Kitabı oku: «Sommer Bibliothek 11 besondere Krimis», sayfa 26

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21



Bis zu Frenzys Billiard Cafe war es nur ein Katzensprung, aber weil der Verkehr über Einbahnstraßen geführt wurde, brauchten wir fast eine Viertelstunde.

Als wir das Lokal betraten, dröhnten uns Heavy Metal-Gitarren entgegen.

Misstrauische Blicke begegneten uns, als wir eintraten.

Es waren kaum Leute im Schankraum.

Die Billardtische wurden im Moment lediglich von einem einzelnen Spieler benutzt, der Pool spielte. Es sah nicht besonders fachmännisch aus, was er machte.

Wir wandten uns an den bärtigen Mann hinter der Bar.

"Heute tauchen hier aber wirklich lauter seltsame Vögel auf", meinte er grinsend.

Ich legte ihm den Dienstausweis auf den Tisch.

"Special Agent Jesse Trevellian, FBI", stellte ich mich vor.

"Wir suchen einen Mann namens Tom Ridger."

"Und warum gerade hier?"

Milo legte ihm eines der alten Fotos vor, die wir von Ridger hatten.

"War er hier oder nicht?", fragte ich scharf.

"Okay, okay", meinte er und hob beschwichtigend die Hände. "Ich will keine Schwierigkeiten."

"Na, großartig."

"Allerdings habe ich keine Ahnung, wo Ridger steckt."

"Er soll bei einer langbeinigen Blondine wohnen."

"Toms Freundinnen sind alle blond und langbeinig."

"Was Sie nicht sagen."

"Komisch, Sie sind nicht die Ersten, die heute was von Tom wollten..."

Ich hob die Augenbrauen.

"Ach! Wer interessierte sich denn noch für Ridger?"

"Vor einer halben Stunde war ein Mann hier, der noch ein bisschen spießiger aussah, als Ihr beide", berichtete der Bärtige. "Ziemlich komischer Kerl... Er wollte Ridger sprechen und gab vor, ein Freund von ihm zu sein. Seltsam, aber ich bin mir sicher, die sahen sich zum ersten Mal."

Ich holte das Phantombild des mysteriösen Smith aus der Innentasche meiner Lederjacke und faltete es vor dem Bärtigen auseinander.

"War es der hier?"

"Das könnte jeder sein. Keine Ahnung. Aber er nannte einen Namen."

"Smith?"

"Woher wissen Sie das?"







22



Wir gingen hinaus ins Freie. Smith und Ridger konnten inzwischen überall sein. Wir gingen zum Wagen. Milo verständigte per Handy die Zentrale. Uns wurde Verstärkung zugesagt. Insgesamt mehr als zwei Dutzend FBI-Agenten, die die Gegend absuchen sollten. Vielleicht hatten wir Glück und entweder Ridger oder Smith liefen uns über den Weg.

Während Milo telefonierte, warf ich einen Blick auf den Stadtplan.

"Das ist wie die berühmte Suche nach der Nadel im Heuhaufen", hörte ich Milo sagen, nachdem er das Handy eingeklappt hatte.

Aus der Ferne waren Polizeisirenen zu hören. Für New York eine ganz normale Geräuschkulisse. Zu jeder Tages- und Nachtzeit sind die Officers des NYPD irgendwo in dieser Riesenstadt im Einsatz. Die Sirenen wurden lauter.

"Das ist höchstens ein oder zwei Straßen entfernt", stellte Milo fest.

"Welches Revier ist hier zuständig?", fragte ich.

"Wieso?"

"Würde mich interessieren, was hier los ist..."

Milo und ich wechselten einen kurzen Blick. Wir hatten beiden denselben Gedanken. Der Mann, der sich Smith nannte, hatte bereits zwei der Täter des Coups in New Rochelle umgebracht. Warum nicht auch den Dritten?

Milo wählte mit mechanischen Bewegungen die Nummer des New York Police Departments und meldete sich dann mit mit "Agent Tucker, FBI." Wenig später wusste er Bescheid. "In der Fünfundsiebzigsten ist eine männliche Leiche entdeckt worden", berichtete er.

Ich setzte das Blaulicht auf das Dach unseres Wagens, damit wir etwas schneller am Ort des Geschehens waren.

Zu spät kamen wir vermutlich ohnehin.

In der 75. Straße war der Teufel los. Drei Einsatzwagen des NYPD hatten am Straßenrand geparkt. Die Blaulichter blinkten auf, und ein paar Officers versuchten eine Menge schaulustiger Passanten in Schach zu halten.

Wir mussten uns mühsam unseren Weg bahnen.

"Was ist passiert?", wandte ich mich an einen der Officers und hielt ihm gleichzeitig meinen Ausweis hin.

Der Officer deutete auf eine breite Einfahrt, die offenbar zu einem Hinterhof führte. "Da ist eine Leiche entdeckt worden. Mehr weiß ich nicht. Die Mordkommission ist schon unterwegs."

Milo und ich passierten die Einfahrt.

Der Hinterhof, in den wir gelangten, war ziemlich unübersichtlich. Einige halb ausgeschlachtete Lastwagen standen hier herum. Firmenschilder wiesen daraufhin, dass hier wohl einst ein privater Paketservice residiert hatte.

Aber das musste schon eine Weile her sein. Die Wände waren mit Graffitis bemalt. Drei abgerissene Gestalten - vermutlich Obdachlose - standen um einen Officer herum, der die Aussage der Männer auf einem Notizblock mitschrieb.

Zwischen den Lastwagen lag eine Leiche, ausgestreckt auf dem Asphalt.

Ein anderer NYPD-Beamter stand daneben. Sein Gesicht war aschfahl. Der Anblick, der sich ihm bot, war alles andere als leicht wegzustecken.

Wir traten näher, hielten dem Officer dabei wortlos die Ausweise hin.

Es konnte keinen Zweifel geben.

Als ich das Gesicht des Toten sah, wusste ich Bescheid.

Es handelte sich zweifellos um Tom Ridger.

Er lag auf dem Rücken.

In der Linken hielt er eine kleinkalibrige Waffe, die fast in seiner großen Hand verschwand. Ich beugte mich nieder, hob die Waffe etwas an, ohne den verkrampften Griff der Hand zu lösen und roch am Laufende.

"Aus der Waffe ist geschossen worden", stellte ich fest.

Jetzt kam einer der Obdachlose auf uns zu.

"Ich habe alles gesehen", behauptete er.

Ich wandte mich zu ihm herum.

"Erzählen Sie."

"Ich war dort, hinter dem blauen Lastwagen..."

"Was haben Sie gesehen."

"Zwei Männer sind hier her gekommen und haben sich gestritten. Ziemlich lautstark sogar. Ich habe nicht genau begriffen, worum es ging. Ich nehme an um Geld. Und dann hat plötzlich einer eine Pistole gezogen." Der Obdachlose deutete auf Ridger. "Nicht der da, sondern der andere. Der dort hat danach seine Waffe gezogen und dann wurde geschossen."

"Hier sind Blutspuren", meldete sich Milo zu Wort.

Mit wenigen Schritten war ich bei ihm.

Die Spur führte in einer geraden Linie auf das leerstehende Lagerhaus zu, das sich vor uns erhob.

"Vielleicht hat Ridger seinen Mörder noch erwischt", murmelte ich.

Mit einer raschen Bewegung hatte ich die P226 in der Hand.

Milo holte ebenfalls seine Dienstwaffe aus dem Gürtelholster.

Wenn Smith angeschossen war, konnte er nicht weit kommen.







23



Wir folgten der Blutspur bis zum Eingang des Lagerhauses. Die Schiebetür stand offen. Sie war so verrostet, dass man sie vermutlich gar nicht mehr bewegen konnte.

Die dunkelroten Flecken auf dem Boden waren immer größer geworden.

Smith musste bereits eine Menge Blut verloren haben.

"Das muss mehr als ein einfacher Streifschuss gewesen sein", meinte Milo.

Im Inneren des Lagerhauses war es ziemlich dunkel. Die meisten Fensterflächen waren einfach mit Spanplatten vernagelt worden. Nur an wenigen Stellen kam Tageslicht herein, das dann so grell wie das Licht von Taschenlampen wirkte.

Wir durchquerten das Erdgeschoss, das aus mehreren großen Räumen bestand. Vor allem ging es uns darum, zu überprüfen, ob es auf der anderen Seite einen Ausgang zur Straße gab.

Aber das war nicht der Fall.

Die Blutspur führte die Treppe in den ersten Stock hinauf.

Feiner Staub hatte sich auf die Stufen gesetzt. Durch ein Loch in einem der vernagelten Fenster drang ein Lichtstrahl herein. Im Staub konnte ich dicht neben einem der Blutflecke zwei Fußabdrücke erkennen.

Einer der Abdrücke war deutlich größer als der andere, obwohl sie mit großer Wahrscheinlichkeit von derselben Person stammten.

Milo und ich sahen uns kurz an.

Wir brauchten kein Wort darüber zu verlieren.

Auch so war uns beiden in dieser Sekunde klar, dass wir jetzt vielleicht einen entscheidenden Schritt nach vorn machen konnten.

Wir lauschten.

Von draußen drangen Geräusche herein. Motorengeräusche und Stimmengewirr. Die Kollegen, die wir als Verstärkung angefordert hatten, waren eingetroffen, desgleichen die Mordkommission und die Spurensicherung.

Vorsichtig schlichen wir Stufe um Stufe hinauf. Zuerst ich, mit der P226 im beidhändigen Anschlag, dann mein Freund und Kollege Milo Tucker, der mich absicherte.

Der erste Stock sah von der Raumaufteilung dem Erdgeschoss zum verwechseln ähnlich. Die Lichtverhältnisse waren hier allerdings noch etwas schlechter.

Ich ließ den Blick schweifen.

Ein schabender Laut ließ mich herumfahren.

Aus dem türlosen Eingang in einen noch dunkleren Nebenraum blitzte Mündungsfeuer auf.

Ich ließ mich seitwärts fallen.

Milo feuerte sofort in die Richtung, aus der der Schuss gekommen war. Dann stolperte er seitwärts und suchte Deckung hinter einem Mauervorsprung.

Ich rollte mich am Boden herum, schnellte hoch, riss die P226 hoch. Fünf, sechs Meter lagen zwischen mir und einem Stapel verstaubter Holzkisten mit der Aufschrift HARRISON EXPRESS MAIL.

Ein Schuss zischte dicht an mir vorbei.

Ich feuerte zurück.

Insgesamt viermal zog ich den Abzug der P226 durch, während ich auf den Kistenstapel zuschnellte.

Milo gab mir zusätzlichen Feuerschutz.

Sekunden später hatte ich es geschafft.

Ich hatte Deckung hinter den Kisten und duckte mich.

Milo konnte ich von meiner Position aus sehen. Er presste sich in die Mauernische und lud seine Waffe nach.

"Hier ist der FBI!", rief ich unserem Gegenüber zu. "Wir wissen, dass Sie uns hören können, Smith! Sie haben keine Chance. Fahndungsfotos von Ihnen hängen in jedem New Yorker Polizeirevier. Außerdem sind Sie verletzt. Sie müssen viel Blut verloren haben..."

Ich wartete ab.

Sekundenlang herrschte absolute Stille. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können.

"Geben Sie auf, Smith!", rief ich. "Sie tun sich keinen Gefallen, wenn Sie jetzt weitermachen. Ihre Lage kann nur schlimmer werden..."

Wieder folgte ein Augenblick der Stille.

Dann dröhnte ein Schuss aus dem Nebenraum heraus, in dem Smith sich verborgen hielt.

Ich hatte kein Mündungsfeuer aus der Dunkelheit heraus aufblitzen sehen.

Smith hatte also nicht auf uns gefeuert.

Es gab zwei Möglichkeiten - und die gefielen mir beide nicht.

Entweder, der Mann, der sich Smith nannte, hatte sich selbst eine Kugel in den Kopf gejagt, weil er erkannt hatte, dass seine Lage aussichtslos war.

Oder er wollte uns das nur glauben machen, um uns aus der Deckung herauszulocken.

In geduckter Haltung kam ich hinter dem Kistenstapel hervor, die P226 mit beiden Händen umklammert.

Ich musste höllisch aufpassen.

Vorsichtig tastete ich mich voran. Milo sicherte mich von hinten ab.

Dann hatte ich die Tür zu dem dunklen Nebenraum erreicht, in dem Smith sich aufhalten musste.

Ich wartete.

Kein Laut war zu hören.

Dann stürzte ich hinein.

Binnen eines Sekundenbruchteils musste ich mich an das Dunkel gewöhnen. Eine schattenhafte Gestalt lehnte an der Wand. Die Gestalt rührte sich nicht, saß da wie erstarrt.

Ich trat etwas zur Seite, so dass ich mir nicht selbst im Licht stand.

Dann senkte ich die Waffe.

"Der Kerl hat sich selbst eine Kugel in die Schläfe gejagt", sagte ich an Milo gerichtet, dessen Schritte ich hörte.







24



Kurze Zeit später wimmelte es in dem Lagerhaus nur so von FBI-Agenten und Spurensicherern der Scientific Research Division, dem zentralen Erkennungsdienst aller New Yorker Polizeieinheiten.

Unsere Kollegen Medina und Caravaggio waren auch anwesend.

"Lansing, Manzaro, Ridger - alle, die direkt an dem Überfall auf MADISON GEN-TECH beteiligt waren, sind tot", stellte ich nachdenklich fest.

"Das erhöht nicht gerade unsere Chancen, etwas über die Hintermänner herauszufinden", bemerkte Clive Caravaggio und strich sich mit einer beiläufigen Handbewegung das blonde Haar zurück.

Medina sagte: "Seien wir doch ehrlich, Clive. Wir stehen wieder ganz am Anfang."

"Wenn man bedenkt, dass dieser Kerl namens Smith auch nicht mehr aussagen wird, muss ich dir leider recht geben", stimmte Milo düster zu.

Sergeant Grady vom Erkennungsdienst kam auf uns zu.

"Sie werden noch etwas warten müssen, bis man etwas über die Identität des Toten sagen kann", meinte er. "Er hat keinerlei Papiere bei sich. Natürlich werde wir überprüfen, ob seine Waffe registriert ist, aber das ist wohl kaum anzunehmen."

"Wenn wir Glück haben, dann hat dieser Smith - oder wie immer er auch in Wahrheit heißen mag - hier irgendwo in der Gegend seinen Wagen abgestellt", meldete sich Orry zu Wort.

Grady erwiderte nüchtern: "Wir haben einen Schlüsselbund bei dem Toten gefunden. Trotzdem wird es 'ne Weile dauern, bis wir den passenden Wagen dazu gefunden haben. Selbst unter günstigsten Umständen."

"Ich frage mich, weshalb er sich umgebracht hat", murmelte ich. Ich wandte mich an Grady. "Haben Sie nichts weiter bei ihm gefunden? Nur diesen Schlüssel?"

"So ist es."

"Bis jetzt dachte ich, wir hätten es bei diesem Smith mit einem eiskalten Profi zu tun", meinte ich.

"Und was spricht bitte jetzt dagegen?", fragte Clive Caravaggio.

"Die Tatsache, dass er sich umgebracht hat. Dazu war keine Veranlassung."

"Seine Lage war aussichtslos, er war schwer verletzt", gab Milo zu bedenken. "Schwer genug, um eine Flucht utopisch erscheinen zu lassen."

"Wenn er kühl überlegt hätte, dann hätte er versucht, sich juristisch aus der Schlinge zu ziehen", meinte ich. "Vielleicht mit dem Staatsanwalt einen Deal aushandeln oder dergleichen."

"Selbstmörder sind entweder Verrückte oder Fanatiker", hörte ich Orry mit einer wegwerfenden Handbewegung sagen.

"Das ist es ja, was mich beunruhigt", sagte ich. "Ich frage mich, mit welcher Kategorie wir es bei 'Smith' zu tun haben."







25



Es war ziemlich spät, als ich Milo an diesem Abend an der bekannten Ecke absetzte. Unsere Stimmung war alles andere als gut. Es war uns beiden klar, dass wir im MADISON-Fall nach wie vor auf der Stelle traten. Die Täter waren ermordet worden und selbst der geheimnisvolle Mittelsmann, der aus dem Hintergrund die Fäden gezogen hatte, war nicht mehr am Leben.

Es war wie verhext.

"Wir müssen das persönliche Umfeld von Lansing, Manzaro und Ridger nochmal genauestens unter die Lupe nehmen", war Milo überzeugt. "Und vielleicht kommen wir ja auch auf einen grünen Zweig, sobald wir die wahre Identität dieses 'Smith' herausgefunden haben."

Sein Wagen war bislang nicht gefunden worden.

Es konnte also noch dauern, bis wir endlich etwas über ihn wussten.

"Bis morgen", sagte ich.

Milo nickte.

"Bis morgen, Alter!"

Ich hatte schon fast meine Wohnung mit Blick auf den Hudson erreicht, als das Handy klingelte.

Es war eine bekannte Stimme, die sich am anderen Ende der Verbindung meldete.

"Hallo, Jesse."

Es war Sally Hiram.

"Hallo", sagte ich leicht irritiert. "Wer hat Ihnen diese Nummer gegeben?"

"Niemand."

"Aber..."

"Ich habe in der FBI-Zentrale angerufen und die haben den Anruf weitergeleitet. Ich muss Sie sprechen, Jesse. Bitte."

"Es ist schon spät."

"Kennen Sie Montego's Bar in der Third Avenue?"

"Wer kennt die nicht."

"Ich werde in zehn Minuten dort sein, Jesse."

Sie wartete meine Erwiderung gar nicht erst ab, sondern legte einfach auf. Ich überlegte kurz, was ich tun sollte.

Schließlich fuhr ich in einem Bogen zurück zur Third Avenue. Als ich Montego's Bar betrat, war Sally Hiram noch nicht dort.

Ich bestellte mir einen Drink und begann mich zu fragen, was ich hier eigentlich machte.

Ich wartete zehn Minuten ab.

Sally kam nicht.

Nach weiteren fünf Minuten wollte ich gehen. Da kam sie hereingeschneit. Sie trug ein enganliegendes blaues Kleid, das bis zum Hals geschlossen war. Ihre Handtasche passte dazu.

Sie wirkte nervös. Als sie mich entdeckte, ging ein mattes Lächeln über ihr Gesicht.

"Schön, dass Sie da sind", murmelte sie, als sie sich zu mir setzte.

"Warum wollten Sie sich mit mir treffen?"

"Sie haben längst Feierabend?"

"Eine Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten scheint eine Ihrer Lieblingsspiele zu sein."

Ihr Gesicht wurde ernst. Fast etwas ärgerlich.

"Ich spiele nicht, Jesse. Mein Mann ist auf brutale Weise umgebracht worden. Das ist kein Spiel."

"So war das nicht gemeint."

Sie schluckte. "Nein, ICH muss mich entschuldigen. Vielleicht haben Sie einen falschen Eindruck von mir gewinnen müssen... Wissen Sie, auf der einen Seite habe ich heute den ganzen Tag nichts anderes gemacht, als die Fragen Ihrer Kollegen zu beantworten und..."

"...und trotzdem treffen Sie sich am Abend mit einem G-man."

"Ich vertraue Ihnen, Jesse."

"Obwohl Sie nicht wissen, ob ich vielleicht dem Bösen diene, ohne es zu ahnen?", erwiderte ich.

"Was soll das?"

"Das haben Sie gesagt."

"Legen Sie nicht jedes Wort auf die Goldwaage, das ich nach dem Attentat auf meinen Mann von mir gegeben habe. Ich war wohl reichlich verwirrt." Sie atmete tief durch. Ihre stahlblauen Augen musterten mich dann nachdenklich.

Schließlich fragte sie: "Habe Sie schon eine Spur?"

"Was die Mörder Ihres Mannes, betrifft: leider nein."

"Ich möchte Ihnen gerne helfen."

"Dann geben Sie mir eine Antwort auf die Frage, weshalb Ihr Mann keinen Zugang mehr zum Laborbereich von MADISON GEN-TECH hatte und man ihn praktisch als eine Art Frührentner behandelt hat."

Sie seufzte. "George hat mir wirklich nicht von seiner Arbeit erzählt. Aber er verstand sich nicht sonderlich gut mit Ressing und Tremayne. Er hatte von Anfang an einen schweren Stand hier. Worum es genau ging, weiß ich nicht, aber er sagte oft, dass er besser bei Fürbringer do Brasil geblieben wäre." Sie beugte sich etwas vor. Mit gedämpfter Stimme fuhr sie fort: "Sie glauben doch nicht, dass MADISON etwas mit dem Tod meines Mannes zu tun hat."

"Diesen Zusammenhang haben Sie jetzt hergestellt", sagte ich.

Ihr Blick wurde abschätzig. "Sie haben also nichts in der Hand..."

"Ich bin nach wie vor überzeugt davon, dass der Tod Ihres Mannes etwas mit dem Raub eines CX-Behälters mit Pesterregern aus den MADISON-Labors zu tun hat."

"Sind Sie wenigstens in der Sache weiter?"

"Kennen Sie einen Mann, der sich Smith nennt?", fragte ich.

"Ein halbes Dutzend oder noch mehr", erwiderte sie. "Die, bei denen Smith nur Bestandteil eines Doppelnamens ist, gar nicht mitgezählt."

Ich legte ihr das Phantombild vor, das wir von dem Mann hatten. Sie sah es sich stirnrunzelnd an. "Haben Sie diesen Mann schon einmal gesehen? Er hat ein besonderes Kennzeichen.

Zwei sehr unterschiedlich große Füße."

In ihren Augen flackerte es für den Bruchteil einer Sekunde unruhig.

"Nein", sagte sie dann. "Nie gesehen. Was ist mit ihm?"

Sie fragt gar nicht, wer er ist, ging es mir durch den Kopf. Mein Instinkt sagte mir, dass sie ihn sehr wohl schon einmal gesehen hatte. Aber der Instinkt eines G-man ist nicht gerichtsverwertbar.

"Darüber kann ich Ihnen nichts sagen", erklärte ich.

"Wieso nicht?"

"Fahndungstaktische Überlegungen."

"Oh..."

Einen Augenblick lang schwiegen wir. Schließlich fragte sie: "Gehört es auch zu Ihrer Fahndungstaktik, dass Sie mich beschatten lassen?"

"Tue ich das?"

"Jetzt spielen Sie ein Spiel, Jesse. Und zwar kein Gutes."

"Sagen wir so, ich möchte, dass jemand auf Sie aufpasst. Vielleicht sind Sie in Gefahr."

Sie erhob sich, noch bevor Sie einen Drink bestellt hatte.

"Nett, dass Sie etwas Zeit hatten", sagte sie dann.

"Ich hätte noch eine Frage an Sie."

"Bitte."

"In Ihrem Haus am Florida Lake trugen Sie einen Badeanzug, der den Rücken freiließ. Sie haben dort ein Tattoo zwischen den Schulterblättern. Drei Kreuze... Hat das irgendeine Bedeutung?"

Ihre Zähne blitzten. Ihr Lächeln wirkte kühl.

"Das werde ich Ihnen auf keinen Fall verraten", erklärte sie dann.

"Und warum nicht?"

"Taktische Überlegungen."

"Welcher Art?"

Sie zuckte die Achseln. "Ein kleines Geheimnis erhöht vielleicht die Chance, dass Sie das nächste Mal, wenn ich mich mit Ihnen treffen möchte, genauso bereitwillig zusagen, Agent Jesse Trevellian."

Sie winkte mir zu. Dann drehte sie sich herum und ging in Richtung Tür. Wie eine trauernde Witwe wirkte sie ganz und gar nicht. Ich leerte meinen Drink und versuchte vergeblich, mir einen Reim darauf zu machen. Und ganz kurz dachte ich auch an Milos Rat, nicht zu tief in ihre blauen Augen zu blicken.




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Litres'teki yayın tarihi:
25 mayıs 2021
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2159 s. 299 illüstrasyon
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9783956179822
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