Kitabı oku: «In der Waldklause - Märchen für kleine und große Kinder bis zu 80 Jahre und darüber», sayfa 10
Turnfest
Was ich schon längst befürchtet habe, das ist geschehen. Unsere Waldhochschule hat sich aufgelöst. Der Hauptgrund ist der Mangel an Studierenden. Es wollten alle Professoren und Dozenten sein, und keiner wollte zuhören. Dann waren auch allerlei gelehrte Streitfragen ausgebrochen, und es fehlte dabei an der nötigen wissenschaftlichen Ruhe, die man Objektivität nennt. Wer seine Sache nicht beweisen konnte, fing an zu schimpfen, und zuletzt gab es dann eine heillose Katzbalgerei. Es sind viele Federn umhergestoben und verschiedene Ohrläppchen zerrissen worden.
Frau Kanin hat sogar die rechte Vorderpfote eingebüßt. Junker Steinmarder hat sie ihr abgebissen, weil sie in einer astronomischen Vorlesung der Frau Fledermaus laut lachte über den Lehrsatz, die Sternschnuppen seien ein Erkältungsprodukt der Fixsterne und der Donner sei ein starker Husten des Windes. Junker Steinmarder nahm Partei für Frau Fledermaus. Weil er aber keine Gründe für die gelehrte Meinung vorbringen konnte, hat er der armen Frau Kanin einfach die Pfote abgebissen und sie dabei noch »verdammtes Luder« tituliert. Genug, die Universität löste sich auf, und auch die Anhängsel verschwanden. Zuerst das Marderkorps aus Mangel an Mitgliedern, dann der akademische Gesangverein, weil Frau Graudrossel und Herr Kuckuck beide zugleich ihr Amt niederlegten. Sie hatten einen Streit über die Terz. Ich weiß nicht, war es die kleine oder die große Terz? Außerdem ist Meister Kuckuck nach dem Süden abgereist, um seine angegriffenen Nerven wiederherzustellen. Der Ruderklub hat eigentlich nie so recht bestanden, weil die Frösche immer in der Kneipe saßen und tranken. Nur der Turnverein existiert noch und blüht sogar. Die beiden Brüder Eichhorn, Karl und Fritz, die an der Spitze stehen, sind wackere Jungen und halten die Sache hoch. Sie waren so klug, den Professor Heuschreck zum Vorsitzenden zu wählen, obwohl er keinen Schweif hat. Das ist der einzige, der den Professortitel beibehalten hat. Wenn man ihm diesen Titel nicht gibt, wird er wütend und springt einem über den Kopf.
Nebenbei bemerkt, Frau Eule ist untröstlich über das Eingehen der Waldhochschule. Sie hat versucht, eine Privat-Abendschule zu gründen, aber weil sie gleich am ersten Abend ein paar Mäuse aufgefressen hat, sind alle ihre Schüler davongelaufen. Jetzt schreibt sie Bücher, eins dicker als das andere. Aber kein Mensch wird sie drucken.
Also, der Turnverein hat sich gehalten, und das nicht allein, er blüht sogar. Auch Meister Grimbart ist eingetreten und war anfangs sehr eifrig. Er brachte es bis zur Bauchwelle. Als er aber merkte, dass er zu viel Fett verlor bei dieser Tätigkeit, da ist er passives Mitglied geworden. Jetzt schaut er bloß zu und macht passende oder unpassende Bemerkungen, wie es so kommt.
Man nennt das Kritik üben.
Ich bin auch Mitglied, aber Ehrenmitglied. Weil ich meine Strickleiter zum Hochsitz so flink hinauf- und hinunterklettern kann, wollten die Brüder Eichhorn mich bereden, ich sollte mich als Seilkünstler ausbilden. Vielleicht brächte ich es noch bis zum Trapez und bis zum Salto mortale. Aber ich bin doch wohl ein bisschen zu alt dazu.
Vorige Woche hatten wir ein Turnfest, das stark besucht war und glänzend verlief. Professor Heuschreck war Sieger im Weitsprung. Er sprang so weit, dass er ganz verschwunden war und man ihn lange suchen musste. Koax junior, der Frosch, der sehr geprahlt hatte, blieb im Springen weit hinter ihm zurück. Aus Ärger sprang er Hals über Kopf in den Teich und tauchte unter.
Meister Specht zeigte sich als Klettermeister; aber Herr Meise und Frau Meise machten ihm den Preis streitig. Sie kletterten sehr flink und geschickt kopfüber und kopfunter an den Baumstämmen herum. Der Sieg blieb unentschieden, weil die Preisrichter, Meister Grimbart und Junker Edelmarder, sich nicht einigen konnten.
Frau Spinne war einzig als Seiltänzerin. Sie ist eine kugelrunde Person; aber sie lief mit der größte Sicherheit über das dünne Seil. Und das nicht allein, sie hängte sich unter das Seil und lief mit dem Kopf nach unten. Einmal glaubten wir, sie fiele herunter.
Alles schrie »Hu!«, aber sie fiel nicht, sondern spann im Handumdrehen ein neues Seil nach unten hin. Dann schaukelte sie sich immer stärker hin und her und ergriff zuletzt einen Zweig des nächsten Baumes. Bei alledem ging ihr Atem nicht schneller, und sie blieb immer kugelrund. Aber hungrig war sie doch geworden. Sie fing eine vorwitzige Fliege, die sich in ihren Fäden verstrickt hatte, und sog sie aus bis auf die Hülse.
Dadurch erregte sie etwas Anstoß, und Frau Hummel brummte stark über diesen Bruch des Waldfriedens. Sie sagte kein Wort, sog ruhig weiter und warf der Frau Hummel zuletzt die leere Fliegenhülse an den Kopf, worauf diese unter Protest das Fest verließ.
Jungfer Reh und Meister Lampe, der Hase, versuchten sich im Wettlauf. Wer gewonnen hat, lässt sich nicht sagen, denn beide entschwanden unseren Augen in der Ferne.
Wir haben sie nicht wiedergesehen.
Großes Gelächter erregte Meister Igel, der auch mitlaufen wollte. Er trappelte mit seinen langen Plattfüßen daher, fiel über einen Zweig, rollte sich zusammen und kugelte vergnügt weiter. Alles wich ihm aus, weil man seine Stacheln fürchtete. Da die beiden anderen Läufer verschwunden waren, hat man ihm den Ehrenkranz aus Efeu zuerkannt. Er trug ihn den ganzen Tag stolz auf seinem struppigen Kopfe.
Ganz außerordentlich waren die Vorführungen in der höheren Gymnastik. Karl und Fritz Eichhorn und der Junker Edelmarder taten ihr Bestes. Sie sausten durch die Wipfel, kletterten, sprangen, flogen mit einer Schnelligkeit, dass man kaum folgen konnte. Die Brüder Eichhorn voraus, der Marder hinterher. Schließlich schien das Spiel ernst zu werden.
Die beiden Eichhorne sprangen vom Baume und krochen unter den Saum meiner Kutte. Junker Marder fletschte nach ihnen die Zähne; aber ich drohte mit dem Knotenstocke, und die ganze Versammlung rief: »Pfui, du Mörder!«
Junker Marder beklagte sich über Verletzung der Spielregeln und zog sich zurück. Darauf kamen die Brüder Eichhorn wieder ans Licht, sie hatten starkes Herzklopfen.
Ein kleiner, fröhlicher Ball beschloss die Feier. Ich wurde vielfach gebeten mitzutanzen, entschuldigte mich aber mit meinem Alter und meinen steifen Beinen. Frau Schnecke meinte, mir ihr könnte ich noch wohl ein Tänzchen wagen.
Ich habe mich aber nicht bereden lassen, denn es passt sich nicht für einen Waldbruder.
Sprit
Gestern Nachmittag habe ich einen Zweikampf ausgefochten in meiner Klause und bin Sieger geblieben. Das muss ich euch erzählen.
Ich war gerade beschäftigt, Kartoffeln auszumachen in meinem Gärtchen, und plagte mich aus Leibeskräften. Die Ernte war reichlich, und ich hatte eben den dritten Korb voll in meine Klause geschafft. Ich warf mit der Forke eine Staude um und suchte die schönen Knollen, die glatt wie Eier aus der trockenen Erde rollten, zusammen, da tönte ein heiseres Stimmchen über den Gartenzaun: »Guten Tag, Waldbruder! So fleißig bei der Arbeit?«
Ich schaute auf und sah, wie ein kleines Kerlchen über den Zaun in meinen Garten hüpfte. Es hatte dünne Glieder, aber ein rundes Bäuchlein wie ein Tönnchen. In dem blassen, spitzen Gesicht leuchtete eine Nase, rot wie ein Karfunkel, und auf dem Kopfe trug es einen sonderbaren Hut. Es war ein Trichter, ein richtiger Trichter. Ich kann nicht sagen, dass der kleine Kerl mir besonders gefiel, aber man muss höflich sein.
»Guten Tag«, sagte ich, »mit wem habe ich die Ehre?«
»Mein Name ist Sprit«, krächzte das Kerlchen.
»Wie beliebt?«, fragte ich, denn ich glaubte nicht recht verstanden zu haben.
»Sprit«, rief er ungeduldig und hob das funkelnde Näschen, »bloß Sprit – weiter nichts als Sprit! Ich denke, das ist doch ein anständiger Name.«
»Nichts für ungut«, sagte ich, »ein bisschen sonderbar klingt er, aber ich will ihn gern gelten lassen.«
Das Kerlchen nickte: »Man muss mich nur gelten lassen, dann bin ich zufrieden. Ach, Waldbruder, ich habe eine Hitze und einen Durst!« Er wischte sich mit einem roten Tüchlein durch den Nacken und fuhr fort: »Habt Ihr nichts zu trinken?«
Mir kam es so vor, als wenn es etwas verdächtig röche.
»Der Bach hier hat sehr gutes, frisches Wasser«, sagte ich – es schnitt eine Grimasse –, »übrigens habe ich auch noch ein Schälchen Milch stehen.«
Es schnitt wieder eine Grimasse und murrte: »Ich bin doch kein Säugling.«
»Nun«, lachte ich, »viel größer seid Ihr gerade nicht, mein lieber Herr!« Da warf es sich in die Brust, dass der Trichter auf dem Kopfe wackelte, und trommelte mit dem Fäustchen auf sein Bäuchlein. »Was gilt es, Waldbruder, Ihr könnt es mit mir nicht aufnehmen. Ich habe schön Stärkere besiegt.« Mir stiegen seltsame Gedanken auf, ob es mit dem kleinen Kerl auch wohl richtig sein möchte.
Da zwinkerte er mir freundlich zu und sagte: »Lasst uns hineingehen, Waldbruder! Die Sonne ist so lästig und macht müde.«
Ich nahm meinen halbgefüllten Kartoffelkorb und lud ihn ein, mir zu folgen. Als wir in der Klause waren, bot ich ihm einen Schemel zum Sitzen, stellte meinen Korb in die Ecke und suchte ein Stück Kreide, das ich in der Lade liegen hatte. Das tat ich zu einem besonderen Zwecke, wie ihr nachher hören werdet.
Das Kerlchen schaute sich um und machte eine Fratze, als es das Kruzifix an der Wand sah.
»Waldbruder«, flüsterte es dann zutraulich, »habt Ihr nichts in der Flasche? Keinen Schluck für einen dürren Hals?«
»Von der Sorte habe ich nichts, Meister Sprit!«, sagte ich kurz.
»Ihr seid ein Tor, Waldbruder«, fuhr er fort, »man muss sich das schwere Leben leichter machen. Es scheint, Ihr habt nicht einmal einen Keller unter Eurer Klause.« Ich schüttelte den Kopf.
»Ich könnte Euch einen schönen, kühlen Keller anlegen lassen durch meine dienstbaren Geister. Ich würde Euch auch die Kunst lehren, feine Tränklein zu brauen. Was macht Ihr zum Beispiel mit den Kartoffeln?«
»Die Kartoffeln«, sagte ich, »bring ich in meine Vorratskammer, dass ich den Winter über zu essen habe.«
Er lächelte spöttisch und flüsterte mit seiner heiseren Stimme: »Sehr brav und klug! Aber es lässt sich noch etwas anderes daraus machen, etwas Feineres. Freilich, wenn Ihr Korn habt, so ist das noch besser. Ach, Waldbruder, Ihr glaubt nicht, was sich alles machen lässt! Wundertränklein kann man brauen aus allem Möglichen. Ich habe eben noch viele schöne, blaue Waldbeeren gesehen, hier ganz in der Nähe. Sammelt Ihr keine Waldbeeren?«
»Gewiss«, sagte ich, »sie schmecken gut zur Milch. Ich mache mir auch ein paar Töpfe voll ein mit Zucker. Die halten sich gut und geben ein treffliches Mus.«
Er trommelte mit den dünnen Fingern auf seinem runden Bäuchlein. »Das ist nicht das Richtige, Waldbruder! Das ist gut für Kinder und alte Frauen, aber ein Mann verlangt stärkeren Stoff. Oh, ich könnte Euch eine feine Kunst lehren! Auch aus Wurzeln lassen sich herrliche Tränklein brauen, Enzianwurzeln sind gut.«
Ich hatte die Sache längst klar und verlor allmählich die Geduld.
»Was?«, rief ich, »soll man die guten Gaben des lieben Herrgottes verderben und Gift daraus brauen?«
»Gift?«, schrie er laut und die dünnen Ärmchen hoch auf, »sagt lieber Arznei, Heiltränklein, Sorgenbrecher und Freudenbringer! Wollt Ihr nicht mal die Probe machen, Waldbruder? Ich könnte Euch ein Schlücklein anbieten, das Euch wie feuriger Lebenssaft durch den Leib rinnt. Probiert es einmal.« Aber ich hütete mich wohl und wehrte mit beiden Händen ab. »Ihr seid ein Dummkopf«, sagte er verdrießlich und schob den Trichter in den Nacken. Die kleine Nase funkelte immer röter. Dann sprang er auf: »Ich sehe, mit Euch ist nichts zu machen.«
Damit wollte er zur Tür. Ich war schneller, und ehe er hinausflitzen konnte, hatte ich mit der Kreide ein weißes Kreuz auf die Tür gezeichnet. Er wich zurück, dass der Schemel umfiel.
»Was soll das?«, krächzte er, »warum wollt Ihr mich nicht fortlassen?« Ich musste herzlich lachen über seine Angst.
»Du dummer Schnapsteufel«, sagte ich, »ich hab dich längst erkannt, wenn du auch meinst, ich sei ein Dummkopf.« Er trippelte in der Klause hin und her und schimpfte wie ein Rohrspatz.
»Warte«, fuhr ich fort, »mir fällt ein, dass ich doch etwas in der Flasche habe, das sollst du mal schmecken.«
Misstrauisch sah er zu, als ich meine Flasche mit Weihwasser vom Schrank herunterlangte. Nun hättet ihr den Spektakel sehen sollen, als ich ihm die geweihten Tropfen auf den Leib spritzte mit voller Hand. Es sprühte und knatterte, wie wenn man Öl ins Feuer spritzt.
Er sprang und hüpfte und drehte sich wie ein Kreisel. Blaue Flämmchen schlugen aus allen Nähten, und er brüllte mörderlich. Plötzlich gab es einen starken Knall und einen starken Gestank. Ich riss schnell die Tür auf, damit er mir die Klause nicht auseinandersprenge. Wie ein Schuss Pulver fuhr er zur Tür hinaus.
Herr Storch
Es hat sich ein neuer Gast bei mir eingefunden. Er will den Winter über bei mir bleiben, und ich hoffe, dass er mir die langen Abende kurzweilig vertreiben wird. Ich denke, dass ich auch viel von ihm lernen kann, denn er ist ein weitgereister Mann und ein richtiger Philosoph. Er nennt sich Storch, hat lange Beine und einen fast ebenso langen Schnabel. Seine Brüder sind alle nach Ägypten gereist und gehen dort am Nil spazieren zwischen den Krokodilen. Das ist nun eine schöne Errungenschaft für meine Einsamkeit, und ich bin folgendermaßen dazu gekommen.
Als ich gestern Abend über die Waldwiese ging, sah ich Herrn Storch im Graben stehen. Ich weiß nicht, ob er mit seinem langen Schnabel bloß das Wasser messen wollte oder ob er nach Fröschen suchte. Als er mich erblickte, hob er die Flügel, hüpfte dreimal mit seinen Stelzbeinen und wollte aufsteigen, aber es gelang ihm nicht. Traurig ließ er sich nieder, drehte sich nach mir um und klapperte warnend mit dem Schnabel.
»Guter Herr Storch«, rief ich, »kennt Ihr den Waldbruder nicht? Ich tue Euch sicher nichts zuleide.«
»Ich möchte es Euch auch geraten haben«, sagte er in ernstem Tone, »Ihr seht, mein Schnabel ist viel länger als der Eure, und da würdet Ihr den Kürzeren ziehen.«
Er ließ mich ruhig herankommen, und bald waren wir die besten Freunde. Da erzählte er mir nun, wie ein böser Mann auf ihn geschossen habe, als er mit seinen Brüdern auf einem Hausdache saß und über die Reise nach Ägypten beratschlagte. Er hatte gerade noch fortfliegen können bis in die weite Wiese. Seine Brüder hätten ihm angeboten, dass sie ihn töten wollten mit ihren Schnäbeln, damit er nicht lange leiden und elend umkommen müsse. Auf diesen Liebesdienst hatte er jedoch verzichtet.
»Denn«, sagte er, »ein Philosoph muss sein Schicksal tapfer ertragen und sich durchs Leben schlagen, so gut es geht. Aber bitter ist es doch, Waldbruder!«
Ich hatte herzlich Mitleid mit ihm und lud ihn ein, bei mir Wohnung zu nehmen und den Winter zu verbringen.

»Habt Ihr ein Gewehr?«, fragte er. Ich beteuerte, dass ich keins hätte. »Gibt es Frösche bei Euch?«, fragte er weiter. Ich sagte, der Unkenteich, der gar nicht weit von meiner Klause liege, sei voll davon. Freilich würde er im Winter wohl zufrieren.
»Habt Ihr einen Garten, und gibt es da Maulwürfe?«
»Mehr als mir lieb ist«, antwortete ich.
»Nun, ich würde schon für Ordnung sorgen«, sagte er, offenbar befriedigt durch meine Auskunft.
»Wie steht es mit Mäusen?« erkundigte er sich noch. Als ich versicherte, er gäbe Mäuse von allen Sorten, klapperte er fröhlich mit dem Schnabel und sagte dann mit einer höflichen Verbeugung: »Waldbruder, ich nehme die freundliche Einladung an und ziehe zu Euch. Ihr seid ein Ehrenmann trotz des kurzen Schnabels, den Ihr habt.«
Seite an Seite schritten wir zu meiner Klause, und Herr Storch hob seine Beine sehr hoch und setzte sie ungemein gravitätisch. Man sah schon von Weitem, dass er ein vornehmer Mann war.
Als wir den Waldweg entlangkamen, erregten wir allgemeines Aufsehen. Frau Amsel erhob ein Zetergeschrei, und Meister Häher verbreitete die Neuigkeit durch den ganzen Wald. Bald hatten wir eine ganze Schar von Waldvolk hinter uns. Es war ein gewaltiger Lärm.
»Was will der Langbein im Wald? Der gehört nicht hierher! Der stört uns den Frieden!« So ging es von allen Seiten durcheinander.
Herr Storch blieb stehen und klapperte drohend mit dem Schnabel, aber das wurde der Lärm noch ärger. Ich hielt nun eine kurze Rede an das Volk und suchte die aufgeregten Gemüter zu beruhigen.
Als ich von dem Gewehrschuss erzählte, wurde das Mitleid rege, und man hörte auf allen Seiten: »Ach, der arme Kerl! So eine Gemeinheit von den Menschen!« Ich versicherte, es würde ihnen von dem neuen Ankömmling kein Leid geschehen; wer sich aber etwa zu beklagen habe, der solle sich nur an mich wenden. Da beruhigte man sich.
Frau Eule, die aus ihrem hohen Weidenbaume schaute, grüßte sogar ganz freundlich und sagte: »Wenn der Herr mal Langweile hat, hier ist meine Wohnung, und er soll mir willkommen sein. Das übrige Gepöbel hier hat keine Bildung.« Da schimpften sie alle über Frau Eule.
Wir traten in meine Klause. In demselben Augenblick huschten meine weißen Mäuslein in ihre Löcher.
»Habt Ihr viele von der Sorte?«, fragte Herr Storch und schaute ihnen interessiert nach. Ich band ihm heilig auf die Seele, dass er den weißen Mäuslein kein Härchen krümmen dürfe, wenn er mein Freund bleiben wolle.
Er machte eine höfliche Verneigung und bemerkte: »Es gibt ja auch graue Mäuse genug.« Da kam auch Putzi, der junge Fuchs, aus einer Ecke und schaute den fremden Gast verwundert an. Dieser nahm nicht viel Notiz von ihm. Ich rührte mir einen Kartoffelbrei mit Äpfeln zurecht und fragte, ob er mitessen wolle.
»Vielleicht ein andermal«, sagte er, »will nur noch eben ins Gärtchen schauen.« Als ich noch am Speisen war, kam er wieder herein und sagte: »Ich bin so frei und bringe mir mein Abendessen selbst mit.« Er trug einen Maulwurf im Schnabel, legte den Kopf in den Nacken und würgte ihn heil herunter.
»Für heute genügt’s«, sagte er mit philosophischer Ruhe, pflanzte sich bequem in eine Ecke, zog ein Bein in die Höhe und sagte: »Nun wollen wir als verständige Männer in Ruhe miteinander plaudern.«
Das Plauderstündchen war äußerst interessant. Was so ein weitgereister Mann nicht alles erzählen kann! Putzi sperrte Maul und Ohren auf. Von dem großen Meere sprach Herr Storch und von der weiten Wüste, vom Nil und von seinem Schlamm, von Krokodilen und Flusspferden und roten Flamingos.
»Das sind feine Herren«, sagte er, »tragen rosarote Fräcke und haben sehr gute Manieren; ich habe einen intimen Freund unter ihnen, der sicher bedauern wird, dass ich dies Jahr nicht komme.«
Ich fragte ihn nach den Pyramiden, und er konnte sie alle aufzählen, auf einigen hatte er schon oben draufgesessen. Von Zeit zu Zeit steckten die weißen Mäuslein ihre rosigen Schnäuzchen aus den Löchern; sie horchten voller Neugier, aber sie wagten sich nicht heraus. Als es Zeit zum Schlafen war, sagte Herr Storch, er wolle lieber auf dem Dache der Klause schlafen. Es sei nicht hoch, da hinauf komme er schon noch.
Am nächsten Morgen weckte mich sein lustiges Klappern. Nachdem er mich höflich begrüßt hatte, erzählte er mir, Frau Eule sei noch gestern Abend zu ihm gekommen und habe mit ihm geplaudert. Sie habe ihn gefragt, was er lieber speise, Mäuse oder Frösche.
»Ich sagte Frösche«, fuhr er fort, und da schien sie recht zufrieden zu sein. Sie machte den Vorschlag, wir wollten uns die Sache so einteilen, dass wir gemeinsame Jagd machten zu Wasser und zu Lande. Die Landbeute solle ihr zufallen und die Wasserbeute mir. »Ich glaube«, er zwinkerte schalkhaft mit den Augen, »die alte Frau sieht nicht gut mehr und haut oft daneben. Da kann sie einen rüstigen Jagdgehilfen wohl gebrauchen.«
Dabei lachte er ganz spitzbübisch, indem er tüchtig mit dem Schnabel klapperte.
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