Kitabı oku: «Theorie U - Von der Zukunft her führen», sayfa 6

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Danksagung zur Neuauflage

Bei der Vorbereitung der Neuauflage dieses Buches hat mir das gesamte Kernteam des U.Lab und des Presencing Institute enorm geholfen. Die Illustrationen von Kelvy Bird zum Beispiel verleihen diesem Buch eine neue und tiefere Dimension: die ästhetische Dimension, die die Intelligenz unserer Sinne, unseres Herzens aktiviert. Wahre Kunst ist immer mehr als bloße Abbildung – sie ist ein Akt lebendiger, co-kreativer Inspiration. Mit deinen Bildern, Kelvy, hast du die Kraft dieser lebendigen Inspiration in dieses Buch gebracht. Danke!

Aber es gibt noch viele weitere, weniger sichtbare Mitwirkende, die zu diesem Buch beigetragen haben. Alle Fallbeispiele sind Geschichten aus dem wahren Leben einer ganzen Gemeinschaft von häufig ungesehenen Wegbereitern des Wandels, die bedeutungsvolle Beiträge leisten. Die Evolution des globalen Feldes der Presencing-Praxis, die dieses Buch belegt und widerspiegelt, ist per definitionem eine gemeinsame Unternehmung, die zu erfassen und vollständig wiederzugeben für einen einzelnen Menschen unmöglich wäre. Daher ist ein Produkt wie dieses Buch in erster Linie eine gemeinsame Leistung. Mein tief empfundener Dank geht an das U.Lab und die Presencing-Gemeinschaft, alle Hub-Gastgeber auf der ganzen Welt, die die U.Lab-Live-Sessions abhalten und mitgestalten, und an die Mitglieder des Practitioner Circle des Presencing Institute, die mir geholfen haben, die sozialen Techniken, die das ganze Buch hindurch beschrieben werden, zu überarbeiten und zu verbessern.

Ich danke meinen phänomenalen Kollegen und Kolleginnen: Adam Yukelson, dem Superhirn hinter der U.Lab-Plattform und der Inhaltserstellung; Julie Arts, U.Lab-Community-Builder und Katalysatorin; Marian Goodman, die unser Global Wellbeing Lab und unsere Arbeit zum Kapazitätsaufbau leitet; Katrin Käufer, die unseren Just-Money-MOOC leitet; Arawana Hayashi, die die Disziplin des Social-Presencing-Theater erschaffen hat; Dayna Cunningham, die das MIT-CoLab leitet; Martin Kalungu-Banda, der unsere Arbeit in ganz Afrika gestaltet; Lili Xu Brandt, die das Gleiche in China tut; Frans Sugiarta, Dr. Ben Chan und Shobi Lawalata, die für Indonesien zuständig sind; Julia Kim und Ha Vinh Tho, unsere Partner vom GNH Center in Bhutan; Denise Chaer, die das Novos-Urbanos-Projekt in Brasilien leitet; Antoinette Klatzky vom Eileen Fisher Institute; Kenneth Hoff von der schottischen Regierung; John Heller vom Synergos Institute; Yorman Nunez, Nick Luviene und Fereshta Ramsey von BCDI, Bronx; Lisa Chacon und Konda Mason vom Impact Hub, Oakland; Michelle Long von BALLE; Marcelo Cardoso und all unseren erfahrenen Practioner-Circle-Mitgliedern, die überall auf der Welt Projekte leiten: Christine Wank, Beth Mount, Reola Phelps, Gene Toland, Manish Srivastava, Dieter van den Broeck, Susan Skjei, Wibo Koole, Liz Alperin Soms, Marie McCormick, Megan Seneque, Ursula Versteegen, Jim Marsden, Phil Cass, Ilma Pose und Aggie Kalungu-Banmda ebenso wie unseren U.Lab-Pionieren Katie Stubley, Daniel Contrucci, Nice Lazpita und Angela Baldini.

Ich hatte das Glück, mit einer großartigen Lektorin zusammenzuarbeiten, die mir bei diesem Manuskript geholfen hat: Janet Mowery; außerdem hatte ich einen wunderbaren Forschungspartner, der das Manuskript kommentiert und die Fallstudien recherchiert hat: Adam Yukelson.

Mein besonderer Dank gilt Jeevan Sivasubramaniam und Lasell Whipple, die die Gestaltung und Produktion dieses Buches durch den Verlag Berrett-Koehler geleitet und betreut haben.

Herzlich bedanken möchte ich mich auch bei Peter Senge, Eileen Fisher, Ed Schein, Claudia Madrazo, Cherie Nursalim, Arthur Zajonc, Diana Chapman Walsh, Beth Jandernoa und dem gesamten Circle of Seven (siehe Kapitel 11) – meinen wunderbaren Gefährten auf dieser Reise, die geholfen haben, ein neues globales Feld in die Welt zu bringen und es zu halten.

Mein abschließender Dank geht an Janice Spadafore, die es irgendwie schafft, eine gewisse Struktur und Ordnung in alles oben Erwähnte zu bringen.

Ich danke euch allen!

C. Otto Scharmer Cambridge, Massachusetts, Januar 2016

Danksagung zur Erstauflage

»Papa, wirst du jemals mit diesem Buch fertig werden?« Die erste Version von Theorie U hatte ich geschrieben, als unsere nunmehr zehnjährige Tochter Hannah Magdalena geboren wurde. Sie und ihr jüngerer Bruder Johan Caspar haben mit diesem Buch ihr gesamtes bisheriges Leben verbracht. Währenddessen haben sie beide zahlreiche handgeschriebene »Bücher« fertiggestellt und mich so an mein eigenes unvollendetes Projekt erinnert. Jetzt ist es fertig, und mein erster Dank geht an Katrin und unsere Kinder, Hannah und Johan Caspar.

Ich möchte mich auch bei meinem Kreis von Kollegen und Freunden bedanken, mit denen ich in den letzten Jahren das Privileg hatte zusammenzuarbeiten und die mir geholfen haben, verschiedene Kernelemente der Theorie, die in diesem Buch ausgearbeitet ist, zu sehen und zu klären. Zu diesem Kreis gehören:

Joseph Jaworski, der das Sensing (Hinspüren) begrifflich und in der Praxis geprägt hat und mir ein Gesprächspartner für die Frage war, wie ich mich als Individuum mit dem Quellort meines Handelns verbinde.

Peter Senge, der mich zu einem neuen, tieferen Blick auf soziale Systeme inspiriert hat, der mich zu der Erkenntnis führte, dass das wesentliche Problem in einem systemweiten Veränderungsprozess die Kluft zwischen körperlicher und mentaler Verfassung ist und dass wir diese Kluft gemeinsam in verschiedenen sozialen Systemen reproduzieren. Peter hat mir Mut gemacht, den Begriff Presencing einzuführen und an ihm festzuhalten. In meiner gemeinsamen Arbeit mit Joseph und Peter haben wir einige der Ideen, die dem U-Prozess zugrunde liegen, verfeinert, wie in dem Buch Presence: Human Purpose, and the Field of the Future dokumentiert, das wir gemeinsam mit Betty Sue Flowers geschrieben haben (Senge et al. 2004). Peters Arbeit hat mich ursprünglich in die USA gebracht, und die Zusammenarbeit mit ihm und seine Freundschaft waren für meine Arbeit, die zu diesem Buch geführt hat, ein wesentlicher Umraum.

Ikujiro Nonaka, der mein Denken inspiriert hat, z. B. zum Thema Ba, also dem japanischen Begriff für einen »Ort«, der die Qualität eines sozialen Feldes, in dem die Kluft zwischen Körper und Geist auf einer kollektiven Ebene aufgehoben ist, repräsentiert. Seine kontinuierliche Verknüpfung philosophischer Fragen mit Managementfragen (wie beispielsweise in seinen Konzepten Tacit Knowledge and Phronesis) hat mich nachhaltig beeinflusst. Jiro hat meine Arbeit über Jahre durch seine persönliche Ermutigung und seine Freundschaft sehr unterstützt.

Edgar Schein, der durch die Art, wie er seine Philosophie der Process Consultation lebt, unterrichtet und verkörpert, nicht nur die Grundlage für meine Beratungsarbeit geliefert hat, sondern insbesondere durch die Prinzipien der Process Consultation auch ein wichtiges Fundament für den U-Prozess des Presencing gelegt hat, das mich und meine Arbeit kontinuierlich inspiriert.

Katrin Käufer, die meine Denk- und Gesprächspartnerin in der Artikulation von Theorie U war und die mir geholfen hat, wesentliche Konzepte, die dieser Arbeit zugrunde liegen, zu klären. Unter anderem hat sie mich auf die Feuergeschichte (Kapitel 1) hingewiesen und darauf, dass und wie diese ein Beispiel für die zwei Typen von Lernen darstellt. Katrin hat zudem verschiedene Forschungsprojekte geleitet, die zur Gründung des Presencing Institute geführt haben, das ein Vehikel für die Weiterentwicklung von Presencing und die Führung von Veränderungsprozessen ist.

Ursula Versteegen, eine enge Kollegin in verschiedenen für mich wichtigen Projekten in den Bereichen Systemtransformation und Ausbildung von Führungskräften, in denen die Konzepte von Presencing umgesetzt worden sind. Ursula entwickelte mit mir zusammen Dialoginterviews als Praxis des Feld-3- und Feld-4-Zuhörens.

Judith Flick und Martin Kalungu-Banda, beides Kollegen in der Anwendung des U-Prozesses auf Multistakeholderprojekte im Gesundheitsbereich in Sambia und Namibia, von denen ich viel über Multistakeholderinnovation im Falle von Systemzusammenbrüchen und sozialer Desintegration gelernt habe.

Dayna Cunningham, mit der ich das globale ELIAS-Projekt leite und die mir geholfen hat zu verstehen, was der U-Prozess im Kontext von Marginalität und massiver struktureller und kultureller Gewalt bedeutet.

Beth Jandernoa und der Circle of Seven (siehe Kapitel 10 und 11), denen ich mein Verständnis verdanke für die kollektive Dimension dessen, was es heißt, vom Quellort heraus zu handeln, und davon, welche Praktiken notwendigerweise kultiviert werden müssen, will man ein solches gemeinsames Gefäß schaffen. Ich bin dankbar dafür, dass der Circle of Seven mich und dieses Buchprojekt über die letzten zwei Jahre getragen hat.

Charles und Elizabeth Handy, die mich immer ermutigt haben weiterzumachen und die vorgeschlagen haben, den Begriff des »blinden Flecks« als Konzept in dieses Buch einzuführen.

Ken Wilber, der mich auf die Unterscheidung zwischen Zuständen des Bewusstseins und Entwicklungsphasen hingewiesen hat und der das Postulat vorgeschlagen hat, dass die verschiedenen Ebenen des U mit den unterschiedlichen Bewusstseinszuständen einhergehen, die er in unterschiedlichen Kulturen und Weisheitstraditionen gefunden hat.

Nicanor Perlas, dem ich das Konzept der Drei-Sektoren-Kollaboration verdanke, also die Zusammenarbeit der drei Bereiche Unternehmen, Regierung und Zivilgesellschaft.

Ekkehard Kappler, dem ich alles, was ich über eine zukünftige Universität denke und weiß, verdanke und der ein Pionier für ein Lernen als »Praxis der Freiheit« ist, bei dem Lehren nicht heißt, »ein Fass zu füllen, sondern eine Flamme zu entzünden«.

Arthur Zajonc, dem ich mein Verständnis der goetheschen Methode der Wissenschaft und dessen, wie sich diese Methode in den Arbeiten von Rudolf Steiner und Francisco Varela entfaltet, verdanke.

Francisco Varela, dem ich die drei Wendungen des Aufmerksam- und Bewusstwerdens im U-Prozess, Innehalten, Umwenden und Loslassen (die die linke Seite des U-Prozesses markieren), verdanke.

Eleanor Rosch, der ich das Konzept des Primary Knowing verdanke (ein Typ von Wissen, das im tiefsten Punkt des U-Prozesses entsteht) und die Idee, dass »Wissenschaft im Geiste der Weisheit« getan werden muss.

Johan Galtung, dessen Konzept der trilateralen Wissenschaft (Integration von Daten, Theorie und Werten) meinen Weg in die Aktionsforschung inspiriert hat und dessen globale Analyse direkter kultureller und struktureller Gewalt mein Denken über globale soziale Probleme geprägt hat.

Bill Torbert, der mich mit seinem Entwicklungskonzept für Organisationen und Führung inspiriert hat wie auch mit seinem Ansatz der Action Inquiry, der das Wissen der ersten, zweiten und dritten Person integriert.

Seija Kulkki, der ich die Ermutigung verdanke, meine europäischen und amerikanischen intellektuellen Wurzeln miteinander zu verbinden, d. h. die praktische Arbeit der Action Research (die ich erst in den USA kennengelernt habe) mit der epistemologischen Selbstfundierung von Wissenschaft und Philosophie (die meine europäischen intellektuellen Wurzeln in der Tradition von Phänomenologie und goethescher Wissenschaft reflektiert).

Brian Arthur, der mir geholfen hat, die drei Kernschritte des U-Prozesses zu artikulieren: 1) Hinschauen, hinschauen, hinschauen. 2) Gehe zum inneren Ort der Stille: Verbinde dich mit dem, was in dir als Wissen entsteht. 3) Handele unmittelbar.

Meister Nan Huai-Chin, dem ich die Erkenntnis der sieben meditativen Phasen der Führung als eine konfuzianistisch-buddhistisch-daoistische Artikulation des U-Prozesses verdanke.

Fritjof Capra, dem ich viele wichtige Einsichten in die Entwicklung von Systemtheorie und systemischem Denken im 20. Jahrhundert verdanke.

Bill Isaacs, mit dem ich während der 1990er Jahre am MIT Dialogue Project gearbeitet habe und dessen Arbeit mein Denken und die Entwicklung des Dialogmodells beeinflusst hat, das in Teil III des Buches dargestellt ist und das ich später entlang den vier verschiedenen Ebenen des U neu formuliert habe (Kapitel 17).

Sara Niese, Ralf Schneider, Arndt Zeitz, Monika Broecker und Carmen Becker, die mir geholfen haben, die Konzepte und Methoden, die in diesem Buch entwickelt werden, so zu konkretisieren, dass sie für die Führungsebenen von Daimler, Fujitsu, Google und PricewaterhouseCoopers zugänglich wurden.

Adam Kahane, der mir geholfen hat, viele praktische Anwendungen des U-Prozesses in Veränderungsprozessen zu verfeinern, und der den Begriff Regenerating vorgeschlagen hat, um den tiefen Zustand des Presencing zu beschreiben.

Steven Piersanti, der den Titel des Buches vorgeschlagen hat: Theory U.

Tom Callanan und Peter Teague, die durch das Fetzer Institute und die Nathan Cummings Foundation die Gründungsphase des Presencing Institute gefördert haben.

Michael Jung, dessen Traum mir geholfen hat, vor elf Jahren das Global Dialogue Interview Project zu starten. Dieses Projekt hat die Grundlage für die Forschung, die in diesem Buch dokumentiert ist, geschaffen – ohne Michael würde es dieses Buch nicht geben.

Und zum Schluss und dennoch nicht weniger wichtig meinen Eltern und der landwirtschaftlichen Hofgemeinschaft Dannwisch, der ich die wesentliche Inspiration für dieses Buch verdanke: die Beziehung zwischen dem Feld der Erde und dem sozialen Feld.

Ich möchte mich auch bei den 150 Interviewpartnern des Global Dialogue Interview Project bedanken, die sich mit mir getroffen haben, um über die Fragen, die ihrer Arbeit zugrunde liegen, zu sprechen. Diese Gespräche haben mich inspiriert, und sie haben den Gedankengang dieses Buches wesentlich beeinflusst.

Ich möchte mich auch bei meinen Kollegen und Kolleginnen und Freunden und Freundinnen bedanken, die frühere Versionen dieses Manuskripts kommentiert haben. Ich bin für sämtliche verbleibende Fehler in dem Buch verantwortlich und bin dankbar für all die Verbesserungen, die das Buch durch diese Kommentare erfahren hat. Außer bei den bereits erwähnten Personen möchte ich mich daher bedanken bei: Arawana Hayashi, David Rome, Hinrich Mercker, Joel Yanowitz, John Heller, Margaret O’Bryon, Michael Milad, Ricardo Young, Sheryl Erickson, Tracy Huston, Tobias Scheytt, Claudia Mesiter-Scheytt und Walther Dreher.

Ich hatte das Glück, mit einem wunderbaren Lektoratsteam zusammenzuarbeiten, das mir geholfen hat, das Manuskript fertigzustellen; ihm gehörten an: Nina Kruschwitz, die eine frühe Version des Buches überarbeitet hat, Janet Mowery, die die zweite Fassung des Buches überarbeitet hat, und Karen Speerstra, die die endgültige Version überarbeitet und mir geholfen hat, Verbesserungsvorschläge von den verschiedensten Seiten einzuarbeiten.

Ich möchte mich auch bei Sabine Stallard und Katrin Käufer bedanken, die die deutsche Übersetzung dieses Buches angefertigt haben.

Mein Dank gilt auch Sherry Immediato, Nina Kruschwitz und Arthur Klebanoff, die die Veröffentlichung der Originalausgabe durch SoL8 und Berrett-Koehler geleitet haben.

Mein abschließender Dank gilt meiner Kollegin Janice Spadafore, die alle meine Projekte koordiniert und deren Organisationstalent der unsichtbare Faktor ist, der die Fertigstellung dieses Buches ermöglicht hat.

Vielen Dank an alle Genannten!

C. Otto Scharmer Cambridge, Massachusetts, März 2007 und Sils-Baselgia, August 2008

8The Society for Organizational Learning, Inc., Cambridge, USA.

Einleitung

Der Ruf und die Krise unserer Zeit • Der blinde Fleck • Eintreten in das Feld • Der archimedische Punkt • Das Umschmelzen und Umstülpen der Struktur unserer Aufmerksamkeit • Die U-Theorie: Führung von der entstehenden Zukunft her • Eine neue Wissenschaft • Unser gemeinsamer Feldgang: Der Denkweg dieses Buches

Wir leben in einer Zeit brodelnder Konflikte und massiven institutionellen Versagens. Einer Zeit des schmerzhaften Verfalls und des hoffnungsvollen Neubeginns. Es ist eine Zeit, die sich anfühlt, als würde sich etwas Grundsätzliches verlagern und sterben, während gleichzeitig etwas anderes geboren werden möchte. Keiner hat diese Doppelbewegung besser auf den Punkt gebracht als der ehemalige tschechische Präsident Václav Havel (Übers.: C. O. S.):

»Ich denke, es gibt gute Gründe für die Annahme, dass das moderne Zeitalter zu Ende geht. Es gibt heutzutage viele Hinweise darauf, dass wir uns in einem Übergangsstadium befinden, wo etwas auf dem Weg hinaus ist und etwas anderes unter Schmerzen geboren wird. Es ist so, als ob etwas taumelt, schwankt, schwindet und sich selbst erschöpft – während etwas anderes, noch Unbestimmtes, langsam beginnt, sich aus den Trümmern zu erheben.«9

Der Ruf und die Krise unserer Zeit

Die Krise unserer Zeit ist nicht einfach die Krise einer einzelnen Führungskraft, eines Landes oder einer Weltregion. Die Krise manifestiert sich in allen Ländern in Form einer dreifachen Kluft: der ökologischen Kluft, also der Trennung zwischen Selbst und Natur; der sozialen Kluft, also der Trennung zwischen Selbst und anderen; und der spirituellen Kluft, also der Trennung zwischen Selbst und Selbst. Die Krise offenbart das Sterben einer alten zugrunde liegenden sozialen Struktur und einer bestimmten Art des Denkens, einer überkommenen Art der Institutionalisierung und des gemeinsamen Hervorbringens von sozialen Formen.

Wir alle kennen die grundlegenden Fakten und Zahlen, die diesen Punkt belegen:

•Die zehn wärmsten Jahre seit Beginn der Messungen, mit Ausnahme von 1998, liegen in diesem Jahrtausend (Horgan 2015). Die Jahre seit 2000 gehören fast sämtlich zu den wärmsten seit 1880. Das Jahr 2015 ist – zum Zeitpunkt dieser Niederschrift – das wahrscheinlich heißeste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen (Bromwich 2015). Obwohl überwältigende wissenschaftliche und empirische Nachweise dafür vorliegen, dass unsere ökonomischen Aktivitäten den Klimawandel beschleunigen, machen wir, als Mitglieder eines globalen Systems, bis dato weiter wie bisher, als ob sich praktisch nichts verändert hätte.

•Wir haben eine florierende globale Wirtschaft geschaffen, in der gleichzeitig immer noch 850 Millionen Menschen hungern und fast 1 Milliarde Menschen in Armut leben (mit weniger als 1,90 Dollar pro Tag).10

•Die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich wird in einer Oxfam-Studie belegt, die zeigt, dass die 62 reichsten Milliardäre genauso viel Vermögen besitzen wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung. Wie die Studie außerdem berichtet, besitzt das reichste Prozent der Weltbevölkerung mehr als die restlichen 99 Prozent zusammen (2016).11

•Im Jahr 2013 war selbstschädigendes Verhalten in allen Industrieländern zur häufigsten Todesursache bei Menschen im Alter zwischen 15 und 49 Jahren geworden, noch vor allen Krebsarten und Herzerkrankungen.12

•Wir setzen beträchtliche Ressourcen für unsere Landwirtschaft und unsere Nahrungssysteme ein für eine nicht nachhaltige Massenproduktion von qualitativ schlechtem Essen (Junkfood), das unseren Körper und unsere Umwelt vergiftet. Eine schlechte Ernährung trägt maßgeblich zu den Krankheiten und gesundheitlichen Problemen in unserer Gesellschaft bei.13

•Fast die Hälfte der Todesfälle (45 Prozent) bei Kindern unter 5 Jahren – 3,6 Millionen Kinder pro Jahr – hat vermeidbare Ursachen.14

•Seit 1900 sind ca. 75 Prozent der Kultur- und Nutzpflanzenvielfalt in der Landwirtschaft verloren gegangen.15

Quer durch alle Lebensbereiche produzieren wir gemeinsam Ergebnisse, die niemand will. Und dennoch sehen sich die zentralen Entscheidungsträger nicht in der Lage, den Verlauf der Dinge in eine sinnvollere Richtung zu lenken. Sie fühlen sich ebenso gefangen in dem, was zuweilen aussieht wie ein Wettrennen gegen die Wand, wie wir selbst. Das gleiche Problem betrifft das massive institutionelle Versagen: Wir haben noch nicht gelernt, wie wir unsere jahrhundertealten kollektiven Muster des Denkens, Sprechens und der Institutionalisierung so umschmelzen und umformen können, dass sie den neuen Realitäten entsprechen und angemessen sind.

Die sozialen Strukturen, die wir derzeit aufbrechen und einstürzen sehen – lokal, regional und global –, entstammen zwei Quellen: den vormodernen traditionellen und den modernen industriellen Strukturen oder Formen des Denkens und Funktionierens. Beide waren in der Vergangenheit angemessen und sinnvoll. Aber in unserer jetzigen Zeit lösen sich diese beiden Grundlagen auf und zerfallen.

Das Aufkommen fundamentalistischer Bewegungen sowohl in westlichen als auch nicht westlichen Ländern ist ein Symptom dafür, dass es eines tiefer liegenden Transformationsprozesses bedarf. Fundamentalisten sagen: »Seht her, der moderne westliche Materialismus funktioniert einfach nicht. Er beraubt uns unserer Würde, unserer Lebendigkeit und unserer Seele. Lasst uns zur alten Ordnung zurückkehren!«

Diese Reaktion ist insofern verständlich, als sie sich auf zwei Wesensmerkmale des heutigen sozialen Niedergangs bezieht, die der Friedensforscher Johan Galtung Anomie nennt, den Verlust von Normen und Werten, und Atomie, den Zusammenbruch sozialer Strukturen.16 Der hieraus resultierende Verlust an Kultur und Struktur führt zu Ausbrüchen von Gewalt, Hass, Terrorismus und Bürgerkrieg, in Kombination mit teilweise selbst produzierten Naturkatastrophen sowohl auf der Süd- als auch der Nordhalbkugel.

Wie können wir mit diesen Brüchen umgehen? Ich sehe, dass sich eine neue Form von Anwesendwerden und von Gegenwärtigkeit erhebt, die sich spontan durch kleine Gruppen und Netzwerke zu entwickeln beginnt. Es ist eine andere Qualität der Aufmerksamkeit und der Verbindung untereinander, eine neue Art des miteinander und mit dem, was entstehen will, Anwesend- und Präsentseins. Das nimmt vielerlei Formen an – wir sehen es an den Freiwilligen in Europa, die zusammenkommen, um den eintreffenden Flüchtlingsstrom zu unterstützen, oder an lokalen Basisbewegungen, die kulturübergreifend zusammenarbeiten, um zur Umsetzung der nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen und des Pariser Klimaabkommens (COP21) beizutragen. Wenn Gruppen beginnen, von einer realen Zukunftsmöglichkeit her zu funktionieren, dann erschließen sich andere soziale Felder als diejenigen, die sie normalerweise erleben. Dies wird sichtbar durch eine veränderte Qualität des Denkens, Sprechens und des gemeinsamen Handelns. Wenn dieser Übergang geschieht, verbinden sich die Menschen mit einer tieferen Quelle der Kreativität und des Wissens und lassen die Muster der Vergangenheit hinter sich. Sie treten in ihr wirkliches Kraftzentrum ein, in die Kraft des authentischen Selbst. Ich nenne diesen Vorgang eine Verlagerung in ein anderes soziales Feld, da dieser Begriff die Gesamtheit und den Typ der Beziehungen kennzeichnet, durch den die Teilnehmenden eines gegebenen Systems sich miteinander verbinden, denken, sprechen und handeln.

Wenn eine Gruppe es schafft, sich einmal in die »Zone« gemeinsamen schöpferischen Handelns zu begeben, wird das zweite Mal gleich einfacher. Es ist, als ob eine unsichtbare, aber nachhaltige gemeinsame Verbindung oder Prägung entstanden wäre. Sie bleibt sogar meistens dann erhalten, wenn einige neue Teilnehmende in die Gruppe kommen. Die folgenden Kapitel beschreiben, was passiert, wenn eine solche Verlagerung oder Umstülpung des sozialen Feldes stattfindet, und wie diese sich manifestiert.

Die Umstülpung eines sozialen Feldes ist mehr als ein bemerkenswerter Augenblick. Wenn sie stattfindet, zieht sie in der Regel eine Reihe von Merkmalen nach sich: die Zunahme der individuellen Energie, die Steigerung der Aufmerksamkeit, die Vertiefung der Authentizität und Präsenz, ein klareres Richtungsverständnis sowie überdurchschnittliche professionelle und persönliche Ergebnisse und Errungenschaften.

Während die Krisendebatte unserer Zeit sich immer mehr verbreitet, werden die Stimmen der Protagonisten dreier unterschiedlicher Positionen hörbar:

•Die der Aktivisten der Retrobewegung oder der Ewiggestrigen: »Lasst uns zur Ordnung der Vergangenheit zurückkehren.« Einige der Rückschrittbewegungen haben eine fundamentalistische Neigung, aber nicht alle. Diese Position geht häufig mit dem Wiederbeleben alter Religionsformen oder glaubensbasierter Spiritualität einher.

•Die der Verteidiger des Status quo: »Macht weiter so.« Der Schwerpunkt liegt auf »mehr desselben«, indem man sich durchwurschtelt: alter Wein in neuen Schläuchen. Diese Position hat ihre Wurzeln im Hauptstrom des zeitgenössischen wissenschaftlichen Materialismus.

•Die der Protagonisten einer transformativen Veränderung: »Wie können wir aus den Mustern der Vergangenheit aussteigen, uns auf unsere höchste zukünftige Möglichkeit einstimmen – und anfangen, von diesem Ort aus zu handeln?«

Ich persönlich bin davon überzeugt, dass unsere aktuelle globale Situation nach einer Veränderung der dritten Position verlangt, die in vielerlei Hinsicht bereits unterwegs ist. Wir alle sind gefordert, uns von dem abgetragenen Körper institutionalisierten kollektiven Verhaltens zu lösen, um das Anwesendwerden unserer höchsten Zukunftsmöglichkeit zu erschließen.

Das Anliegen dieses Buches sowie der Forschung und der Projekte, die zu ihm geführt haben, ist es, eine soziale Technik für transformationale Veränderung zu erarbeiten, die es denen, die Veränderung vorantreiben, und den Führungskräften in allen Bereichen der Gesellschaft, einschließlich unseres persönlichen Lebens, erlaubt, tiefere Felder der gemeinsamen Wahrnehmung, der gemeinsamen Willensbildung, der gemeinsamen Gegenwärtigung und des gemeinsamen Experimentierens zu erschließen. Damit diese Art der Führungsarbeit geleistet werden kann, darf der Blick nicht nur nach außen, sondern muss auch nach innen gelenkt werden.

Übrigens, wenn ich den Begriff Führung verwende, meine ich damit alle Menschen, die sich für die Schaffung von Veränderung oder die Gestaltung der Zukunft einsetzen, unabhängig von ihrer formalen Position in institutionellen Strukturen. Dieses Buch habe ich geschrieben für Veränderungsaktivisten und Führungskräfte in Unternehmen, Regierungen, gemeinnützigen Organisationen und Gemeinden. Ich war und bin oft tief beeindruckt, wenn ich beobachte, wie Innovatoren und hervorragende Praktiker auf der Basis eines tiefer liegenden Prozesses tätig werden, eines Prozesses, den ich den U-Prozess nenne. Dieser Prozess zieht uns in eine entstehende Möglichkeit hinein – zieht uns gewissermaßen in die entstehende Zukunft – und erlaubt uns, von diesem anderen Zustand aus zu handeln, anstatt lediglich zu reflektieren und uns auf vergangene Erfahrungen zu beziehen. Aber um auf diese entstehenden Möglichkeiten zugreifen zu können, müssen wir uns zunächst eines blinden Flecks in der Führung und im Alltag bewusst werden.

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