Kitabı oku: «Der Geflügelschütze», sayfa 14
Dreizehntes Kapitel.
Jedem das Seine
Maitre Henin hatte jeden Morgen, den ihm Gott schenkte, die Gewohnheit, auf einer hölzernen Bank sitzend, die an der Hecke eines Gartens stand, seine Pfeife zu rauchen.
Am folgenden Tage, nachdem die eben erzählten Ereignisse geschehen waren, saß der Steuermann zu der gewohnten Stunde auf einer Lieblingsbank und rauchte wie gewöhnlich seine Pfeife.
Einige Schritte von ihm war Louison beschäftigt, Schnuren zu entwirren und Angelhaken zurecht zu biegen.
Ein Wenig weiter beschäftigten sich eine ältesten Söhne, welche die alte Barke auf den Strand gezogen hatten, Werg zwischen die Spalten zu klopfen.
Die Physiognomie des Seemannes war strenger und ernster, als gewöhnlich; die Zerstreuung, womit eine Lippen dichte Rauchwolken ausbliesen, lag nicht in seiner Gewohnheit; man fand dort nicht mehr die Ruhe und das Behagen, womit er sich dieser Lieblingserholung hingab; von Zeit zu Zeit betrachtete er, – der auf den Wogen alt geworden war und für den Ocean eine gewisse Verehrung hegte und nicht begriff, wie menschliche Wesen fern von seinen Ufern leben könnten, – das Meer mit einem vereinten Ausdruck des Zornes und Vorwurfs.
Dann versank er in so tiefes Sinnen, daß es ernster Ereignisse bedurfte, um ihn daraus zu erwecken.
In dem Augenblicke, als die aufgehende Sonne sich von dem Dunste des Horizontes frei machte, das Meer in Purpur tauchte und die Wände des Hauses vergoldete, entstand ein großer Lärm im Flecken.
Die ganze Bevölkerung, die schon am Strande beschäftigt war, verließ ihre Arbeiten und lief zur Kirche hin, und man hörte das dumpfe Summen einer versammelten Menge.
Die Frau und die Kinder des Maitre Henin thaten, was alle ihre Landsleute thaten.
Ziemlich lange blieb der Steuermann gleichgültig gegen diesen Tumult; dann stand er zornig auf, warf seine Pfeifer auf den Boden, daß sie in Stücke zerbrach.
»Machen Die einen Lärm, Sturm und Wetter!« rief er; »sie werden ihn gefunden haben, und da laufen sie der Leiche nach, wie eine Schaar von Raben. Indessen haben Diese eine Entschuldigung: sie fressen davon; aber Das ist ein hübsches Schauspiel für eine Frau und Kinder, das Gesicht eines Ertrunkenen!«
Nachdem er so seine üble Laune ausgesprochen hatte, nahm Maitre Henin, noch immer murrend, feine Richtung zu der Seite hin, wo er dieses Geräusch hörte.
Unterwegs begegnete ihm Louison, welche zurückkehrte.
»Nun?« fragte er, »nicht wahr, er ist es?«
»Nein,« entgegnete Louison, »er ist es nicht; es ist Langot, den man gefunden hat.«
»Oh!« fiel Maitre Jacques ein, »wenn es nur er nicht ist, liegt mir wenig daran, was man bei jenem alten Kaiman gefunden hat.«
»Aber warte doch, Du lässest mich niemals ausreden. Man hat Nichts bei Langot gefunden; man hat ihn selber erhängt gefunden!«
»Bah!« sagte Henin, der ungeachtet seiner Zerstreutheit der Nachricht einige Aufmerksamkeit zuwendete, »erhängt! Und weiß man, warum er sich erhängt hat?«
Einige sagen, weil er eine große Summe Geldes verloren hat; Andere, weil er mit der Justiz in Streit gekommen war; noch Andere, weil Richard behaupte, daß er ihm die Summe von hunderttausend Franken schuldig sei und ihn wegen dieser Summe verfolge: er habe sich lieber erhängen, als zahlen wollen.«
»Nun, da hat er gethan, was ich schon längst übernommen haben würde, wenn er bei mir an Bord gesegelt wäre.«
Als diese Leichenrede beendet war, wendete sich Maitre Henin zu seinem Hause, als ein Schrei der Ueberraschung und des Schreckens, den Louison ausstieß, ihn bewog, rasch den Kopf umzuwenden, und zehn Schritte vor ihm sah er Alain, Alain, den er für todt hielt, und welcher sich ihnen näherte!
Er lief ihm entgegen.
»Sie, Sie!« rief er; »Sie am Leben, tausend Donner! man könnte mir einen Dreimaster mit Allem, was dazu gehört, geben, und ich würde nicht so erfreut sein.«
Alain war ganz erstaunt von dem herzlichen Empfange, der ihm von Maitre Henin zu Theil wurde, mit dem er noch immer gespannt zu sein glaubte seit dem heftigen Streite, den sie einige Monate früher gehabt hatten.
Der Bitte des Steuermannes nachgebend, erzählte er ihm dann, was sich während der vergangenen Nacht zugetragen hatte, wie der kleine Jean Marie ihn auf der Insel aufgesucht, wie er, von der Liebe des Knaben gerührt, ihm zugeschworen, seine Mutter zu heirathen, und wie sie sich genöthigt gesehen, als die Barke von der Strömung hinweggeführt worden, sich auf den Felsen zu flüchten. Er sagte, wie er die Hoffnung gehabt, von einem Fahrzeuge gerettet zu werden, welche Hoffnung jedoch bald entschwunden sei. Dann habe sich Alain ins Meer gestürzt, um das Boot zu erreichen; aber von der Strömung fortgerissen, von den Fluthen erschöpft, sei er ohnmächtig geworden, indem es ihm vorgekommen, als klammere er sich an den Felsen an, wo er Jean Marie zurückgelassen, während er an das Felsenufer gekommen.
Kurz, nachdem die Fluth sich gesenkt, hatte er trocknen Fußes zu einer Hütte zurückkehren können, um trockene Kleider anzulegen.
»Der arme Jean Marie!« fügte Alain mit Thränen in den Augen hinzu, »wenn ich ihn mit mir genommen, hätte ich ihn vielleicht retten können.«
»Und jetzt?« fragte Maitre Henin, »was wollen Sie thun?«
»Habe ich nicht dem Knaben versprochen, seine Mutter zu heirathen? Nun, Maitre Henin, was ich der Drohung verweigerte, habe ich der Bitte zugestanden: ich bin im Begriff, mein Versprechen zu halten.«
»Das wird Ihnen wohl schwer?« fragte der alte Seemann.
»Nein, denn ich liebte Jeanne Marie von ganzem Herzen, und jetzt ist sie mir doppelt geheiligt als Frau und Mutter. Gehen Sie also, ihr die unheilvolle Nachricht anzukündigen; ich zweifle, daß die zweite, die ich ihr mitzutheilen habe, sie wegen der ersten trösten wird.«
»Lassen Sie uns gehen,« sagte Maitre Henin, »um so mehr, da Sie nicht weit zu gehen haben; Sie wissen, daß sie bei mir ist?«
Alain machte ein Zeichen mit dem Kopfe, welches jagen wollte: »Ja, ich weiß es.«
»So kommen Sie.«
Die beiden Männer näherten sich dem Hause; anstatt aber durch die Thür einzutreten, blieb Henin vor einem der Fenster stehen; der innere Vorhang entfernte sich und gestattete dem Blicke, in das Innere des Zimmers einzudringen.
Der Steuermann sah zuerst hinein.
»Nun!« fragte Alain, »ist sie da, das arme Geschöpf?«
»Ja, sie ist da.«
»So lassen Sie uns eintreten,« sagte der junge Jäger, einen Seufzer ausstoßend.
»Lassen Sie uns eintreten,« entgegnete Henin; »aber vorher sehen Sie.«
Alain schüttelte traurig den Kopf und näherte mechanisch sein Auge der Oeffnung; aber kaum war ein Blick in das Zimmer eingedrungen, als er einen Schrei ausstieß, sich zu dem alten Seemanne wendete und ihn mit Bestürzung ansah.
»Ah!« sagte er, »was habe ich gesehen?«
Alain hatte Jeanne Marie über ein Bett geneigt gesehen. Sie unterstützte ihren Sohn mit der einen Hand, während sie mit der anderen eine Tasse zu den Lippen ihres Kindes erhob.
»Nun ja! nun ja! was!« antwortete Maitre Henin.
Der Jäger ließ sich auf eine Kniee nieder, indem er die Hände zum Himmel erhob.
Der Seemann richtete ihn rauh empor.
»Nun,« rief er, »was wollen Sie dem guten Gott sagen?– daß er zu gut ist, zwei Wunder für einen Wilden von Ihrer Art gethan zu haben? Weiß er es denn nicht schon? Kommen Sie erst, sie zu umarmen.«
Und er schob Alain in das Haus.
Man wird leicht begreifen, wie groß die Freude der Jeanne Marie war, als sie ihren Sohn in ihren Armen hielt und Alain wiedersah, den man für todt hielt, und besonders da Alain bereuend kam und sie demüthig bat, das Geschehene zu vergessen, und sie anflehte, ihm zu gestatten, sein Unrecht gegen sie wieder gut zu machen.
Man wird auch begreifen, mit welchem lebhaften Dankgefühl gegen Gott der Jäger den kleinen Schiffsjungen umarmte, den er auf der Erde nicht wiederzusehen dachte.
»Wie hast Du Dich aus der Schlinge gezogen, mein armes liebes Kind,« fragte er ihn.
Jean Marie deutete mit dem Finger auf den guten alten Steuermann.
Alain begriff Alles.
»Ah!« sagte er, »Sie waren also in dem Boote, welches wir sahen, Maitre Henin?«
»Ei freilich! ich und die Jeanne Marie oder vielmehr die Jeanne Marie und ich; denn sie war es, die durch eifrige Erkundigungen erfuhr, daß der kleine Teufelskerl gegangen war, Sie zu verfolgen.«
»Aber warum kamen Sie denn nicht sogleich zu mir? Sie hätten mir eine famose Schwimmpartie erspart!«
»Warum? – Weil Sie, wenn Sie nicht eine vollständige Landratte wären und nur zu Ihrer Unterhaltung am Strande spazieren gingen, ohne sich um Das zu kümmern, was denselben umgibt, wissen müßten, daß zwei Seemeilen weit im Meere, östlich von der Mündung der Vire eine starke Strömung ist, die sich gegen die Küste wendet.«
»Aha!« rief Alain, »ich kenne sie jetzt und werde nicht vergessen, daß sie da ist!«
»Nun also, diese Strömung wollte ich vermeiden.
Ich sah Sie wohl! Sie trippelten auf Ihrem Eiernäpfchen von Granit mit Ihrer Nothflagge umher; aber man mußte die Sandbank umsegeln, um bis zu Ihnen zu gelangen, und Sie hatten nicht die Geduld zu warten! Nein, Sie wollten Ihre Rettung nicht dem alten Eisbären Henin verdanken!«
Alain drückte dem Steuermanne kräftig die Hand.
Als von dieser Seite Alles aufgeklärt und angeordnet war, kündigte man Jeanne Marie und Alain den auffallenden und unerwarteten Tod Thomas Langots an.
Der Onkel war, wie wir gesehen haben, nicht sehr zärtlich gegen die arme Jeanne gewesen, und doch konnte diese nicht umhin, zu weinen, als sie einen Tod erfuhr.
»Ah! meiner Treu!« rief Alain, »Du hast zu viel Thränen übrig, meine liebe Jeanne, und wenn Du nicht willst, daß Gott Dich strafe, so bewahre sie zu einer besseren Gelegenheit auf. Was mich betrifft«, fügte der Geflügelschütze heiter hinzu, »so würde ich einen Tod nicht gewünscht haben; da er es aber für gut gehalten hat, sich zu hängen, so muß ich bedauern, ihn nicht bedauern zu können.«
Man blieb an jenem Abend in dem Hause des Seemannes lange bei einander, und es war beinahe elf Uhr Abends, als Alain seine Hütte erreichte.
Am folgenden Tage wurde die wahre Ursache von Langot’s Tode bekannt.
Ein gestempeltes Papier, worin er von dem Friedensrichter zu einem mündlichen Verhöre aufgefordert wurde, fand sich auf dem Bette des Selbstmörders.
Es war eine Citation vor das Civilgericht von Saint-Lo und eine Klage von Richard gegen Thomas Langot, betreffend eine Summe von hunderttausend Franken.
Richard behielt sich vor, zur rechten Zeit und am rechten Orte die Ursachen dieser Verbindlichkeit anzugeben.
Es wurde bekannt, daß Richard vor einem oder zwei Tagen in Maisy gewesen, wo er Langot einen seiner gewohnten Besuche abgestattet.
Langot war der Anforderungen Richard’s überdrüssig geworden und hatte sich geweigert, Zahlung zu leisten.
Darauf hatte Richard, um Langot zu schrecken, das gestempelte Papier in die Hände des Gerichts gelangen lassen.
Langot hatte den Kopf verloren.
Die Angelegenheit mit Montplet war nicht der einzige Wucher, den er sich vorzuwerfen hatte; er dachte, daß eine Klage sie alle hervorrufen und daß sich Verwünschungen aus allen Ecken des Dorfes gegen ihn erheben würden.
Die Verwünschungen waren Langot ziemlich gleichgültig, – aber hinter den Verwünschungen stand der Assisenhof.
Kurz, es war mit Montplet’s Wechseln eine Fälschung vorgegangen.
Thomas Langot hatte, wie wir gesagt haben, den Kopf verloren und sich erhängt.
Vierzehntes Kapitel.
Schluß
Zwei und einen halben Monat nach ihrer Verheirathung und drei Monat nach Thomas Langot’s Tode hielten Alain Montplet, seine Frau und der kleine Jean Marie ihren Einzug in die Meierei, wo ihrer ein glänzendes Gastmahl wartete, welches zu Ehren Maitre Henin’s, Louison’s und ihrer elf Kinder gegeben wurde, und wozu man alle Freunde von Maisy, Grand-Camp und Saint-Pierre-du-Mont eingeladen hatte.
Folgendes hatte sich während dieser drei Monate zugetragen.
Thomas Langot’s Tod hatte nicht nur Richards Klage nichtig gemacht, sondern auch Richard zu Montplet’s Verfügung gestellt, der, als Besitzer der von Langot bereits eingelösten Wechsel den Advokaten leicht nöthigte, ihm auch die anderen herauszugeben.
Diese Wechsel wurden sorgfältig untersucht, und es fand sich, daß die wirkliche Summe, welche Alain Montplet von ihm erborgt hatte, 37 000 Franken betrug.
Alain Montplet hatte also von Langot’s Nachlasse eine Summe von mehr als 60 000 Franken zu fordern.
Jeanne Marie war, als directe Erbin des alten Schurken, Besitzerin des Restes.
Aber dieser Rest bestand in Schuldforderungen, die alle bestritten werden konnten.
Man ließ die Schuldner zusammenkommen und jeder wurde eidlich aufgefordert, die wahre Summe seiner Schuld anzugeben.
Jeder legte eine Erklärung ab, und es fand sich, daß der Jeanne Marie außer dem Meierhofe noch 40 000 Franken übrig blieben.
Nur war sie Alain von dem Ganzen 60 bis 70.000 Franken schuldig.
Die Heirath quittierte Alles.
Jetzt hat Alain Montplet den Meierhof auf den Fuß wieder hergestellt, wie er zur Zeit des alten John Montplet war; Jeanne ist die hübscheste Meierfrau des Cantons Saint-Lo, und Jean Marie, welcher vierundzwanzig Jahre alt ist, wird nebst seiner Schwester, die erst ihr dreizehntes Jahr erreicht hat, zu den guten Partien des Departements Calvados gerechnet.
In seinen müßigen Augenblicken wird Alain Montplet zwei oder dreimal im Jahre wieder Geflügelschütze, als welchen wir ihn, von Felsen zu Felsen springend und vor der Fluth fliehend, gesehen haben.
Pavillon ist, zu einem für einen Hund hohen Alter gelangt, ruhig eines schönen Todes gestorben und von seinem Freunde Jean Marie mit Ehrerbietung neben seinem alten Herrn dem Vater Gabion begraben worden.
Lisa Jousselin hat einen Wechselagenten geheirathet, welcher vergessen, am Ende des Monats eine Differenzen auszugleichen, ins Ausland gereist ist und sie mit drei Kindern in Paris zurückgelassen hat.
Sie ist nach Isigny zurückgekehrt, wo sie den Butterhandel, den ihr Vater aufgegeben, wieder fortgesetzt.
Sie hofft eines Tages den Tod ihres Mannes zu erfahren, was ihr gestatten wird, sich wieder zu verheirathen, da sie noch jung, schön und coquett ist.
So sei es.