Kitabı oku: «Sommer Bibliothek 11 besondere Krimis», sayfa 19
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Zusammen mit Dr. Schmitt und den Special Agents Josy O'Leary und Fred LaRocca suchten wir die Concert Hall des Hunter College auf. Diese Schule lag in der Upper East Side.
„Wundert mich, dass man den Kerl hier reden lässt!“, bekannte Milo. „Schließlich ist das doch eine öffentliche Schule.“
„Wahrscheinlich sponsert eine der Organisationen, die hinter Freed stecken, dieser Schule in nächster Zeit einen frischen Anstrich!“, gab ich zu bedenken.
„Nötig wäre so ein Anstrich allerdings.“
Joshua Freed war eine beeindruckende Erscheinung. Er war fast zwei Meter hoch und breitschultrig, sodass die schätzungsweise zwanzig Kilo Übergewicht, die er mit sich herumtrug, gar nicht so sehr auffielen. Der Bart war grau durchwirkt und reichte bis zum Ende des Brustbeines. Das Haar begann am Ansatz etwas schütter zu werden. Es war zurückgekämmt. „Ja, es ist unbequem was ich sage! Es ist für alle die unbequem, die in ihrem Herzen keinen Platz für Gott lassen und sich vollkommen den irdischem Werten verschrieben haben! Es ist unbequem für alle diejenigen, die auf die grelle Schminke der Sünderinnen starren wie Lots Frau auf das brennende Sodom – und dann zur Salzsäule erstarren! Aber hat Gott jemals gesagt, dass er es den Menschen leicht machten will?“
Ungefähr 500 Personen lauschten der sehr charismatisch vorgetragenen Predigt Freeds. Ich sah mehrere Kamera-Teams. Für eine Veranstaltung dieser Größenordung war das öffentliche Interesse außergewöhnlich groß.
„Dieser Kerl scheint endlich gefunden zu haben, was er wohl schon seit längerem vergeblich gesucht hat – ein Publikum nämlich!“, raunte Gary Schmitt mir zu.
„Die Sünde ist überall!“, rief der Prediger. „Und es gibt immer wieder Menschen, die zum Werkzeug Gottes werden. Menschen, die die Sünde mit den Mitteln des Satans bekämpfen, aber dennoch auf der Seite des Guten stehen. Darum rufe ich all den Frauen zu, die sich wie Huren Babylons verkaufen: Hört auf, sodass euch der Todesengel nicht heimsucht! Alles, was euch zustößt, habt ihr euch selbst zuzuschreiben, wenn ihr weiter auf dem Weg der Finsternis wandelt...“
Wir gingen durch die Reihen der Zuschauer. Aber das Licht war sehr gedämpft, sodass man die einzelnen Gesichter nur schwer identifizieren konnte.
Ein Gospelchor begann zu singen und das Publikum stimmte in ein Lied ein.
Joshua Freed sang mit großer Inbrunst.
Die Veranstaltung dauerte gerade mal eine Dreiviertelstunde und ich fragte mich, ob manche aus dem Publikum vielleicht nur deswegen hier waren, weil irgendein Fernsehsender ihnen ein paar Dollars zugesteckt hatte.
Wir postierten uns rechtzeitig in der Nähe des Ausgangs, um die Zuschauer beim Hinausgehen beobachten zu können.
Mir fiel eine junge Frau auf, die ich sofort erkannte.
Donna McNolan!
Ich grüßte sie. Sie wandte den Kopf in meine Richtung und sah mich vollkommen verständnislos an.
Wenig später war sie in der Menge verschwunden.
„Sie scheint einen guten Riecher zu haben, diese Donna McNolan“, meinte Milo.
„Du glaubst, sie hatte denselben Gedanken wie wir?“
„Warum sollte sie sonst hier sein, Jesse?“
Ich sah sie kurze Zeit später noch einmal aus der Menge auftauchen. Sie blickte in meine Richtung und ging dann weiter.
Ich hatte keine Zeit mehr, mich gedanklich mit der Reporterin zu befassen, denn in diesem Augenblick stieß mir Milo in die Rippen.
„Da ist er, Jesse! Randall Jakes!“
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Wir drängelten uns durch die Menschen und erreichten nach wenigen Augenblicken den Mann, den Milo als Randall Jakes identifiziert hatte.
„Mister Randall Jakes?“, fragte Milo.
„Was wollen Sie?“, fragte Jakes.
„Ihnen Ihre Rechte vorlesen. Sie sind nämlich vorläufig verhaftet und haben das Recht zu schweigen. Falls Sie darauf verzichten sollten, kann alles, was Sie von nun an sagen, vor Gericht gegen Sie verwendet...“
„Sind Sie noch bei Trost?“, fragte Jakes.
Einige der anderen Besucher der Veranstaltung drehten sich zu Milo und mir um. Sie beobachteten misstrauisch die Szene.
Ich hielt Jakes den Ausweis unter die Nase. Milo legte ihm Handschellen an.
„Steckt meine Frau dahinter oder was ist jetzt los?“, fragte Randall Jakes völlig konsterniert. Er leistete keinerlei Widerstand.
„Mit Ihrer Frau hat das nichts zu tun - auch wenn Sie sich vielleicht nicht ganz so sehr darüber freut, Sie bald wieder zu sehen, weil Sie ihr ziemlich wehgetan haben!“
„Pah“, machte Jakes. „Sie mag es so.“
„Ja sicher“, erwiderte ich. „Irgendeine Ausrede hat jeder!“
Wir führten ihn ab. Über Funk sagten wir Josy und Fred Bescheid, die sich am Hinterausgang postiert hatten.
„Ich weiß wirklich nicht, was Sie wollen!“, rief Randall Jakes. „Nicht zu fassen, jetzt schicken Sie das FBI schon wegen einer harmlosen Auseinandersetzung mit meiner Frau, die außerdem auch noch anderthalb Wochen zurück liegt!“
Immerhin lieferten uns die blauen Flecken seiner Frau einen Grund, ihn länger festzuhalten, als die üblichen 48 Stunden, um der Staatsanwaltschaft ausreichende Beweismittel für eine erfolgreiche Anklage vorlegen zu können.
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Wir brachten Randall Jakes zum Bundesgebäude an der Federal Plaza, wo er in einer der Gewahrsamszellen auch die Nacht verbringen würde.
In einem Verhörraum wurde er unter Leitung unseres Verhörspezialisten Dirk Baker befragt. Milo und ich waren auch dabei. Wir hatten zwar längst Feierabend, aber wir wollten auf der anderen Seite einfach wissen, wie sich Jakes zu den Anschuldigungen äußerte.
Dr. Gary Schmitt traf ebenfalls ein.
„Wie ich Ihren Kollegen schon hundertmal gesagt habe, ich würde nie jemanden umbringen“, stieß Jakes hervor.
Dirk fragte ihn nach seinem Alibi zu den für die Morde an Eileen Genardo und Susan Michaels relevanten Zeiträumen.
„Ich war im Riverside Hotel am Verdi Square!“, verteidigte er sich. „Fragen Sie die Bedienung! Überprüfen Sie die Bänder der Überwachungskameras oder finden Sie heraus, wann ich mit meinem Wagen die Tiefgarage verlassen habe!“
„Das werden wir“, versprach Dirk. „Aber zunächst einmal möchten wir von Ihnen einen nachvollziehbaren Ablauf der Ereignisse an den betreffenden Abenden geschildert haben.“
„Ich werde mich erst wieder äußern, wenn mein Anwalt da ist“, erklärte er schließlich, nachdem er sich zunächst bereit erklärt hatte, ohne Anwalt auszusagen.
„Mister Jakes, wir wissen, dass Sie Prostituierte aufsuchen und Sie dafür bezahlen, dass Sie ihnen die Haare abschneiden dürfen“, stellte Gary Schmitt fest.
„Was wollen Sie jetzt von mir? Dass ich zugebe, zu Prostituierten zu gehen, sodass Sie eine Handhabe gegen mich haben und mich erst einmal einbuchten können! Ich lebe zurzeit im Hotel, weil ich meine Ehe zu retten versuche, aber daraus werden Ihre Rechtsverdreher doch gleich Verdunkelungsgefahr schließen und eine Kaution ablehnen.“
„Ich wollte nur ganz sachlich mit Ihnen über diese Dinge reden, Mister Randall“, widersprach Gary. „Was mögen Sie an kurz geschorenen Frauenköpfen?“
Er schluckte.
„Es ist noch keine Straftat, so etwas zu mögen. Vielleicht etwas sonderbar in den Augen der meisten Leute – aber auf keinen Fall strafbar“, erklärte Gary. „Genau genommen ist es auch nur strafbar, diese Frauen für den Geschlechtsverkehr zu bezahlen, aber nicht dafür, sie kahl scheren zu lassen. Selbst wenn eine der Frauen gegen Sie aussagen sollte, könnten Sie immer noch so argumentieren, dass sie nur für das Scheren und nicht für den Sex bezahlt haben. Damit fiele es nicht mehr unter Prostitution.“
Randall Jakes blickte Gary mit einem deutlich irritierten Gesicht an. „Jetzt wollen Sie mich auf den Arm nehmen, oder?“
„Nein, das ist mein Ernst. Randall – ich darf Sie dich so nennen, oder? – wann haben Sie zum ersten Mal gesehen, wie einem Menschen die Haare abgeschnitten wurden? Das würde mich interessieren.“
„Worauf wollen Sie hinaus?“
„Ihre Eltern führten einen Friseursalon in der Mott Street.“
Jakes lehnte sich zurück und sah Gary ziemlich perplex an. „Ich merke, Sie haben sich informiert.“
„Ich nehme an, Ihre Eltern hatten viel zu tun mit dem Salon. Das war ja kein Riesenunternehmen, sondern ein ganz kleiner Laden.“
„Sie haben rund um die Uhr gearbeitet.“
„Was haben Sie damals gemacht?“
„Wir sind mehr oder weniger alleine aufgewachsen.“
„Wer ist wir, Randall?“
„Meine Schwester Ann und ich.“
„Ann hat auf Sie aufgepasst?“
„Ja, sie war drei Jahre älter als ich. Einmal hatte ich Läuse, da hat sie mir einfach die Haare abrasiert, weil ich sonst nicht hätte zur Schule gehen können.“
„Ich nehme, alle anderen Schüler haben Sie deswegen ausgelacht?“
„Es war die Hölle.“ Er schlug mit der Faust auf den Tisch und beugte sich vor. „Verdammt, es war die Hölle, Sie Psycho-Quacksalber! Aber deswegen bringe ich keine Frauen um! Ich bin kein Perverser, wie Sie mir unterstellen wollen! Ich wollte Sex mit diesen Frauen.“
„Sie hatten wirklich Sex mit den Frauen, die Sie angesprochen haben?“
„Natürlich! Die Begleitumstände mögen Ihnen ja bizarr vorkommen, aber ich finde das nicht bizarrer als irgendwelche Spielchen mit Fesseln und Peitschen, die andere Leute betreiben!“
In diesem Moment trat eine massige Gestalt im dunkelgrauen, maßgeschneiderten Dreiteiler ein.
„Schluss jetzt! Mein Name ist Homer G. Davidson. Ich bin Mister Jakes’ Anwalt und mein Mandant wird keinerlei Aussagen mehr machen, bevor ich mich mit ihm nicht besprochen habe.“ Homer G. Davidson stellte seine Tasche auf den Tisch und blickte in die Runde. „Gentlemen, Sie haben vorerst Pause!“
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„Er war es nicht“, war Gary Schmitt plötzlich überzeugt, nachdem wir den Raum verlassen hatten, um Randall Jakes mit seinem Anwalt allein zu lassen.
„Wie kommen Sie darauf?“, fragte ich etwas irritiert.
„Der ‚Barbier’ hatte mit seinen Opfern keinen Sex, dieser Mann schon“, gab Gary zu bedenken.
„Aber wir wissen nicht, ob die Aussage überhaupt der Wahrheit entspricht“, stellte Dirk Baker fest.
„Das ließe sich ja gegebenenfalls feststellen, wenn eine der Frauen, die er angesprochen hat, zur Aussage bereit wäre“, erwiderte Gary. „Aber das ist nicht der Punkt, um den es mir geht!“
„Dann erklären Sie es uns, bevor Sie uns mit dem Gefühl nach Hause schicken, den falschen Mann festgenommen zu haben.“
„Es ist eigentlich mehr die Art, wie er über Sex redet. Nach unserem Täterprofil haben wir es mit einer Person zu tun, für die Sex aus irgendeinem Grund ein Problem darstellt und eher sublimiert wird. Aber für Mister Jakes gilt das ganz bestimmt nicht! Er ist ein Fetischist – doch er steht dazu.“
„Jetzt sagen Sie uns nicht, dass wir ihn freien Fuß setzen sollen!“, entfuhr es Milo.
Gary schüttelte den Kopf. „Dazu ist es noch zu früh. Es sprechen schließlich auch einige Indizien für ihn als Täter – und unfehlbar sind unsere Profile auch nicht. Aber wir sollten alle Fakten noch einmal sorgfältig überprüfen. Wir müssen etwas übersehen haben.“
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Jennifer Garrison stieg aus dem Taxi, nachdem sie gezahlt hatte. Es war bereits nach Mitternacht. Sie fror in ihrem kurzen Rock und stellte den Kragen ihrer Jacke auf.
Das Taxi fuhr davon. Bis zum Hotel Parrinder waren es nur noch wenige Meter.
Von hinten näherte sich ein Wagen.
Jennifer drehte sich um. Der Wagen hielt. Im Schein der Straßenlaterne sah die das Ford-Emblem an der Motorhaube.
Das Seitenfenster wurde herabgelassen.
Das Licht fiel so in den Wagen, dass es auf den bis dahin im Dunkeln befindlichen Fahrer fiel.
Eine Frau!, durchfuhr des Jennifer Garrison erleichtert.
„Steigen sie ein!“, sagte die Fahrerin und beugte sich zur Beifahrerseite. Sie streckte Jennifer ein paar Geldscheine entgegen.
Jennifer trat ans Fenster.
„Eigentlich mache ich so etwas nicht“, sagte sie.
„Was denn?“
„Na ja, verraten, wer meine Kunden sind. So etwas in der Art haben Sie sich gedacht, oder? Kommt immer wieder mal vor, dass irgendwelche eifersüchtigen Ehefrauen so etwas wissen wollen. Aber ich will nicht für das tragische Drama verantwortlich sein, das sich dann im Anschluss abspielt. Außerdem wär’s auch schlecht für’s Geschäft.“
„Steigen Sie ein. Ich will etwas ganz anders von Ihnen.“
„Einen flotten Dreier? Oder lesbisch?“
„Ich erkläre es Ihnen gleich. Nehmen Sie das Geld und steigen Sie ein!“
Jennifer zögerte zunächst.
„Haben Sie Vorurteile oder Hemmungen?“, fragte die Fahrerin des Ford. „Wundert mich, ehrlich gesagt.“
„Nein, das nicht.“
Jennifer nahm das Geld und stieg ein. Die Frau am Steuer fuhr los.
„Wir fahren zu mir nach Hause. Hinterher ist für Sie noch mal dasselbe drin.“
„Da sage ich nicht nein.“ Jennifer atmete tief durch. „Wissen Sie, seit dieser irre Killer wieder aktiv geworden ist, der den Frauen die Haare abrasiert, bin ich sehr vorsichtig geworden und bediene eigentlich nur noch Stammkunden, die ich seit Jahren kenne.“
„Nett, dass Sie bei mir eine Ausnahme machen.“
„Sie sind eine Frau. Ihnen traue ich.“ Sie zuckte mit den Schultern und kramte in ihrer Handtasche herum. Neben einem Elektroschocker befand sich dort auch ein Pillendöschen. Jennifer nahm ein paar Dragees und schluckte sie herunter.
„Ich will ja wach bleiben“, erklärte sie, als der Wagen an einer Ampel kurz anhielt und die Fahrerin sie erstaunt musterte.
„Ich verstehe. Aber es gibt Besseres dafür, als Pillen.“
„Was?“
„Kaffee.“
„Der wirkt schon lange nicht mehr bei mir.“
„Sie haben meinen Kaffee noch nicht probiert, Lady. Aber dazu haben wir sicher gleich Gelegenheit.“
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Am nächsten Morgen fanden wir uns in Mr Highs Büro zu einer Besprechung ein.
In einer Nachtschicht hatten die Kollegen des Innendienstes die Videoaufzeichnungen aus den Überwachungskameras des Carlisle Buildings ausgewertet und nach Personen gesucht, die aus dem Umfeld von Jaden Nichols stammten.
„Glücklicherweise sind die Kollegen fündig geworden“, erklärte Mr McKee. „Am Tag des Attentats auf Sonny Ricone war Nichols’ rechte Hand Tom McMurdo zur passenden Zeit im Carlisle Building.“
„Wir können seine Anwesenheit im obersten Stock etwa eine Viertelstunde vor dem tödlichen Schuss nachweisen“, berichtete Max Carter. „Danach muss er den Aufstieg zum Dach benutzt und sich in Position gelegt haben. Die Waffe wurde übrigens schon bei anderen Schießereien verwendet, die sich im Dunstfeld von Jaden Nichols’ Geschäften abgespielt haben.“
„Worauf warten wir dann noch?“, fragte Clive.
„Nehmen Sie genug Agenten mit, Clive, der Mann ist gefährlich“, warnte Mr McKee.
Und Max ergänzte: „Seine letzte Bewährung läuft noch. Er wohnt in einem Penthouse am Ascenzi Square in Brooklyn. Wenn ihr ihn dort nicht antrefft, müsst ihr es später in einem der Clubs versuchen, die unter der Kontrolle von Jaden Nichols stehen.“
Mr McKee wandte sich anschließend an Milo und mich. „Für Sie beide habe ich eine andere Aufgabe. Überprüfen Sie das Alibi von Randall Jakes. Dr. Schmitt hat mir bereits signalisiert, dass er vom psychologischen Profil her Zweifel daran hegt, dass Jakes wirklich der richtige Mann ist.“
„In Ordnung, Sir“, bestätigte ich.
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Wir fuhren zum Riverside Hotel am Verdi Square. Den Sportwagen stellte ich im dazugehörenden Parkdeck ab.
Zunächst durchsuchten wir Randall Jakes’ Zimmer. Aber er hatte nur einen Koffer mit Kleidung von zu Hause mitgenommen.
Wir fanden keinerlei relevante Spuren oder irgendwelche Anhaltspunkte, die uns Ausschluss darüber geben konnte, wo er gewesen war, als Eileen Genardo und Susan Michaels umgebracht worden waren.
Die Hotelleitung war sehr kooperativ. Man bat uns nur um ein möglichst weitgehendes Stillschweigen.
Wir befragten Hotelangestellte, die zu den fraglichen Zeiten Dienst gehabt hatten und sahen uns die Aufzeichnungen der Videoüberwachung an. Das Ergebnis war nicht eindeutig. Entgegen seiner Darstellung während des Verhörs hatte Randall Jakes an den fraglichen Abenden das Hotel gegen 21 Uhr verlassen und war jeweils etwa zwei Stunden später zurückgekehrt.
„Die Zeit ist sehr knapp“, rechnete Milo mir vor. „Das würde höchstens funktionieren, wenn er noch irgendwo eine Wohnung in Brooklyn angemietet hätte, in der er die Taten begehen konnte.“
„Vielleicht hat er das.“
Die Telefonlisten des Festnetzanschlusses auf seinem Zimmer boten uns ein interessantes Detail. Randall Jakes hatte nicht oft telefoniert. Eine der Nummern gehörte seinem Anwalt, wie wir herausfanden. Eine weitere, einem zweiten Anwalt, der sich auf Scheidungen spezialisiert hatte. Angesichts der Tatsache, dass seine Frau ihn zu verlassen drohte, war das nicht weiter verwunderlich.
Jakes hatte allerdings etwa eine halbe Stunde vor seiner Verhaftung noch ein Gespräch von fast zehn Minuten mit einem Anschluss geführt.
Ich wählte die Nummer mit meinem Handy.
„Hier Donna McNolan“, meldete sich eine mir wohlbekannte Stimme.
„Jesse Trevellian, FBI. Ich hoffe, Sie erinnern sich noch an mich.“
„Wie könnte ich Sie vergessen? Haben Sie etwas Neues für mich?“
„Möglicherweise. Ich schlage vor, dass wir uns treffen. Wo sind Sie jetzt?“
„In der Redaktion der ‚New Beauty’, 223 Prince Street.“
„Das ist quasi auf unserem Weg. Wir sind in einer Viertelstunde bei Ihnen.“
„Es gibt im Verlagsgebäude eine Cafeteria. Ich schlage vor, dass wir uns dort treffen.“
„In Ordnung.“
Ich unterbrach die Verbindung.
„Wer hätte gedacht, dass Jakes Kontakt zu Donna McNolan hat.“
„Zumindest wird sie uns das erklären müssen. Im Übrigen ist der Kontakt von ihr ausgegangen. Sie hat bei Jakes angerufen.“
„Sie könnte dasselbe über Jakes herausgefunden haben wie wir...“
„Möglicherweise war sie seinetwegen auf der Veranstaltung von Joshua Freed. Allerdings frage ich mich, warum sie so getan hat, als würde sie mich nicht kennen.“
Milo grinste. „Vielleicht warst du ihr in diesem Augenblick einfach peinlich, Jesse!“
„Sehr witzig!“
„Aber mal was anders: Angenommen, Jakes ist nicht unser Mann – was ich inzwischen für plausibler halte als weiter anzunehmen, dass er der Barbier...“
„Was dann?“, hakte ich nach.
„Gary glaubte, dass es den Täter vielleicht in die Veranstaltung dieses Predigers ziehen könnte.“
„Das war auch Donna McNolans Grund, nehme ich an. Aber ich weiß immer noch nicht, worauf du hinaus willst, Milo?“
„Und was, wenn Donna der ‚Barbier’ ist?“
„Der Barbier ist ein Mann.“
„Welchen Beweis dafür haben wir, Jesse? Gary könnte sich irren.“
„Jetzt stocherst du aber wirklich im Nebel herum, Milo.“
„Du musst aber zugeben, dass es schon etwas seltsam ist, dass wir Donna McNolan überall dort antreffen, wo sich in diesem Fall etwas Neues tut, oder?“
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