Kitabı oku: «Warum ich?», sayfa 2
Kapitel III
In dem Raum saß kein anderer, als der Mann, den ich heute früh vor dem Gebäude getroffen hatte. Ich schwöre, wenn er mich noch einmal Kleines nennt, bring ich ihn um. Natürlich übernahm Johann gleich das Wort:
„Ava, darf ich vorstellen, das ist ihr Kollege Markus. Er wird sie einarbeiten und Ihnen alles zeigen. Mein Sohn steht auch jederzeit zur Verfügung falls sie Probleme haben. Ach ja und wenn Sie Probleme mit diesen beiden haben, dann kommen Sie einfach zu mir“, wenigstens er fand seine Aussage lustig.
Ich wollte gerade in irgendeinem Loch verschwinden. Warum fielen mir gerade jetzt die 20 cm von heute morgen ein. Ich hoffte nur, ich lief nicht rot an.
Der Kerl stand auf und reichte mir die Hand: „Schön Sie kennen zu lernen, Ava. Ich freue mich auf unsere Zusammenarbeit.“
Ich fand meine Fassung wieder und ergriff selbstbewusst seine Hand: „Ebenfalls.“
Warum sollte ich unnötige Worte verschwenden. Aber jetzt hatte ich Zeit mir diesen Mark, Matt, äh ach ja Markus mal genauer anzusehen. Mit den 1,90 m lag ich ziemlich richtig. Seine Schultern waren sehr breit und nach dem Zusammenprall wusste ich schon, dass er hauptsächlich aus Muskeln bestand. Seine etwas längeren blonden Haare waren perfekt gestylt. Sein dunkelblauer Anzug war wahrscheinlich maßgeschneidert. Am faszinierendsten waren seine blauen Augen. Sie leuchteten in einem intensiven Blau, das einen sofort gefangen hielt und sein Gesicht war von einem leichten Drei-Tage-Bart umrahmt. Verdammt, sah der gut aus.
Johann mischte sich wieder ein: „Ava, so wortkarg wie Sie sind, übertreffen Sie ja schon fast meinen Sohn. Ihr neuer Kollege wird sicher einiges über Sie wissen wollen. Ich hoffe, ich kann mich auf Sie verlassen.“
„Natürlich, Chef.“, war meine Antwort, unterstrichen mit einem freundlichen Lächeln.
Darauf strahlte er gleich noch mehr: „Sehen Sie, es geht ja. So lächelnd will ich Sie immer sehen, aber Markus hat sicher ein Auge auf Sie.“
Kann der eigentlich einmal nicht über sine Aussagen lachen?
„Also dann, ich lasse Sie sich nun mal gegenseitig beschnuppern. Ava, wenn Sie etwas brauchen, scheuen Sie sich nicht zu fragen. Sie haben einen sehr kompetenten Kollegen. Er wird das Beste aus Ihnen hervorholen. Viel Spaß!“
Noch während er redete, verließ er das Büro und schloss die Tür. Während ich ihm nachblickte und hoffte, dass es vielleicht doch nicht so schlimm werden würde, verdunkelten sich die Scheiben des Büros. Verwirrt drehte ich mich um. Markus stand vor mir, also wirklich VOR mir. Er hatte sich zu seiner vollen Größe aufgebaut und blickte herablassend in meine Augen. Ich hatte nicht einmal mitbekommen, dass er sich bewegt hatte. Was will er so nah bei mir?
„Ich warte noch immer auf eine Entschuldigung, Kleines“, dieselbe amüsierte Stimme wie am Morgen.
Waren wir jetzt doch per Du?
„Nenn mich nicht Kleines, Arschloch“, ich ging von ihm weg und verdrehte nebenbei noch demonstrativ die Augen.
Sofort war er hinter mir und drängte mich Richtung Fensterscheibe. Reflexartig drehte ich mich um und wollte ihn von mir weg stoßen. Links und rechts von mir, waren seine Hände auf dem Fenster. Ich war eingesperrt. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von meinem entfernt. Seine Stimme schnitt durch die Luft:
„Kleines, wenn du noch einmal die Augen verdrehst und mich beschimpfst, wirst du das bitterböse bereuen.“
Schön langsam kroch mir die Angst den Rücken hinauf. Das war jetzt schon der zweite Mann, der mir hier in der Firma drohte. Kann ich schon nach fünf Minuten im neuen Job zu meinem Vorgesetzen laufen und mich beschweren? Kann ich ihm sagen, dass sein ach so kompetenter Markus ein sexistisches Arschloch ist? Oder weiß er davon? Johann sagte, Markus werde das Beste aus mir herausholen? Gehört das zu Firmenphilosophie? Wenn das so ist, werde ich noch heute kündigen. Egal wie lange ich dann auf einen Job warten muss. Dr. Schneller hat mir einmal eine Stelle verschafft, dann kann er das ein zweites Mal auch noch machen.
Markus starrte mich weiterhin an. Ich spürte wie ich Zentimeter für Zentimeter schrumpfte und ihm immer mehr Macht überließ. Verdammt noch mal, was war hier denn los?
Lachend ließ er plötzlich von mir, ging um die Schreibtische herum und setzt sich in seinen Sessel. Lässig schmiss er seine Füße überkreuzt auf den Tisch. Sein Blick blieb aber auf mir kleben und beobachtete jede noch so kleine Bewegung, die ich machte.
Ich atmete tief durch und wartete. Was sollte ich auch sonst machen mit einem Verrückten allein im Büro? Wenn man die Scheiben verdunkeln kann, sind sie wahrscheinlich schalldicht auch noch.
„Willst du nicht davonlaufen?“, fragte er süffisant.
„Ich bezweifle, dass du so dämlich bist und die Tür offen lässt“, und wie ich ihn weiterhin beschimpfen werde.
„Hör auf damit!“, seine Stimme wurde lauter.
Ich bemühte mich um meine beste Engelsstimme: „Womit?“
„Stell dich nicht dümmer als du wirklich bist. Du hast es nicht notwendig, dich unter deinem Wert zu verkaufen“, sein Ärger stieg.
„Soll das gerade ein Kompliment gewesen sein?“, das Spiel kann man auch zu zweit spielen. Grinsend wartete ich auf seine Reaktion.
Aber es kam keine. Er starrte mich weiterhin mit seinen leuchtend blauen Augen an, wie ein Löwe das Lamm. Ich wusste nicht, wie viel Zeit verging. Ich verlor mich in seinen blauen Augen. Menschen halten normalerweise keine Stille aus und wollen sie immer mit sinnlosen Wörtern füllen. Aber Markus blieb wie eine Statue sitzen und starrte mich weiter an.
„Knie dich hin.“, als hätte er mich gefragt, ob er einen Kugelschreiber haben kann, kamen die Worte über seine Lippen.
Verwundert sah ich ihn an. „Bitte was?!“, schrie ich.
„Knie. Dich. Hin.“, nach seinen Worten stand er auf und kam wieder zu mir rüber,
„Such es dir aus Kleines. Ich muss dir einiges erzählen. Entweder du kniest dich freiwillig vor mich hin oder ich bringe dich dazu. Entscheide klug.“
„Ich weiß ja nicht, was für ein sexistisches Arschloch du bist und welche perversen Vorstellungen ich dir befriedigen soll, aber niemals, nie und auf gar keinen Fall werde ich mich vor dir hinknien. Geht’s eigentlich noch? Was glaubst du verdammt noch mal wer du eigentlich bist? Glaubst du, nur weil du in einer angesehenen Firma bist, kannst du machen was du willst? Vergiss es, Arschloch!“
Schneller als ich schauen konnte, war er hinter mich getreten, hatte meine Arme geschnappt und diese auf meinen Rücken gedreht. Er zog meine Arme nach oben. Mir blieb nichts anderes übrig, als mich auf meine Knie fallen zu lassen. Sobald ich unten war, ließ er meine Arme los und ich fiel auf alle vier vor ihm nieder. Markus war wieder vor mich getreten. Vorsichtig blickte ich zu ihm auf und sah in seine eiskalten blauen Augen.
„Falsche Entscheidung, Kleines. Ich bekomme immer was ich will, merk dir das.“
Toll, mein neuer Arbeitskollege ist ein Psychopath. Und was mache ich jetzt? Wenn ich aufstehe wird er wieder dafür sorgen, dass ich auf meinen Knien lande. Also blieb ich wohl oder übel unten und setzt mich auf meine Fersen. Was will der Typ von mir?
„Gute Entscheidung Kleines,“ selbstgefällig nickend stand er vor mir. „Da ich jetzt deine volle Aufmerksamkeit habe, werde ich dir erklären wie es bei uns so abläuft. Johann hat dir schon gesagt, dass ich für dich verantwortlich bin. In allen außer Johanns Stockwerk interpretieren wir das ein wenig anders als normal. Dass ich für dich verantwortlich bin, bedeutet auch, dass ich nicht nur für deine Leistung verantwortlich bin, sondern auch für dein Benehmen. Und das lässt ordentlich zu wünschen über.“
Markus ging einmal um mich herum und blieb schließlich hinter mir stehen. Ich wagte es nicht mich umzudrehen. Zufrieden mit meiner Reaktion redete er weiter.
„Es gibt Regeln. Regeln, die du zu befolgen hast. Ohne wenn und aber und ohne Diskussion,“ er redete langsamer als zuvor.
„Ich werde dir die Regeln einmal sagen. Hör gut zu, denn du sollst sie auswendig wissen. Wenn du die Regeln nicht befolgst, mich beschämst, nicht die geforderte Leistung bringst oder auch nur sonst irgendein unangebrachtes Verhalten zeigst, wirst du bestraft.“
Ungläubig drehte ich mich zu ihm um und starrte ihn an. Was ist mit dem los?!
Sofort stand ich auf und stürmte zur Tür. Das lasse ich mir nicht gefallen. Ist der Typ wahnsinnig? Was ist das hier für eine bescheuerte Firma? Das kann doch verdammt noch mal nicht wahr sein. Niemals würde ich mich solchen Regeln beugen. Der spinnte doch.
Bei der Tür angekommen, riss ich an der Schnalle. Diese gottverdammte Tür bewegte sich keinen Zentimeter. Vorhin fragte ich ihn noch, ob er zu dämlich sei um abzusperren. Er war es eindeutig nicht.
Kapitel IV
Verdammt noch mal, was sollte ich jetzt machen? Warten? Kämpfen? Schreien? Mit geschlossenen Augen wartete ich einfach. Ich wüsste einfach nicht was ich machen sollte. Der Typ kann mit mir machen, was er will. Keine Chance.
Ich hörte seine Schritte hinter mir. Er würde mich wieder packen, mich wieder auf die Knie zwingen und mich weiter demütigen. Komm ich hier jemals wieder raus?
Markus war wenige Zentimeter hinter mir. Ich spürte seinen Atem in meinem Nacken. Er atmete ruhig, sein heißer Atem kitzelte. Seine Hände griffen zu meinen Oberarmen. Aber er packte mich nicht. Er fuhr an meinen Oberarmen auf und ab, als wolle er mich wärmen. Seine großen Hände wanderten weiter zu meiner Taille. Langsam zog er mich zu sich in eine Umarmung und hielt mich. Er hielt mich einfach fest.
Was war jetzt denn schon wieder los? Zuerst ist er freundlich, dann droht er mir, er zwingt mich vor ihm zu knien, sperrt mich ein Büro ein und jetzt umarmt er mich? Wie krank ist dieser Typ bitte?
Das allein machte mich ja schon fertig. Aber zu allem Überdruss genoss ich seine Umarmung. Ich genoss die Wärme und die Sicherheit. Was ist los mit mir? Mein Tag war bis zu diesem Zeitpunkt eine einzige Achterbahn der Gefühle gewesen. Ich hatte heute schon mehr empfunden als in meinen ganzen Studienjahren und es war noch nicht mal mittags. Kann mir jemand diese Hölle erklären? Warum macht er das? Ich verstehe das alles nicht mehr. Am liebsten würde ich einfach weinen oder schreien oder aufgeben oder kämpfen oder am besten einfach verzweifeln.
„Ich weiß, es ist viel für dich,“ er streichelte mit der Hand meine Wange, „keine Sorge, ich werde dir bei allem helfen. Wir kriegen das zusammen hin.“
Ich hörte seine Worte, aber ich verstand sie nicht. Sie halfen mir auch nicht aus meinem Dilemma. Aber ich musste diesen Psychopaten nur für kurze Zeit davon überzeugen, dass er mich hat. Dann konnte ich irgendwie entkommen und müsste nie wieder einen Fuß in diese Firma setzen. Also blieb ich jetzt in seiner Umarmung, bis er etwas machte? Die Umarmung war auf jeden Fall besser als vor ihm zu knien und mir irgendwelchen dämlichen Regeln anhören zu müssen.
Ich hatte keine Ahnung wie ich hier rauskommen würde, aber es musste einen Weg geben. Wenn ich genug Anlauf nehmen könnte, würde es vielleicht reichen die Glasscheibe mit dem Schreibtischsessel zu durchbrechen. Nur wie kam ich dort hin? Und das ohne, dass er mich aufhielt? Wenn mein Fluchtversuch misslang, wird er wahrscheinlich noch wütender als zuvor. Ich hatte eine einzige Chance und die musste ich nutzen.
Noch während meine Gedanken weiter und weiter kreisten, wie ich aus diesem verdammten Büro rauskommen konnte, hörte ich hinter mir ein Geräusch. Das klang fast wie eine Türschnalle, die nach unten gedrückt wurde. Das war meine Chance. Ich konnte einfach hinauslaufen und diesem Psychopaten entkommen.
Jetzt durfte ich nur nichts übereilen. Die Tür musste offen sein, damit ich schnell genug hinauslaufen konnte. Seine Umarmung war fest, aber nicht so fest um mich an der Flucht zu hindern. Überhaupt wenn er nicht damit rechnete. Er glaubte er hat mich. Ich werde ihm beweisen, dass man mich nicht bekommen kann. Niemals würde ich mich einem Mann unterwerfen.
Ich nahm meine ganze Kraft zusammen und warf mich zurück. Wie ich es mir gedacht hatte, er rechnete nicht damit und ich war außerhalb seiner Reichweite. Ich drehte mich gerade um und rannte los. Mein Blick fiel aber noch mal auf sein Gesicht. Warum wirkte er nicht überrascht?
Der Blick nach vorne wäre wichtiger gewesen, als sein hübsches Gesicht näher zu studieren. Die Tür war nur noch einen Spalt offen und ich musste sie einfach erwischen. Leider dachte ich in diesem Moment nicht, dass sich eine Tür meistens dann öffnet, wenn jemand einen Raum betreten oder verlassen will. Nachdem niemand hinaus konnte, musste jemand den Raum betreten haben. Leider habe ich genau diesen jemand nicht gesehen.
Ich war so richtig am Arsch.
Kurz bevor ich die Türschnalle erreicht hat, griff mich eine Hand. Und zwar fest. Sie zog mich zurück in den Raum und schleuderte mich in den hinteren Bereich des Büros. Ich hatte Mühe nicht zu stolpern, aber dann knallte ich gegen den Kasten und war kurze Zeit benommen. Nach ein paar Sekunden war ich wieder einigermaßen bei mir und sah mich in diesem verfluchten Büro um. Wer war diese Person und wie war sie verdammt noch mal herein gekommen, wenn diese scheiß Tür zugesperrt war?
„Ich sehe sie hält dich auf Touren, Markus“, dunkel erklang eine fremde Männerstimme.
Markus fügte lachend hinzu:
„Sie hält was du versprochen hast. Leider bin ich mit ihr noch nicht weit gekommen.“
Die Person kam auf mich zu und ging einmal um mich herum. Immer noch benommen sah ich nicht wirklich wer diese Person war oder wie sie aussah oder wer verdammt noch mal sie war. Jetzt konnte ich meine Flucht verdammt noch mal vergessen. Ich saß hier fest. Wahrscheinlich nicht nur mit einem Psychopaten, sondern mit zwei von der Sorte. Kann man die Fenster des Büros öffnen und hinaus springen? Wie stehen die Chancen aus dem 9 Stock zu überleben?
„Hinknien!“, die Stimme des Mannes hallte durch das Büro.
Meine Kraft war weg. Also völlig weg. Ich hatte nicht die Kraft mich zu widersetzen, aber mir fehlte auch die Kraft zu gehorchen. Ich resignierte. Ich stand da und tat nichts. Ich blickte auf den Boden und wartete.
Der Mann kam auf mich zu, griff sich mein Gesicht und zwang mich ihn anzusehen. Jetzt erst erkannte ich ihn. Es war Johanns Sohn. Er hatte definitiv das gute Aussehen seines Vaters geerbt. Seine Augen hatten eine eigenartige gold-braune Farbe, genau die gleiche Farbe wie seine Haare. Markus war vielleicht nur 1,2 Zentimeter größer als er, aber die Kraft dieses Mannes hatte ich ja schon am eigenen Leib gespürt.
Ich war verloren. Was würden die beiden mit mir anstellen? Mich misshandeln? Mich vergewaltigen? Am liebsten würde ich zu weinen beginnen und ich schwor, ich war knapp davor.
Johanns Sohn zog mein Gesicht näher zu ihm. Leider kannte ich seinen Namen nicht.
„Ich sage es nicht noch einmal“, seine eiskalte Stimme jagte mir einen Schauer über den Rücken.
Widerstand brachte hier nichts mehr. Ich schlug meine Augen nieder. Das war für ihn wohl das Signal mein Gesicht loszulassen und einen Schritt zurück zu treten. Langsam ließ ich mich auf meine Knie nieder. Ich verharrte in dieser Position und sah wieder zu Boden. Noch nie in meinem Leben war ich so beschämt worden, noch nie so gedemütigt. Noch nie war ich so verloren oder hatte solche Angst. Was hatte ich verbrochen?
Markus Stimme erklang:
„Jetzt haben wir sie soweit. Oder was meinst du?“
„Du hast mich ja noch gar nicht vorgestellt, Markus.“
„Was bin ich denn für ein unhöflicher Mensch. Ava, das ist dein Chef. Dominik. Du weißt ja, wir sind hier in der Firma alle per Du. Er ist der Leiter dieser Abteilung und wird in ein paar Jahren die ganze Agentur übernehmen.“
Wollten die mich verarschen? War das hier so ein Initiationsritus für alle neuen? Waren meine Ängste von gerade eben völlig unbegründet? Ungläubig hob ich den Kopf und blickte sowohl Markus, als auch Dominik an.
„Wollt ihr mich eigentlich komplett verarschen?“, ich schrie die beiden an und stand gleichzeitig auf, „Was seid ihr für kranke Arschlöcher? Ihr jagt mir hier den Schreck meines Lebens ein.“
Mein Blick ruhte auf Dominik.
„Du schleuderst mich gegen einen Kasten, sodass ich mich fast verletzt hätte. Was ist mit euch?“
Die beiden starrten mich an, wechselten dann kurz einen Blick und sahen wieder mich an. Ihre Gesichter waren nicht zu entziffern. Sie wirkten nicht so, als wäre das alles hier ein Scherz, aber ernst gemeint KANN das hier alles nicht sein. Markus reagierte als erster. Er ging zu mir und trat hinter mich. Er schnappte sich meine Arme, wie er heute schon einmal getan hatte, drehte sie mir auf den Rücken und zwang mich auf die Knie zu gehen.
Diesmal versuchte ich mich zu wehren. Mit aller Kraft stemmte ich mich gegen ihn, aber er verstärkte seinen Griff und bereitete mir damit immense Schmerzen. Zum dritten Mal an diesem Vormittag fiel ich vor jemanden auf die Knie.
Dominik hatte sich einen halben Meter vor mir positioniert. Er sprach über mich hinweg mit Markus.
„Bist du dir sicher, dass du sie im Griff hast?“
Markus lachte wieder nur:
„Sie wäre die erste, die ich nicht in den Griff bekommen hätte.“
Jetzt lachte auch Dominik:
„Da hast du allerdings Recht mein Freund. Hast du ihr schon die Regeln erklärt?“
„Wann hätte ich sollen? Glaubst du, sie würde einmal ihren Mund halten oder das machen, was man ihr sagt?“
„Na dann, ich will nicht weiter bei deiner Arbeit stören. Wenn du eine Pause brauchst, schick sie zu mir.“
„Ich befürchte auf den Weg in dein Büro würde sie entweder versuchen abzuhauen oder mich umzubringen. Ich behalte sie vorerst hier drin.“
Die beiden Vollidioten reden einfach über mich hinweg, als wäre ich nicht anwesend. Dominiks Schuhe verschwanden aus meinem Blick und ich sah ihm nach wie er aus der Tür hinausging.
Ich starrte diese scheiß Türe noch lange an. Warum verdammt noch mal ging sie bei mir nicht auf? Warum kann Dominik raus und rein wie er will?
Markus ging um mich herum, bis er vor mir stand.
„Sieh mich an!“
Ich hob meinen Kopf an und blickte in Markus Augen. Ich sah eine gewisse Strenge darin, die ich heute schon ein paar Mal gesehen hatte. Aber auch Genugtuung. Dieses Blau faszinierte mich weiterhin.
„Nach diesem Theater kann ich dir jetzt endlich erklären, was ich schon die ganze Zeit versuche. Die Regeln, die du befolgen wirst – ich werde sie dir jetzt erklären und du WIRST dich daran halten.“
Kapitel V
Das Beste war jetzt, glaubte ich, einfach mal still zu sein und mir diese dämlichen Regeln anzuhören. Ich kann mir meinen Teil dazu ja denken.
Markus startete sofort:
„Regel 1: Du gehorchst, immer und jeder Zeit. Ohne zu hinterfragen oder zu diskutieren.“
Diese Regel werde ich jeden Tag mindestens dreimal brechen. Was glaubt der, wer er war?
„Regel 2: Du respektierst mich und alle anderen Männer in dieser Firma immer. Keine frechen Antworten, kein Zurückreden. Du bist immer und zu allen höflich.“
Wenn sie mich auch so behandeln, können wir darüber reden. Ansonsten sicher nicht!
„Regel 3: Du bist immer ehrlich. Damit meine ich nicht nur, nicht zu lügen, sondern immer alles zu sagen. Verheimliche nichts.“
Mit dieser Regel kann ich leben. Ich war schon immer ein ehrlicher und direkter Mensch.
„Regel 4: Keine Schimpfwörter. Niemals.“
Das wird verdammt noch mal nichts werden. Ich spreche wie ich will.
„Regel 5: Gewöhn es dir ab die Augen zu verdrehen. Es nervt mich.“
Und du glaubst wirklich, dass du mich nicht nervst? Innerlich verdrehte ich die Augen.
„Regel 6: Du hast mir ab sofort mitzuteilen, was du in deiner Freizeit machst. Egal, wohin du gehst oder mit wem du dich treffen willst. Du sagst mir vorher bescheid und fragst um Erlaubnis. Verstanden?“
Wie jetzt? Ich bin ihm auch noch Rechenschaft über mein Privatleben schuldig? Ich konnte nicht mehr still sein:
„Sicher nicht. Du kannst nicht über mein Privatleben bestimmen. Das geht dich nichts an.“
„Verstanden?“, das war Markus einzige tonlose Reaktion.
„Ich habe es gehört, aber ich werde mich sicher nicht daran halten.
Er reagierte nicht auf meinen Kommentar, sondern redete einfach weiter.
„Regel 7: Du ziehst dich immer gepflegt an. Du gehst nicht in einer Jogginghose mit ungepflegten Haaren vor die Tür. Du repräsentierst die Firma und genauso sollst du auch aussehen.“
Mit dieser Regel konnte ich leben. Das wäre zu schaffen.
„Regel 8 – du wirst sie lieben“, hörte ich da ein wenig Sarkasmus von Markus?
„Sobald du eine Regel brichst, wirst du bestraft.“
Mein Psychopath sah mich an und wartete auf meine Reaktion. Dass ich bestraft werde, wenn ich Regeln breche, hatte er mir schon mitgeteilt. Aber was meint er mit bestraft? Verliere ich meinen Job, den ich sowieso nicht mehr will? Nimmt er mir mein Handy weg?
„Hast du Fragen, Ava?“
„Was meinst du mit bestraft?“, fragte ich aufgeregt.
„Du brichst Regeln, ich bestrafe dich. So schwer ist das nicht zu verstehen.“
„Was du nicht sagst, Klugscheißer. Ich meine, welche Art von Strafe? Willst du mir den Job wegnehmen? Bitte, mach nur. Ich will ihn sowieso nicht mehr.“
„Pass auf, was du sagst, ansonsten kannst du es gleich ausprobieren, was ich mit Strafe meine.“
„Wieso glaubst du, so mit mir umgehen zu können? Warum soll ich diesen Job weiterhin behalten wollen? Ich sollte zur Polizei gehen und euch Wahnsinnige alle anzeigen.“
Er ging zur Tür und öffnete sie. Wieso ging diese verdammte Tür jetzt auf? Warum vorhin nicht?
Er ging zur Tür und öffnete sie. Wieso ging diese verdammte Tür jetzt auf? Warum vorhin nicht?
„Bitte geh. Du kannst gerne zur Polizei gehen. Ein Posten ist direkt gegenüber. Sie werden dir nicht helfen. Dominik schmiert die Polizei seit Jahren, sagen wir, wegen ein paar Kleinigkeiten."
Er grinste.
„Außerdem hast du bereits den Vertrag unterschrieben. Du kannst nicht gehen.", stellte er trocken fest.
„Im Vertrag stand nichts dergleichen", entgegnete ich diesem Monster verwirrt.
Unbeeindruckt ging er zu seinem Schreibtisch und warf mir ein paar Blätter Papier auf den Boden. Den Vertrag, den ich unterschrieben hatte, bestand aus zwei Zetteln, hier lagen auf einmal vier. Verwundert studierte ich die beiden neuen Seiten und stellte mir Entsetzen fest, dass darin ausdrücklich darauf hingewiesen wird, dass es kein Probemonat gibt und man hohe Strafzahlungen zu machen hat, falls man das Arbeitsverhältnis vorzeitig beendet. Auf dem letzten Zettel befand sich unten meine Unterschrift. Darunter befand sich die Seitenzahl. 7.
„Diese Seiten sehe ich heute zum ersten Mal", sagte ich und begriff schön langsam in welcher misslichen Lage ich war. Warum war mir die Seitenzahl beim Unterschreiben nicht aufgefallen?
"Beweiß es!", forderte mich der blonde Riese auf.
Er wusste, dass er mich hatte. Ich konnte es nicht beweisen. Ich hatte den Vertrag mit der Post zugesandt bekommen, unterschrieben und wieder zurück gesandt. Ich saß fest.
„Also entscheide dich, du hast die Möglichkeit zu gehen und zu zahlen. Ansonsten bleibst du hier in der Firma und akzeptierst die Regeln."
Ich blieb regungslos am Boden knien. Ich konnte nicht gehen, aber bleiben konnte ich auch nicht. Die Summe lag weit der Lebensverdienstsumme eines Menschen. War so ein Vertrag nicht sittenwidrig? Aber dann war da noch die Polizei. Ich glaubte ihm jedes Wort, dass sie mir nicht helfen würden. Ich wollte gehen, aber dennoch brauche ich diesen Job. Mein Entschluss stand. Ob ich wollte oder nicht.
Ich blieb knien und senkte meinen Blick.
Markus schloss die Tür:
„Gutes Mädchen. Steh auf!“
Dieser Bitte kam ich gerne nach. Meine Knie taten schon weh.
„Also, Kleines, hast du sonst noch Fragen?“, seine Lässigkeit war wieder da.
Ja, eine einzige Frage hatte ich noch:
„Wie wirst du mich bestrafen, wenn ich Regeln breche?“
Er grinste: „Also bin nicht nur ich mir sicher, dass du sie brechen wirst?“
Ich verdrehte die Augen.
„Ich werde dich übers Knie legen, so wie man es früher mit kleinen unartigen Mädchen gemacht hat und nach deinem Benehmen heute wird es Zeit dafür. Wie lautet Regel 5?“
In meinem Kopf suchte ich nach der Antwort. Ich hatte keine Ahnung. Warum will er das jetzt überhaupt wissen? Oh, verdammt ich hatte gerade die Augen verdreht. Das wollte er also wissen.
„Ich darf die Augen nicht verdrehen.“
„Richtig, Kleines. Und was hast du gerade eben gemacht?“
Genervt antwortete ich: „Müssen wir dieses Spiel spielen. Wir wissen beide, worauf du hinaus willst.“
Dein Blick wurde ärgerlicher.
„Pass auf, was du sagst. Was hast du gerade gemacht?“
„Die Augen verdreht“, ich wollte es gleich nochmal tun.
„Braves Mädchen. Was wird jetzt passieren?“, er hätte Lehrer werden sollen. Er wäre der perfekte Klugscheißer vor 25 Kindern, die eh nicht zuhörten.
„Wir beginnen endlich mit unserer Arbeit, weswegen wir auch eigentlich hier sind?“ Klugscheißen kann ich auch.
Er war kurz vorm explodieren. Ein Funke und ich hätte ein riesen Problem. Er richtete sich wieder vor mir auf, zwang mich ihn anzusehen und starrte auf mich herab.
„Ich werde dich bestrafen, damit du endlich deine vorlaute Klappe hältst. Ich werde dich bestrafen, damit du endlich damit aufhörst die Augen zu verdrehen. Ich werde dich bestrafen, damit du mich mit Respekt behandelst. Gnade dir Gott, wenn du mir die Regeln nicht mehr aufzählen kannst.“