Kitabı oku: «Reiten nur mit Sitzhilfe», sayfa 4
Beine: Federn und Pendel
Die anatomische Konstruktion der Pferdebeine minimiert die Energiekosten der Fortbewegung: Die Energie wird durch Pendeloder Federmechanismen zurückgewonnen, während die Körpermasse wie auf Rollen läuft.
Die Idealisierung der Pferdebeine als reine Sprungfedern entspricht nicht ganz ihrer wirklichen Funktion. Die Beine von Pferden (und anderen Lauftieren) können zwei unterschiedliche biomechanische Funktionen ausüben – als Federn oder als Pendel (Biewener, 2006). Beide Mechanismen helfen dabei, die Energiekosten der Fortbewegung zu senken (Abb. S. 33 oben).
Damit stellt sich die Frage, wie ein und dasselbe Bein einmal als Stütze und im nächsten Augenblick als Sprungfeder wirken kann. Als starre Stütze wirkt ein Bein, wenn sich die Gelenkwinkel unter Belastung nicht ändern. Dies funktioniert am stabilsten, wenn die langen Knochen bereits im Ruhezustand in den Gelenken senkrecht übereinander ausgerichtet sind. Eine solche Konfiguration sehen wir in der Vorhand des Pferdes im Abschnitt Unterarm, Karpalgelenk und Röhrbein (Abb. hier unten).
Für die Rolle als Sprungfeder sind zwei Mechanismen verantwortlich. Zum einen können lange Knochen im Winkel zueinander über elastische Sehnen verspannt sein, sodass sie unter Belastung tatsächlich wie eine mechanische Feder wirken. Diese Konfiguration sehen wir sowohl an der Hinterhand (wo Oberschenkel, Unterschenkel, Röhrbein und Fesselbein eine solche mechanische Federung bilden) als auch an der Vorhand (hier ist eine solche Federung zwischen Röhrbein und Fesselbein und zwischen Ellenbogengelenk und Schulterblatt verwirklicht (McGuigan & Wilson, 2003). Wird die Federung durch Änderung des Gelenkwinkels über reine Sehnenspannung erzeugt, so erfordert sie keine Energie. Besonders im oberen Teil der Pferdebeine sind jedoch auch Muskeln an der Federung beteiligt. Ab S. 51 wird davon noch ausführlicher die Rede sein.
Vor allem in Gangarten mit „Flugphase“, bei denen sich die gesamte Körpermasse zeitweise in der Luft befindet, wirken die Beine tatsächlich in erster Linie als Sprungfedern, die bei der Landung unter der Körpermasse komprimiert werden. Die kinetische Energie der Bewegung und die potenzielle Energie der Körpermasse wirken also zusammen, um einen Federmechanismus zu spannen, der sich anschließend wieder entlädt und die Körpermasse erneut nach vorne und oben katapultiert.
Bei schreitenden Gangarten dagegen wirken die Beine eher als starre Stützen, über die das Körpergewicht nach vorne rollt, eine Bewegung, die man sich am besten als umgekehrtes Pendel vorstellt. Trifft ein Bein auf den Boden auf, so treibt die kinetische Energie der bewegten Pferdemasse das Pendel bis zum Scheitelpunkt, wobei die Körpermasse über der starren Stütze etwas angehoben wird. Diese potenzielle Energie der angehobenen Körpermasse dient dann dazu, das Pendel und damit die Körpermasse weiter vorwärtszutreiben.
Beine wirken je nach Gangart als „Pendel“ oder „Federn“.
Die Konstruktionsmerkmale der Pferdebeine (Illustration: shutterstock.com/Motionblur Studios)
Die Beine des Pferdes kommen dem Ideal von „masselosen Sprungfedern“ sehr nahe, da sich die starke Muskulatur weit oben befindet, sodass der untere Teil des Beines, der bei jedem Schritt vor- und zurückschwingen muss, möglichst leicht konstruiert ist. An der Hinterhand wird die prototypische Zickzackkonfiguration einer Sprungfeder aus Sprunggelenk, Kniegelenk und Hüftgelenk in ihrer Gesamtheit auch als „Hanken“ bezeichnet. Der Verlauf der Sehnen über die Umlenkflächen der Gelenke ermöglicht hier einen besonders großen Federweg, wenn alle diese Gelenke gleichzeitig gebeugt werden. In der Reitliteratur existiert hierfür der Begriff „Hankenbeugung“.
Die Rollbewegung der Hüft- und Schultergelenke
Die einfachen Modelle des vorausgegangenen Abschnittes basieren darauf, dass sich die Federung der Beine und die Schwingungen der Körpermasse wechselseitig antreiben. Daher stellt sich die Frage, wie die Beziehung zwischen Bein- und Rückenbewegung beim „echten“ Pferd aussieht. Sowohl die Vorderbeine als auch die Hinterbeine des Pferdes sind über Kugelgelenke mit dem Rumpf verbunden. Wenn wir die Rückenbewegung des Pferdes verstehen wollen, so konzentrieren wir uns am besten zunächst auf die Bewegung dieser Kugelgelenke und betrachten dabei die Beine nur in ihrer „abstrakten“ Funktion als Feder oder Pendel:
Wirkt ein Bein als Pendel, so rotiert das entsprechende Kugelgelenk nach dem Bodenkontakt des Beines nach vorne und oben. Das Kugelgelenk auf der gegenüberliegenden Körperseite muss diese Bewegung spiegelbildlich entgegengesetzt mitmachen, da es ja starr über das Becken (oder den Rumpf im Fall der Schultergliedmaßen) verbunden ist. Die Kugelgelenke bewegen sich daher auf Kreis- oder Ellipsenbahnen in einer Art virtueller „Rollbewegung“, wobei die Kraftübertragung in der „oberen“ Hälfte der Kreisbahn stattfindet.
Wirkt ein Bein als Feder, so wird das Kugelgelenk nach dem Bodenkontakt des Beines komprimiert und rotiert unter der Körpermasse nach unten und hinten (die Körpermasse schiebt sich über dem komprimierten Federbein nach vorne). Auch hier muss eine gegengleiche Bewegung auf der anderen Körperseite stattfinden, sodass auch hier eine „Rollbewegung“ beider Kugelgelenke resultiert. Allerdings findet hier die Kraftübertragung in der „unteren“ Hälfte der Kreisbahn statt.
Die Kugelgelenke beschreiben also während der Bewegung Kreisbahnen, die man sich auch als Rad vorstellen kann (ob dieses virtuelle Rad wirklich ganz rund ist oder je nach Gangart auch eine elliptische Form haben kann, soll momentan unberücksichtigt bleiben). Unabhängig davon, ob es sich um den Pendelmechanismus der schreitenden oder den Federmechanismus der laufenden Bewegung handelt, „rollen“ diese virtuellen Räder auf beiden Körperseiten immer vorwärts in Laufrichtung. Der Unterschied zwischen der Pendelbewegung des schreitenden Beines und dem Sprungfedermechanismus des laufenden Beines ist lediglich, dass die Kraftübertragung beim Pendel in der „oberen“ und bei der Sprungfeder in der „unteren“ Hälfte des Rades erfolgt. In der jeweils anderen Hälfte der Kreisbahn wird das unbelastete Bein wieder nach vorne geschwungen. Das Bein hängt also in seinem Kugelgelenk wie die Gondel am Riesenrad und wird durch die Kraftübertragung auf der anderen Körperseite wieder in die richtige Landeposition rotiert.
Dies kann aber nur dann funktionieren, wenn das Bein dabei „einklappt“. Hierfür ist einerseits die Federspannung verantwortlich, die sich während der Bodenkontaktphase in den elastischen Geweben des Beines aufgebaut hat (mehr dazu ab S. 51). Sobald sich das Bein in der Luft befindet, wird es von dieser Federspannung eingeklappt und nach vorne geschnellt (Lichtwark, Watson, Mavrommatis, & Wilson, 2009). Darüber hinaus sind die sogenannten Stellreflexe dafür verantwortlich, dass dieser Vorgang koordiniert abläuft, denn ein reiner Federmechanismus könnte nicht von den Gangmuster-Schaltzentren reguliert werden. Sobald ein Bein den Bodenkontakt verliert und damit der Zug auf Sehnen und Muskeln entfällt, sorgen diese neuronalen Reflexe für das Entspannen einiger Muskelgruppen (für das Einklappen) und die Aktivierung der Muskelgruppen, die den Federmechanismus für den nächsten Bodenkontakt wieder spannen. Diese Steuerimpulse für zusammengehörige Muskelgruppen sind in den Gangmuster-Schaltzentren im Rückenmark so zusammengefasst, dass sie automatisch und virtuos in richtiger Reihenfolge stattfinden. Wenn ein Arzt dem Patienten mit dem Hämmerchen auf die Kniesehne klopft, schwingt der Unterschenkel des Patienten unwillkürlich nach vorne. Dieser sogenannte Patellarsehnenreflex ist einer der analogen menschlichen Stellreflexe: Der Arzt prüft damit, ob die Nervenleitung des Patienten zwischen dem Bein und den Gangmuster-Schaltzentren im Rückenmark intakt ist. Auch wenn es in manchen Reitinstruktionen so dargestellt ist, als würde die Schenkelhilfe des Reiters am Rumpf des Pferdes einen Reflex auslösen, der das Hinterbein zum Vorschwingen und Untertreten anregt – dies ist nicht der Fall! Würde der Arzt dem menschlichen Patienten mit dem Hämmerchen gegen die Rippen klopfen, würde dessen Bein sicher nicht reflektorisch vorschwingen. Die sogenannte Schenkelhilfe löst keinen Reflex aus und ist daher keine wirkliche „Hilfe“ für das Pferd!
Eine weitere Vorstellung kann dazu beitragen, den Mechanismus bildhaft zu verstehen: Ein Speichenrad (etwa am Fahrrad oder einem Bollerwagen) ist so konstruiert, dass die Speichen ein kleines, zentrales Rad (die Nabe) und ein großes, peripheres Rad (die Felge) miteinander verbinden. Denken wir uns die Kreisbewegung der Kugelgelenke als das kleine Rad der Nabe und das Pferdebein als Speiche, können wir intuitiv erfassen, wie das Pferd auf seinen Beinen „rollt“. Diese Visualisierung funktioniert gut für das „Federbein“ mit der Kraftübertragung auf der unteren Hälfte des kleinen Nabenkreises, den das Kugelgelenk beschreibt – man stellt sich ein Rad mit „Federspeichen“ vor, welches sich bei Bodenkontakt „eindellt“. Der Mechanismus für das starre „Pendelbein“ ist zwar physikalisch ganz analog, aber die Hilfsvorstellung funktioniert nicht, denn von Menschen konstruierte Räder mit eingebautem „Pendelmechanismus“ gibt es nicht. Daher muss die Vorstellung des „Federspeichenrades“ ausreichen, um intuitiv zu verstehen, dass ans Laufen angepasste Wirbeltiere „das Rad erfunden“ haben. Solche Lauftiere („cursorial animals“) zeichnen sich anatomisch dadurch aus, dass ihre Beine aus den zughörigen Kugelgelenken senkrecht nach unten verlaufen (wie Speichen) und nicht seitlich abgespreizt sind (Abb. S. 36). Diese „Erfindung des Rades“ war ein entscheidender Durchbruch für die energiesparende Fortbewegung auf dem Land, denn es erfordert wesentlich weniger Energie, eine Last zu rollen, als sie zu tragen. Eine Eidechse mit seitlich abgespreizten Beinen kann daher zwar einen kurzen Sprint hinlegen, aber für den Ausdauerlauf fehlen ihr die anatomischen Voraussetzungen.
Wirbeltiere mit senkrecht nach unten weisenden Beinen (Pferde, Menschen) sind ans Laufen angepasst („cursorial animals“):
Die Rollbewegung ihrer Hüft- und Schultergelenke führt zum Zurücklegen großer Wegstrecken, da die langen Beine wie die Speichen eines Rades wirken.
Das „Einfedern“ der Beine in Gangarten mit Flugphase erzeugt eine „Delle“ im Rad.
Das „Federspeichenrad“
Der Pferderücken – Hydraulik und Dominosteine
Die Wirbelsäule hat eine zentrale Funktion für das elastische System des Pferdekörpers, da sie sowohl ein stabiles Tragen des Körpergewichtes als auch eine flexible Kraftübertragung ermöglichen muss. Die Anatomie der Wirbel ist beiden Aufgaben angepasst.
Das einfache Modell, das die Pferdebewegung als Schwingung einer rechteckig verteilten Masse auf vier Federbeinen simuliert, hat seinen Realitätstest hinsichtlich der Baukomponente „Bein“ weitestgehend bestanden. Der Rücken wurde im Modell als starres rechteckiges Brett simuliert, das durch die Bewegung der Beine in eine Skateboardartige Schwingung versetzt wird.
Bei dieser Simulation geht es jedoch lediglich um die Kräfte, durch die potenzielle Energie (Körpermasse) und kinetische Energie (Bewegung) ineinander übergeführt werden. Das Simulationsmodell „Brett auf vier Federbeinen“ gibt noch keine Auskunft über konkrete Konstruktionspläne, die auch in der Realität funktionieren würden. Eine solche Konstruktion muss zwei einander widersprechende Anforderungen erfüllen – Flexibilität und Stabilität.
Flexibilität im Pferderumpf ist erforderlich, um die Drehmomente aufzunehmen, die bei der Beinbewegung entstehen. Bei jeder Auf- und Abbewegung eines Beines entsteht ein Rotationsmoment um die Körperlängsachse, bei jeder Vor- und Zurückbewegung ein Drehmoment in horizontaler Ebene, das eine Slalombewegung hervorrufen würde. Pferde laufen aber nicht ständig im Slalom dahin. Im Abschnitt über die Anatomie der Beine haben wir gesehen, dass die Gelenkpfannen der Hinterbeine im Beckenknochen (und analog die Schultergelenke der Vorderbeine) in der Bewegung kleine kreis- oder ellipsenförmige Rollbewegungen nach vorne beschreiben. Wenn wir uns das Becken als starre Verbindung zwischen diesen Kugelgelenken vorstellen, an der genau in der Mitte ein rechtwinklig nach vorne zeigender Farbstift befestigt ist, dann würde dieser Stift in der Bewegung eine Figur nach Art des mathematischen „Unendlich“-Zeichens malen (Abb. hier oben).
1 Die Kugelgelenke der Hinterbeine sind durch das Becken starr verbunden.
2 Diese starre Verbindung wirkt als Achse, an die genau in der Mitte die Wirbelsäule über das Kreuzdarmbeingelenk gekoppelt ist.
3 Stellt man sich statt der Wirbelsäule dort einen rechtwinklig nach vorne zeigenden Farbstift vor, dann würde dieser Stift in der Bewegung eine Figur nach Art des mathematischen „Unendlich“-Zeichens malen.
Die Taumelachsenbewegung (Fotos: shutterstock.com/decade3d – anatomy online)
Das Becken ist über das Kreuzdarmbeingelenk starr und rechtwinklig mit der Wirbelsäule verbunden, sodass die Bein- und Beckenbewegung diese dreidimensionale Unendlichschleife auf den ersten Lendenwirbel überträgt. Wäre die Wirbelsäule nur ein einziger langer Knochen zwischen Becken und Schultergürtel, so müsste das Pferd tatsächlich Slalom laufen. In Wirklichkeit besteht die Wirbelsäule jedoch aus vielen knöchernen Wirbelkörpern, zwischen denen sich die flüssigkeitsgefüllten Bandscheiben befinden (Abb. hier unten). Diese Konstruktion ist ideal, um die Bewegung eines Wirbelkörpers kraftschlüssig auf den nächsten zu übertragen – die flüssigkeitsgefüllte Bandscheibe funktioniert wie ein Hydraulikpuffer. Außerdem ist die Wirbelsäule in ihrer Gesamtheit dadurch so flexibel, dass sie die durch die Beinbewegung entstehenden Kräfte in Form von Torsions- und Flexionswellen weiterleiten kann, ohne dass die eigentliche Körperlängsachse von der Bewegungsrichtung abweicht. Stellen Sie sich eine Reihe von Dominosteinen vor – stößt man den ersten an, fallen alle der Reihe nach um. Die Wirbelkörper funktionieren wie eine Reihe von Dominosteinen, die sich über die Bandscheibenhydraulik gegenseitig anstoßen und so nicht nur der Reihe nach umfallen, sondern sich auch gegenseitig immer wieder aufrichten. Die durch die Hinterbeine erzeugte dreidimensionale Unendlichschleife kommt so zeitlich versetzt vorne bei den Brustwirbeln an und erzeugt dort bei den Schultergelenken dieselben kleinen Rollbewegungen wie am Becken. Vorder- und Hinterbeine eines Pferdes können sich so tatsächlich gegenseitig antreiben, ganz wie im Simulationsmodell vorhergesagt.
Die Anatomie der Wirbelsäule (Illustration: shutterstock.com/Alila Medical Media)
Die Stabilität einer solchen Konstruktion wäre aber nicht ausreichend, um die Körpermasse zu unterstützen und auch ihre potenzielle Energie zum Antrieb zu nutzen, wie es beim „starren“ Körper des Simulationsmodells der Fall ist. Ein Tier, das an Land auf vier Beinen stehend der Schwerkraft ausgesetzt ist, braucht zusätzliche Versteifungen in der Wirbelsäule, damit diese in ihrer Längsachse das Körpergewicht tragen kann, ohne dass das Tier hierfür ständig Muskelkraft aufbringen muss (Putz & Müller-Gerbl, 1996). Diese Versteifung wird durch die sogenannten Zwischenwirbelgelenke (Zygapophysen) bewirkt. Durch diese Gelenke verhaken die einzelnen Wirbelkörper auf der Rückenseite so ineinander, dass die Wirbelsäule kaum noch nach unten durchsacken kann. Anders als die Bandscheiben sind die Zwischenwirbelgelenke jedoch keine Hydraulikpuffer, sondern „echte“ Gelenke, bei denen zwei genau aufeinanderpassende Knochenflächen über dünne Knorpelschichten gleiten. Hier gibt es daher so gut wie keinen Spielraum – die Beweglichkeit wird durch die Form vorgegeben. Die Form der Zwischenwirbelgelenke bestimmt daher die Bewegungsmöglichkeiten einer Tierart (Boszczyk, Boszczyk, & Putz, 2001):
Flache, leicht schräg stehende Zwischenwirbelgelenke schränken die Beweglichkeit kaum ein, verhindern aber auch kaum das „Durchsacken“ der Wirbelsäule, sobald die Muskelspannung nachlässt. Solche Wirbelkörper sind bei Katzen anzutreffen (etwa dem Gepard), die zwar extrem geschmeidig und sprintstark sind, aber rasch ermüden, bei entspannter Fortbewegung den Rücken durchhängen lassen und viele Stunden am Tag liegend verbringen.
Die einzelnen Wirbelkörper sind über die Bandscheiben (1) und über die Zwischenwirbelgelenke (2) verbunden.
Letztere sind so geformt, dass an jedem Wirbel zwei Zapfen (3) in zwei schüsselförmige Vertiefungen (4) des nach hinten folgenden Wirbels hineinragen: an jedem Wirbelübergang entstehen zwei Kugelgelenke nebeneinander.
Die Anatomie der Wirbelsäule (Foto: tierschaedel-online.de, Illustration: shutterstock.com/edwardolive)
Scharnierartige Zwischenwirbelgelenke sind das andere Extrem. Sie gestatten ermüdungsfreies Stehen auch auf unebenem oder wenig tragfähigem Boden, können aber nicht mehr alle dreidimensionalen „Ganzkörperschwingungen“ weiterleiten. Solche Tierarten zeigen daher ein eingeschränktes Spektrum der symmetrischen Gangarten, zu denen Trab, Schritt, Tölt und Pass gehören. Ein Beispiel hierfür ist das Lama, das unter den symmetrischen Gangarten hauptsächlich den Pass zeigt.
Das Pferd hat insbesondere in der Lendenwirbelsäule Zwischenwirbelgelenke, bei denen zwei zapfenförmige Fortsätze nach hinten ragen und von zwei schüsselförmigen Vertiefungen am nach hinten folgenden Wirbel aufgenommen werden. So entsteht an jedem Übergang zweier Wirbelkörper ein Paar von zwei dicht nebeneinanderstehenden Kugelgelenken (Abb. S. 38).
Diese merkwürdige Form der Lendenwirbel ist eine Anpassung an Ausdauerlauf, die nicht nur beim Pferd, sondern auch beim Menschen vorkommt. Um ihre Funktion zu verstehen, müssen wir uns mit der Kraftübertragung genauer beschäftigen.
Kraftübertragung – Taumelachsen und Kardanwellen
Taumelachsen lassen sich durch Gewichtsverlagerung antreiben. Skateboards und Pferde funktionieren nach diesem Prinzip und teilen daher die entsprechenden Konstruktionsmerkmale.
Kraftübertragung ist eher ein Thema, das für Maschinenbauer von Interesse scheint. Es lohnt sich aber für Reiter, Mühe in das Durchdringen dieser Materie zu investieren, da sich daraus unmittelbar das Verständnis für viele ansonsten rätselhafte Zusammenhänge ergibt, wie beispielsweise die Beziehung zwischen den reiterlichen Begriffen von Losgelassenheit und Durchlässigkeit.
Fangen wir mit der Frage an, warum die Lendenwirbel des Pferdes und anderer Ausdauerläufer eine so merkwürdige Form haben.
Dadurch sind zwischen Achse und Brett sowohl Drehals auch Kippbewegungen möglich.
Das Konstruktionsprinzip einer Skateboardachse (Foto links: shutterstock.com/edwardolive, rechts: shutterstock.com/JohnnyAsJack)
Eine ähnlich eigenartige Konstruktion sehen wir, wenn wir ein Skateboard umdrehen und die Befestigung einer Achse am Brett ansehen. Jede Achse ist mit einer doppelten Vorrichtung aus zwei unterschiedlichen schrägen Stelzen am Brett befestigt: eine der Stelzen ruht in einem Kugelgelenk, während die andere auf einem Gummipuffer gelagert ist. Dies entspricht fast exakt der Form der Lendenwirbel bei Pferden und anderen Ausdauerläufern, wo die beiden Zwischenwirbelgelenke als Kugelgelenke ausgeführt sind, während die Bandscheibe dem Gummipuffer entspricht (Abb. S. 39).
Der Skateboardfahrer kippt das Brett durch Gewichtsverlagerung und übt damit auf das darunter liegende Laufrad eine Kraft aus, die dieses nach vorwärts-abwärts drückt und so die Rollbewegung erhält oder beschleunigt. Eine einzelne (in der Regel die hintere) Skateboardachse wird also dadurch angetrieben, dass der Fahrer sein Gewicht auf dem hinteren Ende des Brettes in Form der Unendlichschleifen verlagert, die wir bereits bei der Beckenbewegung des Pferdes gesehen haben. Die Form der Achsenbefestigung aus Kugelgelenk und elastischem Puffer ermöglicht eine gerichtete Übertragung dieser Kräfte. Die vordere Achse des Skateboards hat dabei eine eher passive Rolle. Sie würde aufgrund des starren Brettes die Bewegung der Hinterachse synchron spiegeln, was aber wegen der heftigen Kipp- und Slalombewegungen das Steuern des Brettes behindern würde. Daher kontrolliert der Fahrer auch die Vorderachse durch Kippen in Unendlichschleifenform, aber passiv, das heißt ohne oder nur mit der minimalen Kraftübertragung, die zum Lenken erforderlich ist. Dabei bewegt er die Vorderachse jedoch phasenversetzt, um die seitliche Lenkbewegung der Hinterachse zu kompensieren und sich in Slalombewegungen auf das Ziel hin zu bewegen.
Wenn die Hinterhand des Pferdes mit alternierenden Schritten läuft, übertragen die Lendenwirbel mit ihrer Form aus Kugelgelenken und elastischen Bandscheiben die Unendlichschleife nach vorne auf Brustkorb und Schultern. Die spezielle Form dieser Wirbel bei Ausdauerläufern ermöglicht also eine rein mechanische Kraftübertragung von der Hinterhand auf die Vorhand, die auch ganz ohne Muskelarbeit funktioniert.
Ein Ingenieur würde in der Konstruktion des Pferdes daher zwei sogenannte Taumelachsen (oder Z-förmig gekröpfte Achsen) sehen, zwischen denen eine Kraftübertragung durch eine bewegliche Welle erfolgt.
Die Kardanwelle aus dem Automobilbau ist ebenfalls eine bewegliche Welle, die jedoch für die Übertragung von Drehbewegungen konstruiert ist, denn Autos funktionieren mit Nabenachsen und Zahnrädern. Die „bewegliche Welle“ der Wirbelsäule ist dagegen speziell konstruiert, um die Unendlichschleifenbewegung der Taumelachsen zu übertragen.
Dieser Exkurs in den Maschinenbau hilft (hoffentlich), um einige wichtige physikalische Grundlagen für das Reiten mit Sitzhilfen zu verstehen:
Der Körper eines Pferdes ist so konstruiert, dass die Federbeinschwingung zwischen Hinter- und Vorhand rein mechanisch übertragen werden kann, auch wenn das Pferd seine Muskeln weitgehend entspannt.
Je mehr das Pferd in der Bewegung seine Muskulatur entspannt, desto besser kann der Reiter das „Pferderücken-Skateboard“ mit seinen eigenen Körperschwingungen „fahren“. In Reiter-Terminologie ausgedrückt – nur ein „losgelassenes“ Pferd ist für Sitzhilfen durchlässig. Um ein junges Pferd mit Sitzhilfen ausbilden zu können, muss daher als Erstes ein Zustand physischer Losgelassenheit erreicht werden.
Die Ganzkörperschwingung, die wir als Reiter mit unseren Sitzhilfen beeinflussen, funktioniert ebenso wie das Skateboardfahren nur nach den Regeln der Physik. Das Pferd muss nicht lernen, was die Sitzhilfen bedeuten, es muss nur zulassen, dass seine Körperschwingung durch den Reiter beeinflusst wird.
Die Übertragung der Schwingung funktioniert in allen Richtungen. Auf ebener Fläche und ohne Gegenwind tauschen die Hinter- und Vorderbeine des Pferdes über die Rückenschwingung ihre Energie regelmäßig aus, sodass kaum Muskelkraft zur Erhaltung der Fortbewegung notwendig ist. Der Pferdekörper funktioniert fast wie das „Perpetuum mobile“ der Simulationsmodelle (Gan, Wiestner, Weishaupt, Waldern, & Remy, 2016). Läuft das Pferd bergab, wirkt nicht nur die Vorhand, sondern der ganze Pferdekörper als „Motorbremse“. Geht es bergauf, wird zusätzliche Energie durch die Muskulatur von Rücken und Hinterhand bereitgestellt.