Kitabı oku: «Star Trek - The Next Generation: Vorhandenes Licht», sayfa 4

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Aber die Tatsache, dass Tauriks Wissen für alles, was ihnen begegnete, Relevanz haben konnte, ließ sich nicht leugnen. Ihn mit ins Außenteam zu nehmen, war in jeder Hinsicht die richtige Entscheidung. Worf wusste das, ohne es zur Sprache bringen zu müssen.

»Stellen Sie Ihr Team zusammen«, befahl Picard. »Verfolgen Sie weiterhin die Messungen. In einer Stunde beamen Sie auf das Wrack hinüber.«

»Trotz der Schwierigkeiten mit unseren Sensoren sollte es keine Probleme mit den Transportern geben«, sagte Šmrhová. »Wahrscheinlich können wir ihre Reichweite nicht voll ausnutzen, das dürfte aber die einzige Beschränkung sein.«

»Wir müssen außerdem Raumanzüge tragen«, erklärte Elfiki. »Keine Lebenserhaltung da drüben.«

Worf sagte nichts, aber Picard hörte ihn knurren. Wieder zuckten seine Mundwinkel. Jeder an Bord wusste, wie sehr der Klingone es verabscheute, einen Raumanzug zu tragen. Die Sache wurde noch schlimmer, wenn er ohne Schwerkraft zurechtkommen musste.

»Tut mir leid, Nummer eins. Aber Sie müssen zugeben: Es war Ihre Idee.«

»Ich werde mich in Zukunft zurückhalten, Sir«, erwiderte Worf stoisch.

Amüsiert gab Picard noch ein paar Anweisungen, dann ging er auf die Tür seines Bereitschaftsraums zu. Erst auf dem Weg dorthin fiel ihm auf, dass Worf noch nicht im Turbolift verschwunden war, um sich seinen Vorbereitungen zu widmen. Stattdessen folgte er Picard.

»Gibt es noch etwas zu besprechen, Nummer eins?«

»Haben Sie einen Augenblick Zeit für mich, Sir?«, fragte Worf in gedämpftem Tonfall.

»Natürlich.« Picard betrat den Bereitschaftsraum und führte den Klingonen zu seinem Schreibtisch. Er setzte sich und deutete einladend auf die beiden Besuchersessel.

»Mister Worf?«, fragte er schließlich, nachdem ein Augenblick verstrichen war und sein Erster Offizier Platz genommen, aber noch nichts gesagt hatte. »Bedrückt Sie etwas?« Dann, bevor der Commander antworten konnte, fügte er in leichterem Tonfall hinzu: »Es geht nicht um die Raumanzüge, oder?«

»Nein, Sir.« Trotz der schroffen Antwort war es offensichtlich, dass der Klingone sich des Effekts bewusst war, den seine Abneigung gegen Schutzanzüge auf seine Kameraden hatte. »Ich möchte ein anderes Thema mit Ihnen diskutieren. Bisher habe ich es nicht als angemessen erachtet, es zur Sprache zu bringen.«

Es war nicht schwer zu erraten, worauf Worf hinauswollte. »Es geht um meine Situation, nicht wahr? Um den erzwungenen Rücktritt Zifes und meine Beteiligung daran.« Er seufzte. »Ich wollte schon früher mit Ihnen darüber reden, habe mir aber, um ehrlich zu sein, Sorgen gemacht, welche Wendung ein solches Gespräch nehmen könnte. Wenn man bedenkt, was Zife getan hat, welche Auswirkungen seine Machenschaften auf das Klingonische Reich hatten … Ich wusste einfach nicht, was ich Ihnen hätte sagen können.«

Worfs Gesichtsausdruck war undeutbar. »Damals glaubten wir alle bereitwillig, er hätte sich aus ebenjenen Gründen dazu entschlossen, sein Amt niederzulegen. Da ich mir über seinen Charakter im Klaren war, hätte ich wissen müssen, dass mehr dahintersteckte. Bedauern Sie die Rolle, die Sie bei seinem Sturz gespielt haben?«

»Ich bedauere, dass es dazu gekommen ist«, sagte Picard. »Recht und Gesetz in die eigenen Hände zu nehmen … Das ist keine Entscheidung, die ich auf die leichte Schulter nehme, Mister Worf. Aber es standen so viele Leben auf dem Spiel. Wäre zwischen den Klingonen und der Föderation erneut Krieg ausgebrochen, hätte das zu schweren Verlusten auf beiden Seiten geführt. Deshalb erschien mir der Coup gegen Zife wie das geringere Übel. Ich wünschte jedoch, ich hätte vorhergesehen, dass andere Kräfte die Gelegenheit nutzen würden, um ihr Verständnis von Gerechtigkeit durchzusetzen. Im Nachhinein kommt es mir so offensichtlich vor.«

Er senkte den Blick und fuhr mit einer Hand über die glatte, glänzende Oberfläche seines Schreibtischs. »Den Frieden zwischen unseren Völkern gefährdet zu sehen, nachdem wir so hart dafür gearbeitet haben … Bedroht durch ein paar korrupte Individuen! Sie fragen mich, ob ich Bedauern empfinde. Ich bedauere, dass ich mich auf das Niveau dieser Leute hinabgelassen, mich ihrer Taktiken bedient habe, um eine Lösung herbeizuführen, von der ich im Innersten wusste, dass sie nur vorübergehender Natur sein konnte. Und ich bedauere, dass durch diese Entscheidung nun ebenjener Friede erneut in Gefahr geraten ist. Mir schaudert beim Gedanken daran, was das für einen Eindruck auf Ihr Volk machen muss. Ich habe sogar schon daran gedacht, Martok zu kontaktieren, um mit ihm persönlich darüber zu sprechen.«

Obwohl frühere Begegnungen mit Martok zumeist turbulent verlaufen waren, respektierte Picard das Oberhaupt des Hohen Rates. Dass der klingonische Kanzler Worf als Mitglied seiner eigenen Familie betrachtete, steigerte seine Wertschätzung noch. Sich an Martok zu wenden, war der ehrenhafte Weg, Picard fürchtete aber, dass er mit einem solchen Vorgehen den Föderationsrat und das Sternenflottenkommando weiter gegen sich aufbringen würde – die beiden Instanzen, die seinen Kopf rollen sehen wollten.

Worf richtete sich zu seiner vollen Größe auf. »Wäre Präsident Zife ein klingonischer Kanzler gewesen und hätte mit seinen verwerflichen Taten das Klingonische Reich entehrt, wäre er öffentlich zur Verantwortung gezogen und in der Großen Halle hingerichtet worden.«

Beinahe hätte Picard gegrinst, aber es gelang ihm, sich zurückzuhalten. »Wollen Sie damit sagen …«

»Durch die Absetzung Präsident Zifes haben Sie in den Augen der Klingonen ein Unrecht wiedergutgemacht. Ich bin überzeugt davon, dass Kanzler Martok Ihr Vorgehen als gerechtfertigt betrachtet.«

»Nun denn«, sagte Picard. »Wenn nur der Föderationsrat und das Sternenflottenkommando seine Meinung teilen würden …«

»Er wird sicher tun, was er kann, um den Verantwortlichen seine Sicht der Dinge nahezubringen.«

Da lächelte Picard doch. »Ich wünschte, ich könnte Akaars Gesicht sehen, wenn es so weit ist.«

KAPITEL 6


Die letzten Sonnenstrahlen verschwanden hinter dem Horizont, und Dunkelheit senkte sich über die Stadt. Dennoch schien Paris erst jetzt zum Leben zu erwachen. Phillipa Louvois stand vor der geschwungenen Fensterwand in ihrem geräumigen Büro im dritten Stock des Palais de la Concorde und blickte auf die Straßen der Stadt hinab. Bunte Lichter strahlten die Gebäude an und zeichneten Muster auf die Fassaden. Sie folgte einigen der beleuchteten Wege mit den Augen, bis sie die Avenue des Champs-Élysées gefunden hatte. Ein kleineres Fenster stand einen Spaltbreit offen, und Louvois konnte irgendwo in der Nähe Musik spielen hören. Vielleicht im Jardin des Tuileries, im Schlosspark beim Louvre … Unzählige Leute wanderten durch die Straßen, über Spazierwege und Fußgängerbrücken, die die verschiedenen Stadtteile und Parks miteinander verbanden.

Irgendein Festival, fiel Louvois ein. Müsste es nicht heute Abend losgehen? So eine Kunst- und Musiksache. Ach, Scheiße, welcher Tag ist heute?

Ein schwerer Seufzer entrang sich ihrer Brust. Sie war eine glühende Verehrerin der schönen Künste und hatte viele Sonntage in den Galerien verbracht, die über ganz Paris verstreut waren. Normalerweise hätte sie genau gewusst, was sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu ihrem Büro abspielte. Aber jetzt schien das alles so weit entfernt zu sein … In den letzten Wochen hatte ihre Arbeit sie mit Haut und Haaren verschlungen.

Es kommt schließlich auch nicht jeden Tag vor, dass sich einem die Gelegenheit bietet, Dutzende von Leuten auf einmal wegen krimineller Verschwörung anzuklagen.

Dieser zynische Gedanke veranlasste Louvois, sich nach ihrem Schreibtisch umzusehen, der ein Witz auf ihre Kosten hätte sein können: Padds stapelten sich darauf, isolineare Chips lagen um ihr Computerterminal herum verstreut, sogar ein paar ausgedruckte Berichte trugen zu dem Chaos bei. Papier! Es war der Tatsache geschuldet, dass sie es müde geworden war, stundenlang auf beleuchtete Bildschirme zu starren, sei es ihr Terminal, ein Padd oder der große Fernsehschirm, der rechts neben ihrem Schreibtisch an der Wand hing. Er war eingeschaltet und in vier gleich große Segmente unterteilt, von denen jedes einen anderen Nachrichtenkanal zeigte. Sie hatte den Ton ausgestellt. Das Gerät war darauf programmiert, sie im Fall wichtiger Entwicklungen zu alarmieren – was bedeutete, dass es ihr alle vier bis fünf Sekunden Eilmeldungen ankündigte. Den Ton auf »stumm« zu schalten, war ihrer geistigen Gesundheit zuträglich.

Louvois tat einen tiefen Atemzug und stieß ihn langsam wieder aus. Sie schloss die Augen und versuchte, sich eine innere Energiequelle vorzustellen, die sie bisher nur noch nicht erschlossen hatte. Es gelang ihr nicht. Sie war erschöpft, so einfach war das: Der kurze, unruhige Schlaf, den sie sich nach ihren langen, aufreibenden Arbeitstagen erlaubte, war einfach nicht genug. Sie brauchte eine Auszeit: wenigstens eine Nacht erholsamen Schlafes. Urlaub wäre besser, aber davon konnte sie im Augenblick nur träumen.

Resigniert wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Fenster zu. Es war jetzt so dunkel draußen, dass sie ihr Spiegelbild im gehärteten Glas erkennen konnte. Die Schatten unter ihren Augen waren tief, die Fältchen in den Augenwinkeln ausgeprägter, als sie sie in Erinnerung hatte. Ihr rotes Haar war so lang geworden, dass sie es zu einem Knoten aufstecken musste. An den Schläfen konnte sie die ersten Anzeichen dafür entdecken, dass es grau wurde. Sie war zweiundsechzig und wurde langsam zu alt dafür, solche Marathon-Wochen zu absolvieren. Früher, als sie noch eine junge Offizierin gewesen war und als Anwältin für die Juristische Abteilung der Sternenflotte auf Sternenbasis 11 gearbeitet hatte, hatten ihr Überstunden nie etwas ausgemacht. Eine Weile lang hatte sie ziviles Recht praktiziert, war dann jedoch zur Sternenflotte und zum Militärrecht zurückgekehrt. Ihre Belastbarkeit hatte ihr stets genützt und ihre Karriere befeuert. Ihr hektisches Leben hatte sich erst verlangsamt, nachdem sie aus der Sternenflotte ausgeschieden war. Die vergleichsweise ruhige Existenz, die auf den aktiven Dienst gefolgt war, hatte sie aber auf lange Sicht nicht zufriedengestellt, und bald hatte sie sich zurückgesehnt. Also hatte sie vor zehn Jahren angefangen, für das Justizministerium zu arbeiten. Ihr erstes Büro war winzig gewesen, so klein, dass man darin klaustrophobisch werden konnte. Aber sie hatte unermüdlich weiter danach gestrebt, hervorragende Leistungen auf ihrem Gebiet zu erbringen, hatte einen Beitrag leisten wollen auf die einzige Art und Weise, die sie kannte: indem sie die Rechtsstaatlichkeit verteidigte.

Dies, das wusste sie, war der Höhepunkt ihrer beruflichen Laufbahn: Mehr gab es nicht zu erreichen. Aber sie war damit zufrieden.

Urlaub hätte ich trotzdem gern.

»Frau Generalanwältin?«

Die Stimme durchbrach die vollkommene Stille in Louvois’ Büro. Vor Schreck zuckte sie zusammen. Wenigstens den erschrockenen Laut, der in ihrer Kehle aufstieg, schluckte sie hinunter, um sich nicht noch mehr zu blamieren. Dann drehte sie sich um.

Jason Anderson, ihr persönlicher Gehilfe, stand im Türrahmen. Trotz der späten Stunde war der maßgeschneiderte graue Anzug des jungen Mannes vollkommen makellos. Anderson war groß und schlank. Sein kurz geschnittenes blondes Haar saß perfekt, und Louvois konnte nicht einmal den Schatten eines Bartes erkennen, obwohl Andersons Arbeitstag noch früher begonnen hatte als ihr eigener.

Er muss mit dem Teufel im Bunde sein. Wie schafft er das sonst?

»Jason, habe ich Ihnen nicht gesagt, Sie sollen nach Hause gehen?« Louvois ging zu ihrem Schreibtisch hinüber. »Ist sonst noch jemand im Haus?« Wochenlang hatten sie alle achtzehn Stunden am Tag geschuftet, aber heute hatte Louvois ihren gesamten Stab am Nachmittag aus dem Gebäude gejagt und jeden Einzelnen angewiesen, erst am Montag zurückzukehren.

Richtig! Es ist Freitag!

Anderson war so gefasst und höflich wie immer. »Alle anderen sind ins Wochenende gegangen.«

»Und warum sind Sie noch hier?«

»Ich gehe mit Ihnen zusammen, Frau Generalanwältin.«

Der junge Mann war unerschütterlich. Vor zwei Jahren hatte er sein Studium an der juristischen Fakultät der Universität Oxford abgeschlossen und eine Reihe von Angeboten renommierter Anwaltskanzleien auf der Erde sowie auf anderen Mitgliedswelten der Föderation ausgeschlagen. Stattdessen hatte er sich um eine Stelle im Justizministerium der Föderation beworben. Louvois hatte das Amt gerade übertragen bekommen. Eine Assistentin hatte sie auf Andersons Schreiben aufmerksam gemacht, und Louvois war beeindruckt gewesen. Persönlicher Gehilfe der Generalanwältin – für einen frischgebackenen Absolventen der juristischen Fakultät war dies eine einmalige Gelegenheit, vergleichbar mit einer Stelle am Obersten Gerichtshof der Föderation. Anderson war der zuverlässigste, loyalste Gehilfe, den Louvois je gehabt hatte. Wenn er weiter so gute Arbeit leistete, würde er, bis Louvois ihr Amt an ihren Nachfolger übergab, einiges an Lorbeeren gesammelt haben.

»Wenn Sie schon meine Befehle missachten, könnten Sie mich wenigstens mit meinem Namen ansprechen, solange wir allein im Büro sind.«

»Wie Sie wünschen, Frau Generalanwältin«, sagte Anderson, ohne mit der Wimper zu zucken.

Dieses Spiel spielten sie nicht zum ersten Mal; Louvois hatte sich nicht die Mühe gemacht mitzuzählen. Anderson war so professionell wie engagiert. Als ihr Gehilfe verbrachte er mehr Zeit mit ihr als die anderen Mitglieder ihres Stabs. Mit ihm diskutierte sie juristische Probleme und durchaus auch heikle Angelegenheiten wie die, mit der Louvois und ihre Mitarbeiter seit Wochen befasst waren. Er war ihr Vertrauter und meistens (vielleicht immer) ihre rechte Hand. Er würde selbst ein ausgezeichneter Jurist werden – in nicht allzu ferner Zukunft, wenn er aus dem Schatten ihres Amtes heraustreten würde.

Louvois hob beide Hände, als wolle sie sich ergeben. »Schön, Sie haben gewonnen. Ich gehe.« Sie sah rasch die Stapel auf ihrem Schreibtisch durch, um zu entscheiden, was sie mit nach Hause nehmen würde.

»Das wäre mir in der Tat am liebsten«, sagte Anderson, »aber ich fürchte, es geht noch nicht. Admiral Akaar möchte mit Ihnen sprechen. In persona.«

Erstaunt ließ Louvois von den Informationsbergen ab und dachte darüber nach, was ein solches Gesuch bedeuten mochte. Der Admiral war sich des Zeitunterschieds zwischen San Francisco und Paris mit Sicherheit bewusst. Er hielt sich sonst immer an die üblichen Dienstzeiten – es sei denn, sein Anliegen duldete keinen Aufschub. Wenn jemand verstehen konnte, unter welchem Druck sie stand, war es Leonard James Akaar, der sich gegenwärtig denselben Herausforderungen gegenübersah.

»In persona? Na gut. Genehmigen Sie seinen Transport und verschwinden Sie dann … Solange Sie noch können!«

Sie glaubte, Anderson leise lachen zu hören, als er das Büro verließ.

Einen Moment später – nachdem ihr Gehilfe den Autorisierungscode übermittelt hatte, mit dem sich der Admiral direkt ins Palais beamen konnte – erklang das vertraute Geräusch eines Transporterstrahls. Auf der kleinen, im Boden versenkten Transporterplattform, die in einer Nische ihres Büros untergebracht war, materialisierte sich eine Energiesäule. Louvois sah zu, wie Admiral Akaar Gestalt annahm. Obwohl er, wenn man die Zeitrechnung der Erde zugrunde legte, bereits über hundertzwanzig Jahre alt war, bot der Capellaner noch immer einen imposanten Anblick. Die eng anliegende Sternenflottenuniform spannte ein wenig über seiner breiten Brust, und sein dichtes graues Haar fiel ihm bis auf die Schultern. Auch in den Augen seiner eigenen Spezies würde Akaar bald ein Mann höheren Alters sein; Louvois war jedoch überzeugt davon, dass er noch immer Kontrahenten schlagen konnte, die Jahrzehnte jünger waren als er.

»Admiral«, sagte sie, als er leibhaftig vor ihr stand.

Akaar neigte den Kopf. »Generalanwältin. Ich danke Ihnen, dass Sie mich so kurzfristig empfangen.«

»Ich bin nicht mehr im Dienst.« Louvois trat hinter ihrem Schreibtisch hervor und reichte ihm die Hand. »Nennen Sie mich Phillipa.«

Akaars strenges Gesicht nahm einen warmen Ausdruck an, als er ihre Hand ergriff. »Nur, wenn Sie mich Leonard nennen!«

»Abgemacht.« Louvois deutete auf die Bar, die an der hinteren Wand ihres Büros stand, in unmittelbarer Nähe eines Sofas, eines Couchtisches und zweier üppig gepolsterter Sessel. »Wie wär’s mit einem Drink?«

»Bloß einem?«

»Schauen wir mal, was die Zukunft für uns bereithält.«

Sie entschieden sich für Brandy. Mit seinem Glas in der Hand steuerte Akaar die Sitzecke an, wartete dann aber höflich, bis sie sich einen der Sessel ausgesucht hatte, ehe er sich auf dem Sofa niederließ.

»In Ordnung«, sagte Louvois, nachdem sie einen Schluck von ihrem Brandy genommen hatte. »Welcher Notfall hat Sie an einem Freitagabend nach Paris getrieben?«

Akaar lächelte. »In meinem Büro ist noch Freitagmorgen.«

»Und Sie trinken jetzt schon Brandy?«

»Es sieht ganz so aus, als stünde mir ein anstrengender Tag bevor.«

Louvois prostete ihm zu und lächelte humorlos. »Ich habe einiges gehört. Sie haben bestimmt alle Hände voll zu tun.«

»Admiral Ross ist heute Morgen auf der Erde eingetroffen.« Akaar starrte das Brandyglas an, das er auf seinem Knie abgestellt hatte. »Er ist auf Caldos II festgenommen worden … Nicht der erste in Ungnade gefallene Sternenflottenoffizier, der versucht hat, dort unterzutauchen.«

»Nein?«, fragte Louvois.

»Ich könnte Ihnen Geschichten erzählen … Vielleicht ein anderes Mal.« Er nahm einen kräftigen Schluck Brandy. »Nach allem, was wir über die Methoden von Sektion 31 wissen, war ich ehrlich gesagt überrascht, dass Ross noch am Leben ist. So viel, wie er weiß … Ich kann es mir nur so erklären: Die verfluchte KI, die den Laden geschmissen hat, ist offenbar zu dem Schluss gekommen, er könnte Sektion 31 noch nützlich sein. Und er muss klug genug gewesen sein, absolutes Stillschweigen zu bewahren.«

Louvois trank aus, stand auf und ging zur Bar hinüber, um sich nachzuschenken. Die Flasche nahm sie mit zurück und stellte sie auf den Couchtisch.

»Ross kann uns genau sagen, wie das abgelaufen ist.« Sie ließ sich wieder in ihren Sessel sinken und passte auf, ihren Drink nicht zu verschütten. »Ich kann es kaum erwarten, dieses Gespräch mit ihm zu führen.«

»Er wird sich in Kürze einer Befragung durch die Juristische Abteilung der Sternenflotte stellen müssen«, sagte Akaar. »Ich bin hier, um Sie einzuladen, wie bei den Verhören Jellicos, Nakamuras und Nechayevs beizusitzen. Wir haben das ja schon besprochen. Ich weiß, dass Sie noch dabei sind, die Prozesse vorzubereiten, und ich möchte, dass unser Vorgehen in der Sache so transparent wie möglich ist.«

Louvois nickte. »Das weiß ich zu schätzen, Leonard.«

Der Föderationsrat hatte beschlossen, dass das Justizministerium der Föderation die Strafverfolgung der Mitglieder von Sektion 31 überwachen würde – einschließlich aller Sternenflottenoffiziere. Angesichts der Schwere der Anschuldigungen und der Auswirkungen, die die Verbrechensaufklärung auf die gesamte Föderation, ihre Verbündeten und sogar ihre Feinde haben konnte, waren Louvois und ihr Stab am besten geeignet, die Strafverfahren gegen alle Angeklagten – Zivilisten sowie Sternenflottenangehörige – durchzuführen. Jedem Verdächtigen würde öffentlich der Prozess gemacht werden, und Louvois würde dafür sorgen, dass alles streng nach Vorschrift lief. Nichts würde sie dem Zufall überlassen, und keine einzige Verhandlung würde an einer Formalität scheitern. Eine andere Vorgehensweise war nicht denkbar, nicht bei einer Sache dieser Größenordnung. Es galt, alles zu vermeiden, was nach Vertuschung oder Verdunklung aussah. Sie konnten sich keine Fehler erlauben.

Akaar war von Anfang an zuvorkommend und kooperativ gewesen. Wie Louvois strebte er eine gründliche öffentliche Untersuchung an und wollte verhindern, dass der Eindruck von Befangenheit entstand.

»Der Sicherheitsdienst der Föderation und andere Exekutivorgane verhaften noch immer überall im Alpha- und Beta-Quadranten Mitglieder der Geheimorganisation«, sagte sie, »aber wir könnten bereits jetzt einen recht beeindruckenden Personenkreis zu der Angelegenheit befragen.« Sie nippte an ihrem zweiten Brandy. »Es sind ein paar leibhaftige Helden dabei, vielleicht sogar eine oder zwei Legenden. Sie haben beispiellose Errungenschaften vorzuweisen, haben Mal um Mal mit Mut die Werte der Föderation und der Sternenflotte beschützt … Aber das wird ihnen jetzt nichts helfen.« Sie gab sich keine Mühe, die Verachtung zu verbergen, die sie empfand. »Was für eine gottverdammte Verschwendung.«

Akaar legte den linken Arm auf die Rückenlehne des Sofas. »Sie werden nicht alle im gleichen Maße mit Sektion 31 im Bunde gewesen sein«, sagte er, »aber Genaueres werden wir erst wissen, wenn die Untersuchungen abgeschlossen sind. Das bedeutet allerdings nicht, dass irgendjemand ungeschoren davonkommen wird.«

»Wir haben längst noch nicht alle gefunden.« Louvois schwenkte ihr Glas und sah zu, wie der Brandy darin einen Wirbel bildete. »Wie viele haben sich falsche Identitäten zugelegt oder andere Maßnahmen ergriffen, um uns zu entwischen? Alynna Nechayev hatte allein auf der Erde vier verschiedene Verstecke. Und es ist gut möglich, dass es Geheimagenten gibt, die auf keiner Liste erscheinen.« Sie presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. »Egal. Niemand wird seiner gerechten Strafe entkommen.« Sie hob den Blick und sah Akaar ins Gesicht. »Niemand.«

Er hatte anscheinend erwartet, dass sie das Gespräch in diese Richtung lenken würde. Seine Miene war düster. »Picard«, sagte er.

»Picard.« Sie leerte ihr Glas und stellte es zwischen sich und ihn auf den niedrigen Tisch. »Sie müssen ihn zur Erde zurückbeordern.«

»Er braucht acht Wochen für den Rückflug, Phillipa.«

»Dann sollte er sich wohl besser auf den Weg machen.«

Akaar runzelte die Stirn. »Auch ich glaube, dass Picard für seine Taten geradestehen muss«, sagte er dann. »Aber er war kein Agent von Sektion 31. Er wusste nichts davon, was die Organisation mit Zife und den anderen gemacht hat.«

»Wir werden sehen. Wenn alles vorbei ist, wissen wir es genau.«

Akaar stellte sein Glas neben ihres – er hatte seinen Brandy nicht ausgetrunken – und verlagerte seine Position, sodass er ihr nun direkt gegenübersaß. »Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass er mit diesen Leuten unter einer Decke gesteckt hat? Dass er hinter den Kulissen gewirkt, klammheimlich Föderations- und Sternenflottenpolitik beeinflusst und niemand anderem als diesen Kriminellen Rede und Antwort gestanden hat? Wir sprechen hier von Jean-Luc Picard. Sie wissen so gut wie ich, dass er sich nie dafür hergegeben hätte. Wie viel hat er für unsere Ideale geopfert, während andere Lippenbekenntnisse abgegeben oder sogar versucht haben, sie auszuhöhlen? Das ist der Mann, der dem Sternenflottenkommando die Stirn geboten und im Zuge der Ba’ku-Affäre seine Karriere aufs Spiel gesetzt hat. Und was er mit den Borg durchgemacht hat – davon will ich gar nicht anfangen.«

»All das ist mir bewusst«, sagte Louvois, »und ich weiß es zu schätzen.«

Allein die Vorstellung, dass Picard willentlich eine Gruppierung wie Sektion 31 unterstützen könnte, war lächerlich, davon war Louvois überzeugt. Sie konnte jedoch nicht zulassen, dass persönliche Gefühle sie in der Ausübung der ihr auferlegten Pflicht behinderten. Akaar würde sich das ebenfalls nicht erlauben, aber das bedeutete nicht, dass er – oder sie – gegen solche Gefühle gefeit waren.

»Sie waren doch sicher genauso erschüttert wie ich, seinen Namen auf der Liste zu sehen«, sagte sie. »Ich kenne den Mann seit über dreißig Jahren … Und noch bevor ich ihm das erste Mal begegnet bin, war seine Reputation bereits ausgezeichnet.«

Akaar stützte die Ellenbogen auf die Knie und lehnte sich ihr entgegen. »Dann wissen Sie, dass er ein ehrenwerter Mann ist.«

»Und dennoch haben Sie ihn abgekanzelt, als Sie von seiner Beteiligung an der Absetzung Zifes erfahren haben«, hielt Louvois dagegen.

»Natürlich habe ich das!« Akaar stieß die Worte zwischen den Zähnen hervor. »Er war in einen Staatsstreich involviert! Ein ordnungsgemäß gewählter Föderationspräsident, mit Waffengewalt aus dem Amt gedrängt … Das konnte ich nicht ignorieren. Und ja, es ist unsere Pflicht, ihn vor Gericht zu zerren und alles in unserer Macht Stehende zu tun, um die Wahrheit ans Licht zu bringen, sodass der Gerechtigkeit Genüge getan wird. Aber, Phillipa … Wenn ich wirklich glauben würde, dass Picard unseres Vertrauens nicht mehr würdig wäre, dass wir uns in der Stunde der Not nicht auf ihn verlassen könnten, hätte ich bereits seinem Ersten Offizier das Kommando über die Enterprise gegeben und ihn angewiesen, augenblicklich zur Erde zurückzukehren.«

Er sah sie beinahe vorwurfsvoll an. »Ich weiß von Ihrer komplizierten Beziehung zu Picard. Sie haben die Anklage wegen des Verlusts der Stargazer gegen ihn geführt, und dennoch sind Sie beide Freunde geworden. Sie respektieren und schätzen einander, selbst wenn Sie in einem Konflikt nicht auf derselben Seite stehen. Ich glaube, wenn Sie Zweifel an Picards Integrität hätten – echte Zweifel –, hätten Sie seine Rückkehr schon vor drei Wochen gefordert.«

Er hat recht. Das mag mir nicht schmecken, aber es stimmt.

»Wenn ein Mann wie Picard eine solche Entscheidung trifft«, fuhr Akaar fort, »wenn er gegen seine Überzeugungen verstößt, kann man sich sicher sein, dass er darunter leidet. Ich gehe davon aus, dass er immer noch damit ringt. Dass die Sache ihn verfolgt.« Er lehnte sich zurück. »Und die Wahrheit ist doch die: Wir können nicht gutheißen, welcher Methoden Picard und die anderen sich bedient haben, aber es ist glasklar, dass sie das Richtige getan haben. Um unser aller willen.«

»Es spielt aber keine Rolle, wie wir die Sache sehen, Leonard!«, fuhr Louvois ihn an. Sie sprang auf und begann, unruhig in ihrem Büro auf und ab zu gehen. »Es ist meine Aufgabe, die Gesetze der Föderation aufrechtzuerhalten, so wie es Ihre ist, gegen all jene vorzugehen, die sie brechen, die unsere Lebensweise bedrohen – ob nun von außen oder von innen heraus! Wir können nicht handeln, als hätten wir gar nichts aus dem Leyton-Skandal gelernt.«

James Leyton.

Der Name hallte bei jedem Schritt in ihrem Kopf wider. Leyton, ein ehemaliger Vice Admiral, war in den Monaten vor dem Dominion-Krieg Chef der Einsatzplanung der Sternenflotte gewesen. Es war eine Zeit großer Unsicherheit gewesen: Die Föderation und mit ihr der gesamte Alpha-Quadrant hatten die Gefahr unterschätzt, die das Dominion darstellte. Leyton hatte versucht, die Sternenflotte davon zu überzeugen, radikale Schutzmaßnahmen zu ergreifen und sich auf den Krieg vorzubereiten, den er vorhergesehen hatte. Er hatte Fürsprecher sowohl im Sternenflottenkommando als auch in der Föderationsregierung gefunden, aber es war ihm nicht gelungen, Präsident Jaresh-Inyo von seiner Sache zu überzeugen.

Leyton hatte geglaubt, für das Wohl der Föderation handeln zu müssen. Also hatte er einen Plan gesponnen, der auf Manipulation und Täuschung beruhte. Er hatte die Elitetruppe »Red Squad« – Kadetten der Sternenflottenakademie! – eingesetzt, um das Energienetz der Erde zu sabotieren. Sein Ziel war es gewesen, Angst vor dem Dominion zu schüren, besonders vor einer Gruppe Wechselbälger, die die Erde infiltriert und wichtige Schlüsselpositionen besetzt hatten. Dieser Schachzug hatte ihm endlich dazu verholfen, Jaresh-Inyo dazu zu bringen, weltweit das Kriegsrecht zu verhängen. Durch eine raffinierte List hatte er es außerdem so aussehen lassen, als würde das Dominion getarnte Schiffe aus dem Gamma-Quadranten durch das bajoranische Wurmloch schicken, um die Erde anzugreifen. Indem er das getan hatte, hatte er einen Putsch vorbereiten können, um Jaresh-Inyo zu entmachten und eine Militärdiktatur unter seiner eigenen Führung auszurufen, bis die Gefahr durch das Dominion gebannt war.

Und wo war Leyton jetzt? Louvois hatte keine Ahnung. Der ehemalige Admiral hatte eine Haftstrafe von fünf Jahren in der Strafkolonie der Föderation auf Neuseeland abgesessen, aber danach war er … verschwunden. Er hatte Interviewanfragen von Journalisten, Historikern und Möchtegern-Biografen abgelehnt. Louvois, die seine persönliche Geschichte so gut kannte, hatte es stutzig gemacht, dass sein Name in Bezug auf die Affäre um Sektion 31 nirgendwo auftauchte. Hatte er wirklich nie mit der Geheimorganisation zu tun gehabt? Sie würde einen ihrer Assistenten darauf ansetzen müssen, Leyton aufzuspüren.

»Leyton und seine Anhänger haben sich nicht in dem Dominion getäuscht«, sagte Akaar, »aber was Leyton getan hat, war abscheulich und selbstgerecht. Sie können ihn nicht mit Picard vergleichen.«

Louvois machte Anstalten zu protestieren, aber Akaar gab ihr keine Gelegenheit dazu. »Ich will nur sagen, dass sich nicht jeder, der an Zifes Amtsenthebung beteiligt war, im gleichen Maß schuldig gemacht hat. Trotz aller Dringlichkeit, Gerechtigkeit walten zu lassen … Wir müssen dafür sorgen, dass die Strafe dem Vergehen angemessen ist.«

Louvois nickte, unterbrach ihre rastlose Wanderung und starrte ins Nichts. »Ich stimme Ihnen voll und ganz zu, Leonard. Aber wir können diese Abstufungen nicht vornehmen, wenn wir nicht die nötige Vorarbeit leisten. Wir müssen unermüdlich nach der Wahrheit suchen. Wir müssen jedes juristische Mittel nutzen, das uns zur Verfügung steht, mit dem vorhandenen Licht jede dunkle Ecke ausleuchten, damit niemand sich darin verbergen kann. Bis hin zur letzten traurigen, bitteren Tatsache muss alles auf den Tisch kommen, weithin sichtbar für das ganze Universum … Oder wir werden für immer befürchten, dass sich so etwas wiederholen könnte.«

Sie wandte sich zu Akaar um. »Der Föderationsrat hat mir diese Aufgabe übertragen, aber ohne Ihre Hilfe werde ich daran scheitern. Kann ich auf Sie zählen, Leonard? Kann ich darauf vertrauen, dass Sie objektiv an die Sache herangehen? Es ist eine schwere Last, das weiß ich wohl, aber sie muss geschultert werden. Sind Sie willens, der Wahrheit zuliebe Ihre persönlichen Befindlichkeiten und Loyalitäten außen vor zu lassen, koste es, was es wolle?«

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