Kitabı oku: «Warum ich?», sayfa 4

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Kapitel VIII

Es kann nicht sein, dass mein Höschen patschnass ist. Nachdem ich auf der Toilette fertig war, griff ich noch zwischen meine Beine. Ich war nicht nur feucht, ich rann förmlich aus. Hoffentlich hatten die beiden Psychopathen das nicht gesehen. Wenn sie das auch noch mitbekommen würden, kann ich mir ein Loch suchen, in das ich hineinspringe und nie wieder herauskomme.

Ich warf noch einmal einen überprüfenden Blick in den Spiegel. Äußerlich sah man mir nichts mehr an. Mein Hintern brannte wie Feuer, aber das sieht man von außen ja nicht. Ich verließ das Badezimmer und suchte meine beiden Peiniger, fand aber nur Markus.

„Geht es dir gut?“

Ich zog beide Augenbrauen hinauf und bedachte ihn mit einem verächtlichen Blick, hielt mir aber die entsprechende Antwort zurück.

„Antworte mir.“

„Wie soll es mir gehen? Mein Hintern brennt wie Feuer.“

„Du bist selbst daran schuld. Ich hätte gedacht du bist klüger und läufst nicht in eine offene Klinge.“

„Warum ist Dominik so ein Ar..?“, ich konnte mir den Rest gerade noch verkneifen. Markus Blick wurde wieder strenger.

„Aufpassen, Kleines“, die Warnung war unüberhörbar, „er ist nur so, solange du dich nicht benimmst. Halte dich an die Regeln und du wirst keine Probleme mit ihm haben. Er ist einer meiner besten Freunde und das nicht ohne Grund.“

„Ihr habe eindeutig dieselben Interessen“, mein Mund war meistens schneller als mein Hirn.

Bevor Markus antworten konnte, öffneten sich die riesigen schwarzen Türen und Dominik kam herein. „Bereit fürs Mittagessen?“ Wo war der grausame Psychopath hingekommen, der bis jetzt mein Chef war? Wer war dieser normale Mensch?

Markus ging zu mir, griff sich wieder meine Taille und führte mich in Richtung der schwarzen Riesentüren.

„Ich brauche noch meine Handtasche aus dem Büro“, ich wollte schon Richtung der anderen Tür gehen, als sich Markus Griff verfestigte. Er ermahnte mich:

„Die brauchst du nicht!“

Hilflos sah ich ihn an, sagte aber nichts. Gut, dann bezahle ich mein Essen eben nicht selbst. Hinter den schwarzen Türen, sie kamen mir vor wie das Tor zur Hölle, befand sich Dominiks Büro. Ich musste herausfinden, woher sein Fetisch für die Farbe schwarz stammt. Dominik drücke auf einen Knopf an der Wand und die Lifttüren öffneten sich. Natürlich er hat seinen eigenen Aufzug, direkt in seinem Büro und den durfte wahrscheinlich auch nur er benutzen. Da hatte er Papas Geld aber gut angelegt.

„Wohin gehen wir eigentlich essen?“, fragte ich während der Fahrt nach unten.

„Worauf hast du Lust?“, fragte Dominik ungewohnt freundlich.

„Ich hatte heute ehrlich gesagt noch nicht die Zeit mir darüber Gedanken zu machen, was ich essen will.“

Meine beiden Wahnsinnigen lachten und ich sah sie an als wären sie die ersten Menschen, die ich jemals gesehen habe. War das so witzig?

Markus machte einen Vorschlag: „Wie wäre es mit etwas Italienischem?“

„Pizza geht immer“, ich mochte seinen Vorschlag.

Jetzt sahen mich die beiden an, als wäre ich der erste Mensch.

„Was?!“, fragte ich verwirrt.

Dominik antwortete mir: „Ich wusste, warum ich dich haben wollte.“

Wir gingen nur fünf Minuten. Gott sei Dank, sonst hätten meine Schuhe mich wahrscheinlich umgebracht. Leider war vor dem Restaurant eine lange Schlange. Das geht sich nie aus, in der Mittagspause hier zu essen. Ich fluchte innerlich und mir kam ein kleiner Seufzer über die Lippen. Markus schaute mich sofort besorgt an:

„Was ist los, Kleines?“

„Meine Schuhe bringen mich jetzt schon um und jetzt sollen wir uns hier anstellen auch noch?“

Markus und Dominik lachten und ich verstand schon wieder nicht warum. Ich wollte schon am Ende der Schlange stehen bleiben, als Markus mich einfach weiterführte. Die Blicke der Leute, an denen wir vorbei gingen, waren alles andere als freundlich. Dominik begrüßte den Portier, oder wie auch immer man den nennt, und ging in das Restaurant. Wir bekamen sofort einen Tisch am Fenster. Markus führte mich zu meinem Sessel und zog ich für mich heraus. Wow, das hatte ich schon lange nicht mehr von einem Mann erlebt. Wenn ich heute noch nicht von ihm geschlagen und gedemütigt worden wäre, würde ich mein Männerbild echt überdenken. Dennoch war es der Platz, der am weitesten von der Tür entfernt war. Hatten sie Angst, dass ich weglaufen würde?

Ich lies mich auf den Sessel fallen und bereute es im selben Augenblick. Mein Hintern meldete sich sofort und beschwerte sich. Ich verzog das Gesicht, bemühte mich aber keinen Laut von mir zu geben.

Meine beiden Begleiter lachten sich eins ins Fäustchen.

„Selbst schuld“, Dominik lachte immer noch.

„Wie soll ich dann heute den Nachmittag überstehen?“, fragte ich mit hochgezogenen Augenbrauen.

„Glaub mir, wir haben genügend Pölster in der Firma.“

Ich hatte nicht gewusst, dass Dominik eine menschliche Seite auch hatte. Beim Mittagessen entwickelte sich ein nettes Gespräch über mein Studium und Dr. Schneller. Es stellte sich heraus, dass er auch Markus vor ein paar Jahren empfohlen hatte. Als er mich dieses Jahr empfohlen hatte, standen sie das erste Mal vor einem Problem. Ich war die erste Frau, die jemals eine Empfehlung erhielt. Das stellte die Firma vor eine neue Herausforderung und ich bin so zu sagen ein Experiment. Den Sexismus hinter der ganzen Situation muss ich wohl nicht extra erwähnen. Eigentlich ist die ganze Situation Wahnsinn. In einem schönen Restaurant sitze ich mit zwei Psychopathen, führe ein nettes Gespräch und esse nebenbei eine echt gute Pizza. Eigentlich sollte ich mein Messer nehmen und alle zwei abstechen oder zumindest weglaufen. Aber ich fühlte mich momentan echt wohl bei den beiden und das machte mir ziemlich große Angst.

Nachdem wir das Essen beendet hatten, standen beide auf und warteten darauf, dass ich es ihnen gleich tat. Verwirrst schaute ich sie an:

„Wie wäre es mit bezahlen?“

Wieder lachten beide und ich verstand zum dritten Mal nicht wieso.

Dominik sagte: „Steh auf, wir gehen.“ Freundlich, aber bestimmt. Ohne weiter zu hinterfragen, stand ich auf. Markus und Dominik grüßten beim Hinausgehen und wir machten uns auf den Weg zurück zur Agentur.

Im Büro angekommen freute ich mich auf meinen Schreibtischsessel. Meine Füße brachten mich um und ich nahm mir vor, morgen flache Schuhe mitzunehmen, falls wir wieder irgendwo hingingen. Oder ich nehme mir einfach Essen mit, dann brauche ich nirgends hinzugehen. Ich steuerte auf meinen Sessel zu und zog ihn heraus.

„Warte!“, Markus Warnung kam zu spät.

Ich ließ mich auf meinen Hintern fallen. Derselbe Fehler wie zuvor im Restaurant. Ich verzog wieder das Gesicht und Markus lachte mich einfach nur aus:

„Ich hab´ dich ja gewarnt.“

Als ich ihn wieder anblickte, hatte er schon einen Polster in der Hand und reichte ihn mir.

„Danke“

Den restlichen Nachmittag über erklärte mir Markus endlich, was meine Aufgaben sind. Ich bin sozusagen eine Mischung aus seiner Sekretärin und seiner Assistentin, aber damit kann ich gut leben. Das Gehalt stimmt auch, also keine weiteren Beschwerden. Abgesehen davon habe ich eh keine andere Wahl.

Die Zeit am Nachmittag verging wie im Flug, als plötzlich die Tür aufging und Johann hereinkam.

„Hallo meine zwei Lieben. Wie geht es euch? Alles gut? Ich hoffe ihr kommt gut miteinander aus. Markus, wie sieht es aus? Können wir zufrieden sein mit Dominiks Auswahl?“, wie kann ein Mensch so schnell reden?

Markus stand auf und begrüßte Johann.

„Hallo Chef! Alles in bester Ordnung. Ich kann mich nicht über sie beschweren. Dominik hat eine gute Wahl getroffen.“

Johann wandte sich an mich:

„Ava, was meinen Sie? Sind sie zufrieden mit ihren Vorgesetzten?“

Was soll ich jetzt sagen? Weiß er was in seiner Firma vorgeht? Oder hat Dominik das alles etabliert ohne, dass Johann etwas davon mitbekommen hat?

„Ich kann mich da nur anschließen. Keine Beschwerden, Chef.“

„Sehr gut, sehr gut. Ich hoffe, dass geht so weiter. Ich verlasse mich auf Sie beide.“ So schnell wie Johann gekommen war, war er auch schon wieder weg. Mein Blick ruhte noch weiter auf der Tür. Würde sie jetzt aufgehen, wenn ich es versuchen würde?

Markus dürfte meinen Blick beobachtet haben:

„Du kannst ja probieren, ob du sie jetzt aufbekommst“, wer wird denn hier verspielt werden?

„Das bisschen Stolz, das ihr mir noch gelassen habt, hindert mich gerade daran.“

Markus lachte und ging wieder an die Arbeit. So schlecht war es gar nicht mit ihm, solange er sich so wie jetzt verhielt. Blieb das so, solange ich die Regeln nicht brach?

In meine Arbeit vertieft, ging ich meinen Gedanken nicht weiter nach und konzentrierte mich auf meinen Bildschirm.

Wenige Minuten später stürmte Dominik herein. Seinem Gesichtsausdruck nach, war der freundliche Mensch vom Mittagessen wieder verschwunden und sein inneres Arschloch war wieder anwesend. Seine Augen wirkten fast schwarz, ohne den goldenen Unterton. Er schrie förmlich:

„Was wollte mein Vater hier? Was hat sie ihm gesagt?“

Markus stand auf und ging zu ihm:

„Beruhig dich. Sie hat nichts Falsches gesagt. Ich war auch überrascht als er hereinkam, aber kein Grund zur Sorge.“

Dominik entspannte sich sichtlich. Aber jetzt hatte ich Gewissheit. Johann hatte keine Ahnung, was in seiner Firma so vor sich ging und nach Dominiks Verhalten gerade sollte das seiner Meinung nach auch so bleiben. Ich hatte gerade seinen Schwachpunkt gefunden. Sein Vater. Ein wohlwissendes Grinsen erschien auf meinem Gesicht.

Auch Dominik erkannte in diesem Moment, dass er seinen wunden Punkt preisgegeben hat. Die Erleichterung von eben war verschwunden. Er stürmte auf mich zu, packte meinen Schreibtischsessel bei den beiden Armlehnen und schob mich inklusive Sessel gegen das Fenster.

Seine Stimme war nur ein leises Zischen.

„Ein einziges Wort zu meinem Vater und ich mache dich fertig. Sag einen falschen Ton und ich schwöre dir, die Prozedur von vorhin war eine Streicheleinheit.“

Das Blut zischte in meinen Ohren, mein Herz hämmerte in meiner Brust. Ich glaube ihm jedes einzelne Wort. Meine Atmung ging stoßweise. Mit weitaufgerissenen Augen starrte ich Dominik an, brachte aber kein Wort heraus. Ich hatte vorher schon Angst vor ihm, jetzt waren wir knapp vor der Todesangst.

Ohne eine Antwort von mir abzuwarten, zog er meinen Schreibtischsessel wieder an seinen Ausgangsort, gab ihm noch Schwung, sodass ich mich einmal im Kreis drehte und war im selben Moment schon wieder bei der Tür draußen.

Nach ein paar Sekunden war ich wieder bei mir und suchte Markus Blick.

„Habe ich etwas falsch gemacht?“, fragte ich vorsichtig.

„Du hättest nicht grinsen sollen. Aber weil du Johann die richtige Antwort gegeben hast, werde ich das einmal durchgehen lassen. Gewöhn dich nicht daran“, Markus versuchte zwar streng zu klingen, aber der leicht amüsierte Unterton war nicht zu überhören.

Der restliche Tag verlief ohne Zwischenfälle und kurz vor 17 Uhr packte ich meine Sachen und wollte mich gerade von Markus verabschieden, als er ebenfalls aufstand und sich mir in den Weg stellte.

„Was machst du?“, er klang nicht gerade begeistert.

„Ähm, nach Hause gehen? Es ist 17 Uhr.“

„So läuft das hier nicht, Kleines.“

„Und wie dann?“, jetzt kam sicher die nächste dämliche Regel. Innerlich verdrehte ich die Augen.

Markus lies mich nicht lange warten: „Ich entscheide, wann du nach Hause gehst. Meistens wird es 17 Uhr sein. Dennoch möchte ich, dass du mich darum bittest.“

„Damit mein letztes bisschen Würde auch noch weg ist oder wie?“, ich sollte diese Dinge denken und nicht sagen. Markus sah zornig auf mich herab.

„Aufpassen.“ Eine andere Antwort bekam ich nicht. „Du spielst dich schon wieder. Ich bin für dich verantwortlich, daher entscheide ich auch, wann du nach Hause gehst. Verstanden?“

„Verstanden“, seufzte ich, „Darf ich jetzt nach Hause gehen?“

„Aber sicher doch.“ Markus kam mir näher, drückte mich an seine Brust und gab mir einen Kuss in meine Haare. Danach öffnete er mir die Tür und entließ mich. Was war das denn jetzt wieder?

Kapitel IX

Endlich zu Hause angekommen, wollte ich mich gerade auf meine Couch fallen lassen, als es mir gerade noch besser einfiel. Ich legte mich vorsichtig auf den Bauch und ließ den Tag nochmal Revue passieren.

Ich war so richtig am Arsch.

Damit meine Verzweiflung nicht noch größer wurde, beschloss ich eine Runde laufen zu gehen. Ich schmiss mich in meine Lieblingssportkleindung. Eine alte, graue, zerschlissene Jogginghose. Sie hatte sogar ein Loch am Knie, aber ich werde sie nie hergeben. Dazu ein weites, viel zu großen schwarzes T-Shirt. Meine Haare band ich zu einem schnellen Dutt und schminkte mich auch noch ab. Sport und Make-Up passten für mich einfach nicht zusammen. Ich schnappte mir mein Handy und die Ohrstöpsel und machte mich auf den Weg, in einen nahe gelegenen Park. Ich lief und lief und lief und vergaß die Welt um mich herum. Leider auch die Zeit, denn ich musste noch einkaufen gehen. Duschen und umziehen ging sich nicht mehr aus, also musste ich wohl oder übel so in den Supermarkt gehen. Ich griff mir meine Geldbörse und ein Stoffsackerl und ging zum nächsten Supermarkt. Dort angekommen nahm ich einen Einkaufswagen und versorgte mich mit den Lebensmittel für die nächsten Tage. Als ich vor den Frühstückscerealien ankam, sah ich am Ende des Ganges zwei Silhouetten. Jetzt sah ich schon Geister. Aber die eine Silhouette sah fast aus wie Dominik. Litt ich jetzt schon unter Verfolgungswahn?

Erst jetzt fiel mir auf, dass ich eigentlich aussah wie eine Obdachlose. Eine zerrissene Hose, ein viel zu großes T-Shirt und meine Haare standen in alle Richtungen. Ich roch nach dem Sport wahrscheinlich auch wie eine Obdachlose. Verdammt, wenn das wirklich Dominik war und er mich gesehen hatte, hatte ich ein großes Problem. Ich hätte damit gegen eine Regel verstoßen und er würde mich sicher daran erinnern. Der nächste Gedanke schoss durch meinen Kopf. Nicht nur gegen eine Regel hatte ich verstoßen, ich hatte Markus auch nicht gesagt, dass ich laufen gehen würde oder einkaufen. Ich konnte nur hoffen, dass es nicht Dominik war. Und wer war der zweite gewesen?

Schnell sammelte ich die restlichen Lebensmittel ein und ging zur Kasse. Nur unbekannte Menschen kreuzten meinen Weg und ich bezahlte meine Einkäufe. Kurze Zeit später waren eben diese im Kühlschrank verschwunden und ich ging duschen. In dem Moment blinkte mein Handy auf. Ich hatte den ganzen Tag keinen Blick darauf geworfen. Meine Mädels schrieben in unserer WhatsApp-Gruppe.

Sarah: Wie wars Ava?

Miranda: Lebst du noch?

Sarah: Hallo Ava?

Ava: Alles gut Mädels. Ich habe den ersten Tag überstanden.

Nachdem Dominik schon so drauf erpicht war, dass sein Vater nichts erfährt, gilt das wahrscheinlich auch für alle anderen Menschen.

Ella: Hast du hübsche Arbeitskollegen?

Sarah: Egal ob sie hübsch sind, sie müssen nur blond sein für Ava. ��

Miranda: Wenn sie nicht blond sind, gehört einer mir.

Ava: Ja sie sind heiß, ja einer ist blond. Sonst noch Fragen?

Ella: Uh, da ist jemand empfindlich!!

Miranda: Ich nehm einen!

Ava: Ich geh duschen!

Sollten sie sich nur weiter unterhalten. Nachdem ganzen Chaos heute brauchte ich eine warme Dusche und die würde ich mir jetzt gönnen. Danach machte ich mir noch schnell ein Butterbrot mit Schnittlauf, mehr geben meine Kochkünste heute leider nicht mehr her.

Mein Abendprogram für heute bestand aus mir, meinem Sofa und dem Fernseher. Gegen 22 Uhr wurden meine Augen schwer und ich ging ins Bett. Zum Glück war ich sowieso eine Seitenschläferin, ansonsten wäre diese Nacht schmerzhaft verlaufen. Ich stellte mir meinen Wecker für 6 Uhr. Als ich so im Bett lag, schlich sich dieses erdrückende Gefühl in meine Brust und die Dunkelheit kam wieder in meine Gedanken. Eigentlich war es klar, dass nach so einem Tag etwas passieren musste. Meine Vergangenheit war nicht rosarot oder schön oder gerecht. Aber ich hatte mich damit abgefunden. Nur nach manchen Ereignissen holten mich die alten Bilder wieder ein. Ich werde diese Nacht schlafen, aber die Albträume werden sie besitzen. Umso schläfriger ich wurde, umso stärker übernahm die Dunkelheit meine Gedanken und ich erlebte die Situationen von damals. Ich hasste diese Nächte.

Pünktlich um 6 klingelte mein Wecker und ich stand auf. Ich war schon immer ein Frühaufsteher, deswegen machte es mir nichts aus. Mein Kaffee und mein Müsli machten mich dann so richtig munter und ich überlegte was ich heute anziehen soll. Draußen war es ziemlich warm, also zog ich ein Kleid an und heute keine aufreizende Unterwäsche. Heute beschloss ich zu Fuß in die Agentur zu gehen. Es dauerte lediglich 15 Minuten, also zog ich flache Schuhe an und schmiss die High Heels in meine Tasche. Unterwegs kaufte ich mir noch ein Sandwich für zu Mittag und war pünktlich um halb acht in der Agentur.

Markus saß schon im Büro und arbeitete. Er würdigte mich keines Blickes als ich das Büro betrat. Wusste er von gestern? War das wirklich Dominik? Wenn ich in drauf anspreche und er es noch nicht wusste, würde ich mir ins eigene Knie schießen. Sage ich aber nichts und er weiß es, hätte ich ein noch viel größeres Problem. Ich musste das Ganze anders angehen.

Als ich auf meinen Sessel saß, heute war es schon erträglicher, sagte ich vorsichtig:

„Markus, darf ich dich etwas fragen?“

„Immer, was brauchst du?“

„Wie soll ich dich eigentlich erreichen, wenn ich in meiner Freizeit etwas machen will?“

„Entweder du sagst es mir noch während der Arbeit und ICH ENTSCHEIDE DANN, ob du es machst oder du rufst mich an oder schreibst mir.“

Wie kann man um diese Uhrzeit schon so streng sein? Außerdem habe ich keine Nummer von ihm.

„Ich habe deine Nummer nicht.“

„Gib mir dein Handy.“

Ich zögerte kurz, griff aber dann in meine Tasche und zog das Handy heraus. Markus nahm es mir sofort ab und tippte drauf herum.

„Woher weißt du meinen Code?“, ich hatte extra so ein Muster eingestellt, damit man nicht so leicht an meine Daten kam.

„War nicht schwer zu erraten.“

Er gab mir mein Handy wieder und ich ließ es in meiner Tasche verschwinden. Markus schaute mich noch kurz an und sah dann wieder auf seinen Bildschirm. Wusste er es? Verdammt was sollte ich machen? Wie ein kleines Mädchen, dass dem Herrn Lehrer beichten muss, dass es die Hausübung vergessen hat, fing ich an zu stottern:

„Du, ähm, äh, Markus…“

Er fiel mir ins Wort:

„Überleg dir was du sagen willst und dann sprich deutlich!“

Ich atmete tief durch und sprach wie verlangt deutlich:

„Ich glaube, ich habe gestern gegen zwei Regeln verstoßen. Ich war nach der Arbeit noch eine Runde laufen. Dabei vergaß ich die Zeit und hatte keine Zeit mehr vor dem Einkaufen zu duschen, also ging ich gleich so wie ich war. Das mit dem Laufengehen war ganz spontan, ich hatte nicht daran gedacht es dir zu sagen, aber ich hätte es ja auch nicht können und…“

Markus unterbrach mich wieder.

„Dominik hat mir schon erzählt, dass du so eine hübsche Jogginghose besitzt.“ Seine Stimme war fest und die Drohung schwang mit.

Der Verfolgungswahn verschonte mich also noch. Es war tatsächlich Dominik gewesen. Still blieb ich sitzen und wartete auf Markus nächste Handlung.

„Dennoch ich bin froh, dass du mir es freiwillig gesagt hast. Vielleicht fällt deine Strafe dann nicht ganz so schlimm aus“, die strenge in seiner Stimme war wieder da.

„Aber ich hätte es dir doch gestern gar nicht sagen können!“, ich wollte nicht kampflos aufgeben.

In einem Ruck stand er auf und ging langsam um die Schreibtische herum. Er baute sich neben mir auf, griff zu meinem Kinn und zwang mich ihn anzusehen.

„Willst du mit mir jetzt auch noch diskutieren?“, die Drohung lag in der Luft.

„Ich diskutiere nicht, ich sage dir, wie es war.“ Meine Stimme war Gott sei Dank wieder fest. Markus sah wenig begeistert aus. Sein Griff wurde fester:

„Noch ein einziges Widerwort und ich leg´ dich übers Knie.“

„Das machst du ja sowieso! Was hätte ich deiner Meinung nach den sonst tun sollen?“ Klug war meine Aussage nicht, aber es fühlte sich so gut an.

Wortlos, aber mit einer beängstigenden Körperhaltung holte er einen Sessel aus der Ecke, nahm mich bei meinem Handgelenk und zog mich auf seinen Schoß. Im Gegensatz zum letzten Mal versuchte ich mich zu wehren. Aber ich mit meinen 1,60 m Körpergröße und 60 kg Kampfgewicht habe gegen 1,90 m reine Muskeln eher geringe Erfolgschancen. Markus drehte einfach wieder meine Hände auf meinen Rücken und ich lag da wie ein Fisch am Land. Völlig hilflos.

„Weißt du warum ich das mache?“, Markus fragte mit strenger Stimme.

Weil du ein perverses Arschloch bist? Weil du dich daran aufgeilst? Weil du irgendetwas kompensieren musst? Weil du einfach krank bist? Ich hätte viele Antworten für ihn, aber keine davon würde ihm gefallen.

Ich antwortete so, wie es ihm gefällt: „Weil ich gegen Regeln verstoßen habe.“

„Was wird jetzt passieren?“, seine Tonlage blieb gleich.

Musste ich es wirklich noch aussprechen?

„Ich werde bestraft.“

„Braves Mädchen!“

Der erste Schlag folgte, sobald er fertig gesprochen hatte. Es folgte Schlag für Schlag für Schlag. Monoton im selben Rhythmus. Monoton in derselben Stärke. Ich spürte noch die Striemen von gestern. Wenn er die traf, wollte ich am liebsten schreien. Aber diese Genugtuung würde ich ihm nicht gönnen.

„Wie viele Schläge werden es?“, fragte ich zwischendurch.

„Bis du genug hast“.

Markus machte erbarmungslos weiter. Durch mein Kleid hatte ich heute weniger Schutz als gestern, aber zum Glück blieb es an Ort und Stelle. Die Schmerzen wurden aber immer größer und ich konnte nicht mehr still liegen. Meine Beine zappelten, aber das störte Markus nicht. Seine Hand verfolgte weiter den gleichen Rhythmus. Sollte ich etwas sagen, um ihn zu besänftigen? Der Versuch schadet nie. Aber betteln werde ich nicht.

„Markus, ich habe es verstanden. Au, hör bitte auf. Es, au, wird nicht wieder passieren.“ Die Schmerzenslaute zwischendurch konnte ich nicht zurückhalten. Eine Antwort erhielt ich nicht. Stumm machte er weiter und das einzige Geräusch im Raum war das Klatschen.

Oh Gott, hatte er die Scheiben des Büros eigentlich verdunkelt oder sah mich gerade die ganze Etage? Mein Kopf zeigte Richtung Fenster und weg von der Tür. Ich versuchte meinen Kopf zu drehen, aber ich war chancenlos. Ich würde es erst erfahren, wenn Markus irgendwann aufhörte.

Die ersten Tränen sammelten sich in meinen Augen. Ich zuckte bei jedem Schlag zusammen. Wie es aussieht, musste ich doch betteln:

„Bitte Markus hör auf. Ich weiß, dass ich, aua, einen Fehler gemacht habe. Au“, ich zog zwischendurch Luft ein, so groß war der Schmerz.

„Bitte hör auf, es tut mir leid. Es wird nicht wieder passieren. Das ist alles so ungewohnt und neu für mich. Ich versuche es ab jetzt wirklich!“

Als hätte ich nichts gesagt, machte Markus einfach weiter und weiter. Die Tränen konnte ich nun nicht mehr zurückhalten und ließ los. Es war noch keine halbe Stunde an meinem zweiten Arbeitstag vergangen und ich heulte wie ein kleines Kind.

Markus unterbrach den monotonen Rhythmus: „Gegen welche Regeln hast du verstoßen?“

Unter Tränen antwortete ich: „Ich habe dir nicht Bescheid gesagt und sah nicht gerade gepflegt aus.“

„Und?“, fragte er immer noch mit eiskalter Stimme.

In meinem Kopf drehten sich die Gedanken. Was hatte ich gemacht? Welche Regel war denn noch? Während ich überlegte, fing Markus wieder an mich zu schlagen. Wenn mir nicht bald etwas einfällt, habe ich echt ein Problem.

Markus ermahnte mich: „Wenn du die Regeln nicht weißt, haben wir gleich noch ein anderes Problem miteinander.“

Regeln? Verdammt, welche Regeln gab es denn noch? War ich nicht respektvoll zu ihm? Ich habe ihn nur so behandelt, wie er es verdient hat. Soll ich mich dafür entschuldigen?

„Ich habe dich nicht respektvoll behandelt“, ich weinte durchgehen. Die Schmerzen wurden immer schlimmer, fast schon unerträglich. Ich wand mich unter seinem Griff, aber es gibt einfach kein Entkommen.

„Tut es dir leid?“, fragte Markus.

„Dass ich gestern draußen war, ohne dir Bescheid zu geben, ja. Dass ich ausgesehen habe, wie eine Obdachlose, ja. Wie ich vorher mit dir gesprochen habe, nein“, ich wollte ihn einfach nicht anlügen. Das wäre nicht mehr ich, egal in welcher Situation ich bin.

Markus stoppte. Mein Hintern brannte. Tränen flossen immer noch über mein Gesicht.

„Steh auf!“

Markus hätte zum Bundesheer gehen sollen, den Befehlston hat er drauf.

Orientierungslos stand ich auf und sah, dass zumindest die Büroscheibe abgedunkelt war. Wenigstens hatte nicht das ganze Stockwerk davon mitbekommen. Obwohl ich außer den beiden Psychopathen noch keinen meiner Kollegen kannte. Markus stellte den Sessel zurück in die Ecke und kam mir wieder gefährlich nahe. Mit großen Augen sah ich zu ihm auf und suche in seinem Gesicht irgendeine Gefühlsregung. Seine blauen Augen wirkten verschlossen.

„Wieso glaubst du, Kleines, ist es in Ordnung mich respektlos zu behandeln?“, in der Stimme war ein drohender Unterton zu hören. Die Angst kroch von meinem schmerzenden Hintern über meinen Rücken hinauf. Ich blieb aber bei der Wahrheit:

„Respekt bekommt man nicht einfach so, Respekt muss man sich verdienen.“

Sein Blick blieb ausdruckslos. Er drehte sich von mir weg und ging zu meinem Schreibtisch. Dort schnappte er sich den Polster, den er mir gestern gegeben hatte und verstaute ihn im Kasten. Dann schob er meinen Schreibtischsessel auf die Seite und holte den Sessel aus der Ecke. Es war ein einfacher Plastiksessel ohne jegliche Polsterung.

„Pölster muss man sich auch verdienen“, süffisant schlich sich ein Lächeln in sein Gesicht und er ging zu seinem Schreibtisch, „geh an die Arbeit.“

Er setzte sich an seinen Computer und begann mit seiner Arbeit. Ich stand da wie ein begossener Pudel, völlig verheult und mein Hintern brannte wie Feuer. Sein Ernst jetzt? Aber zwischen meinen Beinen regte sich etwas. Nicht schon wieder. Ich spürte ein bekanntes Ziehen im Unterleib, das ich nur von anderen Situationen kenne. Warum zu Teufel bin ich geil?

Markus Konzentration haftete am Bildschirm und ich würde keines Blickes gewürdigt. Was blieb mir anderes über als mich hinzusetzen und zu arbeiten?

Mit schmerzverzerrtem Gesicht ließ ich mich auf dem Plastiksessel nieder und wusste, dass es ein verdammt langer Tag werden würde.

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