Kitabı oku: «LEBENSAUTOBAHN», sayfa 2
Millennium. Der Silvesterabend kam, die Kinder hielten tapfer durch. Das Haus war voll, Spaß bis 23.59 Uhr. Alle zählten den Countdown laut mit und......... Jaaaaaaa, da war es, das verheißungsvolle Jahrhundert, das neue Jahrtausend. Feuerwerk überall. Heller und bunter, nicht wie in all den Jahren zuvor. Die Sektkorken knallten laut, die Gläser wurden gefüllt und alle Feiernden erhoben sie zum Trinkspruch. Jeder wünschte sich etwas Grandioses, das noch nie dagewesene. Niemand verriet seine Träume, sonst erfüllen sie sich nicht. Mein größter Wunsch war schlicht und eindeutig: Gesundheit und Liebe für ein langes Leben. Beim Anblick des gigantischen Feuerwerks bekam ich ein wenig Gänsehaut, das gebe ich gerne zu. Wir standen mit strahlendem Lächeln an den Fenstern. Wer von uns sagt mit Bestimmtheit voraus, ob Träume und Wünsche sich erfüllen werden, oder was das neue Jahrhundert uns allen bringt. Und in erster Linie mir bringen wird. Ich war immens gespannt. In einem kurzen Augenblick, derweil ich mir das restliche Feuerwerk anschaute, stieg ein seltsam wohliges Gefühl in mir auf und ich ertappte mich dabei, den Kopf voller Gedanken an Herrn Kramer zu haben. Wie hat er das große Ereignis gefeiert? Wen hält er jetzt in seinen Armen und welchen Wunsch hat er für sich definiert? Ob er ebenfalls an mich denkt? Mit einem lauten „Mama“ fiel mir mein Sohn um den Hals, riss seine verträumte Mutter aus den törichten Gedanken. Die Kinder waren müde, angesichts der vorgerückten Stunde. Ich brachte sie in ihre Betten. Dicken Gutenachtkuss und entzückende Träume. Eine liebende Mutter kommt immer ihrer Pflicht nach und bringt die müden Kinder in die Federn. Im Anschluss daran gesellte ich mich wieder zu den feiernden Gästen. Jetzt folgte der ruhigere, angenehmere Teil der Nacht. Nette Gespräche und die letzten Gläser Wein. Bis in den frühen Morgen wurde gescherzt und gelacht. Millennium – welch ein mystischer Augenblick. Für das restliche kurze Wochenende war relaxen und Ruhe angesagt. Der kommende Montag läutete dann den neuen Arbeitsalltag ein. Die langersehnten Ferien waren vorüber. Alle Urlaubsrückkehrer fanden sich pünktlich wieder an ihrem Arbeitsplatz ein. Jeder erzählte in der ersten Stunde des Wiedersehens von seinen Erlebnissen zur Weihnacht und von einem restlos emotionalen, persönlichen Silvester. Herr Kramer kam zu vorgerückter Mittagszeit ebenso in mein Büro, reichte mir die Hand und sagte: „Hallo Frau Sehberger. Von Herzen alles Liebe für das neue Jahr, das junge Jahrhundert. Ich hoffe, dass all Ihre Wünsche sich erfüllen werden.“ „Tausend Dank. Ihnen und Ihrer Familie ebenfalls ein glückliches, neues Jahr,“ so meine Antwort. Seine Stimme nach der zweiwöchigen Urlaubszeit wieder zu hören, berührte mich zutiefst. Beim Verlassen des Büros dreht er sich an der Türe erneut um und schenkte mir ein betörendes Lächeln. Dann schloss er die Bürotür und stieg die Treppe zu seinem Büro hinauf. Ich hatte wieder dieses unvergleichliche Hochgefühl, diese Euphorie in mir. Unerklärlich, meine Gefühle, so bald er im Raum war. Welch ein gelungener Jahresanfang. In der Firma war es nicht allzu turbulent. Alle Kollegen wünschten sich ein brillantes, neues Jahr, wenn man sich über den Weg lief, und freuten sich wieder auf den Frühling. Der macht ja bekanntermaßen alles neu! Die restliche Winterarbeitszeit verging relativ rasch und arbeitsreich. Kinder und Ehemann wohlauf. Herr Kramer hatte sich schon problemlos eingelebt und eingearbeitet. Eines frühen Morgens im Frühjahr – es war ein Donnerstag – kam er in einem Outfit, was ich komisch, gar lustig fand. Er trat herein und was ich sah, entlockte mir ein kleines, verschmitztes Grinsen. Seine Art, sich zu kleiden, war für meinen Geschmack und seine Position im Job nicht passend, salopp ausgesprochen. An jenem Tag hatten Hose, Hemd und Krawatte die unterschiedlichsten Grüntöne. Ein leicht schmerzender Anblick für Menschen mit Stil. Wenn das mein Mann wäre, würde er seiner Position entsprechend perfekt gekleidet sein. Ich war aber nicht seine Frau und er weckte in mir Mitleid. So entlässt eine Ehefrau ihren Mann nicht ins tägliche Arbeitsleben. Leider ist es mein Naturell, dass ich liebgewonnene Personen auf diese komischen Missstände stets hinweise. Nicht immer vorteilhaft für mich, das gebe ich gerne zu, aber so bin ich eben. Es sah so seltsam an ihm aus, dass es aus mir heraussprudelte. Es war mir gleichgültig, welchen Kommentar ich mir einfangen werde. Allen Mut zusammengenommen, stieg ich die Treppe hinauf und stand jetzt in der Küche, welche, wie man weiß, direkt gegenüber seinem Büro lag. Der Vorwand war: Ich brauche Kaffee am Morgen. In der Küche angekommen trafen wir schon, wundersam, aufeinander. Meine Augen musterten ihn und just hörte ich eine Stimme reden, die die Ohren gut kannte: Es war die Eigene. Direkt und unverblümt teilte ich ihm auf charmante Art mit, welche Kleidung er da so spazieren trug. Es sprudelte nur so aus mir heraus. „Hallo Herr Kramer. Entschuldigen Sie bitte, aber wer zieht Sie denn morgens an? Suchen Sie sich die Sachen selbst aus oder macht das Ihre Frau?“ Sein Gesichtsausdruck verdunkelte sich. Wenig amüsiert über diese Frage, bekam ich prompt seine Antwort: „Sie sind reichlich frech, junge Frau. Das geht Sie freilich gar nichts an.“ „Verzeihen sie meine direkte Art. Ihr Outfit gehört in eine andere, längst vergangene Zeit der 80er. Dazu gleich drei verschiedene Grüntöne. Das funktioniert überhaupt nicht. In ihrer Position.“ Antworte ich und versuchte, die Situation wieder zu beschwichtigen. Er schaute mich mit seinen großen, blauen Augen an. Kein Lächeln. Nicht einmal ein kleines. Er wendete sich ab, stapfte schweigend zurück in sein Büro und schloss die Türe. Jetzt hatte ich ihn hoffentlich zum Nachdenken gebracht und war froh, diesen leisen, nett formulierten Angriff auf seine Person überlebt zu haben. War gespannt, wie der Kollege in den kommenden Tagen aussehen wird. Aus meiner Sicht gestattete das eine Verbesserung. Ich nahm mir den Kaffee, schlenderte die Treppe hinunter zurück ins Büro und zog ebenfalls meine Türe zu. Im Stuhl sitzend, grinste ich ein wenig angesichts des soeben erlebten Zusammentreffens. Stürzte mich aber sofort wieder in die vor mir liegenden Ausschreibungen. Den gesamten Tag über habe ich Herrn Kramer, kein weiteres Mal zu Gesicht bekommen. Scheinbar hatte meine Ansprache ihn mehr verärgert, als ich es beabsichtigt hatte. Der Tag verging, die Stunden verflogen. Ich hörte seine Schritte auf der Treppe, so stieg nur er die Stufen hinunter. Entgegen allen Monaten zuvor fuhr er heute schon um 15:00 Uhr Ortszeit in den Feierabend. Warum? Sein Kalender war leer. Wie jeden Tag führte ihn sein Weg an meinem Büro vorbei. Er wünschte mir durch die offenstehende Tür, mit seinem unvergleichlich bärigen Lächeln einen erholsamen Büroschluss. Ich war etwas verwundert, gar irritiert, erwiderte kurz den Wunsch und fragte erstaunt: „Na, Baustellentermin?“. „Nein“, hauchte er, lächelte verschmitzt und tänzelte förmlich hinaus zu seinem Wagen. „Na ja“, sagte ich, „es ist jetzt echt nicht nötig, alles zu erzählen.“ Nur sein Lächeln einzuordnen, fiel mir schwer. Bis zum nächsten Morgen. Er steuerte seinen Wagen auf den Parkplatz, direkt vor mein Bürofenster und stieg aus. Ich traute den müden Augen nicht. Es verschlug mir die Sprache. Er hatte das geschafft. Ich war sprachlos bei seinem Anblick. Ein vollkommen neues Geschehen bereicherte meinen Erfahrungsschatz. Das war die unglaublichste Wandlung eines männlichen Wesens, die ich je in so kurzer Zeit gesehen und erlebt hatte. Komplett neu eingekleidet stand er zur Begrüßung in meinem Büro und sein Lächeln forderte jetzt sofort ein Kompliment. Aber warum von mir? Die erste anerkennende Äußerung gebührt immer dem Partner. Er hat doch eine Frau. Ich lächelte, suchte nach Worten. „Ja hallo, guten Morgen. Sie sehen heute umwerfend aus. Perfekt. Genauso Herr Kramer. Famoses Outfit“, hörte ich mich reden. „Vielen Dank, schöne Frau. Das Kompliment aus Ihrem Mund zu hören, macht den Tag zu etwas Besonderem!“ Sagte er. „Einen traumhaften Tag wünsche ich der Dame. Bis später einmal“. So langsam stimmten mich die Vorfälle mit ihm nachdenklicher. Was zum Teufel bedeutete das? Was führte er im Schilde? War es mehr, als nur ein netter, neuer Kollege? Die Gedanken fuhren zum ersten Male Achterbahn! Die Gefühle ebenso! Ich horchte tief in mich hinein und sagte: „Nein, ich bin verheiratet, habe zwei gesunde und gescheite Sprösslinge, ein solides zu Hause, nette Schwiegereltern und, und, und. Ich fühle mich komplett. Das bildest du dir alles ein, junge Frau.“ Ich senkte den Blick auf die Schreibtischfläche und legte die Konzentration sodann wieder auf die zu erledigenden Büroaktivitäten. Der Kopf blieb aber nicht stumm. Er verstand sich ausgezeichnet auf die subtile Art des Flirtens. Genaugenommen war es von Anfang an phänomenal. Alles andere wäre gelogen. Ich genoss es jedes Mal in vollen Zügen. Komplimente irgendeiner Art zu Hause waren schon lange nicht mehr an der Tagesordnung. Kennen Sie das, dass der Partner in all den Jahren für sie nicht einen Kosenamen hat? Dass er sie meist nicht mit ihrem Vornamen anredet? An manchen Tagen seine Mutter zuerst begrüßt und keine Probleme anspricht? Das Vorlesen beim zu Bett bringen der Kinder, so lange hinauszögert, dass der Zeiger der Uhr fast immer auf 21 Uhr vorrückt, bis er den Weg auf die Couch schafft. All das ist mir vor dem beruflichen Wiedereinstieg in den Job und vor dem Firmeneintritt des neuen Kollegen, Herrn Kramer, gar nicht aufgefallen. Man war dem Alltagstrott so ausgeliefert und wurde förmlich betriebsblind. Saß mein Mann dann endlich auf der Couch, war ich meist schon so müde, dass mir ein Gespräch zu anstrengend war. Konsequenterweise könnten wir kürzertreten. Gesagt habe ich es ihm oft. Er aber kürzte das Vorlesen nicht ab, zog das Lesen bei den Kindern vor. So ist es eben jetzt. Heute, nach all den Jahren Abstand und den Rückblicken in stillen Stunden ist mir klar, dass unsere Beziehung zum damaligen Zeitpunkt schon nicht mehr mit Liebe zu definieren war. Wir lebten Zweckgemeinschaft. Ich hielt, der Kinder wegen, an dem fest, was wir Ehe nannten. Meine Eltern haben mir keine Scheidung vorgelebt. Nein, sie haben sich zwar gestritten, aber sie haben sich jedes Mal versöhnt, sich geliebt bis zum Tod des Vaters und darüber hinaus. Das glaube ich zu wissen, weil wir Frauen der Familie uns immer alles erzählt haben. Ich weiß es eben.
März. Der Frühling im neuen Jahrhundert zeigte sich mit den ersten warmen Sonnentagen. Seinen wohlduftenden Blüten, den prächtigen Blumen Farben. Die großen Fenster im Bürotrakt sorgten dafür, dass man die Winterkleidung wahrlich nicht mehr brauchte. Die frühlingshafte, leichtere Kleidung schmeichelte der Figur. Dieser Anblick blieb dem Kollegen Kramer nicht verborgen. Alles war luftiger und meine Laune auf dem Höhenflug. Das Telefon klingelte an dem Tag oft, meist externe Anrufer. Bis zum Mittag. Es ertönte der interne Klingelton auf dem Hauptapparat. „Kramer hier. Könnten Sie kurz zum Diktat kommen?“ Seine Worte. Er bat mich zu sich hinauf. In meiner unnachahmlichen, direkten Art antwortete ich sofort und unverblümt: „Sehberger hier. Leider bin ich nicht ihr Sekretariat und Sie nicht mein unmittelbarer Vorgesetzter. Aber weil Sie so nett fragen, heute so ein sonniges Wetter ist und ich kurz Zeit habe, komme ich zu Ihnen hoch und schaue, was ich für Sie erledigen kann.“ „Vielen Dank“. So Kramer. „Ja, so bin ich. Stets hilfsbereit und einsatzfreudig. Aber leider direkt! Na dann hinauf zum Diktat“, sagte ich leise und lächelte siegessicher. Gefreut darüber habe ich mich logischerweise ebenfalls. Kramer fragte ausgerechnet die Sehberger. Hat Sehnsucht der „NEUE“, mutmaßte ich. Die Treppe hinauf, den schmalen Gang hinunter bis zur Küche und schon klopfte meine Wenigkeit an seine Türe. Ein lautes herein ertönte und ich trat ein. Die Musterung seines Blickes machte mich keinen Funken verlegen. Im Gegenteil. Seine Augen waren Kompliment und Ansporn zugleich. Verunsicherung war seine Reaktion auf meine Person. Blicke sprechen ja bekannterweise Bände. „Nehmen sie bitte Platz. Hier ist ein Vorgang aus einer Akte, der bedarf einer brieflichen Erwiderung. Hier ist Papier und Stift. Ich diktiere Ihnen kurz etwas zum Sachverhalt“, sagte er mit fester Stimme. Ich setzte mich im gegenüber. Bewaffnet mit den Utensilien, die er mir aufgetragen hatte. Dann schlug er die Kundenakte auf, schilderte mir kurz den Kontext und bat mich, seine Sätze zu notieren. Er legte los mit dem Kundenvorgang: Name, Kundennummer etc. Dabei wirkte er etwas nervös, verlegen und verwirrt, weil er die 4-stellige Vorgangsnummer drei Mal wiederholte, und diese immer falsch zusammensetzte. Wieso behält ein blitzgescheiter Mann denn keine 4 Ziffern in ihrer Reihenfolge? Ihn anlächelnd hörte ich wieder eine Stimme im Raum, die sagte: „Sehr geehrter Herr Kramer. Ist es denkbar, dass ich Sie etwas irritiere?“ Und raus war die Katze! Jetzt hoffte ich nur, dass der Schuss nicht nach hinten losging. Damit er keine Gelegenheit bekam, nur einen Funken Zeit zu haben, nachzudenken und zu antworten, legte ich sofort nach und sagte: „Erzählen Sie mir doch kurz den Kontext ihres Briefes, der in ihrem Namen für die Firma versendet wird, und ich schreibe Ihnen den Geschäftsbrief. Ihre Ergänzungen und Verbesserungen setzen wir dann später ein. Zu meiner Verwunderung kam nur: „Ja, so machen wir beide das. Bis gleich.“ Er erzählte mir den Fall, den es zu formulieren galt und lächelte zufrieden. Zurück in meinem Büro legte ich umgehend los. Keine Schelte oder Ermahnung? Welch ein Glück. Der Eindruck, dass ich den Herrn mit meiner Gestalt in Verwirrung gebracht hatte, wurde durch sein Verhalten bestätigt. Ich fühlte mich geschmeichelt, da Komplimente zu Hause, egal was ich fabrizierte oder trug, wie gesagt, nicht mehr an der Tagesordnung waren. Es sprach sie zumindest keiner aus. Gewohnheit eben. Der Geschäftsbrief war schnell geschrieben. Herr Kramer äußerst zufrieden. Auftrag erfolgreich erledigt. Ja, ich war in der Firma dafür bekannt, dass alles, was ich anpackte, gelang. Hier war für mich das Parkett der Komplimente, der Anerkennung, die ich in der eigenen Ehe nicht mehr fand. Zu einem früheren Zeitpunkt hatte mir meine damalige Schwiegermutter Folgendes gesagt: „Du hättest besser bei euch Karriere gemacht und dein Mann wäre tageweise bei den Kindern geblieben.“ Jetzt verstehe ich erst diesen Satz. Die Chance, das zu beweisen, werde ich erhalten. Dazu aber später. Nach Feierabend hatte ich eine seit längerem schon ausstehende Verabredung mit der besten Schulfreundin meiner gesamten Kinder- und Jugendzeit, Marlene. Wir waren seit der ersten Klasse ein Herz und eine Seele. Uns bekam niemand so schnell auseinander. Bis zum verdienten Abitur haben wir sämtliches, na ja, fast alles miteinander geteilt. Den geliebten Freund vernünftigerweise nicht. Nach Abi und Schulzeit haben wir uns zwar nicht mehr allzu oft gesehen. Kontakt gehalten haben wir über die gesamte Zeit hinweg immer. Marlene hat, nach ihrem Studium den Betrieb ihres Vaters übernommen. War jetzt Eigentümerin und Geschäftsführerin von einigen Zweigstellen und mit ihrer zweiten Liebe, Hans-Christian, liiert und mir schien, glücklich. Ich für meinen Teil hatte mit der Heirat und der ersten Schwangerschaft das Studium nicht mehr intensiviert und mich nach den anfänglichen sechs Semestern für die Mutterrolle entschieden. Fängt man etwas an, dann aus voller Überzeugung. Mit ganzem Herzen oder gar nicht, so das Motto. Alles andere wäre halbherzig. „Man dient nur einem Herrn“, sagten stets meine Eltern. Kinder zu sozialverträglichen Menschen erziehen, ist kein Nebenjob. Kurz und gut. Wir sind zwar unterschiedliche Wege gegangen, aber das hat unserer Freundschaft nicht geschadet. Die Verabredung fand am Abend im Lieblingsrestaurant von Marlene statt. Sie hatte für uns einen Tisch bestellt und ich kam der Kinder wegen leider 10 Minuten zu spät. Die Stimmung war herzerfrischend und sie wartete brav vor dem Lokal. Wir umarmten uns zur Begrüßung und sie fand, dass ich absolut glücklich aussah. „Ja, danke der Nachfrage, mir geht es ausgezeichnet. Die Kinder sind wohlauf, Job macht Spaß und das wertet das Mutterdasein positiv auf.“ „Das hört sich prächtig an. Du wirst mir gleich davon berichten, ja“, bekam ich zur Antwort. Wir schlenderten ins Lokal. Nach Aperitif und Vorspeise war mir aufgefallen, dass ich die ganze Zeit schon ununterbrochen von unserem NEUEN sprach. Seine subtilen Flirtansätze, seine Änderung des Dresscodes nach meiner Bemerkung und viele, kleine Ereignisse mehr. Dabei schilderte ich Marlene einen Vorfall in der Adventszeit in der Küche vor seinem Büro. Damals stand ich dort mit meinen beiden Kolleginnen, eine davon war zu dem Zeitpunkt mit ihrem zweiten Kind schwanger. Wir unterhielten uns über Vornamen. Herr Kramer kam aus seinem Büro zu uns und fädelte sich subtil von der Seite in das Gespräch ein. „Wir haben Äpfel mitgebracht, wie im Paradies,“ sagte eine Kollegin lächelnd. Sie zwinkerte ihn dabei an. „Die Schlange haben wir aber nicht mitgenommen,“ erwiderte schmunzelnd die Andere. „Lieben Sie Äpfel? Dann würde Ihnen die Eva aus dem Paradies heute einen anbieten,“ hörte ich mich fragen. „Nein“, sagte er, „ich bevorzuge Mandarinen.“ Er nahm grinsend seinen Becher Kaffee, zwinkerte mir zu und verschwand wieder in seinem Büro. Einige Zeit später am Vormittag führte mein Weg mich bezüglich eines Vorgangs in sein Arbeitszimmer. Kaum war ich fertig mit der Vorgangssuche und auf dem Weg zur Tür, da öffnete er seinen Koffer, holte eine rote Apfelfrucht heraus, lächelte mich mit blitzenden Augen an und streckte mir das Äpfelchen entgegen. Dabei fragte er siegessicher: „Sie lieben doch Äpfel, nicht. Möchten sie abbeißen?“ Ich blieb wie angewurzelt stehen. Was hörten meine Ohren da. Ich hatte Glück, dass hier kein Spiegel an der Wand hing. „Oh. Nein danke. Ich hatte heute schon meine Obst Kur,“ sagte ich leicht verwirrt und verlegen, nahm die Klinke in die Hand und trat hinaus auf den Flur. „Wie schade“, kam enttäuscht zurück. Und da war sie, die Schlange. Von wegen, Eva verführt. Es war Adam. Seine Art zu flirten war elegant, subtil und so gar nicht aufdringlich. Vollkommen nach meinem Geschmack. Marlene hörte sich das alles mit einer Gelassenheit und Seelenruhe an, bis sie mir ins Wort fiel, sich dafür gleichzeitig entschuldigte und direkt anmerkte: „Junge Frau. Merkst du nicht, dass dein NEUER Kollege voll auf dich abfährt! Verzeih diese saloppe Ausdrucksweise. Aber es ist doch so eklatant, findest du nicht?“ Ich schaute Marlene mit großen Augen sprachlos an. Eine seltsam, nachdenkliche Stille erfüllte den Raum. Nur das Geklapper des Geschirrs und der Gläser der Nachbartische war in meinen Ohren zu hören. Sie verwirrte mich. Ich schaute sie mit einem Blick an, der Marlene an ein scheues Reh erinnerte. „Schau nicht so erschrocken“, kam es aus ihr heraus. „Der Mann will Dich“. „Na echt spitze,“ hörte mich reden. „So habe ich das gar nicht betrachtet. Wieso ist mir das nicht aufgefallen.“ „Nimm doch bitte einmal das Brett vor deinen Augen, dem Kopf und der Seele weg“, sagte sie. „Lehne dich zurück, geh in dich, lausche den Gefühlen und denk bitte nach. Er ist tot unglücklich zu Hause und wenn es die beiden Kinder nicht geben würde, glaube mir, er wäre längst weg und geschieden. Betrachte es einmal aus dieser Sicht. Bist du denn glücklich zu Hause?“ Fragte Marlene direkt. Ich senkte den Kopf und starte auf die rosafarbene Tischdecke. Oh Gott, welch eine bescheuert schöne Frage. Was entgegne ich denn hier und jetzt darauf. Nach einer kleinen, schweigenden Weile schaute ich wieder zu Marlene auf. „Im Ernst? Nein, denke ich. Wir haben uns zu Hause schon darüber unterhalten und beschlossen, dass wir für die Kinder erst einmal das, was wir haben, aufrechterhalten. Na, ich taufte es, WG leben. Wie er das sieht und nennt, entzieht sich meiner Kenntnis.“ Marlene bohrte weiter. „Und wie stehst du zu deinem NEUEN?“ „Na ja, wir sind eins, sagte ich. „Und wie interpretiere ich das Einssein?“ Fragte sie. Bis zum Dessert erklärte ich ihr ausführlich die Bedeutung des Satzes „wir sind eins“ und berichtete von unseren Gemeinsamkeiten. Und wie ich so erzählte, wurde mir die ganze Wahrheit, rund um den NEUEN und mir mit einmal völlig klar. Wir waren ineinander verliebt. Aber so was von, dass wir jedes Mal alles um uns herum vergessen hatten, sogar das zu Hause, wenn wir zusammen waren. Das behaupte ich von mir. Es wurde spät. Der Arbeitstag am kommenden Morgen forderte von unserem erkenntnisreichen Beisammensein, dass wir diesen anregenden Abend jetzt beenden. Nach einem letzten Glas Wein zahlten wir die Rechnungen und rollten förmlich, gesättigt vom delikaten Essen, zu den Pkws. Wir verabschiedeten uns herzlichst mit einer dicken Umarmung. „Na, dann allerlei Spaß mit dem NEUEN. Ich bitte dich um unverzügliche Berichterstattung und Erfolgsmeldung,“ sagte mir Marlene vor dem Einsteigen. Sie überließ mich mit ihren Worten und meinen Gedanken im Kopf in die kommenden Arbeitswochen. War es Schicksal oder Bestimmung? Keiner ahnt voraus, was uns die Zukunft bringt. Welch ein wirrer Beginn für ein neues Jahr, mein Jahrhundertjahr. Für heute führte der Weg erst einmal nach Hause zu Mann und Kindern. An der Haustüre angekommen, schloss ich leise auf, trat ein und stieg die Treppe hinauf in die Wohnung. Alle Lieben lagen schon im Tiefschlaf. Ich schlich behutsam zum Ehemann ins Bett. Die Gedanken rund um das Gespräch mit Marlene kreisten permanent in meinen Kopf. Hatte Sie mit allem Recht? Eine ganze Weile lag ich wach und brütete über mich und Herrn Kramer. Zu vorgerückter Stunde in dieser Nacht siegte die Müdigkeit und der wohlverdiente Schlaf setzte ein. Wohltuender Ruhe und angenehme Träume.
In den darauffolgenden Tagen des Aprils war Herr Kramer in der Firma etwas kurz angebunden. Außer einem „Guten Morgen“, einem „Schönen Feierabend“ und seinem betörenden Lächeln waren keine nennenswerten Gespräche zustande gekommen. Oft verließ er vor dem regulären Betriebsende das Gebäude und hinterließ den Eindruck, dass er nicht immer ganz bei der Sache war. Verzeihung, gedanklich nicht bei mir, wenn es gestattet ist, das so zu formulieren. Mir fehlte die liebevolle, knisternde und subtile Art des Miteinanders mit ihm. Der Monat schritt eilig voran und es war so Mitte April. Er kam in mein Büro, da sprach ich ihn direkt an. „Im Stress die letzte Zeit?“ Fragte ich. „Ja, es steht ein Familienfest an, Kommunion. Das bedeutet für mich, die Lokalität aussuchen und buchen, festliche Kleidung kaufen und alles organisieren. Das nimmt Zeit in Anspruch“, erwiderte er. „Ach so“, sagte ich, „hat man dafür nicht seine nicht arbeitende Ehefrau? Und ich hatte schon die Befürchtung, es liegt an mir. Da habe ich aber Glück. Mein Kind hat ebenfalls in Kürze Kommunion. Dann sind unsere ja im gleichen Alter. Wie schön. Wir sind erst in 6 Wochen dran. Daher kenne ich den Stress des Organisierens. Diese Aufgaben erfüllt in unserer Familie meine Wenigkeit. Das ist doch Frauensache, oder“, sagte ich. „Nein, an Ihnen liegt das nicht. Ist das Fest erst einmal vorüber, habe ich wieder mehr Zeit“, gab er etwas verlegen zur Antwort. „Klingt verlockend“, erwiderte ich. Der Kopf formulierte sofort folgende Fragen: Mehr Zeit für was und wen? Etwa für mich? Wenn er mich damit gemeint hat, dann löste das ein echtes Glücksgefühl aus. Gott sei Dank war nicht ich die Ursache für seine Missstimmung. Jetzt war die Situation endlich geklärt. Ich ließ Herrn Kramer ab dem Tag in Frieden. Bis auf unsere kleinen Gesten und seine liebevollen Blicke. Die erntete ich täglich, genauso wie er meine. Sein Festtag kam und verlief recht stressfrei. Jetzt war er wieder vollkommen der Alte. Ein aufmerksamer Kollege, den ich vermisste und schätzte. Sein bäriges, verführerisches Lächeln kehrte zurück und das unsichtbare Band zwischen uns war wieder da. Grandios. Es fühlte sich irre gut an. Der April lag in den letzten Zügen und der Wonnemonat Mai stand vor der Tür. Schmetterlinge gab es ja genug. Die Anziehungskraft, die wir beide zueinander empfanden, wurde unsererseits nicht mehr ignoriert. Die Gespräche der letzten Wochen waren der reine Schlagabtausch. Hier ein kleiner Geschmack von dem, was sich täglich so im Zwischenmenschlichen bei uns abspielte: ER sanft: „Es sind keine Kaffeetassen mehr im Schrank. Was machen wir denn da, Frau Sehberger?“ Ich mal wieder im direkten Antwortmatch: „Abwasch heißt das Zauberwort, Herr Kramer. Spülen“. Es folgte ein verliebtes Lächeln auf beiden Seiten. Eine weitere Situation. ER lächelnd: „Sie sind aber eine direkte Person, junge Frau!“ Ich: „Stört Sie das, junger Mann?“ ER: „Nein. Ich liebe direkte Frauen!“ „Ja, wenn das so ist, müssten wir das ja einmal in einem intensiven Gespräch vertiefen, finden sie nicht“, meine prompte Antwort. Mit der Reaktion seinerseits hatte ich wahrlich nicht gerechnet. Erst schwieg er leicht verlegen, schaute mich verdutzt an. Dann brachte er einen Stein ins Rollen und war über sich selbst angenehm überrascht. Jetzt lächelte er mit seinem so unvergleichlichen, betörenden Lächeln, dass mich jedes Mal tief berührte. „Ja bitte?“, fragte ich, weil sein Blick so intensiv und bohrend war. Er roch irre verführerisch. Luft holend antwortete er äußerst überzeugend: „Lassen sie uns das Thema bei einem Dinner intensivieren.“ „So so, ein Dinner?“, fragte ich. „Ja, unser Candle-Light-Dinner!“ Seine Augen glänzten. Was sage ich, sie strahlten. Total überrascht, entzückt und gleichzeitig verlegen schaute ich drein. Das kannte ich gar nicht von mir. Aber, denn er liebt ja direkte Frauen, redete meine Stimmer munter drauf los: „OK. Wann?“. „Ich sage Ihnen Bescheid“, antwortete er jetzt mit einer solchen Selbstsicherheit, dass mir Angst und bange wurde. Er drehte sich um und schlenderte hinauf in sein Büro. Ich brauchte erst einmal einen Stuhl. Was war das denn? Hatten wir uns soeben zu einem Candle-Light-Dinner verabredet? Herr Kramer rüstete auf zum Angriff. „Junge Frau, was tun Sie da?“ Fragte ich mich leise in einer Art Selbstgespräch. War das der Beginn einer ins Rollen gekommenen und nicht aufzuhaltenden Romanze? Oder gar mehr? Gedankenchaos im Kopf und Schmetterlinge im Bauch. Was habe ich da nur angefangen. Wir haben Ehepartner, Kinder, und der Grundsatz lautete immer und überall: „Keinen Kollegen, nie einen Verheirateten, alles vergessen?“ Bis jetzt ist ja nichts passiert, sagte ich mir. Und wenn wir den Verstand nicht völlig abschalten, wird es nur ein Essen zweier Menschen, die sich exorbitant verstehen. Es fühlte sich alles wohltuend und so realistisch an. Es ist nur ein Dinner, redete ich mir immer wieder ein und genoss trotz alledem in vollen Zügen meinen Feierabend. Es vergingen ein paar Tage. Bei jedem Aufeinandertreffen in der Zeit lag ein seltsames Knistern in der Luft, überkam uns ein wohliges Gefühl in der Magengegend. Die Schmetterlinge? Das Warten auf Tag X, dem Dinner, forcierte das Kribbeln. Geduld walten zu lassen, fiel mir in dem Stadium schwer. Innehalten und etwas abzuwarten ist manches mal nicht meine beste Gemütsart. Die Tage flogen nur so dahin. Mittlerweile war es fast Mitte Mai. Langsam aber sicher breitete sich eine kleine, rasch wachsende Enttäuschung aus. Er suchte das Gespräch rund um sein versprochenes Candle-Light-Dinner so gar nicht mehr. Fast hatte ich meine Frustration überwunden, stieß er eines Nachmittags die Türe des Büros mit Schwung auf. Herr Kramer trat breit grinsend, mit strahlenden Augen ein und postierte sich vor dem Schreibtisch mit seinem so unverwechselbaren Charme. „Hallo,“ hauchte er mit verführerischer Stimme, „ich habe ihnen doch etwas versprochen, nicht wahr! Ich löse heute das Versprechen ein.“ Mein Gesicht versteinerte sich und gleichzeitig wäre ich ihm am liebsten jetzt schon um den Hals gefallen. Ich hätte vor Freude schreien können. Meine Ohren hatten es tadellos verstanden und er hatte es nicht aus den Augen verloren. Diszipliniert antwortete ich: „Sie haben es nicht vergessen? Das freut mich ungeheuerlich. Schon einen Termin in die engere Wahl genommen?“ „Dafür bin ich hier“, sagte er. „Wäre alternativ ein Mittagessen ebenso angenehm?“, fragte er dann leicht verlegen. Das habe ich nicht gehört, oder doch? So ein kleiner Feigling, schoss es mir durch den Kopf und antwortete direkt: „Nein, liebster Kollege. Candle-Light ist Candle-Light! Und Versprechen sind einzuhalten! Oder bekommt Mann Stress zu Hause? Für die Begründung bei Ihrer Frau bin ich nicht zuständig. Meine Wenigkeit hat nie Probleme damit und geht selbst am Abend vor die Tür!“ Er verzog nach der knappen Ansprache keine Mine. Lächelte, jetzt etwas verlegener. Ein kurzes Schweigen folgte. Zögerlich antwortete er: „Dann bleibt es beim Abendessen. Ich bekomme das schon hin. Welchen Tag im Kalender nehmen wir denn?“ Fragte er jetzt selbstsicher. Wir einigten uns auf den zweiten Mittwoch im Mai nach Dienstschluss. 19.00 Uhr – Tisch und Lokal suchte er aus. Zufrieden grinsend schlich er zurück in sein Büro. Ich schaute ihm nach und hatte das Gefühl, dass er mich mit seinem Hin und Her testete. Etwas sagte mir, dass genau das sein Bestreben war. Er wollte sicher sein, dass ich mir sicher bin. Kompliziert, aber so ist das. Die „Kuh“ mit Namen Dinner war vom Eis. Das Datum fixiert. Eine famose Gelassenheit breitete sich in mir aus. Eine grenzenlose Vorfreude auf das, was da kommen wird. Das Gefühl in mir glich dem eines 16-jährigen Teenagers kurz vor dem ersten Kuss. Das Kribbeln im Bauch, das man nie mehr vergisst. Stunden später ist mir aufgefallen, dass der Tag das Geburtstagsdatum meiner geliebten Oma war. Das ist kein Zufall! Nein, es gibt keine Zufälle. Es gibt nach meiner Auffassung vom Leben nur das Schicksal, die Vorherbestimmung. Am gleichen Abend rief ich Marlene an und berichtete ihr vom bevorstehenden Abendessen mit Herrn Kramer. Alleine. „Würde ihn gerne einmal sehen“, sagte sie. „Braucht er nicht beizeiten eine nagelneue Scheibe fürs Auto oder so? Ich bin dann zufällig im Betrieb anwesend und schaue ihn mir einmal genau an“. Marlene war so was von begeistert und voller Neugier, was ich nur zu gut verstand. Und während sie so weitersprach, fiel mir ein, dass ein Steinschlag die Frontscheibe des Firmenwagens erwischt hatte und er ernsthaft eine neue Scheibe benötigte. „Marlene“, unterbrach ich ihren Redeschwall, „ich glaube, das lässt sich einrichten, dass du ihn kennenlernst“. Ich erzählte ihr den Vorfall. „Sag ihm morgen Bescheid, er möge mich bitte anrufen. An der Zentrale nach der Chefin fragen und mit mir einen Termin vereinbaren. Für seinen Wagentyp habe ich immer Scheiben hier. Falls er Zeit mitbringt, darf er gerne warten. Bei einer Tasse Kaffee und mir, der Beilage“, und lachte lauthals in den Hörer. „Das du ja nett zu ihm bist, ja“, sagte ich fordernd. „Abgemacht“, klang es wie aus einem Munde. Ich war aufgeregt, was sie mir über ihn berichten würde. Mit ihr hatte ich jetzt eine enge Vertraute. Wir haben uns bis heute verstanden, gegenseitig getröstet und uns grundsätzlich alle Wahrheiten anvertraut. Warum nicht auch jetzt. Am darauffolgenden Tag holte ich in die Küche Kaffee. Beiläufig erzählte ich Herrn Kramer von meiner alten Schulfreundin Marlene, ihren Betrieben rund um zerbrochene Autoscheiben und richtete ihm die Worte von ihr aus. Er war begeistert. „Dann geben sie mir doch die Telefonnummer und ich ordere heute einen Termin mit ihrer Marlene“, sagte Herr Kramer. Ich schrieb ihm die Rufnummer auf einen Zettel und klebte diesen auf seinen Schreibtisch. Zurück an meinem Arbeitsplatz rief ich sie sofort an und weihte sie umgehend ein. Nachdem er Marlene angerufen hatte, gab sie mir das Datum durch. Meinetwegen legte sie den „Mal-sehen-wer-da-kommt-Termin“ vor dem Candle-Light-Dinner. Die Neugierde war groß, wie sie ihn denn findet. Ihr Urteil war mir wichtig. Kaum drei Tage später war er bei ihr im Unternehmen. Ich glaube, er war keine 100 Meter vom Firmenparkplatz entfernt, da klingelte bei mir das Telefon. „Ich bin´s, Marlene. Er ist soeben weggefahren. Das ist ja eine Sahneschnitte. Ein attraktives Original, ein richtiger Bär, unheimlich nett. Glückwunsch und enttäusche mich nicht. Ich lechze nach positiver Berichterstattung von dir. Und wenn du ihn am Ende eures Dinners nicht nimmst, dann melde dich bei mir. Ich nehme ihn“, plauderte sie direkt drauf los und lachte laut. Marlene hatte ihren Satz zu Ende gesprochen, da fuhr er schon auf unseren Parkplatz vor mein Büro. Herr Kramer stieg aus und lächelte mir durch das Fenster zu. „Ich muss Schluss machen, er kommt rein, bis später“, sagte ich kurz angebunden und hängte rasch den Hörer ein. Verlegenheit stieg auf. Die Bürotür öffnete sich und er lächelte mir zu mit den Worten: „Das hat alles perfekt geklappt. Freue mich auf uns. Dauert ja nicht mehr lange. Bis später.“ Jetzt wurde mir so warm ums Herz, dass ich ihm am liebsten um den Hals gefallen wäre. Die unzähligen Stunden bis zum ersehnten Candle-Tag vergingen so gar nicht. Das war naturgemäß vollkommener Blödsinn. Zeit vergeht immer gleich. Meine Gefühle aber kennen keine Uhr, Tage oder Wochen. Sie fordern stets ein sofort! Deshalb ist Zeit nicht gleich Zeit! Und dennoch zog es sich hin. Tag X war endlich da. Der spezielle Mittwoch mit dem doppelsinnigen Datum. Es war ein wolkenloser, warmer Frühlingstag und der Geburtstag meiner so geliebten Oma mütterlicherseits. Einer charakterfesten Persönlichkeit, mit einem großen Herz am richtigen Fleck. Acht Kinder an der Zahl, eines davon ist unsere Mutter. Sie hat das Wesen und das große Herz voller Liebe geerbt, wie alle anderen Geschwister. Bin stolz darauf, ein Kind meiner Eltern zu sein. Die Mutter-Gene werden, wie man weiß, weitergegeben. Herzensgute Gene sind mir vererbt worden. Leider behauptet das nicht jeder Mensch von sich. Bei manchen sammelt sich ein Haufen wenig beneidenswerter Gene an, je nach Mutter, Großmutter und Schwiegermutter! Aber das ist nicht mein Thema. Zurück zum Alltag. Die Büroarbeit erledigte sich an Tag X extrem leicht. Kein Wunder, gedanklich bei Oma und dem langersehnten Candle-Light-Dinner, Herrn Kramer. Ich fieberte dem Feierabend entgegen! Duschen, Haare föhnen, und die berühmte Frage: „Oh Gott! Was ziehe ich denn an?“ Das sich immer wiederholende Frauenchaos brach herein. Kleiderschrank voll, aber nichts ist das Richtige! Ich erinnere mich wie heute: Getragen habe ich den grauen Minirock (Mini bis kurz über dem Knie!), das weinrote enge Seidenshirt, darüber eine transparente weiße, seidene ärmellose Weste mit angedeuteten, hellgrauen Rosen, und meine passenden grauen Schuhe. Ich überlegte kurz, ob es nicht zu gewagt aussah, aber der Rock hatte eine nicht verfängliche Länge und somit beschloss ich, mit diesem Outfit zum Dinner zu flanieren. Meine Kinder hatte ich ins Bett zum Vorlesen mit ihrem Vater verabschiedet und das „Geschäftsessen“ angekündigt. Kein Problem. Mein Mann und ich hatten im April des Jahrs beschlossen, dass wir ab dem Zeitpunkt eine Art WG leben werden, weil ich an einem Sonntagmittag auf die Frage: „Liebst du mich?“, nach langen Gesprächen über unsere Beziehung und Ehe, nur zur Antwort bekam: Nein! Seine Aussage gestattete mir jetzt, anders zu planen. Meine eigenen Entscheidungen zu treffen. Der erste Entschluss war, alles auf uns zukommen zu lassen. Entweder entzündet sich wieder die Glut der Ehe, oder der Weg führt voneinander weg. Wie auch immer. Bei der Heirat hatten wir gemeinsame Ziele, Liebe gelebt. Alles war möglich. Ist ein Feuer einmal erloschen, wird es schwer. Wir lebten WG, die Glut war kalt. Und weil ich jetzt keine Rücksicht mehr nehmen musste, war ich frei, eigene Entscheidungen zu treffen und selbstbestimmte Pläne umzusetzen. Ich übernahm die Verantwortung für mein Restleben. Immer in den Planungen miteingeschlossen, die Kinder. Die Einladung von Herrn Kramer war angenommen, kein schlechtes Gewissen meldete sich. Es hatte absolut null Platz! Die Kids bekamen ihren „gute Nacht Kuss“ von der froh gelaunten Mutti und ab ins Auto, Dach auf, Musik von Eros angedreht, und ab zum Dinner. Candle-Light, ich komme!!! In mir war ein irres Glücksgefühl. Ein Gemisch aus Aufregung, Unbeschwertheit, Schmetterlinge, die erste Verliebtheit, aber ebenso ein wenig Unbehagen, Unsicherheit ob der Geschehnisse, die da kommen werden. Frau macht so etwas ja nicht alle Tage und das letzte Mal war fast 23 Jahre her, mit dem jetzigen Ehegatten. Was ich merkte, war, dass sich meine Seele zum ersten Mal, nach ewig langer Zeit, in Hochstimmung wälzte. Sie war glücklich und frei. Und das Beste daran: Sie war vollständig, bei jedem Gedanken an Herrn Kramer. Wir trafen uns, wie gesagt, nach Feierabend. Er hatte ein abseits liegendes, romantisches Restaurant ausgesucht, gelegen zwischen zwei kleinen Vororten unserer Stadt. Ausgemacht war, dass wir uns vorab im nahegelegenen Industriegebiet treffen und gemeinsam dort hinfahren. Meiner Ungeduld geschuldet, und weil ich ein überaus pünktlicher Mensch bis, parkte ich längst am verabredeten Ort. Wartete schon eine knappe ½ Stunde auf dem Seitenstreifen des Parkplatzes auf der Hauptstraße Orts auswärts, da erreichte mich eine SMS. Es war eine Nachricht von Herrn Kramer. Er entschuldigte sich schriftlich und teilte mit, dass der vorhergehende Termin sich leider etwas länger hingezogen hatte. Mobiltelefone sind eine tolle Erfindung. Erleichtert dachte ich nur: „Geschäft hat Vorrang!“ Weiter stand geschrieben: Er wäre aber schon im Auto auf dem Weg zum Treffpunkt. Wieder fiel mir ein Stein vom Herzen. Mein Blick in den Rückspiegel verriet mir seine Ankunft. Von Weitem erkannte ich seinen Wagen. Endlich, mit Lichthupe grüßend, kam er angefahren, hielt direkt hinter mir. Die Nervosität stieg enorm, die Knie wurden weich. Mein Gedanke und die Befürchtung, er würde kneifen, waren wie weggeblasen. Wir fuhren los. Auf der ganzen Fahrt dorthin schaute ich immerzu in den Rückspiegel. Eros sang aus dem Lautsprecher und ich stimmte laut mit ein. Wir steuerten auf den Restaurantparkplatz, parkten, stiegen aus und begrüßten uns mit Handschlag. Es war auf beiden Seiten ein feuchter Händedruck und das lag nicht am Wetter. „Guten Abend Frau Sehberger. Sie sehen umwerfend aus“, sagte er zur Begrüßung. Sein sanfter Blick zog mir tief unter die Haut. „Guten Abend Herr Kramer. Vielen Dank für das Kompliment. Schön Sie zu sehen“, erwiderte ich. Thomas sah zum Anbeißen aus. Er trug seine blaue Jeans, ein weißes Hemd und ein schwarzes Sakko, alles neu. Sein Parfüm roch äußerst verführerisch. Ich erkenne ihn selbst heute mit geschlossen Augen. Arm in Arm schlenderten wir zum Restaurant. Gentle like hielt er mir beim Betreten des Lokals die Türe auf. Ein Ober geleitete uns zum reservierten Tisch für zwei. Der Raum war blumig geschmückt. Rosen auf jedem Esstisch, Kerzenschein und gedämpftes Licht. Wir saßen alleine im großen Nebenraum und hatten eine naturbelassene Aussicht, direkt auf den gegenüberliegenden Wald. Erst später habe ich erfahren, dass er das genauso arrangiert hatte. Er hegte das Bedürfnis, mit mir alleine zu sein. Nach den ersten Gläsern Champagner zur Begrüßung legte sich ein wenig die anfängliche Aufregung. Der Alkohol löste die Zunge und wir sprachen schon rasch über viele Themata, die uns auf dem Herzen lagen. Wir suchten uns das Menü und den Wein aus und bestellten erstaunlicherweise fast das Gleiche. Aber warum wunderte mich das nicht? Wir lachten herzhaft. Klar gab es den berühmten Champagner ein weiteres Mal vorweg. Das beruhigte die restliche Nervosität auf beiden Seiten. Dieses zweite Glas des vorzüglichen Getränks nutze er, um Brüderschaft zu trinken, und bot mir, mit folgenden Worten, das DU an. „Liebste Frau Sehberger. Ich heiße Thomas,“ sagte er, „und ich nenne sie ab heute Caroline. Der Name klingt wie eine liebevolle Melodie. Du Caroline, sagen wir Du zueinander? Ich würde mich wahnsinnig freuen.“ „Sehr, sehr gerne Thomas“, sagte ich. „Lass uns darauf anstoßen.“ Wir ließen die Gläser klingen und waren ab jetzt nicht mehr Herr Kramer und Frau Sehberger, sondern Thomas und Caroline. Alles war so vertraut, nie anders. Langsam aber sicher steuerte das Gespräch in die vermutete Richtung. Er erzählte von seiner Frau, mit der er seit Ende der achtziger Jahre verheiratet war. Komisch, genau wie bei mir. Mit jedem Satz erkannte, ja lernte ich nicht nur mehr über seine „Ehe“ kennen, sondern stellte mit Schrecken fest, dass unsere damaligen Partner fast die gleichen Marotten und Charaktereigenschaften hatten. Introvertiertheit gepaart mit großem Schweigen ist eine beziehungstechnisch kontraproduktive Mischung, die uns beiden geselligen, extrovertierten und redseligen Menschen so gar nicht guttat. Aber wer erkennt diesen Umstand schon in jungen Jahren, wenn Mann und Frau auf der Pirsch sind. Alles lässt sich psychologisch begründen und begreifen. Das erfahren die Geschlechter aber erst mit der zunehmenden Lebenserfahrung und dem Alter. Das vermag ich hier nicht weiter vertiefen. Wir waren demnach mit fast denselben Menschentypen verheiratet. Ist das nicht erschreckend!? Dass es so etwas gibt. Wir sind unabhängig voneinander, an zwei unterschiedlichen Orten ansässig. Lebten das fast absolut gleichartige Leben. Haben Partner mit demselben Wesen bzw. derselben Charaktere geheiratet und das im gleichen Jahrzehnt. Wir haben Kinder bekommen. Alle fast identisch alt. Thomas Hochzeitstag fällt auf den Geburtstag meiner Mutter. Wir saßen am Ehrentag von Oma beim Candle-Light-Dinner. Die erste, leider nicht gehaltene Schwangerschaft, war zum gleichen Zeitpunkt ausgerechnet, wie eines seiner Kinder. Wir hörten im Teenageralter dieselbe Musik. Liebten alle Ballsportarten. Teilten die identischen Sehnsüchte, Träume und hatten denselben Fußball Lieblingsverein und vieles mehr. Das glaubt einem kein Mensch, diese Vielzahl der Gemeinsamkeiten. In gewisser Weise unheimlich. Selbst wir trauten unseren Gedanken, Erzählungen und Gefühlen nicht und waren seltsam berührt. Am Anfang seiner Ausführungen hatte ich den Verdacht und kurz überlegt: „Na ja, Frust in der Ehe und er braucht Abwechslung.“ Aber nach den ersten offenen, intimen und vertrauensvollen Gesprächsthemen war alles klar, so innig, authentisch und ehrlich, dass man die Situation des jeweils anderen selbst nur zu gut empfand und verstand. Das erfindet man nicht, diese Parallelen. Thomas kannte mein Leben bis dato nicht und ich nicht seins. Wie kommen diese „Zufälle“ zustande? Wenn wir hier überhaupt von Zufälligkeiten reden? Ich nannte es Schicksal! Waren wir etwa schon immer füreinander auserkoren? Esoterik Fans sagen sofort: Ihr habt das gleiche Karma und seid hundertprozentig eine Einheit! Esoterik, wer daran glaubt! Aber zurück zu unserem Dinner. Schon bei der Vorspeise, einem Krabbencocktail, aßen wir vertraut vom Löffel des anderen, ohne groß darüber nachzudenken. So wie alte Freunde eben, die sich alles erzählen, anvertrauen und sich ewig kennen. Ja, das Gefühl, uns schon lange freundschaftlich verbunden zu sein, war intensiv präsent. Wir schauten uns in die Augen, erkannten und lasen jeweils die Seele des anderen. Wahrlich, es lag nicht am Champagner oder dem leckeren Rotwein. Ich glaube, wir könnten die ganze Nacht dort sitzen und philosophieren. Die Zeit verging aber leider zu schnell. Schade! Endlich reden. Endlich jemanden haben, der zuhört, der sich in den anderen hineinfühlt und hineindenkt. Oh je, war das lange her, wenn man es überhaupt jemals in der Form erlebt hatte. Ich glaube, das ist nicht vielen Menschen im Leben gegönnt. Drei Stunden waren seit dem ersten Glas Champagner vergangen, bis das Dessert kam. Der Abschluss kündigte sich an. Wir waren zu dem Zeitpunkt schon so vertraut. Meine Seele sprach: Dieser Abend wird nie enden! Thomas Rückreise dauerte aber fast 1 Stunde mit dem Wagen. Daher läuteten wir schweren Herzens den Abschluss des Essens mit einem Aperitif ein. Ganz Gentleman, zahlte er die Rechnung. Er half mir in den Sommermantel und wir schlenderten zum Ausgang. Frische Abendluft wehte durch mein Haar. Das Parfüm verbreite seinen Duft und gelangte in Thomas Nase, der direkt spürbar hinter mir stand. Er ergriff meine Hand, hielt sie fest, schaute mir tief in die Augen und sagte: „Lass uns langsam zum Wagen schlendern, ja. Dieser Abend darf nicht enden!“ Seine Hand in meiner spazierten wir bedächtig auf den Parkplatz zu. An unseren Autos angekommen blieben wir wortlos wie angewurzelt stehen. Keiner sagte ein Wort des Abschieds. Die Atmosphäre knisterte, war voller Spannung. Mein Herz pochte unüberhörbar. Jeder von uns zögerte die Verabschiedung hinaus. „So, jetzt muss ich leider los“, sagte er und nahm mich Hals über Kopf in den Arm. Sein Körper war weich und muskulös in einem. Er sah mir tief in die Augen und küsste mich nach einigem Zögern, auf die Wange. Sein Augenpaar glänzte, sein Blick drang abgrundtief ins Herz, sein Lächeln erotisierte, verlangte absolut mehr. Er verharrte mit einem fragenden, gar fordernden, tiefen Blick. Er wartete förmlich auf eine Reaktion von mir. Es war für mich ein langes, wohliges und warmes Gefühl in seinen Armen. Mein Herz fragte direkt über die Stimme: „Nur ein Kuss auf die Wange?“ Indem ich es aussprach, bereute ich, es gesagt zu haben. Wir waren verheiratet und ich hatte meinen Vorsatz: keinen Betrug in der Ehe, niemals einen Kollegen und nie einen Ehemann. Zu spät. Das Wort Wange war beim letzten Buchstaben „e“ angekommen, da fühlte ich seine sanften Lippen auf meinen. Warm, weich und voller Emotion öffnete er seinen Mund und ließ es geschehen. Dieser Kuss war so innig, so hingebungsvoll, dass er mir bis heute in der Erinnerung ist und mir wie eine halbe Ewigkeit vorkam. Das Gefühlsgemisch aus Emotionen, Wärme, Zärtlichkeit, und Vertrautheit – ja heute nenne ich es Liebe – das ich wahrnahm, so ein Gefühl der Leidenschaft hatte ich nie. Seine warmen Lippen lagen sanft auf meinen. Unsere Zungen berührten sich und lösten ein unvorstellbares Herzbeben im ganzen Körper aus. Die Sinne schwanden. Wir verschmolzen für einen Bruchteil zu einer Symbiose – einer Einheit und vergaßen Raum und Zeit. Mein einziger Gedanke war: „Bitte lass es ewig dauern!“ Nach diesem atemberauschenden Kuss schauten wir uns für einen Augenblick nur schweigend tief in die Augen. Es war um mich, es war um uns geschehen. Mein Gott, wie konnte dieser Mann küssen. Wir verharrten immer noch eng umschlungen. Nur der warme Abendwind umspielte unsere Silhouetten. Eine gefühlte Ewigkeit später durchbrach seine erotische Stimme die Stille der Nacht und er sagte. „Ich muss los. Bis morgen meine Caroline und fahre vorsichtig. Ich werde an meine Seele denken!“ „Ich an dich“, erwiderte ich, völlig überwältigt von den Gefühlen. Das ist Liebe! Dann stiegen wir in unsere Wagen und fuhren ein kleines Stück in die gleiche Richtung. Den ganzen, kurzen gemeinsamen Weg waren meine Blicke, die Blicke in den Rückspiegel. Thomas, ein letztes Mal vor dem kommenden Morgen sehen. Sei es nur flüchtig im Spiegel. So oft, wie auf der Strecke, sah ich nie in den rückwärtigen Außenspiegel. Nach dem Herzereignis ist jetzt nichts mehr wie vorher. Ein wohliges Gefühl verteilte sich im ganzen Körper. Ein Gemisch aus Leichtigkeit, Lebendigkeit, Himmel Hoch jauchzend im Liebestaumel erfüllte mein Herz. Verliebt war ich jetzt. Voller Liebe. So schwebt man auf Wolke 7 durch das Universum. Schwerelos frei und unendlich glücklich, vollständig. Ein letzter Blick in den Rückspiegel, ein kurzes Winken aus dem Seitenfenster beim Vorüberfahren, dann nach links, die Abfahrt Richtung Heimat. Aber welche Heimat? Wirre Gedanken flogen mir durch den Kopf, oh Mann. Alle meine Vorsätze waren dahin! Ist es das, für das ich es halte? Spielt er mit mir? Meint er es so, wie ich es verspürte? Zu Hause angekommen kroch ich ins Bett und lag dennoch lange wach. Zu vorgerückter Stunde, mit der Vorfreude auf Thomas, schlief ich dann beseelt ein. Der nächste Tag war nicht mehr wie alle Vorherigen. Diese, meine Welt war eine vollkommen neue! Es passierte ohne Plan, zu einem Zeitpunkt, an dem niemand damit gerechnet oder gar gesucht hatte. Es ist völlig rätselhaft. Es gibt dir jede Menge Kraft. Die Sucht nach ihm und das Beben in meinem Körper, beim Gedanken an diesen Mann ist grenzenlos. Das ist der Moment, der Augenblick, an dem sich dein ganzes Leben dreht, ändert und nichts mehr ist, wie es war. Man versucht, davor zu fliehen. Jeder Fluchtversuch ist aber vergebens. Das Feuer der Liebe übermannt einen und es ist der schönste Augenblick, wenn man den Menschen seines Lebens in den Armen hält und ihn nie mehr loslässt. In jedem Anfang wohnt ein Zauber inne ……