Kitabı oku: «Star Trek - The Next Generation: Vorhandenes Licht», sayfa 2

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Nechayev drehte sich in der Hüfte und feuerte. Dann rannte sie über den gepflasterten Pfad, der vom Haus zum Strand hinunterführte. Hier gab es keine Beleuchtung, aber natürlich konnten die Trikorder ihrer Verfolger sie weiterhin orten. Sie konnte sich nirgendwo mehr verstecken – ihre Flucht war nun auf einen simplen Wettlauf reduziert.

Es war ein Wettlauf, den sie nicht gewinnen konnte.

Das wurde ihr klar, als ein Phaserstrahl ihre linke Schulter traf. Sie verlor nicht das Bewusstsein, stolperte jedoch und brach in die Knie. Taubheit breitete sich in ihrem Arm aus und erreichte ihre Hand. Der Phaser entglitt ihren Fingern. Schwindel und Orientierungslosigkeit überkamen sie. Sie stützte sich schwer auf die rechte Faust, in der sie immer noch den zweiten Phaser hielt, und wandte sich mühsam zu ihren Verfolgern um. Drei Agenten der Föderationssicherheit kamen auf sie zugejoggt. Nechayev, noch immer auf den Knien, hielt schwankend das Gleichgewicht und hob den Phaser.

»Lassen Sie das!«, befahl der Agent, der das Trio anzuführen schien, ein Mann oder männlicher Humanoider in schwarzer Uniform. Er hielt seinen eigenen Phaser auf ihr Gesicht gerichtet.

»Admiral Alynna Nechayev«, sagte eine schlanke Andorianerin. »Bitte ergeben Sie sich. Sie sind verhaftet …«

Sie spulte eine Reihe von Anklagepunkten herunter, aber Nechayev hörte ihr gar nicht zu. In ihren Ohren rauschte es. Sie konnte sich gut vorstellen, was man ihr vorwarf.

»Lassen Sie die Waffe fallen und geben Sie Ihre Gegenwehr auf, oder wir sind gezwungen, härtere Maßnahmen zu ergreifen!«

Dummköpfe!

Glaubten diese Agenten wirklich, dass die Bekanntgabe von ein paar Informationen eine Geheimgesellschaft aufhalten konnte, die so allgegenwärtig, ungreifbar und autonom war wie Sektion 31? Die länger existierte als die Föderation selbst, der nie eine andere Organisation ebenbürtig gewesen war? Dachten sie, dass die Behörde keine Bedrohung mehr darstellte, nur weil sie jetzt der Öffentlichkeit bekannt war? Die Situation entwickelte sich noch, und Nechayev konnte nicht beurteilen, was auf höchster Befehlsebene entschieden werden würde, um die Fortführung der Mission von Sektion 31 zu garantieren und möglicherweise die wichtigsten Befehlshaber abzuschirmen.

Eine Sache war ihr jedoch vollkommen klar: Der Sicherheitsdienst der Föderation konnte sie inhaftieren, nicht aber beschützen. Der Einfluss von Sektion 31 war enorm und reichte tief ins innerste Gefüge der Sternenflotte und der Föderationsregierung hinein. Wenn man entschied, sie umzubringen, würde es keinen Ausweg für sie geben und niemanden, der ihr helfen konnte. Sie konnte nur eins tun: durch Schweigen ihre Loyalität beweisen. Das war ihre einzige Chance.

Sie hob ihre Waffe.

Drei gleißend helle Phaserstrahlen leuchteten gleichzeitig auf und spülten die Welt davon.

KAPITEL 3


Admiral Leonard James Akaar hatte Mühe, nicht die Selbstbeherrschung zu verlieren. Zorn, Unglauben und Enttäuschung tobten in ihm, und wie ein reißender Strom, der sich durch Risse in einer Talsperre drängte, drohten seine Gefühle aus ihm hervorzubrechen.

Reiß dich zusammen, Admiral!

Akaar saß in seinem Büro im Hauptquartier der Sternenflotte und studierte Jean-Luc Picards Gesicht, das auf dem Bildschirm seines Computers zu sehen war. Zu Beginn der letzten Mission der U.S.S. Enterprise war es zu Unstimmigkeiten zwischen dem Captain und ihm gekommen, aber Picards Selbstdisziplin, für die er in Sternenflottenkreisen bekannt war, hatte wieder die Oberhand gewonnen: Er schilderte die Geschehnisse auf Sralanya gewohnt sachlich und wartete schweigend auf Nachfragen. Seine Miene blieb unbewegt. Es kam Akaar so vor, als widerstrebte es Picard, wieder auf das Thema zurückzukommen, das beide Männer zuvor in Rage versetzt hatte.

Er hat keine Ahnung von der Bombe, die ich gleich platzen lassen werde.

Er lehnte sich dem Bildschirm entgegen. »Erzählen Sie mir von Min Zife, Captain«, sagte er.

Da veränderte sich Picards Gesichtsausdruck doch: Sein Schrecken war ihm deutlich anzusehen. Zwar hatte er sich bewundernswert schnell wieder unter Kontrolle, aber der Schaden war angerichtet: Er hatte sich verraten.

»Was soll ich Ihnen denn erzählen?«, fragte Picard vorsichtig.

Akaar faltete die Hände vor sich auf dem Schreibtisch. Er hatte Picards volle Aufmerksamkeit. Gut. »Oh, ich weiß nicht, Captain. Soll ich anfangen?«, fragte er. »Sein Rücktritt zum Wohle der Föderation, sein stiller Gang ins Exil – das ist lediglich die Geschichte, die man der Öffentlichkeit verkauft hat. Die Wahrheit ist, dass er gezwungen wurde, sein Amt niederzulegen, ohne dass ein Amtsenthebungsverfahren oder eine offizielle Untersuchung seiner Taten in die Wege geleitet wurde. Und ja, seine Taten waren abscheulich. Sie kosteten Millionen von Leben. Präsident Zife hätte angeklagt und vor Gericht gestellt gehört, um sich dafür zu verantworten. Aber das wurde ihm erspart, Captain, nicht wahr?«

Picard schwieg, aber sein gequälter Blick war nach innen gerichtet, als würden vor seinem geistigen Auge lange verdrängte Erinnerungen aufsteigen. Akaar musste einräumen, dass Picard wohl wenig anderes übrig geblieben war. In den Jahren nach Min Zifes erzwungener Amtsniederlegung hatten Picard und seine Besatzung viel durchzustehen gehabt. Er hatte sich keine Ablenkungen erlauben können.

Das Ausmaß der Enthüllungen Ozla Granivs war dermaßen gewaltig, dass Akaar noch damit beschäftigt war, die Informationen zu sichten. Natürlich hatte er schon früher von Sektion 31 gehört, aber die geisterhafte Ungreifbarkeit des Geheimbundes hatte ihn ratlos gemacht. Und damit war er nicht allein gewesen: Alle, die versucht hatten, die Verbrechen der Organisation aufzudecken, waren gescheitert. Graniv hatte sie alle ausgestochen. Um Sektion 31 zu demaskieren, hatten sie und zwei Agenten des Geheimdienstes der Sternenflotte, Julian Bashir und Sarina Douglas, sich in große Gefahr gebracht – Douglas hatte für dieses Ziel sogar ihr Leben gegeben.

Das Komplott gegen Präsident Min Zife zählte ohne Frage zu den abscheulicheren Taten der Organisation. Zwar verstand Akaar rückblickend die Gründe dafür, die Herangehensweise aber konnte er nicht billigen. Zife hatte während des Dominion-Krieges ein geheimes Abkommen mit der Regierung des Planeten Tezwa getroffen, einer unabhängigen Welt an der Grenze zum Klingonischen Reich. Tatsächlich verfolgte Zife mit seinem Plan, Verteidigungsgeschütze auf Tezwa zu stationieren, sogar gute Absichten: Tezwa wurde so zum Teil der Defensivstrategie für den Fall, dass die Schiffe der Sternenflotte gezwungen worden wären, vor den Angriffen des Dominion zurückzuweichen. Das Problem daran war, dass er damit gegen das Khitomer-Abkommen verstieß, den Friedensvertrag zwischen der Föderation und dem Klingonischen Reich. Wäre seine Entscheidung publik geworden, hätten die Klingonen der Föderation wahrscheinlich den Krieg erklärt.

Vielleicht wäre der ehemalige Föderationspräsident sogar mit seinem geheimen Plan davongekommen, wenn die Geschütze nicht schließlich gegen klingonische Schiffe eingesetzt worden wären. Zife hatte versucht zu vertuschen, was er getan hatte, aber dem langen Arm und eisernen Griff von Sektion 31 war er nicht entronnen.

»Nachdem Sie von Zifes Verbrechen erfahren hatten, war Ihnen klar, dass eine öffentliche Anklage die Klingonen provozieren würde, Vergeltungsmaßnahmen gegen die Föderation zu ergreifen«, fuhr Akaar fort. »Also haben Sie und ein paar andere Offiziere beschlossen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen.«

»Widerstrebend, aber … Ja.« Obwohl Picard sich sichtlich unwohl fühlte, senkte er keinen Moment lang den Blick. Das hatte Akaar auch nicht erwartet. Allerdings veränderte sich Picards Tonfall: Er wurde förmlicher, zurückhaltender. »Damals schien es so, als sei es das Beste für die Föderation, Präsident Zife zum Rücktritt zu zwingen und ihm zu gestatten, sein Leben im Exil zu beschließen.«

»Sie haben einen Staatsstreich inszeniert, Picard!«, fuhr Akaar ihn an. »Sie haben ihn mit vorgehaltenem Phaser aus dem Amt gedrängt.« Beinahe gegen seinen Willen brachen die Worte aus ihm hervor; seit die nicht enden wollende Flut furchtbarer Nachrichten ihm über den Kopf gestiegen war, kämpfte er mit seinen Gefühlen. »Ihre Ziele mögen zu rechtfertigen gewesen sein, aber Ihre Mittel? Ihre Mittel waren elend. Und trotz Ihrer Bemühungen ist die ganze Geschichte ans Licht gekommen. Alles ist öffentlich geworden, Picard, verstehen Sie mich? Einschließlich aller Namen. Wenn Sie das nächste Mal Gelegenheit haben, auf den Nachrichtendienst der Föderation zuzugreifen, können Sie nachlesen, wie Sektion 31 Sie zum Narren gehalten hat. Zife ist nicht im Exil, Captain, er ist tot. Er wurde ermordet, sobald er seine Abschiedsrede gehalten hatte.«

Picards Gesicht spiegelte Schock und Unglauben. »Wie bitte?«

Also berichtete Akaar ihm von dem Erdbeben, das Granivs Reportage ausgelöst hatte, von der ungeheuren Menge an Informationen aus den Berichten von Sektion 31, die sie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hatte. Erst nach und nach begriff man in der Föderationsregierung und im Sternenflottenkommando, welche Konsequenzen Granivs Enthüllungen haben würden. Akaars unmittelbare Sorge galt dem erschreckend großen Personenkreis, auf den Sektion 31 direkt Einfluss genommen hatte: Individuen, die rekrutiert, korrumpiert oder sogar ermordet worden waren, damit die Geheimorganisation weiterhin ihr einziges Ziel verfolgen konnte, nämlich die Föderation um jeden Preis vor internen sowie externen Bedrohungen zu beschützen.

»Mitglieder meines eigenen Stabs sind in die Sache verwickelt. Respektierte Offiziere wie Edward Jellico, William Ross, Alynna Nechayev, Owen Paris und Sie.« Akaar schüttelte den Kopf, als ihn erneut Frustration überkam. »Ausgerechnet Sie.«

»Ich bin nicht stolz auf meine Rolle in dieser Angelegenheit, Admiral«, sagte Picard mit festerer Stimme, »und ich bin bereit, die Verantwortung dafür zu übernehmen. Aber nie hätte ich Min Zifes Ermordung vorgeschlagen, gebilligt oder tatenlos dabei zugesehen. Davon wusste ich nichts, und es war nicht Teil der Abmachung.«

Wenigstens das entsprach der Wahrheit. Der Captain der Enterprise hatte weder geholfen, Zifes Hinrichtung zu planen, noch sie durchzuführen. Er war jedoch in die Intrige involviert gewesen, Zife aus dem Amt zu drängen. Unter normalen Umständen hätte das ausgereicht, um Picard vor Gericht zu bringen, ihn zu verurteilen und für eine lange Zeit ins Gefängnis zu schicken.

Aber die Umstände sind alles andere als normal.

»Jellico, Nechayev und die anderen sind ein größeres Problem«, sagte Akaar, »aber wenigstens Sie sind weit weg – aus den Augen, aus dem Sinn, hoffe ich. Vielleicht gelingt es mir, den Schaden zu begrenzen.«

Picard schüttelte den Kopf. »Weitere Vertuschungsversuche sind nicht notwendig, Sir. Ich stelle mich der Gerichtsbarkeit und akzeptiere jede Strafe, die sie für angemessen hält.«

Akaar glaubte, die Erleichterung des anderen Mannes zu spüren: Picard war froh, dass sein furchtbares Geheimnis aufgeflogen war. Nach so langer Zeit lastete die Entscheidung, eine kriminelle, wenn auch möglicherweise notwendige Tat zu unterstützen, noch schwer auf seiner Seele. Das sprach für ihn, dachte Akaar. Aber warum hatte Picard nicht von sich aus reinen Tisch gemacht? Es lag auf der Hand: Nicht zu Unrecht hatte er wahrscheinlich befürchtet, doch noch die Aufmerksamkeit der Klingonen (und vielleicht anderer Parteien) auf die Tezwa-Affäre zu lenken. Das hatten er und seine Mitverschwörer verhindern wollen.

Aber es gab noch mehr zu bedenken: Die Folgen des tödlichen Attentats auf Präsidentin Nanietta Bacco im letzten Jahr beschäftigten die Föderation weiterhin – ebenso wie die besorgniserregenden Vorfälle um die Ernennung und ordnungsgemäße Wahl ihrer Nachfolgerin. Kellessar zh’Tarash, die derzeitige Präsidentin, war nun schon beinahe ein Jahr lang im Amt und tat ihr Möglichstes, um die Föderation aus dem Chaos verschiedener politischer und militärischer Skandale zu führen. Sie hatte weder Zeit für einen weiteren Eklat noch für den Umgang mit den Kollateralschäden. Leider war es unmöglich, sie aus der Sache herauszuhalten.

Es würde leichter sein, die anderen – Jellico, Nechayev, Ross, Nakamura – der Justiz zu überantworten. Sie waren weiter gegangen als Picard: Sie hatten an der geheimen Operation teilgenommen, die auf Zifes erzwungene Amtsniederlegung gefolgt war. Das Augenmerk würde sich insbesondere auf Ross, Nechayev und Nakamura konzentrieren, da sie Zife, seinen Stabschef Koll Azernal und den Direktor seines Militärgeheimdienstes, Nelino Quafina, an Sektion 31 ausgeliefert hatten. Nechayev und Nakamura hatten sich offenbar mitschuldig an der Ermordung Zifes und seiner Berater gemacht. Was William Ross anging, sah die Angelegenheit noch schlimmer aus: Er tauchte namentlich in verschiedenen Berichten auf und schien mit Sektion 31 eng verbunden zu sein. Owen Paris, der während der Borg-Invasion ums Leben gekommen war, konnte nicht mehr belangt werden.

Picard dagegen stellte ein Problem dar. Er war hoch angesehen in der interstellaren Gemeinschaft – mehr noch als die Admirals, mit denen er sich gegen Zife verschworen hatte. Seine Verstrickung in die Affäre (im Zusammenspiel damit, wie viele andere Offiziere Sektion 31 unterstützt hatten) würde vernichtend für das öffentliche Ansehen der Sternenflotte sein.

Dazu kam die Tatsache, dass Picard und die Enterprise viele Lichtjahre von der Erde entfernt unterwegs waren, um den Odysseeischen Pass zu erforschen; selbst bei maximalem Warp würde das Schiff Wochen für die Rückreise brauchen. Die Mission hatte bereits Erfolge zu verbuchen: Die Enterprise hatte mehrere Sonnensysteme mit Planeten entdeckt, die reich an Bodenschätzen waren. Erste Auswertungen der vorgenommenen Messungen deuteten auf mögliche Koloniewelten hin. Das war eine wunderbare Gelegenheit für die Sternenflotte, ihren Einflussbereich in einen weitgehend unerforschten Teil des Universums auszudehnen. Die Enterprise durch ein anderes Forschungsschiff zu ersetzen, wäre zeit- und personalaufwendig.

Zu guter Letzt war nicht vorhersehbar, welche Wirkung die schockierenden Enthüllungen auf die Öffentlichkeit haben würden. Besonders die Zwangsabsetzung Zifes würde ganz verschiedene Reaktionen auslösen, positive wie negative. Die Sache war die: Trotz der fragwürdigen Praktiken, derer sie sich bedient hatten, hatten Picard und seine Mitverschwörer der Föderation einen Gefallen getan, als sie den Präsidenten still und leise aus dem Amt gedrängt hatten. Und hätte er sein Leben im Exil beschlossen, hätte ihre Entscheidung vermutlich gerechtfertigt werden können – sowohl den Bürgern der Föderation als auch Verbündeten und sogar Gegnern gegenüber.

Verglichen mit den anderen Geheimnissen, die gerade ans Licht kamen, war der Putsch gegen einen skrupellosen Vertreter der Regierung kaum der Rede wert. Die lange Liste der Verbrechen von Sektion 31 und die erschütternde Erkenntnis, dass die Schattenorganisation das Leben der Bürger der Föderation seit Anbeginn beeinflusst hatte, würden für Ablenkung sorgen: Akaar würde Picard aus der Schusslinie nehmen können, zumindest fürs Erste. Vielleicht fiel Picards Rolle in der Zife-Affäre ja sogar unter den Tisch, wenn andere, auffälligere Mitglieder der Putschistentruppe zur Verantwortung gezogen wurden.

»Wir brauchen keinen weiteren öffentlichen Skandal«, sagte er und starrte Picard zornig an, »schon gar nicht einen, dessen Mittelpunkt ein strahlender Held der Sternenflotte ist. Sie, falls Sie nicht wissen, wen ich damit meine. Öffentlich können wir Sie nicht belangen, aber inoffiziell sage ich Ihnen dies: Sie können Ihre Ambitionen vergessen, jemals Admiral zu werden. Sie haben mal zu mir gesagt, Sie wollten keine Beförderung, sondern Captain der Enterprise bleiben. Herzlichen Glückwunsch, das haben Sie erreicht! Sie werden nie einen höheren Rang bekleiden.«

Akaar hatte eine schwere Zeit vor sich, darüber war er sich im Klaren. Doch vermutlich würde es mehr Schaden anrichten, Picard des Kommandos über die Enterprise zu entheben. Also würde Akaar ihn beschützen, so gut er konnte. In Anbetracht des Chaos, das in der kommenden Zeit herrschen würde, schien das machbar zu sein. Von überallher würde es Fragen regnen; die öffentliche Diskussion würde sich im Kreis drehen. Es würde nicht lange dauern, bis die Ermittler und Vertreter der Strafverfolgungsbehörden (und auch Präsidentin zh’Tarash selbst) Picard so gut wie vergessen hatten. Vielleicht konnten sogar noch ein paar andere gerettet werden, sollte es in ihren Fällen mildernde Umstände geben. Die Aufmerksamkeit würde sich auf den Kern der Sache richten: dass Sektion 31 so lange Zeit ungehindert hatte schalten und walten können und dass die Organisation derart schwindel- und furchterregende Erfolge zu verbuchen hatte.

Granivs Reportage hatte ein jahrhundertealtes Rätsel gelöst: Die künstliche Intelligenz Uräus, das Herz der Organisation, war älter als die Föderation selbst. Nicht jeder, der mit Sektion 31 in Verbindung stand, wusste von Uräus’ Existenz. Die Erkenntnis, dass ein Computerprogramm sogar Verbündete der Organisation fremdgesteuert hatte, würde die Föderationsbürger weiter verstören. Sie würden sich getäuscht, betrogen und entsetzlich hilflos fühlen. Niemand würde mehr irgendjemandem vertrauen.

Akaar ging es nicht anders. Auf der Liste der Agenten, Funktionäre, Kollaborateure und Gönner von Sektion 31 standen Personen, die er seit Jahren kannte, manche seit Jahrzehnten. Es würde Monate dauern, bis sich abschätzen ließ, welches Ausmaß die Zerstörung hatte, die Sektion 31 über die Föderation gebracht hatte; Jahre, bis sich die interstellare Allianz erholt hatte. Und erholen würde sie sich nur, wenn jemand die Zügel in die Hand nahm. Deshalb hatte Akaar keine Zeit: Er brauchte eine Strategie, die der Föderation half, das Desaster zu überstehen. Ihm war klar, dass er daran scheitern würde, wenn es niemanden gab, auf den er sich verlassen konnte.

»Mein größtes Problem ist, dass ich nicht mehr sicher bin, ob ich Ihnen vertrauen kann«, sagte er. »Kann ich Ihnen vertrauen?«

Picard antwortete sofort und voller Überzeugung. »Vollkommen.« Trotz der Tatsache, dass Akaar ihn heruntergeputzt hatte, war die Haltung des Captains tadellos. In seinen Augen las Akaar Entschlossenheit. So kannte er Picard. Auf diesen Mann hatte er gebaut wie sonst nur auf Angehörige seines inneren Kreises. Sein Instinkt verriet ihm, dass Picard die Wahrheit sagte: Er mochte sich freiwillig in einen Sumpf von Korruption begeben haben – aber nicht, weil er keinen Charakter besaß, sondern aus der Notwendigkeit heraus, dem Gemeinwohl zu dienen.

Damit kam Akaar zurecht. Deswegen war er jedoch noch lange nicht bereit, die Verfehlungen des Captains einfach zu vergessen.

»Davon werden Sie mich überzeugen müssen. Bis Ihnen das gelungen ist – immer vorausgesetzt, ich kann Sie davor bewahren, von der Presse in der Luft zerrissen zu werden –, können Sie davon ausgehen, dass ich Sie an einer sehr kurzen Leine führen werde.«

Noch einmal ermahnte er den Captain der Enterprise, seine Mission fortzusetzen (und dabei nicht zu vergessen, dass er nun vor allem Akaar Rechenschaft schuldig war), dann schloss er den Kommunikationskanal. Erst als Picards Gesicht vom Bildschirm verschwunden war, entspannte er sich. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück, schloss die Augen und massierte sich die Nasenwurzel.

Ach, verdammte Scheiße!

Diese Geschichte würde Karrieren beenden, und zwar nicht nur von Personen, die sich im Netz von Sektion 31 verfangen hatten. Viele, die wichtige Posten innerhalb der Sternenflotte oder der Föderationsregierung innehatten, würden zurücktreten müssen. Manche würden sich außerdem Tatvorwürfen gegenübersehen. Akaar wollte damit so wenig wie möglich zu tun haben, aber als Oberbefehlshaber der Sternenflotte würde er sich diesen Luxus nicht erlauben können.

Wie aufs Stichwort summte sein Interkom. »Admiral Akaar«, ertönte die Stimme seines Sekretärs. »Die Generalanwältin hat sich über einen verschlüsselten Kanal gemeldet. Sie möchte augenblicklich mit Ihnen sprechen.«

Akaar seufzte und schlug die Augen auf.

Also ist es so weit … Der Sturm bricht los.

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