Kitabı oku: «Business Hero», sayfa 4
Reiseunternehmen
The same procedure as last year? The same procedure as every year! Jedes Jahr untersucht das Beratungsunternehmen Gallup das Mitarbeiterengagement in Deutschland. Und es endet jedes Jahr mit fast den gleichen Ergebnissen. Der Engagementindex, den die Gallup-Studie ermittelt, unterscheidet zwischen hoher, geringer und nicht vorhandener emotionaler Bindung an das eigene Unternehmen. Die Werte sind erschreckend – und seit 2001 sind sie zwar geringfügig, aber erkennbar noch einmal in den Keller gegangen.
Du kannst dein Leben ändern
Peter Sloterdijks Durchbruch als Philosoph war die Kritik der zynischen Vernunft von 1983. Seither hat er ein nicht unbeträchtliches Regal mit Buchveröffentlichungen gefüllt und inzwischen sogar sein Metier fernsehreif werden lassen. Seit 2002 moderiert er mit Rüdiger Safranski die Gesprächsrunde Im Glashaus: Das Philosophische Quartett. Noch vor seinem ersten Erfolg lebte er Ende der 70er-Jahre als Sanjassin bei Bhagwan in Poona, im indischen Bundesstaat Maharashtra gelegen. Dort ist er nach eigener Auskunft »unempfänglich geworden für Theorien, in denen die Depression immer Recht hat«. Seine stets anregende »fröhliche« Philosophie hat in den letzten Jahren reiche Früchte getragen, gipfelnd in seinem letzten Großwerk Du mußt dein Leben ändern.
Wir kannten nicht sein unerhörtes Haupt, darin die Augenäpfel reiften. Aber sein Torso glüht noch wie ein Kandelaber, in dem sein Schauen, nur zurückgeschraubt,
sich hält und glänzt. Sonst könnte nicht der Bug der Brust dich blenden, und im leisen Drehen der Lenden könnte nicht ein Lächeln gehen zu jener Mitte, die die Zeugung trug.
Sonst stünde dieser Stein entstellt und kurz unter der Schultern durchsichtigem Sturz und flimmerte nicht wie Raubtierfelle;
und bräche nicht aus allen seinen Rändern aus wie ein Stern: denn da ist keine Stelle, die dich nicht sieht. Du mußt dein Leben ändern.
RAINER MARIA RILKE, »ARCHAISCHER TORSO APOLLOS«
»Wer Menschen sucht, wird Akrobaten finden«, heißt es dort. Sloterdijk beschreibt den Menschen als steigerungsfähiges und verwandlungstüchtiges Wesen. Der Mensch alleine unter jenen, die die Erde – den »Planet der Übenden« – bevölkern, ist dazu fähig, sich selbst anzusprechen mit dem Imperativ: Ändere dein Leben! Der Mensch kann sich in Askese üben, nach oben streben, über sich selbst hinaus, er kann triumphierender Athlet des Daseinssports werden, ein Be(rg)steiger und Erkletterer eigenhändig aufgefalteter Gebirge, ein gravitätsüberwindender Stabilisator des Hochunwahrscheinlichen und Realisator des noch Unmöglichen. Der Mensch ist ein Virtuose der Selbstverwandlung und Höhergestaltung, die Welt sein Trainingslager. »Menschsein heißt« in der Moderne »sich selbst als Werkstatt der Selbstrealisierung betreiben«. Allerdings erweist sich der Mensch als Wesen der zwei Geschwindigkeiten: »Woran es der Welt mangelt, sind nicht Leute, die bereit sind, Fortschritte in der Ebene mitzumachen. Was sie braucht, sind Menschen, in denen der Sinn für die Senkrechte neu erwacht.«
Lassen Sie sich von Gipfelkreuzconnaisseuren wie Sloterdijk nicht irritieren: Ob Sie die Herausforderung der unbestiegenen Steilwand annehmen oder lieber eine weniger gefährliche Route wählen, ist Ihre Entscheidung. Und nicht nur das: Wenn Ihnen das Klima in der Ebene besser bekommt, machen Sie es sich bequem. Falsch an Rilkes letzter Gedichtzeile und Sloterdijks Buchtitel ist alleine das Modalverb. Richtig muss es heißen: Du kannst dein Leben ändern. Freilich möchten uns weder der Dichter noch der Philosoph dazu zwingen, uns zu ändern. Indem Rilke davon spricht, er müsse sein Leben ändern, verleiht er vielmehr dem plötzlich in ihm aufsteigenden Willen zur Veränderung Aus- und Nachdruck. Auf geht’s, ermutigt er sich. Mit anderen Worten: Es ist für ihn in diesem Augenblick, an diesem Ort richtig und stimmig, sein Leben ändern zu wollen. Wenn das bei Ihnen nicht so ist: auch gut! Aber es kann nicht verschwiegen werden: Du kannst dein Leben ändern!
Nehmen Sie Signale ernst
84 bis 88 Prozent aller Arbeitnehmer, inklusive der Führungskräfte, empfinden gegenüber ihrer Arbeit keine echte Verpflichtung. 67 bis 70 Prozent machen Dienst nach Vorschrift, 15 bis 20 Prozent sind »aktiv unengagiert« und haben »innerlich gekündigt«. Der volkswirtschaftliche Gesamtschaden ob dieser latenten Leistungsverweigerung wird allein in Deutschland auf 80 bis 110 Milliarden Euro geschätzt.
Dramatische Zahlen, aber in den meisten Unternehmen passiert gar nichts. Die Zahlen rauschen kurz durch den Blätterwald der Wirtschaftszeitschriften und werden heftig diskutiert. Man mag an der Genauigkeit der Zahlen und den Methoden der Erhebungen zweifeln, aber wie man die Ergebnisse auch dreht und wendet, die Tendenz ist beängstigend. Die Entscheider in den Unternehmen verdrängen die Fakten meist allzu schnell. Die Alarmsignale werden ignoriert und man macht weiter wie bisher: »Das mag vielleicht für andere Unternehmen zutreffen, bei uns sieht das ganz anders aus.«
Noch eine Zahl aus dem Hause Gallup: Über 30 Prozent der Geschäftsergebnisse eines Unternehmens sind auf etwas zurückzuführen, was man »Emotional Economy« nennen kann. In Deutschland sprechen wir zumeist von den »weichen Faktoren der Wirtschaft«. Gemeint ist damit ein Pool von Einstellungen, Emotionen und Verhaltensweisen sowohl der Mitarbeiter als auch der Kunden eines Unternehmens.
Ein Drittel des Erfolgs hängt sehr eng mit Motivation und Engagement zusammen. Mindestens vier von fünf Mitarbeitern empfinden aber nur eine geringe, keine oder sogar eine »negative« Verpflichtung gegenüber dem eigenen Unternehmen!
Gewinnmaximierung kontra Werteorientierung muss nicht sein
Zwar erkennen immer mehr Unternehmen, dass es neben Kennzahlen, Daten und Fakten noch andere Aspekte gibt, die die Geschäftsergebnisse beeinflussen. Sie denken nicht mehr einseitig nur an Gewinnmaximierung, sondern fördern beispielsweise auch etwas wie Werteorientierung. In Gesprächen unter vier Augen unterstreichen viele Führungskräfte die immense Bedeutung von »weichen« Faktoren. Und doch sieht der Unternehmensalltag meistens anders aus und es ist oft nicht weit her mit der Umsetzung der klugen Einsichten. Schließlich bleibt allen kaum einmal Zeit, um Luft zu holen. – Nach der Krise ist vor der Krise, und das heißt in letzter Konsequenz, dass nie Zeit ist, um eine Inspektion der emotionalen Aspekte vorzunehmen.
Investieren Sie in die »emotionale Ökonomie«
Weiche Faktoren sind auch nur »weich« messbar. Wenn die Gallup-Zahlen nur annähernd, nur so ungefähr stimmen, dann ist eins klar: Investitionen in die »emotionale Ökonomie«, die innere Bindung der Mitarbeiter an die Unternehmensziele und ihre Bereitschaft zum Engagement lohnen sich – nicht nur menschlich, sondern auch ökonomisch. Wenn Abteilungen, Projektteams oder ganze Unternehmenszweige nicht wie gewünscht »funktionieren« und kein offensichtlicher Grund dafür auszumachen ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass emotionale Widerstände, welcher Art auch immer, dem Erfolg im Weg stehen.
Die Heldenfahrt als Gruppenreise sprengt verhärtete Strukturen auf, denn in der »positiven Krise«, durch die die Helden gehen, lösen sich starre, unbewegliche Gefüge auf. Führungskräfte, die vorher nie authentisch miteinander geredet haben, kommen ins Gespräch, begreifen die Aufgabe als eine gemeinsame, sie erkennen, dass viele ihrer Meinungen und Haltungen auf Vorurteilen basierten, und werden bereit, sich motiviert und engagiert einzubringen. Motivation, Engagement und nie für möglich gehaltene neue Kräfte sprießen dort, wo vorher Stillstand und Rückschritt herrschten. Aus Gegeneinanderarbeitern werden Zusammenarbeiter, aus Mitläufern Anführer.
Und natürlich kann auch passieren, was mit mir geschehen ist. Möglicherweise erkennt einer, der auf die Reise gegangen ist, dass er hier gar nicht (mehr) hingehört. Nicht lange nach der Landung flattert eine Kündigung auf den Schreibtisch des Personalbüros. Wir sollten begreifen, dass wir dann keinen Verlust zu beklagen haben. Was man »verliert«, ist jemand, der schon vorher wahrscheinlich »aktiv unengagiert« war. Der äußeren Kündigung ist längst die innere vorausgegangen. Aus einer latenten ist eine manifeste Wahrheit geworden. Wir gewinnen dagegen die Möglichkeit, den frei gewordenen Platz mit jemandem zu besetzen, der mehr als nur seinen frischen Wind hereinbringt … auf einmal löst sich der unsichtbare Knoten und die ganze Gruppe nimmt gemeinsam Fahrt auf, entwickelt einen unglaublichen »Flow«, der vorher hartnäckig ausgebremst wurde.
Die Reise beginnt im Alltag
Die soziologischen Beschreibungen des Begriffs »Alltag« haben einen gemeinsamen Grundgedanken: Alltag besteht aus routinemäßigen Abläufen. Jeden Tag, »alltäglich« also, gehen wir zur Arbeit, leben unsere Konsumgewohnheiten aus, haben Freizeit – und nicht zuletzt schlafen wir ungefähr zu den gleichen Zeiten. Jeden Tag wiederholt sich der fast immer gleiche Ablauf, und es gibt Zeiten, die sich häufen, je älter wir werden, da wir mit Verwunderung feststellen, dass schon wieder so viel Zeit vergangen ist. Wir haben das Gefühl, dass das Leben bei all dem Alltag an uns vorüberzieht. Wir alle aber beherrschen die Kunst des Handelns, wie es der französische Theologe Michel de Certeau nannte. Wir können nicht nur behandelt werden, sondern auch handeln und leben. Wir können die Routinen unseres Alltags verändern, ja unsere ganze Alltäglichkeit auf den Kopf (oder die Beine) stellen. In unseren tagtäglichen Routinen sind wir bis zu einem gewissen Maße unfrei, aber wir haben die Freiheit, uns aus diesem Kontext zu lösen, »Stopp!« zu sagen und die verstreichende Alltagszeit anzuhalten. Wir können über unseren Lebensweg bewusst entscheiden, aber dafür müssen wir einen Keil in dieses Räderwerk namens Alltag klemmen.
Im Alltag verliert sich die Zukunft
Dafür bedarf es eines Entschlusses: Wir müssen uns zuwenden wollen – uns selbst zuwenden wollen. Das heißt nichts anderes, als dass wir uns bewusst sein müssen, dass es diese Möglichkeit überhaupt gibt. Ohne das Wissen, dass wir unsere Zukunft selbst in die Hand nehmen und gestalten können, bleiben wir in unserem Alltagstrott verhaftet. Wir können nicht sehen, dass wir sehen können. Diese bewusste Situation herzustellen, kann das Helden-Coaching leisten. Die Helden in spe können durch Einzel- oder Team-Coaching aus ihren alltäglichen Fesseln schlüpfen und sich bewusst sich selbst zuwenden, um den Ruf, der in jedem schlummert, aufzuwecken und ihm Gehör zu verschaffen.
Oft genug, zu oft, passiert genau das nicht. Wir wissen dann nicht um unseren Ruf. Wir wissen nicht einmal, dass wir nicht wissen. Aber doch ist der Ruf da. Und immer wieder versucht er, sich vernehmlich zu machen. Er haut auf die Pauke, um zu sagen: »Hier bin ich, hör mir zu!« Immer noch können viele ihn nicht hören, nicht verstehen, was da eigentlich diesen Lärm erzeugt und was er zu bedeuten hat. Wenn der Körper unzufrieden ist mit dem privaten und/oder beruflichen Leben, zu dem er genötigt wird, dann sendet er uns mitunter kryptische Signale. Unsere Leistung ist es, sie zu entziffern und in unsere Sprache zu übersetzen. Eine hartnäckige Migräne, die wir drei, vier, fünf Jahrzehnte nicht kannten, die jetzt aber erst gekommen und dann nicht mehr gegangen ist, kann ein solches Signal sein. Ihr Körper ist ein kognitiver Resonanzkörper, der manchmal früher Bescheid weiß als Ihr Gehirn. Die Zeichen, Signale und Symptome können vielfältig sein. Es wäre besser, sie zu verstehen, als sie nur unterdrücken zu wollen. Liebe dein Symptom wie dich selbst heißt der Titel eines Werkes des slowenischen Philosophen Slavoj Žižek, und wir sollten diesen Imperativ beherzigen. Veränderungen, die sich körperlich, seelisch oder geistig ihren Weg suchen, sind nicht immer einfach auf das Konto der vergehenden Zeit zu buchen, sondern mitunter Symptome, die mit uns sprechen und verstanden werden wollen.
Hinter diesen Symptomen steht sehr häufig der ungehörte Ruf. Erinnern Sie sich an den Beginn der Harry-Potter-Saga? Harry bekommt irgendwann Post, zugestellt von einer Eule. Seine Zieheltern fangen den Brief ab. Der gleiche Brief kommt noch einmal … und noch einmal … und schließlich bricht eine wahre Flut des immergleichen Briefs über das Haus seiner Tante Petunia und ihres Mannes Vernon Dursley herein. Tausende und Abertausende identische Briefe – der Ruf Harry Potters nach Hogwarts, seine Berufung zum Zauberlehrling. Was in Literatur und Film sich in einem prägnanten Symbol verdichtet, ist in der Realität oft diffus und kaum entzifferbar. Wendet man sich den ungefähren Signalen aber bewusst zu und fokussiert sie, dann werden die Umrisse besser sichtbar und der Ruf irgendwann deutlich vernehmbar. Nehmen Sie ein Vergrößerungsglas, und schauen Sie genauer hin!
WIE SIEHT ES IM MOMENT IN IHREM LEBEN AUS?
Betrachten Sie alle Bereiche, die für Sie relevant sind, unter einem Vergrößerungsglas: Familie und Freunde, Arbeit und Beruf, Gesundheit, Interessen und Freizeit, Sinn und Ziele, Finanzen, Ihre persönliche Entwicklung …
Womit sind Sie im Augenblick zufrieden?
• Was ist gut und soll so bleiben? Was macht Sie glücklich? Wie sehr macht Ihnen Ihre Arbeit Freude? Immer, immer seltener oder immer öfter? Gibt es etwas in Ihrem Leben, wofür es sich aufzustehen lohnt?
Womit sind Sie zurzeit unzufrieden?
• Was sollte sich verändern? Was muss sich ändern? Was macht Sie unglücklich? Was frustriert Sie? Was würde sich in Ihrem Leben verändern, wenn Sie einen oder mehrere Aspekte ändern würden? Welche Vorteile würden sich ergeben? Welche Nachteile müssten Sie bedenken? Wenn Sie allen Mut der Welt hätten, was würden Sie sofort in Angriff nehmen? Welche Ecke in Ihrem Leben mögen Sie im Moment gar nicht gerne anschauen? Welche unangenehmen Dinge ignorieren Sie im Augenblick, obwohl es sich langfristig wahrscheinlich rächen wird?
Werten Sie die Antworten auf diese Fragenkomplexe aus:
• Wenn Sie alle interessanten Bereiche reflektiert, analysiert und angeschaut haben: Welcher Bereich braucht Ihre Aufmerksamkeit jetzt und vordringlich? Was ruft nach Beachtung?
• Was ist es, das da anklopft und mehr Raum in Ihrem Leben möchte? Was ruft nach Befreiung oder Akzeptanz?
• Welche Fantasien sind aufgestiegen? Welche verführerischen Vorstellungen von der (noch) besseren Zukunft sind vor Ihrem inneren Auge aufgetaucht? Was würde Ihr Leben reicher, lebendiger, erfüllter und glücklicher machen?
• Fassen Sie Ihre neu gewonnenen Erkenntnisse in nur einem Satz zusammen, und konzentrieren Sie sich auf diese Essenz. Sprechen Sie den Satz mehrmals laut aus, wenn Sie meinen, sich so besser fokussieren zu können. Beachten Sie die Empfindungen und Gefühle, die Sie damit verbinden. Wie reagiert Ihr Körper, wie Ihre Psyche, wie Ihr Geist darauf? Welche Stimmen melden sich zu Wort und was sagen sie?
»Schöner Scheitern«
Beate, eine Coachee von mir, zog auf diese Weise ihre Bilanz. Sie war zu mir gekommen, weil sich in ihr der allgemeine Wunsch nach Veränderung regte. Wo der Schuh drückte und wie schlimm, hatte sie nicht recht artikulieren können. Ein Arzt hätte möglicherweise von einer »diffusen Diagnose« gesprochen und sie nach Hause geschickt. Dass mehr dahinter steckte, war aber unübersehbar. Als sie bereit war, sich selbst unters Vergrößerungsglas zu begeben und einmal genauer hinzusehen, kam die ganze Wahrheit – und das gesamte Ausmaß des Unleugbaren – zum Vorschein. Beate sezierte schonungslos jeden einzelnen Lebensbereich und kam überall zum gleichen Ergebnis: Sie empfand ihr ganzes Leben als einzige Katastrophe. Auf jedem einzelnen Sektor war irgendwie alles schiefgelaufen. Beruflich fühlte sie nur Ödnis, war weit weg von irgendeiner Form der Identifikation mit der Arbeit; viele ihrer Freunde hatte sie verloren, zurückgeblieben waren die falschen; ihre freie Zeit war leer und unerfüllt, nur noch dunkel konnte sie sich an die lustigen Zeiten ihres Lebens erinnern; von persönlicher Entwicklung konnte, so hart es klingt, keine Rede sein, nicht einmal von Stagnation, sondern vielmehr von Regression; im Bodensatz ihrer Existenz erkannte Beate, dass Sinn und Glück für sie schon lange nur noch Worthülsen waren.
Beates Schonungslosigkeit gegenüber sich selbst hat mich überrascht. Lange hatte sie ihre Sicht der Dinge eingefärbt und sich so zurechtgelegt, dass die Fassade aufrechterhalten werden konnte. Aber jetzt brachen alle Dämme. All die Schutzmechanismen, die das Lügengebäude über dem Abgrund stabil gehalten hatten, versagten plötzlich ihren Dienst und kein Stein blieb auf dem anderen. Beate hatte Tabula rasa gemacht und damit schon den Grundstein für einen Neuanfang gelegt.
In der Folgezeit zog sich Beate aber mehr und mehr zurück – von mir, ihrer Umwelt und sich selbst. Die Mauer des Schweigens, die sie erfolgreich zum Zusammensturz gebracht hatte, begann sie mühsam zu renovieren. Der Élan vital, der sie kurz und heftig ergriffen hatte, wich wieder aus ihrem Gesicht, ihrer Miene und ihren Bewegungen. Sie sah mich »grau« an und verwehrte mir den Blick hinter die Fassade. Irgendwann ließ sie sich dann gar nicht mehr blicken. Offenbar hatte sie sich dazu entschieden, das Leben und die Alltagsroutinen weiterzuführen, die sie unglücklich gemacht hatten. Sie brachte den Mut nicht auf, der angefangenen Inventur Taten folgen zu lassen. Die Angst vor den weitreichenden Folgen der Veränderung war zu groß.
Wenn Sie sich verändern wollen, ändern Sie Ihre Perspektive
Wir meiden Veränderungen, Umbrüche, Lebensumbrüche in unserem Leben, manchmal sogar wie die Pest. Wir wollen unsere eingefahrenen Denkweisen einfach nicht revidieren. Selbst wenn alle Hinweise, alle äußeren und inneren Stimmen, auf Veränderungen hindeuten, halten wir an dem Alten fest und wollen nicht wahrhaben, was wirklich mit uns passiert.
In unseren Köpfen sind diese Umbrüche mit der Vorstellung des Scheiterns assoziiert, und Scheitern ist etwas, das als unakzeptabel und folglich zu vermeiden gilt. Im geheimen Bauplan unseres Lebens kommt diese Möglichkeit nicht vor, deswegen wird das Scheitern eifrig verdrängt. Das darf eben einfach nicht sein. Die offensichtliche Niederlage ist etwas, was um jeden Preis vermieden werden muss. Viele gehen davon aus, dass sich unser Leben wie selbstverständlich von einem Höhepunkt zum anderen bewegen wird. Wenn sich diese Vorstellung als Illusion entpuppt, sind Heulen und Zähneklappern groß, Panik greift um sich und guter Rat ist plötzlich teuer, wenn nicht unerschwinglich.
Scheitern als Chance, sich selbst neu zu erfinden
Leben heißt Entwicklung, Stillstand ist Rückschritt, und Rückschritt bedeutet den Tod. Wir sollten uns von dieser Litanei lösen und akzeptieren, dass zu allen Entwicklungsprozessen auch Fehlschläge gehören. Entscheidend für unseren Lebenserfolg und unser Glück ist es, wie wir damit umzugehen lernen. In krisenhaften Situationen zeigt sich, wo die Baustellen in unserem Leben sind. Diese Misserfolge, Brüche, Fehlschläge sind es, an denen wir wachsen und gedeihen können. Unsere Fähigkeit, umdenken und umdeuten zu können, um uns neu zu erfinden, steht dann auf dem Prüfstand. Also, ändern Sie Ihre Perspektive! Wenn Sie auf Ihre Misserfolge schauen, entdecken Sie die positiven Seiten daran. Nutzen Sie gerade diese Herausforderungen als wichtige Ratgeber, und lernen Sie, wie der Publizist Matthias Horx uns auffordert, »schöner zu scheitern«.
Veränderungsimpulse
Mitten in unseren Alltag platzen von Zeit zu Zeit Veränderungsimpulse. Sie kommen von außen oder wir sind selbst der Absender. Ob wir aber auch der Empfänger sind, ob sie uns auch erreichen, steht auf einem anderen Blatt. Beate, deren Geschichte ich grob umriss, wollte offenbar nicht, dass die Signale ihre Wirkung entfalten können. Was aus ihr geworden ist, weiß ich nicht. Sie hat sich nie wieder gemeldet. Über die berühmten paar Ecken habe ich gehört, dass sie es sich in Stillstand und Rückschritt bequem gemacht hat. Aber, wie gesagt, das weiß ich nur vom Hörensagen. Ganz bestimmt und mit großer Gewissheit aber weiß ich, dass, wer seine Impulse verpasst, die Rechnung präsentiert bekommt.
Träume wollen gelebt werden, sonst bleiben sie ein Traum
Nichts könnte das besser belegen als die Geschichten von Armin und Volker. Armin stammt aus einem kleinen Dorf im Schwarzwald, wo die Einwohnerzahlen seit Jahrzehnten zurückgehen. Seine Eltern haben dort seit Ewigkeiten einen kleinen Sanitärhandel, der früher gut lief, doch wegen der rückläufigen Bevölkerung und der übermächtigen Konkurrenz der Mega-Baumärkte längst zum dauerhaften Minusgeschäft geworden ist. Als Armin jung war, hatte er große Träume. Er wollte in die Welt hinausziehen, er wollte aus der provinziellen Enge fliehen, er wollte Pilot werden und den Globus umrunden. Aber es blieb bei Träumen. Das Dorf und das Haus der Eltern hat er nie verlassen. Er führte den Betrieb der Eltern weiter, obwohl ihm eigentlich immer klar war, dass das Geschäft irgendwann seinen Ruin bedeuten würde. Statt seine Träume zu realisieren, hat er sich eine Spielekonsole angeschafft – sein Lieblingsspiel: ein Flugsimulator. Es gibt nichts Traurigeres, als verpasste Impulse und erloschene Träume …
Von MTV auf die Alm
In Bayrischzell zwischen dem Schliersee und der Grenze zu Österreich liegt malerisch die Jugendherberge Sudelfeld. »Natur pur wie bei Heidi auf der Alm«, heißt es auf der Internetpräsenz des 1200 Meter hoch gelegenen Berghauses. Herbergsmutter ist Angie Sebrich, gewesene Kommunikationschefin bei MTV. Seit diesem spektakulären »Karriererückschritt« geistert sie durch die Presse als das deutsche Paradebeispiel für »Downshifting«. Das sagt sich leicht und hört sich gut an, stimmt aber nicht ganz. Downshifting, das heißt herunterschalten oder kürzertreten, weniger arbeiten und mehr leben. Was Angie Sebrich an den Hängen der bayrischen Alpen gefunden hat, lässt sich aber nicht auf diese Formel bringen, wohl aber auf eine ähnliche: immer noch viel arbeiten, aber unvergleichlich mehr leben.
Zwischen roten Teppichen, glühenden Telefonen, Partys en masse und regelmäßigen Jetlags spielte sich das Leben der gelernten Betriebswirtin ab, die über den Posten als PR-Chefin von Antenne Bayern zu MTV gekommen war. Schnell stellten sich Zweifel an diesem Leben ein, aber das Rennen auf der Erfolgsspur ist so schnell, dass keine Zeit zum Luftholen und Nachdenken bleibt. Es ist, wie so oft: Der Zufall brachte sie dazu, in sich zu kehren und der inneren Stimme zuzuhören, über Lebenspläne, Perspektiven und Träume nachzudenken. Im gemeinsamen Urlaub mit ihrem Mann lernte sie zwei Jugendherbergsmitarbeiter kennen, die erzählten, dass der 100-Betten-Betrieb in Bayrischzell verwaist sei. Ihre innere Stimme hatte sie gehört, die Idee war gefunden, und zurück im PR-Alltag zogen die Ketten und die Zukunftsaussicht unaufhörlich an ihr.
Schnell kristallisierte sich heraus, dass jetzt die Zeit gekommen war, etwas Neues zu wagen. Sie druckte eine Infoseite über die zur Disposition stehende Herberge aus, malte ein großes Herz um das Bild des Hofs, legte das Ganze auf den Schreibtisch ihrer Chefin und sagte entschlossen: »Das will ich machen!«
Sie folgte ihrem Ruf und verließ gegen alle Widerstände die breite Erfolgsspur. Sie verdient nun ein Drittel dessen, was sie beim Glamour-Sender bekam, aber sie ist mit Herzblut bei der Sache und bereit, ein neues Leben zu führen – ein Leben, dem sie mehr Sinn abgewinnt, mehr Lebensqualität und Freiheit. Sie führt nun ein selbstbestimmtes Leben, in dem auch die Arbeit eine »Seele« hat. Sie kann Leben, Familie und Arbeit optimal verbinden. Aber sie führt kein Leben wie im Heimatfilm. Trotz des wunderschönen Blicks auf den Wendelstein und Sonnenuntergängen vor Alpenpanorama: Es ist alles andere als ein sorgenloser Dauerurlaub, denn die Bewirtschaftung der Jugendherberge bringt viel Arbeit mit sich. Nicht Downshifting, sondern ein nach wie vor arbeitsreiches, aber eben weniger stressiges, fremdbestimmtes Leben ist es, das sie nun führt. Sie hat ihren gewaltigen Schritt bis heute nicht bereut und ist ein lebendiges Beispiel für den ersten und wichtigsten Imperativ der Heldenreise: »Hört auf die innere Stimme!«
Volkers Situation war seit jeher eine andere. Er ist ein Kind der Stadt – und ein ganz anderer Charakter. Ich kenne ihn, genau wie Armin, nur sehr flüchtig (und beide waren auch nie Coachees von mir), und ich hatte nie mitbekommen, dass auch er immer vom Beruf des Piloten geträumt hatte. Er hatte in sehr jungen Jahren mit geliehenem Geld ein Restaurant mit Kneipe gekauft, war also schon damals ein Risiko eingegangen und hatte etwas daraus gemacht. Um es salopp zu sagen: Der Laden brummte ohne Ende, war immer rappelvoll und zwar jahrein, jahraus, ohne Unterlass. Aber plötzlich verkaufte Volker seinen Laden – auf dem Höhepunkt seines geschäftlichen Erfolgs. Kaum jemand konnte das damals verstehen. Aber dahinter steckte ein guter, ein sehr guter Plan. Den üppigen Erlös reinvestierte Volker in eine teure Pilotenausbildung. Es lief nicht alles reibungslos: Weil er in seiner Probezeit eine ziemlich harte Landung hinlegte, gestaltete sich sein Weg zur ersten festen Anstellung etwas zäh, aber er blieb hartnäckig am Ball. Er flog zeitweise klapprige Frachtmaschinen auf abgelegenen Routen – aber er kam zu Hause ohne Flugsimulator aus. Sein Weg war steinig, aber er ließ sich nicht von seinem Traum abbringen, einen Beruf über den Wolken auszuüben. Schon seit Jahren ist er dort angelangt, wo er hinwollte – auf dem Pilotensessel einer großen Airline.
Wem es gelingt, einen Traum zu verwirklichen, lebt in diesem Moment wahrhaftig
Ich bin fest davon überzeugt, dass wir alle Träume haben, dass wir alle von Impulsen belagert werden. Aber wir müssen bereit sein, sie zu empfangen, sie hineinzulassen, ihnen den Raum zu geben, damit sie sich entfalten können. In unserem Alltag können wir oft nur »Kurz- oder Mittelwelle« empfangen, für »Langwelle« fehlt uns die Antenne. Die langwelligen Impulse gehen im Getöse der alltäglichen Notwendigkeiten und Zwänge unter. Wir sind darauf geeicht, nur zu reagieren, dabei können wir alle agieren. Aber das ist nicht einfach. Die richtige Wellenlänge und den richtigen Sender zu finden, bedarf einiger Anstrengung und Umgewöhnung. Aber es lohnt sich. Denn wenn wir es verpassen, diese Aufgabe anzugehen, dann ist es für diesen oder jenen Traum irgendwann vielleicht wirklich zu spät – und wir sterben, ohne je wirklich gelebt zu haben.
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