Kitabı oku: «Sommer Bibliothek 11 besondere Krimis», sayfa 17
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„Was hältst du von der Geschichte?“, fragte Milo, als wir Rikers Island bereits wieder verlassen hatten und auf dem Franklin D. Roosevelt Drive im Stau steckten.
„Wir werden sehen, was Jennifer Garrison uns sagt.“
„Meinst du, sie kannte diesen ‚Randall’ oder wie immer er auch geheißen haben mag auch?“
„Einen anderen Grund dafür, dass sie nun plötzlich doch den Mund aufmachen wollte, kann ich mir bei ihr kaum vorstellen“, gab ich zurück. „Allerdings lasse ich mich immer wieder gerne überraschen.“
Wir verständigten das Field Office. Gegen Sonny Ricone konnte jetzt ein Haftbefehl ausgestellt werden. Zumindest wegen des Mordes an Alex Waters war er dran.
Milo schaltete das Radio an.
Ein Moderator interviewte gerade Joshua Freed, den Prediger, der wegen seiner geradezu menschenverachtenden Haltung gegenüber den Opfern des Barbiers Schlagzeilen gemacht hatte.
„Die Polizei ist doch heute von Psychologen durchsetzt. Von den Ideen Freuds – und die widersprechen eindeutig der Bibel“, konnte man Freed sagen hören.
„Meinen Sie etwa nicht, dass der wahnsinnige Mörder, der im Augenblick die Straßen New Yorks unsicher macht, von einem krankhaften Wahn befallen ist?“, fragte der Moderator etwas irritiert.
„Vielleicht ist es einfach nur jemand, dem die Unmoral in unserer Stadt und überhaupt in unserem Land reicht und der jetzt eine Grenze ziehen will. Eine Grenze zwischen Gottgefälligkeit und Sünde, zwischen Gut und Böse. Diese Frauen, die sich in unseren Straßen oder in billigen Absteigen anbieten, um ihre Drogensucht zu finanzieren, sind Geschöpfe der Sünde. Sie verdienen kein Mitleid, das ist es was ich sagen will! Formal ist Prostitution verboten, aber glauben Sie vielleicht, dass irgendeine Stadt in den USA, die mehr als 100 000 Einwohner hat, es geschafft hat, dieses Verbot auch durchzusetzen? Mich wundert es nicht, wenn jemand auf die Idee kommt, dass man mit etwas drakonischeren Maßnahmen durchgreifen müsste.“
„Liebe Zuhörer, das ist ziemlich starker Tobak, den Reverend Joshua Freed hier zum Besten gibt.“
„Das steht in schon der Bibel! Man darf das Übel nicht dulden, sonst gehört man schließlich selbst zum Übel. Das gottlose Babylon war auch eine Stadt der Sünde und der Hurerei – und es ging unter.“
„Ja, ich weiß nicht, ob dieser historische Vergleich wirklich zutrifft. Ich habe nämlich in der McKee School in Geschichte nie besonders gut aufgepasst!“ Der Moderator lachte heiser. „Und jetzt noch einmal Musik. Sie können gerne im Sender anrufen, wenn Sie Ihre Meinung zu Reverend Freed und seinen umstrittenen Thesen machen wollen.“
Die Nummer des Senders wurde durchgegeben und anschließend wurde ein Country Song gespielt.
„Tut mir leid, aber ich finde es schwer erträglich, wie dieser Möchtegern-Heilige aus den Morden Kapital schlägt“, meinte ich.
Ich blickte auf die Uhr und hoffte, dass wir noch pünktlich zum Treffpunkt mit Jennifer Garrison kamen. Der Stau bewegte sich etwas und verwandelte sich schließlich in zähfließenden Verkehr mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von nicht mehr als zwanzig Meilen.
Nach dem Country Song wurde das Interview mit Reverend Freed fortgesetzt.
„Wie kamen Sie dazu, Ihr Leben der Verkündigung der Heiligen Schrift zu widmen – in Ihrer speziellen Interpretation natürlich?“, fragte der Moderator.
Die innere Distanz, die der Moderator zu seinem Gast empfand, war nicht zu überhören. Aber offenbar dachte er in erster Linie an die Quote. Und da war Reverend Freed im Moment fast schon eine Erfolgsgarantie, gleichgültig ob er im Fernsehen, im Radio oder sonst wo auftrat.
Die einen mochten ihn, die anderen lehnten ihn vehement ab. Nur gleichgültig ließ er mit seinen ruppigen, von Beleidigungen durchsetzten Statements niemanden.
„Vor sieben Jahren habe ich mein Leben geändert, nachdem ich einen schweren Unfall hatte. Ich war Rausschmeißer in verschiedenen Clubs, ich habe mit Drogen gehandelt und ich habe Dinge getan, die weder vor dem Gesetz noch vor dem Herrn richtig sind.“
„Wer waren Ihre Eltern?“
„Meine Mutter war eine Prostituierte und mich kann man wohl einen Betriebsunfall Gottes nennen.“
„Und Ihr Vater?“
„Ich habe nur einen Vater. Und das ist der im Himmel. Aber wir waren bei dem Unfall vor sieben Jahren. Ich saß mit drei Frauen in einem Sportwagen. Es war Sommer. Die Sonne schien, wir hatten alle reichlich Alkohol und Drogen genommen. Dann gab es einen Unfall. Ich weiß nicht mehr, wie es dazu kam, aber ich war der einzige Überlebende. Da habe ich beschlossen, mein Leben zu ändern und die Sünde furchtlos zu benennen, wo immer sie zu finden war. Wissen Sie, als ich klein war, durfte ich nirgends darüber sprechen, wie meine Mutter ihr Geld verdiente. Können Sie sich vorstellen, was es für ein kleines Kind bedeutet, immer lügen zu müssen?“
„Als Amateur-Psychologe würde ich sagen, der Kerl hasst seine Mutter und wünscht stellvertretend allen Huren New Yorks den Tod“, kommentierte Milo das Interview, das wieder durch Musik unterbrochen wurde. „Was meinst du, Jesse, der Kerl passt doch genau in das Profil, das Dr. Schmitt erstellt hat!“
„Es gibt keinen Zusammenhang zwischen Freed und den Opfern.“
„Vielleicht bringt uns ja Donna McNolan gleich auf direktem Weg zum Ziel, Jesse. Aber falls nicht, werde ich diesbezüglich mal ein paar Dinge abgleichen...“
„Das ist doch nur Gestocher im Nebel, Milo.
„Und wenn schon. Wir könnten darauf angewiesen sein.“
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Zur gleichen Zeit war Clive Caravaggio zusammen mit einem halben Dutzend Kollegen zum Club ‚Hidden Joy’ unterwegs, um Sonny Ricone zu verhaften. Sicherheitshalber fuhren unsere Kollegen Fred LaRocca und Josy O'Leary zum Hotel Parrinder um ihn notfalls dort abzufangen.
Clive gab den am Einsatz beteiligten Agenten die Anweisung, sich auf die Ein- und Ausgänge des ‚Hidden Joy’ zu verteilen. Außerdem wurde die Ausfahrt der zum Gebäude gehörenden Tiefgarage kontrolliert. Sonny Ricone hatte ein paar Plätze für seine Fahrzeuge reserviert. Eine Limousine und zwei Sportwagen parkten dort. Agent Leslie Morell meldete sofort an die anderen, dass sich Sonny Ricone mit großer Wahrscheinlichkeit im Gebäude aufhielt. Über Headsets waren die Agenten ständig untereinander verbunden.
Um diese Zeit war im ‚Hidden Joy’ noch kein Publikumsverkehr. Der Haupteingang stand offen. Am Straßenrand parkte ein Lastwagen. Ein paar Männer waren damit beschäftigt, Getränkekisten abzuladen.
Clive und Orry betraten gefolgt von Agent Jay Kronburg den Club.
Ein kräftiger Mann mit kahlem Kopf kam ihnen entgegen.
„Moment mal, was machen Sie hier?“
„Clive Caravaggio, FBI! Wir möchten Mister Sonny Ricone sprechen!“
„Keine Ahnung, wo er ist.“ Er sah sich um. „In seinem Penthouse wahrscheinlich. Ich sage ihm Bescheid...“
„Nein, dass lassen Sie das besser bleiben“, wies Clive ihn an. „Wie heißen Sie?“
„Don Brinkley.“
„Bringen Sie uns zu ihm, Mister Brinkley. Sie tun übrigens Ihrem Boss keinen Gefallen, wenn Sie irgendwelche Tricks versuchen. Das Gebäude ist umstellt, die Eingänge werden bewacht. Er hat also keine Chance davonzukommen.“
„Was werfen Sie Mister Ricone vor?“, fragte Brinkley.
„Das werden wir ihm besser selbst sagen“, mischte sich unser indianischer Kollege Medina in das Gespräch ein.
Mit dem Lift ging es hinauf bis zum Penthouse.
Eine Kamera observierte den Eingangsbereich zur Wohnung.
Clive drückte auf die Klingel. Ein knackendes Geräusch ertönte. „Ja, bitte?“, tönte es durch die Gegensprechanlage.
„Hier ist das FBI. Machen Sie die Tür auf, Mister Ricone. Es liegt ein Haftbefehl vor.“
„Das muss ein Witz sein!“
„Sie haben den Mord an Alex Waters in Auftrag gegeben. Wenn Sie die Tür nicht selbst öffnen, werden wir gewaltsam eindringen.“
Es knackte im Lautsprecher der Sprechanlage.
„Mister Ricone?“, fragte Clive.
Es erfolgte keine Reaktion.
Jay Kronburg zog seine Dienstwaffe. Als einziger Agent unseres Field Office benutzte er nicht die P226, sondern einen Revolver vom Kaliber .357, den er schon während seiner Jahre bei der City Police benutzt hatte.
„Der kann hier nicht einfach den toten Mann spielen“, meinte er. Er blickte fragend zu Clive, der nach Mr McKee die Nummer zwei in unserem Field Office war.
Clive nickte.
„Okay.“
Mit einem gezielten Schuss seiner Waffe sprengte Jay die Tür auf. Orry gab ihr einen Tritt und ließ sie zur Seite fliegen.
Mit der Waffe im Anschlag stürmte er in einen großzügig angelegten Vorraum, dessen Ausmaße allein schon den vieler New Yorker Wohnungen überstiegen.
Es gab zwei Türen.
Jay wandte sich nach links, wo das Schlafzimmer und das Bad zu finden waren.
„Niemand dort!“, meldete er.
Orry stellte sich links neben die zweite Tür, durch die es wahrscheinlich ins Wohnzimmer ging.
Clive blieb zusammen mit Brinkley im Eingangsbereich der Wohnung.
„Geben Sie auf, Ricone!“ rief Jay, der sich nun auf die rechte Seite der Wohnzimmertür stellte. „Sie haben keine Chance aus diesem Gebäude lebend zu entkommen!“
Keine Reaktion.
„Versuchen Sie es, Mister Brinkley!“, verlangte Clive.
Brinkley schluckte.
„Sonny, mach keine Dummheiten! Ich sag unserem Anwalt Bescheid und der haut dich in einem halben Tag wieder raus!“
Wieder keiner Reaktion.
Jay und Orry wechselten einen Blick. Orry nickte knapp. Jay schnellte vor, trat die Tür ein und ließ sie zur Seite springen.
Mit beiden Händen hielt er den .357er Revolver im Anschlag. Vor ihm lag ein Wohnzimmer von fast hundertfünfzig Quadratmetern. An eine Fensterfront schloss sich ein Dachgarten mit fantastischer Aussicht über den Norden Brooklyn an.
Ein kühler Hauch wehte von draußen herein. Eine Fensterscheibe war zersplittert.
Jay setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen. Orry folgte ihm.
Hinter der pompösen Ledercouch lag Sonny Ricone ausgestreckt auf dem Boden. Seine Hand umkrampfte noch das drahtlose Kontrollgerät für die Sprechanlage. Die Augen blickten starr und tot gegen die weiß gestrichene Decke. Auf der Stirn war ein kleines, rundes Loch, aus dem Blut tropfte. Die Austrittswunde am Hinterkopf war dagegen sehr viel größer. Auf einer Fläche von fast einem halben Quadratmeter war der weiße Teppich dunkelrot gefärbt.
Clive hatte inzwischen auch das Wohnzimmer betreten. Er lief zu dem zerschossenen Fenster. In einer Entfernung von ungefähr 500 Yards gab es ein anderes Gebäude, an dessen Fassade der Neonschriftzug einer großen Versicherungsgesellschaft prangte. Ein quaderförmiger, zehn Stockwerke hoher Block. Oben auf dem Dach war eine Gestalt als dunkler Umriss zu sehen.
„Verdammt!“, murmelte Clive Caravaggio und griff nach seinem Handy. „Den Kerl werden wir wohl nicht mehr kriegen!“
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Donna McNolan parkte ihren Wagen vor einem Haus im Brownstone-Stil mit der Adresse 221 West 19th Street und stieg aus. Ein schmaler, verwilderter Vorgarten schloss sich an den Bürgersteig an. Büsche und Sträucher wucherten teilweise die Fenster im Erdgeschoss zu. Wilder Wein rankte sich an den Brownstone-Wänden empor bis zum zweiten Stock.
Donna McNolan ging zur Tür und drückte auf den Klingelknopf.
Sie wartete ab, aber niemand öffnete. Also versuchte sie es noch einmal.
Ein Summton zeigte an, dass die Sprechanlage eingeschaltet war.
„Alicia, wenn du da bist, dann mach auf. Ich muss mit dir reden.“
Es gab keine Amtwort.
„Alicia? Es ist wirklich dringend.“
Donna wartete ein paar quälend lange Minuten, ehe endlich die Tür aufgeschlossen und einen Spaltbreit geöffnet wurde.
„Na los, Schwesterherz, ich bin kein Einbrecher!“, sagte Donna. Die Tür wurde zur Gänze geöffnet. Eine junge Frau in einem hochgeschlossenen, aber eng anliegenden Kleid stand da. Das dunkle, leicht gelockte Haar trug sie zu einer Knotenfrisur zusammengefasst.
„Hi, Donna“, sagte sie. „Komm herein.“
„Danke. Meine Güte, du hast mich aber auch ganz schön warten lassen.“
Donna betrat das Haus. Im Empfangsraum herrschte Halbdunkel. Alicia verschloss sorgfältig die Tür.
Dann gingen sie gemeinsam ins Wohnzimmer, das mit Mobiliar völlig überfüllt war. Vitrinen und Schränke mit kleinen, butzenartigen Glasscheiben prägten den ersten Eindruck. Der Rest der freien Wandfläche wurde durch Regale bedeckt.
Und überall waren Porzellanpuppen. Die Größen waren sehr unterschiedlich. Sie reichten von fingergroßen Objekten bis zu Puppen, die von Kopf bis Fuß schätzungsweise einen Meter groß waren.
Fünf mittelgroße Puppen waren an fast unsichtbaren, von der Decke herabhängenden Fäden aufgehängt worden und bildeten ein Mobile.
„Setz dich doch, Donna. Möchtest du Kaffee? Oder Tee?“
„Vielleicht später.“
„Du hast dich eine ganze Weile nicht blicken lassen, Donna.“
„Es war viel zu tun.“
„Müssten jetzt nicht die großen Herbstschauen in Mailand und Paris sein?“
„Ja.“
„Fliegst du rüber nach Europa?“
„Nein. Diesmal nicht.“
Alicia lächelte verhalten. „Schade. Diesmal hätte ich mir vielleicht überlegt, dich noch mal zu begleiten. Als Zwillingsschwestern wären wir sicher aufgefallen, meinst du nicht auch?“
„Kann schon sein.“
Alicias Tonfall veränderte sich. „Warum fährst du diesmal nicht nach Europa? Ich dachte, du bist Ressortleiterin bei New Beauty? Oder hat man dir eine Jüngere vor die Nase gesetzt, weil man denkt, dass sie die Trends besser erfassen kann?“ Alicia hob die Schulter und strich sich ein paar verirrte Strähnen aus dem Gesicht. „Tja, so ist das Leben, Schwesterherz. Man wird älter und schwächer, bis man schließlich in der Kiste liegt und die Maden einen zerfressen. Darum möchte ich ja auch eine Seebestattung, wenn es bei mir mal so weit ist.“
„Verstehe ich.“
Donna McLee hatte ihrer Schwester bis jetzt geduldig zugehört. Aber als Alicia erneut zu einem Redeschwall ansetzen wollte, fuhr sie hart dazwischen. „Alicia, ich arbeite im Moment an einem Thema, das nichts mit Mode zu tun hat. Und deswegen bin ich auch hier...“
„Nichts mit Mode? Das klingt interessant. Du bist doch jetzt nicht etwa unter die investigativen Journalisten gegangen, die Skandale ausgraben und den Leuten hinter den dicken Schreibtischen mal ein paar schlaflose Nächte bereiten?“
„So ähnlich. Ich kann dir nicht sagen, worum es geht. Und zwar zu deiner eigenen Sicherheit.“
„Oh, so wichtig ist die Sache? Du kannst dich auf mich verlassen, ich schweige wie ein Grab. Eigenartig, wie kommen wir nur immer wieder auf Tod, Bestattungsarten und dergleichen, wenn wir miteinander reden?“
„Ich brauche eine Wohnung, Alicia. Lass mich für ein paar Tage bei dir einziehen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich beobachtet werde und es könnte sein, dass man mir ziemlich unangenehmen Besuch auf den Hals hetzt.“ Donna vollführte eine ausholende Geste. „Das Haus ist ja groß genug, sodass ich dir auch nicht auf den Wecker fallen würden. Na, was sagst du?“
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Wir waren etwas zu spät am Treffpunkt Ecke Howard Street und Lafayette Street.
Der Coffee Shop, den Jennifer Garrison vorgeschlagen hatte, hieß ‚Antonio’s Place’. Jennifer Garrison wartete dort an einem der hinteren Tische, trug eine getönte Brille und nippte an ihrem Capuccino.
„Ich dachte schon, Sie kämen nicht mehr“, meinte sie.
„Tut mir leid, aber der Verkehr im Big Apple hat es leider nicht zugelassen, dass wir rechtzeitig hierher kommen konnten“, antwortete ich.
Wir setzten uns. Ich bestellte einen Espresso, Milo einen Capuccino.
„Ich habe noch einmal über alles nachgedacht“, meinte Jennifer Garrison schließlich. „Eigentlich habe ich Susan geschworen, nichts davon zu sagen.“
„Sprechen Sie von dem Typen, der darauf stand, Frauen die Haare abzurasieren?“, fragte ich.
Sie sah mich erstaunt an. „Sie wissen schon davon?“
„Nur, dass er Randall heißt.“
„Ja, das stimmt. Ich habe keine Ahnung, wie Susan an den Kerl gekommen ist. Jedenfalls zahlte der ihr so viel, wie man sonst in einem Monat bekommt.“
„Dafür verlor sie auch ihre Haare“, mischte sich Milo ein.
Jennifer Garrison nickte. „Deswegen hatte sie so einen Job ja auch nur einmal im Jahr. Eigentlich schien mir der Kerl harmlos zu sein.“
„Sie sind ihm begegnet?“
„Ja, Susan hat mich weiterempfohlen. Dafür sollte ich ihr ein Viertel des Geldes geben. Sie verlor dadurch nichts, weil ihre Haare noch zu kurz waren. Ich bin zu dem Kerl in den Wagen gestiegen.“
„Was war das für ein Wagen?“
„Ein Ford, da bin ich mir sicher.“
„Farbe?“
„Metallic. Der Kerl hat mich übrigens eine Straßenecke weiter wieder auf die Straße gesetzt.“ Jennifer Garrison strich sich über die Haare. „Ich trug ein Haarteil, um alles nach etwas mehr erscheinen zulassen. Offenbar hatte er einen Blick dafür und empfand das als Betrug. Jedenfalls war er plötzlich nicht mehr interessiert und hat mich ziemlich grob rausgeworfen!“ Sie hob die Schultern. „Ich dachte, das sollten Sie vielleicht wissen. Susan hat zwar versucht, mir auszureden, dass ich mit Ihnen rede. Aber andererseits könnte der Kerl ja der ’Barbier’ sein, oder?“
„Wann war das?“, fragte ich.
„Vor einem halben Jahr.“
„Können Sie den Mann näher beschreiben?“, mischte sich Milo ein.
„Das kann ich. Er war hager und knorrig, das Haar kurz. Mitte dreißig würde ich sagen. Und er wirkte sehr gepflegt. Am Adamsapfel war eine dunkle Stelle – vielleicht ein Muttermal. Das konnte ich auf Grund der Lichtverhältnisse nicht richtig erkennen.“
„Ich schlage vor, wir nehmen Sie mit zur Federal Plaza, um ein Phantombild des Kerls machen zu können“, sagte Milo.
„Gute Idee“, stimmte ich zu.
„Moment mal und ich werde überhaupt nicht gefragt?“, ereiferte sich Jennifer Garrison. „Wenn ich gewusst hätte, dass so was dabei herauskommt, dann hätte ich Sie nie angerufen, Agent Trevellian!“
Mein Handy klingelte und so schluckte ich die Antwort, die mir auf der Zunge lag, wieder herunter und nahm den Apparat ans Ohr.
Es war Mr McKee.
Der ‚Barbier’ hatte ein weiteres Opfer gefordert.
„Susan Michaels wurde tot aufgefunden“, erklärte ich wenig später, nachdem ich das Gespräch wieder beendet hatte. „Kahl rasiert, so wie die anderen Opfer des ‚Barbiers’. Jennifer, Sie müssen uns helfen! Oder wollen Sie, dass noch mehr Frauen auf diese Weise ins Jenseits befördert werden?“
Jennifer Garrison schluckte.
„Okay“, murmelte sie schließlich.
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