Kitabı oku: «Wiener Wohnwunder», sayfa 3
WOHNPARTNER
Das Herzstück von Wien
Willibald Heimlich weiß, wie verschieden das Leben in großen und kleinen Höfen sein kann
Nurten Aybar ist über eine Notfallwohnung in den Gemeindebau gekommen
Normalerweise sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von wohnpartner diejenigen, die im Gemeindebau die Fragen stellen: den Mieterinnen und Mietern nämlich. Sie versuchen, deren Zufriedenheit mit ihrem Wohn- und Lebensraum zu ergründen und helfen ihnen dabei, Probleme zu lösen und Initiativen zu starten – sei es bei der Gründung einer Gartengruppe, der Einrichtung eines Gemeinschaftsraumes oder der Organisation eines Hoffestes.
An diesem Nachmittag aber hat das wohnpartner-Team der Bezirke fünf und zwölf beschlossen, einmal die Seiten zu wechseln: Jene, die privat selbst in einem Gemeindebau wohnen, sollen darüber befragt werden, was für Erfahrungen sie dort gemacht haben und wie sich ihr Blick auf Arbeit und Wohnen geändert hat, seit sie dort eingezogen sind.
Da ist zum Beispiel Nurten, die gleich zu Beginn erzählt, wie sie 2008 zu einer Gemeindewohnung kam: „Ich war vorher in zwei verschiedenen Privatwohnungen. Es war zuerst nicht leicht für mich, eine Gemeindewohnung zu bekommen, weil ich nicht alle Bedingungen erfüllt habe. Aber dann hab ich meine private Wohnung kurzfristig verloren und deshalb eine Notfallwohnung bekommen. Ich hab davor gehört, dass Notfallwohnungen nicht so schön sein sollen. Aber als ich meine Wohnung dann bekommen hab, hab ich festgestellt, dass sie in einer sehr schönen, grünen Wohnhausanlage liegt, die damals sogar gerade renoviert wurde.“
Ähnliche Erfahrungen hat auch Zsuzsi gemacht, die über die JungwienerInnenaktion aus dem Studentenheim in den Gemeindebau kam: „Ich bin schon früher hingefahren, um es mir anzuschauen, das war 2014. Es war alles so schön grün und neu renoviert, dass ich die Vertragsunterzeichnung gar nicht erwarten konnte.“
Willi berichtet von den Unterschieden, die das Leben im Gemeindebau je nach dessen Größe aufweist: „Bis zu meinem 22. Lebensjahr hab ich mit meinen Eltern am Rennbahnweg gewohnt. Heute wohn ich in Favoriten, in der Nähe vom Reumannplatz. Der Hof dort ist viel kleiner, mit weniger Stiegen und weniger Mietern. Der Rennbahnweg ist im Vergleich dazu fast eine kleine Stadt, dort ist es deshalb viel anonymer und die Leute kennen sich weniger als in den kleinen Bauten.“
Evelyn wiederum, die in der Hansson-Siedlung aufgewachsen ist, kann sich noch erinnern, dass ihr diese Herkunft in ihrer Jugend peinlich war: „Das galt irgendwie als verrucht. Aber jetzt im Rückblick seh ich das als eine sehr tolle Zeit an und kann die Erfahrungen auch bei der Arbeit einbringen.“
Über die JungwienerInnenaktion zog Zsuzsi vom Studentenheim in den Gemeindebau
Apropos Erfahrungen: Was haben die wohnpartner-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter durch das Leben im Gemeindebau gelernt, und sind sie umgekehrt durch ihre Arbeit bessere Mieterinnen und Mieter geworden?
„Na ja, ich habe jetzt hin und wieder ein schlechtes Gewissen, wenn ich in der Nacht Wäsche wasche“, verrät Evelyn.
„Und ich hab früher gedacht, dass wenn etwas im Bau kaputt ist, das automatisch repariert wird“, erzählt Nurten. „Erst seit ich bei wohnpartner bin, weiß ich, dass man das selber melden muss.“
Willi wiederum wusste jahrzehntelang nichts von einem Betretungsverbot der Wiese:
„Auf die Idee wäre ich selbst weder als Kind noch als Erwachsener je gekommen. Ich bin meine ganze Jugend lang nie von jemandem darauf angesprochen worden, dass ich die Wiese nicht betreten darf. Das wär am Rennbahnweg aber auch ein Wahnsinn, weil der fast nur aus Wiese besteht.“
Zsuzsi fällt allerdings auch ein Beispiel für eine gelungene Anwendung ihres in der Arbeit gewonnenen Wissens ein: „Wir sagen bei wohnpartner den Leuten immer, sie sollen mit den Leuten reden, wenn’s Probleme gibt. Ich hab das selber bei mir im Hof bei Kindern ausprobiert, die sehr laut waren, und siehe da: Es hat wirklich funktioniert!“, erzählt sie fast ein wenig überrascht.
In diesem Sinne sind sich alle einig: Die Probleme der Mieterinnen und Mieter sind leichter nachzuvollziehen, wenn man selbst im Gemeindebau wohnt und ähnliche Erfahrungen macht: „Wenn man das selbst repräsentiert, dann ist man für die Lösung von Konflikten automatisch glaubhafter.“ Diese Konflikte zu lösen, ist den wohnpartner-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern ein Anliegen. Denn, wie Willi es zum Abschluss formuliert: „Ich finde, der Gemeindebau ist das Herzstück von Wien. Wenn’s dem Gemeindebau gut geht, geht es Wien gut. Das ist das in Stein gemeißelte Symbol für Freiheit, Gleichheit und Solidarität.“
RUTHNERGASSE
„Mir gefällt alles“
Im BewohnerInnenzentrum in der Ruthnergasse haben sich in der Lernbegleitungsgruppe einige Kinder aus der Umgebung versammelt, die ihre Lebenswelt zeichnen, malen und von ihr erzählen.
Auf die Frage, ob sie gerne in ihren Gemeindebauten wohnen, ist ein Ja nach dem anderen zu hören, die meisten erzählen auch davon, dass sie den Großteil ihrer Freizeit in ihrer unmittelbaren Wohnumgebung verbringen.
Und was gefällt ihnen dort besonders?
„Eigentlich alles. Man kann dort spazieren, in den Hof gehen, spielen.“
„Es gibt dort auch Spielplätze und viel Grün.“
„Mir gefällt auch alles.“
„Mir auch.“
Aber es muss doch auch etwas geben, was den jungen Floridsdorfern nicht so gut gefällt?
„In der Nähe von unserer Wohnung ist ein Geschäft, wo Alkohol getrunken wird, und da gibt es immer Betrunkene, die rauchen auch. Das gefällt mir nicht so gut.“
„Mir gefällt nicht, dass die Wohnung teuer ist. Sie hat 75 Quadratmeter, aber dadurch ist sie auch teuer.“
Und die Nachbarn?
„Wir haben eine Österreicherin und eine Serbin und einen Syrer. Die sind alle drei nett.“
„Manchmal schauen wir nicht auf die Uhr, wenn wir spielen gehen, aber in unserem Hof gibt es einen Mann, der ruft beim Fenster raus, wenn es nach acht ist, dass wir nach Hause gehen müssen. Und das ist gut, weil dann erinnern wir uns daran.“ Na also: Lärmempfindliche Nachbarn und spielende Kinder können in Sonderfällen doch eine Symbiose zum beiderseitigen Vorteil eingehen …
BÜRGERGASSE
Die Abrüstung der Worte
Frau Jon und Herr Marko sitzen im gemütlichen Café Kess in der Favoritenstraße und reden über das Thema Eigenverantwortung: „Selbst was tun ist schwerer als schimpfen“, sagt Herr Marko dazu lächelnd. Deswegen habe er gemeinsam mit seiner Frau das „Team Bürgergasse“ gegründet, weil in ihrem Gemeindebau zwar genügend Probleme, aber kein Mieterbeirat vorhanden war: „Es gab viele Konflikte mit den Neumietern, und in den vergangenen Jahren ist es immer ärger geworden. Da haben wir dann irgendwann gesagt: ‚Wir müssen einfach selber was tun.‘ “
Am schwierigsten sei es beim Thema Lärmbelästigung durch die im Hof spielenden Kinder gewesen, ergänzt Frau Jon. Sie berichtet aber auch von einer positiven Überraschung bei der ersten Versammlung der Hausgemeinschaft, die von den beiden sowie ein paar anderen engagierten Mieterinnen und Mietern initiiert wurde: „Ein Kind hat selbst eine Mittagspause für das Spielen im Hof vorgeschlagen, damit es eine Zeit gibt, wo man untertags das Fenster öffnen kann und es ist ruhig.“
Vor allem anderen aber wollten Frau Jon und Herr Marko das soziale Klima in ihrem Bau in der Bürgergasse verbessern. Die Leute, so berichten die beiden, seien immer aggressiver geworden. „Eine Abrüstung der Worte war uns wichtig“, sagt Herr Marko, und man spürt, dass ihm das ein echtes Herzensanliegen ist.
Zum Teil hat das „Team Bürgergasse“ dieses Ziel auch erreicht. Wie es mit der Initiative weitergeht, ist aber vorläufig noch ungeklärt: Herr Marko und Frau Jon selbst ziehen nämlich demnächst um – in einen anderen Gemeindebau, nur 500 Meter von ihrer alten Heimat in der Bürgergasse entfernt.
Frau Jon und Herr Marko haben das „Team Bürgergasse“ gegründet
„Selbst was tun ist schwerer als schimpfen.“
In kurzer Zeit ist viel passiert
RENNBAHNWEG
Beim Mieterbeiratsstammtisch am Rennbahnweg in der Donaustadt ist viel los – und der Schmäh rennt auch. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Stammtisch sind Ansprechpartner für die Interessen der Bewohnerinnen und Bewohner des Baus, der in den 1970ern auf einer ehemaligen Aushilfsrennbahn des Wiener Trabvereins als damals größte Wohnsiedlung Österreichs erbaut wurde. Die Vielstimmigkeit ihrer Erzählungen verdichtet sich zu einem der reflektiertesten Einblicke in Geschichte und Gegenwart des Lebensraums Gemeindebau:
„Wenn ich mich erinner, wie ich als Kind mit Toilette draußen gewohnt hab, nur Kaltwasser, zu viert auf Zimmer/Kabinett, dann wohn ich heute im Luxus. Ich habe später auch auf 200 Quadratmetern in einem Haus in Hietzing gewohnt, aber die Bausubstanz war nicht so gut wie jetzt im Gemeindebau …“
„Wir ham vorher gwohnt auf Zimmer/Küche, vier Personen, zwei 15-, 16-Jährige, Klo am Gang. Die Mutti hat in der Waschkuchl im vierten Stock Wasser geheizt. Luxus is die richtige Beschreibung dessen, was wir dann gehabt haben, als wir in den Gemeindebau gezogen sind …“
„Bei meiner Oma gab’s noch ein Tröpferlbad, da konnte man wählen zwischen Brausebad und Wannenbad. Die Wannen waren herrlich, gusseisern. Das war toll damals. Und heute sind die Leute angfressen, wenn sie kein verfliestes Bad haben …“
„Die Kostenunterschiede zwischen Gemeindebauten und privat sind enorm. Wir leben hier schon sehr sozial. Keine Provision, keine Kaution, und der Quadratmeterpreis ist nach wie vor viel geringer …“
„Man soll nicht vergessen, wenn man über die heutige Jugend am Rennbahnweg schimpft: Wir selber waren auch laut, und genauso is die Jugend heute halt laut. Gemeinde heißt für mich ‚gemeinsam‘. Daran sollte man denken und für die Kinder auch was übrig haben …“
„Von 1919 bis heute hat sich der kommunale Wohnbau enorm entwickelt. Alles ist grüner und freundlicher geworden – da red ich von den Bauten, noch nicht von den Leuten …“
„Der Quadratmeter-Preis von 8,90 Euro, den wir jetzt haben, ist wirklich nicht teuer. Was das Problem ist, sind die niedrigen Löhne – aber dafür kann der Gemeindebau nix …“
„Heute kapseln sich die Leute alle ein. Nicht einmal die vier Leute am gleichen Gang kennen einander, sondern verstecken sich voreinander. Ich bring bei 60 Wohnungen auf meiner Stiege vielleicht noch fünf zsamm, die ich beim Namen kenn. Das war früher anders, da hamma mit vielen Kontakt gehabt. Aber heit is a jeder nur mit dem Handy beschäftigt und kaner redt mehr mitanand …“
„Auf meiner Stiege helfen wir uns untereinander, wenn’s nötig ist. Da wohnen auch einige ältere Leute, die sich schon lang kennen. Die, die neu dazugekommen sind, haben den Kopf in den Sand gesteckt. Aber ich hab das umgedreht, ich geh selber auf die Leute zu …“
„Ist es nicht ein Fehler gewesen, das Multikulturelle nicht schon viel früher in den Gemeindebau zu bringen? Dadurch war keiner daran gewöhnt, an die dunklen Augen, an die andere Kleidung. Früher hat man alle mit anderer Nationalität woanders einquartiert und die Gemeindebauten ‚sauber‘ gehalten. Und als dort aber kein Platz mehr war, hat man die Leute auch in den Gemeindebau gebracht, und darüber waren dann plötzlich alle erschrocken, weil sie es nicht gewohnt waren …“
„Da ist zu viel in kurzer Zeit passiert, sodass die Leute sich überrannt gefühlt haben. Das hat sich jetzt aber geändert …“
„Der Fehler wurde schon in den 70er-Jahren bei den Gastarbeitern gemacht: Die hat man in Zinshäusern am Stadtrand einquartiert, weil man gemeint hat, die gehen eh wieder zurück. Dadurch hat man die ghettoisiert und versäumt, die Leute rechtzeitig auch in den Gemeindebauten zu integrieren …“
„Was bei der Diskussion übersehen wird: Österreich war immer schon ein Vielvölkerstaat. Die k. u. k. Monarchie hatte ihre Grenze in Mexiko. Und im Grunde waren wir selber überall Ausländer …“
„In jedem Fall hat man sicher lang vergessen, die Leute im Gemeindebau zu betreuen. Und das war ein Fehler der Politik, nicht der Gemeindebauten …“
„Keine Privatisierung. Ich will, dass jeder eine Wohnung hat. Ich will meine Wohnung nicht kaufen, die soll für alle frei zugänglich sein. In Berlin müssen sie die Wohnungen jetzt retour kaufen, weil der Mietschacher so ein Wahnsinn ist …“
„Ich würd mir wünschen, dass die Leute mehr aufeinander zukommen. Auf unserer Stiege haut das hin, dass die Nachbarin, wenn sie B1-Prüfung hat, rüberkommt und man gemeinsam übt. Und dass die ane a Kopftüachel trogt – na, um Gottes Willen. Was die privat für eine Religion hat, is mir egal, und meine Oma hat auch eines getragen …“
HERMINE-FIALA-HOF
Gemeinschaft Gemeindebau
Frau Traer ist eigentlich Kärntnerin, lebt aber seit Mitte der 1970er-Jahre in Wien. 1983 konnte sie mit ihrem Mann und den beiden Töchtern als Erstbezieher in den Hermine-Fiala-Hof in der Troststraße in Favoriten ziehen, wo sie von Anfang an äußerst zufrieden war. Das lag einerseits an der hohen Wohnqualität, andererseits am guten Kontakt zu den Nachbarinnen und Nachbarn, der sich rasch entwickelte: „Es war eine Gemeinschaft da, viele Familien mit Kleinkindern, man hat sich gegenseitig ausgeholfen. Es war schön für uns zu wissen, morgen können wir unser Kind dort oder dorthin geben.“ Die Wohnungen waren schon beim Einzug sehr schön mit Parkett ausgestattet, „das habe ich sehr geschätzt. Du bist reingekommen und hast dich wohlgefühlt.“
Frau Traers ältere Tochter ist seit der Geburt Spastikerin und sitzt im Rollstuhl. Innerhalb des Fiala-Hofes konnten sie sich die Wohnung damals aussuchen und entschieden sich für eine mit barrierefreiem Zugang auf der Stiege 10, wo nach dem Ausstieg aus dem Lift keine Stiegen mehr bewältigt werden müssen. „Mein Mann und ich waren glücklich, dass wir dort haben einziehen können. In unseren eigenen vier Wänden fühlen wir uns immer noch sehr wohl.“
Rundherum aber habe sich viel geändert, viele alte Mieterinnen und Mieter seien über die Jahre ausgezogen, „dadurch hat sich das Bild gewandelt“.
Was Frau Traer mit am meisten ärgert, ist, dass manche der neu Eingezogenen nicht einmal bei einer gemeinsamen Fahrt im Lift grüßen würden: „Die, die Kontakt haben wollen, outen sich eh, aber bei vielen hat man das Gefühl, sie wollen das nicht. Die bleiben sehr unter sich.“ Die vorhandenen Gemeinschaftsräume würden kaum genutzt, der Hof nur von den Kindern. Dabei verbinde sie mit Gemeindebau immer noch Gemeinschaft, ein Füreinanderdasein: „Es gibt Situationen, da brauchst vielleicht einmal Hilfe. Aber heute hab ich kaum mehr die Möglichkeit, bei einem Nachbarn anzuläuten, vielleicht bei ein oder zwei. Du kannst dir im Endeffekt fast keine Hilfe mehr erwarten. Und das ist eigentlich traurig.“
Wie sich diese für sie unbefriedigende Situation verändern ließe, darüber hat Frau Traer schon oft nachgedacht und ist auch auf einige Ideen gekommen: „Vielleicht gibt’s die Möglichkeit, einmal gemeinsam von Nachbar zu Nachbar zu gehen und zu schauen, was die Leute wollen und brauchen. Oder Gemeinschaftsgärten zu machen, wo man was anbaut und sich dadurch trifft. Aber man müsste wahrscheinlich viel Energie dafür aufwenden, die Leute dazu zu motivieren, und das habe ich eigentlich schon zur Genüge getan. Meine Tochter sagt immer: ‚Mama, du bist nicht die Hausmeisterin.‘“
Dass sie nicht mehr ganz so motiviert ist, Zeit und Energie in eine Verbesserung der sozialen Beziehungen im Hermine-Fiala-Hof zu investieren, mag auch daran liegen, dass Frau Traer für ihren Lebensabend Rückkehrpläne in ihre alte Heimat Kärnten schmiedet: „Wir haben das Haus von meiner Schwiegermutter geerbt und überlegen zurückzugehen, wenn mein Mann nächstes Jahr in Pension ist. Auch für unsere Tochter wird dort eine neue Beschäftigungstherapie mit Wohneinheiten in der Nähe gebaut. Und dort hab ich halt auch die Nähe zu Italien“, sagt Frau Traer lachend, aber man meint zu spüren, dass ein Auszug aus dem Hermine-Fiala-Hof für sie auch mit einem weinenden Auge verbunden wäre.
HERMINE-FIALA-HOF
Troststraße 45a
1100 Wien
Errichtet 1980–1982
397 Wohnungen
Geplant von Erwin H. Dusl, Wilhelm Gehrke, Erich Hofbauer, Friedrich Novotny, Fritz Oberdorfer
BUCHENGASSE
Die Natur vor der Tür
Die Stimmung in der Buchengasse 25–37 ist gut, und das liegt nicht nur an den Hamstern – aber schon auch: „Süße Gfraster“ seien sie, die Hochbeete müsse man gegen sie und die anderen Tiere, die hier in Favoriten mitunter bis in den Innenhof kommen, ganz besonders gut absichern.
Aber die Nähe zur Natur hat eindeutig auch ihre Vorteile, wie ein Mitglied der Gartengruppe erzählt: „Wir sind zwar in der Stadt, aber trotzdem ist die Natur rund um uns. Wir haben eine Eule, die zeitweise auf Besuch kommt, dann Falken und Wildhamster. Auch eine Marderfamilie läuft auf den Autos herum. Die Natur ist also vor der Tür und es ist angenehm, das den Kindern zeigen zu können, ohne dass man sich weit bewegen muss.“ Auch die Entwicklung des Gemeindebaus in den letzten Jahren sehen alle Anwesenden, von denen die meisten schon seit Jahrzehnten hier wohnen, äußerst positiv: „Wenn’s Probleme gibt, kann man sich zusammenreden und kann gewisse Dinge klären – manche auch nicht. Aber im Großen und Ganzen sind wir sehr zufrieden.“
Ebenso wie man in der Buchengasse ein Herz für die Natur und für Tiere hat, scheinen die Bewohnerinnen und Bewohner auch zu ihrem schon seit 1938 bestehenden Wohnhaus ein inniges Verhältnis zu pflegen. Es ist fast ein wenig, als wäre der Bau auch ein Lebewesen mit Stärken und Schwächen, auf das man allein schon wegen seines Alters ein wenig Rücksicht nehmen muss: „Die Renovierung war um das Jahr 2000 und seither hat sich die Anlage positiv entwickelt, überhaupt, wenn man das Alter von dem Bau bedenkt: Er ist dafür eigentlich sehr gut beinand.“ Deshalb stellt man nicht nur Beete zur Verschönerung des Hofes auf, man hält der Buchengasse auch einfach die Treue. Ein Mieter, der schon seit 1997 hier lebt, bringt das mit einem Satz zum Ausdruck: „Ich fühle mich sehr wohl hier und möchte, solange ich lebe, hier wohnen bleiben.“
BUCHENGASSE
Buchengasse 25–37
1100 Wien
Errichtet 1936–1938
173 Wohnungen
Geplant von Konstantin Peller
Ein schöneres Kompliment kann man einem Gemeindebau wahrscheinlich nicht machen.
SONNWENDVIERTEL
„Man kann hier lachen, Spiele spielen, Freunde treffen“
Im Jugendzentrum im Sonnwendviertel in Favoriten ist viel los. Von Tischtennis über Wuzzeln bis hin zu Computerspielen und gemeinsamem Abhängen gibt es hier viele Möglichkeiten, sich die Zeit zu vertreiben und zu entspannen.
Vier Mädchen, alle um die 14 Jahre, haben sich ein bisschen Zeit genommen, um aus ihrem Leben zwischen Schule, Gemeindebau, Park und Jugendzentrum zu erzählen. Warum kommen sie gerne hierher?
„Man kann hier lachen, Spiele spielen, Freunde treffen.“
„Und draußen gibt’s immer wieder Erwachsene, die sich aufregen, wenn wir laut sind.“
Die Mädchen wohnen in Gemeindebauten in der Nähe des Jugendzentrums Sonnwendviertel. Sind sie nicht hier oder in der Schule, dann treffen sie sich meist im Park. „Im Zehnten gibt’s nicht so viel Infrastruktur“, sagt eine der jungen Frauen fast entschuldigend. Dabei ist das Jugendzentrum ohnehin so modern eingerichtet und wirkt so lebendig, dass weitere Rechtfertigungen für einen Besuch hier gar nicht notwendig wären.
Und was verbinden die Mädchen mit dem Konzept Gemeindebau?
„Der Gemeindebau ist bodenständig, das ist gut. Aber in den Zimmern ist wenig Platz.“
„Hier gibt’s immer wieder Feste, wir sind einmal die Woche da.“
„Wenn wir nicht hier oder im Park sind, dann treffen wir uns in einem Hof in der Quellenstraße zum Abhängen.“
Dürften sich die Mädchen für ihre Wohnhäuser etwas wünschen, dann wäre es erstens mehr Platz und zweitens eine Renovierung. Unvermeidlich ist natürlich auch die Frage nach dem Traumberuf zum Abschluss des Gesprächs:
„Autoverkäuferin.“
„Volksschullehrerin.“
„Kosmetikerin.“
„Ich würd gern beim Zoll arbeiten.“
Und das gibt einen Extrapunkt für Originalität.
„Der Gemeindebau ist bodenständig, das ist gut.“