Kitabı oku: «Perry Rhodan Neo Paket 3: Das galaktische Rätsel», sayfa 10

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15.

Rhodan

Terrania

Für einen Moment trat Schweigen ein.

»Ich ziehe meine Kandidatur zurück«, rief er, »und schlage Homer G. Adams als ersten Administrator der Terranischen Union vor!«

Viertausend Menschen sprangen von ihren Stühlen. Sie waren überrascht, zornig, fühlten sich betrogen. Rhodan kniff die Lider zusammen, sah in die erste Reihe. Bai Jun und Reginald Bull hatte es genauso wenig wie die übrige Versammlung auf den Stühlen gehalten. Bull bemerkte seinen Blick, schüttelte langsam den Kopf – und grinste breit.

Rhodan konnte sich ausmalen, was der Freund dachte: Du alter Halunke! Du hast es wieder getan!

Bai Jun, der neben Bull stand, hatte die Hände geballt. Er bebte vor Wut. Der ehemalige General schätzte es nicht, an der Nase herumgeführt zu werden. Doch gleichzeitig war er es gewohnt, blitzschnell auf unerwartete Wendungen zu reagieren. Die chinesische Führung hatte Bai Jun mit Bedacht ausgewählt. Sie hatte geahnt, dass die Landung der STARDUST in der Gobi unabsehbare Konsequenzen nach sich ziehen konnte. Sie hatte den unkonventionellen Halbchinesen ausgewählt – ohne zu ahnen, dass Bai Jun selbst sich als unabsehbare Konsequenz erweisen würde.

Bai Jun hob die Arme. Er spreizte die Finger mehrmals. Es war eine zähe Bewegung, als müsse er einen inneren Widerstand überwinden, den Zorn, der in ihm tobte, besiegen. Es gelang ihm.

Bai Jun klatschte. Langsam und laut.

Als Einziger von viertausend. Aber er blieb nicht lange allein. Reginald Bull fiel ein, überall in den Reihen folgten Delegierte seinem Beispiel. Der Beifall breitete sich weiter aus, erfasste die gesamte Versammlung, bis nur noch ein einziger Mensch still blieb: Homer G. Adams.

Reginald Bull ging zu dem alten Mann mit dem Buckel, der nicht fassen konnte, was geschah, und klopfte ihm auf die Schulter. Er bedeutete Adams, zum Rednerpult zu gehen.

Als Adams aufstand, trat Perry Rhodan zurück, aus dem Lichtkegel der Scheinwerfer. Er ging an das rückwärtige Ende der Bühne, wo eine weitere Treppe nach unten führte.

Am Fuß der Treppe erwartete ihn eine Frau. Sie war groß und athletisch. Ihre Haare waren lang und weiß, ihre Haut war blass. Aus ihrem Gesicht stachen die vollen Lippen und roten Augen hervor – und in den Augen standen Tränen.

»Thora!«, rief Rhodan. »Was ist mit Ihnen? Sie billigen meine Entscheidung nicht?« Die Arkoniden ähnelten Menschen in vielerlei Hinsicht geradezu verblüffend. Doch Tränen bedeuteten für die Fremden meist nicht Trauer, sondern Wut und Erregung.

»Nein. Sie hatten die Chance, zum mächtigsten Angehörigen Ihrer Art gewählt zu werden, zum Regenten Ihres Volkes – und Sie haben sie ausgeschlagen.« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Auf Arkon würde man Sie einer psychologischen Tiefenbehandlung unterziehen.«

»Wir sind nicht auf Arkon.«

»Ich weiß. Und Sie sind weder Arkonide noch verrückt, Rhodan. Das habe ich mittlerweile gelernt. Sie haben Ihre Entscheidung getroffen, Sie werden Ihre Gründe haben.«

»Was haben Sie dann? Glauben Sie, Adams ist nicht geeignet?«

»Er ist außergewöhnlich. Eine gute Wahl. Auch wenn ich glaube, dass Sie die bessere gewesen wären, Rhodan.« Rhodan wollte sich für das unerwartete Kompliment bedanken, aber sie bedeutete ihn mit einer herrischen Geste, die ihre hohe Stellung unter den Arkoniden verriet, zu schweigen. »Es ist nicht Ihretwegen. Es ist wegen Crest.«

Natürlich, Crest! Wieso war er nicht gleich darauf gekommen? Crest war Thoras Ziehvater. Er bedeutete ihr mehr als ihr eigener Stolz, mehr als Arkon. Es gab nichts, was sie nicht für Crest getan hätte.

»Eric hat Sie über seinen Zustand unterrichtet?«, fragte er.

Sie nickte. Eine Geste, die verriet, dass die Menschen mehr Eindruck auf sie machten, als sie sich eingestehen wollte.

»Thora, hören Sie!« Er nahm ihre Hände, drückte sie. Sie ließ es geschehen. »Crests Zustand ist besorgniserregend. Aber noch besteht Hoffnung. Eric wird um Crests Leben bis zum Letzten kämpfen. Er …«

»Ich weiß. Ich habe mit Doktor Manoli gesprochen. Er und Haggard und Fulkar werden tun, was sie können. Aber gewöhnliche ärztliche Kunst wird nicht genügen.«

»Sie dürfen die Hoffnung nicht aufgeben!«

»Das tue ich auch nicht. Ich habe mit Sue Mirafiore gesprochen. Sie wird sich Crests annehmen. Sie ist zuversichtlich, dass sie ihm helfen kann.«

»Das ist eine ausgezeichnete Idee!« Die Mutantin konnte mit der Kraft ihres Geistes direkt auf einen Organismus einwirken. »Sue wird Crest helfen können! Ich bin sicher.«

Noch während er sprach, traten neue Tränen in die Augen der Arkonidin.

»Thora?«, fragte Rhodan. »Was haben Sie? Sie können Sue vertrauen. Sie …«

»Ich vertraue ihr.« Die Arkonidin umklammerte jetzt Rhodans Hände. Sie drückte so fest zu, dass seine Finger schmerzten. »Aber um Crest zu helfen, muss Sue zu ihm gelangen!«

Rhodan war, als hätte er einen Schlag in den Magen erhalten. »Was ist mit Crest? Hat er sich etwas angetan?«

»Noch nicht. Aber er ist im Begriff dazu. Er ist aus dem Haus auf São Miguel verschwunden, in dem ihm die Ärzte die Nachricht von seiner Erkrankung eröffnet haben.«

»Was? Wohin ist er?«

»Niemand weiß es. Aber ich habe ein Gefühl, wohin …«

»Ja? Raus damit!«

»Crest will zur Kuppel am Meeresgrund vor der Insel.«

»Wozu das? Was sucht er dort?«

»Die Hoffnung erwartet ihn.« Thora sagte es leise. Die Arkonidin senkte den Kopf, wich Rhodans fragendem Blick aus.

»Die Hoffnung worauf?«

»Die Hoffnung zu leben.« Thora schöpfte tief Atem. Sie hob den Kopf, begegnete Rhodans Blick. Die Tränen in ihren Augen waren getrocknet. »Rhodan, ich habe Ihnen bisher die Antwort auf eine Frage verweigert: Wieso hat die AETRON ausgerechnet das Sonnensystem der Menschheit angeflogen? Ich werde Ihnen diese Frage beantworten – wenn Sie mir helfen, Crest von dem Wahnsinn abzuhalten, den er plant!«

16.

Crest da Zoltral

Azoren

Tatjana Michalowna fuhr halsbrecherisch.

Die Reifen quietschten in den Kurven, als die Telepathin den Wagen Richtung Ponta Delgada trieb. Die Fliehkraft trug Crest nach außen, der Arkonide musste sich mit beiden Händen festhalten, um nicht gegen die Tür oder die Telepathin getragen zu werden.

Ein Gedanke kam ihm: Was für eine Ironie, sollte er auf dem Weg zur Welt des Ewigen Lebens verunglücken!

»Was amüsiert Sie?«, fragte Michalowna. Die Frage war eine Geste der Telepathin: Ich respektiere Sie! Ich lese Ihre Gedanken nicht!

Er musste unwillkürlich gelächelt haben. »Darf ich mich nicht amüsieren?«, entgegnete er.

»Natürlich. Nur …«, sie suchte nach den passenden Worten, »Doktor Manoli hat mir gesagt, was er Ihnen sagen wird.«

»Dass ich bestenfalls noch sechs Wochen zu leben habe? Das hat er. Aber mir kam eben ein Gedanke. Wäre es nicht eine grausame Ironie, zur Welt des Ewigen Lebens aufzubrechen und auf dem Weg dorthin einem Unfall zum Opfer zu fallen?«

»Ich verstehe.« Sie nickte. »Wenn Sie wollen, kann ich langsamer fahren.«

»Nicht nötig. Ich bin kein Freund unnötiger Risiken. Aber in diesem Augenblick … es passt.« Er sah zu der schlanken Frau. »Es ist merkwürdig, Miss Michalowna. Ich habe eben erfahren, dass ich so gut wie tot bin – und ich fühle mich so sehr am Leben wie seit langer, langer Zeit nicht mehr.«

»Was sonst?« Michalowna zuckte die Achseln. »Wir erkennen den wahren Wert von Dingen immer erst, wenn wir im Begriff stehen, sie zu verlieren.« Sie lachte auf. »Wissen Sie was, Crest? Sie hätten gut nach Russland gepasst. Mit meiner Clique haben wir verrückte Dinge angestellt.«

Die Telepathin füllte die übrige Fahrt mit Erzählungen aus ihrer Jugend in St. Petersburg. Sie handelten alle von ihrer Clique – und alle von absurden Risiken, die die jungen Leute eingegangen waren. Als könne ihnen nichts geschehen, als wären sie unsterblich.

Im Hafen von Ponta Delgada war das U-Boot, das sie zur Insel gebracht hat, noch am selben Platz am Kai vertäut. Die beiden Chinesinnen hatten auf Deck Klappstühle aufgestellt und sonnten sich. Als Crest aus dem Wagen stieg, lösten sie sich aus den Stühlen und tuschelten aufgeregt. Sie hatten nicht mit ihm gerechnet. Oder hatte Manoli bereits sein Verschwinden gemeldet? Wurde nach ihm gesucht?

Michalowna legte eine Hand auf seinen Unterarm. »Ich übernehme das.«

Die Telepathin balancierte geschickt über die Gangway und begrüßte die beiden Pilotinnen. Sie sprach eine Sprache, die Crest nicht kannte, aber deren Klang ihm durchaus vertraut war. Er hatte sie oft in den Straßen Terranias gehört.

Michalowna war freundlich, aber bestimmt. In ihrer Haltung war nicht die leiseste Spur von Zweifel zu finden. Die Skepsis der Pilotinnen wich rasch eifriger Zustimmung. Sie winkten Crest zu. Der Arkonide absolvierte die Gangway freihändig, getragen vom Schwung seiner Entschlossenheit. Die Pilotinnen führten sie in die Passagierkabine.

Crest und Michalowna schnallten sich an. »Ich wusste nicht, dass Sie Mandarin beherrschen«, bemerkte er.

»Xiang«, korrigierte sie ihn. »Ein Dialekt, der in der Provinz Huan gesprochen wird, aus der die Pilotinnen stammen.« Sie legte eine Hand auf die Stirn. »Es ist weiß Gott oft nicht einfach, Telepathin zu sein. Sie erfahren viel zu viel von Ihren Mitmenschen, was Sie lieber nicht erfahren hätten. Aber einer der Vorteile ist, dass man es leichter hat, fremde Sprachen zu lernen.«

»Was haben Sie den Pilotinnen gesagt?«

»Dass man Sie dringend in der Kuppel bräuchte, Crest. Man habe dort eine Entdeckung gemacht, die nur Sie richtig bewerten könnten. Und natürlich, dass äußerste Diskretion angebracht sei. Niemand darf davon erfahren, dass Sie auf dem Weg sind.«

»Sie sind äußerst geschickt, Miss Michalowna.« Es war ein ehrliches Kompliment. Sein Vorhaben konnte nur gelingen, wenn niemand in der Kuppel davon ahnte, was mit ihm geschehen war – oder was er vorhatte.

»Ich tue, was ich kann.« Der Tonfall der Telepathin war lässig, aber Crest entging nicht ihr nervöses Blinzeln. Michalowna bedeutete sein Lob viel.

Die Maschinen heulten auf und das Boot legte ab. Nach einigen Minuten hatte es das offene Meer erreicht. Der Boden kippte nach vorne, als es den Abstieg zur Kuppel begann.

Crest kam er unerträglich lange vor.

Die rasende Fahrt im Auto hatte zu der Erregung gepasst, die in ihm tobte. Sie hatte ihn abgelenkt, ihm keine Zeit gegeben, nachzudenken. Das U-Boot dagegen schien stillzustehen. In der Kabine gab es kein Fenster, durch das sie hätten nach draußen sehen können. Und selbst wenn es eines gegeben hätte, es hätte nichts genutzt. Da draußen war nur die Schwärze der Tiefsee. Sie hätte ihm keinen Anhaltspunkt für die Geschwindigkeit der Fahrt gegeben.

Crest hatte Gelegenheit, sich zurückzulehnen. Zeit für Zweifel und Ängste. Sie ließen nicht lange auf sich warten. Habe ich eigentlich den Verstand verloren?, fragte er sich. Ich renne vor den Menschen weg, die alles tun würden, um mein Leben zu retten. Die es schon einmal getan haben.

Zugegeben, Manoli und Haggard schätzten seine Chancen schlecht ein. Aber sie hatten ihn nicht aufgegeben. Sie wollten ihn heilen. Sie waren kluge Männer, erfahren in ihrer Kunst. Und ihnen zur Seite stand Fulkar, der die fortgeschrittenste Medizin in der Galaxis verkörperte. Sie würden einen Weg finden, ihn zu retten.

Vielleicht. Aber was hatte er dann gewonnen? Seine Heilung mochte nur vorübergehend sein. Und selbst wenn er wieder ganz geheilt würde: Er war ein alter Mann. Wie viele Jahre blieben ihm noch? Crest wollte nicht sterben. Niemals. Deshalb hatte er Arkon hinter sich gelassen, war er in dieses abgelegene, vergessene System gekommen.

Crest da Zoltral wollte die Unsterblichkeit.

Aber war sie nicht nur eine Legende? Eine Wunschvorstellung, geboren aus der Verzweiflung alter Männer und Frauen, die nicht einsehen wollten, dass ihre Zeit vorüber war? Und selbst wenn er die Welt des Ewigen Lebens fand – bedeutete Unsterblichkeit auch Heilung?

Crest konnte es nur hoffen. Er legte eine Hand auf die Brust, presste die Rolle fest gegen den Körper. Er spürte den Schmerz, genoss ihn. Nahm ihn als handfesten Beweis dafür, dass er keinem Wunschtraum nachjagte. Es gab die Unsterblichkeit. Der Kommandant hatte sie gefunden.

Der alte Arkonide dachte an Thora, seine Ziehtochter. Er hätte sich gerne von ihr verabschiedet, aber er durfte es nicht. Thora hätte ihn aufgehalten. Er bedeutete seiner Ziehtochter die Welt. Sie hätte nicht zugelassen, dass er ins Ungewisse aufbrach.

Thoras Zorn war brennend heiß. Sie würde wütend auf ihn sein. Aber ihre Wut würde verrauchen – und sie würde ihm verzeihen, wenn er zurückkehrte, geheilt und unsterblich.

»Erinnern Sie sich an Terrania?«, fragte Michalowna leise. Auch sie musste Gedanken nachgehangen haben. »Ich habe Sie aufgesucht, als Sie den Roboter Rico untersucht haben.«

»Ja. Sie waren …« Er verstummte, als ihm klar wurde, dass seine Worte die Telepathin verletzen würden.

»Betrunken«, vervollständigte sie seinen Satz. »Sturzbesoffen, allein, verzweifelt. So verzweifelt, dass ich beinahe von Ihrem Balkon gesprungen wäre.«

Und in den sicheren Tod. Crests Raum im Stardust-Tower lag in einem der oberen Stockwerke. Oder hatte es; inzwischen war das Gebäude um beinahe das Doppelte gewachsen.

Michalownas Lider verengten sich. »Verrückt. Ich wollte Sie zwingen, dass Sie mich auf der Suche nach der Unsterblichkeit mitnehmen – und gleichzeitig suchte ich das Ende, die Erlösung.«

»Wieso sind Sie nicht gesprungen?«

»Ich wusste es nicht. Damals. Jetzt glaube ich schon. Ich war nicht des Lebens müde, sondern des Leids. Niemand hat mir getraut – und einer Telepathin bleibt nicht verborgen, wenn man sie verurteilt. Ich wollte, dass der Schmerz aufhört, nicht das Leben.«

»Und hat er aufgehört?«

Sie nickte. »Ja. Sie haben mich vor Bull nicht verraten. Und später, als wir Rico in der Gobi suchten, ist Reg über seinen Schatten gesprungen. Er hat mich akzeptiert. Das hat mir Mut gemacht.«

Das U-Boot erreichte die Kuppel. Als sie an das Kai angelegt hatten, verbeugten sich die beiden Pilotinnen zum Abschied. Offensichtlich hatte man Crests Verschwinden noch nicht bemerkt. Aber das konnte sich jederzeit ändern.

»Los! Wir haben keine Zeit zu verlieren!« Crest wollte zum Transmitter. Das Gerät unbekannter Herkunft, das der erste Thort der Ferronen vor zehntausend Jahren dem Arkoniden Kerlon geschenkt – und dieser seinem Kommandanten übergeben hatte. Es war der Transmitter, war Crest überzeugt, durch den der Kommandant die Kuppel verlassen haben musste. Und es war derselbe Transmitter, der ein Tor zur Welt des Ewigen Lebens darstellen musste. Für Wesen, die ein Gerät zu bauen vermochten, mit dessen Hilfe man ohne Zeitverlust über gewaltige Entfernungen reisen konnte, musste auch die Unsterblichkeit möglich sein.

Michalowna fasste nach dem Unterarm des Arkoniden und hielt ihn fest. »So, wie wir sind? Wir wissen nicht, was uns erwartet!«

»Sie haben recht. Kampfanzüge wären von Vorteil. Aber ich sehe keine Möglichkeit, wie wir sie uns unbemerkt aneignen könnten …«

»Das ist auch nicht nötig.« Sie zog ihn in eine andere Richtung. »Kommen Sie!«

Michalowna führte Crest in ihre Kabine. Sie glich der Crests, doch an der Wand hingen große, papierne Fotodrucke. Sie zeigten Naturlandschaften: Berggipfel mit Eiskappen, endlose Wälder, Flüsse und Küsten.

»Russland, meine geliebte Heimat, in der mich niemand haben will«, kommentierte die Telepathin trocken, als sie Crests Interesse bemerkte. »Eine Alterserscheinung, schätze ich. Man redet sich seine Jugend schön.«

Sie öffnete einen Schrank, griff hinein und breitete den Inhalt auf dem zerwühlten Bett aus. Zwei Kampfanzüge, Waffen und Vorräte.

»Sie haben gewusst, dass ich durch den Transmitter gehen will?«

»Sagen wir, ich hatte eine gewisse Vorahnung. Früher oder später mussten Sie es versuchen.«

Crest musterte abwechselnd die Kampfanzüge und die Frau, die sie gestohlen hatte. »Wieso? Ich war schon einmal im Begriff, durch den Transmitter zu gehen, und bin wieder umgekehrt.«

»Ja. Aber Sie sind umgekehrt, weil es nicht der richtige Augenblick war. Sie glaubten geheilt zu sein. Sie glaubten, dass Sie hier unter den Menschen noch eine Aufgabe zu verrichten haben. Aber der Gedanke an die Unsterblichkeit hat Sie niemals losgelassen. Ebenso wenig wie mich!«

Sie legten die Anzüge an, überprüften ihre Funktionstüchtigkeit. Michalowna musste die vergangenen Wochen genutzt haben, sich mit ihrer Beute intensiv zu beschäftigen. Ihre Bewegungen waren routiniert, verrieten, dass die Anzugpositroniken die Telepathin geschult hatten.

Die Anzüge waren einsatzbereit. Energie, Sauerstoff und Wasser lagen bei nahezu einhundert Prozent der Sollwerte.

Als Letztes nahm Crest den Strahler vom Bett, wog ihn in der Hand und steckte ihn in das Holster. Der alte Arkonide war kein Soldat, aber sie wussten nicht, was sie im Gegentransmitter erwartete.

»Bereit?«, fragte Michalowna.

»Bereit.«

Sie wandten sich zur Tür. Sie glitt zur Seite …

… und eine Echse versperrte ihnen den Weg.

17.

Rhodan

Terrania

»Perry!« Reginald Bull schlüpfte aus dem Gewirr von Streben, das die Last der Bühne trug. »Du alter Halunke! Hab ich doch gewusst, dass du wieder so ein Ding vorhast!«

Es war kein Vorwurf, sondern anerkennend. Der kräftige Ex-Astronaut blieb vor Rhodan und Thora stehen. »Wie bei allen Ex-Bürokraten der NASA bist du nur auf den Gedanken gekommen? Es war diese Vision, die du auf Gol hattest, nicht? Du …«

Rhodan hob eine Hand. »Ich erzähle dir alles später, Reg, ja? Wir haben einen Notfall.«

»Einen was …?« Bull sah zu Thora, schien sie erst jetzt überhaupt wahrzunehmen. Tränen standen in den Augen der Arkonidin, rannen in zwei kleinen Strömen über ihre Wangen. Thora zitterte. »Oh …«, sagte Bull langsam. »Was gibt es?«

»Crest«, antwortete Rhodan knapp.

»Was ist mit ihm?«

»Er ist verschwunden, nachdem Eric ihm mitgeteilt hat, wie es um ihn steht. Ist die NESBITT-BRECK startbereit?«

»Ja.« Es war Bull anzusehen, dass ihm noch Dutzende von Fragen auf der Zunge lagen. Aber der ehemalige Astronaut schluckte sie hinunter. Perry Rhodan stellte keine unsinnigen Bitten.

»Dann los!«

Rhodan nahm Thora bei der Hand. Sie ließ sich mitziehen. Jenseits der Scheinwerfer parkten die Wagen. Bull setzte sich mit einem Sprint, den man dem kurzbeinigen Mann nicht zugetraut hätte, an die Spitze und ließ sich von einem Ordner einen Geländewagen geben.

Rhodan und Thora sprangen auf Beifahrer- und Rücksitz, Bull drückte das Gaspedal durch. In einer Fontäne von nach allen Seiten aufspritzenden Sands raste der Wagen los.

Die Vollversammlung der Terranischen Union blieb rasch hinter ihnen zurück.

Eine Versammlung, auf der die Menschen ihre nationalen Streitigkeiten für immer abstreifen würden. Auf der Perry Rhodan eben ein Amt abgelehnt hatte, das ihn zum mächtigsten Mann der Menschheitsgeschichte gemacht hätte.

Die Gedanken rührten kaum etwas in Rhodan an. Thora dagegen …

Er drehte sich auf dem Sitz um. Thora kauerte mit hochgezogenen Knien auf dem Rücksitz. Den Sicherheitsgurt, den sie in irdischen Fahrzeugen selbst für die kürzeste Fahrt anlegte, baumelte in seiner Halterung. Ihre roten Augen glänzten feucht, wirkten wie geschwollen. Thora starrte auf die Rückenlehne des Beifahrersitzes, auf dessen Display automatisch ein Lehrvideo der Chinesischen Volksbefreiungsarmee ablief, des Vorbesitzers des Wagens. Doch ihr Blick war leer, ging in die Ferne und zugleich nirgendwohin.

Thora hatte Angst um Crest, ihren Ziehvater.

Aber da war noch mehr. Und dieses Mehr, spürte Rhodan, würde sich als wichtiger erweisen als alles, was er eben hinter sich gelassen hatte.

Im Schatten der Zentralkugel der NESBITT-BRECK erwartete sie Ras Tschubai. Bull konnte der Versuchung nicht widerstehen, den Geländewagen mit blockierten Rädern in einem Hundertachtzig-Grad-Schwung eine Handbreit vor dem Mann mit der tiefschwarzen Haut zum Stehen zu bringen. Rhodan fragte sich, was Bull wohl gesagt hätte, wüsste er, dass Bai Jun einen ähnlichen Fahrstil wie er an den Tag legte.

Tschubai wartete gelassen ab, dass das Fahrzeug vor ihm hielt – es hätte für den Teleporter nur eines Gedankens bedurft, um sich im Notfall in Sicherheit zu bringen.

»Ich habe gehört, du brauchst Hilfe, Perry?« Tschubai lächelte. Sein weißes Gebiss strahlte aus dem dunklen Gesicht.

»Von wem? Adams?«

»Homer muss gerade die große Rede halten, von der er nie geglaubt hat, dass er sie würde halten müssen. Nein. Bai Jun hat mich benachrichtigt.«

»Unserem ehemaligen Erzfeind entgeht nichts, was?«

Er wandte sich um, als er laute Rufe hörte. Reginald Bull rannte die Länge des Rumpfs der NESBITT-BRECK entlang und verscheuchte die Techniker, die sich an dem Topsider-Raumer zu schaffen machten.

»Weg da!«, brüllte Bull immer wieder. »Wir starten!« Die Männer und Frauen kletterten und sprangen von den Gerüsten, die man am Rumpf des Schiffs errichtet hatte, um es gründlich auf Beschädigungen zu überprüfen. Innerhalb von einer Minute war der Platz verwaist.

Eine Minute später rannten sie in die Zentrale. Bull nahm wie selbstverständlich den Platz des Piloten ein, fuhr die Systeme hoch. Holos zeigten die Umgebung des Schiffs aus verschiedenen Blickwinkeln. Es wirkte wie eingezäunt von den Gerüsten.

»Schade. Die ganze Schinderei umsonst«, murmelte Bull. Der ehemalige Astronaut hatte es sich nicht nehmen lassen, bei dem Aufbau der Gerüste mit anzupacken. Als die Klarmeldungen der Schiffssysteme aufflammten, wandte er sich an Rhodan und Thora. »Wohin? Zum Mond? Zur Wega? Oder vielleicht lieber nach Arkon?«

»Zur Unterwasserkuppel vor den Azoren genügt vorerst«, antwortete Rhodan. Er musste ein Lachen unterdrücken. Bull war außergewöhnlich. Je drängender die Lage, desto mehr blühte der Gefährte auf.

»Über den Standort der Kuppel – oder zur Kuppel?«

»Zur Kuppel.«

»Das könnte eng werden.« Bull verzog die Augenbrauen. »Der Rumpf unseres kleinen Babys ist angeknackst. Gol war eine harte Nuss für das Schiff. Der Druck in dreitausend Metern Tiefe könnte die NESBITT knacken. Dann hat unser Stern ausgefunkelt!«

Ein berechtigter Einwand. Rhodan überlegte. Sie mussten schnell sein – und der topsidische Aufklärer war das schnellste Gefährt, das sie besaßen. »Bring uns so schnell wie möglich nach São Miguel, Reg! Wenn wir dort sind, sehen wir weiter.«

»Aye, aye, Sir!« Bull vollführte einen gespielten Salut, dann startete er die NESBITT-BRECK mit Vollschub. Das Schiff erbebte. Über die Holos verfolgte Rhodan, wie ein Teil der Gerüste in der Gluthitze der Impulstriebwerke verdampfte, ein anderer zur Seite gefegt wurde.

Dann schnellte der Aufklärer dem Himmel entgegen, als hätte ihn ein unsichtbares Katapult abgefeuert. Knapp zehntausend Kilometer Luftlinie lagen zwischen Terrania und den Azoren. Bull wählte den längeren, aber schnelleren Weg. Als handelte es sich bei der NESBITT-BRECK um ein Geschoss, ließ er sie schräg in die Höhe steigen, in die äußersten Ausläufer der Atmosphäre, um sich dann ihrem Ziel entgegenzustürzen.

Rhodan wandte sich an Thora. »Was macht Sie so sicher, dass Crest sich in der Kuppel befindet? Eric hat ihm die Nachricht von seiner Erkrankung auf São Miguel mitgeteilt. Wieso sollte Crest in die Kuppel zurückkehren? Wieso heimlich? Hofft er, mithilfe der Anlage den Krebs aufhalten zu können?«

»Nein.« Die Augen der Arkonidin glänzten nicht mehr länger feucht. Da war … Entschlossenheit? »Crest hofft …«, sie zögerte, gab sich einen Ruck, »C… Crest hofft, die Unsterblichkeit zu finden.«

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Litres'teki yayın tarihi:
11 kasım 2024
Hacim:
1535 s. 10 illüstrasyon
ISBN:
9783845333854
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