Kitabı oku: «Der Akron Tarot», sayfa 9

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Kontroverse
Kronos als Hüter der Tradition

Was kann der Hohepriester im Tarot anderes als den Verkünder dessen bebildern, was als Sinn und Zweck des Ganzen zu betrachten ist, verehrter Kollege? Wir wissen alle, worin das Schöpferziel des Geistesfürsten liegt: im Schaffen der Ver—ein—igung oder der Eins—Werdung der Gegensätze, im Werden und Vergehen oder der Verbindung zwischen dem Licht der Erkenntnis und der Dunkelheit des Nicht—Erkennens, diesem Schatten der Er—Ahnung. Die Lösung liegt im Verbinden dessen, was in Wahrheit nie getrennt war, diesem virtuellen Mörtel, der die Bilder in den Köpfen der Menschen zusammenhält, mit denen er den Dom zu Ehren seines Gottes baut. Er ist das Spiegelbild des Herrn des Himmels und der Erde selbst, weil er die Insignien seiner Größe auf sich vereint, und er ist durchaus in der Lage, auch die dunkle Seite der Macht zu bedienen, wenn sie am Ende nur hell im Glanz seines Gottesbildes erstrahlt. Die Versuchungen auf dem Weg der Macht können ihm nicht zum Schaden gereichen, denn er ist der wahre Vater des religiösen Geistes. Er überragt die weltlichen Führer, die sich nur für Macht und Wohlstand interessieren. Jeder hohe Priester legt ein Gelübde ab, durch das er sich verpflichtet, die verirrten Schafe um sich zu sammeln und in den heimatlichen Hort Zurückzuführen. Er ist der Fels in der Brandung, der Leuchtturm im Sturm der Flut und sein Wort trifft unfehlbar, weil er die Unwissenheit der Menschen ins Licht der Erkenntnis hebt und ihnen wie eine lodernde Fackel die Richtung weist: Vertraue meiner Lehre und gebe bin, um das, was du suchst, mit dem zu verbinden, was dir noch fehlt! Das Ziel ist die Essenz dessen, was als Wahrheit aus seinem Mund ertönt. Deshalb möchte ich Sie verbindlichst fragen: Wie kann ein windiger Rechtsverdreher wie Sie den Anspruch erheben, in dieser Karte etwas anderes zu sehen als die Aufforderung des Hohepriesters, der zum Aufbruch mahnt?

Akronos als Advocatus Diaboli

Durch eine bessere Frage, lieber Staatsanwalt: Welche Erkenntnisse können wir aus Illusionen ziehen, die wir nicht als Illusionen erkennen können? Im Grunde steht diese Karte für die Kraft, unsere Wissenserkenntnisse über sich selbst reflektieren zu lassen: Es ist die Selbstbetrachtung der eigenen Ausrichtung oder das Bild der menschlichen Vorstellung von sich selbst. Der Hohepriester ist ein Lehrer, der Seelen lehrt, in endlosen Monologen mit sich selbst zu reden, was wir nur darum nicht merken können, weil jeder ununterbrochen mit sich selber spricht. In dem Moment, in dem es darum geht, einen höheren Sinn zu entdecken, fühlt sich das Ego gezwungen, diesen Sinn zu interpretieren. Das Ergebnis ist ein Bild von Gott und eine Schatzkarte, wie dieser Gott gefunden werden kann. Aber es gibt keinen Gott und keine Landkarte! Es ist der unzureichende Versuch, das Unbekannte zu bebildern und es vom Bekannten zu unterscheiden, indem man das Unbekannte mit einem Bild des Bekannten ummantelt und somit als Ganzes kontrolliert. In dem Maße, in dem wir von einer solchen Weltanschauung eine höhere Erkenntnis erwarten, liefern wir uns den Regisseuren dieser Suggestionen aus, ganz egal, ob es kirchliche Institutionen wie in den vergangenen zweitausend Jahren sind oder politische Modelle, die für Attentate gegen Ungläubige beispielsweise Paradiesgärten versprechen. Zuerst lehren sie uns, dass die Welt an einem gewissen Punkt unserer Sichtweise zu sitzen hat, und dann befehlen sie uns, unsere Perspektive so auszurichten, dass wir die Welt an diesem Punkt auch sehen können. Solange wir ihren Vorgaben persönliche Züge verleihen und sie dadurch zu einer Grundlage unserer Vorstellung machen, sind wir Gefangene dieser Bilder, weil sie genau das suggerieren, was unsere Anschauung uns zu sehen zwingt. Unsere Sinne nehmen so wahr, wie die Prägungen unseres Bewusstseins sie einladen, wahrzunehmen, denn dieses ist gerade der Grund, warum wir annehmen, dass es überhaupt eine höhere Welt geben muss. Wahrheit ist: Die religiösen und philosophischen Glaubensmodelle sind reine Spekulation. Aber diese auf bloßen Mutmaßungen beruhende Erwartung hat eine wichtige Funktion. Sie ist der Kanal, gemeinsame Netzwerke aufzubauen, Erfahrungen zu machen und uns miteinander auszutauschen, ohne letzten Endes wissen zu müssen, wer wir sind. Anders formuliert: Illusion und Spekulation sind die Bahnen, damit sich die Bilder, die wir uns von der Welt machen, miteinander austauschen können, ohne dass wir uns mit der Frage beschäftigen müssen, wer wir wirklich sind oder wo der Sinn unserer Frage liegt. In dem Augenblick, in dem wir unsere Vorstellung in Frage stellen, richtet sich unser Fokus auf sich selbst aus bzw. unsere gesellschaftliche Ausrichtung fängt an sich selbst zu beobachten. Weil aber nichts mehr vorhanden ist, was sich außerhalb unserer Selbstbetrachtung beobachten lässt, stellt sich die Beobachtung auf sich selbst ein. Das bedeutet, sie erkennt plötzlich die eigene Welt, die wir aus dem Inventar unserer Vorstellung gebildet haben. Und da sie nichts so sehr wie eine Grundlage braucht, auf die sie sich abstützen kann, setzt sie - ohne das Inventar zu hinterfragen - immer neue Abwandlungen auf alte Denkschlaufen drauf. Deshalb kann das Ziel des Hohepriesters weder Licht noch geistiger Wegweiser sein - ganz im Gegenteil! Seine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass wir unsere Religion nicht als Illusion erkennen, denn sonst liefe uns unsere ganze Glaubensarchitektur davon.

Deutungen
Allgemein

Der Hohepriester steht dem Herrscher nahe, denn die materiellen Werte, die der Herrscher schafft, füllt er mit einem geistigen Konzept. So gibt er den weltlichen Strukturen einen Sinn und erklärt sie zugleich. In unserer Gesellschaft zeigt er sich am deutlichsten in den Anführern der großen patriarchalischen Religionen oder den Gurus der Esoterikszene. Aber nicht nur die Religionen und Glaubensrichtungen, unser ganzer Alltag ist durchdrungen von den geistigen Modellen, die der Hohepriester verkörpert: Ob Platon oder Seneca, Marx, Nietzsche oder Goethe, alle Denker, Philosophen, viele Geschichtsschreiber und einige Schriftsteller entsprechen der Energie dieses Archetypen, denn unsere Welt wurde und wird durch ihre Glaubenskonzepte gestaltet. Wenn wir also ein philosophisches Buch lesen oder einen Gottesdienst besuchen, über den Sinn des Lebens nachdenken, Seminare abhalten oder die Schulbank drücken, Zeitung lesen oder im Fernsehen eine politische Diskussion verfolgen, dann begegnen wir in unserem täglichen Leben dem Hohepriester, der unsere Weltanschauung formt und damit unser Leben bestimmt, und zwar so subtil, dass wir es gar nicht merken. Er stellt uns die Projektionsfläche zur Verfügung, die wir brauchen, um uns zu spiegeln und unsere eigenen Glaubensvorstellungen im Spiegelbild festhalten zu können. Je mehr wir uns von unserem Instinkt und aus unserer Mitte entfernen, desto mehr bedarf es eines Glaubenskonstrukts, das uns einen neuen Inhalt für unser Tun und Handeln anbietet. So halten wir uns an ihm fest, um unserem Leben einen Sinn zu geben.

Beruf und Finanzen

Alle Berufe, in denen wir mit Glaubensmodellen arbeiten und dadurch Macht ausüben, also Lehrer, Gelehrter, Politiker oder Literaturkritiker - vom Pfarrer ganz zu schweigen -, entsprechen dieser Karte. Wenn wir dem Hohepriester in diesem Bereich begegnen, kann das auch bedeuten, dass wir uns von einem klugen Menschen, dem wir vertrauen, beruflich Rat einholen. Das Weltliche wie Karriere oder Geld spielt dabei neben der Sinnsuche und der Auseinandersetzung mit den verschiedensten geistigen Lehren die zweite Geige. Wir können ebenso belesen wie engstirnig sein, halten unsere Ideen und Vorstellungen zumeist für die einzig wahren und versuchen, unsere Kollegen zu bekehren. Wir sind so überzeugt von unserem Wissen und unserer Weltanschauung, dass wir damit für andere schnell belehrend wirken können. In der Finanzwelt kommen wir am wahrscheinlichsten zu Geld, wenn wir Ideen, Konzepte oder andere geistige Produkte anbieten. Der schnöde Mammon interessiert den Hohepriester zwar nicht so sehr wie Glaubensfragen, aber als Partner des Herrschers ist er sich der Wichtigkeit des Geldes bewusst, um eine Machtposition zu erlangen oder zu festigen und seine Weltsicht zu verbreiten.

Umgekehrt

In der umgedrehten Lage finden wir weder Sinn noch Sicherheit innerhalb unseres Berufes. Dies bedeutet, dass wir in einigen Bereichen geradezu revolutionäre Ideen haben können, mit denen wir bisherige eingefahrene Abläufe und Gedankenmodelle in Frage stellen. Wir wehren uns gegen feststehende geistige Strukturen und Gehorsam, wir wollen allein unseren eigenen Weg gehen - dafür kämpfen wir, auch wenn wir dadurch in Schwierigkeiten mit dem Vorgesetzten oder den Kollegen geraten. Manchmal ist die umgekehrte Karte auch ein Hinweis darauf, dass der Job, den wir zur Zeit ausüben, für uns nach einer radikalen Änderung unserer Sichtweise keinen Sinn mehr macht und wir überlegen, ob wir den Arbeitgeber wechseln oder gar den Beruf an den Nagel hängen sollten.

Liebe und Beziehung

In unseren persönlichen Beziehungen können wir mit unseren Partnern oder Freunden stundenlang über unsere Lebensmodelle diskutieren. Wir haben starke ethische Werte, vielleicht auch eine Art Ehrenkodex, dem wir uns unterwerfen und dessen Einhaltung wir auch von anderen fordern. Da der Hohepriester dem Prinzip des Geistes entspricht, liegt unser Fokus in erster Linie darauf, ob sich die gegenseitigen Weltanschauungen entsprechen, denn wir ziehen unsere innere Sicherheit und das Vertrauen zum anderen daraus, dass wir mit ihm in unserer Sichtweise übereinstimmen. Deshalb neigen wir dazu, Freunde, die unsere Glaubensvorstellungen nicht teilen, abzuwerten oder gar aus unserem näheren Bekanntenkreis zu verbannen. Außerdem sind wir die perfekten Moralapostel. Über unseren Partner beispielsweise, der gegen die gemeinsamen ethischen Grundsätze verstoßen hat, können wir sehr streng und hart »zu Gericht sitzen«. Manchmal kann der Hohepriester ein Hinweis auf eine Person sein, von der wir viel lernen. Vielleicht gehen wir eine Beziehung zu einem älteren Menschen ein, der für uns die Lehrerrolle übernimmt, oder wir haben in unserem Bekanntenkreis eine solche Seele, die wir gerne um Rat fragen und deren Weltsicht für uns Vorbildcharakter hat. Im psychischen Bereich verweist die Karte auf alte Muster und Programmierungen aus unserer Vergangenheit, an denen wir festhalten und die uns in der Entwicklung blockieren. Als Gegenkraft zur Herrscherin kann der Hohepriester auch bedeuten, dass wir zu viel Energie in den geistigen Bereich der Beziehung lenken und uns zu wenig um unser körperliches Wohlbefinden kümmern. Womöglich beachten wir den Körper nicht genug und haben weniger Interesse an Sexualität als an Askese.

Umgekehrt

Im Gegensatz zur aufrechten Karte wird der Moralapostel hier zum »freien Radikalen«. Vielleicht haben wir es satt, uns ewig den gesellschaftlich herrschenden Moralvorstellungen unterzuordnen, und entwickeln unsere ganz eigenen Ideen darüber, wie Verbindungen zu anderen Menschen - besonders die Liebesbeziehungen - auszusehen haben. So leben wir sehr unorthodoxe Beziehungsmodelle, mit denen wir bei konservativen Zeitgenossen zuweilen heftig anecken. In der Umkehrung dieser Karte sind wir auch wesentlich aufgeschlossener für sinnliche Genüsse als in der aufrechten Position. Es kann auch sein, dass wir der Fleischlichkeit plötzlich große Wichtigkeit beimessen - sie sozusagen zu unserer neuen Religion erheben. In bestehenden Verbindungen erstaunen wir vielleicht unsere Freunde oder den Partner mit einer neuen, revolutionären Idee darüber, wie die Beziehung zukünftig zu gestalten wäre, oder wir denken darüber nach, ob die Partnerschaft noch Sinn macht, weil wir mit den Vorstellungen des anderen nicht mehr konform sind.

Magie und Spiritualität

So wie die Hohepriesterin oder Herrscherin eine matriarchalische Religionsausübung symbolisiert, so steht der Hohepriester für alle hierarchisch und patriarchalisch strukturierten Glaubensinhalte. Während der Herrscherin Schamanismus und Hexenlehre zugeordnet sind, umfasst der Archetyp des Hohepriesters philosophische Sinnkonzepte ebenso wie alle großen zeitgenössischen Religionen oder einen streng gegliederten magischen Orden, dessen Mitglieder festen Gesetzen folgen. Strukturen und weltliches Gerüst hat der Herrscher erschaffen, doch der Hohepriester füllt das Ganze erst mit Inhalt und Sinn. Deshalb ist uns im täglichen Leben unser Glaube sehr wichtig und die Lehre wird je nach Art der von uns bevorzugten Bekenntnisse für uns zur unumstößlichen Wahrheit. Lebenshalt und Sicherheit beziehen wir aus dem Umstand, dass wir uns der Weltanschauung eines solchen Modells bedingungslos unterordnen. Wirkliche Spiritualität oder Magie können wir auf diese Weise natürlich nicht leben, denn alles, was seinen ureigensten Weg ohne geistige Leitschienen direkt aus uns findet, verunsichert und beunruhigt den Hohepriester. Schließlich repräsentiert er die Suche nach der Suche, die wir mit geistigen Konzepten füllen, und wo immer es um Glaubensfragen geht, ist auch die Inquisition nicht weit. So kann die Angst, die wir vor fremden Religionen oder anderen Sichtweisen entwickeln, so weit gehen, dass wir andere Menschen für ihre Vorstellungen verurteilen, bekämpfen oder gar quälen.

Umgekehrt

Der umgekehrte Hohepriester wehrt sich vehement gegen alles Festgefahrene. Er ist ein Umstürzler traditioneller Glaubensinhalte. Möglicherweise erleben wir unter dem Einfluss dieser Karte eine Zeit, in der unser altes Weltgebäude komplett zusammenbricht. Wir können das, was wir zuvor für die Wahrheit hielten, nicht mehr ernst nehmen. Wir suchen nach Ersatz und bauen uns eine neue, eigene Sicht, die wir dann ebenso zur alleinigen Wahrheit küren, wie es die Religionen tun, von denen wir uns abgewandt haben. Deshalb findet keine wirkliche Befreiung statt. Wir haben den verkrusteten, überholten Glaubensstrukturen zwar den Rücken gekehrt, aber die Gegenposition bezogen und sind daher nicht wirklich erlöst von den alten Vorstellungen. Der auf dem Kopf stehende Hohepriester kann somit auch als Aufforderung angesehen werden, sich dies einzugestehen und sich selbst im »Verkehrten« wieder umzudrehen.

VI Die Liebenden
Anziehung, Zuneigung, Vereinigung


Im ewigen Schöpfungsplan, der die Vorgänge in der Natur steuert und für die Erhaltung der Arten sorgt, liegt der Drang nach Einswerdung der Geschöpfe in der Liebe, denn die Liebenden drücken die Anziehung der Gegensätze aus, die Flammen der Sehnsucht zwischen Mann und Frau, um die verlorene Einheit wiederherzustellen: den Zustand vor der Vertreibung aus dem Paradies. Die Karte symbolisiert damit den paradiesischen Vorhof des leiblichen Verlangens: die verschlingende Hingabe, die zum Numinosum wird, indem sie das verlorene Gefühl der Ganzheit durch das Empfinden der Vereinigung wieder zu erreichen verspricht. Wenn die Karte Lust der Geschlechtsakt ist, dann sind die Liebenden der Kuss: die erste, vorsichtige Öffnung dem anderen gegenüber, gleichsam als seelische Eintrittskarte in das Körperinnere, aber auch die höllischen Zungenküsse, jene Elixiere des Teufels, die in den uterinen Höhlen und tiefen Wassertümpeln gründeln und ihre Opfer porentief einsaugen.

Baphomet — Tarot der Unterwelt

Karte

Der Trieb ist unsere gemeinsame Plattform, auf der wir Kontakt zu anderen Personen auf der Ebene sexueller Anziehung pflegen, und die Liebenden verbinden das, was wir sind, mit dem, was andere sind. Obwohl man diese Energie oft für Liebe hält, muss man sie als bloße Verkörperung von Liebe interpretieren, denn was sie verkörpert, dient der Verführung durch die Mittel der Erotik, um die körperlichen Reize ins richtige Licht zu stellen. Als Liebe bezeichnet diese Karte die Kraft, die durch die Glut der Ausrichtung genau an die Stelle gerichtet wird, an der auf der anderen Seite der Wunsch nach Zuneigung fixiert ist. Das symbolisieren Adam und Lilith, die hinter einem von oben herabhängenden, hin und her schwingenden Pendel als Symbol einer Liebesschaukel miteinander kommunizieren. Sie tun zwar alles für ihre Vorstellung von Liebe (sie sind über eine gemeinsame Plattform miteinander verbunden), doch ihre Arme zeigen in ganz verschiedene Richtungen. Das bedeutet, dass die Anziehung nicht persönlich ausgerichtet ist, auch wenn es durch die Sicht des Individuums so erscheint, sondern dass sie das Benzin von der Tankstelle der Schöpfung darstellt, das in unseren Adern kreist und den Motor der Sexualität antreibt, der die Vorgänge in der Natur steuert und die Materie verändert. Das wird auch durch den großen Fisch in der Mitte unterstrichen; er ist ein Symbol für Fruchtbarkeit. Alle Gegensätze ziehen sich unwiderstehlich an, und die Liebenden zaubern aus dem bodenlosen Hut sexueller Anziehung die für den Zeitpunkt geeigneten Schwingungsmuster, auf deren Frequenz sich die Menschen zum Akt der Fortpflanzung (Karte XI) gegenseitig ansaugen.

In der Sehnsucht nach der großen Liebe liegt der Wunsch nach der endgültigen Heimat oder der Rückkehr ins Paradies. Mit offenem Herzen hält der Suchende Ausschau nach einem Partner, doch keiner hat je den Schmerz der Trennung geheilt. Die Liebe seiner Umwelt allein kann ihn nicht wieder zu einem Ganzen machen, denn das, was ihm fehlt, ist das ungebrochene Licht, das in der materiellen Welt durch die vielen Aufsplitterungen der Einheit in zahlreiche Facetten gebrochen worden ist. Die Brechungen dieser Sehnsucht erzeugen Regenbogenfarben, die als Spektrallichter zwar nicht die lichte Vollständigkeit, jedoch zumindest die schönsten Blüten menschlicher Emotionen hervorbringen können. Im schöpferischen Akt finden die starken Gefühle der Seele in Geschichten ihren Ausdruck, die Liebe bezeugen, oder in Liedern, in denen der Schmerz besungen wird. Durch hoffnungsvolle Versuche, die Trennungen zu überwinden, sind die besten Bilder entstanden, und das verzweifelte Untergehen nicht erfüllter Sehnsüchte treibt Millionen von Menschenseelen die Tränen in die Augen, wenn sie die entsprechenden (Liebes-)Filme sehen. Alle Versuche, im anderen die Erfüllung des Lebens zu finden, sind in mancher Hinsicht nur Verlängerungen der menschlichen Illusion, die glaubt, in der Hingabe das Paradies wiederzufinden - aber immerhin! Auch jede persönliche Liebesübertragung verdient Respekt, gerade weil sie aus der Sicht göttlicher Zuneigung nur die infantile Form des menschlichen Miteinanders darstellt: Oder wer könnte von sich schon behaupten, dass er nicht auch immer wieder nach der Befriedigung kindlicher Bedürfnisse Ausschau hält? Zwar verfügt die Liebeskraft eines jeden Menschen über genügend Energie, sich mit Gott und Teufel zu vermählen, doch liegt es in der Dynamik der Entwicklung, dass die universale Liebe nur in Märchen und Überlieferungen zum Ausdruck kommen kann. Der Teil der Anziehung, den wir durch die Brille der Liebe in den anderen hineinprojizieren, ist die Straße, auf der wir das Gefühl von Nähe im anderen bereisen: Doch solange wir uns nur auf unsere körperlich-emotionale Übertragung beschränken, ist der Kontakt mit dem Spirituellen nicht möglich (die Bedeutung, die wir dem beimessen, was wir in den anderen projizieren, ist unsere eigene Magie). So ist der zarte Kuss der Liebenden als Vorbote des Wunsches nach Vereinigung ein Zeichen dafür, dass der andere bei einem bleiben soll. Und gleichzeitig ist das Ganze der Anfang des Schmerzes, der aus der Täuschung entsteht, dass das Objekt der Anziehung die angestrebte Liebe in sich birgt. Denn in jeder Projektion liegt die Enttäuschung verborgen, und am Ende ist jeder wieder allein, solange der Fokus der Aufmerksamkeit im Außen verharrt. Wenn es nichts mehr gibt, von dem wir uns anziehen lassen können, dann gibt es nichts mehr, wofür es sich zu sterben lohnt. Doch die wahre Vereinigung zwischen zwei Menschenseelen geschieht im Brennpunkt ihrer Sehnsucht nach sich selbst. Im spirituellen Erkennen, dass der Liebende geliebt wird, weil die Liebe ihm antwortet bzw. auf ihn anspricht, liegt die Quelle der warmen Wasser, in deren emotionalen Spiegelungen die reifen Seelen ihre Projektionen zurücknehmen können.

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