Kitabı oku: «Der Akron Tarot», sayfa 4

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Deutungen
Allgemein

Mit dem kindlichen Archetyp des Narren beginnen wir unsere Reise des Helden. Er repräsentiert die ungeordnete, unstrukturierte Existenz von Energie, bevor der Urknall des Bewusstseins den Willen ins Licht bringt und damit eine Abspaltung vom Unbewussten erzwingt. Zuvor existiert das Bewusstsein nur als Anlage. Der Narr ist bewusstlos, doch der Instinkt und das Bedürfnis, aus der Bewusstlosigkeit zu entfliehen, um in einer selbst geschaffenen Realität zu agieren, ist mit dieser Karte als Potenzial bereits latent vorhanden. Als Anfang des Weges versinnbildlicht die närrische Energie einen ungeordneten Pool von Möglichkeiten, Ideen, Inspirationen, ohne Absicht, ohne Sinn und ohne den Gedanken der Schuld, der erst mit der Dualität, in die sich das Ich begibt, entstehen wird. Wenn wir dieser Energie in unserem alltäglichen Leben begegnen, bedeutet das also vor allem, dass wir ohne großes Nachdenken unseren Instinkten oder unseren spontanen Anwandlungen folgen. Würde man den Narren fragen, wer er ist, so würde er antworten: Wer ich bin …?, und übermütig lachen: Was ist denn das - Ich? Er schlüpft in die Rollen und Masken hinein, übernimmt sie und hebt sich über Normen und Konventionen hinaus, indem sie für ihn schlicht und einfach nicht existieren - so wenig wie ein Bewusstsein darüber, dass es Rollen überhaupt zu geben braucht. Im täglichen Erleben begegnet er uns dann, wenn wir, ohne darüber nachzudenken, etwas tun, das weder logisch noch verständlich ist. Das Verständnis kommt erst viel später. Im Nachhinein begreifen wir plötzlich, wie weise die Handlung war, obwohl sie uns im Moment des Geschehens völlig närrisch erschien: In solchen Augenblicken lernen wir die Narr-Energie in uns kennen. Diese Kraft leben wir im Alltag zum Beispiel, indem wir uns einen Film ansehen, und plötzlich sind wir mittendrin in der Story. Oder indem wir uns auf einem Fest einfach dem Geschehen hingeben und ohne nachzudenken spaßen, genießen und feiern. Der Narr setzt in uns Kreativität und Freude frei, er ist unsere Verbindung zur Weltenergie. Er symbolisiert das Potenzial zu einem neuen Anfang, die Summe aller unschuldigen und unbearbeiteten Möglichkeiten, mit denen der Magus dann zaubern kann. Bis dahin wird der Narr durch die Welt laufen und pausenlos staunen. Er kennt keinen Raum und keine Zeit und lebt in den Momenten, in denen alles stillsteht und voller Wunder ist.

Beruf und Finanzen

Der Narr taucht zumeist unverhofft auf. Ein neues Projekt kündigt sich an, das wir mit geradezu unschuldiger Freude beginnen, ohne uns viele Gedanken darüber zu machen, wie es sich entwickeln könnte. Wir begegnen unserer Arbeit verspielt. Zugleich steht der Narr für ein kreatives Sammelbecken von unzusammenhängenden Ideen. Er lebt zur Hälfte im Meer, aus dem wir unsere Ideen schöpfen, die wir dann später mit der Willensenergie des Magiers in die Tat umsetzen können. So kann es passieren, dass der Narr Einfälle mit vor Begeisterung sprühenden Augen aus sich herauspurzeln lässt, die an Genialität grenzen. In einem für ihn typischen Beruf kann er daher genauso gut als Clown im Zirkus Kinder zum Lachen bringen wie auch als verschrobener Erfinder die Menschheit mit erstaunlichen Entdeckungen beglücken. Was immer es ist, für das er sich entscheidet, es wird jedenfalls nicht unserer gesellschaftlichen Norm entsprechen. Auch in Geldangelegenheiten fehlt dem Narren jedes vernünftige Gespür. Manchmal hat er tolle Hingebungen, wie man zu Geld kommen kann oder einfach ein wenig Glück, aber zumeist wird er Schwierigkeiten haben, mit den Groschen zu haushalten. Er kann auf seinem Konto problemlos ein kleines Desaster anrichten, denn er entspricht dem Kind in uns, das unbedingt etwas haben will, was es gerade sieht, und sich nicht dafür interessiert, welchen Preis es dafür zu zahlen hat.

Umgekehrt

Die Fallen des Narren erkennen wir erst im Nachhinein. Wenn wir uns mit seiner kindlichen Energie durch die strukturierte Realität des Berufslebens bewegen, treten wir in Fettnäpfchen und legen uns Stolpersteine, die uns erst später schmerzhaft vor Augen führen können, was wir angerichtet haben. Sie begegnen uns zum Beispiel durch die fehlende Verantwortung oder unsere eigene Blindheit und Ignoranz, mit der wir Geschehnisse in unserem mentalen Umfeld nicht einschätzen können, weil wir sie nicht richtig wahrnehmen und damit für Chaos sorgen oder uns für andere »zum Narren« machen. Auch die kleinen, manchmal skurrilen, absurden Vorfälle, die uns widerfahren, oder die unpassenden Bemerkungen, die aus uns herausplatzen, gehören dazu. Einen plump-peinlichen Witz zu erzählen, über den man selbst in Begeisterung ausbricht, oder vor dem Chef zu stehen und das Richtige im falschen Moment zu sagen, kann uns mit dem umgekehrten Narren schnell passieren. Ebenso schnell verzetteln wir uns in unseren eigenen Ideen und können nicht vorausschauend planen.

Liebe und Beziehung

Der Narr liebt es, mit den Gefühlen zu spielen und dabei immer wieder interessante seelische Nischen zu entdecken, in denen er verbotene Früchte genießen kann, ohne darüber nachdenken zu müssen. Er kann uns einladen, uns auf Abenteuer einzulassen, die uns am Wegesrand begegnen, oder eine bereits bestehende Beziehung völlig neu zu sehen - indem wir uns das Wundern wieder angewöhnen. Energetisch entspricht er dem Flirt und dem freiheitlichen Kontakt, nicht der verantwortungsvollen Bindung. Vor allem rät er zur Offenheit und lehrt uns zugleich, den anderen so zu nehmen, wie er ist, ohne ihn für sein Tun oder Lassen zu verurteilen. Er lässt sich von seinem Instinkt leiten und erlebt jede neue Erfahrung mit unschuldigem, aufgeregtem Staunen auf das große Unbekannte, in das er sich hineinwagt. Dabei mag er gelegentlich auch das eine oder andere Herz brechen, doch kritisiert man sein Handeln, dann wird er die Vorhaltungen nicht verstehen, denn er folgt nur seinen Neigungen, ohne darüber nachzudenken und ohne irgendwem etwas Böses zu wollen. Körperlich ist er zugleich derjenige, der sich weder ausreichend vor Schwangerschaft noch vor Krankheit schützt, aber oft genug ungeschoren davonkommt, weil ihn sein Instinkt leitet und weil sein Vertrauen einfach unerschütterlich ist. In der Sexualität erleben wir eine Zeit des Ausprobierens, der Entdeckungen, kreativer Spiele und kindlichen Übermuts.

Umgekehrt

Ebenso kann der Narr in unseren persönlichen Verbindungen sehr verantwortungslos und leichtsinnig sein und uns mit seinen Flausen zur Verzweiflung bringen. Vor allem hat er in der Umkehrung seine Verbindung zu seinem Instinkt verloren, was ihn und damit uns in Herzensangelegenheiten in so manche Verlegenheit bringt. So entspricht er z. B. der typischen blauäugigen Begeisterung, mit der wir uns auf ein Abenteuer einlassen - und einen kompletten Reinfall erleben. Oder der tollpatschigen Taktlosigkeit, mit der wir unseren Partner ungewollt tief treffen können, weil wir sensible Punkte und Verletzungen berühren, die wir in unserer Gedankenlosigkeit nicht wahrnehmen wollen. Was immer wir an Unvorsichtigkeiten begehen, wenn der Narr sich nicht von seinem Instinkt und Vertrauen leiten lässt - sie bergen die Gefahr unschöner Folgen.

Magie und Spiritualität

Licht und Schatten gehen aus dem Narren erst in dem Moment hervor, in dem er seine Einheit verlässt; nur dann, wenn sich das eine vom anderen abgrenzt, können Hell und Dunkel unterschieden werden. Das heißt, Menschen im Energiefeld dieser Karte werden plötzlich wieder mit ihrer verdrängten Offenheit und medialen Kraft konfrontiert. In dieser Stunde der Wahrheit besiegelt sich oft, was im Zustand vollkommenen Nicht—Bewusstseins im Traum des Narren zuvor schon visualisiert worden war und in diesem Trumpf nun auf den Tisch kommen mag: beispielsweise die Erkenntnis, dass man im Bemühen, alles im Auge zu behalten, alles übersah, was für die aktuelle Situation von Bedeutung gewesen wäre. Somit kann der Narr hier und jetzt eine Aufforderung sein, sich den eigenen Visionen und Eingebungen anzuvertrauen, die uns den Weg zeigen, statt nur urteilend und mit Willenskraft aus dem Ego heraus zu handeln.

Umgekehrt

Im Bereich der Magie und Spiritualität steht der umgekehrte Narr meist dafür, dass wir auf unserem Einweihungsweg zu wahllos sind. Wir lassen uns nicht innerlich leiten, sondern schauen wie ein Kind vor dem Schaufenster mit glänzenden Augen auf das große Angebot der verschiedensten Religionen oder spirituellen Wege der Esoterikbranche. Am liebsten wollen wir alles auf einmal ausprobieren. So hüpfen wir von Weg zu Weg und zerstreuen unsere Energie, ohne uns wirklich auf etwas Neues einzulassen. Oder wir prüfen die Angebote, die uns begegnen, zu wenig und vertrauen in kindlicher Naivität jeder Lehre, die uns das große Seelenheil verspricht, ohne sie oder uns zu hinterfragen.

I Der Magier
Bewusstsein, Ego, Selbstverwirklichung


Im Geist dieser Karte ist die Abgrenzung der Personalität vom Allumfassenden und Allgegenwärtigen angesprochen, die die Initialzündung für den Prozess der Bewusstwerdung liefert. Das Ich des Magiers ist durch das Schwarze Loch des unerschaffenen, raumzeitlosen Nicht-Seins, das der Narr umkreist, hindurchgetreten. Der Mensch beginnt, sich ein Bild von sich selbst - und damit von der Welt - zu machen. Ich bin, der ich bin und Am Anfang steht die Tat sind die Schlüsselsätze, die ihm zugeordnet werden. Im Gegensatz zum Narren erfasst die Symbolik des Magiers bereits die ersten Schritte in den aus dem Nichts entfalteten Raum, in die aus der Ewigkeit geborene Zeit und in das konkrete, dynamische Leben. Der Magier projiziert seine Ideen in ein Objekt hinein, um dieses handhaben zu können. Dem Narren hingegen ist es in seiner Verrücktheit erlaubt, die Verschleierungen des ihn prägenden Unbewussten visionär zu erahnen. Auf der konkreten Ebene des Daseins weisen beide den Weg, der von der Zeugung zum embryonalen Wachstum (Hohepriesterin) und zur Geburt (Herrscherin) des individuellen Seins führt. Damit befindet sich der Magier unwiderruflich auf jener Entdeckungsreise, auf der er die Welt als das gespiegelte Bild in einem Spiegel, den Spiegel aber als das Symbol seines kreativen Willens zu erkennen lernt, in dem die Projektionen seines Bewusstseins, die seine Sicht bestimmen, sich mit den Schöpfern seines Traums verschmelzen können!

Bapbomet — Tarot der Unterwelt

Karte

Der Magier verkörpert den Geist, der aus der unbewussten Einheit des Seins (0) herausgefallen ist und sich durch seinen Sturz in die Dualität selbst definieren muss. Zum Zeitpunkt der Landung im persönlichen Leben (Geburt) versinnbildlicht die Karte die Flamme des Ego und ist Bote dessen, was wir die langsam aufdämmernde Ich-Erkenntnis nennen können. Wenn der Narr dem unbewussten Träumen entspricht, das keine Absicht hat, weil es in sich absichtslos und ohne Zündfunken einfach die Potenz des sich selbst aus sich heraus gebärenden Urnichts darstellt, dann verkörpert der Magier die Fackel des intuitiven Erkennens und die Kraft, die sich an den Beschreibungsversuch des Unsagbaren heranwagt (der bewusste Träumer seines Traums). Vertritt der Narr die diffuse Leere, die noch keine Dualität kennt, dann symbolisiert der Magier die Ich-Verkörperung und Selbst-Durchsetzung als Initialzündung für den Prozess der Bewusstwerdung und des Selbstbildes. Die Verbindung der beiden Karten veranschaulicht sich in der Symbolgestall des Prometheus, dessen plötzlich aufbrechendes Bedürfnis nach Erweiterung seines Horizontes ihm den Wunsch eingab, das Feuer der Götter vom Himmel zu holen und es für die Menschen nutzbar zu machen. Psychologisch könnte man das so veranschaulichen, dass das zur Integration bereite Unbewusste in Form von noch unstrukturierten Gefühlen und Erkenntnissen als Vision oder Idee ins Bewusstsein schimmert und den Zwang auslöst, diese auf eine umfassende Weise jetzt verstehen und für sich verwenden zu wollen. Die Erkenntnis des Individuums, dass die über die Sinne erlebte Welt durch die persönliche Ausrichtung der Wahrnehmung beeinflussbar und gestaltbar ist bzw. das eigene Überleben sichert, führt zur Entwicklung und Ausformung des menschlichen Willens.

Damit avanciert der Magier zum Erwecker aus dem Schlaf der eigenen Bilder, denn er schmiedet die Ideen des Träumers im Polaritätsprinzip des menschlichen Denkens zu einem Schwert des Willens, mit dem er die Welt erobern kann. So wie die Linse eines Filmprojektors die Bilder eines Filmes auf die Leinwand wirft, so katapultiert sein Wille die Bilder seiner Vorstellungen in die Welt hinaus. Der Ausschnitt, der sich vor seinem Auge öffnet, ist gewissermaßen eine Projektion aus dem Ozean seines eigenen Selbst und entspricht jenem Anteil der in ihm wirkenden überpersönlichen Notwendigkeit, das Gesehene als Zweig seiner schöpferischen Kreativität wahrnehmen zu können. Damit kreiert sich seine Welt aus der Perspektive, aus der er sich selbst wahrnimmt; er erschafft die verschiedenen Ebenen seiner Realität durch die Wirkungen seiner Handlungen, und diese erschaffen gleichzeitig die Identität seiner Persönlichkeit. Der Magier gibt seinem Bewusstsein das gewünschte Ziel mit dem Befehl ein, sich darauf ausrichten zu wollen, und gestaltet die Vision des Narren durch seinen Willen so aus, dass sich dessen Trauminhalt in seinem Bewusstsein verwirklicht. Je größer die Kluft ist zwischen seinem Ziel, das er erreichen will, und seinem angenommenen Standpunkt, umso intensiver ist der Einsatz seiner magischen Kräfte, die nichts anderes als der Versuch sind, den Abstand zwischen sich und dem Ziel zu verringern. So wird die Außenwelt im Inneren reflektiert und mental in die psychische Datenbank integriert. Was der Magier nicht weiß: Im Grund beruht sein Wille auf einer schöpferischen Vision, denn das Unbewusste als Schöpfer des Ego ist sich bewusster über das Ziel seiner Schöpfungen als er selbst. So wie er seinen Willen in die Welt projiziert, so organisiert sein unbewusster Narr (wir erkennen ihn im würfelförmigen Altar, auf dem der Magier seinen Kopf aufstützt) seine innere Welt. Daraus projiziert er dann die materielle Realität, ohne zu merken, dass sie nur die Verkleinerung der inneren Visionen ist, und zwar durch den Raster, wie sich der Magier die äußere Welt vorzustellen gelernt hat. Es ist eine magische Kreation, die er den Assoziationen und inneren Bildern verdankt, die als karmische Erinnerungen in den Träumen des Narren vorhanden sind und aus deren Veränderung des jeweiligen Brennpunktes (Verschieben des Standpunktes, von dem aus er die betreffende Wirklichkeit wahrnimmt) sich immer wieder neue Verknüpfungen schallen. Dem inneren Narren kommt in seiner Grenzenlosigkeit einerseits die Aufgabe zu, sich vom Magier abschöpfen und auf etwas konkret Fassbares reduzieren zu lassen, die die handelnde Person im Leben zu nutzen versteht. Der Magier wird umgekehrt getrieben, sich aus dem Fonds des Narren so viele Reize zu beschaffen, aus denen er sich die Ziele, die er zu erreichen wünscht, zueignen kann. So spielt der Magier die Hauptrolle in einem Stück, das ihm sein eigenes Unbewusstes auf den Leib geschrieben hat, und er erkennt am Ende, dass sein Wille nur die Suche des Narren nach etwas Identifizierbarem ist und der Stolperstein auf dem Weg des Erkennens die Illusion, es gäbe irgendein Ziel zu erreichen, das seine dunkle Seite erlösen könnte. Eine alte Sufiweisheit besagt, dass sich Gott im Erkennenden erkennt und dieser Weg über die Höllenfeuer der persönlichen Muster führt.

Der Schritt in die Dualität

Mit der Geburt dessen, was wir zu sein glauben, beginnt die Definition unseres Bewusstseins. Wir identifizieren uns als uns selbst, indem wir die Identifikation an sich definieren. Durch den Bezug zu äußeren Dingen erkennen wir die Tatsache, dass sie als unverwechselbare Entität erkennbar sind und jederzeit wieder erkannt werden können. Damit verbindet sich die Einsicht, dass wir selbst ein solches »Ding» sind, das wir als eine eindeutige Identität anzuerkennen haben. Wir entwickeln ein Bewusstsein dafür und eine Vorstellung davon, was Existenz ist, was Existieren an sich bedeutet und wie es sich anfühlt, selbst zu existieren. In der Zeit, in der die Menschen dieser Hemisphäre begannen, sich ihres Bewusstseins bewusst zu werden, da wurde zum ersten Mal auch nachweislich ein Ich zur Betonung der eigenen Identität schriftlich fixiert. Homer lässt seinen Helden Odysseus die Frage des geblendeten Zyklopen nach dem Namen seines Peinigers beantworten mit: Ich bin es, ich, Odysseus! Diese Selbstbespiegelung ist also der Schritt in Bezug auf sich selbst, mit dem wir unser Ich durch ein Wort manifestieren und damit die eigene Personifizierung begründen.

In seiner ursprünglichen Form repräsentiert der Magier die Geburt der Dualität. Im Erkennen, was er ist, nämlich die Abspaltung eines Teils vom Ganzen, erkennt er auch das Grundprinzip dessen, was Polarität genannt wird. Er realisiert sich - im doppelten Sinn - als der eine, erste Pol einer Dualität und erzeugt damit in Konsequenz nicht nur einen Gegenpol, sondern die Polarität an sich. Das Wissen um das, was er über sich selbst hinaus erschaffen hat, steht ihm zu Diensten und dadurch vermag er überhaupt erst zu vollbringen, was außer ihm niemand zu tun vermag: die Kraft der Spannung, die aus dem Abstand zweier Pole zueinander entsteht, zu nutzen. Denn er weiß, dass zwei entgegengesetzte Pole immer noch durch den Bezug der Definition miteinander verbunden sind und wodurch Trennung und Verbindung überhaupt erst entstehen - durch ihn selbst. Dies alles macht ihn zum Erzeuger von Gegenpolen und zum Vermittler zwischen ihnen.

Doch gerade durch die Erkenntnis, im Prinzip alles sein zu können, läuft der Magier auch Gefahr, die Grundlagen zur Erschaffung seiner eigenen Position zu vergessen oder die Tatsache, dass er Selbstidentifikation »erschafft«. Bewusstseinsexistenz resultiert aus dem Bezug einer Sache zu anderen Dingen und der Festlegung des Ego auf genau eines dieser Dinge, das Ich. Der Umstand, dass sich dieses auf jeden beliebigen Pol festlegen lässt, verschleiert jedoch dessen damit verbundene Begrenzung: Der Fokus muss immer auf einer einzigen Ich-Identifikation liegen (man könnte den Zustand auch als virtuelle Schizophrenie bezeichnen, wenn zwei Dinge getrennt voneinander versuchen, sich zur gleichen Zeit als Identität für dasselbe Ich zu halten). Der Magier darf nicht den fatalen Fehler begehen, sich für jemanden zu halten, der alles auf einmal und gleichzeitig sein kann. Er würde damit genau jener Schwäche erliegen, die der Advocatus Diaboli den Menschen bei der Betrachtung des Narren ankreidet:das fehlende Vorstellungsvermögen über das Nichts vor allem über alles, was sein Nicht-ich-bin’s angeht.

Gerade all das, was seine Identität durch ihre Entstehung aus dem Nichts des Narren zurücklässt und als sein Nicht—Ich bezeichnet werden muss, ist auch in anderer Weise noch seine große Schwäche. Fixiert darauf, aus dem Nichts heraus allein durch die Kraft seines Geistes sich selbst und alles andere entstehen zu lassen, übersieht er oft, dass er damit immer auch einen Gegenpol (Hohepriesterin, Herrscherin, Herrscher) erweckt. Letztlich fehlt ihm bei der Installierung seines Bewusstseins genau der Teil, der ihm die Existenz seines Un—Bewussten reflektiert. Verdrängte er durch sein Ego diese unbemerkt in ihm wirkende Quelle, fiele er auf die Stufe des Narren zurück. Unterdrückt er sie nicht, bleibt er sich seiner Abspaltung bewusst, durch die er sich überhaupt erst erschaffen hat: ein Gefangener des Ganzen, ewig verbunden mit dem, was er nicht ist, weil es nicht zu seinem Ego gehört.

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