Kitabı oku: «Sommer Bibliothek 11 besondere Krimis», sayfa 28

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Das Gesicht des Weißhaarigen war angespannt. Er legte die Pipette zur Seite und blickte auf die dampfende Mahlzeit auf dem ovalen Tablett.

"Ich weiß, dass es mir nicht zusteht, danach zu fragen, mein Prophet", sagte eine Stimme aus dem Hintergrund. Sie gehörte dem hageren Mann, der als Möbelpacker verkleidet mit einem Komplizen dafür gesorgt hatte, das Sally Hiram jetzt hier war...

Der Weißhaarige blickte auf.

Er hob das Tablett an, reichte es dem Hageren.

"Bring du es ihr, Melvin." Der selbsternannte Prophet sprach mit einer sonoren Stimme, deren Klang Stärke und Durchsetzungsvermögen signalisierten. Eine Stimme, der man einfach nicht zu widersprechen wagte. Der Weißhaarige blickte Melvin direkt in die Augen. "Ich sehe die Unsicherheit und den Zweifel in deiner Seele..."

"Nein, ich..."

"Das Gift des Bösen ist tückisch. Lange Zeit bemerkt man seine Wirkung nicht. Man ist vielleicht sogar selbst noch davon überzeugt auf der Seite des Herrn zu stehen - doch in Wahrheit hat einen Satan längst in seinen Klauen. Und genau das ist vielleicht mit Sally passiert..."

Melvin atmete tief durch.

"Aber sie war loyal. Sie hat uns niemals verraten. Und nur mit ihrer Hilfe ist es uns gelungen, die versteinerte Seele eines Mannes wie George Hiram zu erweichen..."

Der Weißhaarige deutete auf das Tablett.

Ein beinahe mildes Lächeln erschien um seine dünnen Lippen herum.

"Vielleicht lebte sie zu lange im Einflussbereich des satanischen Systems. Vielleicht hatte sie zu viel Kontakt mit dem Bösen, als dass ihre Seele rein bleiben konnte."

"Dann hat sie sich für den großen Plan des Herrn geopfert?"

"Möglicherweise wird man das eines Tages von ihr sagen, Bruder Melvin. Aber noch ist sie nicht verloren... Wenn ihr Glaube stark genug ist, wird ihr die Pestilenz nichts anhaben können. So wie uns allen - auch wenn rings um uns herum das Sterben und das Wehklagen beginnt."

Melvin schluckte.

"Verzeih mir den Augenblick des Zweifels, mein Prophet."

"Kämpfe dagegen an, wenn das Böse sich in deine Seele schleicht und dich zu einem Diener der Sünde machen will."

Melvin nickte.

Er ging mit dem Tablett zur Tür.

Ein großgewachsener, breitschultriger Wächter mit ausdruckslosem, blassem Gesicht, öffnete sie ihm.

Dann ging Melvin einen kahlen Flur entlang. Das Neonlicht wirkte kalt.

Er erreichte eine Tür, die mit einem großen Stahlriegel verschlossen war.

Ein Wächter stand davor. Über der Schulter trug er eine Maschinenpistole. Am Gürtel hing ein Elektroschocker.

Melvin brauchte kein Wort zu sagen.

Der Wächter entriegelte die Tür.

Melvin blickte in einen Raum, der nur eine Pritsche enthielt. Ansonsten war er vollkommen kahl. Die Wände waren grau verputzt. Es gab kein Fenster. Eine Neonröhre verbreitete blauweißes Licht. Frischluft blies durch einen Lüftungsschacht herein, der hinter einem Metallgitter verborgen war. Es war kalt.

Sally lag zusammengekrümmt auf der Pritsche.

Als sie Melvin bemerkte, setzte sie sich.

Ihr Gesicht wirkte eingefallen.

Melvin setzte das Tablett neben sie auf die Pritsche.

"Mein Gott, dieses Licht... Kann das nicht mal jemand ausmachen?"

Melvin sagte ruhig: "Du weißt, was unser Prophet dazu sagt, Schwester Sally..."

"Ja, ja..."

"Die Finsternis ist das Reich des Bösen."

"Ich weiß... Ich will schlafen...Mein Gott, ich bin so müde."

"Du wirst Schlaf finden", sagte Melvin.

"Ja", flüsterte sie. Sie sah auf das Tablett. "Ihr verriegelt die Tür..."

"Weil noch der Dämon des Zweifels in dir wohnt."

"Ich weiß, dass alles richtig ist, was du sagst. Alles. Und doch..."

"Iss, Schwester Sally. Iss..."

Sie nickte.







34



Ich trat das Gaspedal voll durch. Der Sportwagen aus dem Fuhrpark des FBI-Districts New York schnellte über die Queensboro Bridge Richtung Manhattan. Milo hatte das Blaulicht auf das Dach gesetzt.

Unser Ziel war klar.

Das Gemeindezentrum der AUSERWÄHLTEN DER APOKALYPSE in der Upper East Side. Die Telefonnummer war im Menue des Handys gespeichert gewesen, das die Beamten des Stamford Police Departments bei den Leichen von Lansing und Manzaro gefunden hatten.

"Im Nachhinein könnte ich mich ohrfeigen", sagte ich und schlug mit dem Handballen gegen das Lenkrad. "Wir waren schon ganz nahe dran! Ich habe sogar schon mit diesen AUSERWÄHLTEN

telefoniert!"

"Wer soll schon gleich darauf kommen, dass sich dahinter vielleicht keine frommen Wohltäter, sondern Fanatiker verbergen, in deren Händen sich vielleicht ein Behälter mit einer tückischen Massenvernichtungswaffe darin befindet."

Milo telefonierte mit der Zentrale.

Die genaue Adresse des Gemeindezentrums der AUSERWÄHLTEN war schnell herausgefunden. Sie stand sogar im Telefonbuch.

Unsere Innendienstler sollten schon mal zusammentragen, was in unseren Archiven und Datenspeichern über diese Vereinigung zu erfahren war. Außerdem bestellten wir Verstärkung in die Upper East Side. Spezialeinheiten sollten das Gebäude umstellen. Seuchenspezialisten machten sich bereit.

Schließlich wussten wir nicht, ob der CX-Behälter sich im Gemeindezentrum der AUSERWÄHLTEN befand - und in welchem Zustand er war. Immerhin war es auch möglich, dass der Pest-Tote aus Queens das Ergebnis eines Unfalls darstellte.

"Die Vorstellung, dass eine schnelle Razzia uns in den Besitz des Behälters bringen könnte, ist wohl kaum mehr als Träumerei", meinte Milo. "Die werden doch kaum so dumm sein, das Ding in der Upper East Side aufzubewahren - unter einer Adresse, die sogar im Telefonbuch steht."

Ich zuckte die Achseln.

"Eigentlich könnte man auch annehmen, dass niemand dumm genug ist, mit Yersinia Pestis-Erregern herumzuhantieren."

"Oder diese Erreger überhaupt erst so zu verändern, dass es kein Gegenmittel mehr gibt", ergänzte Milo.

Ich konnte ihm da nur recht geben.

Aber das war nun einmal geschehen - aus welchen Motiven auch immer. Jetzt ging es darum, das Schlimmste zu verhüten.

Als wir am Ort des Geschehens eintrafen, war dort bereits die Hölle los. Die letzten hundert Meter bis zum Gebäude der AUSERWÄHLTEN, mussten wir zu Fuß zurücklegen. Überall standen Einsatzwagen herum. Die kleine Seitenstraße, in der das Zentrum lag, war ohnehin von parkenden Fahrzeugen ziemlich blockiert.

Mit kugelsicheren Westen und Maschinenpistolen ausgerüstete G-men waren überall in Stellung gegangen. Die Seitenstraße war komplett abgeriegelt.

Beamte der City Police sorgten dafür, dass der Verkehr umgeleitet wurde. Nachdem wir einigen NYPD-Beamten unsere Ausweise gezeigt hatten, woraufhin wir passieren konnten, trafen wir unseren Kollegen Fred LaRocca.

Fred war mit einem Funkgerät in der Hand damit beschäftigt, den Einsatz zu koordinieren.

"Hallo, Jesse", begrüßte er mich. "Ich hoffe, dass der ganze Zirkus hier nicht umsonst ist."

"Und wenn schon", meinte ich. "Wir müssen alles versuchen. Sind die Seuchenspezialisten da?"

"Ja."

"Ich hoffe, dass wir sie nicht brauchen."

"Du glaubst wirklich, dass der CX-Behälter dort drin ist?"

"Ich kann es nicht ausschließen. Und wenn es der Fall sein sollte, dann wissen wir nicht, ob es unter diesen AUSERWÄHLTEN vielleicht zu einer Art Panikreaktion kommt..."

Ich zog die P226 unter meiner Jacke hervor und überprüfte die Ladung.

Unsere Kollegen Medina und Caravaggio trafen ein. Sie begrüßten uns knapp. Auch sie trugen Schutzwesten.

"Wie sieht es aus?", fragte Milo mit Blick auf den Eingang des mehrstöckigen Hauses, das den AUSERWÄHLTEN DER APOKALYPSE als Gemeindezentrum diente. "Wisst ihr, ob sich jemand im Gebäude befindet?"

"Zumindest sind die Überwachungskameras intakt", meinte Fred.

Und dann gab Fred LaRocca das Signal, das den Einsatz einleitete.

G-men näherten sich von allen Seiten dem Gebäude.

Milo und ich waren unter den ersten, die den Eingang erreichten.

"Die Tür ist verriegelt", stellte Milo fest.

Ich versuchte, die Gegensprechanlage zu betätigen, während gleichzeitig per Megafon eine Aufforderung erging, die Türen zu öffnen.

Mit einer kleinen Sprengladung wurde dann das Schloss aufgesprengt. Milo stürmte mit der Waffe im Anschlag hinein, ich folgte ihm mit einem guten Dutzend G-men.

Alle Eingänge zu den Aufzügen und zum Treppenhaus wurden besetzt.

So schnell es ging, stürmten wir die langen, kahlen Flure entlang. Neonröhren brannten hier. Manche Teile des Hauses hatten keinerlei Zugang zu natürlichem Licht. Der erste Raum, dessen Tür ich mit einem Fußtritt zur Seite fliegen ließ war vollkommen kahl. Kein Möbelstück, kein Wandbehang. Lediglich ein aschgrauer Teppichboden, der unsere Schritte etwas dämpfte.

Der nächste Raum sah nicht anders aus.

"Es sieht aus, als wäre hier niemand mehr", stellte ich fest. "Wir sind zu spät gekommen."

"Aber, du hast doch gestern noch telefoniert."

"Wer weiß, wohin dieser Anruf weitergeschaltet wurde. Vielleicht habe ich mit einem Handybesitzer in L.A. gesprochen - wer will das wissen?"

Gemeinsam mit unseren Kollegen nahmen wir jeden Winkel dieses Gebäudes unter die Lupe. Ein Heer von Spurensicherern würde sich anschließend noch darüber hermachen und versuchen, auch aus noch so kleinen Rückständen irgendwelche Schlüsse zu ziehen.

"Sie müssen gewusst haben, dass wir in Kürze hier auftauchen werden", meinte Milo und ballte dabei die Fäuste.

"Klar, sie haben damit gerechnet. Fragt sich nur, wieso..."

"Wegen der Kreuze an den Körpern von Smith und..."

"Sally!" Ich nickte leicht. "Ich habe mich gestern Abend in Montego's Bar mit ihr getroffen."

"Ach, das erzählst du mir erst jetzt, Jesse?"

"Ich hielt es für nicht so wesentlich."

"Und was wollte sie?"

"Etwas Trost - dachte ich."

"Aber in Wahrheit hat sie versucht, dich auszuhorchen."

Ich nickte. "Ja."

"Ihr Verschwinden ist keine Entführung gewesen", meinte Milo. "Sondern eine Flucht..."

"Fragt sich nur, wohin."

"Jedenfalls werden wir hier wohl kaum noch etwas finden. Die Gemeinde der AUSERWÄHLTEN DER APOKALYPSE scheint auf Tauchstation gegangen zu sein. Ein beunruhigendes Zeichen, wenn du mich fragst." Milo sah mich an. Auf seiner Stirn erschienen ein paar Falten. Wir standen in einem dieser neonbeleuchteten Flure und plötzlich fragte er in die Stille hinein: "Worüber denkst du nach Jesse?"

"Ich frage mich, wie der Tod von George Hiram in all das hineinpasst."

"Smith und Sally hatten dieses Zeichen auf dem Rücken. Sie gehörten auf jeden Fall zu den AUSERWÄHLTEN."

"Bei George Hiram war nichts auf dem Rücken!"

"Vielleicht haben sie ihn ganz gezielt benutzt..."

"Hiram war doch kein Dummkopf! Er wusste doch am besten, was passieren würde, wenn Fanatiker den veränderten Yersinia Pestis-Bakterien in die Hände bekommen."

"Trotzdem liegt der Schluss nahe, dass die Einbrecher über ihn die Informationen bekamen, die sie benötigten, um den CX-Behälter an sich zu bringen."

"Wir haben immer noch keine vernünftige Erklärung dafür, weshalb Hiram nicht mehr den Laborbereich betreten durfte", stellte ich fest. Vielleicht lag da der Schlüssel.

Über das Walkie-Talkie meldete sich Clive Caravaggio.

"Heh, Jesse! Wir haben hier was."

"Wo bist du?", fragte ich.

"Am Eingang zu einem Atomschutzbunker! Mein Gott, es muss ein Vermögen gekostet haben, so ein Ding hier, mitten in Manhattan, in die Erde zu setzen!"

Ein paar Minuten später trafen wir Orry und Caravaggio vor einem kreisrunden Loch im Boden, das mit einer Metallplatte verdeckt werden konnte. Das Ganze hatte Ähnlichkeit mit einem Gulli. Metallsprossen ragten im Inneren des röhrenförmige Lochs aus dem Beton heraus. An ihnen konnte man hinabsteigen. Es war nicht viel Platz dort unten.

Einer unserer Spezialisten hatte sich unten in das Loch gequetscht und versuchte nun, die Verriegelung zu öffnen.

"Diese Schutzräume wurden im kalten Krieg steuerlich gefördert", meinte Orry.

"Aber das hier sieht mir nicht aus, als würde es noch aus den Fünfzigern oder Sechzigern stammen", dröhnte der Mann aus dem Loch heraus. "Das ist modernste Technik!"

Mit einem ächzenden Geräusch ging die Tür auf.

Clive bewegte den Kopf seitwärts.

"Das sollten wir uns mal ansehen."

Einer nach dem anderen Stiegen wir hinunter. Hinter der Tür lag ein röhrenartiger Gang, dann folgte erneut eine Tür. An den Wänden waren Schilder mit detaillierten Anweisungen.

"Sieht aus wie eine Schleuse", stellte Orry fest.

Wir passierten die nächste Tür. Neonröhren gingen selbsttätig an, sobald wir eintraten. Es waren kahle, schmucklose Flure, an denen zweckmäßig eingerichtete Räume lagen, die kaum mehr als das nötigste Mobiliar enthielten.

Aber leider nicht den geringsten Hinweis darauf, wo sich die Bewohner dieses Hauses jetzt befinden mochten...







35



Es war bereits später Abend, als im Büro von Mr. McKee eine Art Krisensitzung stattfand. Die Sitzplätze reichten nicht aus, um allen anwesenden G-men einen Platz zu bieten. Milo und ich gehörten zu denen, die stehen mussten.

Agent Greg Botelli aus dem Innendienst trug vor, was an Informationen über die AUSERWÄHLTEN DER APOKALYPSE verfügbar war.

"Es handelt sich um eine Sekte, die zunächst durch verschiedene Wohltätigkeitseinrichtungen und Angebote zur Lebenshilfe auffiel. Menschen mit seelischen Problemen oder in persönlichen Konfliktsituationen wurden besonders angesprochen. Die Gruppe angeführt von einem fast schon legendären Mann, Josiah Morgan, der sich selbst als Prophet bezeichnet. Er hat absolute Autorität innerhalb der Sekte. Die AUSERWÄHLTEN glauben an das baldige Ende der Welt. Nach einem furchtbaren Fegefeuer würde die Herrschaft Gottes anbrechen."

"Die AUSERWÄHLTEN sind nicht die einzige fundamentalistische Sekte mit solchen Vorstellungen", gab Mr. McKee zu bedenken.

"Das ist sicher richtig", nickte Botelli. "Aber die AUSERWÄHLTEN glauben, dass sie dazu ausersehen seien, zur Vernichtung der Sünder beizutragen. Josiah Morgan soll sich früher als die Sense Gottes bezeichnet haben. Zumindest in der Zeit, als er noch öffentlich als Prediger auftrat. Seit einigen Jahren hat ihn niemand mehr gesehen, der nicht zum engeren Kreis der AUSERWÄHLTEN gehört. Es gibt sogar Gerüchte, dass Morgan gar nicht mehr lebt und irgendein Nachfolger die AUSERWÄHLTREN in seinem Namen führt. Vielleicht zeigt sich der selbsternannte Prophet aber nur deshalb nicht mehr, um den Nimbus des Geheimnisvollen um ihn herum etwas zu erhöhen."

"Wie viele Mitglieder gibt es?", fragte ich.

"Da gibt es nur Schätzungen. Aber es scheint so zu sein, dass es einen sogenannten inneren Kreis gibt, der relativ klein sein muss."

"Was bedeutet die Tätowierung von drei Kreuzen zwischen die Schulterblätter?"

"Vielleicht ein Zeichen der Zugehörigkeit zu diesem engeren Kreis. Aber das ist ungesichert."

Mr. McKee sagte: "Bei allem, was wir tun, müssen wir bedenken, dass es sich bei den AUSERWÄHLTEN um eine legale Religionsgemeinschaft handelt. Bislang jedenfalls. Eine Gemeinschaft, deren Ansichten extrem sein mögen - aber in diesem Land hat jeder die Freiheit, zu glauben, was er will."

"Aber der Zusammenhang, in dem die AUSERWÄHLTEN mit dem Überfall auf MADISON GEN-TECH stehen, ist doch unstrittig!", sagte ich.

"Wir bewegen uns auf dünnem Eis, Jesse", erwiderte Mr. McKee. "Um so mehr, seit die Aktion in der Upper East Side ja wohl ein kompletter Flop war."

"Der Killer, der sich Smith nannte, der Pest-Tote aus Queens und Sally Hiram hatten diese Tätowierung", gab ich zu bedenken.

"Jesse, ich will gar nicht bestreiten, dass die Verbindung sehr wahrscheinlich ist. Ich versuche Ihnen nur klarzumachen, dass wir aufpassen müssen. Solche Organisationen haben oft ganze Armeen von Anwälten und wenn wir nicht auf der Hut sind, dann haben die uns im Handumdrehen die Hände gebunden."

"Einstweilen scheinen diese AUSERWÄHLTE jedenfalls untergetaucht zu sein", sagte Orry.

"Gibt es weitere Niederlassungen?", fragte Mr. McKee.

"Keine, die uns bekannt wären", antwortete Agent Botelli.

"Im übrigen scheint sich die Sekte im Laufe der Jahre immer mehr radikalisiert zu haben. Der Gedanke, die Sünder zu vernichten, nahm immer größeren Raum im Denken dieser Leute ein..."

"Unter diesem Gemeindezentrum befand sich ein vollständig eingerichteter Bunker", sagte ich. "Nicht einfach nur ein Atomschutzbunker, sondern ein ABC-Schutzraum. Etwa dreißig Menschen hätten dort einen Atomkrieg, eine Naturkatastrophe oder eine schreckliche Seuche ohne weiteres überleben können. Die Luft wird gefiltert und es gibt ein perfektes Schleusensystem."

"Worauf wollen Sie hinaus, Jesse?", fragte Mr. McKee stirnrunzelnd. "Dass die AUSERWÄHLTEN dort das Inferno abwarten wollten?"

"Warum nicht?"

"Der Bunker ist vermutlich noch aus den Fünfzigern."

"Nein, ist er nicht", mischte Orry sich ein. "Wir haben das überprüft. Die Anlage ist auf dem neuesten Stand und wurde erst eingebaut, nachdem der jetzige Besitzer das Gebäude erwarb."

"Wer ist das?", fragte Mr. McKee.

Orry schaute auf einen Zettel. "Eine Immobilienfirma mit Sitz auf den Niederländischen Antillen. Vermutlich eine Tarnfirma der Sekte."

"Wir sollten nach einem ABC-Schutzraum suchen", schlug ich vor. "Einen, der entweder in den letzten Jahren gebaut oder zumindest renoviert und auf den neuesten Stand gebracht wurde. Dort finden wir vielleicht Sally Hiram... und wenn wir schnell sind, unter Umständen sogar den fehlenden CX-Behälter."







36



Die Schreie waren furchtbar. Die Gesichter wirkten verzerrt.

Geschwüre entstellten sie auf furchtbare Weise.

Pestbeulen, durchzuckte es Sally.

Glasige Augen starrten sie an.

Sally schrie.

Sie schnellte von ihrer Pritsche hoch, riss die Augen auf.

Der Schweiß stand ihr auf der Stirn. Ihr Mund fühlte sich trocken an. Sie versuchte zu schlucken. Es dauerte einige Momente, bis sie begriff, dass sie geträumt hatte.

Der Raum, in dem sie sich befand war noch immer grell erleuchtet.

Das Neonlicht tat ihr in den Augen weh.

Sie erhob sich, fröstelte unter dem kühlen Luftzug, der aus dem Lüftungsgitter hereinwehte.

Sally zitterte. Nicht nur vor Kälte, auch vor Angst. Sie blickte auf das Tablett, das sie auf dem Boden abgestellt hatte. Das Besteck hatte sie auf den leeren Teller gelegt.

Ist dein Glaube stark genug?, fragte sie sich. Oder wird das Böse dich regieren...

Sie biss sich auf die Lippe.

Unruhe erfasste sie. Schweißperlen liefen ihr kalt über die Stirn. Ihr Puls raste.

In ihrem Innern hörte sie die Stimme des Propheten. "Feuer muss mit Feuer bekämpft werden, das Böse mit den Mitteln des Bösen..."

Und all die Menschen?, dachte sie.

Ihr Atem ging schneller. Sie sollte sich vor solchen Gedanken hüten. Aber sie ließen sich nicht unterdrücken. Es ging einfach nicht.

Sally sank zurück auf die Pritsche.

Wie lange bin ich schon hier, in diesem Gefängnis?, dachte sie. Sie hatte jegliches Gefühl für Zeit verloren. Sie war so müde. Unendlich müde. Aber sobald sie die Augen schloss, sah sie die Gesichter vor sich... Diese schrecklich elenden Gesichter, so entstellt von dieser grausamen Krankheit, die man die Geißel Gottes genannt hatte.




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25 mayıs 2021
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