Kitabı oku: «Die Verdammten Reiche», sayfa 4

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An meiner Magie hatte sich nichts geändert. Segen und Fluch bestanden noch immer zu gleichen Teilen und hatten nichts von ihrer Gefährlichkeit verloren.

Also warum?

Ich tauchte wieder auf und hob meine Hand, die durch das Wasser und den Feuerschein goldenen schimmerte. Wie aus dem nichts tauchten die schwarzen und silbrigen Fäden meiner Magie auf. Hell und dunkel im Einklang vereint.

Komme nicht auf dumme Gedanken!“

Mit einem Lächeln drehte ich mich zu der Türe um, die auf den Balkon führte. Triefend vor Nässe schob sich Zacharias herein. Regenwasser tropfte von seinem Fell auf den Boden und hinterließ eine glänzende Spur. Mit einem leisen Geräusch fiel die Tür hinter ihm zu und sperrte das unbehagliche Wetter aus.

„Keine Angst. Ich habe mich unter Kontrolle Rias.“

Ich beobachtete, wie er an mir vorbeiging und der Geruch von Wald und nassem Fell stieg mir in die Nase.

„Habt ihr etwas herausgefunden?“

Rias schüttelte sich leicht und steuerte den Kamin an. Mit einem Brummen legte er sich davor und wandte mir seinen Kopf zu.

Nicht wirklich. Ich konnte noch Spuren von Magie wahrnehmen. Aber weder Rieel noch ich, haben einen Hinweis darauf gefunden das der Bote nicht alleine war, oder das der Wachposten in letzter Zeit besetzt gewesen wäre.“

„Was denkst du, hat das alles zu bedeuten? Diese Einladung?“

Ich weiß es nicht, aber es bedeutet Unheil.“

„Unheil? Bist du nicht etwas zu pessimistisch?“

Rias bernsteinfarbene Augen musterten mich durchdringend und ich hätte viel darum gegeben, um zu wissen, was noch alles in ihm vorging, was er vor mir verheimlichte, denn das tat er mit Sicherheit.

„Wäre es dann nicht besser, wenn du dich mit Viktor …“

Nein!“

So wie ich Rias kannte, kannte er mich. Er wusste worauf ich hinauswollte. Geschlagen verzog ich den Mund.

„Ich verstehe dich nicht. In letzter Zeit kommt es mir so vor, als würdest du Viktor, wo es nur geht, aus dem Weg gehen.“

Ich verschränkte meine Arme auf dem Beckenrand und sah über Rias hinweg ins Feuer.

„Ich meine, du gehst nie freiwillig hinaus in den Regen, aber heute …“

Ysa es gibt Tage, da muss ich hinaus, selbst bei Regen. Das hat nichts mit Viktor zu tun.“

Ich glaubte ihm nur zum Teil, aber ich beließ es dabei. Vielleicht würde er mir später von sich aus erzählen, was mit ihm los war.

Solltest du nicht langsam aus dem Wasser und stattdessen ins Bett?“

„Ja wahrscheinlich sollte ich das. Ich bin froh, wenn dieser Tag der Vergangenheit angehört.“

Ich schwamm zu den Stufen und stieg aus dem warmen Wasser. Schnell griff nach dem weichen Badetuch und trocknete mich ab. Ich spürte Rias Blick auf mir, was mich nicht im Geringsten störte. Er hatte mich heranwachsen sehen, hatte verfolgt, wie aus einem Mädchen eine Frau wurde, deren Rundungen an den richtigen Stellen saßen.

„Kommst du nach, wenn du trocken bist?“, fragte ich über die Schulter hinweg.

Ich bin gleich da.“

Zufrieden verließ ich das Zimmer und steuerte mein Bett an um müde unter die warmen Decken zu kriechen. Ich lauschte dem Regen, der gegen die Scheiben schlug und keinen Atemzug später schlief ich ein.

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Ein sanftes, nie gekanntes Gefühl überkam mich. Ich brauchte einen Moment um zu verstehen, dass es die Berührung von Händen war. Finger, die meine Beine hinauf, über meine Hüfte, in Richtung meiner Brüste strichen. Sie hinterließen einen heiß kribbelnden Pfad und ich streckte mich ihnen begehrlich entgegen. Sie erreichten meine Brüste, malten verworrene Kreise auf meine Haut und entfachten etwas in mir, das ich nicht benennen konnte. Die Berührung nahm mehr Substanz an, bis ich einen festen Druck auf meiner linken Brust spürte. Mit verschwommenen Blick öffne ich meine Augen, nur um in einen See aus Blut zu tauchen. Ich versteifte mich ungewollt, doch sogleich strich die Hand, die meine Brust festgehalten hatte, beruhigend über meine Seite wieder hinab zu meinen Hüften.

Schh, schh kleine Hexe. Lass deine Augen geschlossen. Genieße den Augenblick.“

Ich befolgte den verstecken Befehl der dunklen Stimme und langsam senkten sich meine Wimpern. Die kribbelnde Spur der Hand näherte sich meiner Mitte und ohne überhaupt darüber nachzudenken, öffnete ich langsam meine Beine. Da war es wieder, dieses Sirren in mir, das zunahm und nach außen drängte. Kühle Finger näherten sich meinen Schamlippen und ich wartete auf ihre Berührung an meiner intimsten Stelle.

„Ysa!“

Diese Stimme! Woher kannte ich sie nur?

Abgelenkt schloss ich wieder etwas meine Beine, woraufhin ich ein Zwicken in meiner rechten Brustwarze verspürte.

Höre nicht auf ihn. Bleibe bei mir und ich werde dich belohnen.“

Ich war versucht meine Augen erneut zu öffnen, doch etwas hinderte mich daran.

„Ellysa!“

War das nicht Zacharias Stimme? Warum rief er mich denn mit solch einer Dringlichkeit? Sah er denn nicht, dass ich mich zufrieden und glücklich diesen Berührungen hingegeben wollte?

„Verdammt Ellysa, wenn du nicht sofort deine Augen aufmachst, werde ich dafür sorgen, dass du es tust!“

Wovon sprach er nur? Hatte er nicht eben noch verlangt, dass ich sie geschlossen hielt, um den Augenblick zu genießen?

„Ellysa es tut mir leid.“

Brennender Schmerz traf meine Wange und mit einem Keuchen fuhr ich in die Höhe. Ein fester Griff hielt mich, wo ich war und ich brauchte einen Moment, um mir klar zu werden, dass ich anstatt in amarantrote Augen in leuchtendes Bernstein sah.

Augen, die voller Sorge unter einem zerzausten, dunkelgrauen Haarschopf hervorsahen. Ich brauchte einen weiteren Moment um mir der schlanken, feingliedrigen Finger bewusst zu werden, die meine Arme mit festen Griff umschlossen und einen weiteren, um das erleichterte, verschlafene Lächeln in Rias Gesicht zu erkennen.

„Du hast dir ja doch den Pelz ausgezogen“, murmelte ich und sah an seiner nackten Gestalt hinunter.

Er kniete vor mir auf dem Bett und weigerte sich anscheinend mich loszulassen.

„Wie hätte ich dich sonst aufwecken sollen? Meine gedanklichen Rufe haben nichts gebracht.“

Ich sah Rias an, dass er wirklich besorgt war und zwang mich zu einem beruhigenden Lächeln.

Erst jetzt fiel mir auf, dass feiner Schweiß meine Haut bedeckte und ich leicht zitterte.

„Was war los?“, frage Rias und ließ mich zögernd los.

„Ich weiß es nicht. Ich bin eingeschlafen und das Nächste, das ich weiß ist, dass du mich … du hast mich geschlagen Zacharias!“, rief ich empört und funkelte ihn an.

Rias lehnte sich zurück und ein Teil der Anspannung wich aus seinen jungenhaften Zügen. Obwohl Zacharias um so viele Jahrzehnte älter war als ich, sah man es ihm nicht an. Als Wolf aus den Verdammten Reichen galt Zacharias noch als jung. Er hatte mir einmal erzählt, dass ihn genau dieser jugendliche Leichtsinn immer wieder viel Ärger mit seinem ehemaligen Herrn eingebracht hatte. Rias gehörte einer alten Linie von Wölfen an, die es ihm erlaubte sich zu verwandeln. Seine Vorfahren hatten seit jeher treu dem Herrn der Verdammten Reiche gedient und diese Gabe von ihm, als Dank dafür erhalten.

„Lass uns wieder schlafen. Es dämmert schon bald und mir ist noch immer kalt“, meinte Rias.

Genauso wenig wie ich, verspürte auch Zacharias kein Schamgefühl, als er nackt wie er war, zu mir unter die Decke kroch.

„Wie lange haben wir das schon nicht mehr gemacht?“, fragte ich und schlang meine Arme um seine Brust, als er die Decke über uns zog.

„Ich komme jeden Abend zu dir ins Bett.“

„Aber nicht so“, murmelte ich schläfrig und kuschelte mich enger an ihn.

In Rias Armen fühlte ich mich sicher und schon damals als Kind konnte mich eine einzige Umarmung von ihm trösten. Kurz blitzte der Traum von eben in meinen Gedanken auf. Die Berührung der Finger auf meiner Haut, die dunkle Stimme.

Es hatte sich so echt angefühlt und eigentlich hätte ich Rias gerne davon erzählt, aber ich war viel zu müde. Morgen war auch noch genügend Zeit und es war nur ein Traum, egal wie intensiv er auch war.

Ich lauschte Rias gleichmäßigen Herzschlägen und schlief keinen Atemzug später wieder ein.

Kapitel 3

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Das Öffnen einer Tür und das nicht gerade leise Abstellen eines Tabletts weckten mich. Vorsichtig öffnete ich blinzelnd die Augen und schloss sie sogleich wieder.

„Leah, warum bei allen Göttern musst du mich wecken?“, grummelte ich und drehte mich auf die Seite.

„Es tut mir leid Herrin, aber es ist schon später Nachmittag und ich dachte, vielleicht möchtet ihr nicht den gesamten Tag verschlafen.“

Ich stöhnte innerlich auf, denn genau das täte ich am liebsten. Ich fühlte mich noch immer wie erschlagen. Fetzen des Traumes klebten wie ein Spinnennetz an mir. Das Schlimmste daran jedoch war, dass ich noch immer glaubte, diese verführerischen Finger auf mir zu spüren und die Lust, die dabei erwacht war, hallte noch immer in mir nach.

„Ich habe euch etwas Suppe mitgebracht. Der Koch meinte, er würde später noch etwas Deftigeres auftischen, aber ich dachte, das wäre ein guter Anfang.“

Leah redete munter weiter, ohne auf mich zu achten. Sie öffnete ein Fenster und ließ die kühle Herbstluft herein. Zum Glück hatte der Regen aufgehört. Mein Fuß stieß an etwas Weiches und ich verzog amüsiert den Mund. Rias hielt es nie lange in seiner menschlichen Gestalt aus. So schön das Einschlafen mit ihm gestern auch gewesen war, so war es doch eine Seltenheit.

„Meisterin! Wie gut du bist wach!“

„Nicht freiwillig“, flüsterte ich und setzte mich im Bett auf um Viktor entgegenzublicken, der durch die Zimmertür hereinkam.

Ich spürte, wie sich Rias zu meinen Füßen regte, verkniff mir aber ihm einen weiteren leichten Stupser zu verpassen.

„Was kann so dringend sein Viktor, dass ich mich noch nicht einmal anziehen kann, bevor du mich sehen willst?“, fragte ich zerknirscht.

Ich wusste, dass es Viktor reichlich egal war, wie und in welcher Situation er mich vorfand. Dämonen kannten so etwas wie Taktgefühl und den richtigen Zeitpunkt nicht. Vor allem Viktor war dagegen sehr resistent, ganz zum Missfallen von Rias.

Er hatte sich leicht erhoben und stieß ein leises Knurren aus.

Viktors dunkelbraune Augen verengten sich gefährlich und ein harter Zug erschien um seinen Mund.

„Hunde sollten draußen schlafen, dort wo sie hingehören. Ich verstehe nicht das du ihn in dein Bett lässt.“

Rias Knurren wurde lauter und ich glaubte fast zu sehen, wie sich sein Nackenfell sträubte.

Zacharias beruhige dich.“

Dann sag ihm, dass ich ihn umbringen werde, wenn er mich noch ein einziges Mal Hund nennt. Kann er nicht warten, bis du aufgestanden bist?“

Ich seufzte und zog die Decke zur Seite.

„Herrin! Bitte zieht euch etwas über!“

Sofort war Leah an meiner Seite und hielt mir eine lange Tunika und eine weiche Hose entgegen. Leah war in meinem Alter, doch im Gegensatz zu mir war sie die tatsächlich vollkommene Heilige. Ich tat ihr den Gefallen und zog wenigstens die Tunika über, die eine Handbreit über meinen Knien endete. Die Hose warf ich achtlos auf das Bett.

„Nun sag schon Viktor! Warum bist du hier?“

Viktor löste seine verschränkten Arme und hielt mir etwas entgegen. Verwundert nahm ich ihm einen versiegelten Brief ab. Mein Herz geriet ins Stocken, als ich das Siegel erkannte. Das Siegel meiner Familie.

„Woher hast du den?“

„Die Zwillinge fanden ihn gestern, beim Durchsuchen des Leichnams.“

Mit zitternden Fingern brach ich das Siegel und holte ein Stück Papier hervor.

Einladung zum Bankett des dritten Burgherrn

des Landes.

Ellysa,

ich hoffe, ich sehe dich dort wieder

Das Stückchen Papier entglitt meinen kalten Fingern und segelte zu Boden. Mein eigener Herzschlag dröhnte laut in den Ohren und schnell setzte ich mich auf die Kante des Bettes. Immer wieder und wieder las ich die wenigen Zeilen, zu meinen Füßen.

Wer? Wer hatte sie verfasst? Kilan oder Tomas? Konnte das wirklich wahr sein oder war es nur eine boshafte Tücke?

„Meisterin du solltest es wegwerfen.“

„Nein!“

Ich schüttelte schnell den Kopf und sah zu Viktor hoch. Der Onyxohrring in seinem rechten Ohr funkelte, als er seine Haare mit einem grimmigen Gesichtsausdruck nach hinten strich. Ich sah ihm deutlich an, dass er es für einen Fehler hielt, mir den Brief gegeben zu haben.

„Du ziehst doch nicht wirklich in Betracht diese Einladung anzunehmen?“, fragte er und lehnte sich an die Wand.

Sein Blick huschte immer wieder zu Rias, der sich mittlerweile vor mein Bett gelegt hatte und genauso interessiert auf meine Antwort wartete wie Leah, die wie erstarrt neben dem Fenster stand.

„Ich werde sie annehmen.“

„Verflucht du weißt überhaupt nicht, ob sie von deinem Bruder ist. Vielleicht ist sie von jemanden, der hinter deiner Macht her ist. Du kannst doch nicht so dumm sein und das wirklich ernst nehmen?“

„Viktor hast du mich gerade als dumm bezeichnet?“, fauchte ich und spürte, wie die Wut nach mir griff.

„Wie soll ich dich denn sonst bezeichnen? Du hältst irgend eine dubiose Einladung für echt. Du weißt überhaupt nicht was dich dort erwartet!“, donnerte Viktor.

Wütend sprang ich vom Bett hoch und baute mich direkt vor ihm auf. Meine Magie begehrte auf und strömte in schwarz-silbrigen Fäden hervor.

„Vielleicht ist das der Zeitpunkt wo ich wieder zu meiner Familie zurückkehren kann!“

„Du hast eine Familie und folgst trotzdem dem Ruf jener, die dich verraten und aufgegeben haben?“

„Sei still! Jede Entscheidung, die ich in Bezug auf meine Familie treffe, geht dich nichts an!“

Viktor beugte sich herausfordernd zu mir herunter und ich bemerkte, wie sich seine Bannsiegel von der Haut lösten. Verschlungene Runen woben einen dämonischen Zauber und schürten damit weiter meine Wut. Wir standen uns wie zwei kampfbereite Wölfe gegenüber. Beide mit gesträubten Nackenfell und gefletschten Fangzähnen.

Ellysa verflucht beruhige dich endlich! Viktor hat Recht. Wir wissen nicht, ob diese Einladung wirklich von einem deiner Brüder kommt. Sei nicht unbesonnen.“

Jetzt plötzlich bist du einer Meinung mit ihm?“

In diesem Moment der absoluten Stille spürte man nur zu deutlich die knisternde Spannung in der Luft.

„Meisterin, sei nur ein einziges Mal nicht so stur und hinterfrage diese Einladung. Ich will nicht das du in eine Falle gerätst.“

„Fürchtest du, dass meine Magie in andere Hände fällt und ihr alle hier leer ausgeht?“

„Du weißt genau, dass ich sie nicht haben will. Deine schwarze Magie zieht alle um dich herum an, wie der Müll die Ratten. Es ist kein Geheimnis das wir deine schwarze Magie, diese Macht die damit einhergeht, begehren. Aber glaube nur nicht, dass wir nicht alle wissen, das sie uns umbringen würde. Keiner von uns wäre mächtig genug sie in sich aufzunehmen. Ich spreche für jeden hier, wenn ich sage, dass wir dich respektieren und dich achten, als die, die du bist. Wir sind ein Teil deiner Familie geworden, so seltsam das vielleicht auch klingen mag.“

Viktor richtete sich auf und lehnte sich zurück an die Wand. Seine Bannsiegel beruhigten sich und auch meine Magie ebbte langsam ab.

Viktors Worte erreichten mein Innerstes und beschwichtigten die Wut in mir. Er hatte Recht, ich musste besonnener handeln.

Warum sollten sie plötzlich meine Verbannung aufheben, wo sie doch überhaupt keinen Grund dafür hatten?

Sie wussten noch nicht einmal, ob ich noch lebte.

Ich spürte Rias kalte Nase an meinem Arm und sah ihn fragend an.

Manchmal ist es besser die Vergangenheit ruhen zu lassen.“

Ja, manchmal war das besser, aber ich konnte es einfach nicht.

„Viktor es tut mir leid. Ich weiß, dass ihr meine Familie seid, auch wenn ich die Mehrheit von euch nur dulde.“

„Und dafür sind wir dir dankbar. Sie alle rechnen dir hoch an, dass du nicht über sie urteilst, so furchtbar ihre Taten auch sind.“

„Irgendwann muss auch ich dafür einstehen. Irgendwann werde ich zur Rechenschaft gezogen, Mörder, Dämonen, Diebe und dem ganzen, aus der Dunkelheit hervorgekrochenen Rest, ein Dach über dem Kopf gegeben zu haben.“

Viktor zog eine Augenbraue nach oben und ich verkniff mir ein Lächeln.

„Trotzdem …“

„Trotzdem willst du dorthin“, beendete er meinen Satz.

Ich nickte und kniete mich zu Rias hinunter. Ich lehnte meine Wange an das dichte Fell seiner Schulter und atmete seinen vertrauten Geruch ein.

„Ich kann nicht anders. Ich würde mich sonst immer fragen, was gewesen wäre, wenn ich hingegangen wäre. Ob es ein Fehler gewesen war, nicht der Einladung meiner Familie zu folgen.“

„Bei allen Gehängten!“, fluchte Viktor und schüttelte resigniert den Kopf.

„Herrin das kann nicht euer Ernst sein! Ihr habt doch nicht wirklich vor da hinzugehen?“, fragte Leah panisch und sah mich mit großen Augen an.

„Leah mir wird nichts passieren, dafür werden Viktor und Rias schon sorgen. Außerdem kann ich mich ganz gut alleine verteidigen, falls es wirklich jemand auf mich abgesehen hat.“

Wir können dich sowieso nicht mehr davon abbringen, oder?“

Nein, könnt ihr nicht.“

„Wisst ihr überhaupt, wann dieses Bankett stattfinden soll?“

Leahs Frage war berechtigt, vor allem da in der Einladung kein genauerer Zeitpunkt stand. Ich sah fragend zu Viktor hoch, der einen genervten Laut ausstieß.

„Rieel hat in den umliegenden Gasthäusern aufgeschnappt, dass in sieben Tagen in Kalit ein großes Fest zu Ehren des dritten Burgherrn stattfinden soll.“

Von Kassathor zu meinem ehemaligen Zuhause war es ein fünftägiger Ritt. Das hieß, wir hatten nicht mehr viel Zeit die nötigen Vorbereitungen zu treffen.

„Leah.“

„Herrin?“

„Ich will das du mir ein traumhaftes Kleid beschaffst. Wenn ich wirklich meinem Bruder gegenübertrete, will ich, dass er mich als die Schwester sieht, die er verloren hat.“

Leah verbeugte sich und ich sah ihr genau an, dass sie mit sich rang. Am liebsten hätte sie mich wahrscheinlich hier eingeschlossen, nur damit ich in Sicherheit war.

In Sicherheit, umringt von den schlimmsten Albträumen der braven Bevölkerung des Landes. Welche Ironie.

Ich unterdrückte ein Lachen und stand auf.

„Viktor!“

„Schon gut, schon gut. Ich werde mich um alles kümmern. Das Einzige, was ich dir aber sagen muss ist, dass weder ich noch Rieel, dich auf dieses Bankett begleiten können. Ich wette mit dir, dass dort jede Menge Magier sein werden und ich denke, dass wir nicht einmal über die Türschwelle kommen würden, bevor wir in einem Bannkreis gefangen wären. Wir fallen viel zu sehr auf. Du brauchst einen unauffälligen Begleiter.“

Ich biss mir auf die Lippe, denn daran hatte ich gar nicht gedacht. Dämonen und Assassinen waren keine beliebten Gäste.

„Das stimmt wohl. Nun, dann bleibt nur noch eine Möglichkeit für eine vorzeige fähige Begleitung“, meinte ich und lächelte Rias lieblich an.

Das Knurren, das ich darauf erntete, war Antwort genug. Ich wusste, dass es ihm nicht gefallen würde, doch er würde mich auch niemals alleine dorthin gehen lassen.

Wir besprachen unsere nächsten schritte und dann war ich wieder alleine im Zimmer. Ich ging zu dem geöffneten Fenster und lehnte mich an den Sims. Die Blätter des dichten, schwarzen Waldes rauschten im Wind. Graue Wolken jagten über den abendlich verfärbten Himmel und kündigten neuen Regen an. Sieben Tage und ich würde wieder mein altes Zuhause sehen. Gemischte Gefühle breiteten sich in mir aus und ließen mich unruhig werden. Würde mich dort wirklich nur ein normales Bankett erwarten oder doch eine Falle, wovon Viktor, Rias und Leah ausgingen.

Würde am Ende womöglich wirklich meine Verbannung aufgehoben worden sein oder würde ich dafür büßen müssen diesen Fluch in mir zu tragen? Die wichtigste Frage war allerdings, würde ich überhaupt die magische Barriere überwinden können?

Eine Frage reihte sich an die nächste und ich wusste auf keine von ihnen eine zufriedenstellende Antwort.

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