Kitabı oku: «Pragmatische Bedingungen der Topikalität», sayfa 4

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Auch was den so oft herausgestellten graduellen Charakter des kommunikativen Dynamismus betrifft, so muss dieser m.E. relativiert werden. Firbas löst sich in seinem Ansatz durchaus nicht von dichotomischen Konzepten. Dichotomien bilden die Grundlage sowohl für die referentielle als auch für die relationale Dimension. In referentieller Hinsicht ist die Unterscheidung von kontextabhängigen und kontextunabhängigen Elementen grundlegend, in relationaler Hinsicht die Unterteilung des Satzes in „foundation-laying“ und „core-constituting elements“.

Ein Ausweg aus der offensichtlich inkonsistenten Zusammenführung der relationalen und referentiellen Dimension bestünde möglicherweise darin, beide Ebenen kategorial voneinander zu trennen. Einen solchen Weg beschreitet Halliday, der zwischen Thematizität und Givenness unterscheidet.

2.4 Halliday: Theme vs. Given

Wie wir gesehen haben, umfasst die Thema/Rhema-Dichotomie, so wie sie im Rahmen der Prager Schule zunächst von Mathesius ausformuliert wurde, zwei Aspekte der Informationsstrukturierung: einerseits die Unterscheidung von bekannter und neuer Information (given-new), andererseits die Gegenüberstellung von Satzgegenstand und Satzaussage. Auch Firbas versucht, wie gezeigt wurde, zwei Aspekte in ein einheitliches Konzept zu integrieren. Die mit der given-new-Dichotomie verwandte Unterscheidung kontextabhängiger und kontextunabhängiger Satzelemente und die eher auf den Mitteilungsaspekt abzielende, aber durchaus mit der Unterscheidung von Satzgegenstand und Satzaussage verwandte Aufteilung des Satzes in „foundation-laying“ und „core-constituting elements“ vereint Firbas in seinem Konzept des kommunikativen Dynamismus. M.A.K. Halliday, der im Rahmen seines funktionalen Grammatikkonzepts ebenfalls mit Kategorien der Informationsstruktur operiert, schlägt einen anderen Weg ein (vgl. Halliday 1967, 1970, 1985). Halliday unterscheidet begrifflich zwischen ‚Thema vs. Rhema‘ und ‚given vs. new‘. Obwohl er beide Dichotomien der „textuellen“ Funktion ‚Theme‘ zuordnet,1 plädiert er für eine kategoriale Trennung. Beides falle zwar häufig, jedoch nicht notwendig zusammen (vgl. Halliday 1970, 162).

Die Thema/Rhema-Dichotomie bestimmt Halliday im Sinne der Unterscheidung von Satzgegenstand und Satzaussage. Ein Satz in seiner Funktion als Mitteilung („message“) lässt sich zerlegen in den satzinitialen thematischen Bereich und den daran anschließenden rhematischen Bereich, wobei das Thema als „point of departure“ (1985, 38) fungiert: „[…] the Theme is the starting-point of the message; it is what the clause is going to be about“ (ebd., 39).2 Thematisch in diesem Sinne können nach Halliday neben einfachen und komplexen Nominalphrasen in Subjektposition und satzinitialen adverbialen Ergänzungen auch die Vorfeld-Elemente von Cleft-Sätzen sein. Vgl. Halliday (1970, 161) und (1985, 60):


Theme Rheme
I don’t know.
People who live in glasshouses shouldn’t throw stones.
Yesterday we discussed the financial arrangements.
It was his teacher who persuaded him to continue.

Die Thema/Rhema-Struktur grenzt Halliday ab von der Ebene der ‚Informationsstruktur‘, die er funktional der given/new-Dichotomie zuordnet. Dabei nimmt er die Unterscheidung von ‚aboutness‘ und ‚givenness‘ nicht nur in funktionaler Hinsicht vor, sondern auch hinsichtlich der Mittel ihrer sprachlichen Signalisierung (vgl. 1970, 160f.): Die Thema/Rhema-Struktur wird über die Wortstellung realisiert, wobei Halliday für das Englische die strikte Regel formuliert, dass das Thema die satzinitiale Position einnimmt (siehe die o.a. Beispiele), wohingegen die Informationsstruktur durch Intonation ausgedrückt wird, indem ‚neue‘ Elemente durch Akzentuierung markiert werden.

Eine Konsequenz dieser strikten Bestimmung ist, dass Halliday auch die satzinitialen Elemente in Frage- und Imperativsätzen als thematisch bestimmen muss. So versucht Halliday die Thematizität des Fragepronomens oder des finiten Verbs als Erstelemente im Fragemodus mit Bezug auf seine Themabestimmung als das, „what the sentence is about“ zu rechtfertigen: „The natural theme of a question […] is ‘what I want to know’“ (1985, 47).3

Um sich nicht dem Vorwurf auszusetzen, Thematizität allein an topologischen Kriterien festzumachen, unterscheidet Halliday zwischen Realisierung und Funktion: „First position in the clause is not what defines the Theme; it is the means whereby the function of Theme is realized, in the grammar of English“ (1985, 39). Halliday betont zwar ausdrücklich, dass er die strikte Erstposition nur für das Englische behauptet, die satzinitiale Position des Themas hat für ihn letztlich aber doch universalen Charakter:

[…] if in any given language the message is organized in Theme-Rheme structure, and if this structure is expressed by the sequence in which the elements occur in the clause, then it seems natural that the position for the Theme should be at the beginning, rather than at the end or at some other specific point. (Halliday 1985, 39)

Die kategoriale Trennung von Thema/Rhema-Struktur und informationeller Struktur beruht jedoch nicht nur auf ihren unterschiedlichen Funktionen und den jeweils spezifischen Mitteln ihrer Signalisierung (Theme/Rheme: Wortstellung; Given/ New: Intonation), sondern auch auf dem Umstand, dass sich die Kategorien auf unterschiedliche Einheiten beziehen. Während Thema und Rhema (einfachen oder komplexen) Konstituenten des Satzes entsprechen, ordnet Halliday ‚given‘ und ‚new‘ sogenannten ‚Informationseinheiten‘ („information units“) zu:

The information unit consists of an obligatory ‘new’ element – there must be something new, otherwise there would be no information – and an optional ‘given’ element; the main stress (‘tonic nucleus’) marks the end of the ‘new’ element, and anything that is ‘given’ precedes it, unless with good reason. (Halliday 1970, 163)

Im ‚unmarkierten‘ Fall umfasst eine Informationseinheit einen ganzen Satz, wobei sich das den Hauptakzent („main stress“)4 tragende Element im rhematischen Bereich befindet und die Informationsstruktur – komplett oder zumindest partiell – mit der Thema/Rhema-Struktur zusammenfällt:5


(15) // John painted the shed //

Im ‚markierten‘ Fall, wie etwa im folgenden Beispiel (Halliday 1970, 163), ist die Entsprechung von Satz und Informationseinheit, der Gleichlauf von Informationsstruktur und Thema/Rhema-Struktur und auch die Abfolge ‚given > new‘ nicht gegeben:


(16) // this gazebo // can’t have been built by Wren //
theme rheme
new new given

Gemäß seiner Definition, nach der eine Informationseinheit aus (obligatorischen) neuen Elementen – mindestens einem – und (fakultativen) bekannten Elementen besteht, wobei die neuen Elemente intonatorisch von den bekannten abgehoben sind, muss Halliday für diesen Satz zwei „message blocks“6 annehmen, die sich jeweils über den NP- und den VP-Bereich erstrecken.

Das Auseinanderfallen von Informationsstruktur (d.h. ‚Given/New‘-Struktur) und Thema/Rhema-Struktur – neue Elemente befinden sich sowohl im thematischen als auch im rhematischen Bereich – ergibt sich aus dem spezifischen kommunikativen Kontext, in dem die Äußerung dieses Satzes eingebettet ist: „I am talking (theme), specifically, (new) about this gazebo: the fact is (rheme) that your suggestion (given) that Wren built it is actually quite impossible“ (Halliday 1970, 163). Die ‚Given/New‘-Struktur des Satzes ist also der Reflex auf die (vom Sprecher unterstellte) Überzeugung des Adressaten, dass es sich um ein von Christopher Wren entworfenes Pavillon handelt.7 Die Thema/Rhema-Struktur ist demgegenüber sprecherbezogen:

Given and new thus differ from theme and rheme, though both are textual functions, in that ‘given’ means ‘here is a point of contact with what you know’ (and thus is not tied to elements in clause structure), whereas ‘theme’ means ‘here is the heading to what I am saying’. (Halliday 1970, 163)8

Halliday bestimmt ‚new‘ allgemein im Sinne hörerseitig unzugänglicher Information – was von der der Frage der Zugänglichkeit oder Nicht-Zugänglichkeit eines Diskursreferenten unabhängig ist: „The function ‘new’ means ‘treated by the speaker as non-recoverable information’: information that the listener is not being expected to derive for himself from the text or situation“ (1970, 163).

Die intonatorische Herausstellung ‚neuer‘ Satzelemente nennt Halliday „information focus“. Der Informationsfokus indiziert intonatorisch einen bestimmten Bereich („domain“) innerhalb der Informationseinheit als neu und grenzt ihn von ‚given elements‘ ab: „What lies outside that domain can be said to have the function ‘given’“ (1967, 207). Was fokussiert wird, unterliegt dabei der Sprecherwahl und reflektiert die kommunikativ-situative Verankerung der Äußerung (vgl. 1967, 207f.):9


(17a) // John painted the shed yesterday //
(17b) // John painted the shed yesterday //
(17c) // John painted the shed yesterday //
(17d) // John painted the shed yesterday //

Für (17a) bis (17c) gibt Halliday auf der Basis des klassischen Fragetests spezifische Kontexte an, in denen die Sätze jeweils als Antworten fungieren können: (a) als Antwort auf die Frage, wer die Hütte gestrichen hat, (b) auf die Frage, was mit der Hütte gemacht wurde und (c), wann sie gestrichen wurde. Passen die Sätze mit ihrem jeweiligen Intonationsmuster nur zu spezifischen Fragekontexten, so wie in (a) bis (c), spricht Halliday von markiertem Fokus. Lässt sich ein Satz auf der Basis seines Intonationsmusters einem kommunikativ-situativen Kontext nicht eindeutig zuordnen, handelt es sich um einen unmarkierten Fokus. Ein solcher Fall liegt seiner Meinung nach in (d) vor. Was diesen Satz informationsstrukturell ‚unmarkiert‘ macht, ist der Umstand, dass der Informationsfokus dort hinsichtlich der Frage nach dem Umfang seiner Domäne ambig bleibt. Sie kann entweder innerhalb des rhematischen Bereichs bleiben (What did John do?) oder sich auf den gesamten Satz beziehen (What happened?): „An item with unmarked focus may thus be represented as being ambiguous, as having the structure either given – new or simply new“ (1967, 208).10 Den Unterschied zwischen markiertem und unmarkiertem Informationsfokus expliziert Halliday folgendermaßen:

A distinction may […] be made between unmarked focus, realized as the location of the tonic on the final accented lexical item, which assigns the function ‘new’ to the constituent in question but does not specify the status of the remainder, and marked focus, realized as any other location of the tonic, which assigns the function ‘new’ to the focal constituent and that of ‘given’ to the rest of the information unit. (Halliday 1967, 208)

Damit sind die möglichen kommunikativen Kontexte der sogenannten markierten Informationsfoki aber noch nicht erschöpft. In anderen Diskurszusammenhängen lassen sich die Informationsfoki in (17a)-(17c) auch im Sinne eines Korrekturfokus denken. Ihre ‚non-recoverability‘ besteht dann nicht darin, dass sie die von der jeweiligen Frage eingeforderte Information darstellen oder dass, wie im ‚unmarkierten‘ Fall des Gleichlaufs von thematischer und informationeller Struktur, bekannter Information neue Information hinzugefügt wird, die dann im weiteren Verlauf als gemeinsame Diskursbasis gelten kann. Sie besteht vielmehr darin, dass im Fall der Korrektur die Geltung bestimmter Sachverhalte als gemeinsamer Diskurshintergrund zurückgewiesen wird, wobei es die Funktion des Fokus ist, das entsprechende Element als Korrektur auszuweisen, wohingegen die nicht fokussierten Elemente nicht nur als bekannt gelten sondern auch als gemeinsame Diskursbasis akzeptiert sind:


(18) Diskursbasis: Mary and John resored the shed.
A: Mary painted the shed.
B: No, John painted the shed.

‚Neu‘ im Sinne von „non-recoverable“ ist das fokussierte Element hier also nicht im Hinblick auf die Erweiterung der gemeinsamen Diskursbasis durch neu hinzugefügte Information, sondern hinsichtlich seiner Ausweisung als nicht akzeptierte Diskursbasis.11

In Analogie zum unmarkiertem vs. markierten Fokus unterscheidet Halliday auch zwischen unmarkiertem und markiertem Thema. Der Standardfall eines unmarkierten Themas ist das Subjekt als Thema im Deklarativsatz (1985, 45). Ein markiertes Thema bestimmt Halliday folgendermaßen: „A Theme that is something other than the Subject, in a declarative clause, we shall refer to as a Marked Theme“ (ebd.). Hierzu zählen satzinitiale Adjektive (today, suddenly etc.) oder Präpositionalgruppen (at night, in the corner, without much hope u.ä.) in adverbialer Funktion, aber auch vorangestellte nicht-verbale Elemente des Prädikats (White as snow was its fleece.) sowie Konstruktionen mit vorangestelltem Objekt (This responsibility we accept wholly.), die Halliday als „most marked“ charakterisiert (ebd., 45). Markierte Themen haben, ähnlich wie beim markierten Fokus, die Funktion der Herausstellung und Kontrastierung: „Marked theme represents a foregrounding of the speaker’s point of departure […]“ (1967, 214).

Das „foregrounding“ des Themas, das sonst, d.h. im unmarkierten Fall den Hintergrund (background) bildet, findet seinen Niederschlag in einer spezifischen Informationsstruktur, und zwar insofern, als das markierte Thema für sich selbst eine durch Intonation indizierte „information unit“ bildet – im Gegensatz zu Sätzen mit unmarkiertem Thema wie etwa in (15), wo sich eine „information unit“ über den gesamten Satz erstreckt. Vgl. die Beispiele für „marked themes“ in Halliday (1967, 214):


(19) (a) // tomorrow // John’s taking me to the theatre //
(b) // that // I don’t know //

Die intonatorische Hervorhebung indiziert das satzinitiale Adverbial tomorrow und das vorangestellten Objekt that als ‚new‘ im Sinne von ‚non-recoverable‘. Was aber macht diese Elemente thematisch? Die Funktion des „foregrounding“ ist offenbar die ‚Thematisierung‘ sonst, d.h. im unmarkierten Fall, nicht-thematischer Elemente: Sie werden durch die satzinitiale Stellung zum „point of departure“ des Sprechers, zum „starting-point of the message“, zu dem „what the clause is going to be about“.

Hinsichtlich der Frage, was es im Rahmen der textuellen Funktion theme denn heißen soll, dass bestimmte Elemente des Satzes den „point of departure“ oder das „Worüber“ des Satzes bilden, finden sich bei Halliday allerdings nur allgemeine Aussagen mit zum Teil metaphorischem Charakter. Das Thema wird begriffen als „that which is the concern of the message“ (1985, 33), als „peg on which the message is hung“, es gilt als „body of the message“ (1970, 161). Diese Formulierungen erinnern an die klassische Unterscheidung zwischen Satzgegenstand und Satzaussage, auch an Firbas’ Unterscheidung zwischen „foundation-laying“ und „core-constituting elements“. Weitere Andeutungen finden sich in Hallidays Bemerkungen zur textuellen Funktion des Themas: „The choice of Theme, clause by clause, is what carries forward the development of the text as a whole.“ (1985, 315). Halliday hat damit wohl eine wiederaufnehmende Funktion des Themas im Sinn: „In narrative and expository texts it is quite likely for the same participant […] to remain as topical Theme for a certain stretch of discourse“ (ebd.).12 Die textuelle Funktion des (unmarkierten) Informationsfokus ist es demgegenüber, dem Text neue Information hinzuzufügen: „The choice of information focus, by contrast, expresses the main point of the information unit, what it is that the speaker is presenting as news“ (ebd.). Hier werden Thema und Fokus praktisch in traditioneller Weise als Komplementärkategorien verstanden, ohne die an anderen Stellen als so zentral herausgestellte Unterscheidung von ‚Thema vs. Rhema‘ und ‚given vs. new‘ zu berücksichtigen, die ja ein Zusammenfallen von Thema und Fokus ausdrücklich zulässt.

Die genaue Funktion des „foregrounding“ von im unmarkierten Fall nicht-thematischen Fokus-Elementen bleibt demgegenüber im Dunkeln. Was genau rechtfertigt es, die nach Halliday fokussierten Elemente in (19) als thematisch aufzufassen, wenn es sich aufgrund des Zusammenfalls von Thema und (markiertem?) Fokus nicht um den Standardfall thematischer Wiederaufnahme handeln kann? Ebenso unklar bleibt der Unterschied zwischen Fällen markierter Thematizität wie in (19) und Fällen fokussierter unmarkierter Thematizität wie etwa in (17a): John painted the shed. Hier liegt ebenso ein Zusammenfall von Thema und Fokus vor, sodass sich Thematizität auch hier nicht im Sinne thematischer Wiederaufnahme deuten lässt. Thematizität bleibt in Hallidays Ansatz somit eine außerordentlich blasse Kategorie.13 Bolkestein (1993, 344) zieht in ihrer kritischen Bewertung des Ansatzes von Halliday darum den Schluss, dass Hallidays ‚Theme‘ letztlich eine rein formale Kategorie bleibt: Alleiniges Kriterium für die Thematizität einer Konstituente ist ihre Erstposition im Satz.

2.5 Molnár: Topik – Thema – Hintergrund

Auch Molnár (1993) plädiert für eine kategoriale Aufspaltung der klassischen Dichotomie. Sie geht über Hallidays Zwei-Ebenen-Modell (Theme/Rheme vs. Given/New) hinaus und schlägt ein Drei-Ebenen-Modell vor, mit eigenen kategorialen Bestimmungen und terminologischen Festlegungen. Zunächst zu ihrer Terminologie: Anders als Halliday nennt sie die ‚Worüber‘-Kategorie nicht Thema, sondern Topik. Auch bei Molnár ist ‚Fokus‘ kein Komplementärbegriff zur ‚Worüber‘-Kategorie, steht jedoch auch nicht der Givenness gegenüber, sondern bildet die Komplementärkategorie zum sogenannten Hintergrund. Hierdurch ergeben sich in Molnárs Modell drei Dichotomie-Ebenen – Topik/Kommentar, Thema/Rhema und Hintergrund/Fokus – für deren Unterscheidung funktionale und ausdrucksseitige Kriterien geltend gemacht werden. Für die funktionale Unterscheidung der drei Ebenen greift Molnár auf die Bühler’schen Sprachfunktionen ‚Ausdruck‘, ‚Appell‘ und ‚Darstellung‘ zurück (Molnár 1993, 164). Die „sachbezogene“ Ebene der ‚Darstellung‘ bezieht sich auf die Gliederung der Äußerung in Topik (im Sinne des ‚Worüber‘) und den darauf bezogenen Kommentar. Die „empfängerbezogene“ Ebene des ‚Appells‘ zielt auf den „Kenntnisgrad des Adressaten“ ab. Relevant hierfür ist das Kriterium ‚bekannt vs. neu‘, wofür in Molnárs Modell die Termini Thema und Rhema reserviert sind. Auf der „senderbezogenen“ Ebene des ‚Ausdrucks‘ unterscheidet Molnár zwischen Hintergrund und Fokus.1

Ausdrucksseitig korrelieren die drei Ebenen mit jeweils spezifischen „Formmitteln“. Für den Ausdruck der Kategorie des ‚Worüber‘ auf der Topik/Kommentar-Ebene ist ihrer Meinung nach das syntaktische Kriterium der Satzinitialität charakteristisch. Die Verwendung voller und komplexer oder pronominaler Ausdrücke kann auf die ‚bekannt/neu‘-Unterscheidung der Thema-Rhema-Ebene zurückgeführt werden. Und für die Fokus-Hintergrund-Gliederung macht Molnár – wohl in Anlehnung an Halliday – intonatorische Ausdrucksmittel geltend, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass hier auch „das komplizierte Verhältnis zwischen Prominenz und Fokusinterpretation“ zu beachten sei (1993, 164). Hier spielt sie wohl auf einen Sachverhalt an, den schon Halliday angesprochen hat: dass nämlich die Fokusdomäne oft über den Bereich der intonatorisch hervorgehobenen Elemente hinausgeht. In einer zusammenfassenden Übersicht ergibt sich so das folgende Schema:


Darstellung: Topik – Kommentar (Aboutness)
Empfänger: Thema – Rhema (bekannt vs. neu)
Sender: Hintergrund – Fokus (Relevanz)

Bemerkenswert an Molnárs Drei-Ebenen-Modell ist zunächst, dass sie den Fokusbegriff nicht auf der Basis des Kriteriums der ‚Neuheit‘ bestimmt. Die Unterscheidung von Fokus und Hintergrund beruhe vielmehr auf einer „vom Sender entschiedenen ‚Relevanz‘ […], die vom Kenntnisgrad des Adressaten relativ unabhängig ist“ (1993, 164). Ein Hinweis darauf, was Molnár damit meint, findet sich ihrer Bemerkung, dass die kommunikative Strukturierung wesentlich auf einer „zweifachen Anforderung“ beruhe, nämlich „Kohärenz und Informativität“ in „bestmöglicher Weise“ zu erfüllen (ebd., 164f.). In einer Fußnote hierzu (vgl. ebd., 165) beruft sie sich auf zwei von Strawson formulierte Prinzipien der Kommunikation, nämlich (i) das „principle of the presumption of knowledge“ und (ii) das „principle of relevance“ (vgl. Strawson 1971a). Kohärenz und Informativität ist sichergestellt, wenn der Sprecher – wie in dem in der Literatur zur Informationsstruktur immer wieder bemühten prototypischen Fall – an etwas Bekanntes anknüpft, worüber er dann etwas Neues mitteilt.2 Dass Molnár ihren Fokusbegriff dennoch nicht über das ‚bekannt/neu‘-Kriterium bestimmt und zwischen Rhema und Fokus unterscheiden möchte, rechtfertigt sie mit der Beobachtung, dass offensichtlich auch vorerwähnte und damit bekannte (d.h. in Molnárs Terminologie thematische) Diskursreferenten fokussiert sein können. Molnár führt für einen solchen Fall u.a. das folgende Beispiel an (vgl. Molnar, 1993, 171):


(20) Wer spielt Klavier, Peter oder Eva?
[PEter] Thema = Fokus spielt Klavier. Wenn ich mich nicht täusche, spielt EVa GEIge.

Die Subjekt-Konstituente muss wegen der Vorerwähntheit ihres Referenten im vorangegangen Fragesatz als thematisch gelten. Über den Status von Prädikat und Objekt wird nichts gesagt – rhematisch im Sinne ihres Verständnisses können sie nicht sein, da beides vorerwähnt ist. Damit bleibt ihre Analyse im Großen und Ganzen auf die Fokus-Hintergrund-Ebene beschränkt: Die Subjekt-Konstituente ist Fokus und fällt mit dem Thema zusammen, der Rest des Satzes ist Hintergrund.3 Die durch die Fokussierung indizierte ‚Relevanz‘ der vorerwähnten Subjekt-Konstituente ergibt sich aus der für diesen Satz geltenden Funktion des Fokus als Alternativenausschluss. Relevant im Sinne des Kriteriums der Informativität ist das fokussierte Element, weil es indiziert, welche der beiden (in der vorangegangenen Frage genannten) Personen Klavier spielt. Da Ersterwähnung somit keine notwendige Bedingung für die Möglichkeit der Fokussierung von Diskursreferenten ist, möchte Molnár die Fokus-Kategorie nicht auf der Basis des ‚bekannt/neu‘-Kriteriums bestimmen: Die Fokuskategorie ist nämlich insofern „relativ unabhängig“ (s.o.) vom Kriterium der Neuheit, als „die vom Sender beabsichtigte Relevanz des Gliedes innerhalb der Aussage […] entweder mit der ‚Neuheit‘ des Gliedes selbst oder nur mit seiner ‚neuen‘ Beziehung zur Umgebung korreliert“ (Molnar 1993, 172). Es gibt also zum einen den Zusammenfall von Ersterwähnung (neu = rhematisch) und Fokussierung, zum anderen aber auch den Zusammenfall von Vorerwähnung (bekannt = thematisch) und Fokussierung.4

Molnárs Unterscheidung zwischen Fokus/Hintergrund (Relevanz) und Thema/Rhema (bekannt/neu) erinnert an eine Unterscheidung, die Gundel (1988a) vorgeschlagen hat: die Unterscheidung zwischen referentieller Givenness/Newness und relationaler Givenness/Newness (siehe auch Gundel/Fretheim 2004). Gundel führt diese Unterscheidung ein, um – ähnlich wie Molnár – Fälle angemessen beschreiben zu können, in denen vorerwähnte Elemente fokussiert sind. Peter in Beispiel (20) ist in Gundels Terminologie referentiell ‚given‘ – aufgrund der Vorerwähntheit seines Referenten – und relational ‚new‘ – aufgrund des Status des Ausdrucks als relevante Information in Bezug auf die vorangegangene Frage.

Die Ähnlichkeit mit Gundels Unterscheidung bleibt allerdings auf den Aspekt der ‚Newness‘ beschränkt, die Unterscheidung zwischen referentieller und relationaler ‚Givenness‘ hat in Molnárs Terminologie keine Entsprechung. Zwar lässt sich Molnárs Thema-Begriff mit Gundels Verständnis von referentieller Givenness gleichsetzen; für Gundels Begriff der relationalen Givenness, in dessen inhaltliche Bestimmung ihr spezifisches Verständnis von Aboutness einfließt, das ausdrücklich an das Kriterium der hörerseitigen Zugänglichkeit bzw. Bekanntheit gebunden bleibt, gibt es bei Molnár keine Entsprechung. Weder Molnárs Topik-Kategorie noch ihr Hintergrund-Begriff lassen sich mit Gundels relationaler Givenness gleichsetzen.5

Um zeigen zu können, warum dies so ist und welche Konsequenzen sich daraus für Molnárs Ansatz ergeben, muss zunächst noch ein weiterer Punkt in ihrem Drei-Ebenen-Modell angesprochen werden, nämlich ihre Auffassung zum Verhältnis von Topik und Fokus. Ebenso wie Thema und Fokus sind auch Topik und Fokus für Molnár keine Komplementärkategorien. Allerdings ist die Fokus-Fähigkeit des Topiks bei ihr an bestimmte Bedingungen der Fokus/Hintergrund-Gliederung gebunden. Die Fokus-Fähigkeit des Topiks hat für Molnár zur Voraussetzung, dass sich der Fokus-Bereich über mehr als nur eine „minimal fokussierte“ Konstituente erstreckt (1993, 168). Dies ist etwa der Fall in diskursinitialen Sätzen, die nach Molnár als Ganzes den Fokus bilden, da sie aufgrund ihrer Diskursinitialität über keine Hintergrund-Elemente verfügen. Diskursinitialen Sätzen kann nach Molnár aber auch eine Topik/Kommentar-Gliederung zugesprochen werden (vgl. Molnár 1993, 167). Um die Diskursinitialität im folgenden Beispiel plausibel zu machen, bindet sie den Satz in einen Fragekontext ein:6


(21) Steht was Neues in der Zeitung?
[[Politisch Verfolgte] Topik [genießen Asylrecht.] Kommentar ] Fokus

Ein weiteres – von Molnár konstruiertes – Beispiel (ebd.) verfügt zwar über einen Hintergrund, weil dort bestimmte Gehalte der vorausgesetzten Frage in der Antwort wieder aufgegriffen werden; der Antwortsatz hat aber mehr als nur eine fokussierte Konstituente, weswegen auch dort die fokussierte Subjekt-Konstituente als Topik in Frage kommen kann:


(22) Was ist das für eine Demonstration?
[[Umweltschützer] Fokus ] Topik [[demonstrieren] Hintergrund [gegen den Brückenbau.] Fokus ] Kommentar

Demgegenüber ist die vorangestellte, ‚topikalisierte‘ Objekt-Konstituente in (23) (vgl. Molnár 1993, 168) kein Topik, da sie den „einzigen minimalen Fokus“ des Satzes bildet:


(23) Wen besucht Peter in Bonn?
[Seinen BRUder] Fokus [besucht er.] Hintergrund

Dieser Fall eines „minimalen“, satzinitialen Fokus, der nicht topikfähig ist, verhält sich ihrer Meinung nach analog zu den folgenden Beispielen aus Gundel (1988b, 34), die über die vorangestellte ‚What about?‘-Frage für diese Fälle die Inkompatibilität von Topik und Fokus belegen sollen:7


(24) What about Archie?
(a) *ARchie rejected the proposal.
(b) *It was Archie who rejected the proposal.

Hier sind es das durch Kontrastakzent fokussierte Subjekt in (a) und die Fokussierung durch Linksspaltung in (b), die als einzige und damit „minimale“ Foki die Topik-Fähigkeit unterbinden. Dass die fokussierten Elemente nicht als Topiks gelten können, hängt mit dem Fragekontext zusammen, in den sie eingebettet sind: Auf eine Frage, die auf Informationen über Archie abzielt, kann nur eine Antwort folgen, in der Archie genauso die Rolle desjenigen innehat, über den etwas mitgeteilt wird. Anders als in (24) sind die in (22) von Molnár als Topik ausgewiesenen Umweltschützer nicht schon in der Frage als Gegenstand vorausgesetzt, über den Informationen erbeten werden, sondern gehören zu den weiterführenden Details, die über die Art der Demonstration Auskunft geben.8