Kitabı oku: «Der Akron Tarot», sayfa 3

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Die Großen Arkana

0 Der Narr
All-Ein-Sein, Urquell, kosmische Leere


Der Narr verkörpert sowohl das Nichts an der Schwelle zum Werden wie auch die grenzenlose Leere des Alls, die am Ende jeder Entwicklung das Sein wieder in sich aufnimmt. Er ist ein Bote reiner, ungefilterter Wahrheit aus dem Zwischenreich zwischen Tod und Geburt, und er verkörpert den schöpferischen, aber nicht personifizierten Willen, der noch keine Absicht, Richtung und Struktur kennt. Vielmehr erschafft er sich einen geistigen Raum durch bestimmte Träume, in deren Spiegelungen er sich das Mysterium visionär erschließt. Er ist ständig damit beschäftigt, sein Inneres über seine eigenen Ahnungen reflektierend zu ergründen. Wir begegnen hier dem sich spiralförmig auf ein neues Ende hin bewegenden alten Anfang, einer neuen Seite im Buch des Lebens, deren Inhalt aber immer noch die Vision des Vergangenen transportiert. Dieser beinhaltet den Ur—Willen, dessen ideelle Atome sich in der Karte des Magiers zu geistig-materiellen Verdichtungen gruppieren. Doch dazu bedarf es der kosmischen Dimension der Zeit. Sie ist der Geburtskanal, durch den das zum Leben berufene Geschöpf ausgetrieben wird. So befindet sich der Mensch fortwährend zwischen einem Ende als Anfang und einem Anfang als Ende. Wenn er zurückblickt, kann er erkennen, dass durch jedes Ende ein alter Anfang hindurchreicht und sich spiralförmig auf ein neues Ende hin fortbewegt: Nichts ist mehr, wie es einmal war, und trotzdem ist es immer dasselbe.

Bapbomet — Tarot der Unterwelt

Karte

Wie kaum eine andere Karte entzieht sich der Narr dem Versuch, ihn mit Worten beschreiben zu wollen. Das liegt in der Unfähigkeit des menschlichen Verstandes, Dinge zu erfassen, die auf der Schwelle zwischen Bewusstsein und Unbewusstem angesiedelt sind. Ziele und Inhalte blähen sich zu verworrenen und ausufernden Gedankenkonstruktionen auf, die selten mehr als eine hilflose Liebenswürdigkeit offenbaren. Und so führt uns die resignierende Reaktion des Beschreibenden - sei es durch ein schulterzuckendes Seufzen, ein verlegenes Grinsen oder einen hoffnungsvollen Blick, der uns offen und erwartungsvoll um Beistand bittet - sehr anschaulich vor Augen, was dem Narren fehlt: die für die Beschreibung des Unbeschreiblichen notwendige abstrahierende Verstandeskraft. Auf der einen Seite liegt der Vergleich zu einem Traumtänzer nahe, der unbelastet von allen persönlichen Ansprüchen und Zweifeln in einer Leichtigkeit lebt, deren Mühelosigkeit wohl am besten mit einem kindlichen Tanz verglichen werden kann. Die andere Empfindung mag bei weniger realitätsfremden Naturen jedoch zum entsetzten Ausruf führen: Vergib ihm, denn er weiß nicht, was er tut! Und beides stimmt: Er weiß es wirklich nicht, denn es fehlt ihm der Verstand, der vergleichende Maßstab, und deshalb wird ihm von den Göttern auch vergeben werden.

Angesichts der Tatsache, dass dem Narren die Grundvoraussetzung für jede Schuld fehlt, schwindet jede persönliche Tat gegenüber der fehlenden Erkenntnis zur Nichtigkeit oder zum bloßen Webmuster im Netzwerk des Ewigen. Die Unschuld der Freude, das unbefleckte Vertrauen in die Richtigkeit seines Handelns und die Selbstsicherheit im Umgang mit allen Dingen um sich herum rückt den Narren in die Nähe eines Kleinkindes, dem wir jegliche Form von Schuld aberkennen. Verstärkt wird dieser Vergleich durch die Beobachtung, dass kleine Kinder im Anfangsstadium ihrer Entwicklung von sich selbst in der dritten Person sprechen, gerade so, als ob es dabei nur um einen unbedeutenden Teil von etwas Größerem ginge. Die vorsätzliche und bewusste Anwendung dieser Ausdrucksweise, die sich früher auch bei feudalen Herrschern wiederfand, spiegelt in sich den gleichen Ansatz wider, obwohl hier die Bedeutung völlig auf den Kopf gestellt ist. Ebenfalls lässt sich bei kleinen Kindern das Fehlen eines Bewusstseins über sich selbst darin erkennen, dass Zeit für sie allenfalls eine chronologisch ordnende Rolle spielt: vorher und nachher oder später. Zeit als Ausdruck für Vergänglichkeit kann überhaupt erst an Bedeutung gewinnen durch die Entdeckung, dass diese Vergänglichkeit auch das betreffen wird, dessen man sich vorher als das eigene Ich bewusst geworden ist. Wenn ihr nicht (wieder) werdet wie die Kindlein …, heißt es in der Bibel.

Der Advocatus Diaboli weist zu Recht darauf hin, dass jeder Versuch, den Narren zu beschreiben, falsch sein muss, wenn die Sicht des Betrachters in das Bild des Narren hineinprojiziert wird und Göttlichkeit und Leere dabei gleichgestellt werden - wie es bei der Vorstellung des Nirwana geschieht. In der Verfassung des Narren käme keiner auf die Idee, seine persönliche Lage schildern zu wollen - weil er darüber nichts weiß. Somit ist die Erfahrung dieses Archetypen immer auch eine Erfahrung, der wir uns erst im Nachhinein bewusst werden können; alles, was wir später darüber zu sagen vermögen, ist, dass wir gar nicht wussten, was wir da taten. Dieser sich Raum und Zeit entziehenden Existenz wohnt jedoch auch die Möglichkeit zur Bewusstwerdung inne. Das versinnbildlicht sich auf der Karte als Meer, in dem sich das Bewusstseinspotenzial als halb verborgener Kopf offenbart. Es bleibt offen, ob er in diesem Gewässer zu versinken droht oder sich daraus zu erheben trachtet - dem Kopf selbst scheint beides, einerlei Alles, was wir über den Narren wissen können, ist, dass er existiert, weil es außer seiner puren Existenz nichts über ihn zu wissen gibt. Er ist die Existenz schlechthin, die Essenz der Existenz. Er ist die Tatsache, dass Existenz existiert - und dass er selbst nichts davon weiß.

Im traditionellen Tarot entspricht der Narr dem persönlichen Willen, der noch keine Zielrichtung hat, weil er in sich absichtslos ist und ohne die Struktur der künftigen Absicht einfach die Potenz der sich selbst aus sich heraus gebärenden neuen Lebensenergie darstellt. Auf der Karte sehen wir eine im Ozean des Unbewussten versunkene Gestalt, die ihren Kopf aus dem Wasser hält. Wenn das Meer die Auflösung aller Einschränkungen und das Sehnen nach Verschmelzung mit der Seele repräsentiert, dann symbolisiert das Herausheben des Kopfes den Drang, das Bewusstsein wie den Schnorchel eines Unterseebootes aus den Wassern des Numinosen zu hieven, ohne den verschlingenden Fluten aber in vollem Umfang zu entkommen. Deshalb sitzt er in der Falle: Die Vorstellung vom Ewigen ist zwar erreichbar, aber nur als Vision, und weil diese durch die Brille des Narren als neues Lebensziel herhalten muss, erkennen wir auch, dass das Ganze nur so lange funktionieren kann, wie das Ziel nicht richtig deutlich wird. Solange wir nur in den Nebeln herumstochern, sind wir wenigstens der Prüfung enthoben, festzustellen, ob das Angestrebte in der Realität überhaupt möglich ist.

Aus einer anderen Perspektive betrachtet könnte man auch sagen: In der Welt des Narren existiert kein Narr! In der Welt der Nicht—Narren existiert der Narr als Antipode zur Vernunft und somit ist er ein Vertreter des Irrationalen, das als Bedrohung des konzeptionellen Denkens empfunden wird. Er symbolisiert die Unschuld der Seele, bevor sie in die Strukturen des Persönlichen eingebunden wird. Daher gibt es einen naturgegebenen Widerspruch zwischen der Ungebundenheit des Narren und der Absichtlichkeit des handelnden Menschen. Im Moment des konzeptfreien Seins und Wahrnehmens dringen Energiegewebe aus dem strukturlosen Raum in die Ordnung des fünfhirnigen Menschen ein und bereichern diesen oder treiben ihn in die Nervenheilanstalt - den Ort, an dem versucht wird, Ver—Rückungen zu steuern (dem Narren die Unschuld zu nehmen, riefe den Fluch des Mühlsteins hervor, den Jesus einst aussprach, falls man versuchen sollte, dem Naiven den Glauben zu nehmen). Fazit: Die Qualität des Narren aus der Sicht der Nicht—Narren ist der Flug, der allerdings nur denen gelingen mag, die vorher kräftige Wurzeln entwickelt haben. Die Qualität der Nicht—Narren aus der Sicht des Narren ist ihre Nicht—Existenz.

Fassen wir zusammen: Das Sehnen nach Verschmelzung und die Auflösung aller Einschränkungen weisen gerade auf das Problem hin, den Narren, der unsere Persönlichkeit aufweicht, durch das beschränkende Ego erfahren zu müssen. Damit haben wir im Bewusstsein des Narren etwas, das sich im Grunde noch ein bisschen gegen das sträubt, was er im Begriff ist, aus sich hervorzubringen: die Vision eines neuen Lebensziels. Denn der Narr als Vertreter der Null ist nicht zu verwechseln mit dem Narren des Königs, der in Wahrheit ein Magier ist. Seine perfekte Beschäftigung ist die Nichtbeschäftigung. So können wir im Geist dieser Karte anderen helfen, sich weniger mit ihrem Tun zu identifizieren, und sie beim Loslassen unterstützen. Wir sind die Trainer der Manager, ihre einfühlsamen Meditationsmeister, zumindest solange wir etwas vermitteln, was nicht zu vermitteln ist. Wir schwimmen mit den Delphinen und tauchen ohne Furcht in die Urgründe der Erdspalten.

Unsere Erkenntnisse sind nicht reproduzierbar, sondern einzigartige Erscheinungen aus den Zwischenräumen unserer bewussten Gedanken. Der Narr ist außerhalb der Polarität und befindet sich nur für den Betrachter innerhalb eines dualen Körpers (dieser Widerspruch ist die Spiegelung der Absurdität des Narren im Nicht-Narren und somit das einzig Reale, was der Narr als Realität wahrnehmen kann). Gerade aus dem Drang, sich selbst in jedem Rahmen zu verlieren oder sich jeder Einschränkung zu entziehen, formen sich am Ende die noch etwas zögerlichen Konturen eines schöpferischen Willens. Der Geist führt ihn zunächst zu den Pforten mystischer Wahrnehmung, zu den Gipfeln göttlicher Erkenntnis, wo die Visionen die Wirklichkeit überprägen und die Realität zur reinen Fiktion zerschmilzt. Das Verzwickte an dieser Situation liegt daran, dass es nur selten möglich ist, etwas Persönliches zu kreieren, das nicht in den Schalen kollektiver Vorstellungen und Bewusstseinsmuster Platz finden kann - ein Umstand, der sich in dem Gebilde veranschaulicht, das sich wie ein Teufelshorn aus dem Kopf des Narren hervorgedreht hat. Es ist das Symbol für die soziale Kultur, die Struktur der Bilder, die die Menschheit in ihrer Entwicklung gesammelt und zu einem monströsen Gebilde aufeinander getürmt hat, denn: Kollektiver Glaube und kollektive Bilder schaffen jenen Teil der Wirklichkeit, den wir Realität nennen, gestalten Emotionen zu sichtbaren Formen, die wir als gegenständlich empfinden, und formen schließlich uns, die wir die Welt formen, damit die Welt, in der wir leben, immer genau unserer Wirklichkeit entspricht. Das bedeutet auch, kaum haben wir das Haupt aus dem Unbewussten erhoben, dringen die alten, scheinbar überwundenen Bilder aus unseren Köpfen mit dem Wunsch, ihnen eine neue kollektive Doktrin aufzuprägen.

Die Reise des Helden

Wenn wir das bis jetzt Gesagte nicht mehr hinterfragen, müssten wir zur Ansicht kommen, dass der Narr für die Auflösung der Realität an der Schwelle einer neuen Reise steht. Das ist aus der Sichtweise des Denkens sicher richtig, aus der man die Realität für real erklärt und die Voraussetzungen zu deren Auftreten als wahr. Wenn wir aber die Realität in Frage stellen, um zu entdecken, was oder wer es ist, der die Realität für wahr erklärt, dann relativiert sie sich auf jene Wellenlänge, auf die unsere inneren Bilder ansprechen.

Die erste Einsicht in den Mechanismus unseres Erkennens ist, dass die Welt, die wir erkennen, nicht wirklich die ist, wofür wir sie halten. Wir halten sie für eine Welt der Materie, der Gegensätze. Dabei gibt es gar keine Materie an sich. Alle Materie fußt auf einer unbekannten Kraft, die Atomteilchen in Schwingung bringt. Daher besteht sie nur aus Energie, aus Schwingung. Und da Energien keine Gegensätze kennen, weil sie die Gegensätze selbst sind, wir aber aus der Wirkung dieser Energien Gegensätze machen und damit unsere vorstellbare Welt erschaffen, lässt sich leicht feststellen, wo diese Bilder ihre Wiege haben: in unserem Bewusstsein Mensch (dem Kropf, der dem Träumer aus dem Kopf wächst)’ Aus dieser Sicht beschriebe sich der Narr wie folgt: Er ist der Stein des Weisen in der Hand des Magiers, und doch ist der Magier nichts anderes als eine Bewegung in der Freiheit des Narren. Seine Magie ist eine ohne Anhaftung und Ego. Er ist der Meister des Tao ohne das Bild eines Meisters. Diese Magie ist die Höchste aller magischen Praktiken: Kein Lehrbuch vermittelt sie, kein Guru gibt sie an einen Schüler weiter, sie offenbart sich durch sich und verliert sich in sich selbst.

Wenn wir die Realität nun als Extrakt unserer eigenen Bilder erkennen, so könnten wir den, der uns von dieser Realität befreit, als Erlöser begrüßen: als Erlöser von der Welt unserer eigenen Vorstellung. Leider ist dies nicht so einfach. Denn durch das Vorhandensein einer materiellen Umwelt sind wir darauf angewiesen, die Befreiung aus den alten Strukturen zu einem neuen Lebensziel oder zumindest zu einer Erkenntnis umzukneten. Somit wird der Narr zur Karte, die sich an den Anfang eines neuen Lebensweges stellt, indem sie alle alten Strukturen überwunden zu haben glaubt, womit sich das Denken in seiner eigenen Falle gefangen hat (ein Wort des Narren ließe den Bann der Täuschung, der über der Realität liegt, zur Wirklichkeit werden, und ein leises Plop wäre zu hören, wenn die Seifenblasen über dem Ozean zum Ozean würden: Die Magie und Spiritualität des Narren im Nicht—Narren wäre dann die Brücke zum Universum). Die Falle zeigt sich im Teufelshorn oder im monströsen Gebilde, das der Gestalt im Ozean des Unbewussten wie ein Krebsgeschwür aus dem Kopf gewachsen ist. Die Vermessenheit der menschlichen Einbildung wird unterstrichen, indem sich der Kropf (das Gesicht mit dem Auge) sozusagen selbst in der Hand hält und dem Meer des Unbewussten damit einen kontrollierten Ausschnitt entgegenstreckt. Diese Kontrolle hat ihren Grund: Des Narren Sehnsucht nach dem Unendlichen ist gerade das verdrängte Gegengewicht zu unserer materiell-polaren Perspektive, die, einmal aus den Angeln gehoben, sich immer mehr in sich verliert: als Lust des Kompensierens unseres Denkens, um sich im Grenzenlosen zu ertränken.

Erst wenn wir erkennen, was die Realität ist, dann können wir auch die Voraussetzungen erschauen, die sich der Narr als Vision zum Mittelpunkt seiner Sichtweise gemacht hat. So entsteht auf der menschlichen Ebene ein Beobachter des Beobachters, der auf einer hohen Ebene zur Erleuchtung führt und auf einer tiefen als ein Ausdruck der Ablehnung der Realitätsebene steht, was gleichbedeutend mit Ablehnung der Wirklichkeit zu sehen ist. Nicht weil er sich seine Sichtweise zum Mittelpunkt gemacht, sondern weil ihn seine Sichtweise umgekehrt in die Startlöcher eines Ausgangspunktes, der am Ende nur wieder zu sich selbst führt, hineinmanövriert hat: Die Reise des Helden ist das Bild, wie sich die Welt seiner Vorstellung durch die Kapazität seiner »zukünftigen Erinnerung« darstellt - und der unter seinen Fußsohlen liegende Weg die einzige Realität im Nebel der Leere! Seine Erkenntnisse sind nicht reproduzierbare Gedanken, sondern spotlightartige Flashs aus den Nischen und Räumen zwischen den Dualitäten.

Kontroverse
Kronos als Hüter der Tradition

Alles, was wir über den Narren wissen können, ist, dass er existiert, und weil er sich aus sich selbst hervorbringt und es außer seiner puren Existenz nichts über ihn zu wissen gibt, versuchen Sie sich über diese Karte zu mokieren. Aber ich versichere Ihnen, lieber Vertreter der Gegenseite, dass sich die Qualität des Narren nicht einfach in einer numinosen Leere, die sich selbst befruchtet, ausdrückt, sondern in der tiefen inneren Anbindung an den großen Schöpfergeist. Der Fehler Ihrer These liegt im Umstand begründet, dass Alles im Nichts enthalten ist. In der Unschuld des Narren ist die Bedeutung des Vertrauens in den Weg erkennbar, die ihn selbst vor den möglichen Gefahren schützt. Die Spontaneität seiner Reaktion auf die Herausforderungen des Lebens macht ihn zu einer vorurteilsfreien Kraft und somit zum Synonym für das kindliche Bewusstsein. Er greift tief in die Trickkiste der Wahrheit und nennt die Dinge beim Namen, ohne an deren Wirkung interessiert zu sein. Seine innere Sicherheit, an welcher Stelle er als nächstes seinen Fuß hinsetzt, erhält er aus dem Vertrauen in die Energie, die ihn führt Er macht sich keine Gedanken über die Reaktionen seiner Mitmenschen, die ständig darüber rätseln, was die Motive seiner Handlungen sind. Die Zielgerichtetheit seiner unbewussten Taten lässt die Vermutung aufkommen, dass er aus dem Pool der Ganzheit schöpft, die mit allen Ebenen der Erscheinungswelt verbunden ist. Entgegen Ihrer Vorstellung, der Narr würde sich gegen das sträuben, was aus ihm hervorbricht, weil er die Formgebung der formlosen Kräfte ablehnt, sehe ich das Motiv seiner Handlungen hinter den Ebenen, die ihn leiten. Gerade die innere Leere seines Geistes, der frei von Absichten durchs Leben geht, macht ihn offen für die Inspiration aus dem Göttlichen. Diese Kraft ist die Voraussetzung, um aus dem in der Vollendung steckenden Ende wieder zu einem für jeden Anfang offenen Nichts werden zu können. So gelenkt, kann der Mensch die hohe Inspiration in die Welt transportieren und die Wirklichkeit bereichern, denn nur durch die unendliche Größe des Alles und Nichts vermögen wir uns selbst aus einer erhöhten Perspektive wie einen im unendlichen All immer kleiner werdenden Punkt zu betrachten, bis wir uns am Ende am Rand der ersten Stufe einer neuen Ebene wiederfinden. Aus diesem Grund schrumpft die Vollkommenheit des zurückgelassenen bisherigen Seins auf die Größe eines Punktes oder eines Kreises mit dem Radius Null zusammen. Dieser verliert aus der Sicht der neuen Ebene alles an Größe und Inhalt und wird zu dem Nichts, das alles ist, zu dem Anfang, der aus dem Ende bereits entstand - und damit zu dem Einzigen, für das eben der Narr und nur der Narr stehen kann. Dadurch, dass er die Formen und Konzepte seiner Umgebung auflöst, macht er eine Neuorientierung möglich. Er ist somit der Erfüllungsgehilfe des Schöpferprinzips, das die Realität durch den Aufbruch der Konvention erweitert. Aus der Betrachtung des Ganzen gesehen, wird durch den Narren die Wirklichkeit auf den Punkt reduziert, der in sich selbst verschwindet, um von dort erneut aufzutauchen.

Akronos als Advocatus Diaboli

Wozu dieses esoterische Geschwafel, Verehrtester? Der Kreis, der aus der Sicht des Narren zu dem Nichts geworden ist, das alles sein soll, und sich im Anfang, der gleichzeitig auch Ende ist, verwirklicht - ist das nicht der Insolvenzantrag des menschlichen Verstandes, der beim Versuch, über seine eigene Begrifflichkeit hinauszuwachsen, gescheitert ist? Warum muss etwas werden, nur um sich selbst erkennend wieder aufzulösen und daraus wieder neu zu entstehen? Das tut es doch sowieso, und die Kräfte des Ewigen bedürfen weder der Erkenntnis noch der Legitimierung durch den Verstand. Ist das Klischee des Nichts, das alles beinhalten soll, nicht einfach ein Trick des überforderten Individuums, sich ein mentales Mysterium zu schaffen, auf das es ohne intellektuelle Gewissensbisse hereinfallen kann? Und ist es nicht auch so, dass sich gar nichts auflöst, um neu zu werden, sondern dass der Geist, der eine neue Spirale betritt, einfach die überholte Form abfallen lässt, die für den neuen Zyklus keine Bedeutung mehr hat? Was hier stört, ist nicht die Erkenntnis an sich, sondern der Nebenschauplatz, der sich mit dieser Einsicht verbindet. Wer aus der Sicht des Bewusstseins argumentiert, dass die Karte des Narren alles beinhaltet, was sich aus der Vollendung des Zyklus einer vorhergehenden Ebene ergeben hat, der setzt voraus, dass er weiß, worauf das Wesen der Schöpfung hinausläuft. Selbst wenn wir die Schöpferschlaufe (das Spiel der Schöpfung mit sich selbst) so sehen könnten, wie sie ist, könnten wir uns mit unseren Sinnen kein Bild von ihr machen, weil sie keinen Platz in dem Rahmen hat, den der Mensch mit seinen Sinnesorganen austastet. Wir projizieren das Inventar unserer Bilder auf alles, was uns von außen entgegentritt, und reagieren dann auf unser Bild anstatt auf das Geschehen. Deshalb leben wir auch nicht in dem, was geschieht, sondern in dem von uns durch unsere Vorstellung selber geschaffenen Raum-Zeit-Kontinuum. Fakt ist: Da wir die Wirklichkeit ja nur durch den Raster erfahren, den wir uns selbst geschaffen haben, finden wir in den Tarotbildern meist nur abgehobene Erklärungen, die wir unreflektiert widerspiegeln. Und weil wir für unsere Modelle, die den Schöpfungszyklus bebildern, zumindest das illusionäre Bild eines Kreislaufes nachstellen müssen, damit wir etwas haben, worauf wir unser Modell errichten können, brauchen wir Symbole, die nicht nur nicht halten können, was sie bebildern, sondern die darüber hinaus auch noch etwas ausdrücken sollen, was in unserem Kopf gar keinen Platz haben kann. Folglich symbolisiert das kollektive Bewusstsein auf der Stufe des Narren weder das Nichts noch die Vorstellung des Nichts (weil die Vorstellung ja Inhalte benötigt und in Ermangelung derer einfach das Nichts zum Inhalt macht), sondern es zeigt das noch unformatierte kollektive Wissen, das vom Individuum als Nichts dargestellt wird, weil es als Neuanfang erfahren werden will. Wo aber liegt der Sinn? Möglicherweise in der Wahrheit, dass es keinen gibt (denn wenn wir das Nichts als Alles erfahren wollen, dann geraten wir von der Illusion sinnvoller Ziele zum Bild sinnloser Wahrheit) oder dass er zumindest für uns nicht nachvollziehbar ist. Da der Verstand eine solche Botschaft natürlich nicht akzeptiert, versteigt sich der Mensch oft zu Begriffen, die über sein eigenes Verstehen hinausgehen und konkret nichts aussagen, damit er auf das hereinfallen kann, was er sich selbst nicht eingestehen will: auf die Beschränktheit des eigenen Bewusstseins, dem er misstraut.

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