Kitabı oku: «Der Akron Tarot», sayfa 7
Kontroverse
Die weibliche Kraft der Roten Göttin
Lieber Advokat und männlicher Gegenspieler, den Archetyp dieser Karte auf einen instinktiven, ständig ablaufenden Reproduktionsvorgang zu begrenzen und als Prägewerkzeug des Schöpferwillens zu deklarieren, stößt in dasselbe alte patriarchalische Horn wie die schon seit Jahrhunderten andauernde Strategie, Frauen - besonders in ihren mächtigsten Funktionen als Mütter und Königinnen - auf körperliche Gebärmaschinen zu reduzieren! Der dem Bild der Herrscherin unterstellte Eigendünkel findet sich da schnell in der für den männlich definierten Geist typischen Hybris wieder, mit der er sich die Erschaffung der Welt nur als einen Akt eines Schöpfergeistes und nicht der Göttin selbst vorstellen kann. So erhebt er sich über den Körper und betrachtet das irdische, mater—ielle Leben jenem Geiste untergeordnet, ohne dabei jedoch die zyklischen Bewegungen der lebendigen Energie wirklich durchdrungen zu haben. Dieser inneren Haltung, die dazu führt, dass der Mensch seinen Geist als unabhängig vom Körper sieht und ihn beherrschen will, liegt oft die Sichtweise zugrunde, dass das Leben an sich mühsam und quälend ist und dass es eigentlich Ziel eines jeden Menschen sein sollte, sich darüber in andere Sphären zum Göttlichen zu erheben - in das gelobte Jenseits, das in vielen Religionen durch einen geistigmännlich dominierten Himmel dargestellt wird. Aber ist diese innere Abspaltung, die der Geist dadurch von der Fülle und Lebendigkeit des Körperlichen vollzieht, nicht gerade das, was das Erdenleben so mühsam, quälend und krankheitsbeladen macht?
Akronos als Advocatus Diaboli
Es ändert sich nichts daran, ehrwürdige Repräsentantin weiblicher Kraft, ob der Geist das Körperliche abgespalten hat oder nicht, der Mensch quält sich so oder so, da er nicht in der Lage ist, seine Gefühle und seine Bilder unpersönlich zu sehen. Genauso wenig wie die Mutter für das Leben selbst steht, steht auch die Herrscherin für die Sichtbarwerdung der Form, denn beide sind nur die eine (unvollständige) Seite des allumfassenden Stirb-und-Werde-Prozesses, damit sich das Stirb durch den schöpferischen Willen immer wieder ins Leben gebären kann. Mutter zu sein bedeutet auch, sich mit den Emanationen der Herrscherin zu verbinden und sich im kollektiven Spiegelbild an jenen Punkt zu stellen, an dem wir die Göttin sehen, wenn wir in den Spiegel blicken. Diese Übertragung als die folgerichtige Projektion unseres Wollens zu entlarven, ist uns bis heute aber nicht bewusst, was sich am Bild der Großen Mutter zeigt. Über Jahrtausende hinweg wurde aus der Reproduktion der eigenen Art, dem natürlichsten Vorgang aller Lebewesen, ein Mythos geboren, der überwiegend zur Glorifizierung des einen Pols einer sich gegenseitig bedingenden Dualität geschaffen wurde. Somit spiegelt diese Karte eines der grundlegendsten menschlichen Bedürfnisse wider: den Wunsch nach Herabrufung einer göttlichen Kraft, die die Form des Menschen segnet und erhört. Im Lauf der Geschichte hat die Chronik das Bild der Mutter exakt an die Stelle gerückt, an der wir sie anbeten können, ohne zu merken, dass wir uns zwingen, ständig genau dahin zu blicken, wo sie uns in der Projektion unserer Selbstliebe aus dem Spiegel unserer kollektiven Vorstellung entgegenschaut. Die einzige Macht, die unser Mutterbild aus der anerzogenen Position entfernen würde, wäre die Verschiebung der Wahrnehmung selbst. Doch da wir ihre Brille auf unserer Nase nicht verrücken können, weil wir ohne sie den Sinn des Lebens nicht verstünden, erkennen wir in ihr auch den Fokus der kollektiven Ausrichtung auf unsere Welt, was in den nächsten Karten zu den Geboten von Kirche und Gesellschaft führt.
Deutungen
Allgemein
Geist (Magier) und Seele (Hohepriesterin) brauchen den physischen Leib, um durch ihn als Werkzeug wirken zu können. Die Herrscherin repräsentiert diesen Körper und unser materielles Erleben auf Erden. Was der Magier aus den Botschaften der Hohepriesterin mental zu fassen vermag, das brütet sie aus und gebärt es ins Leben. Sie ist die Rote Göttin im dreifaltigen Kreislauf unseres Erdendaseins: Herrin über Geburt, Leben und Tod. Sie ist die Erdmutter, die wachsen und gedeihen lässt und jede physische Form aus sich hervorbringt. Zugleich herrscht sie in ihrem dunklen Aspekt über den Tod und führt uns in Gestalt der Schwarzen Göttin gnadenlos vor Augen, dass alles auf Erden vergänglich und in ständiger Veränderung ist. Sie ist die Meisterin über Wachstum und Kreativität, Kennerin und Dompteurin ihrer verschiedenen Persönlichkeitsanteile, die sie in ihrer ganzen Fülle und zum Wohl des Ganzen zu dirigieren weiß. Im Alltag bringt sie uns zumeist Lebensfreude, Sinnlichkeit und Wärme ins Leben. Wir fühlen uns genährt und behütet, genießen die Gegenwart und erfreuen uns an der Fülle dessen, was das Dasein uns schenkt. Wir können ihrer Kraft überall in wild wachsender, unbändiger Natur begegnen, in den vier Jahreszeiten, die wir jedes Jahr aufs Neue durchleben, genauso wie in einer opulent ausgestatteten und mit Hingabe inszenierten Opernaufführung. Denn sie liebt nicht nur das Leben, sondern in ihrer Funktion als Kaiserin selbstverständlich auch die großen Auftritte. Mit ihr sprühen wir vor Kreativität und können mit Freude die körperlichen Genüsse und sinnlichen Freuden des Alltags zelebrieren. Zugleich haben wir eine starke Selbstsicherheit, sind uns unserer eigenen Fülle und unseres inneren Reichtums bewusst und wissen ihn im Alltag klug und trotzdem freigebig einzusetzen.
Beruf und Finanzen
Im Beruf sorgt die Herrscherin für unser Wohlergehen, und mit großem Elan und viel Kraft gehen wir an unsere täglichen Aufgaben heran. Unsere Tätigkeit ist beglückend und durch die mitreißende Energie aus ihrem Baucherleben wird uns eine Zeit himmlischer Fülle und Lebensfreude zuteil. Neue Projekte oder ein Berufswechsel werden unseren Alltag bereichern, denn es ist ihre Aufgabe, neues Leben hervorzubringen und großzuziehen. Intuitiv verheißt sie eine Phase voller Schöpferkraft und Unterstützung für die Verwirklichung von kreativen Ideen. Als Unternehmensleiterin oder Chefin in einer Branche, die mit Natur oder Aufzucht und Pflege in Verbindung steht, ist sie in ihrem Element. Manchmal erscheint die Karte auch als Hinweis auf eine uns wohlwollende weibliche Vorgesetzte oder eine andere Frau aus unserem Arbeitsfeld, die einen wohltuenden Einfluss auf unser Leben hat. Für unsere Finanzen wirkt sich die Herrscherin ebenfalls günstig aus: Es fällt uns leicht, an Geld zu kommen, damit umzugehen und es zu mehren.
Umgekehrt
Das fruchtbare Wachstum wird bei der Umkehrung der Karte zu einem wilden Wuchern. Im Finanziellen neigen wir dazu, uns zu viel zu kaufen und uns mit unnützem Besitz zu beschweren. Während unserer Arbeit sind wir maßlos und überschätzen unsere körperlichen wie auch kreativen Kräfte. Oder wir erleben das Gegenteil und haben plötzlich keine Energie mehr zur Verfügung, fühlen uns erschöpft und ausgepowert, weil wir im Vorfeld zu übermäßig waren. In ihrer Liebe zum dramatischen Erleben kann die verkehrte Herrscherin bei der Arbeit aus jeder Kleinigkeit ein Drama bzw. eine Tragödie inszenieren und damit so viel Chaos hervorbringen, dass gesunde Produktivität nicht mehr möglich ist. Oder sie zeigt uns eine Frau in unserem beruflichen Umfeld an, die auf uns diese Wirkung hat.
Liebe und Beziehung
Im Fegefeuer der Liebesglut lässt die Kaiserin die Libido züngeln und die Lustflammen sprießen. Deshalb erleben wir eine Phase der Sinnesfreude und genießen das, was wir uns gegenseitig geben können. Oft deutet die Karte auf neue Ziele hin, die in einer Verbindung zu positiven Veränderungen führen. Dies kann sich auf der seelischen Ebene als schöpferisches Erleben genauso wie auf der physischen als tatsächliche Schwangerschaft und Geburt eines Kindes manifestieren. Mit der Herrscherin geht es uns körperlich gut, wir fühlen uns energievoll und gesund. Ihre Energie hat mit unserem Solarplexus zu tun, durch den jegliche Kreativität frei fließen muss, damit wir sie zur Welt bringen können. Somit rät sie uns, auf unseren Bauch zu achten und ihn liebevoll zu behandeln: mit dem, was wir essen, und dem, worüber wir uns ärgern. Frauen können jetzt die nährende, liebevolle Seite ihrer Weiblichkeit in Beziehungen gut ausleben, während Männer in den Zeiten, in denen die Urmutterkraft in ihrem Leben wirkt, die Möglichkeit nutzen können, ihren Kontakt zu ihrer inneren Anima zu stärken und tiefer in ihr Leben zu integrieren.
Umgekehrt
Umgedreht ist die Liebe zu Besitz ergreifend geworden und erstickt dadurch die Freiheit und das Leben in unseren Beziehungen. Die Fähigkeit der Herrscherin, in Liebe zu geben und zu empfangen, tritt über ihre Schranken hinaus und führt zu einem Übermaß an Zuwendung. So verliert sie den Bezug zu ihrem eigentlichen Wesen und verstrickt sich in Gefühlen von Besitzgier und Eifersucht aus Angst, dass alles vergänglich ist und der eben lieb gewonnene Mensch genauso wieder verloren werden kann.
Die Karte bedeutet auch, dass wir unsere und die Grenzen anderer in Beziehungen nicht richtig wahrnehmen und akzeptieren können. Nicht selten weist sie uns auf einen inneren Konflikt hin, eine unerlöste Mutter-Thematik, die uns gerade in die Quere kommt und zu Verstrickungen in unseren Beziehungen führt.
Magie und Spiritualität
Auch im spirituellen Erleben zeigt uns die Herrscherinnenkraft eine Zeit der Fülle, des Wachstums und der Veränderungen an. Vielleicht finden wir neue Einsichten oder Wege, mit denen wir in unserer Realität Wichtiges bewirken können. In jedem Fall öffnet sie uns dafür, in unseren Entwicklungspfad viel Liebe und Kreativität einfließen zu lassen. Ebenso sendet sie uns die Aufforderung, unserer Körperlichkeit mehr Aufmerksamkeit zu schenken, und stärkt unser Bewusstsein für die zyklische Ausrichtung allen Lebens auf Erden. Sie hilft uns, den Kreislauf von Geburt und Tod mit liebevoller Gelassenheit und Würde anzunehmen und im Rahmen unserer Möglichkeiten zu gestalten. Die Herrscherin kann auch für Zeiten stehen, in denen wir uns auf unserem Weg der Erkenntnis stark mit unserer Weiblichkeit auseinandersetzen oder in denen es sehr wichtig ist, uns zu erden. Wir fühlen uns mit der Natur verbunden und viele neue Wege und Antworten kommen in unserem Inneren einfach zu uns, wenn wir ins Grüne gehen und uns ihrer Energie nicht verschließen.
Umgekehrt
Steht die Herrscherin auf dem Kopf, dann will sie all ihren spirituellen Reichtum für sich behalten und ihn nicht ins Leben gebären aus Angst, ihn mit diesem Akt des Loslassens zu verlieren. Wir stecken in der materiellen Welt unserer Körperlichkeit fest und finden auf diese Weise keinen Zugang zu unserer Spiritualität. So gibt es wichtige Impulse oder kreative Energien in uns, die uns den Weg weisen wollen, die wir aber nicht ins Leben lassen, sodass sie sich in der Realität nicht manifestieren können. Entweder wir schlagen Möglichkeiten aus und lehnen Menschen ab, die uns helfen konnten, unsere Magie in der Wirklichkeit erfüllender zu gestalten, oder wir erdrücken unsere spirituelle Entwicklung und die Helfer, die uns begegnen, mit mütterlicher Dominanz.
IV Der Herrscher
Ordnung, Stabilität, Struktur
![](http://litres.ru/pub/t/65692393.json/fb3_img_img_a7d594a4-e262-5c20-a727-cd4d286597ee.jpg)
Im Gegensatz zur Herrscherin, durch welche die kosmischen Energien in die natürlichen Formen des Lebens fließen, symbolisiert der Herrscher die Abtrennung des Bewusstseins von der Ganzheit der menschlichen Natur. Als handelndes Ich repräsentiert er den vom Selbst abgespaltenen, selbstverantwortlichen Teil unserer Persönlichkeit. Dieser schafft sich aus Angst vor dem Chaos eine gesellschaftliche Ordnung und Struktur. Andererseits setzt sich seine negative Energie im Stabilitätswahn und den kontrollmechanismen des Regenten fort, und oft erscheint es so, als wolle er aus dem Ablöseschock von der Göttin die Erde dafür bestrafen, dass die Mutter ihn von sich stieß, denn der Kultus des Herrschers ist der Kultus des Ichs, das sich (projizierend) in die Schöpfung mit einbezieht und sie dann von innen heraus nachschöpft. So wird ein Teufelskreis in Bewegung gesetzt: Die mittelbare und unmittelbare, bewusste und unbewusste Zerstörungsmaschinerie wird zur lebensnotwendigen Grundlage seines Daseins und oft wird als Höhepunkt des verdeckten Durchlebens des eigenen inneren Chaos sogar der Krieg zur gerechten Sache erklärt. Aus der Rolle des Advocatus Diaboli heraus wäre demnach die Frage zu stellen, ob Aggressionen, Kriege und Unterdrückung nicht vielleicht insgeheim eine Sinn stiftende Funktion erfüllen, indem sie seelisch verkrüppelten Individuen das Überleben in einer Gesellschaft erlauben, die ihren Mitgliedern die systematische Verdrängung ihrer angeborenen Instinkte auferlegt.
Baphomet — Tarot der Unterwelt
Karte
Wie oben, so unten, verkündet eines der Gesetze auf den Jadetafeln des Hermes Trismegistos, die die Regeln dieser Welt wiedergeben. Damit betreten wir die Domäne des Herrschers, des Höchsten aller Ordnungshüter. Wie ein Dompteur dirigiert er die materielle Realität, damit die Leute eine Zielrichtung haben, denn ihm kommt die Aufgabe zu, die gesellschaftlichen Strukturen so zu erschaffen, dass sich jeder Mensch daran orientieren kann. Weil jeder die Welt anders sieht, als der andere sie sieht, und jedes Individuum ein Objekt aus einer anderen Perspektive wahrnimmt, steht diese Karte auch für den menschlichen Geist, der dazu dient, die verschiedenen Sichtweisen unter einen Hut zu bringen und eine gemeinsame Matrix zu schaffen, damit eine gemeinsame Entwicklung überhaupt funktioniert. Doch was bedeutet sein Dressurakt für die sozial-kulturelle Entwicklung des Abendlandes?
Seit Aristoteles sondern die Filter unseres alles miteinander in Bezug setzenden Denkens alles aus, was nicht durch Stoff und Form, Bewegung und Ziel definiert werden kann (auch wenn Platon davon ausging, dass wir im Sichtbaren nur das erkennen können, was wir an Informationen oder Vorstellungen in uns tragen). Aus diesem Blickwinkel heraus betrachtet ist auch das Modell der naturwissenschaftlichen Erkenntnis nur eine Vorstellung, abhängig von den Gesetzen, die wir selbst geschaffen haben. Davon ausgehend können wir schlussfolgern, dass unser Bewusstsein im Objekt immer nur unsere eingegebenen Erfahrungen erkennt, ja dass wir, indem wir das Gegenüberstehende erkennen, uns im Grunde immer nur selbst erkennen. Wir projizieren unsere Wahrnehmung in einen Gegenstand hinein und tun so, als würden wir damit seinen Sinn erfahren, aber wir sind uns nicht bewusst, dass wir erst durch unsere Empfindung dem Betreffenden zu der von uns wahrgenommenen Form verhelfen. Umgekehrt zeigt uns erst die äußere Betrachtung eines Objektes die Position unseres Standpunktes, wer wir sind, was wir aus unserer eigenen Perspektive herausziehen und wie wir uns in unseren eigenen Schöpfungen betrachten. Wir haben zwar die Kraft, die Welt durch die Sichtweise des Herrschers aus uns selbst hervorzubringen, aber wir haben nicht die Macht, hinter die Mechanismen unserer Realität zu sehen und die vereinnahmenden Energien unserer eigenen Prägungen zu durchschauen, denn hier beherrscht die Vorstellung bereits die Wirklichkeit, und die meisten Menschen glauben, dass die Vorstellung die Wirklichkeit eins zu eins wiedergibt.
Der Stehkragen, der den Hals des Diktators umschließt, zeigt das strukturelle Rückgrat, um die Position unserer Realität so zu betonieren, sodass die Welt, die wir sehen, immer genau unserer Vorstellung entspricht. In Wirklichkeit sind unsere Sinne aber die Formgebungskanäle, durch die unsere Anschauung das Gesehene in einen eigenen Rahmen presst. Gleichzeitig verfügen wir über einen hoch entwickelten Geist, nicht um eine fest existierende Welt wahrzunehmen, sondern um sie in das Band unserer kollektiven Vorstellungen einzugliedern, damit das Gesehene im Kontext unserer anerzogenen Bilder real werden kann und damit unsere Wahrnehmung stützt. Wir spielen sozusagen die Hauptrolle auf der Bühne des Herrschers, die seinerseits dem auf Funktionalität reduzierten Ausschnitt seiner verdichteten Überzeugungen und Erwartungen entspricht. Es ist aber falsch zu glauben, dass sich unsere Entwicklung in einem Umfeld des Gleichgewichts vollziehen könne; sie mag es zwar ständig suchen, aber sie darf es nicht erreichen, damit Realität überhaupt möglich ist. Dieses Problem ergibt sich aus der Unvereinbarkeit zweier Absichten: Der Mensch trachtet nach einem Gleichgewicht, um seine Entwicklung zu kontrollieren; gleichzeitig streben die vitalen Antriebskräfte aus der Form, was eben dieses Ungleichgewicht verursacht (das zeigen die bewaffneten Krieger auf dem Bild). Gleichgewicht ist eben kein statischer Zustand, sondern es wird durch die ständig herbeigezwungenen Veränderungen ermöglicht. Auch wenn die tägliche Realität vor unseren Augen statisch erscheint, damit wir die Entwicklung als ein Erscheinungsbild von relativer Dauerhaftigkeit wahrnehmen können, wird sie ständig neu geschaffen, so dass der Herrscher ständig gezwungen ist, die Änderungen fortwährend an die gesellschaftlichen Modelle anzupassen. Die Energie hinter den veralteten Standpunkten wird schwächer, und an einem bestimmten Punkt merken wir, dass sich die Welt verwandelt hat. Tatsächlich verändert sich die kollektive Sicht kontinuierlich, an der wir unsere Realität aufhängen, und durch den Blickwinkel unserer Gesellschaft nehmen wir diese Wechsel als sozialen Fortschritt oder sozial-kulturelle Entwicklung wahr. Jede Wirkung wird im Kraftfeld einer Ursache, aus der sie hervorgeht, erzielt, und indem alle Handlungen in ein Netzwerk von Beziehungen eingesponnen sind, ruft jede Bewegung immer neue Aspektkombinationen der Daseinsfaktoren hervor, und die unterschiedlichen Auswirkungen werden in immer neue Ursachen-Kerne aufgespaltet wie Atomkerne in einer Kettenreaktion.
Kontroverse
Kronos als Hüter der Tradition
Entschuldigen Sie meine Anrede, lieber Herr Verteidiger, aber für mich sind Sie ein zynischer Entsteller sozialer und kultureller Tradition. Das ist die treffende Bezeichnung für jemanden, der die Rolle dessen, der die gesellschaftliche Entwicklung so sehr verkörpert, bis zur Unkenntlichkeit verzerrt. Der Herrscher ist das Abbild des höchsten Vaterprinzips und somit der Schöpfergenius der menschlichen Evolution. Er repräsentiert die oberste Instanz auf Erden und besitzt als Einziger die Kraft, Mutter Natur zu trotzen und daraus eine allgemein gültige Ordnung zu schaffen. Er ist der Pflug, der willkürlich durch das geduldig wartende Brachland ackert, um es seinem Willen nach Fruchtbarkeit zu unterwerfen. Er ist auch der Erfinder und Erbauer von eingrenzenden Zäunen und Mauern, mit deren Hilfe er der Natur stückweise Land abringt, um es sich zur Sicherung seiner Herrschaft zu erhalten und das ebenfalls der Natur entrissene Vieh darin festzuhalten. Seine Durchschlagskraft erobert die Welt und schafft Geborgenheit, Sicherheit und Ordnung, denn er steht darüber hinaus für die Person eines Staatsgründers oder die Form einer notwendigen Diktatur, die auf der Macht eines Königs beruht, der die Kräfte des Einzelnen mit den Zielen des Ganzen zu verbinden sucht. Kraft seiner Autorität fliegen ihm die Herzen der Leute zu, weil es neben ihm keine andere Domäne gibt, an der sich der Mensch in der Welt orientieren kann. Sein Wissen ist komplex und seine Einsichten in die Gesamtzusammenhänge des Lebens machen ihn zum großen Strategen, denn jede Erdenseele wird ihm auf ihrem Weg an den Entwicklungspunkten (Staatsexamen, Familiengründungen etc.) begegnen. Seine Ziele sind gleichzeitig die Grundlage für all die Regeln, die er selbst hervorbringt, denn die Kurzsichtigkeit der Menschen verpflichtet ihn zur väterlichen Strenge gegenüber dem Chaos seiner Kinder. So gesehen ist er der Kapitän, der als letzter sein Schiff verlässt, und der Hirte, der sein Leben lässt für seine Schafe. Daher meine Frage, Sie durchtriebener Schwätzer und hämischer Gegenspieler: Welcher Teufel spricht aus Ihrem Mund, wenn Sie die Loyalität des Allmächtigen so diskreditieren und seine Schöpferkraft mit den Füßen treten? Ist er nicht der ideale Vater, der Diener seines Volkes, indem er seine Überlegenheit unter die Bedürftigkeit der anderen stellt?