Kitabı oku: «Star Trek - The Next Generation: Kollateralschaden», sayfa 5
»Ein wenig. Aber vielleicht kam er mit einer Ladung hierher und hatte noch keinen Transportauftrag vom Planeten weg.«
»Das hätte ich eher geglaubt, wenn wir ihn nicht dabei erwischt hätten, wie er zu fliehen versuchte.«
Elfiki legte den Kopf schief. »Vielleicht sollten wir uns sein Ladungsverzeichnis anschauen.«
»Kann nicht schaden.«
Sie kletterten die Leiter zum Hauptdeck hinauf und begaben sich ins Cockpit, das kaum groß genug war, um vier normal gewachsene Humanoide aufzunehmen – zwei vorn, an den Steuer- und Kommandokonsolen, und zwei links und rechts hinter ihnen, einer für die Sensoren und die Navigation und der andere für die Kommunikation und die Bordcomputersysteme.
La Forge ließ sich auf dem Kommandosessel nieder und versuchte, auf das Frachtverzeichnis und das Logbuch des Schiffs zuzugreifen. »Wir sind noch immer ausgesperrt. Ich hatte gehofft, dass das Spurensicherungsteam das mittlerweile geknackt hätte.«
Elfiki ließ sich vor dem Hauptcomputerinterface nieder. »Mal schauen, ob ich die Sperren mit ein paar Backdoor-Befehlen umgehen kann, die in sein Rootkit integriert sind.« Ihre Finger huschten über die Konsole und gaben absurd lange Abfolgen esoterisch wirkender Zeichen ein. La Forge hatte Data Ähnliches bereits mehr als einmal vollbringen sehen. Elfiki war nicht annähernd so schnell wie Data, aber dass sie überhaupt zu solchem Computerzauber imstande war, nötigte La Forge nichtsdestoweniger Respekt ab.
Leicht frustriert, schüttelte sie den Kopf. »Die Datenbanken dieses Schiffes laufen auf keinem System, das ich bei dieser Art von Hardware erwartet hätte. Überhaupt scheint hier nichts mit Standardtechnologie zu laufen.«
La Forge sah sich im Cockpit um, das aussah, als würde es nur von Spucke, Draht und warmen Versprechungen zusammengehalten. »Das ergibt Sinn. Wer weiß, was Okona tun musste, um diesen Schrotthaufen in der Luft zu halten?«
»Das meine ich nicht.« Elfiki tippte auf das Display über ihrem Kopf. »Ich will damit sagen, dass dieser ganze Kram auf alt und heruntergekommen gemacht wurde. Aber das ist alles absolute Hightech-Ausrüstung.«
»Ist das Ihr Ernst?«
»Die Verschlüsselung des Hauptcomputers ist stärker als alles, was ich jemals in ziviler Hand gesehen habe. Und ich wette mit Ihnen um einen Monat Sold, dass wir, wenn wir die Wände aufreißen, darunter die modernste Technik finden würden. Dieses Schiff ist ein Diamant, der sich als Klumpen Kohle verkleidet hat.«
»Na, da soll mich doch …« La Forge drehte sich auf der Stelle, bestaunte die schäbige Aufmachung der Tain Hu und fragte sich, was sie wohl verbergen mochte. »Vielleicht sollten wir …«
Sein Kommunikator zirpte. Dann war eine Stimme zu hören. »Ingersol an La Forge.«
»Sprechen Sie, Roc.«
»Sir? Ich glaube, wir haben etwas gefunden, unter der Koje des Piloten. Ein Geheimfach. Wir schneiden es jetzt auf.«
»Seien Sie vorsichtig, Roc. Es könnte mit einer Falle versehen sein, und wir wissen nicht, was sich darin befindet.«
»Warten Sie, Sir. Wir sind fast durch.«
Elfiki und La Forge wechselten einen Blick. Er wird uns alle umbringen.
»Es ist offen!« Ingersols Stimme quietschte vor Begeisterung. »Sir, es handelt sich um ein kleines Lager Handfeuerwaffen, kompakte Militärausführungen – und um, wie es aussieht, ein kleines Vermögen in Latinum.«
Sein Bericht zauberte ein Lächeln auf Elfikis Miene. »Wollen doch mal hören, wie Mister Okona das erklärt.«
»Gute Arbeit, Roc.«
»Danke, Sir. Wir packen alles ein und …«
Die Lichter im Inneren der Tain Hu gingen aus, und es wurde stockdunkel im Schiff. Im gleichen Augenblick wurde die Cockpitscheibe pechschwarz und blockierte alles Licht von draußen. La Forge erstarrte. »Roc? Sind Sie noch da?« Keine Antwort. La Forge berührte seinen Kommunikator. Er gab ein trauriges, dysfunktionales Zirpen von sich, was bedeutete, dass er keine Verbindung hatte. La Forge entschied sich stattdessen für die althergebrachte Methode und schrie durch den hinteren Ausgang des Cockpits. »Roc! Können Sie mich hören?«
»Ich höre Sie, Sir«, rief Ingersol zurück. Seine Stimme wurde durch die Wände gedämpft.
»Bericht!«
»Uns allen geht es gut! Was ist mit dem Licht passiert?«
»Das wollten wir Sie fragen. Bleiben Sie, wo Sie sind, bis wir …« La Forge hielt inne, als sich ein rotes Hinweislämpchen auf der Kommandokonsole aktivierte. Es blinkte dreimal und blieb dann an. Sein Glühen war hell genug, dass La Forge Elfikis Gesicht in der Finsternis erkennen konnte. »Irgendeine Idee, was das …«
»Worf an La Forge!«, bellte eine Stimme aus dem Lautsprecher über La Forges Kopf.
La Forge brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass alle Komm-Geräte durch die Tain Hu geleitet wurden. »La Forge hier.«
»Befehlen Sie dem Spurensicherungsteam, sofort die Arbeit einzustellen.«
»Okay. Hat das mit …«
»Kehren Sie zur Enterprise zurück. Jetzt! Sofort!«
•
Die Temperatur in der Brig herunterzudrehen, um Gefangene unruhig und wach zu halten, war ein alter und nützlicher Trick, solange man es nicht zu weit trieb. Da Okona nur noch eine Hose, eine leichte Tunika, seine Socken und ein dünnes Paar Schuhe trug, dachte sich Šmrhová, dass er bei der derzeitigen Temperatur von dreizehn Grad Celsius im Handumdrehen zur Mitarbeit bereit sein würde.
Stattdessen fand sie ihn am Tisch im Interviewraum sitzend vor, die Hände hinter dem Kopf verschränkt und die Beine vor sich ausgestreckt. Er wirkte so entspannt und gut gelaunt, wie man nur sein konnte.
Sie wollte ihm einfach nur in sein selbstgefälliges Gesicht schlagen.
Sie setzte sich ihm gegenüber und rief einen Stapel Dateien auf ihrem Padd auf. »Wissen Sie, was ich hier habe, Okona?«
»Das übellaunigste Tagebuch der Galaxis?«
Sie ließ seinen Spott an sich abprallen. »Ich habe Ihr ganzes Leben in meiner Hand. Ihre ersten Zusammenstöße mit dem Gesetz. Ihren letzten Zusammenstoß mit der Sternenflotte an Bord der Enterprise-D. Und Jahrzehnte fragwürdigen Verhaltens danach.«
Er grinste sie keck an. »Lassen Sie mich raten: Das wird Ihre Bettlektüre.«
»Ich freue mich, dass Sie glauben, das sei lustig. Denn jetzt, da ich Sie habe, beabsichtige ich nicht, Sie wegen einer Formsache vom Haken zu lassen.«
»Das ist süß von Ihnen, aber wir haben uns doch gerade erst kennengelernt. Ich denke, es ist noch ein bisschen zu früh, um uns irgendwelche ernsthaften Versprechungen zu machen.«
Ohne ihr Zutun ballte sich ihre Hand zur Faust.
Sie atmete tief ein, zählte lautlos bis fünf und zwang ihre Hand, sich wieder zu öffnen. »Ärger folgt Ihnen nach, Mister Okona. Auch wenn Sie nie offiziell angeklagt wurden, scheinen Sie in buchstäblich Dutzende von ungeklärten Diebstählen, Entführungen, Kaperungen und Akte gewaltsamer Sabotage auf mehr als vier Dutzend Welten sowohl innerhalb als auch außerhalb der Föderation verwickelt gewesen zu sein.« Sie drehte das Padd, sodass er die Auflistung seiner mutmaßlichen Vergehen sehen konnte. »Was können Sie mir darüber erzählen?«
Ein kleines Schulterzucken und ein dreistes Grinsen. »Wie Sie schon sagten … Ich wurde nie angeklagt.«
Gott ist mein Zeuge, ich werde diesen Mann mit meinen bloßen Händen töten.
»Mister Okona, ich möchte wissen, was Sie hier in der Kamhawy-Kolonie gemacht haben. Warum man Sie auf der Flucht vor denselben nausikaanischen Banditen gesehen hat, die das Kraftfeld sabotierten. Und …«
Okona unterbrach sie mit einer wegwerfenden Geste. »Genug von mir. Reden wir doch mal über Sie.«
»Das werden wir sicher nicht!«
»Warum? Weil man Ihnen in jungen Jahren beigebracht hat, Ihre Gefühle zu verbergen? Wer hat Ihnen das eingetrichtert? Ihr Vater?« Er musterte sie mit zusammengekniffenen Augen. »Nein … Ihre Mutter. Ihr Vater hat Sie im Stich gelassen, oder?«
Wie konnte er das wissen?
Sein Blick war charmant, hypnotisierend. Šmrhová musste sich zusammenreißen, um wegzuschauen und sich wieder auf das Padd und sein Dossier zu konzentrieren. »Sie wurden im Madena-System geboren. Und Ihre Vorfahren scheinen von den Argelianern abzustammen …«
»Ihre Mutter hat Ihnen beigebracht, anderen Frauen nicht zu trauen. Und Ihr Vater? Alles, was Sie durch sein Verschwinden gelernt haben, war, dass Sie sich Anerkennung von männlichen Autoritätspersonen wünschen. So sehr, dass Sie sie imitieren. Sie geben sich hart, reden hart. Sie werden alles tun, was nötig ist, um dafür zu sorgen, dass die Leute, wenn sie Ihnen begegnen, nur die stählerne Klinge sehen – niemals die seidene Hülle.«
Sie fühlte sich bloßgestellt, enthüllt, verletzlich. Es ärgerte sie zu Tode.
»Küchenpsychologiegeschwätz? Ist das alles, was Sie draufhaben?«
»Tut mir leid, Süße, ich improvisiere hier. Aber davon mal abgesehen, wenn Sie zum Abendessen nichts vorhaben …«
Erst jetzt fiel ihr auf, dass etwas an dem Bild vor ihr ganz und gar nicht stimmte. »Wo sind Ihre Handschellen?« Ein rascher Blick umher zeigte ihr, dass sie in einer Ecke des Raums lagen. »Wie haben Sie die entfernen können?« Sie sprang von ihrem Sitz auf und zog sich ein paar Schritte zurück, um Raum zum Bewegen zu haben, sollte er sie angreifen. »Wer sind Sie?«
»Ich bin bloß ein Junge … der vor einem Mädchen sitzt … und es darum bittet, ihm etwas zu essen zu geben.«
Šmrhová war hin- und hergerissen zwischen dem Drang zu fliehen und dem Wunsch anzugreifen – aber ihr rationaler Verstand, der Teil von ihr, der von der Sternenflotte trainiert worden war, sagte ihr, sie solle ruhig bleiben, standhaft bleiben und dieses Problem lösen. Okona saß noch immer. Von seinem Mund abgesehen, hatte er sich kaum gerührt, seit sie hereingekommen war. Seine Augenbrauen waren lebhafter gewesen als seine Hände. Er war der Inbegriff der Ruhe.
Sie übernahm die Kontrolle über ihre Gefühle. Entspannte ihre Schultern. Kehrte zum Tisch zurück und setzte sich Okona gegenüber. »Warum haben die Nausikaaner Sie gejagt?«
»Haben sie das? Daran kann ich mich nicht erinnern.«
Und schon bin ich wieder so weit, ihn schlagen zu wollen.
»Erzählen Sie mir von Ihrem Schiff.«
»Der Tain Hu? Sie ist eine Schönheit, nicht wahr?«
»Sie ist unfassbar hässlich. Aber sie hat mehr Kraft als jeder hundertjährige Sternenhüpfer, den ich je gesehen habe. Fast so, als hätte jemand eine heruntergekommene alte Hülle auf ein viel neueres Schiff gesetzt.«
»Das wäre ein cleverer Trick, oder nicht?« Sein entwaffnendes Lächeln ging in die Breite. »Sie gehen nicht oft mit Männern aus, oder? Das ist wirklich eine Schande. Ich wette, Sie wären …«
»Wenn Sie diesen Satz beenden, werden Sie eine Woche lang Ihre Zähne ausscheißen.«
»Ich will Sie nicht beleidigen, aber Sie sollten wirklich an Ihrem Konversationsstil arbeiten.«
Das reicht.
Šmrhová kam auf die Beine und umrundete gerade den Tisch, um Okona ein wenig Vernunft einzubläuen … als die Tür des Befragungsraums aufglitt. La Forge kam zuerst herein. Er trug ein kleines Bündel unter dem Arm und ging auf Okona zu.
Hinter ihm folgte Worf und baute sich vor Šmrhová auf. »Lieutenant. Diese Befragung ist beendet. Alle Aufzeichnungen davon werden gelöscht.«
La Forge half Okona auf die Beine und reichte ihm seine persönlichen Sachen. Okona akzeptierte sie mit einem höflichen Nicken und einem Lächeln.
Šmrhová spürte Zorn in sich aufwallen. »Captain? Was zur Hölle geht hier vor?«
»Mister Okona ist kein Verdächtiger, keine Person von besonderem Interesse und nicht mal ein Zeuge. Und wenn jemand fragt, war er niemals hier.«
Während Okona seinen Gürtel und die Handfeuerwaffe anlegte, wandte sich La Forge Šmrhová zu. »Lieutenant«, sagte er mit verdrossener Miene. »Begrüßen Sie Agent Thadiun Okona vom Sternenflottengeheimdienst.«
KAPITEL 5
»Agent Okona wurde wie befohlen freigelassen.« Weil Worf allein im Bereitschaftsraum des Captains war, wagte er hinzuzufügen: »Aber fürs Protokoll möchte ich protestieren.«
»Protest verweigert.« Das Holoschirm-Abbild von Admiral Akaar vermittelte in beeindruckender Klarheit den finsteren Gesichtsausdruck des Hundertjährigen, selbst über die vielen Lichtjahre hinweg. »Denn es wird kein Protokoll von Okonas Festnahme auf der Enterprise geben, ebenso wenig wie von seiner Freilassung.«
Worf kannte die Anforderungen, die der Sicherheitsalltag mit sich brachte, vor allem was den Schutz von Agenten im Undercover-Einsatz wie Okona anging. Trotzdem ließ er eine gute Gelegenheit nicht gern ungenutzt. »Admiral, die Enterprise wurde nach Celes II gesandt, um eine Bande nausikaanischer Piraten zu fangen. Ich glaube, dass Agent Okona dieselben Nausikaaner jagt. Seine Informationen und unsere Ressourcen könnten …«
»Commander Worf, die Enterprise wurde ebenso nach Celes II geschickt, um der Kamhawy-Kolonie Beistand zu leisten. Ich schlage vor, dass sich die Enterprise für den Moment auf diesen Aspekt der Mission konzentriert.«
Die Implikation des Admirals war eindeutig, doch Worf wollte sie nicht ohne Weiteres akzeptieren. »Es wäre ein Fehler, Agent Okona zu erlauben, das Schiff zu verlassen, ohne ihn dazu zu verpflichten, uns bei unserer Ermittlung zu unterstützen.«
»Nein, es ist eine Investition. Eine von vielen, die wir gemacht haben, seit wir Mister Okona vor fast zwei Jahrzehnten rekrutiert haben.« Akaar machte eine Pause. »Sie müssen Folgendes verstehen, Commander. Okona ist nicht bloß irgendein Agent. Er ist wertvoll für uns, weil er kein Bürger der Föderation ist. Dadurch kann er sich an Orte bewegen und Bündnisse eingehen, die selbst unseren besten Undercover-Agenten verwehrt bleiben.«
»Es bedeutet auch, dass er keinerlei diplomatische Immunität genießt, wenn er erwischt wird.«
»Das ist wahr. Okona gilt als abstreitbarer Aktivposten, jemand, der in fremdem Raumgebiet verloren gehen oder gefangen genommen werden kann, ohne dass dies irgendwelche militärischen Reaktionen gegen die Föderation nach sich zieht. Aber das funktioniert nur so lange, wie Agent Okona nicht mit der Sternenflotte oder der Föderation in Verbindung gebracht werden kann – nicht einmal beiläufig, etwa, indem er dabei gesehen wird, wie er einer Ermittlung oder einer Verhaftungsmission der Sternenflotte behilflich ist.«
Alles, was der Admiral sagte, entsprach der Wahrheit. Worf hatte die gleichen Erklärungen im Laufe der Jahre schon viele Male gehört, wenn es um andere Agenten ging, die ohne Rückendeckung der Regierung operierten. Trotzdem machte irgendetwas gerade in Okonas Fall Worf misstrauisch.
»Abstreitbarkeit allein macht einen Mann nicht so wertvoll. Welche Dienste genau bietet Okona an, die ihm ein derart hohes Maß an Straffreiheit gewähren?«
»Commander Worf, Ihre Sicherheitsfreigabe ist nicht hoch genug, um Zugang zu solchen Informationen zu erhalten.« Der Admiral seufzte schwer. »Entlassen Sie Agent Okona und sein Schiff binnen zehn Minuten aus Ihrem Gewahrsam. Das ist ein Befehl. Akaar Ende.« Der Flottenchef beendete die Übertragung, und sein weißhaariges Haupt wurde durch das weiße Sternenflottenemblem auf azurblauem Grund ersetzt.
Worf hatte nie gern mit der Admiralität zu tun gehabt. Dieses Gespräch hatte nichts daran geändert.
Er beugte sich vor und bedeckte seine rechte Faust auf der Schreibtischplatte mit der linken Hand. »Commander La Forge, bitte kommen Sie in den Bereitschaftsraum.«
Innerhalb weniger Sekunden glitt mit einem sanften Zischen die Tür zur Brücke auf. Ganz kurz waren die Hintergrundgeräusche aus Computerzirpen und Komm-Gesprächen zu vernehmen, während La Forge eintrat und auf Worf zuging. »Wie ist es gelaufen?«, fragte er, nachdem sich die Tür geschlossen hatte.
»Wie erwartet. Ist der Peilsender einsatzbereit?«
»Steckt im Reserve-Deuteriumtank der Tain Hu. Ich werde ihn in dreißig Minuten aktivieren.«
»Und Sie sind sicher, dass Okona ihn nicht finden wird?«
»Das ist höchst unwahrscheinlich. Wir verwenden ultraniederfrequente Subraumimpulse. Selbst wenn seine Sensoren das wahrnehmen können sollten, würden die Impulse wie normale Statik klingen, die bei Langstreckenkommunikation vorkommt.«
»Gut. Sagen Sie Okona, dass er gehen kann. Und dann unterrichten Sie mich über jeden Schritt, den er macht. Er wird uns helfen, diese Nausikaaner zu finden – ganz egal, ob die Sternenflotte das mag oder nicht.«
•
Über die Heckrampe stieg ich in den Frachtraum der Tain Hu, dann begab ich mich nach vorn ins Cockpit. Das Innere meines Schiffs sah aus, als sei es von einer Horde wütender Tiere durchwühlt worden, was genau genommen ja auch der Fall gewesen war. Wandverkleidungen waren heruntergerissen worden, der Inhalt von Schränken lag auf dem Boden, Schubladen waren durchsucht und ihr Inhalt überall verstreut worden. Eine derartige Unordnung hatte ich seit meinem letzten wilden Wochenende auf Risa nicht mehr in der Tain Hu erlebt – damals, als es Risa noch gab.
Chaos oder nicht, ich war froh, Celes II verlassen zu können. Die hiesige Gastfreundschaft ließ doch sehr zu wünschen übrig, und die Konversation war rasch repetitiv und langweilig geworden.
Ein schneller Scan meiner Biosignatur schaltete die tausend Sicherheitssperren des Schiffs ab. Ich ließ mich auf dem Pilotensitz nieder und startete den Antrieb. Die Vibrationen, die das Deck und den Rumpf ergriffen, wirkten rastlos. Die Tain Hu wollte ebenso rasch in den Weltraum zurück wie ich.
Ich öffnete die Komm-Verbindung. »Tain Hu an Kamhawy-Flugkontrolle. Erbitte Freigabe zum Start.« Ich wusste, was sie als Nächstes haben wollten, also schickte ich es ihnen, bevor sie fragten: meinen Flugplan. Nicht meinen echten, natürlich, aber einen, der unverfänglich genug wirkte, um mich aus ihren Klauen zu befreien.
»Tain Hu, Sie haben Freigabe zum Start«, erwiderte eine Frauenstimme in zackigem Tonfall. »Der Traktorstrahl wurde deaktiviert, und das Kraftfeld der Dockbucht ist abgeschaltet. Folgen Sie nach dem Start dem Kurs drei fünf fünf zu neun, bis Sie den Kolonieschild passiert haben. Danach steht es Ihnen frei, Ihren Flug nach Belieben fortzusetzen.«
»Vielen Dank, Flugkontrolle. Tain Hu out, ich hebe ab.«
Ich gab leichten Schub auf die Düsen, gerade genug, um mein Schiff vom Boden zu heben. Dann steuerte ich es durch den Eingang der Dockbucht. Einen kurzen Moment lang verspürte ich den Drang, meinen Impulsantrieb voll aufzudrehen und mit Schwung abzuzischen, aber mein Alter meldete sich, und Diskretion triumphierte über mein Ego. Ganz brav flog ich mit einem Viertel Manövrierschub ab und schlüpfte durch die Lücke im Schild von Freehold, bevor ich auf Kurs ging und auf halben Impuls beschleunigte.
Nachdem ich den Orbit erreicht hatte, bestätigte mir ein Blick auf die Sensoren, dass mich die Enterprise nicht aktiv scannte. Das nahm ich als gutes Zeichen. Manchmal war es hilfreich, Freunde in hohen Positionen zu haben.
»Computer, Systemcheck, Level eins.«
»Systemcheck läuft«, erwiderte der Computer mit angenehm weiblicher Stimme. »Alle Systeme grün.«
»Genau das, was ich hören wollte.« Ich programmierte meinen ersten Warpsprung in die Steuerkonsole. Nach ein paar Sekunden bestätigte der Computer, das er seine Berechnungen für den Überlichtflug beendet hatte. Ich berührte die Konsole und aktivierte damit den Warpantrieb. Die Tain Hu sprang von Celes II fort.
Einige Minuten lang behielt ich die Passivsensoren im Blick. Dann fuhr ich den Quantensendeempfänger hoch und wartete auf das Bereitschaftssignal. Ich bekam es. Der Kanal war offen.
»Exeget, hier ist Agonist. Hören Sie mich?«
»Laut und deutlich, Agonist. Haben Sie Ihre Freizeit genossen?«
»Meinen Sie meine Inhaftierung auf der Enterprise? Es war genau so, wie ich es erwartet habe, und trotzdem enttäuschend. Ich gehe davon aus, dass Sie in der Zwischenzeit damit vorangekommen sind, die Informationen zu analysieren, die ich Ihnen vor meiner Gefangennahme geschickt habe.«
»Nicht so weit, wie Sie vielleicht hoffen.«
»Geben Sie mir einfach irgendetwas.«
»Es gibt ein paar Hinweise von der Fernmeldeaufklärung. Lokale Ordnungskräfte berichten von einigen Nausikaanern, die auf Argelius für Unruhe gesorgt haben. Sie haben mit Geld um sich geworfen und sich im Allgemeinen schlecht betragen.«
»Typisches Verhalten für Nausikaaner. Inwiefern betrifft das uns?«
»Einer von ihnen hat wohl mit einem dicken Fischzug auf Celes II geprahlt.«
»Okay, damit kann ich arbeiten. Schicken Sie mir so schnell wie möglichen ihren letzten bekannten Aufenthaltsort.«
»Schon hochgeladen.«
»Gute Arbeit. Danke, Exeget.«
»Bevor Sie abschalten …«
»Sagen Sie es nicht.«
»… will Protektor mit Ihnen sprechen. Bis dann!« Es gab ein sanftes Klicken, als Exeget das Gespräch zu unserem stets unzufriedenen Vorgesetzten weiterleitete.
»Diesmal haben Sie sich wirklich in die Nesseln gesetzt, Agonist. Die OPK zu verlieren, war schon für sich genommen ein Desaster. Doch dann wurden Sie von der Sternenflotte erwischt? Haben Sie eine Ahnung, wie knapp Sie davorstanden, Ihre komplette Tarnung zu verlieren?«
»Ja, ein wenig. Abgesehen davon, wie lange sollte ich warten, bevor ich den Peilsender deaktiviere, den La Forges Leute in meinem Reserve-Deuteriumtank versteckt haben?«
»Warum haben Sie ihn nicht schon abgeschaltet?«
»Zum einen, weil ich die fragwürdige Entscheidung getroffen habe, mich zuerst bei Ihnen zu melden. Zum anderen, weil sich La Forge und sein Team im Moment echt schlau vorkommen müssen, und ich möchte Ihnen das Gefühl so ungern nehmen.«
»Ich wünschte, Sie würden dieselbe Rücksicht auf meine Gefühle nehmen – ganz zu schweigen von meiner Karriere und der von Exeget. Wir sind nur noch eine Stümperei Ihrerseits davon entfernt, allesamt verleugnet zu werden.«
»Ich weiß, und das tut mir leid. Ehrlich. Aber ich werde das wieder hinbiegen, ich verspreche es.«
»Schön.«
»Sind wir dann fertig? Wenn ja, geben Sie mir noch mal Exeget.«
Ein weiteres, kaum hörbares Klick im Quantenkanal. »Exeget hier.«
»Ich wollte nur kurz Bescheid geben, dass ich Kurs auf Argelius nehmen werde, sobald ich den Peilsender der Enterprise losgeworden bin.« Ich blickte auf den Datenschirm und sah die Polizeiberichte von Argelius’ Hauptraumhafenzentrum. »Die Tain Hu braucht eine neue Transponder-ID – die Argelianer kennen alle meine Identitäten. Und ich benötige einen Ankunftsflugplan, zurückdatiert, zusammen mit einer neuen Geschichte.«
»Und das alles in den nächsten paar Stunden? Ha, sonst noch etwas?«
»Genau genommen: ja. Könnten Sie, wenn es nicht zu viel Mühe macht, den Quartiermeister der Enterprise dazu bringen, einen hübschen Blumenstrauß zu replizieren und ihn an die Kabine von Sicherheitschefin Aneta Šmrhová zu schicken? Und lassen Sie ihn eine Karte hinzufügen: ›Danke für die schöne Zeit. Das müssen wir unbedingt wiederholen. Kuss, Thadiun.‹ Oh, und beschaffen Sie auch eine Vase. Irgendwas Hübsches.«
»Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen. Sagen Sie mir nicht, dass Sie …«
»Nein, habe ich nicht. Das macht es ja so lustig.«
»Oder selbstmörderisch.«
»Schicken Sie sie einfach, bitte.«
»Fein, aber Sie bezahlen das. Wenn Protektor das auf dem Spesenkonto sieht, geht er an die Decke.«
»Danke, Ex.«
»Gern geschehen. Und bitte seien Sie diesmal vorsichtig, ja?«
Ich lachte. »Kommen Sie, Sie kennen mich doch – ich bin immer vorsichtig.«