Kitabı oku: «Wiener Wohnwunder», sayfa 2
ENGERTHSTRASSE
Kochen öffnet das Herz
Es ist ein regnerischer Tag Ende März, an dem die kleine Kochgruppe im wohnpartner-Lokal in der Engerthstraße 230 wieder einmal zusammengefunden hat. Das vorläufig letzte Treffen soll es sein, deshalb steht auch eine Frage vor allen anderen im Raum:
War’s das? Oder wollen wir weiterkochen?
Die wohnpartner-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter wollen die Antwort darauf ganz den Köchinnen und Köchen überlassen, die aus den umliegenden Gemeindebauten hierhergekommen sind; die meisten davon haben sich erst in dieser Gruppe kennengelernt.
„Aber beim gemeinsamen Kochen lernt man was dazu.“
Von Pariser Schnitzel über Bananenbrot bis hin zu Börek und Hong-Kong-Nudeln ist hier in den vergangenen Monaten ausgesprochen international gekocht worden, ein Ausdruck der unterschiedlichen Herkunftsländer der versammelten Hobbyköche.
Mit dem Gemeindebau sind sie heute alle verbunden, aber alle in unterschiedlicher Weise.
Frau Kaplan aus der Türkei etwa lebt seit 1998 in einer Gemeindewohnung, mit der sie sehr zufrieden ist. Sehr ausgeprägt sind ihre Erinnerungen daran, wie es im Vergleich dazu im Privatmietverhältnis war. Mit ihren fünf Kindern musste sie ins Tröpferlbad gehen, weil kein Badezimmer vorhanden war. Heute wohnt sie sehr viel besser, „nur ein Balkon wäre schön“, antwortet sie verschmitzt auf die Frage, ob es offengebliebene Wohnwünsche gibt.
Frau Sim wiederum, in Malaysia geboren und aufgewachsen, erzählt vom Community-Housing, das es auch in ihrer Heimat gibt. Der Sprung zum Wiener Gemeindebau, in dem sie seit 2010 mit ihrem Wiener Ehemann lebt, sei ihr deshalb nicht schwergefallen. Am gemeinsamen Kochen gefällt ihr, dass sie auch andere Gerichte ausprobieren kann: „Ich liebe Börek!“
Frau Sims Mann kann sich noch lebhaft daran erinnern, wie es war, als Kind mit seinen Eltern auf 20 Quadratmetern wohnen zu müssen. „Man ist im Gemeindebau den Vermietern nicht ausgeliefert“, bringt er seine Lebenserfahrung in unterschiedlichen Wohnformen auf den Punkt. Wobei er Probleme, die es auch gebe, durchaus nicht verschweigen will: Der Raum im Gemeindebau sei eben eher knapp bemessen, die Vergabe erfolge nach der Personenzahl und die Generation seiner Enkel sei mehr Platz gewöhnt – deshalb ziehe es die jungen Leute heute wieder eher in Privatmietverhältnisse.
Die fünfzigjährige Frau Jermy kann von dieser Vergabe nach Personenzahl ein Lied singen – ein fröhliches allerdings: Sie lebt schon seit ihrer Geburt im Gemeindebau, ist aber immer wieder umgezogen, weil ihre Eltern mit den fünf Kindern schrittweise in den Genuss größerer Wohnungen kamen.
Und auch Frau Sommer ist eine alteingesessene Gemeindebau-Bewohnerin. Seit 1975 lebt sie schon hier im 2. Bezirk und langsam, so sagt sie, stürben ihr alle weg, die damals eingezogen sind. Auch deshalb kommt sie gerne zum gemeinsamen Kochen hierher: „Unter Leuten sein, des brauch ich!“ Viele würden heute nur über die Ausländer jammern und seien undankbar für das, was sie haben: „Aber Lachen funktioniert in allen Sprachen. Meine Nichte aus Vorarlberg versteh ich auch bis heute nicht, so ist das halt. Aber beim gemeinsamen Kochen lernt man was dazu.“
Dazu kann Frau Kim, die wie Frau Sim aus Malaysia stammt, nur wissend nicken: „Kochen öffnet das Herz, nicht nur den Geist“, bringt sie ein wenig asiatische Weisheit in die kulinarische Runde, in der es heute unter anderem einen köstlichen Eintopf gibt, den die wohnpartner-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter für dieses womöglich letzte Treffen der Kochgruppe kredenzt haben.
Und, war’s das jetzt? Zum Abschluss soll doch bitte aufzeigen, wer bestimmt wiederkommt, sollte es mit den regelmäßigen Kochtreffen doch weitergehen.
Da schnellen auf einmal alle Hände in die Luft.
SIEBENBÜRGERSTRASSE
Die ewige Liebe der Hunde
Franziska Wachet und die anderen Hundebesitzerinnen sind sich einig: Es funktioniert nur mit gegenseitigem Respekt
In den Einkaufsarkaden in der Siebenbürgerstraße im 22. Bezirk hat sich eine Gruppe von Hundebesitzerinnen versammelt. Es ist ein recht kühler Herbsttag, aber wer einen Hund hat, ist es gewöhnt, bei jedem Wetter den Bedürfnissen seines Haustieres den Vorrang einzuräumen. Und so scheint keine der Damen ein Problem mit der hohen Dosis kalter Frischluft zu haben.
Womit es schon eher ein Problem gebe, das seien die Leute in der Wohnhausanlage, die keine Hunde mögen. Insbesondere Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund, so erzählt eine Hundebesitzerin unter dem zustimmenden Nicken der anderen, hätten oft Angst vor Hunden, weil sie aus den Heimatdörfern ihrer Eltern nur Streuner kennen würden, die oft Tollwut hätten. Sei es, wie es sei, die Mitarbeiter des türkischen Imbisses im Ekazent zeigen jedenfalls wenig bis keine Berührungsängste mit der Hundegruppe und stellen den anwesenden Damen gerne Sessel zur Verfügung, damit bequemer über das Leben mit Hund im Gemeindebau philosophiert werden kann.
Probleme, zweiter Teil: Die aus Sicht mancher Besitzerinnen mangelnde Ausstattung der Gegend mit Hundezonen. Zwar gebe es eine nahegelegene Hundezone in der Polgarstraße, das schon, aber die Besitzer der kleinen Hunde fühlen sich dort mitunter von den großen bedroht. „Es bräuchte zwei Hundezonen: eine für die Riesen und eine für die Kleineren. Mehr kleinere Hundezonen wären ein Traum.“ Womit schon ein erster Wunsch für die Zukunft der Hundehaltung im Gemeindebau formuliert wäre.
Schwierigkeiten, Teil drei: Ein aus Sicht der Hundebesitzerinnen skurriles Schild in ihrer Wohnhausanlage, auf dem das Folgende zu lesen sei: „Halten Sie Ihren Hund von Rasen und Gehsteig fern.“ Dass ihr Hund wohl irgendwo gehen müsse, entweder am Rasen oder aber am Gehsteig, müsse doch auch den Menschen einleuchten, die ein solches Schild produzieren, meint die Besitzerin eines recht kleinen Vierbeiners. Dass die Hunde hier im Bau nicht auf die Grünflächen gehen sollen, ist ihr bekannt, in der Praxis aber schwer umsetzbar: „In der Stadt am Beton geht’s ma ned.“ Womit natürlich nicht das Spazierengehen, sondern der Stoffwechsel gemeint ist, dessen Produkt sie im Erfolgsfall selbstverständlich umgehend per Plastiksackerl entsorge.
Wer einen Hund hat, ist wie Silvia Rucek daran gewöhnt, bei jedem Wetter vor die Tür zu gehen
Es gibt also eine Reihe Probleme, für die die Anwesenden allerdings nicht nur die Hundelosen, sondern ebenso die rücksichtslosen Hundebesitzer in der Verantwortung sehen, von denen an diesem Nachmittag keiner erschienen ist (wahrscheinlich war es ihnen zu kalt). „Die, die den Kot nicht wegräumen, sorgen damit dafür, dass alle Hundehalter ein schlechtes Image haben.“
Ebenso oft komme es vor, dass unerfahrene Hundehalter sich die falsche Rasse zulegen würden, nämlich eine, zu deren artgerechter Haltung sie gar nicht in der Lage wären: „Das liegt dann aber am Mensch und nicht an der Rasse. Deshalb sind die Listenhunde auch ein Blödsinn. Aber viele Leute haben keine Ahnung, was sie sich anschaffen und was die Rasse braucht.“
Dass es jedenfalls nur mit gegenseitigem Respekt funktionieren könne, gerade im Gemeindebau, darin sind sich alle anwesenden Damen einig: „Von Hundehaltern zu anderen und umgekehrt.“
Noch mehr Einigkeit gibt es nur darüber, dass die Hunde die ganzen Probleme, die man ihretwegen mit anderen Gemeindebaubewohnerinnen und -Bewohnern hat, in jedem Fall mehr als wert seien, denn: „Menschen können enttäuschend sein, aber ein Hund wird dich immer lieben.“
QUADENSTRASSE
Das schöne Leben in Hirschstetten
Es gibt Gemeindebauten mit hoher Wohnzufriedenheit – und dann gibt es die Quadenstraße 65–67 in Hirschstetten. In den 1970er-Jahren als zweiter Bauteil der Plattenbausiedlung Ziegelhofstraße projektiert, steht die Wohnhausanlage auf einer vormals von Hirschstettener Landwirten genutzten Fläche.
Ist es die Nähe zu den Blumengärten oder dem Hirschstettener Badeteich, die diese Zufriedenheit auslöst? Was immer es sein mag, die Bewohnerinnen und Bewohner der Quadenstraße fühlen sich in ihrem Zuhause nicht einfach nur wohl, sie sind regelrecht begeistert von ihrem Gemeindebau:
„Eine Gemeindewohnung ist erstrebenswert, sie ist ein sozialer Aufstieg!“
„Die Wohnung war wie ein Palast.“
„Ich habe vom Balkon aus dem siebten Stock geschaut und habe einen super Ausblick über Wien gehabt – die Lichter der Stadt warn wie Weihnachten!“
Das ist nur eine kleine Auswahl der Sätze, die fallen, wenn es um die Erinnerungen der Bewohnerinnen und Bewohner an ihren Einzug in der Quadenstraße geht.
Auch das Thema Hof mit Spielplatz, das in anderen Wohnhäusern wegen möglicher Lärmbelastung oft ambivalent diskutiert wird, stößt hier in Hirschstetten nur auf Zuspruch:
„Man freut sich, hinunterzugehen! Der Hof ist wie unser Garten, wir besuchen uns gegenseitig im Garten!“
„Wir machen auch Feiern, jeder nimmt was mit.“
„Der Kinderlärm unten ist herrlich, da merke ich immer, es wird warm.“
Wo die Stimmung so gut ist, klappt es natürlich auch mit dem nachbarschaftlichen Zusammenhalt:
„Was machst du, wenn du alleine bist, keine Angehörigen hast?“
„Ganz einfach: Dann komm ich bei dir ausmalen, und du kommst zu mir mit dem Schlagbohrer!“
Wenn das Leben doch nur überall so schön wäre wie hier in der Quadenstraße.
ELLA-LINGENS-HOF
„Hier gibt’s keine Außerirdischen“
„Ihr könnt es euch einmal anschauen, und wenn’s blöd ist, dann könnt’s ja wieder gehen“, sagt eine der wohnpartner-Mitarbeiterinnen zu den etwas scheuen Jugendlichen, die sich im Gemeinschaftsraum des Ella-Lingens-Hofes in Liesing eingefunden haben, um von ihrem Leben hier im Gemeindebau zu erzählen.
So blöd wird es dann gar nicht. Zum Beispiel erzählen die Jugendlichen sehr gerne von dem Sommerfest hier, das ihnen großen Spaß macht, und wo die älteren Mädchen auch bei den aufgebauten Stationen mithelfen: „Ich hab letztes Jahr beim Kinderschminken mitgearbeitet, das war gut.“
Die meisten von ihnen leben schon ihr Leben lang im Ella-Lingens-Hof, nur einer ist gebürtiger Ottakringer und erst seit zwei Jahren hier. Wo ist es schöner, in Liesing oder in Ottakring?
„Hier. Hier gibt’s mehr Kinder und es is mehr los.“ Und wie ist es mit den älteren Hofbewohnerinnen und Hofbewohnern? Konflikte? „Ja, wenn wir mit den Boxen Musik hören.“
Ballspielen und Fahrradfahren sei im Durchgang verboten, erklärt eine Mitarbeiterin der Kinderfreunde, die mit den Kindern aus dem Ella-Lingens-Hof arbeitet. „Aber die Fahrradroute verläuft nun einmal genau da, und wenn es regnet, dann ist das genau der Bereich, wo sich die Kids treffen.“ Zur Schule fahren die Jugendlichen alle um die 40 Minuten in eine Neue Mittelschule in der Carlbergergasse. Wie fühlen sie sich in Wien generell?
„Normal.“
„Ich fühl mich gut.“
„Ich auch: Es gibt hier ja keine Außerirdischen.“
Das stimmt natürlich. Und die Zukunftswünsche sind dann dafür wieder sehr down to earth:
„In Alterlaa gibt’s eine Sporthalle. Es wär super, wenn’s das hier auch geben würd.“
„Ich hab letztes Jahr beim Kinderschminken mitgearbeitet, das war gut.“
ELLA-LINGENS-HOF
Steinergasse 36
1230 Wien
Errichtet 1997–1999
491 Wohnungen
Geplant von Atelier Geiswinkler und Geiswinkler, Roland Hagmüller, Architekturbüro Henke und Schreieck, Architekturbüro Hermann & Valentiny, Peter Nigst, Hugo Potyka
SIEVERINGER STRASSE
„Chillen und das Leben genießen“
Die engagierte Betreuerin im Jugendzentrum Ju19teen, das sich mitten im Gemeindebau in der Sieveringer Straße 25 befindet, hat viel zu erzählen: von der sozialen Heterogenität des 19. Bezirks, der Bedeutung von Rückzugsorten für Jugendliche oder dem ganz unterschiedlichen Ausbildungs-Background ihrer Kolleginnen und Kollegen, die in dem gemütlichen, an eine WG erinnernden Jugendzentrum als Betreuerinnen und Betreuer tätig sind.
„Unser Standort hat viel mit der Gemeindebaunähe zu tun, weil wir zu 99 Prozent mit Kids aus den Gemeindebauten arbeiten. Solche Einrichtungen werden im Idealfall dort errichtet, wo am meisten Bedarf da ist. Man könnte glauben, im 19. Bezirk gibt’s viele gut situierte Familien, da braucht man das nicht. Mit denen arbeiten wir natürlich auch nicht. Aber die Stadt Wien hat die Standorte der Gemeindebauten so konzipiert, dass es eine soziale Durchmischung gibt, und hier in diesem Eck gibt es viele Gemeindebauten.
Wenn man Kindern und Jugendlichen einen Raum bietet, dann öffnen sie sich auch für Themen, die ihnen wichtig sind. Hier sind sie keinem Druck ausgesetzt, sie müssen nichts leisten, haben keine Voraussetzungen zu erfüllen, sondern können so sein, wie sie eben sind. Die Themen in der Arbeit mit den Jugendlichen sind unterschiedlich. Das Thema Freizeitgestaltung ist zum Beispiel wichtig für Kinder, deren Eltern nicht alles bezahlen können. Da schafft es dann Teilhabe an der Normalität der Gesellschaft für die Kinder, wenn wir mit ihnen Ausflüge machen, sie Kinofilme sehen können et cetera.
Die allermeisten Kinder, die zu uns kommen, stammen aus Familien mit Migrationshintergrund, viele sind aber hier geboren. Vor zwei Jahren hat das Zentrum geöffnet, und damals gab es hier auch eine Einrichtung vom Georg-Danzer-Haus für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Manche Kids von dort docken jetzt immer noch hier an.“
Die Jugendlichen, die an diesem Nachmittag nach und nach in kleinen Grüppchen in das Zentrum tröpfeln, sind anfangs ein bisschen wortkarg, tauen aber rasch auf, als sie erfahren, dass sie gerne auch anonym von ihrem Leben erzählen können:
„Wir dürfen uns falsche Namen ausdenken? Dann heiße ich Manfred!“
Auf die Frage nach der Lebensqualität im Gemeindebau sind Manfred und seine anonymen Freunde sich einig: „Uns geht’s gut hier.“
Und was ließe sich noch verbessern?
„Man könnte in den Höfen zumindest einen Trinkbrunnen einbauen. Sonst muss man zum Wassertrinken immer nach Hause gehen.“
Probleme mit älteren, lärmempfindlichen Mieterinnen und Mietern? Ja, die gebe es tatsächlich, bestätigt Manfred: „Zuerst informieren sie unsere Eltern, wenn wir zu laut sind. Und wenn wir dann immer noch draußen sind, rufen sie die Polizei. Zum Beispiel, wenn wir im Park Fußball spielen. Aber ich finde, die Leute müssen das doch mitbedenken, wenn sie neben einem Park wohnen wollen.“
Sie alle besuchen die Mittelschule Pirkergasse gleich ums Eck; Berufswünsche sind vorhanden und werden klar artikuliert:
„Ärztin!“ „Ingenieur!“ „Architekt!“
Und wie würde der angehende Architekt einen Gemeindebau konzipieren?
„Es sollte auf alle Fälle ein Lift da sein für Leute, die es schwer haben, Treppen zu gehen. Und er muss viele Fenster haben, das ist auch ökologisch hilfreich, das Licht tagsüber von der Sonne zu bekommen“, lautet die eloquente Auskunft.
An diesem Nachmittag sind vielleicht ein Dutzend Jugendliche da, insgesamt sollen es aber um die 25 sein, die regelmäßig kommen. Was lockt sie hierher? Die Antwort ist einfach:
„Hier kann man chillen und das Leben genießen. Zu Hause geht das nicht.“
„Und es gibt WLAN, das ist auch wichtig.“
Gibt es vielleicht noch etwas, was in der Geschichte über das Jugendzentrum Ju19teen auf keinen Fall fehlen darf?
„Ich heiße Manfred. Mein Name muss dabei sein.“
GRENZACKERSTRASSE
Das, was man selber angreift
Beatrix Vasicek und Sabina Schneider leben seit 2002 im Gemeindebau in der Grenzackerstraße zwischen Wienerberg und Laaer Berg in Favoriten. Das Paar zog damals mit ganzen sieben Kindern hier ein: zwei leiblichen und fünf Pflegekindern: „Es war sehr schwierig am Anfang. Schon die ersten Blicke, als wir eingezogen sind, waren nicht angenehm.“
Zu dem Zeitpunkt, erzählen die beiden Frauen, hätten sie noch als Schwestern gegolten, bald habe sich das aber geändert. „Die Kinder haben einen guten Beitrag geleistet, dass wir anerkannt wurden, weil wir großen Wert auf gute Erziehung sowie Freundlichkeit und Höflichkeit der Kinder gelegt haben.“ Dadurch habe sich die Atmosphäre hier nach und nach zu einem sehr guten und angenehmen Wohngefühl für die Familie entwickelt. Auch die Buben von Hausbesorger Wolfgang Mayer hätten sich gut mit ihren Kindern verstanden, was einen wesentlichen Beitrag zur Integration in der Anlage geleistet habe.
Herr Mayer selbst hat einen angenehm pragmatischen Zugang zur Lösung nachbarschaftlicher Probleme: „I hob mit kan Mieter do irgend a Problem. Und wenn’s wos geben hot, hob is immer söwa greglt.“
Mayer, der selbst seit dem Jahr 2000 hier lebt, erinnert sich an die Veränderungen in der Grenzackerstraße in den vergangenen zwei Jahrzehnten: „Damals ham wir ja noch Hasen hier gehabt, die sind bis zum Fenster gekommen.“ Der Umbau des Verteilerkreises habe sie dann vertrieben, aber: „Jetzt hamma noch Enten, Igel, Hamster und Marder.“
Auch nicht so übel! „Du bist mitten in der Stadt und trotzdem am Land und in der Natur, das is wunderbar“, bestätigt Mayer.
Was Herrn Mayer, Frau Vasicek und Frau Schneider im Rückblick immer noch überrascht, ist die positive Entwicklung des nachbarschaftlichen Klimas in der Grenzackerstraße, seit die drei ihren gemeinsamen Plan in die Tat umgesetzt und ein Gemeindebaufest veranstaltet haben. Wolfgang Mayer erzählt: „Viele haben Kuchen gebacken und mitgebracht, jeder hat was beigetragen. Es sind 283 Leute gekommen, viel mehr, als ich geglaubt hätte. Zwei Tage vorher hab ich mir noch gedacht, warum tu ich mir das an, weil’s wirklich viel Arbeit war. Aber am Tag des Festes hab ich gewusst: Dafür hab ich’s gemacht und das mach ich jederzeit wieder.“
Als Beatrix Vasicek und Sabina Schneider in die Grenzackerstraße gezogen sind, galten sie vielen als Schwestern
Viele Leute seien damals bis ganz zum Schluss geblieben und hätten am Platz getanzt, schwärmt Mayer, der auch verrät, dass er inzwischen schon zahlreiche Anfragen für ein neues Fest erhalten hat – das er dieses Jahr anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Gemeindebaus in der Grenzackerstraße organisieren will.
Seit das Fest stattgefunden hat, berichtet Mayer, grüße man sich in der Anlage regelmäßig, „früher hat man sich maximal angegiftet“. Und: „Die Ausländerfeindlichkeit ist weg. Das war früher schon so, dass manche miteinander einfach nicht können haben. Da hat das Fest schon dazu beigetragen, dass das weg ist. Das haben alle angenommen, egal ob Österreicher oder von woanders, alle ham miteinander geredet.“
Bis es Zeit für die nächste Party ist, werden erst einmal Gemüsekistln aufgestellt und von den Kindern in der Grenzackerstraße neu angemalt, damit sie wieder schön ausschauen – auch das schafft Gemeinsamkeit und Verantwortungsgefühl, wie Frau Vasicek erklärt: „Die Kinder sollen sehen, wie aus einem kleinen Pflanzerl eine Gurke oder Tomate wird.“ Denn: „Das, was sie selber angreifen, darauf schauen sie auch besser.“
Eine Devise, die für Kinder wie für Erwachsene gleichermaßen gelten dürfte.
Auch Hausbesorger Wolfgang Mayer freut sich über die positive Entwicklung der Nachbarschaft in der Grenzackerstraße