Kitabı oku: «Pragmatische Bedingungen der Topikalität», sayfa 5

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Fassen wir zusammen: Neben dem Zusammenfall von Topik und Hintergrund gibt es nach Molnár auch die Möglichkeit des Zusammenfalls von Topik und Fokus. Fokusfähig sind Topiks in Sätzen, die aufgrund ihres diskursinitialen Charakters keinen Hintergrund haben – so wie in (21) – oder in Sätzen, in denen das ‚fokussierte‘ Topik nicht das einzige fokussierte Element des Satzes ist – so wie in (22), wo neben dem Subjekt auch Elemente fokussiert sind, die zur Prädikation gehören.

Lässt es sich aber überhaupt rechtfertigen, in Fällen wie in (21) und (22) eine Topik/Kommentar-Gliederung anzunehmen, die unabhängig von der auf sprecherseitige Relevanz abzielenden Fokus/Hintergrund-Gliederung operiert? Zur Beantwortung dieser Frage müssen wir noch einmal auf Molnárs Explikation der Topik-Kategorie eingehen und zu klären versuchen, worin sich die ihrem Verständnis nach „sachbezogene“ (s.o.) Ebene der Topik/Kommentar-Gliederung von der auf den Aspekt der „Relevanz“ abzielenden Fokus/Hintergrund-Gliederung unterscheiden soll.

Auch Molnárs Topik-Begriff orientiert sich am klassischen Aboutness-Konzept. Durch die Topik/Kommentar-Gliederung wird der Satz hinsichtlich seines „Mitteilungsaspekts“ aufgeteilt in (i) das „worüber etwas gesagt wird“ und (ii) das, „was darüber ausgesagt wird“ (1993, 162). Des Weiteren möchte sie Topikalität als ein „grundsätzlich pragmatisches Konzept“ (1993, 163) verstehen: Mit Verweis auf T. Reinharts (1981) Begriff der „pragmatic assertion“ 9 deutet sie das Topik als „eine der Komponenten der im pragmatischen Sinne gedeuteten Prädikation, wobei es sich um eine satzinterne Relation zwischen Satzgegenstand und Satzaussage handelt“ (ebd.). Neben dieser auf den Satz bezogenen Explikation weist Molnár noch darauf hin, dass „bestimmte Aspekte der Topikalität […] nur durch den Bezug auf einen größeren Diskurszusammenhang zu klären [sind]“ (ebd.).

Wie sieht im Verhältnis dazu ihr Verständnis der Fokus/Hintergrund-Gliederung aus? Wie oben ausgeführt wurde, fußt Molnár die Fokus-Kategorie auf ihr Konzept der „vom Sender entschiedenen Relevanz“ (s.o.). Molnárs knappe Ausführungen hierzu legen nahe, dass sie sich hierfür auf zwei von Strawson formulierte Prinzipien bezieht: das „principle of the presumption of knowledge“ und das „principle of relevance“. Diese Prinzipien tragen nach Molnár wesentlich zur Herstellung von Kohärenz und Informativität in der Kommunikation bei: Der Sprecher knüpft an etwas Bekanntes an (presumption of knowledge), worüber (!) er dann etwas Neues und damit für den Hörer Relevantes mitteilt (principle of relevance).10

Hier zeigt sich: die zwei von Molnár für die Fokus/Hintergrund-Gliederung ins Spiel gebrachten Prinzipien zeichnen sich dadurch aus, dass sie der Aboutness-Relation, die sie der Topik/Kommentar-Gliederung zugrunde legt, außerordentlich ähnlich sind. Strawsons Prinzipien können nämlich genauso gut auch auf die Ebene der Topik/Kommentar-Gliederung angewendet werden – mit dem Topik als dem ‚Worüber‘ der „im pragmatischen Sinne gedeuteten Prädikation“ (s.o.). Was über dieses ‚Worüber‘ ausgesagt – „pragmatisch assertiert“ – wird, sichert dann die Informativität der Äußerung im Sinne der Strawson’schen ‚presumption of ignorance‘.11

Wenn aber die im Sinne der ‚presumption of ignorance‘ zum Fokusbereich zählenden Subjektkonstituenten in (21) und (22) zu dem gehören, was in diesen Sätzen pragmatisch assertiert wird, wie können sie dann zugleich Gegenstand der Satzaussage im pragmatischen Sinne sein? Der zentrale Widerspruch in Molnárs Drei-Ebenen-Modell ist also, dass sie fokussierte Topiks in der Konsequenz sowohl als Satzgegenstand als auch zur Satzaussage gehörig deutet. Nun ist es aber dennoch so, dass sich die satzinitialen Konstituenten in (21) und (22) – anders als in (23) – durchaus als ‚Gegenstand‘ der Prädikation deuten lassen – jedoch nicht, wie Molnár meint, „im pragmatischen Sinne“ (s.o.). In Kap. 5.2 werde ich darum dafür plädieren, zwischen der semantischen und der pragmatischen Ebene der Prädikation zu unterscheiden. Diese Unterscheidung erlaubt es, auch in Fällen wie in (21) und (22) von einer auf die jeweiligen Subjekt-Konstituenten abzielenden Prädikation zu sprechen, die dort jedoch kontextbedingt nicht auf einer Relation zwischen „pragmatic assertion“ und „pragmatic presupposition“ (Lambrecht 1994) beruht. Wie ich im nächsten Kapitel zeigen möchte, ist es aber genau diese Unterscheidung, auf deren Basis sich das Konzept der Aboutness explizieren lässt.

3 Topik und Aboutness

Innerhalb neuerer pragmatisch orientierter Ansätze zur Informationsstruktur finden sich häufig Rückgriffe auf Ideen, die der Philosoph P. F. Strawson in seinem Aufsatz „Identifying reference and truth-values“ formuliert hat (Strawson 1964).1 Die Attraktivität der Ideen Strawsons für pragmatisch orientierte Ansätze zur Informationsstruktur besteht vor allem darin, die klassische Satzgegenstand/Satzaussage-Unterscheidung aus einer Perspektive zu betrachten, die die diskursiven Voraussetzungen der Äußerung von Sätzen mitberücksichtigt. Darum ist Strawson besonders für diejenigen Ansätze inspirierend gewesen, die das Verhältnis der Topik-Kategorie zu seinen Komplementärkategorien als Relation der Aboutness verstehen möchten und sich um eine Klärung des Aboutness-Begriffs bemühen. Bezugnahmen auf Strawson finden sich etwa bei Gundel (1988a; 1988b), Lambrecht (1994) und Reinhart (1981).2 Im Folgenden sollen die jeweiligen Explikationsvorschläge der Autoren bezüglich des Aboutness-Begriffs chronologisch, beginnend mit Strawson, vorgestellt werden. Bei der Diskussion der in manchen Punkten ähnlichen, sich im Detail aber auch deutlich unterscheidenden Ansätze soll das Hauptaugenmerk auf zwei Problemfelder gerichtet werden, die auch schon in den vorangegangen Abschnitten angesprochen wurden: zum einen die Frage nach dem Verhältnis von Topikalität und Givenness, zum anderen die Frage, wie sich die Topik-Kategorie zu ihren Komplementär-Kategorien verhält. Zum Abschluss des Kapitels wird gezeigt, dass es Lambrechts Ansatz am besten gelingt, diese Probleme zufriedenstellend in den Griff zu bekommen.

3.1 Strawson: Topiks als „centers of current interest“

Strawson geht es in „Identifying reference and thruth-values“ nicht in erster Linie um den Begriff der Aboutness. Seine Ausführungen stehen vielmehr in Zusammenhang mit der Debatte um die Frage, wie Sätze, in denen sich für einen referierenden Ausdruck kein Referent angeben lässt, in denen also die Existenzpräsupposition verletzt wird, im Hinblick auf ihren Wahrheitswert zu interpretieren sind. Lässt sich bspw. eine Behauptung wie „Der gegenwärtige König von Frankreich ist kahlköpfig“ – so das klassische, von Russell (1905) stammende Beispiel – als ebenso unzutreffend bezeichnen wie eine Behauptung über eine real existierende Person, der fälschlicherweise Kahlköpfigkeit zugeschrieben wird? Oder weist eine solche Behauptung Defizite auf, die ihre Beurteilung im Hinblick auf Wahrheit oder Falschheit unmöglich macht? Anhänger der letzteren Position verweisen traditionell darauf, dass nur Aussagen über Dinge, deren Existenz als gegeben vorausgesetzt (präsupponiert) werden können, hinsichtlich ihrer Wahrheit oder Falschheit beurteilbar sind. Behauptungen über nicht existierende Dinge, Sachverhalte oder Personen (wie eben der ‚gegenwärtige‘ König von Frankreich) sind nicht etwa falsch, sondern „missglückt“ (infelicious) im Sinne Austins und verfügen daher über eine sogenannte „Wahrheitswert-Lücke“ (truth-value gap) (Quine). Auch Strawson ist dieser Auffassung. Für Strawson kommt jedoch noch ein entscheidender Aspekt hinzu: Die Zuweisbarkeit eines Wahrheitswerts ist nicht allein schon durch die Verletzung der Existenzpräsupposition unterbunden, sondern erst dann, wenn sie in Kombination mit einer bestimmten kommunikativen Rolle auftritt, die der entsprechende Referenzausdruck im Vollzug der Äußerung innehat. Dies ist der Zusammenhang, in dem Strawson den Begriff der Aboutness in die Diskussion einbringt.

Zunächst zu Strawsons Argumenten gegen die Auffassung, dass derartige Sätze wahrheitswertfähig seien: Strawson führt das Missglücken solcher Sätze auf die Nicht-Einhaltung bestimmter Sprecherannahmen und kommunikativer Prinzipien zurück. Wenn etwa jemand die Auskunft gibt: „All John’s children are asleep“, so kann er dies sinnvoll nur unter der Voraussetzung tun, dass John Kinder hat, und die Frage, ob diese Behauptung zutrifft oder nicht, stellt sich nach Strawson überhaupt nicht, wenn John in Wirklichkeit gar keine Kinder hat (vgl. Strawson 1952, 173ff.): „We can, and normally should, say that, since John has no children, the question does not arise. […] The more realistic view seems to be that the existence of children of John’s is a necessary precondition not merely of the truth of what is said, but of its being either true or false“ (ebd.).

Für Strawsons Position ist es von zentraler Bedeutung, dass er die Frage nach der Wahrheit oder Falschheit von Sachverhalten nicht an Sätze, sondern an deren Äußerung bindet.1 Hier kommen nun die von Strawson formulierten kommunikativen Prinzipien ins Spiel: Sprecher vollziehen Äußerungen auf der Basis bestimmter Annahmen (presumptions) über den (oder die) Adressaten ihrer Äußerungen (Strawson 1971a, 86). Ein Typ von Annahmen bezieht sich auf den Umstand, dass der Zweck assertiver Sprechhandlungen zuallererst darin besteht, dem Hörer etwas mitzuteilen, das er noch nicht weiß:

Since there is no point in […] informing somebody of something of which he is already apprised, the making of an assertive utterance or statement […] implies a presumption (on the part of the speaker) of ignorance (on the part of the audience) of some point to be imparted in the utterance. (Strawson 1971a, 86)

Dem aus dieser Annahme abgeleiteten „principle of the presumption of ignorance“. stellt er ein weiteres Prinzip zur Seite: das „principle of the presumption of knowledge“. Strawson begründet die Notwendigkeit für dieses zweite Prinzip mit einem weiteren Typ von Sprecherannahmen:

[…] when an empirically assertive utterance is made with an informative intention, there is usually or at least often a presumption (on the part of the speaker) of knowledge (in the possession of the audience) of empirical facts relevant to the particular point to be imparted in the utterance. (1971a, 87)

Strawson hat hierbei eine ganz bestimmte Art von Hörerwissen im Sinn: Das Wissen, von dem Sprecher annehmen, dass es seitens des Hörers vorausgesetzt werden kann, ist ein sogenanntes Identifizierungswissen (identifying knowledge). Sprecher gehen davon aus, dass bestimmte, in der Äußerung erwähnte (Diskurs-)Gegenstände auch für den Hörer zugänglich sind:

When people talk to each other they commonly and rightly assume a large community of identifying knowledge of particular items. Very often a speaker knows or assumes that a thing of which he has such a knowledge is also a thing of which his audience has such a knowledge. (1971a, 87f.)

Unter dem Begriff des Identifizierungswissens versteht Strawson das Vermögen, auf Dinge perzeptuell zugreifen und sie von anderen Dingen unterscheiden zu können, wobei Grad wie auch Art und Weise dieses Identifizierungsvermögens recht unterschiedlich ausfallen können:

[…] a person may be able to pick a thing out in his current field of perception. Or he may know there is a thing (not in his current field of perception) to which a certain description applies which applies to no other thing […]. Or he may know the name of a thing and be able to recognise it when he encounters it, even if he can normally give no identifying description of it […]. If a man satisfies any of these conditions in respect to a certain particular, I shall say he has identifying knowledge of this particular. (1971a, 87)

Die sprachliche Bezugnahme auf Gegenstände, von denen der Sprecher seitens des Hörers Identifizierungswissen voraussetzt, nennt Strawson identifizierende Referenz (identifying reference). Im Vollzug von Äußerungen wird die identifizierende Referenz durch Ausdruckstypen wie definite Kennzeichnungen, Eigennamen sowie Personal-, Demonstrativ- oder Possessivpronomen geleistet. Strawson stellt heraus, dass der Zweck identifizierender Referenz nicht darin zu sehen ist, den Hörer über die Existenz des Gegenstands, auf den referiert wurde, zu informieren. Seine Existenz wird nicht behauptet, vielmehr wird vorausgesetzt, dass für ihn hörerseitiges Identifizierungswissen schon besteht.2 Darum sind Fälle, in denen behauptet wird, dass Johns Kinder schlafen, obwohl John gar keine Kinder hat, oder in denen über einem nicht existierenden König von Frankreich ausgesagt wird, dass er kahlköpfig ist, nicht als falsche Behauptungen (false statements) zu werten, sondern als Fälle „vollständig misslingender Referenz“ (radical reference-failure) (vgl. Strawson 1971a, 89). Derartige Fälle sind missglückt in dem Sinne, dass sie dem „principle of the presumption of knowledge“ nicht Folge leisten, da die identifizierende Referenz dort hörerseitig nicht erfüllbar ist.3

Allerdings führt nicht jede ‚reference-failure‘ zu einem Missglücken in der eben beschriebenen Weise. Die oben diskutierten Beispiele zeichnen sich nämlich durch eine gemeinsame Eigenschaft aus. Die ‚reference-failure‘ betrifft dort Ausdrücke innerhalb einer bestimmten syntaktischen Position: sowohl all John’s children als auch der gegenwärtige König von Frankreich stehen in Subjekt-Position. Wie sind aber Fälle zu bewerten, in denen die ‚reference-failure‘ Ausdrücke betrifft, die nicht in Subjektposition stehen? Strawson macht die Anwendbarkeit des wahr/falsch-Kriteriums auf Behauptungsäußerungen nämlich nicht allein an der gelingenden bzw. misslingenden Referenz auf einen Diskursreferenten fest, sondern auch an der kommunikativen Rolle, die dem Referenten des von ‚reference-failure‘ betroffenen Ausdrucks jeweils zukommt. Angenommen, man würde über eine tatsächlich stattfindende Kunstausstellung – in einem Fall also, in dem die identifizierende Referenz nicht misslingt – die Aussage machen, dass diese vom gegenwärtigen König von Frankreich besucht worden sei, so ist dies für Strawson durchaus noch beurteilbar hinsichtlich des wahr/falsch-Kriteriums. Strawson stellt die folgenden Varianten gegenüber (vgl. 1971a, 96):


(1a) The exhibition was visited yesterday by the king of France.
(1b) The king of France visited the exhibition yesterday.

Je nachdem, ob die ‚reference-failure‘ Ausdrücke in Subjektposition betrifft oder nicht, ergeben sich für Strawson Unterschiede hinsichtlich der Anwendbarkeit des wahr/falsch-Kriteriums. Der Passiv-Variante in (1a) kann ein Wahrheitswert zugewiesen werden: Sie liefert falsche Informationen über die Kunstausstellung – trotz des von ‚reference-failure‘ betroffenen, Existenz präsupponierenden Referenzausdrucks innerhalb der Prädikation –, wohingegen Variante (1b), in der das Subjekt von der ‚reference-failure‘ betroffen ist, sich einer wahr/falsch-Beurteilung entzieht.

Dies ist der Punkt, an dem Strawson den Begriff der Aboutness ins Spiel bringt. Die Erklärung für den Unterschied zwischen (1a) und (1b) macht Strawson in dem jeweils vorausgesetzten „Interessenschwerpunkt“ (center of current interest) aus, den er versteht als das, „what the statement is about“ (vgl. 1971a, 96f.) und dessen Indizierung durch die Subjekt-Realisierung erfolgt:

Statements, or the pieces of discourse to which they belong, have subjects, not only in the relatively precise senses of logic and grammar, but in a vaguer sense with which I shall associate the words ‘topic’ and ‘about’. (1971a, 97)

Während der Interessenschwerpunkt in (1a) auf der (tatsächlich stattfindenden) Ausstellung liegt, und der entsprechende Referenzausdruck somit nicht von ‚reference-failure‘ betroffenen ist, fällt er in (1b) mit der misslingenden Referenz zusammen. Darum lässt sich die Passiv-Variante in (1a) Strawson zufolge noch als falsche Behauptung beurteilen: Die ‚reference-failure‘ betrifft dort nicht das Topik der Behauptungsäußerung, sondern lediglich den Bereich, der als Information über ihr Topik fungiert:

We may still judge the statement as putative information about its topic and say, perhaps, that the failure of reference has the consequence that it is misinformative about its topic. (1971a, 98)

In (1b) hingegen ist eine Deutung der Äußerung als falsche Information über ihr Topik ausgeschlossen:

If we know of the reference-failure, we know that the statement cannot really have the topic it is intended to have and hence cannot be assessed as putative information about that topic. It can be seen neither as correct, nor as incorrect, information about its topic. (ebd.)

Die oben diskutierten Beispiele, in denen das Topik immer durch das Subjekt-Argument repräsentiert wird, erwecken vielleicht zunächst den Eindruck, dass Strawson das Subjekt generell als Indikator für Topikalität begreifen möchte. Diese Auffassung kann ihm jedoch nicht zugeschrieben werden, wie die folgenden Beispiele zeigen (vgl. 1971a, 96):


(2a) A: What examples are there of famous contemporary figures who are bald? B: The king of France is bald.
(2b) A: What outstanding events, if any, have occurred recently in the social or political field? B: The king of France married again.

Beiden Antworten lässt sich Strawson zufolge ein Wahrheitswert zuordnen. Sie sind als falsch beurteilbar, trotz des von ‚reference-failure‘ betroffenen Subjekt-Ausdrucks. Diesen Befund führt er auf den jeweils vorausgesetzten Fragekontext zurück: „The question in each case represents the antecedent center of interest as a certain class“ (1971a, 96). Die Antwort in (2a) möchte Strawson darum als eine Behauptung über die in der Frage erwähnte Klasse kahlköpfiger Berühmtheiten deuten, zu der auch ein gegenwärtiger König von Frankreich gehören soll. Da dies nicht der Fall sein kann, lässt sich die Antwort von B als falsche Antwort auf die Frage nach gegenwärtigen kahlköpfigen Berühmtheiten auffassen. Auch die Antwort in (2b) lässt sich laut Strawson durch den Fragekontext als falsch deuten: Dort wird behauptet, dass ein bestimmtes Ereignis stattgefunden hat: nämlich die Heirat des (gegenwärtigen) Königs von Frankreich – was ebenfalls nicht der Fall gewesen sein kann.4

Strawson hat den Topik-Begriff in die Diskussion um referenztheoretische Fragen eingebracht, um darauf hinzuweisen, dass bei der Frage nach der Zuweisbarkeit von Wahrheitswerten auch die kommunikative Rolle der in den Behauptungsäußerungen genannten Diskursgegenstände zu berücksichtigen ist – und damit der diskursive Kontext, in den die Äußerungen jeweils eingebettet sind. Dass eine Frage wie die, ob es zutrifft, dass Johns Kinder schlafen, schlicht „nicht aufkommt“ (does not arise), wenn John gar keine Kinder hat (vgl. das oben angeführte Beispiel), erklärt sich einfach daraus, dass kein Äußerungskontext vorstellbar ist, in dem sich eine solche Frage sinnvoll stellen ließe. Denn dass ein Diskursgegenstand – wie etwa Johns Kinder – im Rahmen eines Frage-Antwort-Kontexts als „center of current interest“ gelten kann, setzt voraus, dass für diesen Gegenstand seitens des Sprechers und Hörers das vorliegt, was Strawson Identifizierungswissen nennt. Auf diesem Umstand beruht nicht nur Strawsons Intuition, dass Topiks Teil dessen sein müssen, was sprecher- und hörerseitig präsupponiert wird, sondern auch seine Einsicht, dass eine Behauptung wie etwa die, dass Johns Kinder schlafen, erst durch ihre In-Beziehung-Setzung zu einem aktuellen „center of interest“ Informativität erhält:

We do not, except in social desperation, direct isolated and unconnected pieces of information at each other, but on the contrary intend in general to give or add information about what is a matter of standing or current interest or concern. (1971a, 97)

In diesen Zusammenhang ist Strawsons ‚principle of relevance‘ zu stellen, das er seinem ‚principle of the presumption of knowledge‘ als Komplementärprinzip zur Seite stellt (vgl. 1971a, 97f.): Eine Behauptungsäußerung ist nicht nur allein dadurch informativ, dass sie dem Hörer etwas Neues mitteilt (presumption of ignorance), sondern auch dadurch, dass die neue Information auf den Diskursgegenstand zu beziehen ist, der als „center of interest“ aktuell die Topik-Rolle innehat.