Kitabı oku: «Perry Rhodan Neo Paket 3: Das galaktische Rätsel», sayfa 6

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Crest wurde schwindlig. Er machte einen Schritt zurück, lehnte sich gegen einen der Tische, um sich abzustützen. Doch es war zu spät. Seine Knie knickten durch. Crest versuchte, sich an der Tischplatte festzuhalten. Seine ausgestreckten Arme fegten über den Tisch, ohne Halt zu finden.

Der alte Arkonide ging in einem Schauer von Artefakten zu Boden.

»Crest!« Aescunnar war mit einem Satz bei ihm. »Haben Sie sich etwas getan?« Der Historiker griff ihm unter die Achseln, richtete Crests Oberkörper auf.

»Ich glaube nicht.« Ein pulsierender Schmerz ging vom linken Ellenbogen des Arkoniden aus. Er legte die rechte Hand auf die Stelle, betastete sie. »Nur eine Prellung. Es geht schon wieder.«

»Ich helfe Ihnen auf!« Aescunnar wartete die Zustimmung Crests nicht ab. Er zog ihn hoch. »Hier, stützen Sie sich ab!« Er führte die Hände des Arkoniden auf die Tischplatte. Crest folgte dankbar seiner Führung.

Der Historiker ging in die Knie und machte sich daran, die Gegenstände aufzuheben, die zu Boden gefallen waren.

Crest zwang sich, langsam zu atmen. Er versuchte, den Strudel der einander überschlagenden Gedanken zu ignorieren. Der alte Arkonide heftete den Blick auf die Tischplatte. Kein Staub, registrierte er. Wie war das möglich? Sein Blick begann zu wandern, blieb an einer Schriftrolle hängen. Sie war aus einem dicken braunen Material gefertigt. Es musste ein Vorläufer des irdischen Papiers sein. Die Rolle hatte sich eine Handbreit entrollt. Schriftzeichen waren zu sehen. Schriftzeichen, die …

Crest keuchte, unterdrückte im nächsten Moment geistesgegenwärtig den Impuls. Mit einem Seitenblick versicherte er sich, dass Cyr Aescunnar mit den über den Boden verstreuten Artefakten beschäftigt war.

Dann schnappte er die Rolle und steckte sie hastig unter seine Jacke. Er richtete sich auf, stellte erleichtert fest, dass er sich auf den Beinen halten konnte – trotz seiner zitternden Knie.

»Mister Aescunnar«, sagte er betont beiläufig. »Ich glaube, ich werde mich etwas zurückziehen und mich ausruhen. Diese aufregende Entdeckung … Sie wissen ja, ich bin nicht mehr der Jüngste.«

Noch bevor der Mensch antworten konnte, eilte Crest in den Tunnel, der zu der Kuppel führte.

Gegen sein pochendes Herz drückte er den Schatz, den er gefunden hatte.

Eine uralte irdische Schriftrolle.

Beschrieben in Arkonidisch.

9.

Perry Rhodan

Terrania

Homer G. Adams erwartete Rhodan am Fuß des Stardust Towers.

Der ältere Brite trug einen abgewetzten und mit Flicken an Knien und Ellenbogen ausgebesserten Anzug – und das, obwohl Adams wahrscheinlich der reichste Mann der Erde war.

Rhodan bedankte sich steif bei Bai Jun für die Fahrt und stieg aus. Der Halbchinese und Adams winkten einander mit einer Beiläufigkeit zu, die Rhodan zeigte, dass zwischen den Männern Vertrautheit, wenn nicht sogar Freundschaft gewachsen war, dann fuhr Bai Jun davon.

»Willkommen!« Adams' Händedruck war fest. »Wie fühlt es sich an, wieder zu Hause zu sein?«

»Überwältigend«, antwortete Rhodan. In seinen Gedanken blitzten Bilder auf. Der Abstieg in die Hölle Gols, seine Vision, der unmögliche halbierte Planet, der im All schwebte. Die Stimme, die »Komm, Perry Rhodan!« flüsterte. »Ich brauche dich!« Und Bai Juns Worte hallten nach: »Sie müssen die Menschheit führen, Perry Rhodan – aber nicht für fünf Jahre, sondern auf Lebenszeit!«

Wusste Adams, was der ehemalige General ihm angetragen hatte?

»Das kann ich mir vorstellen!« Der ältere Brite schien sich an Rhodans Zögern nicht zu stören.

Rhodan legte den Kopf in den Nacken, sah an dem Turm hinauf, der vor ihm aufragte. Er vermochte es nicht, die Spitze zu sehen. »Der Tower hat sich verändert«, stellte er fest.

»Sie und Mister Bull waren eine Woche im Wega-System. Der Stardust Tower ist in dieser Zeit um weitere Stockwerke gewachsen. In zwei oder drei Tagen werden wir das hundertste Stockwerk fertigstellen.«

»Aber das ist nicht alles. Nicht?«

»Sie sind ein guter Beobachter, Sir.« Adams nickte anerkennend. »Die arkonidischen Roboter haben damit begonnen, den Tower zu verbreitern.«

»Wozu?«

»Das fragen Sie am besten die Maschinen. Ich bin gespannt, ob sie Ihnen eine Antwort geben.« Adams lachte, als hätte er einen Scherz gemacht. »Ich schätze, sie wollen hoch hinaus. Die Verbreiterung dürfte dem Tower eine höhere Stabilität verleihen.«

Rhodan sah wieder auf. Jetzt, da er wusste, wonach er zu suchen hatte, fand sein Blick den oberen Rand der Verbreiterung. Sie musste fünfzig oder sechzig Meter hoch sein. Zwei arkonidische Roboter kletterten mit einer Geschicklichkeit an den glatten Wänden, als handelte es sich um Spinnen. Aber er sah auch Menschen. Es mussten Arbeiter sein, die von den Maschinen angelernt wurden.

»Ist es das, was Sie mir zeigen wollten?«, wandte er sich wieder an Adams.

»Nein, meine Überraschung erwartet Sie im Turm. Kommen Sie!« Der alte Brite wandte sich ab und ging los.

Rhodan folgte ihm. Adams war klein. Aus seinem Rücken wuchs ein Buckel, der ihn zwang, vornübergebeugt zu gehen. Es war eine Behinderung, die sich weder durch Kleidung kaschieren noch wegdiskutieren ließ, aber Adams schien sie nicht zu behindern. Sein Schritt war leicht und erinnerte Rhodan an ein aufgeregtes Kind.

Das Erdgeschoss des Towers war weiter offen. Eine Säulenhalle ohne Wände. Hier war die Anlaufstelle für Menschen, die sich in Terrania niederlassen wollten. Der Ansturm war nach wie vor groß, aber Rhodan hatte den Eindruck, dass er etwas nachgelassen hatte. Mit der Etablierung der Terranischen Union gab es für viele Menschen keinen Grund mehr, ihre Heimat zu verlassen. Überall auf der Erde vermochten sie jetzt am Aufbruch zu den Sternen mitzuarbeiten.

Sicherheitskräfte standen am Aufgang in den ersten Stock. Chinesen, ehemalige Soldaten Bai Juns. Sie trugen ihre alten Uniformen, aber statt der Insignien der Volksrepublik waren sie mit dem Abzeichen Terras versehen: dem Band der Milchstraße auf blauem Grund. Sie waren mit modifizierten Sturmgewehren bewaffnet.

Als sie Rhodan sahen, knallten sie die Hacken zusammen und salutierten – um gleich darauf verlegen die Arme zu senken, als ihnen aufging, dass Rhodan kein Militär war.

Rhodan nickte ihnen zu und lächelte.

Im ersten Stock roch es nach Desinfektionsmittel. Hier war die Klinik Terranias untergebracht.

»Die Klinik ist gewachsen. Sie reicht jetzt über vier Stockwerke. Aber das macht nichts, wir haben ja genug Platz.«

Rhodan sah sich suchend um. »Ist Eric da?«

»Ich glaube nicht.« Adams strich sich über die Stirn. »Doktor Manoli und Doktor Haggard verbringen die meiste Zeit in Lakeside. Aber ich kann Manoli natürlich für Sie kontaktieren …«

»Das ist nicht nötig«, wehrte Rhodan ab. »Ich wollte Eric nur kurz begrüßen.« Und mit dem alten Freund, der stets die Besonnenheit wahrte, über das sprechen, was er niemandem sonst anvertrauen konnte.

Sie traten in den Antigravschacht, das eigentliche Wunder des Stardust Towers. Rhodan fühlte sich sanft angehoben, schwebte zunehmend schneller werdend nach oben.

»Es geht aufwärts.« Adams zwinkerte ihm zu. »Seit drei Tagen arbeitet die Polung des Schachts. Wir konnten die Seile abhängen.«

Im Schacht war die irdische Schwerkraft aufgehoben. Aber das, hatte sich erwiesen, war nur von geringem praktischen Nutzen gewesen. Sobald der Schwung eines Benutzers aufgebracht war, hatte er hilflos zappelnd in der Schwerelosigkeit geschwebt. Der praktisch veranlagte Reginald Bull hatte Abhilfe geschaffen, indem er die Abschleppseile der chinesischen Militärfahrzeuge hatte einsammeln, verbinden und im Schacht anbringen lassen.

»Ich vermute, Mister Bull wird traurig sein. Er hat sich zwar stets über die Plackerei mit den Seilen beklagt, aber ich habe ihn im Verdacht, dass das nur vorgeschoben war.«

Rhodan musste schmunzeln. »Ich vermute, Ihr Verdacht könnte zutreffen. Aber Reg wird darüber hinwegkommen. Wir haben ein neues Spielzeug von der Wega mitgebracht. Das wird ihn beschäftigen.«

Die beiden Männer schwebten weiter nach oben. Homer G. Adams berichtete von den neuesten Entwicklungen in Terrania und der geplanten Vollversammlung. Die Herausforderungen waren weiter groß, aber sie waren ihnen gewachsen.

Rhodan musterte Adams verblüfft. Er kannte den Briten mit dem Buckel als einen gesetzten älteren Herren. Adams war Anfang der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts geboren. Er war in einer Zeit vor dem Netz groß geworden, die Historiker als die Ära des Kalten Krieges bezeichneten. Rhodan hatte diese Zeit von jeher fasziniert. Damals war die Erde in zwei große Machtblöcke geteilt gewesen, die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion und ihre jeweiligen Verbündeten. Das nukleare Wettrüsten hatte seinen Höhepunkt erreicht, die Erde hatte stets nur wenige Minuten vor der atomaren Vernichtung gestanden. »Mutual Assured Destruction« hatte die Doktrin gelautet, »Gegenseitige zuverlässige Vernichtung«. Abgekürzt »MAD« – »verrückt«. Es war nicht zuletzt dieser Wahnsinn gewesen, der in Rhodan die Überzeugung hatte heranreifen lassen, dass die Menschheit neue Wege einschlagen musste, wollte sie sich nicht früher oder später selbst vernichten. Der Kalte Krieg hatte friedlich geendet. Aber die Arsenale der Atomwaffen hatten weiterbestanden.

Adams musste zu ähnlichen Erkenntnissen gekommen sein. Nach der Landung der STARDUST in der Gobi hatte der Brite hinter den Kulissen die Fäden gezogen. Ohne seine Hilfe, war Rhodan sich sicher, wäre der Traum von der vereinten Menschheit, die zu den Sternen aufbrach, einen schnellen, elenden Tod in der Wüste gestorben.

Und derselbe Adams schulterte nun die Last der alltäglichen Verwaltung ihres Traums. Der bucklige Alte hätte unter der Last in die Knie gehen sollen, aber tatsächlich schien sie Adams mit einer Energie zu erfüllen, die einen Mann, der halb so alt war wie er, gut angestanden hätte.

Im fünfzigsten Stock verließen sie den Schacht. Sie gelangten an eine dunkle, hölzerne Tür. Auf Augenhöhe war ein golden glänzendes, poliertes Schild angebracht. »Perry Rhodan, Administrator«.

Rhodan las es. Ihm schwindelte. »Adams!«, begann er. »Sie …«

»Ich habe eine schlichte Ausführung gewählt. Ich hoffe, es ist in Ihrem Sinne.«

Adams öffnete die Tür. »Kommen Sie! Ich bin sicher, es wird Ihnen gefallen.«

Rhodan trat durch die Tür und glaubte einen Moment lang, im Freien zu stehen. Der Raum umfasste die gesamte Etage des Turms. Statt Wänden war er rundum nahtlos verglast. Oder waren da überhaupt Scheiben?

Adams bemerkte, dass er die Lider zusammenkniff. »Es sind Scheiben, Sir. Allerdings nach arkonidischem Rezept, wenn ich das so ausdrücken darf. Die Spezialisten nennen es ›Glassit‹. Es ist um ein Vielfaches widerstandsfähiger als alles, was wir bislang auf der Erde kannten.«

Rhodan trat an die Fenster. Der Blick war überwältigend. Zu seinen Füßen erstreckte sich die Stadt Terrania. Am Horizont verwandelte die gewaltige Stahlkugel der TOSOMA die Hügelkette, die sich hinter ihr erstreckte, zu einer Formation, die an eine Spielzeugeisenbahn erinnerte.

»Der Blick verschlägt einem die Sprache, nicht?« Adams trat neben Rhodan. »Ich muss gestehen, dass die Anregung für dieses Büro von Lesly Pounder kam. Offenbar hatte er in Nevada Fields einen ähnlichen Raum für sich geschaffen.«

Rhodan nickte. »Das hatte er. Aber ich kann Ihnen sagen, dass es nichts Gutes bedeutete, dort einbestellt zu werden. Er hat uns dort regelmäßig den Kopf gewaschen, der alte Knochen.«

»Ja? Das wusste ich nicht. Ich …«

»Das macht nichts. Das liegt gefühlt Jahrhunderte zurück.« Rhodan bemühte sich um ein Lächeln. Da war ein Kloß in seinem Hals, eine unsichtbare Last auf seinem Rücken. Er wollte allein sein. Nachdenken. »Ich danke Ihnen, Adams. Das ist beeindruckend. Aber die Bergung der NESBITT-BRECK hat mich viel Kraft gekostet. Ich möchte …«

»Sie haben mein vollstes Verständnis, Sir. Aber wenn Sie noch einen Moment haben? Ich möchte Ihnen etwas demonstrieren.« Adams langte in die Hosentasche, holte einen der kabellosen Ohrhörer heraus, wie sie die chinesische Armee zu Zehntausenden zurückgelassen hatte, und hielt ihm das Gerät auffordernd entgegen.

Rhodan warf dem Buckligen einen fragenden Blick zu, nahm das Gerät an sich und steckte es in das Ohr.

Adams nickte zufrieden und flüsterte etwas in seinen Pod. Gleich darauf öffnete sich die Tür, und eine Handvoll Menschen kam herein. Drei Männer, zwei Frauen. Einer der Männer trug ein spiegelndes Visier, das den Großteil seines Gesichts bedeckte. Wäre das Visier nicht gewesen, Rhodan hätte ihn eher an einem Strand bei einer Runde Beach-Volleyball verortet als in Terrania. Neben dem Mann mit dem Visier stand eine zierliche Asiatin, um zwei Köpfe überragt von einem athletischen Schwarzen. Ein älterer Mann mit Sikh-Turban und eine untersetzte Europäerin waren die beiden letzten Angehörigen der Gruppe. Alle fünf wirkten aufgeregt, alle fünf strahlten ihn an.

»Darf ich Ihnen Julio Enriquez und sein Team vorstellen, Sir?«, sagte Adams. »Sie haben einen Durchbruch von höchster Bedeutung erzielt.«

Der Mann mit dem Visier trat auf Rhodan zu. Er war jung, braun gebrannt und muskulös. Er klappte das Visier hoch. Sein linkes Auge war durch einen Metallsockel ersetzt, auf dem etwas saß, was man mit einigem guten Willen als künstlichen Augapfel bezeichnen konnte. »Es ist mir eine Ehre, Sie kennen zu lernen, Sir.«

Enriquez sagte es auf Spanisch. Aus dem Ohrhörer, den Rhodan trug, kam mit kaum wahrnehmbarer Verzögerung die englische Übersetzung.

»Wie Sie wissen, Sir, ist die Sprachvielfalt eines unserer größten Probleme beim Aufbau Terranias. Mister Enriquez und sein Team haben sich des Problems mithilfe von TerraNet angenommen.«

Rhodan nahm die Hand des braun gebrannten Mannes und drückte sie fest. »Ich habe schon viel von Ihnen gehört, Mister Enriquez. Das ist eine außergewöhnliche Leistung. Ich danke Ihnen im Namen aller Bürger Terranias.« Worauf wollte Adams hinaus? Die Simultanübersetzung war schon seit über einem Monat geschaltet.

»Mister Enriquez und sein Team arbeiten unermüdlich an der Verbesserung der Simultanübersetzung«, erläuterte Adams rasch, als hätte er Rhodans Gedanken gelesen. »Für die Vollversammlung steht uns eine deutlich erweiterte Version zur Verfügung. Die Simultanübersetzung zwischen den zehn wichtigsten Sprachen der Erde ist gesichert, für alle übrigen Sprachen steht zumindest die Übersetzung von uns ins Englische zur Verfügung.«

»Aber damit geben wir uns noch lange nicht zufrieden«, fügte Enriquez hinzu. »Die Simultanübersetzung ist nur im Gebiet Terranias geschaltet. Natürlich ist sie erweiterbar, aber sie wird stets netzabhängig bleiben.«

»Im Gegensatz zu den Translatoren der Arkoniden«, stellte Rhodan fest.

»Richtig. Sie sind unserer Simultanübersetzung deutlich überlegen und autonom«, räumte Enriquez ein. »Aber auch die Translatoren der Arkoniden und Fantan haben gravierende Schwächen.« Der Mann mit dem künstlichen Auge zog eine flache Scheibe aus der Hosentasche. »Dieses Gerät ist leicht, klebt an der Haut des Trägers, aber das Problem der Zweistimmigkeit bleibt. Ich sage etwas in Sprache X, der Translator wiederholt es unmittelbar darauf in Sprache Y.«

Das stellte eine gravierende Schwäche dar, wollte oder musste der Träger des Translators unerkannt bleiben – wie Rhodan und seine Kameraden, die in die topsidische Invasion des Wega-Systems geraten waren.

»Sie glauben, dieses Problem gelöst zu haben?«, fragte Rhodan. »Aber wie …«

Die zierliche Asiatin unterbrach ihn. »Wir glauben nicht nur, es gelöst zu haben«, sie sprach akzentfreies amerikanisches Englisch. »Es ist uns gelungen.«

»Der Schlüssel«, fuhr der Schwarze in derselben Sprache fort, »liegt in der Verbindung zwischen Gehirn und Sprechwerkzeugen.«

»Wir übersetzen«, übernahm der Sikh, »die Worte, bevor sie von den Stimmwerkzeugen umgesetzt werden.«

»Es ist mühelos«, berichtete die untersetzte Europäerin. »Ich forme die Worte in Gedanken, den Rest übernimmt der Translator. Der Zuhörer merkt nicht einmal, dass ich seine Sprache eigentlich nicht beherrsche.«

Enriquez steckte die fantansche Translatorscheibe wieder ein und holte stattdessen ein anderes Gerät aus der Tasche. »Hier, sehen Sie!« Er hielt Rhodan die geöffnete Handfläche hin. Darin lag etwas, das ihn unwillkürlich an eine Spinne erinnerte. Ein gedrungener schwarzer Körper, von dem vielleicht ein Dutzend dünne Drähte wie Beine abstanden. Er war winzig, kleiner noch als ein Stecknadelkopf.

Rhodan nahm den Translator mit Daumen und Zeigefinger aus seiner Hand und betrachtete ihn.

»Was Sie sehen, ist eigentlich ein Container für die Nano-Komponenten des Translators. Er wird in den Körper des Trägers injiziert«, erläuterte Enriquez. »Dort sucht er sich autonom den optimalen Platz, und die Nano-Komponenten nisten sich in das Nervensystem ein. Die Energie holt sich der Translator aus der Elektrizität des Muskelgewebes und des Nervensystems. Seine Laufzeit ist damit unbegrenzt.«

Der Translator besaß kein spürbares Gewicht. Und er war so winzig, dass Rhodan befürchtete, er könne ihm zwischen den Fingern zu Boden fallen. Er formte die Hand zu einer Schale, um es zu verhindern. »Sie sehen mich sprachlos«, sagte er. »Wie ist so eine rasche Entwicklung möglich? Wenn Ihr Translator hält, was Sie versprechen, ist er fantanscher und arkonidischer Technik deutlich überlegen.«

»Wir haben den Fantan zu danken.« Enriquez lächelte verschmitzt. »Bei ihrer panischen Flucht haben sie allerlei Besun über Bord geworfen. Wir haben es uns genau angesehen. Zu neunundneunzig Prozent hat es sich aus menschlicher Warte um wertlosen Plunder gehalten. Aber wenn man genauer hinsah …«, er nickte in Richtung des stecknadelkopfgroßen Geräts in Rhodans Hand, »war in ihrem Abfallhaufen die eine oder andere Perle zu finden. Die Fantan beschäftigen sich offenbar mit Nano-Technologie. Wir auch. Und dazu kommt unser überwältigender Bedarf, die Sprachbarrieren zu überwinden, die die Menschheit trennt. Der Rest …«

»… wird Geschichte schreiben.« Rhodan gab den Translator an Enriquez zurück. Seine Hand zitterte. »Ihre Entwicklung schlägt ein neues Kapitel in der Geschichte der Menschheit auf.«

Hehre Worte, aber zutreffende. Die Raumfahrttechnologie der Arkoniden hatte für die Menschen das Tor zu den Sternen aufgestoßen. Doch was bedeutete es schon, wenn die Kommunikation mit den Intelligenzen, die das Universum bevölkerten, misslang? Was, wenn die Menschen nicht in der Lage waren, sich gegenüber ihresgleichen verständlich zu machen und verstanden zu werden?

»Ich teile Ihre Einschätzung, Sir«, meldete sich Adams wieder zu Wort. »Aber wir sollten nicht vergessen, dass selbst diese Nano-Wunderwerke Übersetzungsmaschinen sind – und Übersetzung geschieht nie verlustfrei. Sie ist fehlbar, wichtige Nuancen bleiben auf der Strecke.«

»Was wir brauchen«, sagte Julio Enriquez, »ist eine gemeinsame Sprache. Terranisch.«

Rhodan musterte den Menschen vor ihm, dessen Traum darin bestand, sich mit Maschinen zu verbinden, und der dennoch das Wohl der Menschheit im Auge hatte. »Lassen Sie mich raten: Sie arbeiten bereits daran?«

Enriquez nickte eifrig. »Ja. Wir stehen zwar noch am Anfang, aber wir haben nicht den Anspruch, das Rad neu zu erfinden. Wir schöpfen aus vorhandenen Quellen. Wie Sie es ja bereits getan haben, Sir. ›Erde‹ ist eine Bezeichnung, die nur taugt, solange es nur einen bewohnbaren Planeten gibt. Wie wir jetzt wissen, existieren unendlich viele. Also ›Terra‹, aus dem Lateinischen. Dasselbe gilt für die Sonne und den Mond. Im Terranischen nennen wir sie ›Sol‹ und ›Luna‹. Wir …«

»Das sind richtige und wegweisende Überlegungen, Mister Enriquez.« Rhodan hob die Hand. Die Menschheit würde eine gemeinsame Sprache brauchen, um ihren Weg zu gehen. Aber zuerst musste er seinen eigenen Weg finden. Die Vollversammlung begann in wenigen Stunden. »Darf ich Sie dennoch bitten, sie ein anderes mal vorzutragen? Dringende Geschäfte warten auf mich …«

Adams straffte sich, als ginge ihm in diesem Moment auf, wie unhöflich er eigentlich war. Er trat vor den Mann mit dem Visier. »Ihre Rede, Sir, nicht?«

»Ja.«

»Ich bin gespannt auf Ihre Worte.«

»Das können Sie auch sein.« Rhodan ging demonstrativ zur Tür. Die Besucher verstanden den Wink und gingen.

Rhodan holte tief Luft, trat an den Rand der Etage und blickte über die Stadt. Er fragte sich, was er den Menschen sagen sollte.

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11 kasım 2024
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1535 s. 10 illüstrasyon
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9783845333854
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