Kitabı oku: «Sommer Bibliothek 11 besondere Krimis», sayfa 14

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In der Zwischenzeit trafen unsere Erkennungsdienstler Sam Folder und Mell Horster ein, um in der Wohnung von Jack Mancuso nach Spuren der Einbrecher zu suchen. Mr McKee berichtete uns am Telefon, dass er erhebliche Schwierigkeiten beim Erwirken eines Durchsuchungsbeschlusses gehabt hatte.

Dass wir die Wohnung betreten hatten, war angesichts der Umstände rechtens. Aber die Umstände des Einbruchs waren noch längst nicht klar – ebenso wenig, ob ein Zusammenhang zur Mordserie des Barbiers bestand.

Etwas anders hätte der Fall ausgesehen, wenn Jack Mancuso vermisst gemeldet oder umgebracht worden wäre.

Aber dafür gab es bis jetzt nur vage Anhaltspunkte, die sich zudem auch anders interpretieren ließen.

Mr McKee gelang es allerdings, die Justiz von der Notwendigkeit der Untersuchungen zu überzeugen.

Während Sam und Mell in Mancusos Wohnung alles genauestens unter die Lupe nahmen, suchten wir die Adresse des Wachmannes auf, der während der Zeit des Systemausfalls der Überwachungsanlage Dienst gehabt hatte.

Dan McGregor bewohnte mit seiner Familie die dritte Etage eines Mietshauses mit Brownstone-Fassade in Williamsburg.

Mrs McGregor öffnete uns.

Wir hielten ihr unsere ID-Cards entgegen.

„Jesse Trevellian, FBI. Dies ist mein Kollege Milo Tucker. Wir möchten gerne mit Ihrem Mann sprechen!“

Mrs McGregor war eine dunkelhaarige Frau in den Dreißigern. Sie trug einen etwa zweijährigen Jungen auf dem Arm, der uns neugierig musterte.

„Worum geht es denn?“, fragte sie.

„Das werden wir Ihrem Mann schon persönlich sagen müssen!“, entgegnete Milo und kam mir damit um einen Bruchteil einer Sekunde zuvor.

Mrs McGregor führte uns ins Wohnzimmer und bot uns einen Platz auf der Ledergarnitur an, die den gesamten Raum sehr eng erscheinen ließ.

Mrs McGregor verschwand einen Augenblick lang in einem Nachbarraum. Den Jungen behielt sie dabei die ganze Zeit über auf dem Arm.

Wenig später kehrte sie zurück.

„Mein Mann kommt gleich. Möchten Sie einen Drink?“

„Nein danke“, entschied ich für meinen Partner und mich, was Milo mit einem bedauernden Blick quittierte.

„Sie sind im Dienst, nicht wahr? Tut mir leid, daran hatte ich nicht gedacht“, sagte Mrs McGregor. „Mein Mann hat bis gerade noch geschlafen, da er heute Nachtschicht hatte“, fuhr sie fort.

In diesem Augenblick trat ein großer, breitschultriger Mann in Jeans und T-Shirt ins Zimmer.

„Dan McGregor?“, fragte ich.

Er nickte.

„Meine Frau sagte, Sie wollen mich sprechen.“

Er verschränkte die Arme vor der Brust. Ich hielt ihm den Dienstausweis entgegen. „In die Wohnung von Jack Mancuso wurde eingebrochen. Vermutlich genau in der Zeitspanne, in der es einen Totalausfall des Sicherheitssystems gab.“

„Na, und? Das ist bedauerlich, aber so etwas passiert nun mal.“

„Der oder die Einbrecher waren im Besitz von Mancusos Chip Card. Möglicherweise lebt der Wohnungsinhaber gar nicht mehr“, ergänzte Milo „Ich weiß nicht, ob Sie wirklich gerne in so etwas hineingezogen werden wollen oder uns besser gleich die Wahrheit sagen.“

„Wovon reden Sie?“, fauchte McGregor.

„Wir nehmen an, dass Sie den Ausfall des Überwachungssystems ausgelöst haben“, äußerte ich meine Überzeugung. „So groß können die Zufälle nämlich gar nicht sein.“

„Haben Sie Beweise?“

„Ich schlage vor, Sie arbeiten mit uns zusammen, bevor unsere Spezialisten diese Beweise in mühevoller Kleinarbeit sichern müssen.“

„Sie können mich mal!“, knurrte McGregor. „Wenn Sie keinen Haftbefehl oder etwas in der Art haben, sage ich Ihnen keinen Ton mehr und schmeiße Sie außerdem achtkantig raus!“

„Okay, wir können Sie auch vorläufig festnehmen“, erwiderte ich. „Und wenn dann jemand von den Medien herausbekommen sollte, dass Ihre Festnahme im Zusammenhang mit dem Fall des Barbiers erfolgte, habe Sie für die nächsten Monate keine ruhige Minute mehr, das verspreche ich Ihnen.“

McGregor blicke kurz zu seiner Frau hinüber, dann trat er einen Schritt auf mich zu, baute sich breitbeinig auf und sah mir direkt in die Augen. Auf seiner Stirn zeigte sich dabei eine tiefe Furche.

„Der Barbier? Sie meinen diesen irren Killer, der durch die Straßen rennt und Frauen skalpiert?“

Ich nickte. „Ja.“

„Aber was verdammt noch mal hat Mancuso damit zu tun?“

„Kannten Sie seine Lebensgefährtin?“, fragte Milo.

McGregor drehte den Kopf um dreißig Grad und nickte. „Ja. Die war immer ziemlich aufgetakelt, sodass man fast auf die Idee kommen konnte...“ Er sprach nicht weiter. „Ist sie ein Opfer dieses Wahnsinnigen geworden?“

„Ja“, nickte ich.

„Ich habe heute noch keine Nachrichten gehört, sonst hätte ich sicher schon etwas davon mitbekommen.“ Er schluckte und fuhr fort: „Eileen Genardo wohnte bereits ein paar Wochen nicht mehr bei Mancuso. Deshalb weiß ich nicht, weshalb Sie annehmen, dass dieser Einbruch etwas mit dem Kerl zu tun hat, der Prostituierte umbringt und sie anschließend rasiert.“

„Wie viel hat man Ihnen gegeben, damit das Überwachungssystem fast eine Stunde lahm gelegt war?“, fragte jetzt Milo in scharfem Tonfall. „Oder haben Sie doch mehr mit der Ermordung von Eileen Genardo zu tun?“

„Hey, jetzt versuchen Sie nicht, mir irgendetwas anzuhängen!“, rief er aufgebracht.

„Okay“, meinte ich. „Dann begleiten Sie uns zur Federal Plaza und betrachten Sie sich als vorläufig festgenommen. Sollen sich unsere Verhörspezialisten mit Ihnen herumschlagen. Wenn Sie unbedingt eine große Sache daraus machen wollen...“

„Verdammt, ich verliere meinen Job, wenn das herauskommt!“

„Das sollte Ihre geringste Sorge sein...“

McGregor atmete tief durch. Er ging zur Fensterfront seines Wohnzimmers, von wo aus man einen Blick auf eine ziemlich zugeparkte Einbahnstraße in Williamsburg hatte.

„Okay“, murmelte er schließlich. „Der Typ hat mir tausend Dollar dafür geboten. Ich erhielt einen Anruf – kurz bevor meine Schicht begann.“

„Wann war das?“

„Mitternacht. Ein rothaariger Typ mit Sommersprossen hat mich auf dem Parkplatz angesprochen, bevor ich meine Schicht antrat.“

„Versuchen Sie ihn genauer zu beschreiben. Vielleicht sind Ihnen noch irgendwelche Einzelheiten in Erinnerung.“

„Ja, er hatte sein Hemd ziemlich weit offen und trug ein Goldkettchen mit einem Kreuz daran. Ach, ja da war noch was...“

„Reden Sie!“

„Eine Tätowierung unterhalb des Halsansatzes. Ein Adler.“

Milo machte sich jetzt in das Gespräch ein. „Wir schicken unseren Zeichner vorbei. Er heißt Agent Prewitt und wird mit Ihnen eine Phantomzeichnung anfertigen.“

„In Ordnung.“







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Milo und ich setzten uns in den Sportwagen. Milo fuhr den eingebauten Computer hoch. Der Flachbildschirm wurde aktiviert.

Ich telefonierte in der Zwischenzeit mit unserem Kollegen Max Carter aus der Fahndungsabteilung und gab ihm die Beschreibung durch. „Gibt es irgendjemanden, der mit Eileen Genardo oder Jack Mancuso im Zusammenhang steht und so aussieht? Die Tätowierung ist ja nicht gerade ein Allerweltsmerkmal.“

„Sekunde, Jesse. Ich bekomme hier gerade in diesem Augenblick eine Nachricht herein.“ Einige Augenblicke lang hörte ich nur undeutlich ein paar Stimmen im Büro unseres Kollegen aus der Fahndungsabteilung. Dann meldete sich Max wieder. „Bist du noch dran, Jesse?“

„Sicher.“

„Ihr seid doch eigentlich auf der Suche nach Jack Mancuso.“

„Richtig.“

„Die ist zu Ende. Jemand hat ihn auf einer Müllkippe in Staten Island abgelegt. Clive und Orry sind dorthin unterwegs.“

„Der Mann, den ich dir gerade beschrieben habe, könnte sein Mörder sein, Max“, gab ich zurück.

Durch das Handy konnte ich hören, wie Max' Finger über die Computertastatur glitten. „Ich habe hier einen. Die Daten schicke ich euch auf den Rechner in eurem Wagen. Der Kerl heißt Norman Brodie und ist der Mann fürs Grobe im Dienst von Sonny Ricone. Der gilt als aufstrebender Zuhälter, handelt wahrscheinlich auch in begrenztem Umfang mit Drogen, ist aber zu geschickt, als dass ihm die Justiz ernsthaft gefährlich werden konnte. Er betreibt seit ein paar Jahren den Club ‚Hidden Joy’. Adresse ist 332 Broadway, Brooklyn.“

„Ist das nicht der Club, in dem Jack Mancuso mal Türsteher war?“

„Ja, genau. Aber das war früher, als das ‚Hidden Joy’ noch einem gewissen Jaden Nichols gehörte – Ricones schärfsten Konkurrenten. Niemand hat je herausbekommen, wieso Nichols plötzlich dem Besitzerwechsel im ‚Hidden Joy’ zugestimmt hat. Da lief irgendetwas im Hintergrund, wovon bis heute niemand die volle Wahrheit kennt. Wenn ihr wollt, kann ich mich ja noch mal mit dem zuständigen Vice Department kurzschließen.“

„Das wäre sehr nett, Max.“

„Sonny Ricone hat übrigens noch eine andere Immobilie, deren Besitz ihn immer wieder mit der Justiz in Konflikt bringt“, berichtete Max weiter. „Das Hotel Parrinder liegt ganz in der Nähe. Die Adresse habe ich euch mitsamt den Daten über Normann Brodie geschickt.“

„Was hat es mit dem Hotel Parrinder auf sich?“, fragte ich.

„Ein getarntes Bordell. Ricone vermietet natürlich nur die Zimmer und hat mit alledem nichts zu tun. Zumindest konnte er das mit Hilfe seiner Anwälte gegenüber der Justiz immer so überzeugend darlegen, dass man ihn bis jetzt nicht belangen konnte!“

Ich blickte auf die Uhr. „In diesem Club dürfte um diese Zeit noch nichts los sein, daher nehmen wir uns zuerst das Hotel vor. Ich wette, dass Norman Brodie sich an einem dieser beiden Orte herumtreibt, wenn er noch immer noch Sonny Ricones Mann fürs Grobe ist!“

Ich beendete das Gespräch.

Milo ging mit dem Rechner unseres Sportwagens online und holte die Daten aus dem E-Mail-Fach, die Max uns übersandt hatte.

Nach der Fahndungsdatei hatte Norman Brodie bereits diverse einschlägige Verhaftungen und Anklagen hinter sich. Vier Jahre hatte er wegen gefährlicher Körperverletzung bereits auf Rikers Island verbracht und war dort unter bis heute nie wirklich geklärten Umständen in einen Streit mit einem Mithäftling verwickelt worden.

Für letzteren hatte der Streit tödlich geendet.

Brodies Behauptung, aus Notwehr gehandelt zu haben, war seinerzeit beim Prozess nicht zu entkräften gewesen, so hatte ihn die Jury freisprechen müssen. Ein hervorragender Anwalt hatte ihn damals vertreten. Wahrscheinlich hatte Ricone für dessen Bezahlung gesorgt.

Wir erreichten das Hotel Parrinder und parkten in einer Seitenstraße. Die letzten 50 Meter mussten wir zu Fuß gehen.

Dem Hotel war deutlich anzusehen, dass es seine beste Zeit längst hinter sich hatte. Es handelte sich um einen Sandsteinbau aus den Dreißigern. Ein Hauch des mondänen Flairs, das von diesem Hotel in früheren Zeiten ausgegangen war, konnte man immer noch spüren.

Der Eingangsbereich war einem griechischen Säulenportal nachempfunden.

Wir traten ein.

Der Portier beobachtete uns misstrauisch. Eine junge Frau in einem knappen, eng anliegenden Kleid kam die Freitreppe hinunter. Sie trug hochhackige Schuhe, mit denen man gut balancieren musste, außerdem kramte sie in ihrer Handtasche herum und bemerkte uns daher zunächst nicht. Das gelockte schwarze Haar trug sie mit einem einfachen Haargummi zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst.

„Sag mal, Brad – hast du inzwischen was von Eileen gehört?“, fragte sie den Portier, erreichte den Fuß der Freitreppe, blickte auf und stutzte plötzlich, als sie uns sah.

Der Portier gab ihr keine Antwort.

Die junge Frau musterte Milo und mich von Kopf bis Fuß. Wir trugen ganz normale Zivilkleidung und hatten eigentlich darauf geachtet, weder Waffe noch Dienstmarke offen zu zeigen.

Aber es gibt immer wieder Menschen, die einen sechsten Sinn zur Erkennung von FBI-Agenten, Beamten der City Police oder Cops aus anderen Einheiten haben.

„So ein Mist!“, murmelte sie.

Milo trat an den Tresen, um zu verhindern, dass der Portier irgendwelche Alarmknöpfe drückte.

„Wir suchen Mister Norman Brodie“, wandte er sich an den Portier. „Ist der hier im Haus?“

Der Portier wirkte unsicher. Er zögerte einen Augenblick und schüttelte schließlich den kopf. „Tut mir Leid, Sir.“

„Und wer sind Sie?“

„Brad Myers. Ich bin hier das Mädchen für alles, aber keine Auskunftsagentur.“

„Wir können das Gespräch gerne an der Federal Plaza fortsetzen, wenn Ihnen das lieber ist, Mister Myers.“

Während sich Milo weiter mit dem Portier unterhielt, trat ich auf die junge Frau zu und hielt ihr meinen Ausweis unter die Nase. „Trevellian, FBI! Sie erwähnten jemanden mit dem Namen Eileen.“

Sie schluckte. „Das ist richtig.“

„Eileen Genardo.“

„Was ist mit ihr?“

„Sie wird nicht zurückkommen“, erklärte ich. „Sie ist nämlich tot und wenn Sie sie gekannt haben, können Sie uns vielleicht ein paar wertvolle Hinweise geben.“

„Ach, ja?“

„Wie heißen Sie?“

„Jennifer Garrison.“ Sie schluckte. „Eileen ist tot?“

Ich nickte. „Haben Sie noch nichts davon gehört?“

„Ich hatte heute noch keine Gelegenheit Radio zu hören oder die Glotze einzuschalten.“

„Sie kannten Eileen offensichtlich.“

Sie zuckte mit den Schultern. „Aber nur flüchtig. Und ich muss jetzt auch weg.“

„Wir brauchen Ihre Aussage.“

„Verdammter Mist“, murmelte sie.

„Wir sind nicht von der Vice-Abteilung“, erklärte ich. „Uns interessiert ausschließlich der Mörder, der Eileen Genardo und fünf weitere Frauen auf dem Gewissen hat. Dass Ihr Gewerbe nicht legal ist, ist dabei zweitrangig. Und was Ihre Geschäfte angeht...“

„Es tut mir Leid, ich kann Ihnen leider nicht weiterhelfen“, behauptete sie. „Ich kannte Eileen nur sehr flüchtig. Ich wohne im ersten Stock, Zimmer 16. Eileen wohnte daneben.“

„Seit wann wohnte sie hier?“

„Seit ein paar Wochen. Aber mehr weiß ich wirklich nicht.“

„Wann haben Sie Eileen das letzte Mal gesehen?“

„Gestern Nachmittag sind wir uns auf dem Flur begegnet.“

„Aber Sie haben den Portier gerade danach gefragt, wo sie geblieben ist. Das klingt nicht gerade danach, dass sie Ihnen gleichgültig war.“

„Bin ich verhaftet oder haben Sie im Moment irgendetwas gegen mich vorliegen? Wenn nicht, dann würde ich jetzt gerne gehen.“

Ich verstand schon, dass sie sich hier im Hotel Parrinder nicht offen äußern wollte. Also gab ich ihr eine der Visitenkarten, die das FBI für seine Agenten drucken lässt. „Vielleicht fällt Ihnen ja noch etwas ein. Sie können mich unter den angegebenen Nummern jederzeit ereichen.“

„Danke.“

Sie nahm die Karte, steckte sie ein und hatte es anschließend sehr eilig, das Hotel zu verlassen.

„Wo ist Brodie?“, wiederholte Milo unterdessen seine Frage an den Portier.

Dieser stotterte nur herum.

„Ich weiß nicht, Sir... Ich verliere meinen Job, wenn ich...“

„Sie verlieren Ihren Job auch, wenn wir der Vice-Abteilung des zuständigen Reviers der City Police einen Tipp geben und sich die Kollegen mal genauer ansehen, was hier so getrieben wird!“

„Es ist alles legal!“, zeterte der Portier.

„Gut, ganz wie Sie wollen. Ich weiß nicht, ob Mister Ricone findet, das Sie die richtige Entscheidung getroffen haben...“

„Brodie ist in seinem Zimmer“, presste der Portier schließlich heraus. Er streckte die Hand aus und deutete auf eine Nebentür. „Den Gang nach links, das letzte Zimmer. Da finden Sie ihn.“







15



Milo blieben beim Portier, um zu verhindert, dass Brodie vorzeitig gewarnt wurde. Ich trat durch die Nebentür und folgte dem Korridor.

Vor dem letzten Zimmer blieb ich stehen.

Mit einem wuchtigen Tritt ließ ich die Tür zur Seite fliegen. Brodie saß vor dem Fernseher und hatte die Füße auf den Tisch gelegt. Zwei Wrestler schlugen sich auf dem riesigen Flachbildschirm gerade gegenseitig die Schädel ein.

„FBI! Hände hoch!“, rief ich.

Brodie wirkte wie erstarrt. Er wandte den Kopf in meine Richtung. Sein Jackett hatte er über einen Stuhl gehängt, sodass er nur im Hemd dasaß und man das Schulterholster mit der Automatik sehen konnte.

Aber er war klug genug, jetzt nicht zur Waffe zu greifen.

Auf die geringe Entfernung war es für ihn unmöglich, die Automatik in Anschlag zu bringen, bevor ich abgedrückt hatte.

„Hey, was wollen Sie?“, fragte er.

„Aufstehen!“

Er gehorchte, stand mit erhobenen Händen auf und ich näherte mich, um ihn zu entwaffnen.

In dem Augenblick, als ich ihm die Waffe abnehmen wollte, wirbelte seine Faust plötzlich durch die Luft. Ich bekam eine blitzschnelle Kombination von Schlägen gegen meinen Kopf und einen Tritt vor den Solar Plexus, der mich in die Ecke schleuderte. Ich rang nach Luft.

Brodie machte zwei schnelle Schritte und sprang durch das Fenster. Glas splitterte. Er rollte sich auf dem Boden ab und rannte davon.

Ich rappelte mich auf und hetzte zum Fenster.

Brodie hatte inzwischen seine Waffe gezogen und feuerte in meine Richtung. Zwei Kugeln fraßen sich in den Fensterrahmen und ließen das Holz splittern. Ich schickte ihm einen Warnschuss hinterher und schnellte zur Seite.

Brodies Zimmer war zur Rückfront ausgerichtet. Hinter dem Hotel befand sich ein Parkplatz, der von weiteren Gebäuden eingerahmt wurde.

In geduckter Haltung lief Brodie durch die Reihen der parkenden Fahrzeuge.

Ich kletterte durch das Fenster und folgte ihm.

Ein Schuss zischte dicht an mir vorbei und kratzte an der Wand. Dann rannte Brodie weiter und nahm hinter einem Van Deckung, noch bevor ich zurückfeuern konnte.

Ich pirschte mich heran, lief zwischen den parkenden Fahrzeugen her und behielt den Van im Auge.

Einige Augenblicke war alles ruhig.

Ich duckte mich hinter einen Ford und wartete ab.

Dann wurde plötzlich der Motor eines Wagens gestartet, der sich im Sichtschatten des Vans befand. Das Fahrzeug brach aus der Parklücke seitlich aus und raste dann in Richtung der Parkplatzausfahrt. Es handelte sich um ein champagnerfarbenes Mercedes Coupé.

Ich tauchte aus meiner Deckung hervor und feuerte auf die Reifen. Der hinten links platzte mit einem Knall. Der Geruch von Gummi verbreitete sich. Die Felgen glühten, als sie über das Asphalt kratzten.

Das Coupé brach hinten aus, Brodie war ein guter Fahrer, er schaffte es, den Wagen so zu stabilisieren, dass er einigermaßen in der Spur blieb. Mit dem Heck touchierte er zwar eine Hauswand und büßte ein paar Lichter ein, aber trotzdem erreichte Brodie Sekunden später die Straße. Brutal fädelte er sich in den Verkehr ein.

Der Fahrer eines Vans mit dem Aufdruck eines mobilen Pizza Service trat in die Eisen und bremste mit quietschenden Reifen. Sein Heck brach dabei aus und ratschte an der Reihe parkender Fahrzeuge am Straßenrand vorbei, ehe er stoppte.

Ein weiteres Fahrzeug konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen und knallte von hinten in den Van hinein.

Ich spurtete los und folgte dem flüchtigen Brodie auf die Straße. Er gab Vollgas. Die blanke Felge schabte mit einem ohrenbetäubenden, an den Klang einer Schleifmaschine erinnernden Geräusch über den Asphalt.

Eine Ampel sprang auf rot.

Brodie nahm darauf keine Rücksicht. Er ließ den Motor aufheulen. Von der Seite schnellte ein Lastwagen heran, bremste und versuchte auszuweichen. Brodie riss das Lenkrad herum. Der Mercedes touchierte die Vorderfront des Lastwagens nur leicht, geriet aber aus der Spur und drehte sich einmal um hundertachtzig Grad. Eine Limousine näherte sich von der anderen Seite, bremste und rutschte mit quietschenden Reifen in Brodies Coupé hinein.

Der Mercedes war eingekeilt.

Der Verkehr kam auf breiter Front um die nahe Kreuzung zum Erliegen. Ich stieg unterdessen über Motor- und Kofferraumhauben.

Brodie öffnete die Tür, riss seine Waffe hervor und feuerte in meine Richtung.

Ich sprang von der Motorhaube eines Chevys, während die Kugeln über mich hinwegzischten. Blitzschnell legte ich die Dienstwaffe vom Typ SIG Sauer P226 an und feuerte.

Der erste Schuss traf Brodie in die Schulter.

Er sackte zusammen, rutschte am Kotflügel des Coupés auf die Knie und presste die Linke auf die Wunde. Blutrot rann es ihm zwischen den Fingern hindurch. Er versuchte noch einmal die Waffe zu heben, aber sein Arm gehorchte ihm nicht mehr. Ich spurtete los, drängte mich zwischen den verkeilten Wagen hindurch, stieg noch einmal auf einen Kofferraum und befand mich dann über ihm.

Der Lauf meiner P226 war auf seinen Kopf gerichtet.

„Waffe weg!“, zischte ich. „Sofort!“




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25 mayıs 2021
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9783956179822
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