der eigenen Stärke heraus agiert, sondern sich aus der inneren Verantwortung heraus auf einer höheren Ebene auch mit seinem Gegensatz verschmilzt.