Kitabı oku: «Perry Rhodan Neo Paket 3: Das galaktische Rätsel», sayfa 14

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»Du bestehst mehr aus Geheimnis denn aus Erleuchtung«, brummte Tiff von vorn, der den Blick auffing und seinerseits schnell zu Mildred sah, als wolle er sich versichern, dass es ihr mit dem Iltkopf auf dem Schoß auch gut ging.

»Da bin ich nicht der Einzige«, meinte der Ilt überraschend freundlich. »Nachdem ich mich nicht ständig auf die Rumhopserei durch den Raum konzentrieren muss, ist es an der Zeit, mir ein bisschen was über deinen Vater zu erzählen, meinst du nicht?«

Tiffs Stimme klang misstrauisch. »Kannst du das nicht alles aus meinen Gedanken lesen?«

»Nur wenn du an deinen Vater denkst. Bisher ist das eher so ein weißes Rauschen und Rumgeheule. Erzähl mir alles, was du über den Verbleib deines Vaters weißt. Hatte er Feinde?«

Tiffs Augenbrauen zogen sich zusammen, doch dann entspannte er seine Züge, blickte im Rückspiegel kurz zu Mildred und begann zu erzählen. »Mein Vater hat den Arkoniden Crest da Zoltral am Supreme Court verteidigt. Er ist einer der Topanwälte in Amerika, seine Honorare bewegen sich im zweistelligen Millionenbereich. Gleichzeitig hat er sich von jeher für Menschen eingesetzt, die sich keinen Anwalt leisten konnten. Sicher hat er sich jede Menge Feinde gemacht, als er Crest in diesem von Drummond inszenierten Schauprozess verteidigte. Ich könnte mir gut vorstellen, dass ein Gegner der Arkoniden dahintersteckt.«

Während Tiff weiter ausholte und erzählte, blickte Mildred zum Fenster hinaus. Seitdem sie den Wagen benutzten, hörten sie regionales Netz-Radio. Schon in Terrania hatten Tiff und sie die Berichte über ihr Heimatland im Netz verfolgt. Nach Drummonds unrühmlichem Ende waren die Vereinigten Staaten in zwei Lager zerfallen. Die Menschen, die »pro Rhodan« eingestellt waren, begrüßten Terrania und das neue Zeitalter mit Aufbruch zu den Sternen frenetisch. Perry Rhodan war für diese Menschen ein Held, dem es zu folgen und den es zu unterstützen galt.

Die »Anti Rhodan«-Anhänger wollten, dass alles beim Alten blieb und Amerika seine Vormachtstellung im Machtgefüge behielt. Sie sahen in Rhodans Tun in der Gobi Landesverrat. Crest und die Technik der Arkoniden hätten ihrer Meinung nach der amerikanischen Nation zugestanden.

Es hatte heftige Auseinandersetzungen gegeben, die durchaus den Begriff Bürgerkrieg verdienten und das Land zusätzlich zu den Übergriffen der nach Besun jagenden Fantan verwüsteten.

Mildred sah es draußen. Sie fuhren über die Chesapeake Bay Bridge und näherten sich Washington Richtung Osten, vorbei an Bildern der Zerstörung. Es war tröstlich, Guckys warmen Körper unter ihren Fingern zu spüren, denn je mehr Mildred erblickte, desto betroffener wurde sie. Während der Herbst in der Natur noch auf sich warten ließ, schien er die Zivilisation voll und ganz erobert zu haben. Amerika zeigte sich im Zerfall. Hatte es auf der Fahrt bisher nur einige verbarrikadierte Fenster gegeben, die auch auf einen Hurrikan zurückzuführen gewesen sein könnten, zeigten sich nun Einschusslöcher und schwere Beschädigungen. Viele Häuser waren mit roten und braunen Parolen verschmiert, Glas und Trümmerstücke lagen auf den Straßen. Zur melancholischen Musik von Melware, die im Hintergrund aus dem Radio tönte, breitete sich vor Mildred eine Welt aus, die nicht mehr ihre zu sein schien. Das war nicht das Amerika, in dem sie aufgewachsen war, sondern etwas anderes, Fremdes.

Es rächt sich, dass jeder Verrückte sein Gewehr haben darf, dachte Mildred. Und dass jeder im Netz nachlesen kann, wie er sich eine Bombe oder Sprengstoff bauen kann.

Sie wusste, dass ihre Gedanken nur bedingt der Wahrheit entsprachen. Zum Teil waren die Armeetruppen in eines der Lager gewechselt oder überwältigt worden, weil sie nicht auf die eigene Bevölkerung hatten schießen wollen. Dadurch gerieten weitere Waffen in Umlauf. Es war zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Anhängern beider Parteien gekommen. Wie in einem Glaubenskrieg war Fanatismus aufgeflammt und hatte die Gewalt auf beiden Seiten eskalieren lassen. Die einen hatten Crest zum Teufel stilisiert, die anderen zum Gottessohn und Erlöser. Zum Glück waren die Kämpfe inzwischen vorbei, die Pro-Rhodan-Fraktion hatte gewonnen, es herrschte weitestgehend Ruhe. Nur hin und wieder flammte der Konflikt im Kleinen wieder auf und forderte weitere Opfer.

In Mildreds Erinnerung stiegen die Bilder auf, die um die Welt gegangen waren. Drummond und ein Rest treuer Truppenteile und Polizisten, die sich vor den Rebellen ins Weiße Haus retteten und dort verschanzten. Schlaglichtartig zogen die Momentaufnahmen vorbei. Der Angriff, die Schusswechsel und das breite Gesicht der blonden Aylin Kerson, die Stanley Drummond bei seinem Fluchtversuch zu einem gepanzerten Wagen erschoss.

Die neue Regierung saß in Philadelphia. Ein Provisorium, das die Ruhe vorerst gewährleistete und sich wie die übrigen Regierungen der Erde der frisch gegründeten Terranischen Union angeschlossen hatte.

»Was ist das?«, unterbrach Tiff seinen Bericht und damit auch Mildreds Gedanken.

Mildred drehte den Kopf nach vorn, fort vom deprimierenden Anblick einer ausgebrannten Mall, hin zu einer Straßensperre. Auf dem leicht abfallenden Streckenabschnitt forderten Schilder die Geschwindigkeitsreduzierung bis hin zum Schritttempo. Nur eine Fahrspur war noch offen. Zwei bewaffnete Polizisten standen neben ihrem geparkten Streifenwagen und winkten Autos zu sich. Eine aufgebaute Überwachungskamera registrierte die vorbeifahrenden Fahrzeuge.

Nervös sah Mildred auf Gucky. Ging der Ilt als Tier durch?

Auf der bisherigen Reise hatten lediglich Passanten Gucky gesehen. Mildred, Tiff und der Ilt hatten sich bemüht, unauffällig zu bleiben und so schnell wie möglich weiterzukommen. Zweimal hatte man versucht, Gucky mit einem Pod zu fotografieren, aber der Ilt war beide Male schneller gewesen und hatte die Geräte telekinetisch zur Seite gerückt. Mit einer Polizeikontrolle wurden sie das erste Mal konfrontiert. Wenn die Beamten begriffen, dass sich ein Außerirdischer in diesem Wagen befand, würden sie sicher einen Medienrummel auslösen, der Tiffs Suche nach seinem Vater behindern konnte. Natürlich konnten sie teleportieren, um im Notfall zu entkommen, doch mit Guckys Auffliegen und ihren Bildern im Ever-Net würde jeder weitere Schritt schwierig bis unmöglich werden. Sie nehmen nur jeden zweiten Wagen, vielleicht haben wir Glück.

»Das musste uns ja treffen«, fluchte Tiff, als einer der Polizisten ihnen zuwinkte. »Die Kamera hat uns schon, das könnte ich wetten.«

»Wir kommen sicher durch«, sagte Mildred zuversichtlich. Sie konnten sich dank der Hilfe von Mercant ausweisen. Der ehemalige Geheimdienstler hatte ihnen gefälschte Pässe besorgt, die aufgrund der terranischen Mittel jeder Überprüfung standhalten mussten. Mercant wusste aus eigener Erfahrung, was es bedeutete, wenn ein Mensch »verschwand«, und hatte nicht gezögert, Tiff und Mildred zu helfen.

»Sag nichts, Gucky«, beschwor Tiff den Mausbiber und fuhr wie gewünscht ein Stück seitlich versetzt vor den Streifenwagen.

Der Beamte, der sie herausgewinkt hatte, kam sofort auf ihn zu. Er war sportlich, blond, hochgewachsen. Um seine grünen Augen lagen erste Fältchen. Ein typischer ehemaliger Footballer mit Speckansatz um die Hüfte, der in der Highschool auf dem Feld geglänzt haben mochte und nun in die Jahre kam. Mit einem freundlichen Lächeln beugte er sich zu Tiff und klopfte an die Scheibe.

Tiff ließ das Glas herunter. Mildred hielt den Atem an.

»Ausweise bitte«, schnarrte der Mann.

Tiff hielt sie ihm mit einem charmanten Lächeln hin. Der Polizist nahm die beiden Chipkarten, musterte Mildred kurz und fragte: »Wo geht's denn hin, Jester Polan?«

Tiff reagierte prompt auf den Namen. »Nach Washington. Mal anschauen.«

Der Blonde legte den Kopf schief. »Katastrophen-Touristen, was? Von denen haben wir viele. Wird noch 'ne Weile dauern, bis Washington wieder so aussieht wie früher.« Er nahm den Oberkörper zurück und schien zufrieden.

Mildred wollte schon erleichtert aufatmen, als der Beamte sich plötzlich ruckartig in ihre Richtung beugte. Er zeigte auf Gucky, der sich auf der Rückbank schlafend stellte. »Ach herrje. Was ist denn das für eine Promenadenmischung?«

Mildred sah, wie Tiff erstarrte, und wusste, dass sie schnell handeln musste. Wenn sie nicht antwortete, machte sie sich verdächtig.

»Das ist ein Il… Ilz«, korrigierte sich Mildred hastig. Gucky lebte, seit er mit Rhodan aus dem Wega-System gekommen war, in der Abgeschiedenheit des Lakeside Institute. Dennoch war sie nicht sicher, ob nicht doch Gerüchte von Guckys Existenz in den Mediennetzen kursierten. Als sie den zweifelnden Blick des Polizisten bemerkte, rettete sie sich in die gespielte Arroganz einer stolzen Hundebesitzerin. »Das ist übrigens keine Mischung, sondern eine Rasse. Sie kommt aus der Schweiz wie der Entlebucher. Ihre Heimatregion ist der Kanton Mösli. Manche nennen sie auch Herren-Ilz, weil sie vornehm von Wesen ist und aus Jagdhundrassen des Schweizer Adels hervorging.«

»Was es alles gibt«, staunte der Polizist. »Aber hässlich ist er schon. Kann der überhaupt beißen mit dem einen Zahn?«

Tiff lehnte sich aus dem Fenster, seine Stimme klang gezwungen fröhlich. »Passen Sie lieber auf, was Sie sagen, sonst beißt er Sie womöglich noch.«

Der Beamte beachtete Tiff nicht, sondern drehte sich zu seinem Kollegen um, der fünf Meter weiter neben dem Einsatzwagen stand und dort ein Auto wegwinkte. »Hey, Walt, komm mal rüber, das musst du sehen! Diese Katastrophen-Touris haben die hässlichste Töle auf dem Rücksitz, die ich je gesehen habe!«

Mildred warf Gucky einen besorgten Blick zu. Der Ilt spannte sich auf ihrem Schoß. Er schielte zu dem Polizisten hin. Ein gefährliches Funkeln trat in seine Augen.

Walt tat seinem Kollegen den Gefallen, kam zu ihm, presste seinen Kopf an die hintere Scheibe und gaffte Gucky an. »War der zu lange im Labor?«

Mildred und Tiff tauschten einen besorgten Blick, Mildred fühlte sich innerlich wie erstarrt. Sie konnte spüren, wie Gucky wütend wurde. Seine Muskeln zitterten leicht unter ihrer Hand. Was, wenn der Ilt die Nerven verlor und die Polizisten anschnauzte? »Können wir weiterfahren?«, fragte sie kurz angebunden und spielte dabei die Beleidigte.

Die Männer lachten.

»Ihr Wagen!«, rief Tiff von vorn.

Hastig sah Mildred auf den Polizeiwagen, der sich langsam in Bewegung setzte, das leichte Gefälle der Straße hinab. Er rollte wie in Zeitlupe am Leihwagen vorbei.

»Oh Walt, du hast die Handbremse vergessen!«

»Hab ich nicht!«

Die beiden Polizisten rannten hinter dem Wagen her, der der Hangabtriebskraft zum Trotz nicht kontinuierlich beschleunigte, sondern vorwärtsruckte, ehe die Beamten ihn einholten.

Mildred starrte auf Gucky. »Machst du das?«

Der Ilt antwortete nicht.

Draußen hatten die Polizisten ihren Wagen erreicht und beide Türen aufgerissen. Doch ehe sie hineinspringen konnten, öffneten sich die Gürtel ihrer Hosen. Die Hosenbeine glitten hinab und gaben zwei vollkommen unterschiedliche Unterhosen preis. Walt trug eine mit Superman-Logo, sein Kollege Feinripp. Beide Männer stolperten, rafften ihre Hosen hoch und fluchten. Walt schaffte es nicht, sich zu fangen, stürzte und überschlug sich, ehe er mehr schlecht als recht wieder auf die Beine kam. Die Autos an den Seiten fuhren immer langsamer, Fenster wurden geöffnet. Walt und sein Kollege führten einen wilden Tanz auf im Versuch, die Hosen anzuziehen und dabei den Wagen nicht zu verlieren.

Tiff lachte. »Das ist genial! Was für eine Show!«

»Tiff«, wies Mildred ihn zurecht, die jeden Augenblick einen ernsthaften Unfall vor sich sah. Der Wagen rollte mit offenen Türen gleichbleibend fort und driftete dabei immer mehr auf die Fahrbahn. Autos hupten, ein LKW musste ausweichen. Dann blieb das Polizeiauto mitten im Gefälle stehen. Die beiden Polizisten holten es ein und gingen mit hochgerafften Hosen fast aufeinander los. Offensichtlich gab jeder dem anderen die Schuld für den merkwürdigen Vorfall.

Guckys Augen waren schmal. »Wenn die noch mal näher kommen, lasse ich den Streifenwagen fliegen und lande ihn auf ihren überheblichen Ärschen.«

»Gib Gas!«, bat Mildred Tiff inständig. Sie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

Tiff beschleunigte und fuhr langsam an den streitenden Polizisten vorbei. Mildred war froh, als die uniformierten Gestalten hinter ihr kleiner wurden.

3.

Trümmerwelt

Zardik, 15. September 2036

Zuversichtlich trat Rhodan zu Thora in den Transmitterbogen. Am liebsten wäre ihm gewesen, den Roboter durch den Bogen vorzuschicken, doch PROTO war trotz aller technischen Details kein Mensch und konnte im Gegensatz zu Lossoshér den Transmitter nicht bedienen, um zurückzukehren. Das Einzige, was Rhodan als Kompromiss blieb, war, den Roboter auf die andere Seite vorzuschicken, damit die Maschine bereits einen ersten Bericht vor Ort ablegen konnte, wenn sie nachkamen.

Erst nachdem PROTO gut zehn Minuten auf der anderen Seite verbracht hatte, gab Rhodan Lossoshér ein Zeichen, dem Roboter zu folgen. Der Transmitter-Wächter aktivierte das Gerät. Helles Licht flammte im Bogen auf. Auf der Plattform bildete sich ein Abstrahlfeld. Die nicht greifbare Schwärze inmitten der Helligkeit machte Rhodan nervös.

Sue hatte Bulls Hand gegriffen; Tschubai, Chaktor und Lossoshér standen dicht beieinander.

Rhodan schluckte. Noch immer konnte er das Wunderwerk der Transmitter kaum mit seinem Verstand erfassen. Ent- und Rematerialisierung, ohne zerstört zu werden. Das war mehr, als er sich vorzustellen vermochte. Wie sahen die Erbauer dieses Meisterwerks aus? Wohin waren sie gegangen, nachdem sie überall unter der blauen Sonne ihr Transportsystem installiert hatten? Selbst die Ferronen wussten es nicht. Gern hätte Rhodan eines dieser Wesen kennengelernt, um ihm tausend Fragen zu stellen, die er in Bezug auf die Transmitter hatte.

»Los geht's«, sagte Bull leise.

Lossoshér betätigte einen weiteren Schalter. Ein leises Summen erklang. Das schwarze Feld dehnte sich aus, schloss sie ein und verschlang sie.

Obwohl Rhodan aus eigener Erfahrung wusste, dass der Transmitterübergang keine spürbaren Auswirkungen auf den Körper hatte, wurde sein Magen flau. Als das Gefühl abklang, blinzelte Rhodan. Der Übergang war bereits vollzogen, gedankenschnell und so unfassbar, dass er nicht weiter darüber nachdenken wollte. Sooft er versuchte, dieses Wunder zu verstehen, scheiterte er. Andere Fragen waren dringender. Wo sind wir?

»Ein Keller«, stellte er fest. »Zumindest besitzt der Raum keine Fenster.« Er trat in den kargen Betonbau. Außer dem bogenförmigen Gegentransmitter gab es nichts zu sehen. Kahle Wände, nackter Boden, angeleuchtet von dem blassblauen Licht der Transmitterbeleuchtung.

Thora zögerte. »Gibt es schon Anzeichen, auf welchem Raumkörper wir sind?«

Lossoshér ging zu den Bedienelementen. Seine dürren Finger strichen liebevoll darüber, als würde er eine Katze streicheln. »Ich kann nichts einsehen. Die Funktionen sind gesperrt. Fest steht, dass die Schwerkraft mit der Zardiks nahezu identisch ist.« Er klang enttäuscht. »Vielleicht sind wir noch auf dem Mond, auf der anderen Seite.«

»PROTO?«, wandte sich Rhodan über Funk an den Roboter. »Welche Daten konntest du sammeln?«

»Es sind keine Menschen in der direkten Umgebung anwesend«, sagte der Roboter mit einer wunderbar modulierten weiblichen Stimme.

Rhodan schauderte. So klingt also der Tod bei den Arkoniden. Die weibliche Stimme hatte der Kampfroboter bereits vor der Modifizierung besessen.

PROTO fuhr mit dem Bericht fort. »Die Strahlenwerte sind geringfügig erhöht. Direkte Gefahrenquellen konnten ausgeschlossen werden. Keine Angreifer im Umkreis von zweihundert Metern. Arkonidische Anzugsimpulse konnten nicht angemessen werden. Auf Crest da Zoltral und seine Begleiter gibt es von daher keine Hinweise. Dafür habe ich einen Ausgang gefunden. Soll ich euch die Position übermitteln?«

»Ich bitte darum.« Rhodan sah Thoras enttäuschtes Gesicht. Sie hatte auf eine Spur von Crest gehofft, obwohl die Chancen minimal gewesen waren, im engsten Umfeld des Transmitters auf Anzugsimpulse zu stoßen. Er betrachtete die Darstellung auf dem nur handgroßen Pod, der im Ärmel des Schutzanzugs über Handgelenk und Unterarm integriert war. Die zusätzliche Nachrüstung stellte eine Schnittstelle zu PROTO dar. Eine Risszeichnung des Gebäudes entstand vor seinen Augen. Am Ende des Raums führte ein Durchgang in einen engen Tunnel, von ihm zu einer Treppe und hinaus. »Gehen wir. PROTO, verlass das Gebäude zuerst und sammle weitere Daten.«

Der Roboter rollte vor. Er überwand die Treppen spielerisch, ohne den Flugmodus einsetzen zu müssen.

Rhodan betrachtete die Werte der Anzeige im arkonidischen Anzug. »Die Atmosphäre hat sich deutlich geändert. Ich glaube nicht, dass wir noch auf Zardik sind. Soweit ich das überblicke, ist die Luftzusammensetzung nahezu erdgleich. Sauerstoffmasken werden auch auf lange Sicht nicht nötig sein.«

»Finden wir es heraus.« Thora ging dem Roboter nach.

Rhodan machte sich Sorgen um sie. Die umsichtige Thora war ihm deutlich lieber, auch wenn sie schon immer zu impulsiven Aktionen geneigt hatte. Mit einem mulmigen Gefühl dachte er daran, wie Thora die chinesischen Belagerer der STARDUST in der Gobi mit Strahlenfeuer überzogen hatte. Er nickte den anderen zu und schloss zu Thora auf. Gemeinsam gingen sie die Treppe hinauf. Das fahle Licht der Anzüge beleuchtete den Aufgang. Oben erwartete sie eine verschlossene Metalltür, die in eine Betonmauer integriert war.

Lossoshér berührte einen Schalter, lautlos versank das Metall und gab den Weg frei. Nacheinander traten sie hinaus. Grauer Nieselregen wehte ihnen entgegen und benetzte die Helmvisiere. Rhodan blickte in eine Trümmerlandschaft, die ihn unwillkürlich stehen bleiben ließ. Es roch nach Feuer und Unrat.

»Was ist denn hier passiert?«, flüsterte Sue fassungslos.

»Aufräumen geht anders«, merkte Bull an, doch es klang weder spöttisch noch sarkastisch. Die Stimme des Freundes brach weg. Der Anblick schien seinen Hals zuzuschnüren.

Ein Schauer rieselte Rhodan über die Halswirbelsäule. Sie standen inmitten eines zerstörten Straßenzugs. Betonbauten, die kaum mehr welche waren, umgaben sie. Auch das Haus, aus dem sie kamen, war eine Ruine. Die stumpf wirkende Metalltür prangte in einer Wand, die als einzige noch komplett stand. Zwar war der Innenraum mit dem Zugang intakt, doch die Außenfassaden sahen aus, als hätten Titanen sie achtlos weggerissen.

»Der Krieg gegen die Topsider«, murmelte Chaktor. »Dieses Gebiet muss ihrer Invasionsflotte zum Opfer gefallen sein, und noch konnten sie es nicht wieder aufbauen. Es gibt Gegenden, aus denen sind die Bewohner einfach weggezogen.«

Ein dumpfes Grollen aus der Ferne ließ Rhodan aufhorchen. Gleichzeitig meldete sich PROTO im Helmfunk. »Ich messe Geschützgeräusche an. Kampfhandlungen in etwa fünfhundert Metern Entfernung.«

»Zurück zum Transmitter!« Rhodan drehte sich um. Er sah, wie die arkonidischen Kampfanzüge aufgrund der Gefahrenmeldung automatisch die Stealth-Funktion aktivierten. Vor ihm verschmolzen Sue und Bull für einen Augenblick mit dem Grau der Straße, dann griff seine interne Anzugfunktion, und die beiden wurden für ihn wieder sichtbar, während Feinde sie nicht ausmachen konnten.

»Warten Sie!« Thora griff seine Schulter. »Der Krieg im Wega-System ist vorbei. Wenn überhaupt, ist das eine Armeeübung in einer aufgegebenen Gegend. Es gibt keine Invasion derzeit, oder Chaktor?«

Der Raumfahrer hob die Hände zu einer unbestimmten Geste. »Richtig. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass wir das Wega-System verlassen haben. Die Bauweise entspricht meinem Volk, wenn sie auch altmodisch ist. Vielleicht stammt das Grollen von einer der Fkanftas, unseren Friedensfeiern. Nachdem die Topsider abgezogen sind, gab es sie überall, und sie finden zum Teil noch immer statt.«

Bull wandte sich für alle hörbar an den Roboter. »PROTO, sind die Daten anhand der akustischen Werte erhoben?«

»Sind sie«, antwortete PROTO so menschlich, dass Rhodan ein ganz anderes Bild vor Augen hatte als die Maschine aus Kunststoff und Metall.

Rhodan zögerte. »Also gut. Gehen wir ein Stück vor. Dort drüben ist eine Anhöhe, von der aus wir in Richtung der Geräusche sehen können.« Er zeigte auf einen Schutthügel.

Thora ging voran. Bedächtig folgten sie der Arkonidin.

Rhodan konnte den Blick nicht von den zerstörten Häusern abwenden. Alles um ihn her sprach von Krieg und Schlachten. Raketen hatten gewütet, Geschütze hässliche Löcher gerissen, Luftangriffe ganze Straßenzüge zerbombt. Nirgendwo gab es Leben. Nicht einmal Ratten oder Aasfresser sah er. Das Bild lag wie tot vor ihm, grau in grau. Einzig am Horizont schimmerte durch den Regen eine grüne Fläche. Ferne Gebirge ragten auf, ihre schneebedeckten Gipfel verschmolzen mit schweren Wolken. Die Farbe des Himmels ließ Rhodan vermuten, noch immer im Wega-System zu sein. Durch die blaue Sonne besaß das System ganz eigene Einfärbungen, die selbst im Regen schwach anklangen. Es musste gerade Sonnenauf- oder -untergang herrschen. Leider ließ sich die Wega hinter den Schleiern nicht ausmachen.

Rhodan erreichte den Schuttberg. Sein Blick fiel auf eine blaue Puppe, die inmitten von zerschmolzenem Kunststoff lag. Ihre Glieder waren verdreht, der Kopf halb abgerissen. Wo war das Kind, dem sie gehörte? Hoffentlich ist es weit fort in Sicherheit mit seiner Familie und erlebt eine bessere Zeit. Er suchte Halt auf einem besonders breiten Brocken und aktivierte den Empfänger seines Kampfanzugs. Verwundert runzelte er die Stirn. Nichts. Kein Radio, kein Fernsehen.

Was bedeutete das nun wieder?

Die blaue Puppe wies darauf hin, unter Ferronen in der Zivilisation zu sein. Warum fand der Anzug keines der bekannten Netzwerke? Befanden sie sich auf einem der vielen abgelegenen Monde, die kaum besiedelt waren? Er verstärkte die Intensität der Suche. Ein schwacher Funkverkehr wurde angezeigt, doch er war verschlüsselt.

Nachdenklich betrachtete Rhodan den asphaltartigen Boden zwischen zwei Trümmern. Die Farbe kam ihm ungewöhnlich vor. Rostrot wie getrocknetes Blut. Auf keiner Welt Wegas war ihm dieser Untergrund bisher aufgefallen. Er wirkte fremd.

»Perry!« Bull winkte ihm aufgeregt zu. Seine Hand wies über den Schuttberg hinab, hin zu einem brennenden Haus in der zertrümmerten Vorstadt. Dichter Qualm stieg ins Dämmerlicht. »Da unten lodert's noch. Erklär mir das mal mit einer Siegesfeier.«

Rhodan begriff sofort. »Zurück zum Transmitter!«, ordnete er an. »Wir wissen zu wenig über die Lage. Zuerst brauchen wir mehr Informationen und einen Plan.«

Thoras Stimme klang bittend. »Aber wir müssen wenigstens nach Crest suchen, bevor …«

PROTO unterbrach sie. »Lenkgeschoss im Anflug. Weitere Daten werden an die Anzüge übermittelt. Ich erlaube mir, eure Schutzschirme extern zu aktivieren und gleichzuschalten.«

»Was ist das?«, hörte Rhodan zeitgleich die verblüffte Stimme von Ras Tschubai. Ras' Finger zeigte zum Himmel. Unter der Wolkendecke jagte ein dunkler Punkt auf sie zu.

»In Deckung!« Rhodan rannte zu Lossoshér, der am schlechtesten mit dem arkonidischen Anzug umgehen konnte, packte den Alten am Arm und zog ihn mit sich. Die aktivierte Gleichschaltung vereinigte beide Schirme zu einem größeren und erlaubte Rhodan, Lossoshér zu stützen.

Auch Thora und Bull setzten sich in Bewegung. Sie wandten sich zum Transmitter um.

Sue, die am weitesten zurückgeblieben war, kam dem Transmittergebäude am nächsten. Sie war knapp zwanzig Meter davon entfernt, als die Rakete mit infernalischem Krachen knapp vor ihr einschlug. Blaues Feuer loderte auf, Erd- und Gesteinsbrocken flogen in die Höhe, Beton spritzte.

Sue schrie auf und warf sich auf den Boden. Sie lag mitten im Inferno, ihr Schirm schützte sie, aber sie schien der Positronik keine klaren Befehle mehr zu geben.

»Sue! Weg da!« Die Schirme sind nicht für eine Dauerbelastung ausgelegt, schoss es Rhodan durch den Kopf. Nach dreißig Minuten brechen sie zusammen, wenn nicht früher. Je länger Sue da liegt, desto gefährlicher wird es. Noch während er dachte, handelte er.

»Positronik, Sue Mirafiore aus der Gefahrenzone entfernen! Übergeordneter Rang!« Sue erhob sich wie von Zauberhand und flog auf ihn zu.

Ein enervierendes Geräusch jagte durch seinen Schädel, vermischt mit den Stimmen der anderen.

»Oh Mist, das ist Giftstoffalarm!«, übertönte Bull Thoras arkonidische Schimpfkanonade und Lossoshérs Stammeln.

»Gefahr! Weitere Geschosse im Anflug«, meldete PROTO.

Rhodan sah auf der Anzeige an seinem Arm die Zielkoordinaten. Sämtliche Geschosse flogen in Richtung des Transmitters. Das konnte kein Zufall sein. Jemand hatte ihre Ankunft bemerkt. Vermutlich waren sie geortet worden. Ob die Aktivierung des Gegentransmitters anzumessen gewesen war?

»Nach links ausweichen!« Er riss Lossoshér mit sich, sah, wie Thora, Tschubai und Chaktor in die Höhe stiegen. Eine zweite Lenkrakete detonierte in unmittelbarer Nähe, Feuer und Rauch breiteten sich aus. In Rhodans Ohren klingelte es. Sein Herz raste wie seine Gedanken. In was waren sie hineingeraten? Gab es einen neuen Krieg im Reich der Ferronen? Kamen die Topsider zurück? Atemlos sah er auf die Messergebnisse des arkonidischen Anzugs. Ohne Anzüge und Schutzschirme wären sie verloren gewesen. Er glaubte metallische Bitterkeit im Mund zu schmecken, obwohl das durch den Anzug unmöglich war.

Erneutes Donnern brandete auf. Das Gebäude, aus dem sie gekommen waren, flog auseinander. Vor Rhodan loderten blauweiße Flammen. Schwarzer Rauch stieg auf und wehte in seine Richtung. Eine kalte Hand griff nach seinem Herzen.

»Der Transmitter!« Lossoshér wand sich in Rhodans Griff. Er wollte zum Zielpunkt der Angriffe. Inzwischen hatten sie zweihundert Meter Abstand gewonnen.

»Lassen Sie das!«, herrschte Rhodan Lossoshér an. »Wir können nicht zurück!«

Lossoshér hörte nicht auf ihn. Mit der Kraft des arkonidischen Anzugs wehrte er sich gegen Rhodans eingeschlagene Richtung.

»Ras, Thora!«

Die beiden waren ihm am nächsten und kamen sofort. Ihre Schirme vereinigten sich. Gemeinsam hielten sie Lossoshér fest, bis er sich beruhigte.

Neben sich sah Rhodan, wie Bull Sue zu sich nahm und sich ihre Schirme zusammenschlossen.

»Was ist bloß los?« Bulls Stimme klang fassungslos. »Perry, was ist das für ein Scheißkrieg?«

»Ich weiß es nicht«, gab Rhodan zu.

Er fühlte sich wie gelähmt. Im Fliegen sah er zurück. Der Transmitter stand nicht mehr. Sosehr seine Blicke auch die rauchende Fläche absuchten, er konnte nicht mehr erkennen als einen Krater. Er klaffte an eben der Stelle, an der sie in diese feindliche Welt getreten waren.

Sue Mirafiore

Sue presste die Hände gegen den Helm. Sie wünschte sich, nichts mehr zu hören und zu sehen. Ihr war elend. Wie damals in Houston, als die Polizei den Human Shelter unter Feuer genommen hatte. John Marshall, der ihr wie ein Vater war, hatte versucht zu schlichten und hatte seine gute Absicht um ein Haar mit dem Leben bezahlt.

Drei Geschosse detonierten ganz in ihrer Nähe, dann herrschte einen Augenblick Ruhe, als wollte das Schicksal Luft holen, ehe es die nächste Katastrophe schickte.

»Feindkontakt«, meldete PROTO, hob einen seiner Arme und schoss auf ein sich rasch näherndes Objekt dicht über dem Boden. Ein dreieckiges Fluggerät flog auf sie zu, aus zwei Röhren an seinen Seiten spuckten todbringende Geschosse. Panisch wich Sue aus. Nach zwei weiteren Schüssen, die ihr Ziel verfehlten, drehte das Luftfahrzeug ab.

»Reg, warum sehen sie uns? Ich dachte, die Anzüge machen uns unsichtbar!«

»Der Regen!«, Bull stieß die Worte aus wie einen Fluch. »Vielleicht ist irgendwas im Wasser, oder es liegt am Licht. Schau dir die anderen an.«

Nur wenige Meter weiter erkannte Sue, was Bull meinte. Tschubais Schirm schillerte in den Wassertropfen wie ein Regenbogen aus Pastellfarben. Das Leuchten der Schutzhüllen machte sie allesamt zu Zielscheiben.

Das Fluggerät wendete. Es ratterte hässlich. Mündungsfeuer blitzte auf.

Bull zog Sue an sich. Er änderte die Flugrichtung, beschleunigte stark und nahm sie mit. Sue zitterte, sie kam nicht gegen den Impuls an, ihren Helm an sein Schulterteil zu pressen.

Fluggerät und Roboter beschossen einander, bis das dreieckige Fahrzeug mehr abstürzte, als dass es landete. Sue hörte Rhodan im Funk etwas sagen. Sie konnte sich nicht darauf konzentrieren. Ihre Gedanken rasten. Wir sind mitten im Kampf. Da kommen Feinde. Gleich sind wir tot.

Blauhäutige Gestalten in grauen Uniformen sprangen aus dem Fluggerät. Gleichzeitig näherten sich weitere von ihnen über die zerbombte Straße. Sie zielten auf Sue und Bull, die gut vier Meter über dem Boden schwebten, doch ihre Schüsse kamen nicht an. PROTO warf sich in die Bahn. Bull heulte auf. Der Roboter explodierte vor ihnen in einer Salve von Geschossen.

Ängstlich schloss Sue die Augen. Weitere Geschosse trafen den Schutzschirm mit lauten Schlägen. Sie wusste, dass die Werte bereits im kritischen Bereich lagen. Die arkonidische Technik war nicht darauf ausgelegt, einer derartigen Dauerbelastung zu widerstehen. Bisher hatte sie Gift, Hitze und Druckwellen gut kompensiert. Nun ertönte ein aufdringliches Alarmsignal, das rasch verstummte.

Sue hörte Bulls Stimme. »Unser Schirm bläht sich auf, Perry. Der macht's nicht mehr lang. Wir brauchen eine Deckung!«

Bull brachte sie sicher zu Boden, in eine Vertiefung zwischen mehreren Trümmerstücken.

Stille legte sich über die Straße. Mit weit aufgerissenen Augen starrte Sue auf die Fetzen PROTOS, die wie Konfetti durch die Luft regneten. Rauch stieg auf.

»Oh nein«, entglitt es Bull neben ihr wie ein Stöhnen.

»Wer sind die?«, flüsterte Sue.

»Ferronen«, sagte Rhodan fest im Funk. Er klang, als stünde er bei ihr, dabei lag er in einem Graben gut vier Meter entfernt. »Wir müssen mit ihnen verhandeln. Eine Flucht mit Flugmodus ist unmöglich. Die Anzüge sind überlastet. Bei weiterem Beschuss brechen die Schutzschirme zusammen.«

Die Soldaten kamen näher. Sue fiel auf, wie verschieden ihre Tarnanzüge und die Ausrüstungen aussahen. Einige wirkten dick und solide, andere stark abgenutzt und deutlich älter. Die meisten hatten Helme mit Beulen, Kratzern und Scharten. Fast alle Monturen wiesen Schäden auf.

»Der Transmitter …«, klagte Lossoshér. »Wir sind verloren.«

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Yaş sınırı:
18+
Litres'teki yayın tarihi:
11 kasım 2024
Hacim:
1535 s. 10 illüstrasyon
ISBN:
9783845333854
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