Kitabı oku: «Die Verdammten Reiche», sayfa 5

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Zwei Tage später brachen wir auf und ich verließ Kassathor mit gemischten Gefühlen. Einerseits sprühte ich über vor Neugier und Freude über all das Neue was ich sehen würde. Auf der anderen Seite liebte ich, so komisch es auch klingen mochte, Kassathors schwarze Mauern und seine Bewohner. In den letzten zwei Tagen waren Pläne geschmiedet worden, vor allem darüber, wie sie mich im Auge und somit in Sicherheit behalten konnten. Leah hatte meine weißen Haare mit einem Gemisch aus zerstoßener Kohle, Beeren, Ölen und sonstigen undefinierbaren Dingen schwarz gefärbt. Wir mussten mich so unauffällig wie möglich erscheinen lassen. Eine weißhaarige junge Frau würde überall viel zu sehr hervorstechen.

Als ich mich das erste Mal im Spiegel sah, erkannte ich mich selbst nicht wieder. Die Täuschung würde zwar nicht ewig anhalten, aber das musste sie auch nicht. Sobald ich in der Burg meines Bruders war, war es ohnehin egal, ob ich schwarze oder weiße Haare hatte. Dort würden sie mich erkennen, denn mein Bruder würde mich sicherlich vorstellen und seine wieder gewonnene Schwester vorzeigen.

Neben Viktor und Rias begleiteten mich noch Rieel, Jaron, ein geschickter Dieb und Leah, die es sich nicht nehmen ließ mitzukommen, genauso wenig wie Najem, ein heiliger Bruder. Najem war ähnlich wie Leah auf der Flucht von seinen eigenen Glaubensbrüdern in Kassathor gestrandet. Warum genau er ihren Zorn auf sich gezogen hatte, wollte er nicht verraten, aber wie bei all den anderen zuvor schon, war es mir letztendlich auch egal. Solange er sich an meine Regeln, innerhalb von Kassathors Mauern hielt, durfte er bleiben.

Wir durchquerten den schwarzen Wald auf schmalen Pfaden. Uralte knorrige, bedrohlich wirkende Bäume säumten unseren Weg. Ihre wild verzweigten Ästen woben über uns einen schwarzen Baldachin aus rauschenden Blättern. Nur wenig Licht drang bis zu dem mit Farnen bewachsenen Waldboden hindurch und tauchte alles um uns herum in ein dämmriges Halbdunkel. Für mich war der schwarze Wald neben Kassathor zu einer zweiten Heimat geworden. Ich kannte jedes versteckte Erdloch, jeden noch so kleinen Tümpel, kannte die Stellen, an denen essbare Beeren zu finden waren und wo die Giftigsten unter ihnen wuchsen. Es führten viele verschlungene Pfade durch das Unterholz, doch nur ein einziger führte aus dem verfluchten Tal hinaus.

Wir näherten uns der Schlucht und führten die Pferde hintereinander am Zügel haltend hindurch. Mit jedem Schritt, den ich der Grenze meines Gefängnisses näher kam, desto aufgeregter wurde ich.

Die Schatten der Schlucht legten sich bedrückend auf mich und meine Hand schloss sich fester um die Zügel.

Konnte ich wirklich diese unsichtbare Barriere übertreten, die mich fünfzehn Jahre gefangen gehalten hatte?

Hast du Angst?“

Etwas.“

Sobald du etwas wahrnimmst, was dir bedrohlich vorkommt, kehrst du um. Verstanden?“

Ja mache ich. Versprochen.“

Der verlassene Wachposten tauchte vor uns auf und ich beobachtete wie meine Begleiter nach und nach aus der Schlucht in einen strahlenden Morgen traten.

Mit klopfenden Herzen ging ich Schritt für Schritt weiter und passierte ohne Hindernis die ehemalige Grenze meiner Gefangenschaft. Ich konnte es kaum glauben.

Meine Begleiter standen mit sichtlich gemischten Gefühlen vor mir. Leah und Najem wirkten, als wollten sie mich am liebsten wieder sofort zurück nach Kassathor ziehen. Jaron und Rieel war deutlich ihr Grinsen anzusehen. In Zacharias Augen sah ich noch immer Sorge aufblitzen, während Viktor mit ernster Miene in den Sattel stieg.

„Da wir das nun geklärt haben, sollten wir uns zügig auf den Weg machen.“

Ich beobachtete, wie die anderen Viktors Beispiel folgten und ihre Pferde bestiegen, doch ich konnte mich einfach nicht rühren.

Ysa was ist los?“

„Ich kann es einfach nicht fassen. Ich bin frei. Ich kann hingehen, wo ich möchte. Rias weißt du, was das bedeutet?“

Rias setzte sich direkt vor mich hin und ein gefährliches Glitzern erschien in seinen bernsteinfarbenen Augen.

Du gehst nicht zu dieser Einladung, sondern machst den Rest des Landes unsicher?“

„Nein, wobei das eine Überlegung wert wäre. Nein, was ich meine ist, dass ich endlich, endlich wirklich frei bin. Ich werde zu diesem Bankett gehen, aber dann, dann kann ich das ganze Land bereisen.“

Ich verstehe dich ja, aber du musst trotzdem vorsichtig sein. Auch wenn deine Verbannung aufgehoben wurde, bedeutet das nicht, dass du willkommen bist. Viele fürchten dich und es wird gefährlich sein im Land herumzureisen ohne richtigen Schutz.“

„Ich habe dich und Viktor und eine Horde Dämonen, mir wird so schnell schon nichts passieren, außerdem …“

Ja, ja ich weiß! Du kannst auf dich selbst aufpassen.“

„Würdet ihr mich an eurer Unterhaltung teilhaben lassen, wenn schon mein Name fällt?“

Viktor bedachte uns grimmig.

„Es ist nichts. Es war nur eine Überlegung. Ich bin so aufgeregt das ich endlich hingehen kann, wohin ich möchte.“

Viktor schien zu merken, dass ich nicht alles erzählte, aber er beließ es dabei. Schnell stieg ich ebenfalls in den Sattel und zusammen machten wir uns auf den Weg, den ich vor fünfzehn Jahren unfreiwillig gekommen war.

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Unsere Reise verlief ereignislos und ich konnte in aller Ruhe die an uns vorbeiziehende Landschaft bestaunen. Goldene Felder und Wälder mit bunten Laubwerk wechselten sich ab. Kleine Dörfer in Talsenken unterbrachen hier und da die Landschaft. Wir rasteten in Gasthäusern und ich konnte mich an all dem Neuen gar nicht sattsehen. Die vielen Menschen, die Geschichten, die man hörte, das Gelächter, die ausgelassene Stimmung.

Wie viel hatte ich in all den Jahren verpasst?

Am Abend vor dem Bankett erreichten wir das Gasthaus Zur silbernen Ziege. Es lag am Rande von Kalit, in dessen Zentrum sich mein ehemaliges Zuhause erhob. Die Burg meiner Eltern war etwas kleiner als Kassathor, doch damals als Kind war sie mir riesig vorgekommen.

Einzig Kalit war wirklich gewachsen, denn neue Häuser und Geschäfte fügten sich an die altbekannten.

Eines davon war das Gasthaus in dem wir unser Quartier bezogen. Viktor und die anderen würden hier solange warten, bis ich wieder von dem Bankett zurückkehrte. Einzig Rias würde mich begleiten und Rieel würde ebenfalls unauffällig in meiner Nähe bleiben.

Ich stieg von meinem Wallach und reichte Jaron die Zügel.

„Ich werde mich etwas in der Gegend umhören. Vielleicht schnappe ich ja ein paar Gerüchte oder Neuigkeiten über das anstehende Bankett auf“, meinte Rieel und zwinkerte mir zu.

„Nimm Jaron mit“, befahlt Viktor und nahm Jaron die Pferde ab.

Jaron war geschickt darin Informationen zu beschaffen, die sonst niemand bekam. Er sah wie der nette Nachbar, Bruder oder Ehemann aus. Sein etwas längeres, blondes Haar, hatte er sich zu einem Zopf am Hinterkopf zusammen gebunden und im Gegensatz zu Rieel, wirkte er wie einer der heiligen Götter.

Rieels schwarze Kleidung umhüllte seine Gestalt und versteckte gekonnt, die Waffen die er an seinem Körper trug. Neben seinem scharfen, leicht geschwungenen Schwert, trug er noch etliche Dolche bei sich.

„Fallt so wenig wie möglich auf.“

„Das musst du uns nicht sagen Viktor. Wir wissen, dass wir vorsichtig sein müssen, damit unserer geliebten Meisterin nichts passiert.“

„Irgendwann werde ich dich kopfüber im dunkelsten Verlies von Kassathor aufhängen“, knurrte Viktor und sah Rieel hinterher, der mit Jaron zusammen in die Gässchen von Kalit eintauchte.

„Lasst uns hineingehen und nach Zimmern für die Nacht fragen.“

Viktor übertrug Najem die Aufgabe die Pferde in den angrenzenden Stall zu bringen, während sich Leah unsere Reisetaschen schnappte.

„Willst du den Hund nicht auch zu den Pferden in den Stall bringen?“, fragte Viktor und nahm Leah eine schwerere Tasche ab.

„Herrin, Viktor hat Recht. Ihr könnt keinen Wolf mit in ein Gasthaus nehmen“, meinte nun auch Leah, die Rias entschuldigend anlächelte.

Fragend sah ich zu Rias, der ein warnendes Knurren hören ließ. Ich wusste, dass es ihm nicht gefallen würde, aber bevor er die Nacht im Stall verbrachte, blieb ihm nichts anderes übrig.

„Worauf wartest du noch?“

Viktors harte Stimme unterstrich seine Ungeduld. Wir waren alle müde und hatten Hunger. Aber ich konnte auch Rias verstehen, der sich in seiner Wolfsgestalt nun mal wohler fühlte als in seiner menschlichen.

„Rias du willst doch nicht wirklich die Nacht im Stall verbringen, oder?“, fragte ich bittend, in der Hoffnung er würde sich einen Ruck geben.

Ich sah, wie er zögerte und schließlich eine Entscheidung traf. Winzig kleine Lichter begannen um ihn herum zu tanzen und seine Gestalt streckte sich, wurde größer und schließlich stand Rias auf zwei Beinen vor uns.

Zum Glück waren wir die einzigen Gäste, die sich vor dem Gasthaus aufhielten, denn der Anblick eines nackten, jungen Mannes mochte für viele ein Grund sein, die Wachen zu rufen.

„Gebt mir wenigstens etwas zum Anziehen“, fauchte er und verschränkte seine Arme vor der Brust.

Schnell sank Leah auf die Knie und durchwühlte die erstbeste Tasche, die sie in die Finger bekam. Leichte Röte färbte ihre Wangen und ich unterdrückte ein Kichern. Leah und die anderen Bewohner von Kassathor sahen Rias nur sehr selten in seiner menschlichen Gestalt und jedes Mal verwirrte sie sein unschuldiges, jungenhafte Aussehen aufs Neue.

Viktor stieß hinter mir einen genervten Laut aus und kurz darauf landete sein Reisemantel auf Rias Kopf.

„Verdammt kannst du ihn mir nicht wie jeder andere auch ganz normal in die Hand geben?“, rief dieser wütend.

„Ich bin es nicht gewohnt, dass du Hände hast“, erwiderte Viktor ungerührt, langte nach dem Griff der Eingangstür und bevor Rias etwas erwidern konnte betrat er den Gasthof.

Wir traten hintereinander ein und sofort schwebte mir der Duft frisch gekochten Essens entgegen. Mir lief sofort das Wasser im Mund zusammen und mein Magen knurrte freudig. Viktor suchte uns einen freien Tisch und ging dann, um sich um unsere Zimmer zu kümmern.

Glücklich sank ich auf die dunkelbraune Bank und zog Rias neben mich, während Leah und Najem gegenüber von uns Platz nahmen. Neugierig beobachtete ich das rege Treiben in der Schankstube, die lauten Stimmen, das Gelächter, die Schankmädchen mit Händen voller Bierkrügen und Tabletts voller dampfendem Essen.

„Gefällt es euch?“

Ich sah Najem an und lächelte freudig.

„Ja, ich glaube, ich könnte hier stundenlang sitzen und die Leute beobachten.“

„Das ist normal. Bis jetzt hattet ihr nur ungehobelte Gesellschaft um euch herum.“

„Lass das ja nicht Viktor hören“, riet ich Najem, doch der junge Mann verriet sich durch sein eigenes Lachen.

„Keine Angst, er weiß was ich über die Bewohner von Kassathor denke.“

Najem rieb sich über seine kurzgeschorenen Haare und zuckte entschuldigend die Schultern.

„Ich glaube, was Najem sagen will ist, dass er trotz allem froh ist, genauso wie ich, dass ihr uns aufgenommen habt Herrin.“

Leahs rote Wangen glühten förmlich und schnell senkte sie den Blick. Ich betrachtete die Beiden und überlegte, was wohl aus ihnen geworden wäre, wenn ich ihnen nicht die Tore geöffnet hätte.

„Ihr gehört zu den guten Menschen in Kassathor.“

„Wohl eher Flämmchen in einem Meer aus Düsternis.“

„Rias!“

Ich knuffte ihm in die Seite und er verzog sarkastisch den Mund. Seine ungebändigten Haare fielen ihm in die Stirn und seine bernsteinfarbenen Augen, wirkten, als wäre er gerade erst aufgewacht.

Neben Leah und Najem gab es noch eine Handvoll weiterer gute Seelen in Kassathor. Aber Rias Behauptung stimmte trotz allem. Die andere Seite überwog bei weitem.

„Ich habe gerade noch drei Zimmer bekommen.“

Viktor kehrte zurück und zeigte uns drei silberne Schlüssel. Zeitgleich mit Viktor kam auch ein zierliches Schankmädchen mit langen roten Haaren und zwei Händen voller Bierkrügen.

„Bitte schön, lasst es euch schmecken, das Essen kommt gleich.“

„Du hast schon bestellt?“, fragte Rias und schnappte sich seinen Bierkrug ohne Viktor anzusehen.

„Ja, es gab nicht viel Auswahl und ich habe von jedem etwas genommen.“

Viktors Augen verengten sich, was ein sicheres Zeichen dafür war, dass er sich über etwas ärgerte. Außer mir bemerkte es auch Leah und sah mich fragend an. Ich schüttelte leicht den Kopf und deutete ein Schulterzucken an. Viktor setzte sich Rias gegenüber und sofort merkte ich, wie sich dieser anspannte.

Was bei allen Göttern war nur los mit den Beiden?

„Ich werde mich kurz anziehen gehen“, meinte Rias und langte nach einem der Schlüssel.

Verwundert beobachtete ich, wie er sich eine der Reisetaschen schnappte, einen Weg durch die Sitzbänke suchte und auf die Treppe zusteuerte die in die oberen Etagen führte.

Kaum das Rias weg war, kam das Essen und ich staunte, wie viel Viktor bestellt hatte. Ein riesiger Teller mit einer Ochsenkeule nahm fast den gesamten Tisch ein, daneben gab es noch Teller mit Salat, Brot und einen kleinen Kessel voller Suppe.

„Wer soll das alles essen?“, fragte Leah verblüfft und nahm sich ein Stück Brot.

Viktor zerteilte die riesige Keule und schaufelte jedem davon etwas auf den Teller. Freudig klatschte ich in die Hände und begann zu essen. Es schmeckte göttlich.

Ich hatte meinen Teller zur Hälfte geleert, als Rias zurückkam. Gekleidet mit heller Tunika und brauner Hose war er ein seltener Anblick. Anscheinend hatte er versucht sein Haar zu glätten, denn ich konnte sehen, dass es teilweise nass war. Viktors Blick brannte sich regelrecht in Rias, der ihn aber nicht weiter beachtete. Im Gegenteil, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glatt meinen, er wich ihm bewusst aus. Rias rutschte auf meine andere Seite und ich sah ihn fragend an.

„Es ist doch egal, wo ich sitze, oder?“, grummelte er leise und nahm sich von dem Fleisch.

Ich ersparte mir eine Antwort und strich mir eine Locke meines schwarzen Haares über die Schulter.

„Wann denkst du, werden Rieel und Jaron zurück sein?“, fragte ich Viktor zwischen zwei Bissen.

„Ich hoffe, nicht all zu spät. Andererseits ändert es nichts daran wann sie zurückkommen. Wir werden uns morgen einen Plan für das Bankett überlegen. Heute ist es zu spät um einen klaren Kopf zu behalten“, meinte er und trank einen kräftigen Schluck aus seinem Krug.

Mir sollte es Recht sein. Ich freute mich auf ein warmes Bett, obwohl ich bezweifelte, dass ich schlafen konnte. Ich war wegen morgen viel zu aufgeregt.

Als wir alle gegessen und getrunken hatten und zusammen zu unseren Zimmern gingen, merkte ich jedoch, wie sich die Müdigkeit bemerkbar machte. Wir stiegen die steinerne Treppe nach oben in den ersten Stock des Gasthauses, wo das erste unserer Zimmer lag. Viktor reichte Najem einen Schlüssel.

„Ich werde später Jaron zu dir schicken.“

Najem wünschte uns eine gute Nacht und wir gingen weiter in den zweiten Stock, in dem sich die anderen beiden Zimmer befanden.

Ich zählte insgesamt acht Türen, die von dem schmalen Gang abgingen. Viktor schloss die dritte auf der rechten Seite auf und forderte mich auf hineinzugehen.

Schnell trat ich an ihm vorbei und schaute mich in dem kleinen, gemütlichen Zimmer um. Ein fröhliches Feuer prasselte im Kamin vor dem rechts und links ein Bett an der Wand standen. Dicke Decken und Kissen türmten sich auf ihnen und ein warmer Teppich bedeckte den Boden. Ansonsten gab es noch eine große Truhe unter dem Fenster, auf der eine Waschschüssel stand. Zwei Stühle, ein kleiner Tisch und ein schmaler Schrank füllten den Rest des Zimmers. Leah ging zu einem Bett und sank begeistert darauf nieder.

„Es ist total weich“, staunte sie und lächelte mich glücklich an.

Neben meinem Bett sah ich die unordentlich geöffnete Reisetasche. Plötzlich wurde mir bewusst, dass wir wahrscheinlich ein Problem bekommen würden. Leah würde niemals freiwillig mit einem Mann zusammen in einem Zimmer schlafen und Rias würde wahrscheinlich darauf bestehen bei mir zu bleiben.

„Was ist los Ysa? Gefällt dir das Zimmer nicht?“, fragte Rias und schob sich an mir vorbei, um sich vor den Kamin auf dem Boden zu setzen.

Er lehnte sich mit den Rücken an mein Bett und wartete auf eine Antwort. Ich überlegte, wie ich es richtig in Worte fassen sollte, aber Viktor kam mir zuvor.

„Dein Zimmer ist nebenan. Du teilst es dir mit Rieel und mir.“

Rias Augen wurden schmal und sofort nahm die Spannung zwischen den beiden weiter zu.

„Wie kommst du auf den Gedanken ich würde Ellysa alleine in einem fremden Zimmer schlafen lassen? Noch dazu, wo wir überhaupt nicht wissen, ob sie nicht in Gefahr ist?“

„Und wie kommst du auf den Gedanken, die Nacht bei zwei jungen Frauen zu verbringen?“, knurrte Viktor.

„Die letzten Nächte habe ich das auch getan und es hat niemanden gestört!“

„Da waren wir auch noch unter freiem Himmel und du in deiner Wolfsgestalt!“

„Nur ein Wort und ich bin das auch wieder!“

Plötzlich lief Leah knallrot an und ich ahnte, was in ihrem Kopf vorging. Sie hatte Rias nie wirklich als Mann gesehen, eher als Tier. Jetzt aber, da er auf zwei Beinen stand und wütend mit Viktor stritt, sah sie den verführerischen Mann, der er wirklich war. Alles an Rias war anbetungswürdig. Seine schmalen Hüften, sein durchtrainierter Oberkörper, seine langen Beine, einfach alles konnte sich sehen lassen. Die Frauen mussten Rias zu Füßen liegen, doch ich zweifelte, dass er dem viel Beachtung schenkte.

„Es bleibt dabei Zacharias! Entweder du schläfst bei Rieel und mir im Zimmer oder im Stall.“

Damit war für Viktor der Streit beendet und er wandte sich zur Tür um. Ich sah, wie Rias wütend die Fäuste ballte und schnappte mir schnell seinen Arm.

„Wenn Leah schläft lasse ich dich wieder herein“, flüsterte ich ihm verschwörerisch ins Ohr.

Rias Wut ebbte etwas ab und ich sah das verräterische Zucken seines Mundwinkels.

„Es stört mich nicht, wenn Zacharias hier schläft“, meinte Leah leise und rang nervös ihre Hände.

Mit einem wütenden Knurren verließ Viktor das Zimmer und schloss mit einem Knall die Tür.

Wir zuckten alle zusammen und für einen Moment herrschte betretene Stille.

„Ich verstehe ihn nicht“, murmelte ich und ging zu meiner Tasche um mir mein Nachthemd herauszuangeln.

„Wer tut das schon?“, fragte Rias und ging zu dem Fenster und starrte in die Dunkelheit hinaus.

„Ich werde noch eine Runde durch den Wald laufen“, meinte er nachdenklich.

„Es tut mir leid Zacharias. Ich wollte nicht das du dich meinetwegen mit Viktor streitest.“

Leah ging zu Rias ans Fenster und blieb unbeholfen neben ihm stehen.

„Schon gut.“

„Ich meine es Ernst damit, dass ich nichts dagegen habe, dass du bei uns schläfst. Immerhin können wir dann beruhigt sein, dass wir sicher sind.“

Überrascht schaute ich von meiner Tasche auf und zu Leah hinüber. Das waren ja ganz neu Worte. Die schüchterne Leah die normalerweise, alleine bei dem Gedanken an einen Mann rot wurde, wollte tatsächlich eine ganze Nacht mit einem in einem Zimmer verbringen.

„Danke Leah. Mach dir keine Sorgen, auch ohne mich seid ihr sicher. Gleich neben eurem Zimmer ist Viktor und später ist auch noch Rieel da. Euch wird nichts passieren. Außerdem kannst du dich auf Ellysa verlassen. Sie weiß sich zu wehren, falls wirklich jemand versuchen sollte euch etwas anzutun. Ich werde etwas laufen gehen und dann sehe ich weiter“, entgegnete Rias und schenkte ihr eines seiner seltenen Lächeln.

Leah sah ihm noch nicht wirklich überzeugt hinterher. Ich wusste das Rias später wieder kommen würde. Er würde bei mir im Bett oder vor dem Kamin schlafen und er würde in seiner Wolfsgestalt die Nacht verbringen. So lange er als Mensch durch die Tür hineinging und sie als solcher auch wieder verließ, war alles in Ordnung.

Selbst Viktor versuchte so wenig wie möglich aufzufallen. Er trug lange, hochgeschlossene Kleidung, die seine dämonischen Bannsiegel versteckten. Seine gewaltige Größe bescherte ihm schon genügend verwunderte Blicke und vielleicht ahnten einige der Leute, denen wir begegneten, dass er ein Dämon war, aber bis jetzt war es zu keinen Zwischenfällen gekommen. Zum Glück, denn ich wollte meinem Bruder guten Gewissens gegenübertreten und nicht für die Untaten meiner Begleiter gerade stehen müssen.

„Pass auf dich auf und bleibe nicht zu lange“, sagte ich ruhig und sah Rias nach, wie er zur Zimmertür ging.

„Bis dann Ysa. Leah. Gute Nacht.“

Er hob zum Abschied die Hand und verschwand nach draußen.

„Irgendetwas bedrückt ihn, oder?“, fragte Leah und ging ebenfalls zu ihrer Tasche.

„Ja, aber egal was es auch ist. Ich bin mir sicher er weiß damit umzugehen.“

Ich war von meinen eigenen Worten nicht ganz überzeugt, doch ich hoffte, ich behielt Recht. Ich glaubte daran das sich Rias mir anvertrauen würde, wenn er nicht weiter wusste. Bisher hatte ich ihn noch nie so erlebt. Sein Gemütszustand wechselte wie im Herbst das Wetter. Zurzeit beherrschte ihn ein Sturmtief, das ich mit Namen benennen konnte. Vielleicht sollte ich ihn und Viktor zusammen an einen Tisch bringen, damit sie ihre Streitigkeiten, oder was auch immer das war, ein für alle Mal beseitigen konnten.

Leah und ich zogen uns in Windeseile aus und kuschelten und in unsere Betten. Wir lauschten dem Wind, der draußen die Fensterläden klappern ließ und nur wenig später hörte ich an Leahs regelmäßigen Atemzügen das sie eingeschlafen war.

Wie erwartet hinderte mich meine Freude an morgen daran einzuschlafen. Ich war gespannt, welcher meiner Brüder mich eingeladen hatte.

Wie war es ihm all die Jahre ergangen? Hatte er eine eigene Familie gegründet? Wie würde sich mein altes Zuhause verändert haben? Was würde mich erwarten?

Ein freudiges Kribbeln beherrschte meinen Bauch und ich drehte mich leise seufzend auf die Seite. Ich schob eine Hand zwischen meine Oberschenkel und musste augenblicklich an diesen einen speziellen, nächtlichen Traum in Kassathor zurückdenken. Das Kribbeln verstärkte sich und ich ließ meine Hand höher wandern, bis ich meine jungfräuliche Mitte erreichte. Ich hatte mir schon oft selbst Lust verschafft, aber seit dem Traum reichte mir die Berührung meiner eigenen Finger nicht mehr. Es war fast so, als bräuchte ich mehr, bräuchte das Gefühl dieser Finger, die durch meine Schamlippen in mein Innerstes vordrangen. Ich presste meine Beine fester zusammen.

Es war ein Traum gewesen, nicht mehr und nicht weniger. Ich wälzte mich auf die andere Seite und versank im Flammenspiel des Feuers. Irgendwann wurden meine Augen zu schwer und ich schlief ein.

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