Kitabı oku: «In der Waldklause - Märchen für kleine und große Kinder bis zu 80 Jahre und darüber», sayfa 9
Wissenschaft im Walde
Ihr werdet sicher gespannt sein auf die weitere Entwicklung unserer Waldhochschule. Das Ding ist am Rollen. Aber es waren doch noch manche Schwierigkeiten zu überwinden. Ich hatte viel zu tun, um zwischen den verschiedenen Richtungen zu vermitteln. Die ersten Sitzungen der Kommissionen verliefen etwas stürmisch. Frau Eule hat sich stark auf die reine Wissenschaft verbissen, und Meister Grimbart stimmt ihr bei. Die beiden sind dicke Freunde geworden und wollen ein sehr gelehrtes Lexikon herausgeben, worin sämtliche Dialekte des Waldes verzeichnet stehen, sogar die stumme Fischsprache.
Krax junior spricht immer von Leibesübungen und studentischen Verbindungen und akademischer Freiheit und führt ein großes Wort mit seinem breiten Maule. Er hat bereits einen Ruderklub gegründet, und wie man hört, feiern die Frösche jeden Abend einen Kommers im Unkenteiche. »Saufgelage« nennt es Frau Eule. Die Frösche haben sich ein Kommersbuch angeschafft und brüllen alle möglichen Studentenlieder und trinken sehr viel dazu – zum Glück bloß Wasser.
Die Eichhörnchen haben einen Turnverein gegründet unter dem Namen »Gutsprung«. Die Junker Marder sollen mit dem Gedanken umgehen, ein Korps zu stiften, und suchen einen passenden Paukboden für die Mensur. All dies bezeichnet Frau Eule als »Auswüchse«. Sie hat diesen Ausdruck aber auf meine Veranlassung zurückgenommen; andernfalls wollte Krax junior aus der Kommission austreten.
Endlich kam doch eine Verständigung zustande. Für die Statuten wurde eine Unterkommission ernannt, Frau Eule und ich. Wir wollen uns die Sache reiflich überlegen und gründlich ausarbeiten. Sodann wurde ich als Rektor erwählt, was ich ja schon berichtet habe.
Zugleich muss ich die theologischen Vorlesungen übernehmen; ich halte ein Kolleg über die Tier-, Vogel- und Pflanzenwelt im Alten und Neuen Testamente mit besonderer Berücksichtigung des Waldes. Meister Grimbart, der eigentlich die philosophische Abteilung übernimmt, will nebenbei auch die Theologie unterstützen. Er liest über ein asketisches Thema, nämlich über die gründliche Anfettung als Voraussetzung eines langandauernden Fastens während des Winterschlafes.
Frau Schnecke hat sich erhoben, ein philosophisches Thema behandeln, nämlich das höhere und das niedere Seelenleben der Kriechtiere. Frau Eule vertritt ganz allein die Rechtsgelehrsamkeit. Sie hält Vorlesungen über Rechtsgeschichte und Rechtsphilosophie, über den Zivil- und Strafprozess und stellt praktische Übungen an im Lesen der Pandekten.
Die medizinische Abteilung ist nicht übel vertreten durch Junker Edelmarder. Er verlangt aber für seine chirurgischen und anatomischen Übungen jede Woche ein Versuchskaninchen. Das scheint uns etwas viel zu sein, und ich bin überhaupt dagegen. Sein Kollege, Junker Steinmarder, verlangt bloß wöchentlich eine Maus. Er will über innere Krankheiten lesen, mit besonderer Berücksichtigung der Bakteriologie.
Meister Lampe, der Hase, will ein Kolleg halten über höhere Mathematik, Frau Fledermaus über Sternkunde und Krax junior über die neuere Atomlehre. Wir wissen aber nicht recht, ob diese drei die nötigen Lehrbefähigungen besitzen. Die anderen Fächer sind noch nicht besetzt, aber wir dachten, wir könnten schon den Anfang machen. Das Weitere würde sich schon finden.
Nun ist der wissenschaftliche Betrieb in vollem Gange. Gehälter werden nicht gezahlt; jeder muss sich selbst suchen, was er braucht, wie das im Walde immer so gewesen ist.
Zunächst haben sich sämtliche Hochschullehrer eine Brille angeschafft und sehen nun sehr gelehrt aus. Zur Eröffnung der Waldhochschule wurde ein feierlicher Akt abgehalten, bei dem ich als Rektor eine Programmrede vom Stapel lassen musste. Frau Graudrossel hatte in der Eile einen akademischen Gesangchor zusammengestellt, der seine Sache recht gut machte. Nur Meister Kuckuck behauptete, eine Terz sei etwas zu tief genommen worden. Dann trug Jungfer Reh ein selbstverfasstes, sehr gefühlvolles Gedicht vor, blieb aber leider mitten darin stecken, weil sie in ihrer Schüchternheit Herzklopfen bekam.
Im Allgemeinen sind die Vorlesungen gut besucht. Nur im Kolleg von Frau Eule ist es leer. Sie spricht entsetzlich langweilig und blättert immer in den Gesetzbüchern, weil sie die richtigen Paragrafen nicht finden kann. Ich glaube, es gibt auch viel zu viele Paragrafen.
Die medizinischen Vorlesungen fallen aus, weil weder die Kaninchen noch die Mäuse sich zur Verfügung stellen wollen.
Die beiden Junker Marder haben richtig ein Korps gegründet. Sie tragen weiße Stürmer, und man muss sich in Acht nehmen, sonst wird man von ihnen angerempelt. Auch ist zu beklagen, dass die Frösche vielfach das Kolleg schwänzen; sie kommersieren zu viel und schlafen dann den halben Tag.
Frau Eule liest allerdings immer des Abends in der Dämmerung, weil sie dann am besten sehen kann. Aber dann kommen die Frösche auch nicht, weil sie beim Dämmerschoppen sitzen.
Dem Meister Lampe ist die Lehrbefugnis für Mathematik aberkannt worden, weil er steif behauptete, zwei mal zwei sei fünf, ohne es beweisen zu können.
Im Übrigen geht alles flott und glatt. Frau Häsin besucht sehr fleißig das Kolleg von Meister Grimbart über die Anfettung, wie man sieht, mit bestem Erfolge. Nur plagt sie den Professor in jeder Stunde mit der Frage der besten Zubereitung des Winterkohls.
Wie man hört, will der Studiosus Karl Eichhorn junior seinen Doktor machen. Er hat eine Arbeit eingereicht mit dem Titel »Über den richtigen Absprung zum Weitsprung und über die Verwendung des Schweifes als Fallschirm beim Gleitsprung«. Sein Bruder, Fritz Eichhorn, tritt ihm entgegen mit der Behauptung, der Schweif sei mehr als Steuer zu benutzen und habe als Fallschirm weniger Bedeutung. Er arbeitet an seiner Gegenschrift mit dem Titel »Über die waagerechte Beinspreizung als Fallschirm unter Berücksichtigung der Schweifsteuerung«.
Professor Heuschreck soll als Sachverständiger über die Streitfrage entscheiden. Da er selbst über keinen Schweif verfügt, will er ein Gutachten von Frau Elster und Fräulein Buchstelze anfordern. Diese beiden gelehrten Damen haben sich aber in einem Disput stark veruneinigt und dabei heftig mit den Schwänzen gewippt. Zuletzt gerieten sie sich in die Haare, das heißt in die Federn. Bei alledem ist es zweifelhaft, ob die Streitfrage entschieden werden kann.
Ihr seht, die Wissenschaft ist nicht so leicht. Man hat einen schweren Stand, wenn man Universitätsrektor und Magnifizenz ist wie euer Waldbruder.
Der Rundreisefahrschein
Es geht toll her in unserem Walde mit dem Wissenschaftsbetrieb. Wenn ich gewusst hätte, was für Scherereien man hat mit einer Waldhochschule, dann hätte ich mich gar nicht darauf eingelassen.
Als Rektor soll man für alles aufkommen. Frau Eule, die gar keine Zuhörer mehr hat bei ihren Vorlesungen, hat sich auf das Schreiben verlegt. Neulich brachte sie mir eine umfangreiche Handschrift. Es war ein ganzer Ballen und so schwer, dass sie ihn selbst nicht tragen konnte. Meister Grimbart hatte das gelehrte Werk auf seinen Rücken genommen und schwitzte sehr. Es ist der Entwurf eines neuen Strafgesetzbuches für Waldstaaten. Ich soll eine Vorrede dazu schreiben und auch einen Verleger ausfindig machen, der es drucken will.
Dann plagt mich auch Jungfer Reh mit ihren Waldliedern, die Gedichte sind sehr gefühlvoll, wenn die Rechtschreibung und die Satzlehre auch nur mangelhaft beachtet sind. Aber die Verse sind so furchtbar lang, dass man die Versfüße gar nicht zählen kann; es sind richtige Tausendfüßler.
Um mich dieser Belästigung zu entziehen, habe ich mir ein gutes Mittel ersonnen. Ganz still und heimlich habe ich mir einen Hochsitz erbaut in dem Wipfel der dicksten und höchsten Eiche. Aus kräftigen Brettern habe ich den Sitz zusammengezimmert, mit bequemen Armlehnen daneben. Der Weidenhofbauer hat mir Hanf gegeben, und daraus habe ich eine Strickleiter geflochten, um heraufzuklettern. Da sitze ich in stillen Stunden in luftiger, grüner Höhe. Wenn der Wind geht, ist es wie eine Wiege oder wie ein Schiff. Ich schaue über die Gipfel wie über ein grünes Meer.
Die Brüder Eichhorn haben mein Lufthäuschen entdeckt und besuchen mich zuweilen; sie wollen es aber nicht verraten. Nur reden sie mir immer zu, ich solle von oben her den Gleitsprung versuchen. Sie machen es mir zuweilen vor, ich mache es ihnen aber nicht nach, denn meine Knochen sind mir zu lieb.
Auch General Bussard hat mich schon besucht in meiner Höhe. Er meinte erst, es habe sich ein Vetter von ihm dort angesiedelt, und machte ein böses Gesicht. Als er den Waldbruder erkannte, war er zufrieden, weil ich keine Mäuse esse. Er sagt, die Mäuse seien etwas rar dieses Jahr.
Als ich gestern Mittag bei ganz ruhiger Luft auf meinem Hochsitze saß und träumte, bemerkte ich, dass ein weißes Sommerwölkchen unbeweglich über mir stand. Es ging nicht von der Stelle und schaute mich an in seinem feinen, weißen Kleidchen.
»Grüß Gott, kleines Fräulein«, rief ich hinauf, »wohin willst du?« Wolken und Sterne muss man duzen, sie wohnen nahe beim lieben Gott, und im Himmel duzt sich alles.
Das weiße Wölkchen lächelte leise und reichte mir mit der zarten Kinderhand einen Zettel herunter. Es war ein Fahrschein, und viele, viele Stationen standen darauf verzeichnet. Ich konnte so schnell gar nicht alle lesen, aber so viel sah ich wohl, dass es eine Rundreise war von Meer zu Meer.
»Eine so weite Reise willst du machen?«, fragte ich erstaunt, »und bist du denn nicht bange?«
»Keineswegs«, sagte die Kleine, »der mir die Fahrkarte ausgestellt hat, wird mich auch führen.«
Ich bat das Wolkenjüngferlein, mir etwas von seinen Fahrten zu erzählen. Es war gern dazu bereit, denn es machte gerade eine Ruhepause. »Bruder Wind ist schlafengegangen«, sagte es, »und so haben wir etwas Zeit zum Plaudern. Ach, Waldbruder, es gibt nichts Schöneres als das Reisen. Ich komme aus der Nordsee und habe wochenlang ein vergnügtes Leben geführt, getanzt bei Tag und Nacht. Da kam Mutter Sonne und sagte: Kind, du musst reisen! Dann webte sie mir mit ihren goldenen Fingern ein weißes Kleidchen und zwei leichte Flügel, übergab mir den Fahrschein und sagte: Da steht alles drauf, der Herrgott selbst hat den Schein gestempelt, und nun Glück auf die Fahrt! Jubelnd schwang ich mich empor, und der Wind trug mich mit starken Armen fort.
So ging es über die fetten Weiden des Marschlandes, wo die schweren Kühe grasten und die Holländer mit großen Holzschuhen umhertrampelten; das war lustig. Über viele Dörfer und Städte bin ich gezogen und habe in manchen Schornstein geguckt. Die Hähne auf den Kirchtürmen schauten mir erstaunt nach und wären gern mitgeflogen, aber sie saßen fest. Ich habe sie ausgelacht.
Da sah ich den Rhein mächtig und breit dahinziehen und sah viele qualmende Schornsteine. Ich bin schnell weitergeflogen, denn ich wollte mir mein weißes Kleid nicht rußig machen. Nun bin ich aber über deinem großen Walde und atme ordentlich auf. Er gefällt mir wohl, und es riecht auch so gut hier, aber bleiben darf ich nicht.«
»Wohin geht es denn weiter?«, fragte ich.
»Über das weite, deutsche Land«, sagte das Sommerwölkchen, »ach, das ist schön, mit seinen grünen Bergen und goldenen Feldern und silbernen Flüssen und roten Städtchen! Dann kommen die hohen Alpen. Die solltest du sehen, Waldbruder! Wir ein gewaltiger Marmordom ragt das Hochgebirge in die blaue Luft. Ich war schon einmal dort und freue mich, wieder hinzukommen. Aber kalt ist es dort oben, da werde ich zu Schnee und muss dort eine ganze Weile rasten auf dem höchsten Gipfel, von dem man die weite Welt überschaut.«
»Da wäre ich nicht so gern dabei«, meinte ich, »jedenfalls würde ich mir warme Wollsocken anziehen.«
»Es kommt bloß auf die Gewohnheit an«, lachte das Wölkchen, »den ganzen Winter darf ich dort oben wohnen und sehe die stolzen Adler kreisen und höre die Murmeltiere pfeifen. Im Frühjahr aber mache ich eine Rutschpartie. Heißa, dann geht es mit einer Lawine donnernd zum Tal, das ist ein herrlicher Sport, noch ganz anders als Skilaufen und Telemarkensprung. Ich will mich aber in Acht nehmen, dass ich keine Häuser und Almhütten umreiße. Dann schmelze ich in der Frühjahrssonne, und nun kommt die unterirdische Reise. Ich dringe tief in die dunklen Gründe der Erde und betrachte ihr verborgenen Geheimnisse, das harte Gestein und das schimmernde Erz. Zuletzt komme ich dann in einer Quelle wieder ans Licht. Ach, man freut sich so sehr, wenn man die Sonne wiedersieht!«
»Das kann ich mir denken«, sagte ich, »und da wäre ich auch gern dabei.«
»Du?«, lachte das Sommerwölkchen, »du würdest alle Knochen zerbrechen, denn das geht nicht so langsam und bedächtig, sondern mit allem Mutwillen. Ich springe und schäume von Fels zu Fels und stürze mich turmhoch hinunter. Purzelbäume schlage ich ohne Zahl, und nebenbei gebe ich den Alpenrosen und dem Edelweiß etwas zu trinken.
Der Tessin führt mich dann in den schönen Lago Maggiore. Da stehen die alten Kastanienwälder. Da sind die Städtchen nicht rot wie in Deutschland, sondern weiß. Da glühen die Orangen im dunklen Laub, und die Sonne! Die Sonne ist dort herrlich und der blaue Himmel unvergleichlich. In dem schönen See will ich nach Herzenslust tanzen und will mir auch die wunderbaren Borromäischen Inseln ansehen. Was da für Blumen blühen, kannst du dir gar nicht denken.«
»Bleibst du denn dort?«, fragte ich.
»Bewahre!«, rief das Wölkchen, »bleiben darf ich nirgends. Ich wandere in die blaue Adria und dann nach Süden weiter. Auswendig weiß ich nicht alles, aber es steht auf meinem Fahrschein. Ich komme durch die Meerenge von Gibraltar und soll im Golf von Biskaya einen Seesturm mitmachen. Da will ich aber den großen Wogen tüchtig brüllen helfen. Als Nebel besuche ich die große Stadt London und plage die zähen Engländer ein bisschen. Vielleicht muss ich noch zum Nordpol hinauf, wo die Eisbären hausen. Doch da ist Bruder Wind wach geworden, nun geht’s weiter. Lebe wohl, Waldbruder!«
Das Laub am Baume fing an zu säuseln und zu rauschen. Schnell spannte das Wölkchen die Flügel auf wie weiße Segel, und leicht wie eine Feder flog es davon.
In der
Waldklause
Erlebnisse des Waldbruders im ersten Jahre
Herbst
Drei Gedichte
Der Färbermeister
Turnfest
Sprit
Herr Storch
Rübezahl
Die Wilde Jagd
Zwergenhochzeit
Vater Sturm
Herbst
Herbst, du bist der rechte Mann!
Dass man gut spazieren kann,
Gehst du sacht mit leichten Schritten;
Färbst den Wald mit goldnem Schein,
Webst Marienfäden ein,
Und das Laub, das hingeglitten,
Gibst du als ein Winterbett
All den Würzlein, fein und nett.
Ach, wie bist du wohlgelitten!
Aber lass den Sturm zu Haus,
Sausebraus, sonst reiß ich aus
Und verkriech mich in die Klaus!
Herr Herbst hat eine offene Hand
Und streut die Früchte übers Land.
Wir sammeln seine guten Gaben,
damit wir was zu knuspern haben.
Und zieht der bunte Herbst ins Land,
Dann gilt es sammeln allerhand;
Bucheckern, Nüsse, haufenweise,
das gibt mir fette Winterspeise.
Der Färbermeister
Heute sollt ihr einen Augenschmaus haben. Kommt, wir steigen diese Anhöhe hinan. Oben öffnet sich eine freie Aussicht, und da habt ihr den Wald vor euch zu Füßen und könnt darüber hinwegschauen. Nun seht einmal das Farbenspiel in Grün, Gelb und Rot und dazwischen die schwarzen Tannen! Der Wald ist niemals schöner als im Herbst. Frau Sonne schaut durch die weißen Wolken und gibt uns die rechte Beleuchtung. Dann wird alles noch einmal so bunt.
Habt ihr es schon gewusst, dass Herr Herbst ein Färbemeister ist? Der Frühling ist von Beruf Gärtner, er pflanzt all die schönen Blumen. Der Sommer ist Koch, er kocht die Früchte reif mit süßen Säften und braucht keine Töpfe und kein Feuer. Frau Sonne geht ihm zur Hand mit ihren warmen Strahlen. Der Gärtner Frühling trägt einen bunten, kurzen Kittel und der Sommer einen schneeweißen, leichten Anzug, wie es für einen Koch passt. Auch eine weiße Mütze, die sehr proper aussieht. Aber der Herbst, das ist ein Mann!
Dieser Tage bin ich ihm begegnet, als ich gerade auszog, um Bucheckern zu sammeln. Frau Eichhörnchen hatte mir eine dicke, runde Buche bezeichnet, die besonders reichlich Frucht trägt.
Wie ich so den Waldweg entlangwandelte und ein Liedchen vor mich hin summte, stieg mir ein sonderbarer brenzliger Geruch in die Nase. Ich blieb stehen und schnüffelte in die Luft und brummte: »Wenn das nicht Rauch von Kartoffelkraut ist, dann will ich kein Waldbruder sein.« Da kam ein behäbiger Mann im Färberkittel mit allerlei Töpfen und vielen Pinseln, kurzen und langen, um eine Webbiegung und rief schon von Weitem: »Gut, dass ich Euch treffe, Waldbruder! Ihr könnt mir die Töpfe tragen. Ich bin schrecklich beladen und habe ungeheuer viel Arbeit zu tun.« Er sprach etwas undeutlich durch die Zähne, denn er hielt eine kurze Pfeife im Munde.
»Na«, sagte ich, »wo wollt Ihr denn hin, Meister Färber? Hier im Walde gibt es doch nichts anzustreichen.« Er stellte seine Töpfe auf den Boden und stopfte seine Pfeife. Er tat wirklich trockenes Kartoffelkraut hinein.
»Ich rieche es so gern«, schmunzelte er vergnügt, »ich bin nämlich der Herbst. Nichts anzustreichen im Walde? Da sollt Ihr Euch wundern. Hier, nehmt den großen Topf mit Gelb in die rechte Hand. Gelb brauche ich am meisten. In die linke nehmt den Topf mit Braun, der ist auch ziemlich schwer. Den Topf mit Rot hänge ich mir vorn ins Knopfloch, der ist leicht. Die anderen Töpfchen mit den Mischfarben hänge ich mir der Reihe nach vor den Leib in meinen Gürtel. So, nun kann es losgehen.«
Damit tauchte er seinen Pinsel in Gelb und fuhr über den Feldahorn. Sogleich leuchtete er wie eitel Gold. Dann fuhr er über die Eichen her mit Braun und spritzte etwas Rot auf die Brombeerblätter. Als wir zu den Buchen kamen, fasste er den längsten Pinsel mit beiden Händen und wischte und tupfte und spritzte und sprühte mit allen möglichen Farben. Ich hätte gar nicht gedacht, dass der behäbige Mann so flink sein könnte. Und dabei schwätzte er in einem fort und lachte dazwischen und paffte, dass der blaue Rauch lustig durch den bunten Wald wirbelte. Das graue Spitzbärtchen zuckte munter auf und ab, und seine gesunden roten Backen glänzten ordentlich vor Vergnügen.
»Waldbruder«, sagte er, »weil Ihr ein so guter Mann seid und mir so wacker helft, will ich Euch ein Pläsier machen. Ihr habt wilden Wein an Eurer Klause, der soll leuchten wie Purpur. Ich will mit der Farbe nicht sparen. Und die Dornsträucher daneben will ich Euch vergolden, dass es eine Pracht ist. Wenn Ihr wünscht, mache ich Euch auch einige bunte Tupfen auf Eure braune Kutte.«
Ich bedankte mich und sagte: »Die Kutte wollen wir lieber so lassen, wie sie ist, sonst lacht das ganze Waldgesindel mich aus.«
»Auch gut«, lachte er, »Braun ist eine schöne Farbe, ich mag sie gern leiden. Nur Grün kann ich nicht ausstehen.«
Ich meinte, dann würden wir noch viel Arbeit haben mit den Tannen, denn die wären alle noch grün.
Da zog er ein etwas verdrießliches Gesicht und brummte: »Über die Tannen ärgere ich mich jedes Jahr. Aber ich darf ihnen mit meinem Pinsel nicht nahekommen. Wisset, das liebe Christkind hat es mir verboten, es will zu Weihnachten einen grünen Baum haben. Ich habe mich untertänigst erboten, die Tanne so bunt zu malen wie einen Regenbogen, aber es wollte nichts davon wissen. Nun gut, die Menschen hängen schon allerlei bunten Flitter hinein in den Christbaum.«
Es fing an zu dunkeln, und der Herr Färbermeister machte Feierabend. Er spritzte seine Pinsel aus, dass die gelben und roten Tropfen nur so herumsprühten. All das kleine Kraut haschte danach und rief: »Mir auch! Mir auch!« Und wer einen farbigen Tupfer erwischt hatte, war ganz stolz.
»Aber«, sagte ich, »gehen wir denn nicht ins Feld?«
Er schüttelte mit dem Kopf: »Nein, da steht die junge Saat, die darf ich nicht anrühren. Aber ich gehe noch eben durch den Obstgarten und mache den Birnen ein gelbes Gesicht und den Äpfeln eine rote Backe. Hier habe ich auch noch ein kleines Töpfchen mit Blau, damit will ich die Schlehen noch flink anmalen. Geht nur schon in Eure Klause, Waldbruder, und macht Feuer an. Es wird kühl am Abend. Ich komme gleich nach, und dann setzen wir uns gemütlich zusammen und braten Kartoffeln in der heißen Asche. Weil Ihr mir so fleißig geholfen habt, bringe ich Euch auch eine süße Weintraube mit. Ich weiß wohl, Ihr seid ein Leckermaul, wenn Ihr es auch nicht wahrhaben wollt. Also bis gleich!«
Damit trippelte er flink weiter, und ich ging heim. Was wir uns dann später am Feuer erzählt haben, das waren lange Geschichten, und davon berichtet euer Waldbruder euch vielleicht ein andermal.
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