Kitabı oku: «Die Seidenstraße – gestern - heute - morgen», sayfa 3
ZHOU-, XIA-, SHANG-DYNASTIE
Die Zhou- und Xia Dynastien hinterließen kaum Schriften. Traditionelle Geschichte wurde immer mythisch ergänzt. So hätten sich Dynastien das Mandat des Himmels eigens zuerkannt. Was auf Knochen und Bambus in chinesischen Schriftzeichen gefunden wurde, betrifft Überirdisches oder Medizin, aus denen man die Namen der Könige und deren Zeit lesen kann. Man fand Spuren alter Kulturen und Städte lange vor 2000 v. Chr. und ehe es Kaiserreiche gab. Tausende Orakelknochen zeugen von besonderen Ereignissen wie astronomisch Ungewöhnlichem, Sonnen- oder Mondfinsternis, von Wissenschaftlern verschieden interpretiert. Fünf Planeten hätten sich zweimal für ein Ereignis verbunden, liest man. Ist Urzeitkultur unwahrscheinlich und obskur? Xia, Shang, Zhou … die Ming-Dynastie beschreibt sie neu, Forscher sind fasziniert.
Die Shang-Dynastie (1600–1066 v. Chr.) wurde von Cheng Tang, einem tugendhaften König in der Bronzezeit gegründet. 30 Könige folgten ihm in 600 Jahren. Die Shang- oder Yin-Dynastie lebte in der Bronzezeit am Gelben Fluss. Ritualobjekte, Kalendersystem, Schrift, Opfer und Bestattungsriten, große unterirdische Grabanlagen, Schriftzeugnisse auf Muschelschalen und Orakelknochen wurden gefunden. Die Shang-Dynastie war ein Zusammenschluss vieler kleiner Stämme, die sich von Barbaren und Nomaden abgrenzten.
Es war die Zeit der großen Philosophen und Kultur Chinas. Die Hauptströmungen waren viele Götter, die später zu Taoismus und Konfuzianismus in Verbindung mit marxistischen Theorien und neuen gesellschaftlichen und politischen Situationen führten. Philosophie in China bedeutet Weisheit, eine zutreffende Übersetzung des Wortes Zhexue ist nicht möglich, am ehesten ist Wandlungen und Veränderungen während im Westen Wahrheit und Sicherheit im Vordergrund steht. – In China gibt es eine einzige Bewegungskraft, aus der hundert Gedanken und Pläne entstehen, sie haben alle das gleiche Ziel und gehen nur unterschiedliche Wege oder Methoden.
1046–314 v. Chr. beeinflusste die chinesische Zhou-Dynastie das philosophische Denken in Japan, Korea, Taiwan und Teilen Südostasiens. Das Grunddenken blieb überall dasselbe, aber wurde durch den 2. Weltkrieg, die Einmischung des Westens, importierte Religionen, asiatische Kriege und das Hochkommen Chinas verändert.
In der Jungsteinzeit gab es in China komplexe regional verschiedene Kulturen. Diese fand man in Hubei und Fujian, während am Gelben Fluss bereits Ackerbau betrieben wurde. Dort fand man aus Holz gebaute Behausungen und Utensilien aus Stein und Knochen. Man fand Hirse in Dreifuß-Bronzebehältern. In Südchina fand man 11.500 Jahre alten Reis. Die Kultur hatte bereits ein hohes technisches Niveau, es gab Textilproduktion – vor 6000 Jahren! Es wurde Seide mit einem Alter von 5300 Jahren gefunden und die Bronzeverarbeitung begann bereits 3000 v. Chr.
Die Xia-Dynastie goss Bronze und hatte eine starke Armee. Das Rad transportierte, der Kompass diente dem Ziel. Kaiser Yu hielt die Flut des Gelben Flusses mit gelben Drachen und weißen Schildkröten an.
Die Xia-, Shang- und Zhou-Dynastien des chinesischen Altertums scheinen aus verschiedenen Stämmen zusammengewachsen zu sein. Während der Bronze- und Eisenzeit entstand aus einem Priesterstand namens Fangshi (beinhaltend Alchemie, Astrologie, Exorzismus, Geomantie, Medizin, Religion, Mystik, Okkultismus, Physik, Technik, Zauberei …) das kulturelle Fundament, das zum Taoismus und der chinesischen Philosophie wurde. Es entstanden das taoistische Daodejing (Weg, Fluss, Prinzip, Tugend) im 6. und das Zhuangzi (berühmtes philosophisches Werk vom gleichnamigen Philosophen und Dichter) im 4. Jahrhundert v. Chr. sowie die Lehre des Taiji (kosmisches Urprinzip der Natur), die bereits als längst verbreitete Lehren bekannt waren. Es waren die Hundert Schulen des Denkens.
Der Konfuzianismus beruht auf Konfuzius, Personen und regierungsbezogene Korrektheit, Moral, Gerechtigkeit, Ehrlichkeit, Freundlichkeit. Er fasste im 5. Jahrhundert v. Chr. die Lehren zusammen und erweiterte sie um politische Dimensionen. Später mit dem Buddhismus bildeten Taoismus und Konfuzianismus die drei Lehren, die neben der einheitlichen Schrift wichtige Grundpfeiler der chinesischen Kultur bildeten und sie bis heute prägen. Trotz einst westlichem Einfluss, der heute zugunsten eines neuen Selbstbewusstseins stark abnimmt, sind Asiaten von dieser Philosophie für immer geprägt.
China ist die Wiege der Kultur, die lange vor der Zhou-Dynastie 510–314 v. Chr. begann, sie bildete mit Persien und Mazedonien, Griechenland und Rom die Grundpfeiler der Hochkultur der Welt.
Die Welt veränderte sich mit den Menschen. Genügsamkeit gab es nie. Die ersten Menschen wollten überleben. Dem geschliffenen Stein folgte die Waffe, die dem Überleben, der Verteidigung oder Eroberung diente. Mehr Land bedeutete mehr von allem, Macht und Gold, Kultur und Schönheit, Besitz von Frauen und Sklaven. Philosophie und Religion waren miteinander verbunden. Dem Entstehen von Leben folgten Hunger und Not, Terror, Krieg und Epidemien sowie Macht und Zufriedenheit. Der Mensch ist derselbe geblieben, er hat die Welt nie verstanden und wird sie nie verstehen. Dafür kann er nichts. Unser Planet ist ein Mysterium.
Während der drei Dynastien erlebte die Seidenstraße zwischen 115 v. Chr. und dem 13. Jahrhundert ihre größte wirtschaftliche Entwicklung und Bedeutung im Austausch von Waren. Schon vor und während dem Römischen Reich waren die Handelskarawanen zwischen Ägypten, der Levante, Mazedonien und China unterwegs, Kultur, Wissenschaft, Kaufleute, Rebellen, Gelehrte, Armeen, Propheten, Religionen reisten und bereicherten alle Richtungen.
Die chinesische Seide reiste über Sri Lanka, wo indische Kaufleute sie aufkauften. Arabische und griechische Händler erwarben sie an der südwestlichen Küste des indischen Halbkontinents, von wo sie auf die Insel Sakotra im Indischen Ozean gelangte, um schließlich im antiken ägyptischen Rotmeerhafen Berenike zu landen. Kamelkarawanen transportierten sie zum Nil, von wo die Fracht nach Alexandrien reiste. Hier kauften römische Händler die Seide für Italien ein. Chinesische Verkäufer blieben in Sri Lanka zurück. Der Handel ging an die Inder. Am meisten verdienten oft die Griechen. Die Reise dauert 18 Monate. Eine andere Variante begann in Xian, folgte der Chinesischen Mauer nordwestlich durch die Taklaman-Wüste, das Pamir Gebirge überwindend erreichte die Ware Afghanistan und die Levante, von wo sie ins Mittelmeer verschifft wurde. Algorithmen und Wissenschaftler berechneten das damalige Handelsvolumen in die Zukunft und kamen auf gigantische Milliardenzahlen.
100 v. Chr. belebten Kaiser Wu Di und Offizier Zhang Qian, den er zu Handelsbeziehungen entsandt hatte, die Seidenstraße neu. Die Handelsroute war deutlich komplexer als erwartet und der Weg verschob sich je nach politischen Verhältnissen. Typische Umschlagplätze waren Herat, heute Afghanistan, Samarkand, heute Usbekistan, Isfahan, Iran. Zur See spielten die Griechen die wichtigste Rolle im Westen, Chinesen im Osten, über Land waren es jüdische, armenische und syrische Zwischenhändler. Die Karawanen wechselten an den dafür vorgesehenen Orten.
Es entwickelten sich die römischen Glas-Manufakturen in Alexandrien und Syrien, die nach Asien exportierten. Insbesondere Han-China liebte Luxusartikel wie goldbestickte Teppiche, goldfarbige Textilien, Asbest-Stoffe und Byssusseide aus Muscheln. Für Chinas weltbeste Seide wurde jeder Preis bezahlt.
Mit dem allmählichen Verlust von römischem Territorium in Asien und dem Aufstieg Arabiens in der Levante wurde die Seidenstraße zunehmend unsicher und weniger bereist. Die Mongolen belebten die Route im 13. und 14. Jahrhundert wieder, es begann eine neue Ära.
Im Jahre 1500 unternahm Zhen He (oder Ho) vor Kolumbus oder Magellan erstaunliche sieben Schiffsexpeditionen, die ihn von Guangzhou über die Malakka-Straße nach Südindien, Mogadischu, Aden und Medina brachten. Jede Reise beinhaltete 300 Schiffe mit 27.000 Männern, wertvollen Gütern und Gold für die Könige und Sultane unterwegs, die auf je 700 Tonnen geschätzt wurden. Zahlreiche Historiker aus Ost und West, Marco Polo oder Ibn Battuta hinterließen Beschreibungen der Flotten und Schiffbauer. Von der Ming-Dynastie existieren Schriften zur Nanjing-Werft und deren Dimensionen.
Die Seidenstraße ist die älteste und spannendste Handelsroute der Welt. Was einst Karawanen und Kamele waren, sind heute Highspeed-Züge, Beton und Stahl ersetzen Erde und Knochenbau. Aber zwischen den hohen Bergen, auf abgelegenen Steppen und Weiden, in Dörfern und vergessenen Stadtbezirken, bleibt das Leben noch lange unberührt.
DARIUS, KÖNIGE DER KÖNIGE
521 v. Chr.: Darius folgt Kyrus, dem Begründer des persischen Weltreiches und Eroberer Babylons. Über Darius gibt es viele Sagen. So soll er am Ende des 70-jährigen Exils der Juden in Babylon als Herrscher im Buch Daniel mehrmals auftreten. Im Buch Esther findet eine Verwechslung mit Xerxes statt, es handelt sich nämlich um Dareios der Meder und chaldäischer König, eingesetzt durch Kyros 539 v. Chr.
Weitere Verwechslungen mit Darius I, Darius II und III, den Herrschern des persischen Reiches und Kyros sind oft nicht zuverlässig recherchiert oder mit anderen Daten beschrieben. Es ist über 2500 Jahre her, vieles wurde ohne die Möglichkeit der Verifizierung und viel später geschrieben. Forscher arbeiten und wir interpretieren. Geschichte entspricht oft einer mystischen Wahrheit, Daten und Namen ändern sich. Man weiß so wenig. Die wissenschaftliche Arbeit geht weiter. Dies ändert am fantastischen Seidenstraße-Abenteuer nichts.
Und nun zu einer wahrscheinlich wahren Geschichte. Die drei Darius-Könige gehören zu den wichtigen Königen der Seidenstraße, sie führten in Persien, heute Iran, eine Verwaltung mit Beamten und einen Postdient ein. Die Ruinen des Palastes stehen noch heute in Persepolis. Und noch heute erinnert der Marathonlauf an die Schlacht von Marathon 490 v. Chr. gegen die Griechen.
Es gab drei große Könige von Persien. Darius I ermordete den legitimen König, um an die Macht zu kommen: 550–486 v. Chr., Achämeniden-Dynastie. Darius, brutaler König der Könige. Persien war Westasien bis zum Kaukasus, Mazedonien, Ägypten, Griechenland, das er in einer ersten Schlacht verlor und vor der zweiten starb. Darius besaß Teile des Balkans bis zum Schwarzen Meer und dem Indus, Nordost-Afrika, Teile Libyens und Sudans. Die Dynastien der Darius waren Krieger, ständig involviert in Rebellionen um Macht. Darius I brachte das Achämeniden-Reich zusammen. Susa, Persepolis, Babylon und Ägypten verdankten ihm großartige Infrastruktur und Kultur. Er respektierte die Religionen seiner Untertanen, Darius I war Zoroastrier und glaubte, seine Expeditionen wären eine Aufgabe seines Gottes Ahura Mazda. Er restaurierte den israelischen Tempel und baute einen Tempel für Amon, den ägyptischen Gott. Er baute Kirchen und Paläste für alle Religionen, ließ Menschen aus dem ganzen Reich arbeiten, um interkulturelle Beziehungen zu pflegen.
Darius III versuchte Alexander den Großen zu schlagen, es gelang ihm nicht, er flüchtete und wurde dabei umgebracht.
Über Darius II weiß man wenig. Mord und uneheliche Geburt in ebensolchen Verwandtschaften spielten eine Rolle, seine Frau hatte das Sagen, er unterhielt einen Harem, hatte einen schlechten Ruf und war nachweisbar kein Nachfolger der Darius, den Namen hatte er sich zugelegt. Beim Empfang von einem griechischen olympischen Champion musste dieser einen Unsterblichen vor ihm umbringen. Die Skulptur des Mordes kann man im Olympischen Museum in Athen besichtigen.
So viel über den Beginn eines Weltreiches, das 550–330 v. Chr. dauerte und ein Beispiel vom Kampf um Macht war. Gleichzeitig gab es gutes Regieren, Kultur und Wissenschaften.
Die griechischen Städte in Asien fielen unter Darius persische Kontrolle. Perikles, der griechische Staatsmann holte sein Land 454 v. Chr. zurück und machte es zu einer Hochburg der Künste und Philosophie und zur Schule Hellas. 450 v. Chr. kam es zum endgültigen Frieden zwischen Persien und den Griechen.
Darius hatte gegen Alexander den Großen 330 v. Chr. keine Chance. Dieser regierte über ganz Persien und weit darüber hinaus. Nach dem Tod von Darius führt Xerxes die Arbeiten fort, aber das Persische Reich verlor an Größe. Xerxes verlor die Schlacht um Salamis in Griechenland, gewann in Babylon und Ägypten und wurde 465 v. Chr. ermordet.
Noch heute sind viele Griechen Stolz auf ihre Siege gegen das mächtige Perserreich.
UNTERWEGS 1
Menschen auf der Seidenstraße, von Schanghai bis Äthiopien, sind vielschichtig. Elegant und reich in Schanghai-City, die älteren in den vielen Parks mit gerollten oder Brillantine-schwarzen Haaren, pummelig, die Mode von gestern, die echten Chinesen. Mittelklasse mit Geld. Sie singen, machen Qi Gong, plappern fröhlich und winken zum Mitmachen. Sitzend die Männer, Trompete blasend, Jazz, klassisch chinesisch oder Mozart. Manche sind berühmt, üben in Parks ist erlaubt und beliebt.
Schon in Xian, 1500 km weiter westlich, ist alles anders. Die bunte Welt der Ethnien beginnt. Uiguren, Chinesen und alle anderen Stämme leben miteinander und stellen sich nicht die Fragen des Westens oder dessen Antworten, die politisch motiviert sind. In China macht man Business und handelt, wir sind schließlich auf der Handelsstraße. Lanzhou, Dunhuang, Turpan, Ürümqi, wo man China fast vergisst und sich in die interkulturelle Welt von über 100 Ethnien, die hier leben und ihre bunte Kultur pflegen, verliebt. China sorgt für Ordnung und wer sich daran hält, hat keine Probleme. Ist das nicht überall so?
Ob Han oder nicht: freundlich und hilfsbereit, einladend und kurios sind alle. Englisch und meist auch Chinesisch hilft nicht viel, sie sprechen ihren eigenen Dialekt. Anders die Jugend, die schon im Kindergarten Sprachen lernt und sich unterhalten kann und stolz will. Die muslimische Jugend will keine Scharia, aber an der Zukunft teilhaben. Sie trägt Jeans und Lederjacke. Nur das Kopftuch bleibt. Sie will studieren. Wissen. China macht es möglich.
Im Zug trifft man den Onkel aus Amerika, die Familie in Deutschland, alle auf dem Smartphone. Amerika? fragen sie mich oder Schon gegessen? den Onkel. Fotos gehen hin und her und wir lachen. Sie zeigen mir ihr Haus in den uighurischen Bergen. Das Baby wird auf meinem Schoss versorgt, viele Kinder rennen und klettern über die Doppelbetten. Was auf den Boden fällt, bleibt dort, Jobs erhalten, Putzfrau; die kommt jede Stunde. Nüsse und getrocknete Früchte werden verteilt; Eigenproduktion. Ständig holen die Männer Heißwasser für den Tee. Schweiz wo? Kopftuch wo? Mann, Kinder wo? Schanghai weit weg, teuer, sagen sie. Der Sohn spricht Chinesisch und Englisch, er will Pilot werden, die Mädchen wollen nicht heiraten, aber schön sein und in einem Hochhaus arbeiten.
Mann und Frau leben vor der Heirat separat, so ist es. Die islamische Welt hält an gewissen Traditionen fest. Mit der Seidenstraße und neuen Reisemöglichkeiten werden Menschen offener, hören zu und selbst der Imam vermittelt. Genau wie in anderen Ländern sieht man den Menschen die Religion nicht mehr an – oder macht Mode daraus, wie es manche Start-ups tun. Scharia Fashion. Geld verdienen.
Es gibt kolossale Märkte, Bazaars, Souks innen oder außen, bestehend aus Tausenden kleinen Geschäften die kaufen, verkaufen und Geld rund um die Welt machen, die islamische Diaspora ist groß. Millionen Bauarbeiter plus werden ausgebildet, sie arbeiten mit am größten Infrastrukturprojekt der Welt, der Seidenstraße, und schicken Trillionen nach Hause, die zur Entwicklungshilfe werden. Wissenschaft, Medizin, Management, Uni-Abschluss, Facharbeiter sind gefragt oder werden ausgebildet.
Die Seidenstraße ist das fantastischste Naturreservat der Erde und gleichzeitig ein Tummelplatz für Wissenschaftler, Entdecker, Abenteurer, Archäologen, Jobsucher, Studenten, Familien. China ist Die Zukunft der Wissenschaft, sagt die Konrad-Adenauer-Stiftung.
Eine junge Frau im Zug sagt: »Im Westen reißen sie den Fröschen die Beine aus, um sie zu essen, die Chinesen aßen einst Fledermäuse, wo ist der Unterschied?« – »Gesunder Menschenverstand statt Arroganz«, meint ein Ägypter im Straßencafé, er ist Israeli und lebt in Syrien, ich traf ihn im Iran. Kreativität statt Dekadenz.
Ein arabischer Arbeiter steigt ein, die Frauen kümmern sich um sein Gepäck, die Männer schauen zu. Dann kommt die Polizei und holt ihn raus: No ticket.
Es ist Mitternacht, Frauen und Kinder schlafen, die Männer reden laut bis um vier in der Früh. Alles, was unterwegs einsteigt, schläft sofort ein. Frühstück ist Nudelsuppe aus dem Pappbecher, ehe sie ihre tausend Sachen im Wagen verstreut zusammenpacken und aussteigen.
Armenier steigen ein und stellen die üblichen Fragen. »Armenien«, erklärt die Frau, »lebt mit Konflikten, seitdem ich geboren bin, die Nachbarländer lassen uns nicht in Ruhe, es gibt neunzehn Prozent Arbeitslosigkeit, Korruption, Anspruch auf Karabach, Erdbeben und Völkermord.« – »Das verstehst du nicht«, sagt ihr Mann, »wir schaffen das schon, der Westen soll sich raushalten, er versteht das nicht. Wir spielen immer wieder Frieden mit der Türkei und Russland. Ein paar Tote und die Medien tun, als würde das die Welt interessieren.« Er erklärt, das Kaspische Meer bei Baku in Aserbaidschan habe den Wolga-Zugang nach Russland. Öl, Gas, Tourismus und Finanzen machten das Land relativ stabil mit nur fünf Prozent Arbeitslosigkeit, Baku würde zur neuen Feriendestination. Baku am Kaspischen Meer sei eine moderne Stadt mit Geschichte und 40.000 Jahre alten Felsmalereien. Armenien, erste christliche Nation der Weltgeschichte, und Aserbaidschan haben eine geopolitische schwierige Lage zwischen der Türkei, Iran und Russland. Der Konflikt wegen Karabach wird von Terroristen und fremder Einmischung gefördert, für die Unruhen in der Region von Nutzen sind. Wer nicht vor Ort ist, kann die Situation schwer abschätzen. Russland bittet um Ruhe und tut gut daran, denn die Region braucht Festigkeit, nicht Verzettelung. »Ein Balanceakt«, fährt er fort, »besuchen Sie uns, aber sprechen Sie nicht über Armenien, Karabach oder Religion. Kleine Dörfer rund um Jerewan laden friedlich ein, wir sind nicht der Mittlere Osten oder Afrika. Viele reden, ohne unsere Geschichte zu kennen, wir wollen Frieden, nicht Einmischung.«
Seine Frau meldet sich zu Wort: »Probleme sind hier andere, aus der Sowjetzeit, der Islam«, sagt sie leise, »das Öl und die Pipelines. Wir sind keine Araber, wir stammen von den Mongolen ab, das ist eine andere Familie … Der Mann unterbricht schnell, wechselt das Thema: »Hören Sie zu. Weißrussland protestiert ohne klare Gegenbewegung gegen den autoritären Präsidenten, Russland interveniert, Lukaschenko besucht die Aufrührer im Gefängnis. Jedes Land setzt seine eigenen Prioritäten zuvorderst. Besuchen Sie die Ex-Sowjet-Länder, besuchen Sie Russland, die Seidenstraße, China, das mir gerade einen Job als Ingenieur beschert.«
Die Seidenstraße ist jeden Tag neu. Ein Japaner am Ende des Wagens mischt sich ein: »Es gibt dunkle Momente, aber nach dem Dunkel kommt das Licht. Yin und Yang. Die Seidenstraße ist wie eine internationale Schule. Wir müssen voneinander lernen.«
Während sich der Westen sucht, findet Asien langsam zusammen. Russland selbstbewusst, die Türkei nach Osten tendierend, die Friedensanstrengungen des Mittleren Ostens, das wache Zentralasien, die Kraft Chinas und Südostasiens, das aufmerksame Japan erstarken.
»Die Vergangenheit ist im Museum, die Zukunft eine Überraschung«, ruft jemand.
UNTERWEGS IN INDONESIEN
Der westliche Tourismus wird sich verändern. Der Westen hat viele Inseln gestohlen und bräunt sich an deren Stränden. Ureinwohner erwachen und wehren sich. Hunderte Grass-root-Gruppen arbeiten am Erhalt ihrer Naturreservate, Cardamon in Kambodscha ist nur ein Beispiel, 4,4 Millionen Hektar Regenwald erlauben uns zu atmen, man informiere die sozialen Medien, schließe sich einheimischen Gruppen online an. Ideen sind oft mehr als Geld und Tourismus.
Indonesien ist ein muslimisches Land auf 17.000 Inseln – Sumatra, Java, Borneo, Bali die berühmtesten –, wo 1300 Ethnien über 700 Sprachen sprechen. Die Lage am Meer und mehr als 2000 Häfen, die gerade modernisiert werden, machen Indonesien seit Jahrhunderten zu einem wichtigen maritimen Handelspartner. Hier lebte Java Man vor 1,5 Millionen Jahren.
50000–2000 v. Chr. wanderten das Taiwan und negroid australoid People über niedriges Meerwasser oder Land ein, man weiß so wenig. Die Verwandtschaften sind bewiesen, man forscht weiter. 200 v. Chr. folgte die buddhistische und insbesondere Hindu-Beeinflussung und Hochkultur bis zum 13. Jahrhundert (Borobudur oder Yogyakarta aus dem 11. Jahrhundert). Im 13. Jahrhundert kam der Islam, der erst die Mongolen verdrängen musste, um das Malakka-Sultanat einzurichten. Es folgten Sultanate, die archäologische und historische Rekorde oder ein Goldenes Zeitalter hinterließen.
1511 eroberten die Portugiesen das Land und importierten das Christentum und internationalen Handel. Gefolgt 1596 von den Niederländern, die die Ostindienkompanie gründeten, Zwangsarbeiter auf Kaffee-, Gewürz- und Tee-Plantagen ausbeuteten, was bewaffnete Rebellionen hervorrief und den Beginn einer modernen, sich wehrenden Gesellschaft bedeutete.
Die Japaner unterwarfen das Land genauso brutal 1942–1945, als Hatta und Sukarno gefolgt von General Suharto die Unabhängigkeit ausriefen, was die Niederländer mit einem blutigen Krieg auf Java beantworteten. 1949 wurden diese Kriege mit einer Erklärung der UNO beendet. (Japan förderte den Islam und radikalisierte das Volk im 2. Weltkrieg gezielt für seine eigenen Interessen und sein zukünftiges Weltreich. Sukarto und Suharto regierten autokratisch Millionen Kommunisten und die chinesische Minderheit wurde ermordet. Bis 1975 herrschte Rebellion.)
1997 gipfelte die Finanzkrise in blutige Unruhen in Jakarta, Osttimor wurde aufgegeben, Aceh und Sumatra befriedet, freie Wahlen fanden statt.
Indonesien ist der größte muslimische Staat der Welt. Fast alle sind Sunniten, die man in orthodoxe und gemäßigtere Formen teilt. Es gibt dschihadistische Orientierungen. In 16 Provinzen gilt die Scharia. Die wichtigste Partei orientiert sich an der ägyptischen Muslimbruderschaft.
Islam ist nicht de jure die Staatsreligion, dies ist die von Sukarno 1945 formulierte Staatsideologie Pancasila, die auf Ausgleich und Toleranz zwischen den Völkern und Religionen Indonesiens abzielt und sechs davon offiziell anerkennt.
Indonesien wächst. Vergangenheit ist Geschichte, die Herausforderung der Seidenstraße erwartet eine schnelle Erholung nach der Pandemie. Die formelle Wirtschaft soll gefördert werden. Ein BIP von 7 % soll wieder erreicht werden. Indonesien ist jung, 27 % arbeiten im Agrarsektor, zweitgrößter Produzent von Naturkautschuk weltweit. Indonesien ist Reis-, Zuckerrohr-, Kaffee-, Tee-, Tabak-, Palmöl-, Kokosnuss- und Gewürz-Produzent. Palmöl, Kohle, Gas und Gold werden exportiert.
Das Ease of doing Business in Indoniesien steigt. Im Index ist das Land moderat frei. Mit 4.640 privaten und staatlichen Institutionen im Bereich der tertiären Ausbildung hat Indonesien eines der größten und divergentesten Hochschulsysteme der Welt. 577 Universitäten, 2500 hohe Schulen, 1200 Akademien, 250 Polytechniken. Realität ist eine arme/untere Mittelklasse bis Reichtum. Eine Jugend, die den Islam wie jede andere Religion betrachtet. Scharia kann, aber muss nicht sein. Eine Jugend mit Blick auf die Außenwelt, die Öffnung Indonesiens, internationale An- und Aussichten ohne Einmischung. Teilhaben an der Zukunft, Politik ist kein Thema.
Ein Moschee-Besuch mit dem Imam ist spannend und verbunden mit viel Humor sowie dem Erklären des Islam Konzepts. Er reist um die Welt, auf der Seidenstraße, und freut sich, andere Menschen zu treffen und sich auszutauschen. Er verteidigt mich im Bus gegen stoßende Massen und gewinnt zwei Sitzplätze für uns. Frauen schauen verblüfft.
Da ist der Motorradfahrer am Bahnhof, der mich über 50 km Berg und Tal über holprige Erdstraßen in mein Luxusresort fährt und keinen Dank will, weil das normal ist … Der Hotelbesitzer, der mich jeden Tag mit dem Motorrad in eine andere Kulturstätte fährt und Indonesien erklärt, dass wir Westler falsch interpretieren. Der Antiquar, der mich 30 km ins Landesinnere zu Ausgrabungen fährt, um mir ein riesiges Muschelfeld zu zeigen, wo einst das Meer war, mich im Dorf zum Tee mit Familie einlädt, wobei ich einmal mehr verstehe, dass wir im Westen mehr zuhören sollten. Da war die Familie, die mich im Luxusauto ins Hotel fährt, nachdem ich im Nirgendwo meinen Bus verpasste, und mir stolz ihre Fotos von der Jungfraujoch-Reise in der Schweiz zeigt.
Tage in Jakarta und Java, mit Indonesiern, verschleiert oder nur Kopftuch, aber immer Kappe, reich oder arm, von denen ich lerne, zuhöre, Fotos austausche, das unglaublich gut gemachte Museum vom Java Man besuche, Yogyakarta bewundere, Bali vermeide, mit Chinesen, Buddhisten, Hindus und Christen rede, Kultur zu verstehen versuche und Muslimen zuhöre. Später am Meer die halbe Welt beim Bier um den Tisch antreffe. We love Indonesia. Es begann mit Java Man, gefolgt von Krieg und Rebellion und entwickelt sich heute zu einem modernen, selbstbewussten Staat an der Seidenstraße.