Kitabı oku: «LAND UNTER», sayfa 3

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Während der Umbauarbeiten mietete er den Chor der Kirche nebenan. Er benutzte ein Baugerüst dazu, über dem eingedrungenen Wasser einen Boden einzuziehen. Auf dieser Plattform war das Heaven entstanden.

»Der Laden ist genau das, was ich immer machen wollte«, hatte er Enno einmal erzählt. »Natürlich kann ich davon nicht leben. Zum Glück war ich schlau genug, meine Forschungsergebnisse als Patent anzumelden. Geht um ein Verfahren bei der Scandiumgewinnung. Seltene Erde, schwer zu erklären. Ich hab die Lizenzeinnahmen von den Chinesen und Russen. Das fließt regelmäßig. Ist nicht viel, doch ich komm damit klar.«

Bei der ersten »Party« unter dem Dach des Hochchors hatte Hose Kirstin kennengelernt. Enno hatte nicht schlecht gestaunt, als die beiden zwei Wochen später zusammengezogen waren. Seitdem begleitete Hose seine Freundin ab und zu nach Hannover. Für einen Trip in die Hauptstadt fehlten ihm die Zeit und das Geld.

Enno entnahm Hoses Tonfall, dass er sich nach Berlin sehnte. Er wusste, was sein Freund als Nächstes fragen würde.

»Was dagegen, wenn ich mitkomme?«

Enno versicherte ihm, dass er nichts gegen seine Gesellschaft einzuwenden hätte. Im Gegenteil.

Hose pflückte die Schwimmbrille von der Gummipalme und steckte sie zu den anderen Sachen ins Drypack. »Ich denk drüber nach und meld mich.« Er deutete ein Winken an. Tine winkte ebenfalls und startete den Motor. Sie fuhren, »Tahiti« im Schlepptau, Richtung Kirche davon.

Als Enno zurück auf das Dach kam, war der Wind noch warm, traf ihn aber nicht mehr wie eine heiße Wand. Er streifte die Sandalen ab, ohne die er den glühenden Beton tagsüber nicht betreten konnte, ließ sie am Treppenaufgang liegen und setzte sich wieder neben den alten Mann.

Von Westen kommend näherte sich ihnen eine Möwe. Sie flog in einem weiten Bogen um das Sonnensegel herum und musterte die Menschen von allen Seiten. Dann drehte sie ab und folgte Tines und Hoses Boot.

Piet machte sich eine Flasche Bier auf. »Kirstin und Holger sind wirklich sehr nett«, sagte er.

»Ich hab sie auch sehr gern«, erwiderte Enno.

Er war froh, dass der Alte wieder Interesse an seiner Umgebung zeigte.

»Und was geht da zwischen ihr und diesem kleinen Stinker, diesem Warner, vor? An Holgers Stelle würde mir das ja mächtig aufstoßen.«

Enno grinste und nickte. »Tut es auch. Aber was soll er machen? Tine sagte mal, sie würde Warner schon seit einer halben Ewigkeit lieben, aber zusammen sein könne sie nicht mehr mit ihm. Ich denke, Warner liebt sie auch – auf seine Art. Wahrscheinlich ist sie die einzige Person auf der Welt, zu der er eine engere Beziehung aufgebaut hat. Er ist ein schwieriger Mann. Eigentlich ist er sehr großzügig, sehr hilfsbereit, hat aber Probleme mit Menschen, vertraut niemandem und hält alle, die ihn vielleicht mögen könnten, mit seiner ruppigen Art auf Distanz. Vermutlich, weil er sich selbst nicht mag, ich weiß es nicht. Ich werde bis heute nicht schlau aus ihm.«

»Ich dachte, ihr wärt befreundet.«

»Ich kenne ihn aus der Schule, hatte aber nie viel Kontakt. Seine Eltern besaßen in Norden ein Hotel. Am Schluss war das mehr so eine Pension. Eine Flüchtlingsunterkunft.«

»Und was treibt der da drüben in seinem Leuchtturm? Ich meine: Arbeitet er irgendwas?«

»Für eine Firma in Hannover, soweit ich weiß«, antwortete Enno. »Security, Programmieren, Informationsbeschaffung.« Alles Dinge, von denen er nicht viel verstand. »Er nennt sich ›IT-Sicherheitsberater‹, hat sich auch mal als ›Cybercowboy‹ bezeichnet.«

»Ein Hacker?«

Piets Gesichtsausdruck blieb neutral. Enno meinte jedoch, in seinen Augen ein Aufflackern bemerkt zu haben.

»Nützlich, so jemanden zu kennen. Gefährlich, wenn man ihn sich zum Feind macht«, murmelte der alte Mann.

Enno sah ihn erstaunt an. Er machte jedoch keine Anstalten, diesen Gedanken weiter zu erläutern.

3·Aktion nicht ausführbar

»Ich fass es nicht! Du bist und bleibst ein Arschloch!«, schimpfte Marlies und trennte die Verbindung.

Adrian hatte gerade zu einer Erwiderung angesetzt, als die 3-D-Projektion ihrer Augen unvermittelt erlosch. Er starrte mit offenem Mund auf den PUC an seinem linken Unterarm. Er konnte es nicht fassen, dass Marlies einfach abgeschaltet hatte. Schon wieder! Er hieb mit der Faust auf den Tisch. Er hasste es, wenn sie das tat. Wenn sie das letzte Wort behielt. Und überhaupt, dachte er, was fiel ihr eigentlich ein, ihn als »Arschloch« zu beschimpfen?

Dann erinnerte er sich, was man ihm nach jedem Gespräch mit Marlies zu tun empfohlen hatte. »PUC, letzten Kontakt orten«, wies er das Gerät an.

»Aktion nicht ausführbar«, teilte ihm die heisere Frauenstimme mit, die er für den Privatmodus gewählt hatte.

Natürlich, überlegte er, dazu war Marlies zu klug. Er versuchte jetzt seit sechs Jahren, sie zu finden, und es gelang ihr nach wie vor, sich zu verbergen.

»Stell wenigstens die Verbindung wieder her«, blaffte er den Communicator an.

»Aktion nicht ausführbar.«

Das frustrierte Adrian. Er erhob sich aus dem Drehsessel und durchmaß das Loft mit großen Schritten. An der Hausbar zögerte er kurz, bevor er nach dem 2030er Macallan Sherry Oak griff, den ihm die Firma Novapec letzte Weihnachten geschickt hatte. Er öffnete die Flasche und goss sich ein. Mit dem Glas in der Hand stellte er sich ans Fenster und genoss den leicht fruchtigen Geschmack des Whiskeys und dessen süßen Abgang, der seinen Gaumen verwöhnte.

Adrian seufzte zufrieden. Tarik, der Chef von Novapec, wusste, was er ihm schuldete – und dass für einen seiner treuesten Kunden nur das Beste gut genug war.

Umgekehrt verdankte er dem Mann ebenfalls viel. Adrian wandte sich jedes Mal an ihn, wenn sich ein Problem auftat, das er mit legalen Mitteln nicht lösen konnte.

Offiziell trat Tarik als deutscher Geschäftsführer der Beteiligungsgesellschaft auf. Außerdem leitete er eine bekannte Wäschereikette. Hinter der Fassade des erfolgreichen Geschäftsmannes war er der Kopf eines weitverzweigten Clans. Er selbst bevorzugte das Wort »Familie«, manchmal sprach er sogar von seinem »Stamm«. Auch wenn Adrian es nicht so recht glauben konnte, war die ganze Sippe wohl tatsächlich miteinander verwandt. Tarik hatte für alles »seine Leute«: von hirnlosen Schlägern über trickreiche Anlageberater bis zu IT-Fachleuten jeglicher Couleur. Wo er gerade diese Spezialisten auftrieb, blieb Adrian ein Rätsel. Das war ihm aber egal, solange sie seine Aufträge präzise ausführten.

Einzig die Sache mit Marlies und ihrem Vater war total schiefgelaufen. Dass die beiden abgetaucht und nicht auffindbar waren, stellte für Tarik einen peinlichen Fehlschlag dar. Adrian hatte diese unerfreuliche Geschichte fast um seinen Aufstieg in die Welt der Reichen und Mächtigen gebracht. Noch dazu empfand er sie als persönliche Niederlage – seine erste und einzige, und darum umso ärgerlicher.

Er stellte das Glas auf die Fensterbank und ballte unwillkürlich die Fäuste. Er hatte Marlies unterschätzt. Sie hatte ihn und Tariks Leute getäuscht. Dieses raffinierte Luder!

»Was wollt ihr einmal werden, wenn ihr die Schule abgeschlossen habt?«, hatte Frau Grieswald, die Wirtschaftslehrerin, sie in der zehnten Klasse gefragt.

»Manager«, war Adrians Antwort gewesen.

Damit hatte er nicht irgendeinen untergeordneten »Dödeljob« im Verkauf, Marketing oder Personalwesen gemeint, sondern eine Stellung ganz oben, an der Spitze der Nahrungskette. Um in dieser Sache kein Missverständnis aufkommen zu lassen, hatte er seine Antwort mit »mindestens Direktor« präzisiert.

Nun war er als Jugendlicher zwar mit einer raschen Auffassungsgabe gesegnet, aber nie besonders fleißig gewesen. Seine schulischen Leistungen lagen damals im unteren Mittelfeld. Dass ihm keiner zutraute, sein angegebenes Karriereziel zu erreichen, wurde ihm, wenn nicht durch Frau Grieswalds süffisant gespitzte Lippen, spätestens durch das Gelächter der Klasse bewusst. Einer seiner Mitschüler, eine Handballkanone namens Claas Arens, setzte sogar noch eins drauf: »Direktor bei der Müllabfuhr«, pflegte er Adrian fortan aufzuziehen, wann immer sie sich auf dem Schulgelände begegneten.

Adrian hatte sich davon nie beirren lassen. Nichts konnte ihn von seinem Vorhaben abbringen, es möglichst schnell zu Geld zu bringen – oder, wie er es als Jugendlicher ausgedrückt hatte, »stinkreich« zu werden.

Eines war ihm schon früh klar geworden: Durch normale Arbeit und Fleiß würde er sein Ziel niemals erreichen. Also galt es, andere Wege zu finden. Zunächst war es notwendig, sich in der Schule weiter durchzumogeln. Das gelang ihm ohne Schwierigkeiten. Seine Noten waren gut genug, in Bremen ein Wirtschaftsstudium aufzunehmen. Mit etwas mehr Aufwand schaffte er es auch an der Universität, Klausuren und Prüfungen zu bestehen, für die er kaum gelernt hatte. Es gab nur eine echte Herausforderung: Er wollte seinen Lebensunterhalt bestreiten, ohne sich die Hände schmutzig zu machen. Adrian hatte schon eine Idee entwickelt, wie dieses Problem zu lösen wäre. Er brauchte aber Hilfe von außen, um seinen Plan in die Tat umsetzen zu können.

Er hatte Tarik seit dem Abitur nicht mehr gesehen. Vielleicht hatte dieser ihn nicht gleich erkannt.

Seine Begrüßung war ruppig gewesen: »Was willst du hier?«

Adrian hatte zu diesem Zeitpunkt bereits eine Debatte mit dem Türsteher, eine Leibesvisitation und eine Auseinandersetzung mit Tariks Leibwächtern hinter sich. Durch weitschweifige Erklärungen und stures Beharren war er bis in den privaten Bereich des Nachtclubs, bis zum Anführer des Bremer Clans vorgedrungen. Nachdem er so weit gekommen war, konnte ihn der Tonfall des Mannes nicht mehr abschrecken.

»Erinnerst du dich an mich? Ich bin Adrian. Wir waren zusammen in der Schule.«

»Bin noch zu jung für Alzheimer«, erwiderte Tarik. »Ich hab gefragt, was du von mir willst.«

»Ich habe einen Plan, der uns beiden eine Menge Geld einbringen kann. Dafür brauche ich deine Unterstützung«, gestand Adrian ohne Umschweife ein. »Ich dachte, das würde dich interessieren.«

Tarik lachte auf. »Ich hab schon mehr Geld, als ich ausgeben kann.«

Adrian glaubte ihm nicht. Da war etwas in den Augen des Clanführers, das ihn mit Zuversicht erfüllte. »Ich finde, man kann nie genug haben«, sagte er.

Tarik schob die Unterlippe vor und schnaufte. Er lud Adrian mit einer knappen Geste ein, sich zu ihm zu setzen.

Das Eis war gebrochen. Schon bald plauderten sie miteinander wie alte Freunde, die sich lange nicht gesehen hatten. Sie redeten über die Schulzeit, das Leben in Bremen, die Politik, Fußball und Frauen. Es schien Tarik zu freuen, sich mit jemandem auszutauschen, der nicht zum Kreis »seiner Leute« gehörte.

Als sie das dritte Glas zusammen tranken, sagte der junge Clanführer unvermittelt: »Du warst der Einzige in der Klasse, der normal mit mir geredet hat.«

Adrian schmunzelte. Er hatte gehofft, dass Tarik sich daran erinnern würde.

»Jedenfalls hin und wieder«, fügte der Clanführer hinzu.

Das brachte Adrian zum Lachen. »Du warst damals ganz schön abweisend. He, außerdem bist du mitten in der elften Klasse verhaftet worden und warst monatelang weg. Da blieb nicht viel Zeit, um mit dir zu reden.«

Tariks Augen blitzten auf. Wenn Adrian den Gesichtsausdruck seines Gegenübers richtig interpretierte, war er nicht wütend, sondern vielmehr stolz, dass man sich an ihn als eine außergewöhnliche Person erinnerte.

»Ich weiß noch, dass alle Angst vor dir hatten«, fuhr Adrian fort. »Wenn dir was nicht passte, hast du immer gleich zugeschlagen. Und du hattest immer dieses Messer dabei. Sogar unsere Lehrer hatten Angst vor dir.«

»Sie hatten Respekt«, korrigierte ihn Tarik. »Unter all diesen Überfliegern und Reiche-Leute-Kindern war es mir wichtig, mir Respekt zu verschaffen. Das galt auch für diese Wichtigtuer, die meinten, es reiche nicht, uns etwas beizubringen, sondern uns – vor allem mich – zu etwas erziehen zu müssen, das wir nicht sein wollten.«

Der Clanführer strich sich mit der Hand über den Dreitagebart und musterte ihn nachdenklich. »Vor dir hatten sie auch Respekt, soweit ich mich erinnere.«

Weil sie glaubten, ich sei mit dir befreundet gewesen, dachte Adrian. Seine Beziehung zu Tarik – so oberflächlich sie gewesen sein mochte – hatte ihn vor Ärger mit anderen Schlägern an der Schule bewahrt.

Er fand, dass es Zeit war, auf den eigentlichen Grund seines Besuchs zu kommen. Er lehnte sich zurück und ließ den Blick demonstrativ über die Einrichtung der privaten Clubräume schweifen. »Kuck, was aus dir geworden ist. Du hast was aus dir gemacht«, sagte er.

Der Clanführer lachte auf. »Den Club hab ich von meinem Vater geerbt. Ist nur Hobby«, erklärte er ihm. »Ich bin Geschäftsführer bei Novapec, Bremer Niederlassung. Außerdem leite ich eine Wäschereikette. Mister Clean. Hast du bestimmt schon mal gehört.«

»Kennt doch jeder«, antwortete Adrian.

Tarik musterte ihn misstrauisch. »Ich denke, ich weiß, was du dir vorstellst, womit ich mein Geld verdiene. Aber wir, meine Familie und ich, sind jetzt anders unterwegs als früher. Unsere Geschäfte sind heute legal.«

Seine Leibwächter grinsten.

Adrian wusste einiges über Tariks Geschäfte. Er hatte vor seinem Besuch gründlich recherchiert. Dabei hatte er in Erfahrung gebracht, dass der Clan, der von Berlin, Bremen und dem Ruhrgebiet aus operierte, zahlreiche Firmen kontrollierte und ein großer Player im deutschen Immobilienmarkt war. Viele Investitionen des Clans standen unter dem Verdacht der Geldwäsche. Die Polizei brachte ihn außerdem mit einer ganzen Palette anderer krimineller Machenschaften in Verbindung, darunter Drogenhandel, Schutzgelderpressung und Betrug. Nach außen gab Tarik sich als Manager und Macher. Er bewegte sich in den einflussreichen Kreisen der Bremer Gesellschaft. Doch für viele galt er als der Kopf hinter den Clanaktivitäten in der Hansestadt.

Das war es, was Adrian dazu bewogen hatte, seinen ehemaligen Mitschüler aufzusuchen. Er war ein Krimineller – der Einzige, den er kannte. Und er schien schlau zu sein, denn es war noch keinem gelungen, ihm etwas nachzuweisen.

»Vielleicht kannst du mir trotzdem helfen«, sagte er.

»Weil du was klauen willst und denkst: He, der gehört zu einer Verbrecherbande, der macht das schon für mich? Voll das Klischee, Mann!«

Adrian schüttelte den Kopf. »Nein, weil ich das, was ich plane, keinem anderen zutraue. Ich kann das nur mit dir zusammen durchziehen … oder gar nicht.«

Er musste verzweifelter ausgesehen oder geklungen haben als beabsichtigt. Tarik ließ ihn reden und hörte sich seinen Plan an. Er stellte einige Fragen und wollte alles genau erklärt haben. Am Ende klatschte er in die Hände, lachte und sagte Adrian seine Hilfe zu.

»Aber nicht wegen des Geldes, Mann, sondern weil du’s bist.«

Adrian hatte an der Universität einen regen Handel mit Informationen und Dienstleistungen begonnen: von den Fragen und Aufgaben bevorstehender Klausuren über technische und logistische Unterstützung bei mündlichen Prüfungen bis zu kompletten wissenschaftlichen Arbeiten. Alles klappte reibungslos. Die Hacker hinterließen keine Spuren, die Mikroohrhörer arbeiteten einwandfrei, und die »Ghostwriter«, die Tarik weiß der Teufel woher auftrieb, lieferten ihre Ergebnisse stets pünktlich.

Adrian konnte es kaum fassen, was die Söhne und Töchter betuchter Eltern für einen Hochschulabschluss zu investieren bereit waren – oder deren Väter und Mütter für sie. Achtzig Prozent der Einnahmen gingen an den Clanführer. Dafür erhielt Adrian die Unterstützung, die er bis zum Bachelorabschluss benötigte, umsonst.

Tarik war ihm außerdem in der einen oder anderen privaten Angelegenheit behilflich, die über ihre geschäftliche Vereinbarung hinausging. Adrian hätte sich niemals als nachtragend bezeichnet. Doch er konnte die Demütigungen, die er in der Schule erlitten hatte, nicht vergessen. So kam es, dass sein früherer Mitschüler Claas, der mittlerweile in München Sport studierte, Opfer eines Unfalls mit Fahrerflucht wurde. Dabei erlitt er eine Knieverletzung, die seine Handballkarriere beendete. Frau Grieswald, ihre langjährige Klassenlehrerin, wurde kurz darauf als Sympathisantin einer irakischen Terrorgruppe entlarvt. Die Daten, die sich im Cloudspeicher ihres PUCs fanden, führten zu ihrer Entlassung aus dem Schuldienst.

Adrian war sich stets darüber im Klaren gewesen, dass man viel Geld benötigte, um daraus mehr Geld zu machen. Nach dem Bachelor hatte er genau gewusst, wo und wie er investieren musste. Die nötigen Mittel wollte er sich aber weder von Tarik leihen, noch gehörte er zu denjenigen, die eines Tages Millionen erben würden.

Also galt es, eine Frau zu heiraten, die über ein gewisses Vermögen verfügte.

Bei diesem, dem zweiten Teil seines Plans, war Adrian der Zufall zu Hilfe gekommen, der ihn an der Universität in eine Arbeitsgruppe mit Marlies führte.

Hätte die junge Frau ihn nicht angesprochen, wäre sie ihm nicht aufgefallen. Marlies hatte schöne braune Augen, das musste er zugeben. Leider war sie eher klein und für seine Begriffe zu flachbrüstig. Als sie ihn anlächelte, bemerkte er eine leichte Fehlstellung ihres Oberkiefers, die sie offenbar nicht behandeln ließ. Ihre mausblonden Haare trug sie zu kurz und hatte auch sonst wenig Sinn für Mode, fand er. Dazu kam, dass sie als überdurchschnittlich klug galt und sich in Frauengruppen engagierte – für Adrian eigentlich ein absolutes No-Go.

Eine kurze Recherche ergab jedoch, dass sie Einzelkind, ihre Mutter tot und die Familie vermögend war. Außerdem hatte ihr Vater Krebs im Endstadium. Das ließ Adrian über alles andere hinwegsehen. Er warb um die junge Frau so zielstrebig, wie er jedes Projekt verfolgte. Es dauerte nicht lange, bis Marlies und er ein Paar waren. Als sie ihn das erste Mal mit nach Hause nahm und ihrem Vater vorstellte, sah er sich am Ziel seiner Träume. Der Mann war ans Krankenbett gefesselt, und nach dem, was sie ihm erzählte, hatte er höchstens noch zwei Monate zu leben.

Am nächsten Tag fragte Adrian sie, ob sie ihn heiraten wollte. Vier Wochen später fand in ihrem Elternhaus eine traditionelle Trauung statt.

Doch ihr Vater wollte nicht sterben. War es, weil er seinen Schwiegersohn durchschaute? Adrian wusste es nicht. Und dann tauchte auch noch dieser Doktor Yang auf und brachte alles durcheinander …

Rückblickend betrachtet hatte der Doktor Schuld, dass nichts mehr so gelaufen war wie geplant. Marlies hatte sich mit ihrem Vater nach Singapur abgesetzt und war von der Bildfläche verschwunden. Seitdem sprach sie mit Adrian nur noch aus weiter Ferne. Sie war vorsichtig und traf Sicherheitsmaßnahmen, ließ ihn nie mehr als ihre Augen sehen und fasste sich kurz. Meistens endeten die Gespräche damit, dass sie ihn beschimpfte.

»Ihr Heli steht zum Abflug bereit, Adrian«, riss ihn der PUC aus den Gedanken. Das Gerät unterstrich die Erinnerung mit einem sanften Vibrieren.

»Verstanden«, sagte er, um die Benachrichtigung abzustellen. Er straffte die Schultern und ging zur Garderobe. Nachdem er den Regenschirm vom Haken genommen hatte, verharrte er für einen Moment vor dem Spiegel und musterte sich von oben bis unten. »Du bist kein Arschloch«, bestätigte ihm sein gut aussehendes Gegenüber. »Du bist ein Mann mit einem Plan.« Adrian nickte seinem Spiegelbild zu und öffnete den Fahrstuhl, der ihn auf das Dach bringen würde.

»Ihre voraussichtliche Flugzeit nach Luxemburg beträgt drei Stunden und zehn Minuten«, meldete der PUC sich zu Wort. »Bitte denken Sie daran, vor Ihrem Abflug eine Toilette aufzusuchen.«

»Leck mich«, gab Adrian zurück.

Die Reaktion war so professionell, wie er es von einem Communicator dieser Preisklasse erwarten konnte: »Aktion nicht ausführbar«, informierte ihn die aufregende Frauenstimme.

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