Kitabı oku: «Star Trek - The Next Generation: Kollateralschaden», sayfa 4
KAPITEL 4
Ich hasste es zu rennen. Ich war kein junger Mann mehr, und ich hatte schon vor langer Zeit erkannt, wie glücklich Stillstand machen konnte. Aber irgendjemand fand immer einen Grund, mich zum Rennen zu bringen – entweder weil sie mich verfolgten oder, in diesem Fall, weil sie selbstsüchtig genug waren, mich dazu zu bringen, ihnen nachzustellen.
Sie hatte sich mit einfachen Betrugsspielchen auf dem offenen Markt von Kamhawy beschäftigt. Der Fremdweltler-Version eines Spiels, das ich unter dem Namen Kümmelblättchen erstmals kennengelernt hatte. Manche nannten es auch »Follow the Queen«, aber das hatte ich immer als verwirrend empfunden, denn es gab auch eine 7-Karten-Poker-Variante unter diesem Namen. Alles, was zählte, war, dass sie fragwürdige Kartenspiele auf der Straße abhielt und auch eine ganze Menge junger und völlig unerfahrener Halbstarker gefunden hatte, die von irgendeinem Frachter der Föderations-Handelsmarine stammten und gedacht hatten, sie seien diejenigen, die sie darin schlagen könnten. Auch nach dreißig Minuten Betrügerei hatte keiner von ihnen herausgefunden, dass Pinch die Karte, auf die sie gesetzt hatten, in ihrer Hand verschwinden lassen konnte. Sie war bloß noch ein paar Minuten davon entfernt, die wohl lukrativste Nacht seit einem halben Zyklus zu erleben.
Dann kam ich vorbei und ruinierte alles.
Ich versuchte nicht aufzufallen, aber unscheinbar zu sein, ist nicht so mein Ding. Das ist eine Familiensache. Wir Okonas hatten schon immer ein Talent dafür, uns ins Rampenlicht zu stellen. Trotzdem gab ich wirklich mein Bestes. Und ja, ich hatte eine Aufgabe zu erledigen, aber das bedeutete nicht, dass ich mich dabei wie ein Idiot anstellen musste. Ich hatte wohl einfach Pech, aber zwischen zwei Runden Abzocke der Leichtgläubigen bemerkte mich Pinch quer über die Straße hinweg. Im Handumdrehen hatte sie all ihre Latinum-Streifen in ihre Taschen gestopft, und schon war sie weg wie ein Schiff, das auf Warp geht.
Dann rannte ich, zum zweiten Mal binnen eines Tages.
Und verdammt, sie war schnell. Und klein. Sie schlüpfte unter oder um Dinge herum, die ich überspringen oder schlichtweg durchbrechen musste, und nach dem zweiten Abfallhaufen begann meine Schulter zu schmerzen.
Die Tatsache, dass sie weglief, sagte mir, dass sie diejenige war, die ich finden musste. Wäre sie bloß irgendein gewöhnlicher Abschaum auf dieser Blase am Arsch des Weltraums gewesen, hätte sie sich gegen mich behauptet, mich beschimpft und vielleicht sogar versucht, mich schlicht und ergreifend zu erschießen. Stattdessen war sie beim ersten Anzeichen dafür abgehauen, dass jemand eins und eins zusammengezählt und in der Summe ihren Namen gefunden hatte. Das schrie geradezu danach, dass sie schuldig war.
Eine Sache, die ich immer an rückständigen Brocken wie Celes II geliebt habe, war, dass man Leute auf diese Weise jagen konnte, und niemand scherte sich darum. Hier gab es keine guten Samariter. Niemand streckte einen Fuß aus, um einen stolpern zu lassen. Die vorherrschende Regel hier lautete: Halt dich aus dem Mist anderer Leute raus.
Der Nachteil war, dass es auch niemanden interessierte, wenn ein nettes Mädchen wie Pinch versuchte, mir mit einem Disruptor Teile des Schädels webzuballern.
Hatte ich schon erwähnt, dass sie schnell war? Sie war mittlerweile bereits einen halben Block vor mir, und ihr Vorsprung vergrößerte sich.
Bitte lass mich sie nicht verlieren. Das wird man mir ewig vorhalten.
Das Schicksal wollte mich gerade auslachen und mir eine lange Nase drehen, als ein Müllwagen vor Pinch um die Ecke kam und ihr den Weg versperrte, wie sie es in dieser Scheißstadt immer tun. Sie wurde abgeschnitten, ihr Vorsprung war dahin, und sie wusste es.
Sie drehte sich um und entfesselte ein wildes Sperrfeuer in meine Richtung. Ich duckte mich hinter einen geparkten Transporter, der an meiner statt einen Großteil der Prügel bezog. Am Boden liegend, schaute ich unter dem Wagen hindurch und erblickte Pinchs Füße, während sie in einen engen Durchgang zwischen ein paar Garagen sprintete. Als ich aufstand, sah ich, dass das Fahrzeug, das ich als Schutzschild benutzt hatte, auf einen rauchenden Totalschaden reduziert worden war. Ich hatte Mitleid mit seinem Besitzer, der das alles würde erklären müssen – zuerst den städtischen Ordnungshütern und dann einem aalglatten Versicherungsermittler, der den Auftrag hatte, Ansprüche wann immer möglich für ungültig zu erklären.
Vor allem aber hatte ich Mitleid mit Pinch, denn ich wusste etwas, das sie nicht wusste.
Sie war in eine Sackgasse geflohen. Sofern sie nicht einen Transporterrückrufsender bei sich trug – was ein mörderischer Trick gewesen wäre, denn sie besaß kein Schiff, von dem ich gewusst hätte –, steckte sie in der Klemme.
Das bedeutete nicht, dass sie hilflos gewesen wäre. Lektionen, die man auf die harte Tour lernt, sind in der Regel diejenigen, die einem in Erinnerung bleiben. Ich hatte schon in jungen Jahren gelernt, dass Tiere, die in die Enge getrieben werden, gefährlich sind. Jetzt hatte ich Pinch mit dem Rücken zur Wand. Ich zog meinen Blaster und bewegte mich langsam in die Sackgasse.
Abfallhaufen und Müllsäcke verströmten einen erbärmlichen Gestank nach verfaulendem Fleisch, verdorbenen Milchprodukten und den Exkrementen von Ungeziefer. Kaputte Maschinenteile ragten aus feuchten Ansammlungen von Unrat hervor, und der Straßenbelag schimmerte vor öligen Rückständen, die von hoch aufgehängten, kalten blauen Scheinwerfern beleuchtet wurden. Dampf stieg aus Lüftungsschlitzen auf und behinderte meine Sicht auf das Ende der Gasse.
»Pinch?« Ich hoffte, dass es sie ein wenig beruhigte, wenn ich sie beim Namen nannte. Dass es ihr verraten würde, dass ich ein Bekannter war und nicht irgendein zufälliger Attentäter. »Kein Grund zu schießen. Ich bin nicht auf einen Kampf aus. Ich will dich nicht festnehmen. Ich will nur mit dir reden. Ganz ruhig ein paar Fragen stellen.«
Ein Disruptorimpuls kreischte durch den Nebel und schoss an meinem Kopf vorbei, so nah, dass ich seine Hitze auf meiner Wange spürte und die verbrannte Luft roch.
Ich erstarrte. »Komm schon, Pinch. Ich bin’s, Okona. Nicht schießen.«
Ihre Stimme zitterte. »Okona?«
»Ja.«
»Du schuldest mir noch zwanzig Streifen Latinum, du Hurensohn.«
War das so? Ich konnte mich ehrlich gesagt nicht erinnern. »Was wäre, wenn ich sagen würde, dass ich hier bin, um zu bezahlen?«
»Ich wüsste, dass du lügst.«
»Ich habe zwanzig bei mir, Pinch. Und noch mehr. Also lass uns die Waffen runternehmen und reden.«
»Du zuerst.«
Ich schob meine Pistole ins Holster. »So. Meine Kanone steckt wieder in ihrem Leder. Jetzt komm raus.«
Ich hob meine leeren Hände, während Pinch aus einer Dampfwolke hervortrat, die Waffe erhoben und auf mein Gesicht gerichtet. Sie brauchte nur eine Sekunde, um zu erkennen, dass ich die Wahrheit gesagt hatte.
Mürrisch holsterte sie auch ihre Waffe. »Was willst du?«
»Zunächst mal, lass mich meine Schulden zahlen.« Eine Hand weiter erhoben, schob ich betont langsam bloß den Daumen und Zeigefinger meiner anderen in meine Jacke. Vorsichtig zog ich eine Spindel Latinum-Streifen hervor. Ich ließ sie zusehen, wie ich zwanzig davon abzog. Langsam trat ich einige Schritte vor und legte das Latinum auf den Boden, dann zog ich mich wieder zurück. Ich behielt beide Hände in der Luft, als sie näher kam, um das Geld einzusammeln, und sich dann wieder zurückzog, ohne mich auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen.
Die Streifen verschwanden in ihrem Mantel. »In Ordnung. Rede.«
»Meine Quellen haben mir gesagt, dass du einer Gruppe Nausikaaner geholfen hast, einen der Schmugglertunnel zu finden.«
»Du solltest nicht alles glauben, was du hörst.«
»Ja, ich weiß. Aber das hier klang, als sei es wahr. Also raus damit, Pinch. Wer ist ihr Anführer? Wie heißt ihr Schiff? Und wo finde ich sie?«
Die kleine Menschenfrau grinste und schnaubte spöttisch. »Für wie blöd hältst du mich, Kona? Nausikaaner zu verpfeifen, kann einen ganz schnell das Leben kosten.«
Ich warf ihr eine Handvoll Latinum-Streifen vor die Füße. »Es kann einen auch ganz schnell reich machen. Weit weg von hier.«
Sie ging in die Hocke und strich die Bestechung ein.
»Der Söldner, nach dem du suchst, führt die größte rein nausikaanische Bande in der Galaxis an.«
»Und wo legt er die Füße hoch?«
»Woher zum Teufel soll ich das wissen? Die haben keinen Heimathafen. Sie sind Nomaden, immer in Bewegung. Sie schlagen zu und reisen weiter, wie Todespilger.«
Das hörte sich nach der Wahrheit an. Ich hatte schon mehr als einmal seit der Borg-Invasion von ’81 mit Nausikaanern zu tun gehabt. Sie waren Renegaten dieser Tage. Wanderer. Piraten ohne Heimat.
Aber selbst Piraten mussten irgendwann einen Hafen anlaufen.
»Letzte Frage, versprochen: Wohin könnten Sie von hier aus geflogen sein?«
»Warum hätten sie mir das sagen sollen?« Ein leichtes Lächeln zupfte an ihren Mundwinkeln. »Und selbst wenn, warum sollte ich dumm genug sein, mich daran zu erinnern?«
Sie hatte genug gesagt. Ich warf ihr eine weitere Spindel aufgerolltes Latinum vor die Füße.
Ihr kokettes Schmunzeln wurde zu einem breiten Grinsen. »Warte, ich glaube, es dämmert mir langsam wieder …«
•
Die Seitenluke des Runabouts Colorado glitt auf, und Lieutenant Aneta Šmrhová trat ins Freie, bevor sich auch nur die Gangway vor der offenen Luke ganz ausgefahren hatte. Als die Planke die Landeplattform auf dem Dach der Ratshalle von Kamhawy berührte, war sie bereits von ihr hinunter und schritt auf den Chef des Stadtschutzes zu, einen Mann in den Vierzigern mit tiefbrauner Haut, rasiertem Schädel und den breitesten Schultern, die sie seit einer Ewigkeit zu Gesicht bekommen hatte.
Sein Händedruck war fest, sein Blick ruhig, seine Stimme klar. »Lieutenant Šmrhová? Ich bin Kenneth Sapp, der Chef des Stadtschutzes. Oder Bürgermeister, je nach Situation.«
»Welchen Titel bevorzugen Sie?«
»Ich bevorzuge Ken.«
»Wie Sie möchten, Ken.« Šmrhová vollführte eine Geste mit ihrem Arm, als sie die anderen drei Mitglieder ihres Außenteams von der Enterprise vorstellte, die gerade die Colorado verließen und sich hinter ihr versammelten. »Gestatten Sie mir, Ihnen den Rest meiner Einheit vorzustellen. Lieutenant T’Ryssa Chen, wissenschaftliche Abteilung. Lieutenant Robert Mars, Sicherheit. Und unsere Pilotin, Lieutenant Ally Scagliotti.«
»Willkommen in Kamhawy und danke, dass Sie so schnell gekommen sind.«
Šmrhová wollte unbedingt an die Arbeit gehen, und sie gab sich keine Mühe, das zu verbergen. »Sie sagten, es gäbe einen akuten Zwischenfall?«
»Korrekt. Jemand versucht schon den ganzen Tag, die Firewall auf unserem Flugkontrollserver zu knacken.« Sapp bedeutete dem Außenteam mit dem Kopf, ihm ins Innere des Kommandogebäudes der Kolonie zu folgen. »Kommen Sie, ich zeige Ihnen, was wir bis jetzt haben.«
Mars und Chen schlossen sich Sapp an, der sie in das städtische Kontrollzentrum führte. Šmrhová hielt Scagliotti auf. »Bleiben Sie hier. Und lassen Sie den Motor laufen.«
Die Pilotin registrierte die Stimmung der Sicherheitschefin. »Abhauen oder abfangen?«
»Vielleicht beides. Und erfassen Sie uns mit dem Transporter. Nur für den Fall.«
»Alles klar, Boss.« Die schlanke, rothaarige Frau drehte sich um und duckte sich wieder in das Runabout, während Šmrhová Mars, Chen und Sapp ins Kontrollzentrum folgte.
Trostlos reichte nicht einmal ansatzweise aus, um das Hauptquartier der Schutztruppe zu beschreiben. Es wirkte wie ein Gotteshaus, in dem das Unzeitgemäße angebetet wurde. Veraltete Arbeitsstationen standen auf zwei kreisförmigen Rängen um eine Senke, die für den Wachoffizier der Schicht bestimmt war. Massive zweidimensionale Hologramme wurden vor eine schwarze Wand projiziert, die sich gegenüber dem Eingang zur Landeplattform befand. Diese war durch hohe, vom Boden bis zur Decke reichende Fenster sichtbar, die von innen transparent, von außen aber verspiegelt waren. Kabelknäuel hingen wie Dschungelranken aus Öffnungen in der Decke und verbanden all die Systeme miteinander.
Es ist ein Wunder, dass es hier noch keine EPS-Leitung gesprengt hat. Oder dass der ganze Laden nicht einfach niedergebrannt ist.
Sapp führte Chen, Mars und Šmrhová in die Kommandosenke in der Mitte des Raums. Trotz der Antiquiertheit aller Systeme waren die Anzeigen klar, und die Menge an nützlichen Informationen, die dem Wachoffizier der Schicht zu jedem Zeitpunkt zur Verfügung stand, genügte, um Šmrhová zu beeindrucken.
Der Chef der Schutztruppe deutete auf einen Schirm. »Wir haben uns mit den Sabotageakten von gestern beschäftigt. Dem Sprengstoff, der unsere Kuppel aufgerissen hat und den nausikaanischen Banditen zur Flucht verhalf.«
»Sind Sie sicher, dass es Nausikaaner waren?«, warf Chen ein.
»Überprüfen Sie die Sensorprotokolle selbst.« Sapp gab auf seiner Master-Konsole Befehle ein und führte Chen zu einem Bildschirm mit Daten. »Kein Hinweis auf Signalstörung oder Manipulation. Außerdem hatten wir Zeugen, die sagten, dass die Nausikaaner gestern Abend in eine Schießerei im Haligon-Sektor verwickelt waren, und wir fanden nausikaanisches Genmaterial an verschiedenen Orten, die mit dem gestrigen Aufruhr in Verbindung stehen. Wenn sie es nicht waren, hat sich jemand viel Mühe gegeben, ihnen die Sache anzuhängen.«
Gedankenvoll runzelte Mars die Stirn. »Konnten Sie das Schiff identifizieren?«
»Es hatte einen nausikaanischen Registereintrag, aber das trifft auf die meisten Piraten heute zu. Vor allem, weil es keine nausikaanische Regierung mehr gibt, die den Transponder verifizieren kann.«
»Nicht, dass die jemals eine große Hilfe war«, murmelte Mars.
»Das ist wahr.« Sapp rief weitere Informationen auf. »Wir dachten, dass sie Komplizen gehabt haben könnten, also haben wir sofort eine allgemeine Abriegelung eingeleitet, als sie unsere Energieschilde durchbrochen haben.«
Chen ging zu einem Systemmonitor und gab neue Befehle ein. »Ken? Wann hat jemand angefangen zu versuchen, Ihre Firewall zu hacken?«
»Vor ungefähr sechs Stunden. Wir haben versucht, die Quelle einzugrenzen, aber der Angriff endete, bevor wir den Aufenthaltsort der Täter ermitteln konnten.«
Šmrhová gesellte sich zu Sapp. »Funktioniert der sichere Sender Ihrer Station noch?«
»Ich denke schon. Warum?«
»Ich möchte, dass die Enterprise Ihre Server-Protokolle analysiert. Der Hacker mag Ihrer Sicherheitssoftware entkommen sein, aber ich bezweifle, dass er sich vor unserer verstecken kann.«
Sapp zuckte mit den Schultern. »Klar, warum nicht? Ich habe nichts zu verbergen.« Er rief einem seiner Leute in der unteren Reihe zu: »Pérez! Öffnen Sie einen Kanal für die Enterprise. Volle Admin-Privilegien. Legen Sie ihn auf Sockel drei, Port eins-zwanzig.«
»Kommt sofort, Chef.«
Šmrhová berührte Ihren Kommunikator. »Šmrhová an Enterprise. Bereithalten zum Einloggen in den Hauptrechner der Kamhawy-Kolonie auf dem lokalen Sockel drei, Port einszwanzig. Ich brauche eine Analyse der vor ein paar Stunden stattgefundenen Versuche, das Flugkontrollsystem zu hacken.«
»Verstanden«, war La Forges Stimme über den Komm-Kanal zu vernehmen. »Wir klinken uns jetzt in ihr System ein. Bereithalten zum …« Unvermittelt brach er ab, und sie fragte sich schon, ob die Verbindung unterbrochen worden war. Doch dann fuhr er fort. »Lieutenant, diese Angriffe auf die Flugkontrollsysteme haben nie aufgehört. Sie sind noch immer im Gange. Warten Sie. Wir verfolgen sie zu ihrem Ursprungsknoten zurück.«
Auf Sapps Züge trat ein Ausdruck, der halb Überraschung, halb Bewunderung war. Der Stab seines Kommandozentrums ringsum reagierte teils peinlich berührt, weil er so vorgeführt worden war, teils fest entschlossen, diese Bedrohung der Sicherheit und seiner Reputation der Gerechtigkeit zuzuführen.
»Wer auch immer Ihre Hacker sind, sie sind gut. Sie haben das System fast geknackt, und sie haben es geschafft, während sie sich der Entdeckung völlig entzogen haben.«
Šmrhová verdrehte die Augen. »Wir können ihnen später eine Medaille anheften, Sir. Wo sind sie?«
»Im Malka-Sektor, Andockstation Bravo sieben.«
»Verstanden.« Šmrhová blickte Sapp an. »Sorgen Sie dafür, dass vor Ort ein Sicherheitsteam zu uns stößt, und das so schnell wie möglich.« Bevor der Mann protestieren konnte, zog sie ihren Phaser und berührte ihren Kommunikator. »Šmrhová an Colorado. Ich brauche einen Ort-zu-Ort-Transport für das Außenteam. Malka-Sektor, Andockstation Bravo sieben. Treffen Sie uns dort.«
»Bin unterwegs«, sagte Scagliotti über die Verbindung, kurz bevor der Transporterstrahl des Runabouts Šmrhová, Chen und Mars dematerialisierte …
… und sie in einer schmuddeligen, beengten und schlecht beleuchteten Dockbucht wieder zusammensetzte. Vor ihnen parkte eine heruntergekommene Klapperkiste von einem Schiff. Šmrhová schätzte, dass das Ding fast ein Jahrhundert alt sein musste, und sie hätte gewettet, dass es nur noch durch grobe Schweißnähte und Gebete zusammengehalten wurde.
Sie richtete ihren Phaser auf die Backbordseite des Schiffs und rückte vor, die Augen auf das Cockpit gerichtet, das sich in der verdickten Spitze eines langen, halsförmigen Rumpfes befand. »Sie da im Schiff! Kommen Sie raus, sofort!«
Hinter ihr zogen Chen und Mars ihre Phaser und verteilten sich zu beiden Seiten. Beide zielten auf das seltsame verbeulte Schiff vor ihnen.
Die Cockpitscheibe war getönt, sodass man nicht ins Innere schauen konnte, aber Šmrhová hatte das Gefühl, dass sich jemand dort drinnen aufhielt. Ihr Gefühl wurde bestätigt, als die Schubdüsen des Schiffs plötzlich zu brummen anfingen – der Antrieb wurde hochgefahren, um abzuheben.
»Denken Sie nicht einmal daran, zu starten!« Sie gab einen Warnschuss aus ihrem Phaser in die Backbordseite des Rumpfs hinter der Cockpitscheibe ab – ein kurzer Feuerstoß bei schwerer Betäubungseinstellung. Gerade genug, um das Schiff zu erschüttern und eine kleine Rußspur auf der Außenhaut des Raumfahrzeugs zu hinterlassen. Sie berührte ihren Kommunikator »Šmrhová an die Flugsicherung Kamhawy. Verbinden Sie mich mit dem Schiff in Malka Bravo sieben.«
»Der Kanal ist offen, Lieutenant. Sprechen Sie.«
»Achtung, Besatzung der …« Ihr fiel auf, dass sie den Namen des Schiffs nicht kannte. Sie ließ den Blick über den Rumpf gleiten und sah, dass ein Schriftzug unter den hinteren Atmosphärenstabilisatorfinnen angebracht worden war. »Besatzung der Tain Hu. Hier spricht Lieutenant Aneta Šmrhová vom Sternenflottenraumschiff Enterprise. Ergeben Sie sich. Wenn Sie versuchen zu fliehen oder das Feuer eröffnen, werden wir auf Sie schießen.«
Auf der anderen Seite der Dockbucht schoben sich große Türen auf. Ein Team bewaffneter Beamter der Kamhawy-Schutztruppe stürmte herein, Gewehre im Anschlag und bereit zu kämpfen. Innerhalb von Sekunden hatten sie sich verteilt und umzingelten den angeschlagenen alten mancharanischen Sternenhüpfer.
Doch es erfolgte weiterhin keine Reaktion aus dem Inneren des Schiffes.
»Besatzung der Tain Hu, dies ist Ihre letzte Warnung. Ergeben Sie sich, oder Sie werden zerstört.«
Außerhalb des bedrohlichen roten Kraftfeldes der Dockbucht fiel das Runabout Colorado aus dem Himmel und schwenkte auf das Schiff in der Dockbucht zu. »Die Colorado ist in Position, die Schilde sind hochgefahren und die Waffen scharf«, meldete Scagliotti über den offenen Kanal. »Bereit für Ihren Befehl, Lieutenant.«
»Position halten, Colorado. Tain Hu, antworten Sie, oder Sie werden beschossen.«
Die Triebwerke des Sternenhüpfers fuhren herunter. Ihr tiefes Brummen wurde zu einem leiser werdenden Heulen.
In einem Nebel aus hydraulischen Dämpfen und der Abwärme der Wärmetauscher sank eine Heckluke an der Unterseite des Schiffes herab. Als die Rampe das Deck berührte, schlenderte ein einsamer Mann durch die nebligen Schleier herunter. Er ging ganz gemächlich, und seine Körpersprache wirkte locker und entspannt.
Šmrhová bewegte sich nach rechts, um sich am Fuße der Rampe aufzustellen und ihn in Empfang zu nehmen.
Der Mann tauchte aus dem Dunst auf. Er war groß, schlank, glatt rasiert und auf knabenhafte Weise gut aussehend, mit heller Haut und braunem Haar, das mehr als nur ein paar graue Strähnen aufwies. Seine Lippen teilten sich zu einem Lächeln und präsentierten die perfektesten weißen Zähne, die sie je gesehen hatte. »Na hallo!«, begrüßte er Šmrhová. »Ich bin Thadiun.«
Sie packte ihn an seinem Handgelenk, brachte ihn rücklings auf dem Deck zu Fall und drückte ihm ihr Knie in die Brust. »Nein. Sie sind verhaftet.«
•
Wenn ich ganz ehrlich bin, muss ich zugeben, dass sie mich antörnte. Ich bin schon immer scharf auf starke Frauen gewesen. Ich liebe das einfach. Vielleicht, weil meine Mutter clever und stark war. Sie hat sich keinen Quatsch gefallen lassen, das kann ich Ihnen verraten. Sie hatte Prinzipien. Einen Kodex. Das ist wichtig. Man muss einen Kodex im Leben haben. Etwas, für das man steht. Linien, die man nicht überschreitet.
Und ich hatte das Gefühl, dass diese dunkelhaarige, braunäugige Schönheit vom Raumschiff Enterprise eine Frau war, die viele Linien hatte, die sie nicht zu überschreiten bereit war. Von dem Moment an, als sie mich in Gewahrsam nahm, wusste ich, dass sie etwas Besonderes war. Schnell? Wie eine zuschlagende Kobra. Stark? Wie ein Mugato.
Aber ihre Verhörmethoden konnten etwas Feinschliff vertragen. Sie nahm das so ernst. Das war ungesund. So etwas führt zu hohem Blutdruck. Schlaflosigkeit. Reizdarmsyndrom.
Trotzdem sah ich ihr gern bei der Arbeit zu. Auch wenn meine Hände mit Magnethandschellen gefesselt waren und an einem Tisch im Gefängnistrakt der Enterprise klebten.
Spucke flog von ihren Lippen, als sie mir ihre Fragen ins Gesicht schrie. »Wo waren Sie während des Angriffs der Nausikaaner auf die Kolonie?«
»Ich kann mich nicht erinnern.«
Sie fing an, holografische Videos vom Padd in ihrer Hand abzuheben und sie in die Luft über uns zu werfen, wo sie weiterliefen, während sie fortfuhr. »Die Sicherheitskameras sahen Sie in der Nähe des von den Plünderern überfallenen Lagerhauses.« Sie zauberte Aufnahmen eines laufenden Kampfes herbei: die Nausikaaner, die mich durch eine dampfgefüllte Gasse nach der anderen jagten. »Sind Sie das?«
»Kann ich nicht sagen. Sie haben mich nicht von meiner guten Seite getroffen.«
Lieutenant Šmrhová schlug mit der Faust auf den Tisch. »Finden Sie das lustig, Okona? Ich lasse die forensischen Teams der Enterprise dieses Material gerade durchgehen. Ganz zu schweigen von jedem Quadratzentimeter Ihres Schiffes und jedem Tatort unten. Wir werden Sie damit in Verbindung bringen. Und was, glauben Sie, passiert dann, Klugscheißer?«
»Ich habe mich immer auf die Freundlichkeit von Fremden verlassen.«
»Nun, ich bezweifle, dass Sie hier welche finden werden.«
»Dann sollten wir vielleicht woanders hingehen. Ich kenne da ein wunderbares kleines Café auf Bolarus. Die machen Sikenberi-Crêpes, die Sie einfach umhauen werden.«
»Versuchen Sie mich anzubaggern?«
»Kommt drauf an. Funktioniert es?«
Sie schoss aus ihrem Sitz hoch, knurrte wie ein vulkanischer Le-matya und stürmte aus dem Befragungsraum. »Habe ich etwas Falsches gesagt?«, rief ich ihr nach, als sich die Tür schloss.
Ich bekam keine Antwort. Sie spielte die Unnahbare. Das respektierte ich.
Als sich die Tür wieder öffnete, sah ich zu meiner Freude jemanden, den ich wiedererkannte: Geordi La Forge. Es war schon lange her, dass wir uns das letzte Mal begegnet waren – mehr als zwei Jahrzehnte, um genau zu sein –, aber ich vergaß nie ein Gesicht, nicht einmal eines, das früher hinter einem Visor verborgen lag, heute aber ein Paar metallische kybernetische Augen hatte. Ich lächelte bei seinem Anblick. »Geordi!«
Er runzelte die Stirn. »Okona.«
»Warum habe ich das Gefühl, dass Sie nicht hier sind, um mir gute Nachrichten zu überbringen?«
»Wir haben Sie in flagranti dabei erwischt, wie Sie versucht haben, die Systeme der Flugsicherung von Kamhawy zu hacken. Also warum packen Sie nicht aus und verraten uns, was Sie hier tun?«
»Na schön, wenn Sie darauf bestehen. Ich bin als Talentsucher hier. Ich bin auf der Suche nach Hintergrund-Tänzern für eine interstellare Betrachtung traditioneller klingonischer Musik für Kinder mit dem Titel: Was sind Opern, gagh?«
»Ich könnte Sie aus einer Luftschleuse werfen, und niemand würde es je erfahren.«
»Möglich. Aber Sie würden es wissen. Und es würde Ihre Seele auffressen.«
La Forge seufzte frustriert. »Bitte zwingen Sie mich nicht, Worf hierherzuholen.«
»Soll das eine Drohung sein? Nichts für ungut, Geordi, aber allein in den letzten Wochen wurde ich von Söldnern jeglicher Couleur und Spezies beschossen, von einem Gorn gebissen, ruppig von Tholianern untersucht, von Romulanern unter Drogen gesetzt und von einem Baldukianer mit einem Alkoholproblem als Sandsack benutzt. Zum jetzigen Zeitpunkt bezweifle ich ernsthaft, dass die Sternenflotte mir irgendetwas antun würde oder könnte, das mir schlimmer vorkäme als ein langweiliger Nachmittag des Nachsitzens in der Grundschule. Also wenn nicht Lieutenant Šmrhová wieder reinkommen will, um mit mir einen Ausflug zu einem zweisamen Abend zu planen … lassen Sie mich in Ruhe.«
Mein Gerede machte Geordi nicht wütend. Er schüttelte bloß den Kopf.
»So wollen Sie es also haben? Schön. Sagen Sie mir nur eins: Was, glauben Sie, werde ich finden, wenn ich Ihr Schiff durchsuche?«
Ich lächelte und bemühte mich, nicht zu lachen. »Vorausgesetzt, Sie lösen die Sprengfalle nicht aus? Gar nichts.«
•
Der Kriechraum unter dem Frachtdeck der Tain Hu war eng genug, um in La Forge Klaustrophobie zu wecken. Er war mit dem Kopf voran durch die Falltür geklettert und kroch auf dem Bauch bis zum einzigen Punkt, an dem er direkten Zugang zur Sprengfalle hatte. Um sie zu erreichen, hatte er sich unter niedrigen Querstreben und zwischen dicken ODN-Kabelbündeln hindurchziehen müssen, während er seinen Werkzeugkasten vor sich herschob. Wenigstens kann ich im Dunkeln ohne Handgelenkstrahler sehen. Eine Sache weniger, die ich tragen muss.
Mehrere lange, schweißtreibende Minuten nachdem er das Gerät erreicht hatte, durchtrennte La Forge die letzte Verbindung zum Auslösemechanismus. Er atmete erleichtert aus, als sich die Miniaturzünder der Sprengladung deaktivierten. Das schützende Sensorstörfeld, das ihn umgeben hatte, schaltete sich mit einem sanften Summen ab. Er schob seine Hand unter die Brust und berührte seinen Kommunikator. »La Forge an Elfiki. Hören Sie mich?«
Ihre Stimme aus dem Komm-Kanal hallte durch den beengten Raum. »Sprechen Sie, Geordi.«
»Die Bombe ist deaktiviert, das Kraftfeld unten. Beamen Sie mich bitte raus.«
»Warten Sie kurz.«
Ein Transporterstrahl hüllte La Forge in schimmernde Partikel, die weiß aufglühten …
… und als er wieder sehen konnte, stand er im Frachtraum der Tain Hu, neben Elfiki und einem halben Dutzend Spurensicherungsspezialisten aus der Sicherheitsabteilung der Enterprise. Als sie La Forges ölverschmierte Uniform sah, hob sie eine dünne, fein geschwungene Augenbraue. »Geht es Ihnen gut?«
»Ja, danke.« Er streifte irgendein klebriges Zeug von seiner Hose. »Aber wenn in das Ding nicht dieses Sensorstörgerät eingebaut gewesen wäre, hätte ich diesen Job liebend gern einem Roboter überlassen.«
»Hatten Sie Schwierigkeiten?«
Er schnaubte. »Nicht der Rede wert.« Aber das war gelogen. Das Gerät war deutlich komplexer aufgebaut gewesen, als er erwartet hatte. Bei einem Herumtreiber wie Okona, der die Hälfte seiner Systeme nur notdürftig zusammenhielt, hätte er eigentlich irgendeine Amateur-Plasma-Ladung, die an den Deuteriumtanks angebracht war, vorfinden sollen. Stattdessen war La Forge auf eine Trilithiumladung mit Quantenzünder gestoßen, die so eingestellt war, dass sie binnen einer Pikosekunde das Antimaterie-Eindämmungsfeld zerstört und die Treibstofftanks aufgerissen hätte.
Ein Fehler hier unten, und ich hätte womöglich die ganze Kamhawy-Kolonie ausgelöscht.
Er war gerade im Begriff, Elfiki die Wahrheit über die Bombe zu beichten, als sie von Ensign Rockwell Ingersol unterbrochen wurden, einem linkischen jungen Spurensicherer mit einem ungepflegten Schnurrbart und der Neigung, gegenüber vorgesetzten Offizieren zu schnell zu sprechen. »Also, wir haben jetzt eine komplette Überprüfung vorgenommen. Damit meine ich, vom Bug bis zum Heck. Und es ist, also, einfach nichts hier. Ich meine nada. Niente. Nullkommagarnix.«
La Forge bemühte sich, Ruhe auszustrahlen. »Ganz langsam, Roc. Sie meinen, dass es keine Schmuggelware gibt?«
»Von Schmuggelware will ich gar nicht anfangen, Mann. Ich meine, dass nichts an Bord ist. Punkt. Keine Fracht, legal oder sonst was. Jede Kiste im Frachtraum – leer. Es ist nichts in Schmuggelfächern unter den Deckplatten. Nicht einmal ein Zahn unter seinem Kissen.« Elfiki und La Forge starrten ihn bloß schweigend an, und Ingersol trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. »Sie wissen schon, wegen der Zahnfee? Und …«
Elfiki hob abwehrend eine Hand. »Wir haben es begriffen, Roc.«
In der Hoffnung, das Plappermaul abzulenken, das es nur gut meinte, zog La Forge Ingersol beiseite. »Tun Sie mir einen Gefallen, Roc. Nehmen Sie den Rest des Teams und gehen Sie noch einmal durchs Schiff. Scannen Sie nach Signallatenzartefakten. Lassen Sie uns mal schauen, ob dieses Schiff Verstecke aufweist, die besser getarnt sind als diejenigen unter den Deckplatten.«
»Aye, Sir.« Wie ein Hundewelpe, der unter nervösen Ticks litt, aber trotzdem unbedingt gefallen wollte, eilte Ingersol zurück zum Rest des Spurensicherungsteams und gab La Forges Befehle weiter.
Während sich die Spezialisten in Zweiertrupps aufteilten, um das kleine Handelsschiff erneut zu durchsuchen, nahm La Forge Elfiki beiseite und senkte die Stimme. »Keine Fracht? Kommt Ihnen das nicht auch seltsam vor?«