Kitabı oku: «Wildfell Hall», sayfa 7

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»O, lassen Sie sich nicht stören, Mr. Markham,« sagte sie, »wir sind selbst herausgekommen, um die Einsamkeit zu suchen, nicht um in die Ihrige zu dringen.«

»Ich bin kein Einsiedler, Mrs. Graham,« sagte ich — »obgleich ich gestehen muß, daß es aussieht, als ob ich, einer wäre, da ich mich auf diese unhöfliche Weise von meinen Gästen entferne.«

»Ich fürchtete, daß Sie unwohl seien,« sagte sie mit wahrhaft besorgten Blicken:

»Ich war es ein wenig, jetzt ist es aber vorüber; ich bitte, setzen Sie sich, ruhen Sie aus, und sagen Sie mir, wie Ihnen diese Laube gefällt,« sagte ich, erhob Arthur an den Schultern und setzte ihn auf die Mitte der Bank, um mich seiner Mama zu versichern, die gestand, daß es wirklich ein lockender Zufluchtsort sei und sich in eine Ecke warf, während ich von der andern Besitz nahm. —

Aber das Wort Zufluchtsort, berührte mich unangenehm. Hatte die Unfreundlichkeit der Gesellschaft sie wirklich herausgetrieben, um in der Einsamkeit Frieden zu suchen?

»Warum hat man Sie allein gelassen?« fragte ich

»Ich bin es vielmehr, die die Gesellschaft verlassen hat,« war die lächelnde Antwort. »Ich war von dem Geschwätz drinnen todmüde — es gibt nichts Ermüdenderes, als dies — ich kann nicht begreifen, wie man es so aus halten kann

Ich konnte mich des Lachens über die ernsthafte Tiefe ihrer Verwunderung nicht enthalten

»Halten sie es denn für eine Pflicht, fortwährend zu sprechen?« fuhr sie fort, »und deshalb nie inne zu halten, um nachzudenken, sondern ihre Reden mit nichtssagenden Kleinigkeiten und eiteln Wiederholungen auszufüllen, wenn sich ihnen keine Gegenstände von wahrem Interesse bieten? oder finden sie wirklich Vergnügen an einer solchen Unterhaltung?«

»Höchst wahrscheinlich thun sie das,« sagte ich, »ihr seichter Geist ist nicht im Stande, große Ideen zu fassen, und ihre kleinen Köpfe werden von Kleinigkeiten mit fortgerissen, die ein besser mit Gedanken versehenes Gehirn nicht berühren würden — und die einzige Abwechselung von solchen Reden, welche sie sich erlauben, besteht darin, sich köpflings in den Pfuhl der Medisance zu stürzen, was ihr Hauptvergnügen ist.«

»Doch sicherlich nicht bei Allen?« rief die Dame über die Bitterkeit Meiner Bemerkung erstaunt.

»Nein, gewiß nicht, ich spreche meine Schwester von so entwürdigten Neigungen frei, und meine Mutter ebenfalls, wenn Sie diese in Ihren Tadel mit einschließen.

»Ich habe Niemand zu tadeln beabsichtigt, und keinesfalls achtungswidrige Anspielungen auf Ihre Mutter machen wollen. Ich habe einige sehr verständige Personen gekannt, große Adepten in dieser Art von Unterhaltung waren, wenn sie durch die Umstände dazu gedrängt wurden; es ist aber eine Gabe, mit deren Besitz ich nicht prahlen kann. Ich habe heute meine Aufmerksamkeit bewahrt, so lange ich konnte, als aber meine Kraft erschöpft war, stahl ich mich hinweg, um auf einige Minuten Ruhe in diesem einsamen Gange zu suchen; ich hasse das Sprechen, wenn kein Austausch von Ideen oder Empfindungen dabei stattfindet und nichts Gutes zu geben oder zu empfangen ist.«

»Nun,« sagte ich, »wenn ich Sie je mit meiner Geschwätzigkeit belästige, so bitte ich Sie, mir dies sogleich mitzutheilen, und ich verspreche Ihnen, mich nicht davon beleidigt fühlen zu wollen, denn ich besitze die Fähigkeit, mich der Gesellschaft Derjenigen, welche ich meine Freunde nenne — sowohl im Schweigen wie im Gespräche zu erfreuen.«

»Ich glaube Ihnen nicht ganz; wenn dem aber so wäre, so würden Sie gerade zur Gesellschaft für mich passen.«

»Bin ich denn in anderer Beziehung Alles, was Sie wünschen?«

»Nein, das meine ich nicht. Wie schön diese kleinen Laubenmassen aussehen, wenn die Sonne durch sie scheint,« sagte sie, um das Gespräch auf einen andern Gegenstand zu bringen.

Und sie sahen wirklich schön aus, wo in Zwischenräumen die schiefen Strahlen der Sonne durch die dichten Bäume und Gebüsche auf der gegenüberliegenden Seite des Weges vor uns drangen und in ihr dunkles Grün durch den glänzenden Goldschein, welchen sie erzeugten, eine köstliche Abwechselung waren.

»Ich möchte fast wünschen, daß ich keine Malerin wäre,« bemerkte meine Gesellschafterin.

»Warum? man sollte denken, daß Sie zu einer solchen Zeit gerade am meisten über das Privilegium triumphieren würden, die verschiedenen Tinten und köstlichen Malereien der Natur nachzuahmen?«

»Nein, denn statt mich dem vollen Genusse derselben hinzugeben, wie Andere. zerbreche ich mir immer den Kopf mit Nachdenken, wie sich derselbe Effekt darstellen lasse und da dies nie geschehen kann, so ist es weiter nichts, als Eitelkeit und Aerger.«

»Vielleicht können Sie es nicht so thun, um sich selbst Genüge zu leisten, wenn es Ihnen auch gelingt, Andre mit dem Resultate Ihrer Bestrebungen zu entzücken.«

»Nun, ich sollte mich eigentlich allerdings nicht beklagen; es giebt wenige Menschen, die ihr Brot mit so viel Freude an ihrer Arbeit erwerben, wie ich, — da kommt Jemand.«

Sie schien über diese Unterbrechung ärgerlich zu sein.

»Es ist nur Mr Lawrence und Miß Wilson,« sagte ich, »die kommen um einen ungestörten Spaziergang zu machen; sie werden uns nicht stören.«

Ich konnte den Ausdruck ihres Gesichts nicht vollkommen entziffern, war aber überzeugt, daß keine Eifersucht darin liege. Welches Recht hatte ich, mich darnach umzusehen?

»Was für eine Person ist Miß Wilson?« fragte sie.

»Sie ist eleganter und gebildeten als die meisten Personen ihrer Geburt und ihres Standes, und Manche sagen, daß sie fein und angenehm im Umgange sei.«

»Ich hielt sie für etwas kalt und heute für etwas hochmüthig.«

»Das konnte sie gegen Sie recht wohl seine ich glaube, daß sie ein Vorurtheil gefaßt hat, und denke, daß sie Sie als eine Rivalin betrachtet.«

»Mich? Unmöglich, Mr. Markham,« sagte sie, offenbar erstaunt und ärgerlich.

»Nun, ich weiß nichts davon,« antwortete ich etwas versteckt, da ich glaubte, daß ihr Aerger hauptsächlich gegen mich gerichtet sei.

Das Pärchen hatte sich uns jetzt bis aus wenige Schritte genähert; unsre Laube stand in einem Winkel, vor dem die Allee sich an ihrem Ende nach dem helleren Gang an der unteren Seite des Gartens hin abwendete. Als sie sich diesem näherten, bemerkte ich an dem Gesichtsausdrucke Jane Wilsons, daß sie die Aufmerksamkeit ihres Begleiters auf uns lenke, und erkannte sowohl aus ihrem kalten, sarkastischen Lächeln, wie aus den wenigen, vereinzelten Worten ihres Gespräches, welche mein Ohr erreichten, daß sie ihm die Idee beibringe, daß zwischen uns ein Liebesverhältniß existiere. Ich sah, daß er bis an die Schläfe erröthete, uns im Vorübergehen einen verstohlenen Blick zuwarf und mit ernstem Gesichte, wie es schien, aber ohne Antwort auf ihre Infinnationen, weiter ging.

Es war also richtig, daß er Absichten auf Mrs. Graham hatte und würde, wenn sie ehrenhaft gewesen wären, sich nicht so viele Mühe gegeben haben, sie zu verhehlen Sie war natürlich tadellos, er jedoch über alle Maßen verabscheuenswert.

Während diese Gedanken durch meinen Geist zuckten erhob sich meine Gesellschafterin hastig; rief ihrem Sohn, sagte, daß sie jetzt die Gesellschaft aufsuchen wolle, und entfernte sich die Allee hinauf. Ohne Zweifel hatte sie von Miß Wilsons Bemerkungen etwas gehört oder errathen und es war, daher natürlich genug, daß sie keine Lust hatte, das tête-à-tête, fortzusetzen, besonders da in diesem Augenblicke mein Gesicht von Indignation gegen meinen früheren Freund glühte, was sie für ein Erröthen dummer Verlegenheit halten konnte. Dies hatte Miß Wilson eben falls zu verantworten, und je mehr ich über ihr Benehmen nachdachte, desto mehr haßte ich sie.

Es war spät am Abend, ehe ich wieder zur Gesellschaft kam; ich fand Mrs. Graham bereits zum Scheiden gerüstet und mit Abschiednehmen von den Uebrigen, welche jetzt nach dem Hause zurückgekehrt waren, beschäftigt. Ich erbot mich — ja bat, sie heimbegleiten zu dürfen. Mr. Lawrence stand dabei und unterhielt sich mit einer andern Person; er sah sich nicht nach uns um, hielt aber, als er meine Bitte hörte, mitten in einem Satze ein, um ihre Antwort anzuhören, und fuhr mit einem Blicke ruhiger Zufriedenheit in seinem Gespräche fort, sobald er fand, daß sie mir es abschlug.

Es war, eine Weigerung, entschieden, wenn auch nicht unfreundlich; sie konnte sich nicht überreden lassen, zu denken, daß für sie oder ihr Kind Gefahr darin liege, wenn sie ohne Begleitung über die einsamen Hecken- und Feldwege nach Hause gehe. Es war noch hell und sie würde keinem Menschen begegnen, oder wenn sie es that, so waren die Leute ruhig und harmlos, davon war sie überzeugt.

In der That wollte sie nichts davon hören, daß sich irgend Jemand bemühen solle, um sie zu begleiten, obgleich Fergus geruhte, »ihr seine Dienste anzubieten, falls sie annehmbarer sein sollten, als die meinen, und meine Mutter bat, einen von den Gutsknechten mitschicken zu dürfen. Sobald sie fort war, erschien mir alles Uebrige öd und leer, oder noch schlimmer. Lawrence versuchte es, mich in ein Gespräch zu ziehen, aber ich fertigte ihn kurz ab, und begab mich nach einem anderen Theile des Zimmers. Kurz nachher brach die Gesellschaft auf, und er nahm ebenfalls Abschiede als er zu mir kam, war ich blind für seine aus gestreckte Hand, und taub für seine »gute Nacht«. — bis er es wiederholte und dann brummte ich, um ihn los zu werden, eine von einem mürrischen Kopfnicken begleitete, unverständliche Antwort.

»Was haben Sie, Markham,« flüsterte er.

Ich antwortete nur durch ein zorniges und verächtliches Anstarren.

»Sind Sie erzürnt, weil Sie Mrs. Graham nicht mit nach Hause gehen lassen wollte?« fragte er mit einem schwachen Lächeln, welches mich so erbitterte, daß ich mich fast nicht mehr beherrschen konnte.

Ich schluckte jedoch die wüthende Antwort, welche ich ihm geben wollte, hinab, und sagte blos:

»Was geht das Ihnen an?«

»Allerdings nichts,« antwortete er mit mich fast zur Verzweiflung dringender Ruhe, »nur « — und hier erhob er die Augen, zu meinem Gesichte, und sprach mit ungewöhnlicher Feierlichkeit — »nur lassen Sie sich sagen, Markham daß, wenn Sie Absichten auf die Dame haben, dieselben sicherlich erfolglos bleiben werden und es mir leid thut, Sie falsche Hoffnungen nähren und Ihre Kräfte mit nutzlosen Anstrengungen verschwenden zu sehen, denn —« »Heuchler!« rief ich, und er hielt den Athem an und sah sehr verwirrt aus, erbleichte und ging fort, ohne weiter ein Wort zu sprechen.

Ich hatte ihn tief verwundet und freute mich darüber.

Zehntes Kapitel.

Ein Kontrakt und ein Zank.

Als Alle fort waren, erfuhr ich, daß die niederträchtige Verläumdung wirklich in Gegenwart ihres Opfers unter der ganzen Gesellschaft verbreitet worden war. Rosa betheuerte jedoch, daß sie dieselbe nicht glauben könne und wolle, und meine Mutter gab die gleiche Erklärung ab, wiewohl, wie ich fürchte, nicht mit derselben wahren, hartnäckigen Ungläubigkeit. Es schien ihr beständig im Kopfe zu liegen und sie erzürnte mich von Zeit zu Zeit durch Ausdrücke wie: »Du lieber Himmel, wer hätte das gedacht! — nun, ich habe immer gesagt, daß sie etwas Sonderbares an sich habe — da seht ihr, was es heißt, wenn die Weiber thun, als ob sie anders wären wie andere Leute.« Einmal hieß es sogar:

»Ich habe mir über die Geheimnißthuerei gleich von Anfang an Gedanken gemacht — ich dachte, daß nichts Gutes daraus kommen würde; aber dies ist allerdings eine schlimme, schlimme Geschichte!«

»Ei, Mutter, Sie sagten ja, daß Sie nicht an diese Gerüchte glaubten,« meinte Fergus.

»Das thue ich auch nicht, mein Kind; aber weißt Du, es muß doch ein Grund dazu vorhanden sein?«

»Der Grund ist die Bosheit und Lügenhaftigkeit der Welt sagte ich, »und der Umstand, daß Mr. Lawrence ein paar Mal Abends auf dem Wege dorthin gesehen worden ist, und die Dorfklatschen sagen, daß er hingehe, um der fremden Dame den Hof zu machen und die Lästerzungen haben sich des Gerüchtes begierig bemächtigt, um es zur Grundlage ihres eignen, satanischen Gebäudes zu machen.«

»Nun, aber Gilbert, es muß doch etwas in ihrem Wesen liegen, um solchen Gerüchten Begründung zu verleihen.«

»Haben Sie etwas Besonderes in ihrem Wesen gesehen?«

»Nein, allerdings nicht, aber Du weißt doch, daß ich immer gesagt habe, daß sie etwas Sonderbares an sich hätte.«

Ich glaube, es war an demselben Abende, daß ich wieder einen Einfall in Wilder Hall zu machen wagte. Von der Zeit unserer Gesellschaft an, die vor länger als einer Woche stattgefunden, hatte ich mich täglich bemüht, der Dame auf ihren Spaziergängen zu begegnen, aber immer umsonst (sie muß es absichtlich so eingerichtet haben), und jeden Abend nach einem Vorwande zu einem neuen Besuche umgeschaut. Endlich dachte ich, daß die Trennung nicht länger zu ertragen sei (Sie sehen, daß es jetzt ziemlich weit mit mir gekommen war), nahm aus dem Bücherschrank ein altes Buch, an dem ich dachte, daß sie Antheil nehmen könne, obgleich ich wegen seines etwas zerlesenen Zustandes noch nicht gewagt hatte, es ihr zum Durchlesen anzubieten, und eilte fort, aber nicht ohne Befürchtungen, wie sie mich aufnehmen würde, oder wie ich Muth genug aufbieten solle, um mich ihr mit einer so geringfügigen Entschuldigung vorzustellen. Vielleicht aber sah ich sie auf dem Felde oder im Garten und dann hatte die Sache keine große Schwierigkeit, es war nur das förmliche Klopfen an der Thüre mit der Aussicht darauf, ernsthaft von Rahel zu einer überraschten, unfreundlichen Herrin hineingewiesen zu werden, die mich so beunruhigte.

Mein Wunsch wurde jedoch nicht befriedigt, Mrs. Graham selbst war nicht sichtbar. Arthur aber spielte mit seinem muntern Hündchen im Garten. Ich sah über die Thür und rief ihn zu mir her; er verlangte, daß ich hereinkommen solle, ich sagte ihm aber, daß ich es ohne die Erlaubniß seiner Mutter nicht thun könne.

»Ich will zu ihr gehen, und sie fragen,« sagte das Kind.

»Nein, nein, Arthur,d« das darfst Du nicht thun — aber wenn sie nicht beschäftigt ist, so bitte sie, auf eine Minute herauszukommen, und sage ihr, daß ich mit ihr zu sprechen habe.«

Er lief fort, um mein Gebot zu erfüllen, und kehrte schnell mit seiner Mutter zurück. Wie schön sie aussah als ihre dunkeln Locken im milden Sonnenwinde flatterten, ihre schöne Wange leicht geröthet, und ihr Gesicht von strahlendem Lächeln erhellt war. — Du lieber Arthur, wie viel verdankte ich Dir nicht für dieses und jedes andere glückliche Zusammentreffen? — Durch ihn kam ich, sofort von allen Formalitäten, Schrecken und allem Zwanglose in der Liebe gibt es keinen besseren Vermittler, als ein fröhliches, offenes Kind, das stets bereit ist, getrennte Herzen zu vereinigen, den unfreundlichen Abgrund der Gesellschaftsgebräuche auszufüllen, das Eis kalter Zurückhaltung zu zerschmelzen, und die Scheidewände furchtbarer Convenienz und des Stolzes niederzuwerfen.

»Nun, Mr. Markham, was gibt es?« fragte die junge Mutter, indem sie mit einem freundlichen Lächeln auf mich zukam.

»Ich möchte, daß Sie dieses Buch ansehen, und wenn Sie so gut sein wollen, es mit hineinnehmen und nach Muße durchlesen. Ich entschuldige mich nicht, Sie an einem so herrlichen Abend herausgerufen zu haben, ob gleich es keine Sache von Wichtigkeit ist.«

»Sag’ ihm, daß er hereinkommt, Mama,« rief Arthur.

»Haben Sie Lust, hereinzukommen?« fragte die Dame.

»Ja, ich möchte Ihre neuen Einrichtungen im Garten ansehen.«

»Und wie die Wurzeln Ihrer Schwester unter meiner Pflege gediehen sind,« fügte sie hinzu indem sie die Thür öffnete.

Und wir schlenderten durch den Garten und sprachen von den Blumen, den Bäumen, dem Buche — und dann von andern Dingen. Der Abend war mild und freundlich und ebenso meine Gefährtin. Ich wurde allmählig wärmer und zärtlicher, als ich es je vielleicht gewagt hätte, aber dessenungeachtet erklärte ich mich nicht deutlich, und sie versuchte mich nicht zurückzuweisen, bis sie, als wir an einem Moosrosenbusche vorüberkamen, welchen ich ihr vor einigen Wochen im Namen meiner Schwester gebracht hatte, eine schöne, halbaufgebrochene Knospe abpflückte, und sagte daß ich sie Rosa geben solle.

»Darf ich sie nicht selbst behalten,« fragte ich

»Nein, aber hier ist eine andere für Sie.«

Statt dieselbe ruhig zu nehmen, ergriff ich auch die Hand, welche sie anbot, und blickte ihr in’s Gesicht. Sie ließ mir dieselbe auf einen Augenblick und ich sah ihre Augen erglänzen, ein Aufleuchten froher Aufregung in ihrem Gesichte — ich dachte daß die Stunde des Sieges gekommen sei——plötzlich aber schien eine schmerzliche Erinnerung hereinzubrechen, eine Wolke der Pein verdunkelte ihre Stirn, eine marmorne Blässe bleichte ihre Wangen und Lippen, es schien ein kurzer, innerer Kampf stattzufinden, und mit einer plötzlichen Anstrengung entzog sie mir ihre Hand und trat um ein paar Schritte zurück.

»Nun, Mr. Markham,« sagte sie mit einer Art verzweifelter Ruhe, »ich muß Ihnen ohne Umschweife sagen, daß ich dies nicht gestatten kann; Ihre Gesellschaft gefällt mir, weil ich hier allein bin, und das Sprechen mit Ihnen mir mehr Vergnügen macht, als das mit irgend einer andern Person; wenn Sie sich aber nicht damit begnügen können, mich als Freundin, als kalte, einfache, mütterliche oder schwesterliche Freundin zu betrachten, so muß ich Sie bitten, mich jetzt zu verlassen, und in Zukunft nicht mehr zu besuchen — so müssen wir in der That einander fremd werden.«

»Dann will ich Ihr Freund — oder Ihr Bruder — oder was Sie sonst wünschen« sein, wenn Sie mir nur gestatten, Sie ferner zu besuchen; sagen Sie mir aber, warum ich Ihnen nicht mehr sein kann?«

Es trat eine verlegene, nachdenkliche Pause ein.

»Ist es in Folge eines vorschnellen Gelübdes?«

»Es ist etwas dieser Art,« antwortete sie, »ich werde es Ihnen dereinst vielleicht sagen, für jetzt aber thun Sie am Besten, mich zu verlassen, und, Gilbert, versetzen Sie mich nie in die schmerzliche Nothwendigkeit, das, was ich Ihnen eben jetzt gesagt, zu wiederholen!« fügte sie ernst hinzu, indem sie mir freundlich ihre Hand gab. Wie süß, wie melodisch mein Name in ihrem Munde erklang!

»Ich werde es nicht thun, antwortete ich, »aber Sie verzeihen mir doch für dieses Mal?«

»Unter der Bedingung, daß Sie das Vergehen nicht wiederholen.«

»Und darf ich Sie von Zeit zu Zeit besuchen?«

»Vielleicht — gelegentlich, vorausgesetzt — daß Sie es nie mißbrauchen.«

»Ich mache keine leeren Versprechungen, Sie werden aber sehen.«

»In dem Augenblicke, wo Sie es thun, hat auch unser Verkehr ein Ende, das ist Alles.«

»Und wollen Sie mich immer Gilbert nennen! — Es klingt schwesterlicher und wird mich an unsern Kontrakt erinnern.«

Sie lächelte und hieß mich nochmals gehen, und endlich hielt ich es für das Gerathenste, zu gehorchen, und sie trat wieder in das Haus, und ich begab mich den Hügel hinab. Auf meinem Wege fiel mir, aber das Geräusch von Pferdehufen aufs Ohr, und unterbrach die Stille des thauigen Abends, und als ich nach der Straße blickte, sah ich einen einzelnen Reiter herankommen, obgleich die Dämmerung schon hereingebrochen war, erkannte ich ihn doch auf den ersten Blick — es war Mr. Lawrence auf seinem grauen Pony. Ich floh über das Feld — sprang über die Steinmauer und ging ihm dann entgegen. Als er mich erblickte, hielt er plötzlich sein kleines Pferd an und schien geneigt zu sein, sich zurückzuwenden, schien es aber bei weiterem Besinnen für besser zu halten, in der früheren Richtung zu bleiben. Er begrüßte mich mit einer leichten Verbeugung, hielt sich dicht an der Mauer und versuchte vorüber zureiten, aber — ich hatte keine Lust, das geschehen zu lassen, sondern ergriff die Zügel und rief:

»Jetzt, Lawrence, muß dieses Geheimniß aufgeklärt werden. — Sagen Sie mir sofort und deutlich, wohin Sie gehen, und was Sie im Sinne haben!«

»Nehmen Sie Ihre Hand vom Zügel,« sagte er ruhig — »Sie verletzen das Maul meines Ponys.«

»Gehen Sie mit Ihrem Pony zum Teufel.«

»Was macht Sie so roh und brutal, Markham, ich schäme mich Ihrer wirklich.«

»Sie werden meine Fragen beantworten, ehe ich Sie von der Stelle lasse! Ich muß wissen, was Sie mit dieser perfiden Doppelzüngigkeit im Sinne haben!«

»Ich werde nicht eher eine Frage beantworten, bis Sie den Zügel loslassen, und wenn Sie bis zum Morgen stehen blieben!«

»Nun wohl,« sagte ich, die Hand öffnend, ohne aber aus seinem Wege zu treten.

»Fragen Sie mich ein anderes Mal, wenn Sie wie ein Gentleman sprechen können,« antwortete er, und machte einen neuen Versuch an mir vorüberzureiten; ich aber fing den Pony schnell wieder ein, der über eine so unhöfliche Behandlung kaum weniger erstaunt war, als sein Herr.

»Wahrlich, Mr. Markham, das ist zu viel; kann ich meine Pächterin nicht in Geschäften besuchen, ohne auf diese Art angefallen zu werden?«

»Das ist keine Zeit zu Geschäften, Herr! — ich will Ihnen jetzt sagen, was ich von Ihrem Benehmen denke.«

»Sie würden am Besten thun, Ihre Ansicht bis auf eine gelegnere Zeit zu versperren,« unterbrach er mich leise, »hier ist der Vikar.«

Und richtig befand sich der Vikar auf dem Heimweg von einem fernen Winkel seines Kirchspiels gerade hinter mir. Ich ließ Lawrence augenblicklich los; und er ritt, Mr. Milward im Vorbeigehen begrüßend, fürbaß.

»Wie, Sie zanken, Markham?« rief der Letztere mir zu — »und sicherlich wegen der jungen Witwe,« fuhr er mit vorwurfsvollem Kopfschütteln fort, »lassen Sie sich aber sagen, junger Mann« (hier neigte er sein Gesicht mit wichtiger, vertraulicher Miene zudem meinen) »sie ist es nicht werth!« Und er bestätigte seine Behauptung mit einem feierlichen Nicken.

»Mr. Milward!« rief ich in einem Tone grimmiger Drohung, über den sich der hochwürdige Herr, von so ungewohnter Insolenz entsetzt, umwendete und mir mit einem Blicke, der deutlich sagte: »Wie, das mir?« in’s Gesicht starrte.

Ich war aber zu indigniert, um mich zu entschuldigen oder noch ein Wort zu ihm zu sprechen, wendete mich also um, eilte mit schnellen Schritten den steilen, rauhen Weg hinab, heimwärts, und ließ ihn folgen, wie er Lust hatte.

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