Kitabı oku: «Business Hero», sayfa 3

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Die sieben Etappen der Heldenreise

Jede Heldenreise ist anders, anders als alle anderen Heldenreisen. Nur Sie können Ihren Weg gehen, jeder andere wird seinen eigenen finden müssen. Kein Abenteuer gleicht dem anderen, jeder bricht auf, um seine eigenen Ziele zu erreichen, und jeder wird auf seinem Weg auf andere Widerstände treffen. Die Heldenreise ist eine ergebnisoffene Selbsterfahrung, für die es kein Instantpulver und kein gültiges Rezept gibt. Wären die Reise und das Ziel immer gleich, dann würde sie graues Einerlei fabrizieren. Als Instrument und Methode der Selbstentwicklung ist die Heldenreise elastisch und variabel genug, um den unterschiedlichsten Individuen, Persönlichkeiten und Charakteren Raum zu geben. Sie ist eine offene Form, um offene Menschen zur barrierefreien Selbstentfaltung anzuleiten.

Im Folgenden gebe ich eine vorläufige und sehr knappe Beschreibung der Heldenreise. Ich unterscheide sieben Phasen bzw. Stationen. Dieser Ordnung folgt auch das Buch, und in den einzelnen Kapiteln erfahren Sie dann, worum es konkret geht, welche Übungen Sie auf Ihrem Weg unterstützen können und wohin die Abenteuer Sie führen werden.

Der Ruf

Oftmals gehen die Dinge ihren alltäglichen Gang. Es passiert, was eben passiert. In solchen Zeiten glaubt man, dass es immer so weitergeht. Plötzlich jedoch erschüttern Wellen diesen langen, ruhigen Fluss. Der Ruf muss nicht unbedingt ein gellender Schrei sein. Ein leises Ticken, das sich unauffällig einstellt und nicht mehr geht – etwas hat sich verändert, aber man weiß zunächst nicht was. Die Stimme, die da herandrängt, braucht einen geeigneten Empfänger. Man muss den Ruf hören können, um ihm folgen zu können.

Der Souffleur sagt: »Du musst dein Leben ändern!«

Der Ruf kann Sie jederzeit erreichen. Er muss kein Alarmsignal sein, das sich erst einstellt, wenn eine ökonomische Krise sich längst bedrohlich entfaltet hat, sondern der Ruf kann genauso gut ohne offensichtlichen Anlass an Ihr Ohr dringen. Scheinbar ohne guten Grund lässt er Sie hartnäckig nicht mehr los, und Sie erfahren erst viel später, wieso er keine Ruhe geben wollte. Der Ruf kann von außen kommen, der Auftrag eines Vorgesetzten sein. Oder eine Nachricht im Wirtschaftsteil verdichtet sich zu der Mahnung, nun müsse etwas geschehen. In den weitaus meisten Fällen ist es aber ein innerer Souffleur, der Ihnen einflüstert: So geht es nicht weiter! Du musst dein Leben ändern!

Und der Ruf muss nichts »Heiliges« sein. Sie müssen keine Vision haben. Manchmal ist der Moment, in dem man den Ruf hört, ein ungemein profaner. Man versteht einfach die Notwendigkeit, dass jetzt getan werden muss, was eben getan werden muss. Man spricht dann vielleicht, ob laut oder leise, mit sich selbst, sagt: »Okay, ich hab’s verstanden.« oder »Wenn nicht jetzt, wann dann?« oder ganz einfach »Auf geht’s!«. Man spuckt in die Hände, krempelt die Ärmel hoch – und fängt an. Oder eben nicht, denn allzu oft ist man träge oder man weigert sich, obwohl man es doch längst besser weiß …

Die Weigerung

Den Ruf hören zu können ist eine Sache, ihm zu folgen eine andere. Der Ruf hat womöglich auch Sie schon erreicht, aber haben Sie sich auf ihn einlassen können? Menschen wie Unternehmen werden von Ambitionen angetrieben, aber gleichzeitig von Bequemlichkeiten und Sicherheitsbedürfnissen gehemmt. Zweifel und Einwände nagen an Ihnen und halten Sie zurück, die Angst vor der Veränderung drängt sich zwischen Sie und den Ruf. Es läuft doch alles irgendwie ganz gut, warum also sich auf ein Wagnis einlassen? Und selbst wenn eine Krise Sie, Ihre Abteilung, Ihr Unternehmen fest im Griff hat: Wer sagt denn, dass der Ruf den richtigen Weg weist? Er will, dass Sie den begradigten Fluss verlassen und einen unerforschten Nebenarm nehmen, von dem man nur weiß, dass dort unbeherrschbare Stromschnellen und gefährliche Untiefen warten. »Finger weg!«, sagt Ihnen jene andere innere Stimme. Lieber auf den vorgezeichneten Wegen und in Raten untergehen, als sich tollkühn der Ungewissheit und möglicher Gefahr anzuvertrauen. Die Weigerung ist eine ganz natürliche Reaktion auf den Ruf – kaum jemand ist immer und bedingungslos ein Ritter ohne Furcht und Tadel.

Odysseus

Am Anfang der abendländischen Literatur stehen die Ilias und die Odyssee Homers. In der Ilias wird die Belagerung Trojas erzählt, die Odyssee begleitet den siegreichen Helden dann auf seinem abenteuerlichen Rückweg.

Zur Erinnerung: Nach dem Raub der schönen Helena zieht eine griechische Allianz nach Troja und belagert die Stadt. Odysseus allerdings zögert, dem Ruf zu folgen. Ihm wurde prophezeit, dass er, wenn er in den Krieg zöge, erst nach zwanzig Jahren zurück zu Frau und Kind gelangen würde. Der Trojanische Krieg dauert dann tatsächlich zehn Jahre, genauso lang wie die Odyssee zurück nach Griechenland.

Sage mir, Muse, die Taten des vielgewanderten Mannes, Welcher so weit geirrt, nach der heiligen Troja Zerstörung, Vieler Menschen Städte gesehn und Sitte gelernt hat, Und auf dem Meere so viel unnennbare Leiden erduldet, Seine Seele zu retten und seiner Freunde Zurückkunft.

HOMER, BEGINN DER »ODYSSEE«

Odysseus hat nach der langjährigen erfolglosen Eroberung die entscheidende Idee. Mit der berühmtesten Kriegslist der Geschichte bringt er die gegnerische Stadt zu Fall. Er lässt ein hölzernes Pferd bauen. In ihm verstecken sich die tapfersten der griechischen Kämpfer, der Rest bricht zum Schein die Lager ab. Die Trojaner fallen auf die List herein, ziehen das Pferd in ihre Stadt und besiegeln damit ihren Untergang.

Als Odysseus sich nach der Zerstörung Trojas auf den Weg nach Hause macht, treiben ihn die Winde kreuz und quer über die Meere. Während seiner Irrfahrt wird er in unzählige Abenteuer verwickelt. Er blendet den einäugigen Riesen Polyphem, widersteht dem bezirzenden Zauber der Circe und dem unendlich süßen Gesang der Sirenen, entkommt den Seeungeheuern Skylla und Charybdis, wird unfreiwillig der Geliebte der Nymphe Kalypso und strandet nackt in den Armen der Prinzessin Nausikaa. Nach zwei Jahrzehnten kehrt er endlich zurück nach Ithaka und erobert, verkleidet als Bettler, das Herz seiner Gemahlin Penelope von Neuem.

Homer beschreibt in seinem Epos die Abenteuer des Helden als Irrfahrt. Überall lauern Gefahren, Fallen und Tücken. Odysseus ist kein muskelbepackter Herkules, der seine Feinde ungespitzt in den Boden rammt. Zu Recht wird er der »Listenreiche« genannt. Sein Weg ist gepflastert mit kniffligen Rätseln, für die er intelligente Lösungen findet.

Die Entscheidung

Der Konflikt zwischen dem Impuls, in die Ungewissheit aufzubrechen, und der Mahnung, sich nicht in die Gefahr zu begeben, ist eine entscheidende Klippe. Aber wenn die beiden konkurrierenden Stimmen sich streiten, ist der erste Schritt schon getan. Der verwegene Held und der zurückhaltende Boykotteur fechten um die Entscheidung: »Die Segel frisch in den Wind«, sagt der eine. »Gemach, gemach, die eingeübten Routinen sind nicht perfekt, aber sie funktionieren«, beruhigt der andere. Hören Sie sich beide an, und lassen Sie sich Zeit. Es spricht auch nichts dagegen, den Konflikt mit anderen zu beraten. Im Gegenteil. Sie werden Verbündete finden, die Ihnen zusprechen oder abraten, die Ihre Zweifel nähren oder Ihr Selbstvertrauen stärken. Und im besten Fall treffen Sie auf jemanden, der Ihnen die Entscheidung leicht macht und Sie frohen Mutes auf die Reise schickt. Aber nur Sie allein können letztendlich die Entscheidung treffen. Und wenn es um ein Abenteuer geht, an dem nicht nur Sie, sondern auch Ihre Vorgesetzten, Mitarbeiter und Untergebenen teilnehmen sollen, wiederholt sich dieser Prozess.

Exkurs: Die Mentoren

Nachdem die Entscheidung gefallen ist, müssen Taten folgen. Das ist oft leichter gesagt als getan. Aber unverhofft kommt bekanntlich oft: Immer wieder erleben aufbruchswillige Helden, dass wie aus dem Nichts Mentoren auftauchen, die sie unterstützen, die im Hintergrund an den richtigen Knöpfen drehen oder die die Helden in spe mit klugem Rat (der bekanntlich teuer ist) beschenken. Die Mentoren treten oft in archetypischen Gestalten auf, die wir aus Sagen und Märchen kennen: Gefährten treten aus dem Dunkel und kämpfen an Ihrer Seite, eine innere Instanz nimmt Gestalt an und eröffnet Ihnen neue Sichtweisen, ein Narr sagt unverblümt die Wahrheit, ein undurchsichtiger Herrscher zieht im Hintergrund an gewissen Fäden, ein Magier setzt seine Kräfte für Sie ein, eine zerbrechliche Elfe reinigt Ihre Seele, ein gewaltiger Kämpfer schenkt Ihnen seine Treue – oder ein Mentor hält seine Hand schützend über Sie und nimmt sich Ihrer an. Insbesondere die Figur des Mentors unter all den möglichen Weggefährten halte ich für eine zentrale Figur der Heldenreise. Er tritt nicht selten in der Gestalt eines Weisen auf, manchmal auch als weibliches Pendant oder aber in Form des inneren Kindes.

Der Mentor hat, anders als der Held, einen gewissen Abstand zum Abenteuer. Während der Held oft direkt am Geschehen klebt, überblickt der Mentor es sozusagen aus der Vogelperspektive. Er stammt gewissermaßen aus einer anderen Dimension oder einer anderen Zeitebene, er hat in einer mythischen Vorzeit Erfahrungen gemacht, die der Held nicht machen konnte. Er kann ganz anders zwischen Schein und Sein unterscheiden, er hält nicht gleich jede Fassade für bare Münze. Sein geheimes Wissen rührt aus fernen Quellen, von denen der Held noch nicht getrunken hat – noch nicht.

Wer auch immer als Berater, Beschützer und »Anschieber« agiert, es geht hier vor allem darum, dass Unterstützung von außen sich viel öfter einstellt, als verzagte Noch-nicht-Helden sich vorstellen können.

Kampf an der Schwelle

Ist der Beschluss gefasst, die ausgetretenen Pfade zu verlassen und das Abenteuer zuzulassen, dann richten Sie sich darauf ein, schon bald erneut auf Widerstand zu stoßen. An der Schwelle zum »neuen Land« treffen Sie schnell auf einen Hüter, einen »Dämon« des Widerstands, der bewahren und festhalten will. Jetzt müssen Sie beweisen, dass Sie tatsächlich bereit sind. Jetzt zeigt sich, ob Sie Ihren Beschluss wirklich gefasst haben oder ob Ihre kleinen Boykotteure sich von dem Schwellendämon aus ihrem leichten Schlaf wecken lassen. Steht Ihre Entscheidung oder wirft der erste Gegenwind Sie um? Diejenigen, die mutig und ohne Zögern die Schwelle nehmen, werden feststellen, dass der Dämon nur scheinbar ein Hindernis ist. Seine »negativen« Kräfte und ihre »positiven« Energien lösen sich, die starre Opposition verflüchtigt sich, zwischen den Polen entsteht eine Dynamik, ein Kräftefluss, der ohne diesen Übergang undenkbar wäre. Sobald Sie das Neuland betreten, werden Sie Teil einer Verwandlung, einer Transformation, die Sie für die abenteuerliche Reise stärkt. Von nun an versagen die alten Gewissheiten ihren Dienst, hier haben die Straßen keine Namen und hier verkehren keine Linienbusse. Die alten Strukturen brechen auf und rasant eröffnet sich Ihnen eine neue, buchstäblich außerordentliche Welt.

Die große Prüfung

Sie haben den Ruf gehört, die Herausforderung angenommen und sind über die Schwelle getreten. Sie haben die gewohnte Welt verlassen, die nach mehr oder weniger berechenbaren Regeln funktioniert. Jetzt kommt die hohe Zeit der Abenteuer: Sie kämpfen mit dem Drachen, retten die Jungfrau oder werden vom schwarzen Ritter herausgefordert, um es in der Sprache der Märchen, Mythen und Sagen auszudrücken. In diesen Bewährungsproben sind Sie auf sich allein gestellt. Gefahren lauern, von denen Sie vorher nichts geahnt haben. Sie werden zwar Mitstreiter finden, die mit Ihnen Rücken an Rücken für die gute Sache kämpfen, aber die Patentrezepte und Erfahrungswerte Ihres Alltagslebens können Ihnen jetzt nicht mehr helfen. Abenteuer haben keinen Stundenplan. Sie werden also Lösungen ohne Vorbild finden müssen. »Wenn nicht jetzt, wann sonst?« – sollte die Rede von der Kreativität einen Sinn haben? Um schöpferisch die Gefahren meistern zu können, wird man aus dem Fluss des Vergessens trinken müssen. Was dann Kontur gewinnt, ist der Kern Ihres Ich, Ihrer Persönlichkeit mit all ihren erfinderischen Qualitäten. Die Serie der Abenteuer gipfelt in der großen Prüfung, für die Sie sich auf die Reise begeben haben. Nun entscheidet sich, ob Sie mit einem kostbaren Schatz auf die Rückreise gehen können.

Die Belohnung

Parzival fand den Heiligen Gral, Siegfried den Nibelungenschatz und Harry Potter den Stein des Weisen. Und welches Geschenk werden Sie mitnehmen?

All die Schätze, Elixiere und Amulette der fantastischen Heldenzyklen sind Symbole. Das innere Bild, das Sie sich von Ihrem Geschenk machen, glänzt vielleicht golden oder funkelt wie ein Edelstein. Oder Sie stellen sich etwas vor, das man nicht in Worte fassen kann, etwas, das schlicht unbeschreiblich ist. Das wirkliche Geschenk aber, für das all diese Schätze sinnhaft stehen, kann nicht in konvertierbare Währung getauscht und auf ein Bankkonto transferiert werden. Es ist in der Tat viel wertvoller. Sie selbst haben sich verändert. Sie haben sich beschenkt, indem Sie ein anderer geworden sind. Sie sind gewachsen und haben eine neue »Optik« gefunden, eine neue Art und Weise, die Welt, die Prozesse in Ihrem Unternehmen oder Ihren eigenen Karriereweg ins Auge zu fassen. Sie können jetzt klar und deutlich sehen, was vorher im Dunkeln verborgen war. Was vorher wichtig erschien, hat möglicherweise seine Relevanz verloren. Was ehedem keine Bedeutung hatte, rückt nun vielleicht in den Mittelpunkt. Wie die Belohnung, die nur Sie gewinnen können, aussieht, kann Ihnen niemand sagen – nur Sie selbst werden sie erfahren.

Die Rückkehr

Nach der Heldenreise kehren Sie als neuer Mensch in Ihr altes Leben zurück. Jetzt ist es an der Zeit, das sorgsam gehütete Geschenk zu reinvestieren. Return & invest heißt also der Auftrag, der am Ende der Heldenreise steht. Was auch immer Sie aus jener anderen Welt mitgenommen haben, es wird Ihnen im Alltag und Berufsleben weiterhelfen können. Ihre Persönlichkeit ist an den Aufgaben und Prüfungen gewachsen, denn Sie hatten keine andere Wahl, als die Lösungen aus sich selbst zu schöpfen. Sie sind gereift, Ihre Aufmerksamkeiten haben sich verschoben, Sie sind jetzt bereit, andere Schwerpunkte zu setzen. Während Sie sich vorher als zerrissen wahrgenommen haben, haben Sie nun die Sicherheit gewonnen, sich selbst zu formulieren, besser und klarer »Ich« sagen zu können. Damit wird sich auch das Verhältnis zu den Menschen in Ihrer Umgebung grundsätzlich verändern. Ihre Familie, Ihre Freunde und Kollegen, Ihre Businesspartner und die Stakeholder, die Sie als ökonomisch agierende Person umgeben, werden davon profitieren. Das ist Ihr »Return on Investment«, den Sie für Ihren Mut, auf die Heldenreise zu gehen, ausgezahlt bekommen werden.

Man steigt nicht zweimal in den gleichen Fluss, meinte der griechische Philosoph Heraklit. Wenn Sie sich ein zweites Mal auf die Reise begeben sollten, werden es wiederum ganz andere Erfahrungen sein, die Sie machen – denn nicht nur der Fluss, auch Sie sind längst ein anderer.

2. Im Alltäglichen – zum Außergewöhnlichen
Es war einmal ein Elefant …

… und wenn er nicht gerade in der Manege seine Kunststücke

vorführte und die Menschen vergnügte, stand

er hinter dem Zirkuszelt – ein Bein von einem breiten

Stahlreifen umschlossen. Die Kette, die ihn an einen

in den Boden gerammten Holzpfahl fesselte, hätte der

mächtige Koloss mühelos aus dem Boden reißen können.

Aber er tat es nicht.

Als er zum ersten Mal angekettet wurde, war er noch

ein kleiner Elefant, der sich nicht aus eigener Kraft befreien

konnte. Schon bald hatte er begriffen, dass alle

Anstrengungen vergeblich waren, und er gewöhnte sich

an den Pfahl.

Als er schließlich stark genug war, hatte er schon längst

aufgegeben, es zu versuchen. Solange er Heu, Wasser

und dann und wann ein paar Erdnüsse bekam, war er

bereit, den Rest seines Lebens innerhalb eines Durchmessers

von vier Metern zu verbringen.

Unser Elefant wäre nicht der erste, der bei einem Brand

ums Leben kommt, obwohl er den Pfahl, an den er gekettet

ist, ohne jede Schwierigkeit aus dem Boden ziehen

könnte.

Stehen Sie am Scheideweg?

Haben Sie es schon einmal gewagt, den Pfahl herauszureißen oder die Ketten zu sprengen? Wo haben Sie zuletzt die Lust verspürt, die gewohnten Pfade zu verlassen, um Ihren eigenen Lebensweg wiederzufinden oder einen ganz neuen Weg auszuprobieren? Wann haben Sie das letzte Mal diese Stimme gehört, die Stimme Ihres »inneren Kindes«, das noch nicht gelernt hat, dass der Pfahl fest verankert ist? Oder brennt es schon und Sie bleiben Ihren Fesseln doch treu ergeben?

Erinnern Sie sich an dieses Gefühl, das wir alle kennen, wenn Sie entgegen allen Regeln, Gepflogenheiten und eingefleischten Überzeugungen etwas »Verbotenes« tun, das sich in diesem speziellen Moment und für Sie einfach »stimmig« anfühlt? Wenn Sie nicht mehr fragen »Was soll ich? Was muss ich? Was darf ich?«, sondern Ihrem Herzen folgen und wahrhaftig Sie selbst sind? Die Ketten, die wir alle mit uns herumschleppen, zerren eher an uns als wir an ihnen, und sie halten uns fest, manchmal ein Leben lang. Wir alle sind Dickhäuter, die sich daran gewöhnt haben, so einiges zu ertragen. Wir sind Gefangene unserer Gewohnheiten und müssen erst wieder lernen, was wir wirklich wollen.

»Wie wirklich ist die Wirklichkeit?«

Es ist an der Zeit, unsere Realität, unsere Wirklichkeitskonstruktionen zu verändern. »Wie wirklich ist die Wirklichkeit«, hat uns der Philologe und Philosoph Paul Watzlawick gefragt – und ein eindrückliches Beispiel gegeben: Ein Mann klatscht alle zehn Sekunden in die Hände. Auf die Frage nach dem Grund antwortet er: »Um die Elefanten zu verscheuchen.« Auf den Einwand, es gebe hier doch gar keine Elefanten, entgegnet er: »Na, also! Sehen Sie?«

Jemand, der ständig in Furcht (vor Elefanten?) lebt, hat seine Wirklichkeit offensichtlich konstruiert. Aber seine Konstruktion ist real – tatsächlich wird er, Elefanten hin oder her, von seiner Angst bedrängt. Wir erzeugen unsere Wirklichkeit und wir sollten uns verantwortlich für sie fühlen. Die Realität rollt nicht über uns als hilflose Opfer hinweg, vielmehr erzeugen wir selbst maßgeblich unsere Wirklichkeit.

Tief in uns allen gibt es etwas unerhört Wertvolles, ein Potenzial, ein ganzes Bündel von Fähigkeiten, von brachliegenden Möglichkeiten, das nur darauf wartet, endlich in allen Facetten ausgelebt zu werden – es ist vielleicht verschüttet, aber es ist da, es ist wirklich, und wir müssen diesen tief in uns verborgenen Schatz selbst entdecken und heben.

Mein Aufbruch zu mir selbst

Ich möchte Ihnen zuerst von mir erzählen. Und zwar deswegen, weil jede Heldenreise damit beginnt, sich endlich wieder mit sich selbst zu befassen; weil die Heldenreise in uns beginnt und zu uns führt. Auch ich musste das erst lernen. Ohne meinen Aufbruch zu mir selbst wäre ich nicht die geworden, die ich bin. Und ohne meinen Aufbruch zu mir selbst könnte ich Ihnen nicht aufrichtig ans Herz legen, ebenfalls auf die Reise zu gehen.

Bequemlichkeit ist das, was man vom Leben erwarten kann

Das Studium, meine erste Ehe, mein erster Job, ja, es gab immer wieder Phasen, in denen ich mich herausgefordert fühlte, als die Aufgaben wirklich reizvoll und die Beziehung wahrhaft prickelnd waren. Doch im Laufe der Zeit fand ich Gefallen an der Sicherheit und richtete mich bequem ein. Ich fühlte mich sogar eher unangenehm berührt, wenn in mir ein Gefühl von Wehmut oder Sehnsucht aufstieg. Oftmals fand ich mich regelrecht undankbar, schließlich hatte ich doch alles, was ich wollte und was man vom Leben erwarten kann …

Und doch quälte mich tief drinnen etwas. Ein innerer Geist der Unruhe verlangte nach »mehr«, was auch immer das bedeutete. Ich reagierte mit Schuldgefühlen und ging mit mir ins Gericht, hielt mich für verwöhnt, unverschämt und größenwahnsinnig. Aber ich konnte die innere Stimme nur kurz und immer kürzer ruhigstellen. Immer halbherziger wurden meine Versuche, das, was da herandrängte, zum Verstummen zu bringen. In immer kürzeren Intervallen meldete sich der Störenfried. An Ruhe und Gelassenheit war nicht mehr zu denken, und prompt ging ich meinem Umfeld mit meinen Launen gehörig auf die Nerven.

Ich versuchte weiter, mich in den Griff zu bekommen, bis sich erste körperliche Symptome zeigten. Jeden Abend hatte ich Beklemmungen und Angstgefühle. Ich schlief schlecht, schreckte nachts panisch hoch. Tagsüber fühlte ich mich matt und ausgelaugt, konnte mich nur mit unzähligen Tassen Kaffee über den Tag retten. Ich hatte das Gefühl, alle ziehen und zerren an mir. Mein Mann, meine Familie, meine Kollegen, mein Chef, die gesamte Firma – alle forderten ihr Recht und ich blieb immer mehr auf der Strecke.

In meiner Not wandte ich mich an einen guten Freund und erzählte ihm davon, dass ich mich gerne für ein paar Tage ausklinken würde, um über mich, mein Leben, meine Arbeit und meine Beziehung nachzudenken, um mir klar darüber zu werden, wo ich hin wollte, wie mein Weg weiter aussehen sollte.

Ich fühlte mich sehr unsicher, als ich für ein paar Wochen in ein Kloster aufbrach, um an einem Persönlichkeitsseminar teilzunehmen. Dort saß ich zwischen wildfremden Menschen und wollte meine derzeitige Situation klären und herausfinden, was für mich wirklich richtig und stimmig war. Nein, am liebsten wäre ich einfach davongelaufen … Aber in diesem Moment sprang mir meine Feigheit zu Hilfe und ich blieb.

Ich will leben

Die Fragen, die auf mich einstürzten, die ungewohnte Umgebung, die fremden Übungen – das alles wühlte mich auf und stellte alles auf den Kopf. Ich war tief erschüttert und weinte beinahe ununterbrochen – fünf lange Tage, in denen sich ein Meer von Traurigkeit in mir ausbreitete. Ich nahm innerlich Abschied von allem, ich verlor meinen Halt, aber ich lernte gleichzeitig auch, dass »leben« nicht nur heißt »für andere leben«, immer nur für die Erwartungen und Ansprüche der anderen da zu sein. Die Unsicherheit vor dem Neuen ergriff mich und ich taumelte im Schmerz. Die widersprüchlichen Impulse, die vorher durch die Zwänge des Alltagslebens zusammengehalten worden waren, entfalteten sich jetzt mit voller Wucht. Die Sicherheiten flogen auseinander, gleichzeitig wurden aber auch die Grenzen gesprengt, die mich eingeengt und mir den Atem genommen hatten.

Als ich später meine Aufzeichnungen von damals noch mal hervorkramte, las ich: »Ich möchte der Mensch werden, der ich bin. Ich möchte meine Fähigkeiten entdecken und nutzen, lieben können und geliebt werden.«

Der Mensch zu werden, der ich bin – das klingt paradox, doch genau darum geht es auch noch heute in meinem ganzen Leben. Der Psychologe Carl Gustav Jung beschreibt diese Reise zu sich selbst als den Prozess der Individuation. Roberto Assagioli, Arzt und Psychotherapeut, spricht vom »Prozess des fortschreitenden Erwachens« und meint damit einen Vorgang der Bewusstwerdung.

Fang neu an!

Gegen Ende des Seminars tauchten vage und schemenhaft Ideen, Bilder und Fantasien auf, die sich immer mehr verdichteten und konkrete Gestalt annahmen. Plötzlich zerrissen die Schleier, und ich konnte klar sehen. Das Ergebnis hieß schlicht und ergreifend: Fang neu an!

Und ich fing tatsächlich neu an, beruflich wie privat. Ich hatte mit einem Mann gelebt, den ich nicht liebte, und einen Mann geliebt, mit dem ich nicht zusammenlebte. Ich hatte einen Job, in dem ich gut verdiente, Führungsverantwortung hatte, der angesehen war, mich aber fast täglich bedrohlich an meine Grenzen brachte, in dem ich das Gefühl hatte, meine Fähigkeiten überhaupt nicht einbringen zu können – und nicht zu dürfen. Ich wollte raus, einfach nur raus, hatte aber den Notausgang bisher nicht gefunden.

Ich werde nie die ersten Stunden nach der Rückkehr vom Seminar vergessen. In meiner Wohnung kam mir alles eigentümlich fremd und weit weg vor, ich fühlte mich wie zu Besuch. Gleichzeitig spürte ich tief in mir eine unglaubliche Ruhe und Klarheit. Ich hatte meinen Weg deutlich vor Augen. Ich hatte mir längst eingestanden, dass das Versteckspiel aufhören musste, dass in meiner Ehe die Weichen auf Trennung standen. Und auch beruflich hatte ich eine endgültige Entscheidung getroffen. Ich kündigte und begann meine Selbstständigkeit als Trainerin vorzubereiten.

Neuanfang bedeutet: volle Kraft voraus

Ich fühlte mich wie eine Akrobatin hoch oben am Trapez, ohne Netz und doppelten Boden. Ich war stark, weil etwas tief in mir mich traumwandlerisch sicher leitete, und ich war doch immer noch ängstlich und aufgeregt, weil es jetzt galt, den großen Sprung zu wagen. Ich wusste nicht, ob es gut gehen würde, aber es gab keine Alternative, ich musste und wollte mich mutig in die Ungewissheit stürzen. Nichts und niemand konnten mich zurückhalten, und mit aller Kraft stieß ich mich ab.

Nach meiner klaren Entscheidung fühlte ich mich sofort entlastet, befreit, die Beklemmungen und Angstzustände verschwanden. Zwar machte ich zu jener Zeit von außen betrachtet einen reichlich unsicheren Eindruck, aber tatsächlich war ich innerlich stark und so sicher wie nie zuvor. Ich wurde von der tiefen Gewissheit getragen, den richtigen Schritt getan zu haben. Was andere an mir als existenzielle Krise wahrnahmen, war für mich ein Befreiungsschlag von Fesseln und Ketten und von Bequemlichkeiten. Ich kannte meinen Weg und hatte neue Träume, Ideen und Fantasien. Es gab wieder etwas, das meinem Leben Sinn gab. Etwas, was sich gut anfühlte und unglaublich viel Energie freisetzte. Ich ging gestärkt aus dieser schwierigsten Phase meines Lebens hervor, war bereit, das Steuer selbst in die Hand zu nehmen und die Reise in ein neues Leben anzutreten. Das Abenteuer begann!

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