Kitabı oku: «Der Akron Tarot», sayfa 8
Akronos als Advocatus Diaboli
Sie bewegen sich mit Ihren Argumenten auf sehr dünnem Eis, geschätzter Herr Kollege, denn die Schöpferkraft des weltlichen Herrschers ist aus den Augen der Götter sehr umstritten. Fakt ist doch: Unsere komplexe Gesellschaft ist ohne die den Menschen eingeimpften künstlichen Bedürfnisse gar nicht mehr in der Lage, das Bruttosozialprodukt zu erwirtschaften, um sich selbst über Wasser zu halten, denn wir sind mit den Wirtschaftssystemen so hoffnungslos verschmolzen, dass wir untergehen würden, wenn wir sie nicht mehr bedienen würden (selbst Oma hängt über die Rente an ihrem Tropf!). Nur wenn ein arglistiger Dämon uns überreden würde, herauszufinden, auf welchen Grundlagen wir wirklich stehen, müsste das Ganze zusammenbrechen, denn wir stehen auf einem Haufen Scheiße, einem kollektiven Wahn oder einem wuchernden Krebsgeschwür, das sich nur dadurch im Gleichgewicht halten kann, dass es ständig wächst. Die erste, notwendige Lüge besagt, dass eine feste, bedrohliche Welt da draußen existiert, die uns feindlich umgibt; die uns überwältigt und besiegt, wenn wir uns nicht dagegen wehren. Die Brille des Herrschers, durch die wir wahrnehmen, verleitet uns zur Annahme, dass alles, was wir sehen, so ist, wie es ist. Das ist die Falle. Denn die Realität erscheint uns nur als real, weil wir vergessen haben, dass wir sie selbst geschaffen haben, indem wir die Brille nämlich genau an jene Stelle rückten, wo sie sitzen muss, damit uns das Gesehene in der uns beschriebenen Form real erscheinen kann. Wir verdrängen, dass sich uns alles nur als wirklich zeigt, weil die gesellschaftliche Übereinstimmung uns vorgibt, die aufgeprägte Doktrin als real wahrzunehmen. Die Realität des Menschen erscheint an einer bestimmten Stelle im Bewusstsein, weil es die Prägungen so vorgeben, denn der genaue Sitz dieser Bewusstseinsfilter ist durch kollektive Gewohnheiten vorgegeben. Zuerst lernen wir, in welcher Position wir sie vor unserem Gesichtsfeld aufzusetzen haben, und dann setzen wir sie genau an der Stelle auf, an der unsere Sichtweise mit den Beschreibungen der Welt in Übereinstimmung ist. Die Möglichkeit, dass alles, was wir sehen, nur dort draußen ist, weil wir uns irgendwann entschieden haben, es da, wo wir es sehen, auch sehen zu wollen, und dass außerhalb der Entscheidung, die Welt in den von uns konstruierten Zusammenhängen entdecken zu wollen, alles auch ganz anders sein könnte, kommt dem Herrscher nicht in den Sinn. Doch die Wahrheit ist: Wir nehmen nicht wahr, was wir sehen, sondern wir sehen, was wir aufgrund unserer Modelle aus dem Geschauten wahrnehmen können. Unsere Sinne sehen nicht das, was da draußen ist, sondern nur das, was sie aufgrund ihrer anerzogenen Prägungen gezwungen sind, wahrzunehmen. Was wir auch nicht merken, ist, dass unsere Wahrnehmung keine unabänderliche Position darstellt, sondern sich durch die Gewohnheit fixiert hat, das Geschaute in der Form, wie wir es zu beschreiben gelernt haben, reflektieren zu wollen. Deshalb meine Antwort: Die Sicht des Herrschers ist aus der Sicht der Wirklichkeit nichts anderes als die Selbst-Betrachtung des historischen Bildmaterials oder Erlebnisinventars, das sich der Mensch im Laufe seiner Entwicklung angeeignet hat. Um bewusstseinsmäßig unabhängige Individuen zu werden, müssten wir erkennen, dass genau die Stelle unserer Perspektive letztlich unsere Identität und die Erlebnisse unserer Realität bestimmt.
Deutungen
Allgemein
So wie die Herrscherin die Natur versinnbildlicht, so entspricht der Herrscher den Naturgesetzen, die wir Menschen im Lauf der Zeit entdeckt haben, um uns in der Welt zurechtzufinden. Wir wiegen, errechnen und messen aus, um uns so in Raum und Zeit einordnen zu können. Der Herrscher ist derjenige, der die wildwuchernde Kreativität und Lebendigkeit der Herrscherin erschließt, strukturiert und verfeinert, um sie dem Bewusstsein zugänglich zu machen. Damit schafft er zugleich die Voraussetzungen, um in einer zivilisierten Gemeinschaft miteinander leben zu können, indem er den Bezugspunkt für uns Menschen darstellt: das, woran wir uns in dieser Gemeinschaft orientieren und wonach wir uns richten. So treffen wir ihn im Alltag unserer patriarchalischen Gesellschaft eigentlich überall an. Er bestimmt die Umgangsformen, die es uns ermöglichen, in friedlichem Miteinander unseren täglichen Geschäften nachzugehen. Ebenso verkörpert er den Arm des Gesetzes, den wir zu spüren bekommen, wenn wir die Regeln unserer Gesellschaft übertreten. Der Herrscher lässt uns bei einer Streitigkeit den Rechtsanwalt einschalten oder eine neue Hausratversicherung abschließen. In uns selbst entspricht er dem Über—Ich, also jenem Teil, der unsere Eltern und unser soziales Umfeld repräsentiert, das uns von Kindheit an erzogen und beigebracht hat, was wir tun und lassen müssen, um in der Gemeinschaft unseren Platz zu sichern. Mit seiner Energie werden wir im täglichen Erleben rationell und realitätsbezogen vorgehen. Wir möchten uns unseren Lebensraum abstecken und ausbauen und arbeiten deshalb beständig an der Verwirklichung unserer Ziele oder an der Verbesserung unseres gesellschaftlichen Status.
Beruf und Finanzen
Die Herrscherenergie gibt uns in unserem Beruf die Fähigkeit, Dinge einzuordnen und in den richtigen Zusammenhängen zu erkennen. Wir sind in der Lage, das Wesentliche vom Unwesentlichen unterscheiden zu können und zu planen, wie der nächste Schritt auszusehen hat, damit ein Vorhaben oder eine Arbeit in der Realität auch tatsächlich Erfolg zeigen kann. Im Berufsleben verkörpert er den Macher, den Konzernchef oder Wirtschaftsboss, der uns die Fähigkeit gibt, mit Beharrlichkeit und Weitsicht unsere Ideen zu strukturieren und zu verwirklichen. Zugleich ist er auch ein Krieger und Eroberer, denn er ist bestrebt, sein eigenes Gebiet und seine Funktion ständig zu erweitern. Innerhalb unserer Arbeit sind wir dementsprechend vorausschauend, karriereorientiert und interessiert an einem Zuwachs von Macht und Geld. Auch das Finanzielle entwickelt sich unter dem Herrscher zumeist positiv. Schließlich entspricht er dem Teil in uns, der sich Gedanken darüber macht, wie wir das Geld am besten Gewinn bringend einsetzen können, wo hinein wir investieren und wo heraus wir Kapital schlagen sollten, um unsere finanziellen Ressourcen stetig auszubauen.
Umgekehrt
Verkehrt herum tritt die Schattenseite dieser Karte in den Vordergrund. Die Fähigkeit zu ordnen und zu strukturieren kann dazu fuhren, dass man in einem starren System versteinert und die Arbeit so ihrer Lebendigkeit beraubt wird. Dies kann auch für ganze Firmen gelten. Ein typisches Beispiel hierfür sind z. B. große Konzerne mit einem Verwaltungsapparat, der so aufgebläht und machtvoll ist, dass die restlichen Abteilungen dadurch in ihrer Produktivität blockiert werden. Der dunkle Herrscher steht auch für ein Ungleichgewicht der Machtverhältnisse. Er kann einen perfektionistischen und strengen Vorgesetzten symbolisieren, unter dessen Befehlen und Richtlinien wir leiden. Oder wir haben selber diese Rolle inne, sind macht- und karrieregierig und achten dabei nicht auf unsere Gefühle und Bedürfnisse oder die der anderen.
Liebe und Beziehung
Im Bereich der Partnerschaft verkörpert der Herrscher eine Zeit, in der es für uns sehr wichtig ist, nicht nur die Emotionen, sondern auch die Ratio sprechen zu lassen. So können wir zum Beispiel erhitzte Gefühle mit seiner Hilfe beruhigen oder einen Streit verhindern, indem wir unsere Vernunft einschalten und durch Analyse der Situation das Problem lokalisieren. Der Energie des Machers entströmt ebenfalls eine ausgeprägte Fürsorge für andere. Es ist ihm ein starkes Bedürfnis, die Sicherheit zu schaffen, die eine Beziehung braucht, um in geordneten Bahnen zu wachsen. Konkret bedeutet dies, dass wir unter seinem Einfluss unsere Gefühle offenbaren können - innerhalb des Rahmens, den er uns steckt. Er ist somit derjenige, der uns rät, mit einer Liebeserklärung noch ein Weilchen zu warten und auch eine feste Bindung nicht leichtfertig aufs Spiel zu setzen, wenn die Gefühle oder Umstände einmal nicht so sind, wie wir sie gerne hätten. Mit ihm erhalten wir von unserem Partner oder Freundeskreis sehr viel Hilfe und Beistand (oder lassen der Umwelt unsere Unterstützung angedeihen). Er kann als väterlicher Ratgeber auftreten - unabhängig davon, ob wir selbst oder ein anderer gerade diese Energie verkörpern. In der Partnerschaft steht er für einen starken, souveränen Mann, der viel Wert auf vernunftbetontes Handeln legt und seine Freunde oder Partnerin materiell unterstützt. Frauen haben unter dem Herrscher-Einfluss guten Zugang zu ihrem Animus und können ihre männliche Seite offen leben.
Umgekehrt
Der Grat zwischen Fürsorge und Dominanz ist sehr schmal und bei einer umgekehrten Karte wird er (oft schmerzlich) überschritten. Wir erleben hier eine festgefahrene Beziehung, in der die Gefühle geringschätzig behandelt und zugunsten von Kontrolle über den anderen niedergehalten werden. Wir pochen dann stur und selbstgerecht auf unseren eigenen Vorstellungen, unterdrücken die Weiblichkeit in uns oder beim Partner und machen sie zu unserem Schatten, statt mit ihr zusammen ein Team zu bilden. Oft haben wir Angst vor dieser Seite, die wir aus der Herrscherkraft gesehen als chaotisch und unkontrollierbar erleben. Daher steht auch der Herrscher wie schon die Herrscherin in einigen Fällen für einen ungelösten inneren Konflikt mit einem Elternteil - in diesem Falle dem Vater.
Magie und Spiritualität
So sehr die Herrscherin auf emotionale und zyklische Weise an die Spiritualität herangeht, so sehr macht der Herrscher dies auf strukturierende und lineare Art. Eigentlich ist die Magie und Spiritualität nicht sein Bereich, da sie sich in ihrem Wesen seiner Hauptfunktion, der linearen Strukturgebung, entzieht. Er kann sie daher nur erfahren, indem er sie organisiert und durch Hierarchien und Gesetze weltlich macht. Und das ist auch seine Aufgabe. Er sorgt für den Rahmen, in dem unsere spirituelle Entwicklung stattfindet. Er verwirklicht die patriarchalischen Religionen, die der Hohepriester ersonnen hat, und baut im Außen den passenden Tempel zum inneren Glaubensmodell. Auf einer alltäglichen Ebene lässt er uns die verschiedenen religiösen Wege kritisch prüfen und dann beharrlich den Weg, für den wir uns entschieden haben, verfolgen. Ebenso kann er dafür stehen, dass wir uns bemühen, innerhalb einer Glaubensrichtung eine einflussreiche Position zu erlangen. Oft deutet er auch darauf hin, dass wir der Spiritualität in unserem Leben derzeit keine große Bedeutung beimessen, sondern uns vornehmlich mit weltlichen Angelegenheiten wie Karriere, gesellschaftlichem Status oder Familienplanung befassen.
Umgekehrt
Unter dem Einfluss der umgedrehten Karte lehnen wir sämtliche Strukturen ab, wir rebellieren gegen organisierte, hierarchische Religionen und suchen eine Art spirituelle Anarchie. Oder wir benutzen die Glaubensinhalte einer Religion ausschließlich, um damit unsere irdische Position auszubauen - indem wir beispielsweise unseren Einfluss auf andere Menschen oder unsere finanziellen Mittel vermehren, ohne die Inhalte der Glaubens- oder Religionsmodelle ernst zu nehmen oder unserer inneren Stimme zu folgen. In einem aus der Sicht des Herrschers kontraproduktiven Sinn sind wir im Bereich der verkehrten Energien bisweilen sogar sehr kreativ (allerdings ohne es zu merken), zumindest aber kämpferisch und aggressiv.
V Der Hohepriester
Dogma, Tradition, Moral
Der Hohepriester steht in einem komplementären Verhältnis zum Herrscher. Wenn dieser ein Symbol der kontrollierenden Autorität des Patriarchats darstellt, dann repräsentiert jener den religiösen Überbau, unter dessen schützendem Dach das in der Welt dominierende Prinzip des Herrschers überhaupt erst gedeihen kann. Je mehr er seine eigenen Gefühle unterdrückt, umso mehr muss er sie auf dem Umweg der Unterdrückung der Gefühle anderer in Form von Glaubensmodellen ausleben. Wie wir sehen, befriedigt der Inquisitor sich selbst, indem er das Gesetz zur Unterdrückung anderer instrumentalisiert, um das in sich selbst Unterdrückte loszuwerden. Besessen von seinem inneren Dämon, verwechselt er den Umstand seiner persönlichen Herrschaft mit den Gesetzen göttlicher Allmacht, und aus der Angst vor Verlust der Kontrolle vernichtet er alles, was ihm in der Außenwelt bedrohlich erscheint. Die hierarchisch aufgebaute Glaubensarchitektur gibt ihm Sicherheit und Macht und gruppiert die Gläubigen um ein verbindliches Konzept der Wahrheit, das in der Dualität von Gut und Böse den letzten Ratschluss göttlicher Weisheit formuliert. Da er seinen Gott aber nur so erkennen kann, wie er seiner eigenen Vorstellung entspricht, kann er diesem Gott, der sich aus dem Bewusstsein seiner Bilder nährt, niemals als lebendigem Gott begegnen. Darum ist ihm hinter der Maske des Wissens das Leben fremd: Er vermag nicht zu sehen, dass der Teufel, den er in sich selbst verdrängt, ihm von außen umso häufiger begegnet.
Baphomet — Tarot der Unterwelt
Karte
Der Tarot ist als Spiegelbild einer inneren Kosmologie die kultivierte Form einer ursprünglich intuitiv erfahrenen inneren Struktur, die sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt, und der Hohepriester, der das Verlangen darstellt, außen zu finden, was er innen sucht, ist ein Zeitreisender, der die Inkarnation einer aus der Zukunft stammenden Seele im Körper eines in der Gegenwart gefangenen und von der Sehnsucht nach Gott getriebenen Kosmonauten darstellt, d.h., er versucht seine Sehnsucht nach Gott in die Welt zu schicken, um Gott draußen zu finden und dessen Bild wieder in die Seele zurückspiegeln zu können, damit er den Menschen seine eigene Botschaft im Namen Gottes verkünden kann. Er sucht die Identifikation mit Gott, also erschafft er sich ein Bild von ihm und nimmt es in seinen Besitz. So erlangt er mit Hilfe seiner Vorstellung Macht über das Bild, das er Gott nennt - das aber im Grunde das Bild des Teufels ist (das zeigt das Bocksgehörn auf seiner Stirn). Er spürt in sich die Kraft, die Welt der Menschen mit der Heimat der Götter verbinden zu können, denn die Fragen der Menschen in Bezug auf die Herkunft und den Zweck ihres Seins sind der Nektar, aus dem ihm seine innere Souveränität erwächst. Dabei ist er sich allerdings der Basis seiner Funktion als Mittler zwischen den Unsicherheiten der Fragenden und seiner scheinbaren Sicherheit (die nur aus den Fragen der anderen erwächst) nicht wirklich bewusst, denn wie könnte er seinen eigenen Prägungen auch entfliehen, die den würfelartigen Sockel bilden, auf dem er steht. Er sieht letztlich das, was er sehen kann, durch den Filter der Sicht, wie Gesehenes auszusehen hat, damit es wahrgenommen und interpretiert werden kann. An dieser Stelle laufen zwei Energiestränge zusammen, die sich im Denken und in der Selbstdefinition des Hohepriesters nicht trennen lassen.
Zum einen kann er als Überwacher gesellschaftlicher Prägungen von einem sozialen oder religiösen System zur Kontrollierung und Sicherung kollektiver Inhalte berufen sein. Alle Antworten, die von ihm in der Ausübung dieses Amtes gegeben würden, wären dann unerheblich und inhaltlich belanglos, da es lediglich die Phrasen aus der Sichtweise einer von der Allgemeinheit geschaffenen öffentlichen Position wären, um die Menschen auf die Frage nach dem Sinn und Zweck des Lebens mit nichts sagenden Antworten abzuspeisen. In dieser Rolle verkörpert der Hohepriester eine mit der Gesellschaft verschmolzene Einheit, um die entscheidende Frage zu verhindern: Ist es möglich, dass es keine absolute Wahrheit gibt? Der reifere geistige Lehrer jedoch, wie er als Bild in den Herzen der geplagten Menschen existiert, führt sie an die Quellen des frischen Wassers: Was du suchst, ist das, was sucht! Die erhöhte Wahrnehmungsfähigkeit prädestiniert ihn als Kanal der Sehnsüchte und Nöte der Menschen. Er ist der Kenner der geheimen Worte, um die Schlösser zur Heilung des Körpers und der Seele zu öffnen. In Momenten der Kraft, wenn die Inspiration und die Übertragung des Kollektivs auf ihn wirken, vermag der Hohepriester unvorstellbare Zusammenhänge herzustellen und wirksam zu machen. Er macht sich die Fragen der Menschen zu Eigen und ist auf der Suche nach Antworten und Riten, die seine Antworten magisch unterstreichen.
Der zweite Energiestrang liegt in der Kanalisierung der Kräfte, die er bei anderen auslösen kann. Es ist die suggestive Macht, die Wünsche der Menschen an seine eigenen Ziele zu binden. Auf der Karte wird diese Wirkung durch das goldene Licht im Solarplexus und in den unteren Chakren des Hohepriesters symbolisiert. Dieser Glanz strahlt in seinen Worten ein so starkes Gefühl von Sicherheit und Wissen aus, dass man ihm nicht nur den Sendboten religiöser Inhalte, sondern auch die Rolle des Messias glaubt. Deshalb taucht die Frage auf: Ist er der Erfüllungsgehilfe des Teufels und somit der Teufel selbst, der in der Absicht des Geistes, alles wieder in die Erkenntnis des Ganzen zurückzuholen, die Menschen für das Verdrängen seiner wahren Person verspottet? Das ergäbe einen Sinn, denn solange der Hohepriester nicht merkt, dass der Teufel in ihm selbst sitzt, kann er im Namen des Teufels handeln und Erlösung predigen, und die Wahrheit, die sich im Teufel verbirgt, wird ihm so lange ein Rätsel bleiben, wie er sich selbst in ihr nicht sieht. Hier liegt fatalerweise der Ursprung imperialistischen Denkens, das in engem Zusammenhang mit der Funktion des Hohepriesters zu sehen ist. Das Verlangen nach sich selbst, als Streben im Außen nach dem Göttlichen, gibt Rückschluss auf eine mögliche Quelle des menschlichen Geistes, der sich in den Köpfen seiner Vasallen ständig an die eigene Begrenzung verliert. Die Schöpferkräfte scheinen sich selbst durch ihre Geschöpfe vernichten zu wollen. Die Geschichte ist voll von diesen schwarzen Priestern aus Politik, Religion, Wirtschaft und Wissenschaft, die den Menschen immer wieder in die Knechtschaft ihrer Vorstellung geführt haben.
Zusammenfassend könnte man sagen, das Bocksgesicht des Hohepriesters ist die Maske, hinter der feige Menschen ihre Willenskräfte erfolgreich zum Ausdruck bringen können. Er projiziert sein Empfinden durch eine Maske hindurch, um sich in der Außenwelt erfolgreich zu manifestieren, und wenn er umgekehrt lernt, sich in seinen eigenen Manifestationen zu betrachten, dann mag er sich fragen, warum er diesen schöpferischen Kräften ohne den Umweg über den Hohepriester selbst nicht traut? Es gibt keinen Gott, der eine Art höheres Ego oder höhere Existenz wäre, dem er seine eigenen Ziele unterstellen könnte, sondern es gibt nur ein Ego, das das Bild eines Gottes benutzt, um ihm seine eigenen Pläne zu oktroyieren und in seinem Namen die eigenen Ziele zu verkünden. Er spürt auch, dass er seine schöpferischen Kräfte nur dadurch verwirklichen kann, wenn er sie über die Maske des Hohepriesters in die Welt projiziert und sich dann in der Betrachtung seiner eigenen Kreationen erkennt. Indem er sich mit dieser selbst geschaffenen Energiegestalt identifiziert, wird ihm all das, was er in sich fühlt, zugänglich, und zwar unter Ausschließung der selbstzweifelnden Kräfte, sich und seinen eigenen Gedanken nicht trauen zu können. Es ist nichts anderes als die Energie des Ego, sich selbst zu erhöhen, um sich damit eine Position zu schaffen, aus der es sich selbst überhaupt zu glauben vermag. Im Grunde ist er der Narr, der nicht wahrhaben will, dass er seine eigene Schöpfung sucht, denn seine eigene Schöpfung entspricht ja der Sehnsucht, ohne das nicht leben zu können, was er immer wieder findet: einen sich im Suchen selber darstellenden Lebenssinn! Anders herum betrachtet: Er konstruiert mit Hilfe der Maske, die er kontrolliert, Modelle, denen er traut, damit er überhaupt etwas besitzt, in dem er sich bewegen kann, und deshalb zeigt der Archetypus des Hohepriesters neben dem Herrscher, der die duale Welt baut, den spirituellen Schöpfer, der der materiellen Welt gleich auch noch ein duales Bild von Spiritualität oder Lebenssinn mit dem Ziel hinterherschiebt, dass sich seine Vorgaben vor unseren Augen ständig erfüllen. Milder ausgedrückt ist er der Schöpfer der Ebene, die ihn selbst verurteilt bzw. seiner Macht berauben will. Der Hohepriester ist der Wortschöpfer der Menschen und seine Betrachtungen sind die Quelle aller Literatur. Von Anfang an war sein Auftreten dem Untergang durch die Erkenntnis geweiht, weil er einsam in den Kuppelbauten der Welt seine Gedanken über Gott spinnt. Doch keine Angst! Äonen von Inkarnationen werden ihm eines Tages auch seinen größten und letzten Wunsch, sich selbst zu vergessen, erfüllen. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.