Kitabı oku: «Feuerschein über den Sudeten», sayfa 3
Dreiachsiger Pkw des Typs Tatra bei der Erprobung (VUA, Cj.2703-1/2012-211100)
sMG des Typs Schwarzlose 24 bei einem Manöver der tschechoslowakischen Armee (VUA, Cj.2703-1/2012-211100)
sMG Schwarzlose 24 (VUA, Cj.2703-1/2012-211100)
Kapitel 4
Die militärische und politische Entwicklung in der Tschechoslowakei 1919–1936
Mit der Niederschlagung der ungarischen Räterepublik endeten die Kämpfe um den Bestand der Tschechoslowakischen Republik. Diese hatte das von den Siegermächten zugesprochene Territorium erfolgreich verteidigt. Beneš wollte jetzt auch politisch für Ruhe sorgen und versprach Sudetendeutschen und Slowaken Autonomie. Die Tschechoslowakische Republik sollte eine Demokratie nach Schweizer Vorbild mit einem Kantonalsystem werden. Sudetendeutschland, Tschechien und die Slowakei sollten in Kantone eingeteilt werden, mit weitgehenden autonomen Rechten. Das waren aber leere Versprechungen, die politischen Pläne von Masaryk und Beneš waren genau entgegengesetzt. Statt eines föderalen Systems wollte man einen von Prag aus gelenkten (Pragozentrismus) tschechoslowakischen Nationalstaat schaffen. Da eine tschechoslowakische Nation aber nicht existierte, sollten unter Missachtung ihrer Rechte die Minderheiten „tschechisiert“ werden. Die Bevorzugung Prags zeigte sich schon am Wahlgesetz. Im Wahlbezirk Prag entfielen auf ein Mandat 38.699 Stimmen, in Neuhäusel (Slowakei) 57.223 und in Uschgorod (Karpato-Ukraine) 67.303. Bereits nach kurzer Zeit begann die Regierung in Prag mit einer antisudetendeutschen und antislowakischen Politik. In der ganzen Republik wurde Tschechisch als alleinige Amtssprache eingeführt, Beamte mussten eine Sprachprüfung ablegen, womit Nichttschechen aus den Ämtern vertrieben wurden. Viele deutschsprachige Schulen wurden geschlossen und die Lehrer entlassen, innerhalb von fünf Jahren wurden 4.000 deutsche Klassen aufgelassen. Die deutschen Hochschulen erhielten weniger finanzielle Mittel als die tschechischen. Die deutsche Wirtschaft wurde in vielen Bereichen benachteiligt, die Selbstverwaltung der deutschen Gemeinden beschnitten. Dadurch stieg die Zahl der tschechischen Einwohner in Sudetendeutschland, die deutsche Bevölkerung verminderte sich. Viele Deutsche gingen nach Deutschland, weil sie in Tschechien keine Arbeit mehr fanden. Ziel war es, die deutschen Siedlungsgebiete innerhalb von 20–25 Jahren so weit mit Tschechen zu durchsetzen, dass diese sich in der Mehrheit befanden. Ein besonderer Krieg wurde gegen die sudetendeutsche Industrie geführt. Die tschechischen Schwerindustriebetriebe wurden durch Rüstungsaufträge gefördert. Die tschechischen Städte erhielten großzügige Subventionen, während die in Händen der Sudetendeutschen befindlichen Werke in Nordböhmen der Braunkohle-, Textil-, Glas- und Porzellanindustrie verkümmerten. Die Wirtschaftspolitik der tschechoslowakischen Regierung begünstigte die tschechischen Gebiete einseitig, die sudetendeutschen und auch die slowakischen Gebiete wurden wie Kolonialgebiete behandelt. Aus diesen wurde das Höchstmögliche an Steuern herausgeholt, investiert wurde nur, wenn sich tschechische Betriebe mit tschechischen Arbeitern und Angestellten in diesen Gebieten niederließen. Der größte Schlag gegen die Sudetendeutschen war aber die schrittweise Einschränkung der Selbstverwaltung der Gemeinden und Bezirke. Das war eine aus dem alten Österreich übernommene Verwaltungsstruktur, die in etwa dem heutigen deutschen Föderalismus entsprach. Grundlage der Selbstverwaltung bildete die Verfügungsgewalt der Selbstverwaltungsorgane über einen Teil der von ihnen erzielten Einnahmen an Steuern und Gebühren. Dadurch war es den Gemeinden und Bezirken möglich, durch Vergabe öffentlicher Arbeiten sowie durch sozialpolitische Maßnahmen den sozialen Standard ihrer Einwohner zu heben. Die sudetendeutschen Gebiete zeichneten sich durch einen starken Mittelstand aus, der stets ein Garant guter Steuereinnahmen war. Diese Selbstverwaltung wurde durch den Staat immer weiter eingeschränkt, besonders mit Hilfe der Verwaltungsreform 1927/28. Trotzdem unterstützte die Mehrheit der deutschen Bevölkerung anfangs die Prager Regierung, es war also der Wille zum Zusammenleben durchaus vorhanden.
Die tschechoslowakische Regierung verstieß mit ihrer Politik gegen internationale Verpflichtungen, die sie selbst eingegangen war, hatte sie doch 1922 das internationale Abkommen zum Schutz der Minderheiten unterzeichnet. Die sudetendeutschen Abgeordneten versuchten natürlich Änderungen dieser Politik zu erreichen, wurden aber im Parlament immer von der tschechischen Mehrheit überstimmt. Sie richteten bis 1938 insgesamt 24 Eingaben an den Völkerbund in Genf, davon wurde nicht eine beantwortet. Das war dem persönlichen Einfluss von Beneš zu verdanken, dieser galt als treuester Verbündeter Frankreichs und hatte großen Einfluss in Genf. Diese Politik führte zu einem ständigen Wählerschwund bei den sudetendeutschen Parteien, die den tschechoslowakischen Staat bejahten. Im Jahr 1935 kam es zu einem Erdrutschsieg der neu gegründeten Sudetendeutschen Partei unter Konrad Henlein. Inzwischen hatte sich auch in Deutschland die Situation grundlegend geändert. Hitler löste Deutschland Schritt für Schritt aus den Fesseln des Versailler Vertrages und begann Deutschland wieder aufzurüsten. Er erklärte sich zum Schutzpatron aller deutschen Minderheiten im Ausland. Damit hatten jetzt die Sudetendeutschen den internationalen Rückhalt, den ihnen der Völkerbund nicht geben wollte. Die permanente Krise der Sudetendeutschen im tschechischen Staat wurde damit zu einer internationalen Krise. Bis zum Jahr 1938 verdichteten sich die internationalen Probleme zu einer Krise und genau wie 1914 stand ein Krieg vor der Tür, der Waffenstillstand war zu Ende. In Spanien, China und in Nordafrika sprachen bereits die Waffen.
Entsprechend dem Diktat von Versailles musste Deutschland seine Streitkräfte auf 7 Infanterie- und 3 Kavalleriedivisionen abrüsten. Diese Streitkräfte wurden fortan als „Reichswehr“ oder auch „100.000-Mann-Heer“ bezeichnet, weil die Reichswehr nur einen Personalbestand von 102.000 Mann mit 1926 Maschinengewehren und 252 Feldgeschützen haben durfte. Gepanzerte Fahrzeuge und Kampfflugzeuge waren verboten. Eine alliierte Kontrollkommission überwachte die Einhaltung dieser Bestimmungen. Obwohl die Reichswehrführung mit Unterstützung industrieller Kreise diese Entwicklung zu unterlaufen versuchte, und zwar durch Aufstellung der sogenannten Schwarzen Reichswehr, durch Verstecken von Waffen und Munitionsbeständen, die das erlaubte Limit überschritten und durch geheime Waffenentwicklungen in Spanien und Sowjetrussland, lag Deutschland militärisch am Boden und war von Feinden umgeben, mit Ausnahme von Österreich. Die Tschechoslowakei hingegen konnte ungehindert aufrüsten und eine hochmoderne Armee aufbauen. Dabei konnte sich die tschechoslowakische Regierung auf drei Säulen stützen: kampferprobte Truppen in Form der tschechoslowakischen Legionen in Stärke von ca. 100.000 Mann, die zweitgrößte (nach Frankreich) Rüstungsindustrie Europas und eine intensive Ausbildungshilfe durch die französische Armee.
Für das Verständnis der weiteren Entwicklung ist es notwendig, sich mit diesen Ausgangsfaktoren näher zu beschäftigen.
Die Aufstellung der Tschechoslowakischen Legion war der genialste Schachzug von Masaryk und Beneš. Die österreichisch-ungarische Armee wies im 1. Weltkrieg Führungsschwächen auf, wie es bei multinationalen Armeen häufig der Fall war. Deshalb machte die russische Armee bei Gegenoffensiven unverhältnismäßig viele Gefangene. Masaryk schlug deshalb den Alliierten vor, aus Kriegsgefangenen Kampfverbände aufzustellen, die an der Seite der Alliierten kämpfen sollten. Das war ein klarer Verstoß gegen das Kriegsvölkerrecht. Trotzdem stimmten die Alliierten zu und so wurden in Frankreich Verbände in Stärke von ca 7.000 Mann und in Italien von 20.000 Mann aufgestellt. Im 1. Weltkrieg kamen diese nicht mehr zum Einsatz, nahmen aber an den Kämpfen gegen Polen und Ungarn teil.
Die bedeutendste Kräftegruppierung bildeten die militärischen Kräfte der Tschechoslowakischen Legion in Russland. Im Jahr 1917 hatten diese die Stärke eines Armeekorps von 35.000 Mann erreicht. Bis zum Beginn des Abtransportes war es im Raum Kiew stationiert. Als die deutschen Truppen sich Kiew näherten, unterstützte das tschechoslowakische Armeekorps die bewaffneten Kräfte der Bolschewiken in mehreren Gefechten gegen die deutsche Armee. In Abstimmung mit der französischen Regierung sollte das Armeekorps nach Frankreich an die Westfront transportiert werden, um dort gegen die deutsche Armee eingesetzt zu werden. Das nach der Machtergreifung der Bolschewiki in Russland entstandene Chaos brachte das tschechoslowakische Armeekorps in eine immer schwierigere Lage. Am 7. Februar 1918 erklärte Masaryk das Armeekorps als Teil der tschechoslowakischen Armee in Frankreich, gleichzeitig versuchte er den Abtransport nach Frankreich zu organisieren. Masaryk wollte nicht, dass das Armeekorps in die zu erwartenden innerrussischen Kämpfe hineingezogen würde.
Ein direkter Eisenbahntransport Richtung Westen hätte durch das Gebiet der Mittelmächte geführt und kam deshalb nicht in Frage. Damit blieben noch zwei Möglichkeiten: nach Norden zum Hafen Archangelsk und weiter im Schiffstransport oder nach Osten über die Transsibirische Eisenbahn nach Wladiwostok und dann ebenfalls weiter mit dem Schiff. Der Schiffstransport über Archangelsk war durch deutsche U-Boote bedroht, so blieb nur der lange und gefährliche Weg durch Sibirien.
Am 1. März 1918 begann der Abtransport der Tschechoslowakischen Legion. Die tschechoslowakischen Historiker bezeichneten diesen monatelangen Transport als „Anabasis“ (nach dem Zug der jüdischen Stämme aus Ägypten unter Moses). Das rollende Material hatte man selbst requiriert, darüber hinaus hatte man sich aus den russischen Armeelagern bestens mit Waffen, Munition und Verpflegung eingedeckt. Für Monate löste sich damit die Struktur der Legion, bestehend aus Divisionen und Regimentern, auf. An deren Stelle trat der „Echelon“ (russ.: Zug), der in der Regel ein Bataillon mit Waffen und Vorräten aufnahm.
Vom 9. bis 13. März kam es bei Bachmatsch zu Kämpfen mit deutschen Truppen, die den Transport der Legion nach Osten verhindern wollten. Die tschechoslowakischen Truppen konnten aber die Eisenbahnverbindungen nach Osten offen halten. Trotz des allgemeinen Chaos in der Ukraine und in Russland funktionierten die Eisenbahnen gut. Am 15. März erreichten die ersten Züge in Kursk die Grenze zwischen der Ukraine und Sowjetrussland und es kam zum ersten Konflikt. Der Bolschewistenführer Südrusslands, Antonow-Owsejenko, verlangte für die Genehmigung zur Weiterfahrt nach Sibirien die Ablieferung von Kanonen, Gewehren, Automobilen und Pferden. Die Legion hatte keine Wahl und musste einen Teil ihrer Waffen und Ausrüstung abliefern. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete die sowjetrussische Regierung mit äußerster Kraft an der Schaffung einer regulären Roten Armee auf der Basis der allgemeinen Wehrpflicht. Dazu wurden Soldaten und Waffen benötigt. Auf Befehl Lenins sollte alles Mögliche getan werden, um die Legionäre zum Eintritt in die Rote Armee zu bewegen. Alle tschechischen Züge mussten Pensa passieren, dort hatte die sowjetrussische Regierung die tschechischen Internationalisten zusammengezogen, um für den Übertritt in die Rote Armee zu agitieren. Als Internationalisten wurden zu dieser Zeit alle Staatsangehörigen fremder Staaten bezeichnet, die für die Bolschewisten tätig waren. Zu den tschechischen Internationalisten zählte auch der später weltberühmte Schriftsteller Jaroslav Hasek („Der brave Soldat Schwejk“). Dieser war ein begnadeter Schriftsteller, aber ein Mensch ohne feste Orientierung. Zuerst Angehöriger der tschechischen Legion trat er später zur Roten Armee über und kämpfte in deren Reihen. Als das Ergebnis der Agitation unbefriedigend ausfiel, stoppte die sowjetische Regierung trotz der Zusicherung Lenins, dem Transport nach Wladiwostok stünde nichts im Wege, die Weiterfahrt der Züge. Dann aber begründete man das Zurückhalten der Züge mit der Begründung, die Legion könnte sich mit der sibirischen Konterrevolution verbünden. Gleichzeitig kam aus Moskau der Befehl, die Legion zu entwaffnen. Dem Sowjet von Pensa standen aber dafür keine Kräfte zur Verfügung, andererseits jedoch befand sich die Tschechoslowakische Legion weit auseinandergezogen auf der Eisenbahnstrecke von Pensa bis Kiew und konnte somit nicht die Weiterfahrt mit Waffengewalt erzwingen, also einigte man sich auf einen Kompromiss. Die sowjetische Regierung garantierte den Weitertransport gegen die Ablieferung eines Großteils der Waffen der Legion. Dieser wurde zur Selbstverteidigung gestattet, je Kompanie 84 Gewehre und ein Maschinengewehr zu behalten. Die Geschütze sollten vollständig abgeliefert werden. Die offiziellen Vertreter der Legion stimmten dem Kompromiss zu, die Truppen in den Zügen aber versteckten eine große Anzahl von Waffen in den Waggons.
Im Mai kamen die ersten 12 Züge mit 12.000–14.000 Legionären in Wladiwostok an. Im gleichen Zeitraum verschärfte sich aber die Lage für die Legion weiter. Das war einerseits durch die sich zuspitzende militärische Lage und andererseits durch interne Probleme bedingt. Die militärische Lage verschärfte sich für die Sowjets, weil englische und japanische Truppen Wladiwostok besetzt hatten und damit den Endpunkt der Transsibirischen Eisenbahn. Interne Probleme mit den Sowjets entstanden für die Legion, als einige kommunistische Tschechen aus der Legion austraten und den Sowjet von Pensa über die versteckten Waffen informierten. Im Ergebnis der Lage hielten die örtlichen Sowjets immer häufiger die Züge auf und verlangten gegen Lokomotivgestellung und Lebensmittel Waffen. Die immer von Neuem beginnenden Verhandlungen und die dadurch bedingten Verzögerungen der Züge führten zu einem steigenden Misstrauen der Legionäre gegenüber den Sowjetbehörden. Am 25., 26. und 27. Mai 1918 überfielen Truppen örtlicher Sowjets tschechische Züge, um Waffen zu erbeuten. Zu diesem Zeitpunkt waren die Züge in vier Gruppen auseinandergezogen: bei Penza, Tscheljabinsk, zwischen Ural und Irkutsk und in Wladiwostok.
Bereits Ende April 1918 hatten sich Kommandeure der Legion in Tscheljabinsk zu einem Kongress getroffen und einen Aufstand vorbereitet. Der Plan sah vor, sich der Transsib vom Ural bis nach Irkutsk zu bemächtigen, um den ungehinderten Transport der Legion zu ermöglichen. Führende Köpfe des Aufstandes waren die Regimentskommandeure Čeček, Vojtechovsky und Gajda. Diese wurden jeweils zum Kommandeur einer Kampfgruppe aus mehreren Zügen ernannt, alle drei Kampfgruppen zusammen zählten 20.500 Mann. Im Aufstandsgebiet befanden sich mehrere Tausend untauglicher Rotgardisten und 6.000–7.000 kommunistische Internationalisten. Die 14.000 Mann starke Gruppe in Wladiwostok war in den Aufstandsplan nicht einbezogen und griff erst später ein. Der Aufstand sollte beginnen, wenn die örtlichen Sowjets versuchen würden, Züge vollständig zu entwaffnen. Als am 25. Mai der örtliche Sowjet auf der Station Marianówka einen tschechischen Zug angriff, schlug die westlich von Irkutsk auf der Transsib stehende Gruppe Gajda los. Noch am 25. Mai wurden Station und Stadt Mariinsk genommen, die dort stehenden Truppen des Sowjets zerschlagen und der Sowjet gefangen genommen. Eine von Gajda geführte Kampfgruppe nahm in der Nacht zum 26. Mai Novosibirsk. Damit war sowohl die Bahn- als auch die Telegrafenverbindung von Moskau nach Fernost unterbrochen. Bis zum 4. Juni wurden wichtige Stationen bis Tomsk von Gajdas Truppen besetzt. Damit war das Überraschungsmoment für Gajdas Gruppe erschöpft und die Bolschewisten begannen hartnäckigen Widerstand zu leisten. Die wichtigsten Städte in diesem Gebiet, Irkutsk, Krasnojarsk und Omsk, waren noch in ihrer Hand. Gajdas Strategie sah unter diesen Umständen als vorrangigste Aufgabe die Vereinigung mit den anderen beiden Gruppen. Am 6. Juni schlug er die Omsker Gruppierung der Roten Garde bei Marianówka vernichtend. Gleichzeitig griff ein Regiment der Mittelgruppe, unterstützt durch 2.000 Kosaken, Omsk im Rücken an. Der Sowjet und etwa 3.000 Rotgardisten flohen auf der Irtyschflotille nach Tobolsk. Bei Tatarsk wurde die Verbindung zwischen Gajdas Gruppe und der Mittelgruppe hergestellt. Anschließend besetzte eine Kampfgruppe die nach Süden führende Zweigbahn.
Am 21. Juni begannen die Kämpfe um Irkutsk. Dabei wurden Gajdas Truppen von einem weißgardistischen russischen Korps unterstützt. Nachdem die bolschewistischen Truppen in der Umgebung von Irkutsk mehrfach geschlagen worden waren, räumten sie am 11. Juli Irkutsk kampflos, beim Rückzug sprengten sie die Brücken über die Angara und den Irkut. Die tschechische Legion bildete aus Kriegsgefangenen Kriegsgefangenen-Baukompanien zur Wiederherstellung der Eisenbahnbrücken, diese wurden als ständige Einrichtung beibehalten. Durch die Besetzung von Irkutsk konnte die tschechische Legion den Anschluss an die in der Mandschurei kämpfenden Truppen des Atamans Semenov herstellen.
Die 8.000 Mann starke, von Vojtechovski geführte Mittelgruppe konnte am 27. Mai den wichtigen Eisenbahnknoten Tscheljabinsk besetzen und am 31. Mai Petropawlowsk. Dann war auch bei ihr das Überraschungsmoment erschöpft und hartnäckige Kämpfe begannen. Vorerst musste ein großer Teil der Mittelgruppe im Kampf gegen Omsk eingesetzt werden, die übrigen Kräfte setzte Vojtechovski zur Sicherung von Tscheljabinsk nach Norden und Süden ein. Eine Kampfgruppe unter Syrový besetzte die nördlich von Tscheljabinsk über den Ural verlaufende Zweigbahn Perm – Jekaterinburg – Omsk. Damit war ausgeschlossen, dass Truppen aus Zentralrussland den Tschechen in die Flanke fallen konnten. Im Süden verbündete man sich mit dem Kosakenataman Dutow, dessen Kräfte nördlich von Troizk konzentriert waren und akut durch eine Gruppierung von Rotgardisten und Internationalisten bedroht wurden. In einer gemeinsamen Operation wurde am 18. Juni Troizk eingenommen. Nachdem Troizk genommen war, kam es zu einem Massaker, in dessen Verlauf alle Internationalisten, unbeteiligte deutsche und ungarische Kriegsgefangene sowie die jüdische Einwohnerschaft erschossen wurden.
Ende Mai standen die Transportzüge der westlichen Gruppe unter General Čeček noch weit zurück bei Penza. Damit befand sich diese Gruppe, die aus drei Regimentern und Artillerie bestand, in einer sehr gefährdeten Lage, denn in diesem Gebiet befanden sich starke bolschewistische Zentren wie Pensa und Samara. Diese Bahnstationen waren durch ein Bahnnetz mit Saratow, Jekaterinburg und anderen Sammelpunkten der Roten Armee verbunden. Die Rote Armee hätte folglich manövrieren und Reserven per Bahn heranziehen können. Man überließ aber den Tschechen die Initiative. Die Pensaer Gruppe eroberte am 29. Mai Pensa und Sysran und am 30. Mai besetzte sie eine Brücke über die Wolga. Sie wollte so schnell wie möglich nach Osten, um sich mit der sibirischen Gruppe zu vereinigen. Am 28. Juni erreichte die Gruppe Samara. Vor dem weiteren Vormarsch Richtung Ufa sicherte sie ihre südliche Flanke gegen Bedrohung von der Orenburger Eisenbahnlinie aus durch ein blutiges Gefecht bei Busuluk (23 Jahre später wurden dort die tschechoslowakischen Streitkräfte in der UdSSR aufgestellt). Am 4. Juli wurde Ufa besetzt und am 25. Juni vereinigte sich die Pensaer Gruppe mit der Tscheljabinsker Gruppe. Im besetzten Gebiet errichtete die Tschechoslowakische Legion russische demokratische Verwaltungsorgane. Sie nahm auch Einfluss auf die Entwicklung der Wirtschaft. Die Ordnung auf den Eisenbahnlinien, in Lagern und Werkstätten übernahmen tschechoslowakische Organe. Aus befreiten Kriegsgefangenen wurden tschechoslowakische, jugoslawische, rumänische, italienische und lettische Einheiten aufgestellt. Am 29. Juni 1918 besetzte die Wladiwostoker Gruppierung Wladiwostok. Am 6. Juli waren alle tschechoslowakischen Einheiten vom westlichen Baikalsee bis Wladiwostok vereint. Am Ufer des Baikalsees wurde eine 5.000 Mann starke Kampfgruppe entfaltet, bestens ausgerüstet mit Waffen aus dem erbeuteten Irkutsker Arsenal.
In dieser Situation gab der tschechische Nationalrat auf Betreiben der Entente den Befehl, die Einheiten umzudrehen, um an Wolga und Ural eine durchgehende Front zu bilden, weil die deutschen Truppen nach Rostow am Don durchgebrochen waren. Nur die Wladiwostoker Gruppe verblieb im Osten. Sie besetzte die Transsib bis zur mandschurischen Grenze, am Ussuri wurden zur besseren Verbindung mit der sibirischen Gruppe auch Teile der Mandschurei besetzt, also chinesisches Territorium.
Im Oktober wurden die tschechoslowakischen Truppen und die verbündeten Weißen in drei Armeegruppen geteilt: Jekaterinburg unter Kapitän Gajda, Sibirien unter General Ljubow und Wolga unter General Čeček. Oberbefehlshaber der Front wurde General Syrový (später Generalsstabschef der tschechoslowakischen Armee und 1938 Ministerpräsident der Tschechoslowakei). Der Front wurden drei japanische Divisionen, eine US-amerikanische Division, eine britische Brigade und die russische Armee „Ural“ unterstellt. Damit war die Tschechoslowakische Legion zu einer bedeutenden militärischen Kraft geworden. Mit Sicherheit verstärkte das auch die Position von Präsident Masaryk bei den Verhandlungen mit der Entente. Die Legion befand sich auch in einer hervorragenden geostrategischen Position, weil sie die Lebensader Sibiriens, die Transsib, kontrollierte.
Die deutschen Truppen konnten aber nicht über den Don weiter Richtung Osten vordringen und mit dem Ende des 1. Weltkrieges im November 1918 endete die deutsche Bedrohung. Die Legion war inzwischen in den Kampf gegen die Rote Armee einbezogen. Ende 1918 besuchte der Verteidigungsminister der tschechoslowakischen Regierung, General Milan Rastislav Štefánik, die Legion in Sibirien. Die aus drei Divisionen bestehende tschechoslowakische Armee erhielt die Aufgabe, als Teil der verbündeten Truppen der Entente die Transsib von der Wolga bis zum Baikalsee zu sichern. Damit wurden die tschechischen Truppen aus der Front gegen die Rote Armee abgezogen und entfalteten sich mit ihren Zügen im befohlenen Abschnitt. In Sibirien hatte sich inzwischen die politische und militärische Situation bedeutend verschärft, die falsche Politik des von der Entente unterstützten „Regenten“ Admiral Koltschak führte zu einem allgemeinen Aufstand und überall bildeten sich Partisanengruppen, die die Bahnverbindungen akut bedrohten. Am 14. März 1919 verhängte Koltschak über die gesamte Transsib das Kriegsrecht. Die Tschechen erhielten die Aufgabe, einen Streifen von 10 km beiderseits der Bahn zu sichern. Dabei gingen diese mit äußerster Härte gegen die Aufständischen und die Zivilbevölkerung vor und verloren dadurch bald die Sympathie der einheimischen Bevölkerung. Am 27. März befahl der russische General Rosanow allen im Aufstandsgebiet operierenden Truppen die Erschießung von zivilen Geiseln und das Niederbrennen von partisanenverdächtigen Ortschaften. Im Mai und Juni führte die tschechoslowakische Armee, die durch Freiwillige aus Rumänien, Polen und Serbien verstärkt war, mehrere Großaktionen gegen Partisanen außerhalb der 10-km-Zone durch. Dadurch trat eine relative Befriedung des Gebietes an der Bahn ein. Die Aktionen der Partisanenbekämpfung verbanden die Tschechen mit Raub- und Beutezügen. Die Führung der Legion hatte den Plan, einen Fond zu schaffen, um die Mittel zur Bezahlung der Schiffspassage nach Hause zu erhalten. Deshalb wurde den Truppen befohlen, alles Gold und alle Wertgegenstände, die bei der einheimischen Bevölkerung und den Angehörigen der Roten Garde gefunden wurden, „ohne überflüssige Formalitäten“ zu konfiszieren und an den Stab abzuführen. Von diesen Möglichkeiten wurde reichlich Gebrauch gemacht, wobei die Legionäre auch vieles in der eigenen Tasche verschwinden ließen. Diese Art der Kriegsführung demoralisierte aber auch die beste Truppe. Darüber hinaus führte die Bildung eines selbstständigen tschechoslowakischen Staates zu der Meinung, dass der Aufenthalt der Legion in Sibirien seinen Sinn verloren habe. Der Abtransport der Legion nach Hause war aber mangels Schiffsraum nicht möglich. Außerdem benutzte die Entente die Anwesenheit der Legion und die damit verbundene Besetzung der Transsib als Trumpf in den Friedensverhandlungen zur offiziellen Beendigung des 1. Weltkrieges. Im Sommer 1919 verschärfte sich die Lage der Koltschaktruppen, die reorganisierte Rote Armee trieb deren Truppen immer weiter nach Osten, während der Partisanenkrieg in Sibirien in einen allgemeinen Volksaufstand hinüberwuchs. In dieser Situation wollte die Führung der Ententetruppen die tschechischen Divisionen erneut an der Front einsetzen, die Soldaten weigerten sich aber und es kam zu mehreren Meutereien. Am 21. November 1919 erreichte die Rote Armee Omsk, die Hauptstadt des Koltschakimperiums. Damit begann eine wilde Flucht der zerschlagenen weißen Truppen und ihrer zivilen Anhänger über 3.000 km bis zum Baikalsee. Die tschechische Legion verlegte mit ihren eigenen Zügen zurück und wurde deshalb nicht in das Chaos der wilden Flucht hineingezogen. Dabei waren allerdings die Truppen der Roten Armee der Legion stets auf den Fersen, weil die Durchlassfähigkeit der Strecke nur gering war. Den Rückzug der Legion deckten polnische und rumänische Truppen, die dabei schwere Verluste erlitten. Am 1. März 1920 verließ der letzte tschechische Zug Irkutsk. An diesem Tag wurde auch ein Vorgang formal abgeschlossen, der die Historiker bis heute beschäftigt: Die Legion übergab einer Kommission der bolschewistischen Regierung Sibiriens den Staatsschatz Russlands, das sogenannte Zarengold. Eine Sondereinheit der Legion hatte den Zug nach dem Zusammenbruch der Koltschakregierung bewacht. Später behaupteten Historiker, die Legion hätte einen Teil des Goldes geraubt und damit den Grundstein der Legionärsbank gelegt.
Am 9. Dezember 1919 begann der offizielle Abtransport der Tschechoslowakischen Legion von Wladiwostok. Damit endete eine in der Militärgeschichte einmalige Episode der Kriegsführung.
Die Tschechoslowakische Legion, insbesondere der russische Teil, nahm einen bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung der Armee der 1. Republik. Vor dem 1. Weltkrieg waren viele Tschechen der Idee des Panslawismus gefolgt. Diese bezeichnete alle Slawen als Brüder. Das förderte die Aufstellung der Legion in Russland. Dann zeigte sich aber, dass diese Idee ein Irrweg war. Russen und Tschechen waren weiter auseinander als z. B. Tschechen und Deutsche. Diese Idee löste sich also unter der direkten Konfrontation beider Völker in Rauch auf. Die Angehörigen der Legion hatten sich zwei Jahre erfolgreich in einer fremden und feindlichen Umwelt behauptet. Das hatte zu einem starken tschechischen Nationalbewusstsein geführt. Das zweite Ergebnis des Lebens in Russland war, dass alle Angehörigen der Legion antikommunistisch eingestellt waren. Sie hatten ihre Entscheidung fürs Leben getroffen. Wer kommunistisch war, konnte schon im Kriegsgefangenenlager auf die Seite der Bolschewiken treten. In der Folgezeit besetzten die Angehörigen der Legion alle Führungsfunktionen in der tschechoslowakischen Armee. Legionäre, die nicht weiter in bewaffneten Organen dienen wollten, hatten einen gesetzlich gesicherten Anspruch, bei Vergabe staatlicher und gemeindlicher Arbeitsplätze vorrangig berücksichtigt zu werden. Legionäre waren die privilegierte Schicht in der Tschechoslowakei.
Die Tschechoslowakei erbte von Österreich-Ungarn 13 Flugzeugfabriken, 6 Produktionsstätten für Geschütze, 8 für Gewehre und Maschinengewehre, 6 für Granaten, sieben für Panzer und Kraftwagen sowie 6 für Giftgas. Die tschechoslowakische Rüstungsindustrie wurde durch Werke wie Skoda Pilsen, Waffenwerke Brünn (Zbrojovka Brno) und Strakonice (Česka Zbrojovka) geprägt. Skoda Pilsen stellte schon für die österreichisch-ungarische Armee Geschütze im Kaliber von 7,5 cm bis 42 cm her, in den 30er Jahren kamen zu den Geschützen noch Panzer hinzu. Nach den Bestimmungen des Versailler Vertrages musste die Firma Mauser in Oberndorf ihre Produktion einstellen. Die Tschechoslowakei kaufte Maschinen und Ausrüstungen samt Ingenieuren und Technikern und baute auf dieser Grundlage die Waffenwerke in Brünn und Strakonice auf. Das Werk in Brünn stellte mit dem leichten Maschinengewehr ZB 26, das auch in England unter der Lizenzbezeichnung BREN (Brünn-Enfield) produziert wurde, eines der besten leichten Maschinengewehre aller Zeiten her. Dieses leichte MG wurde in der Rekordstückzahl von 145.000 Stück produziert und ist gegenwärtig immer noch in vielen Armeen im Einsatz. In Strakonice entwickelte man die Selbstladepistole ZB 26, von der bis Ende des 2. Weltkrieges 620.000 Stück produziert wurden. Bereits in der Zeit der Monarchie entwickelte sich auf dem tschechoslowakischen Gebiet eine moderne Flugzeugindustrie. Mitte der 30er Jahre hatten die tschechoslowakischen Flugzeuge die gleichen technischen Parameter wie die deutschen Flugzeuge. Insgesamt zählten in den 30er Jahren über 100 Werke zur tschechoslowakischen Rüstungsindustrie. Diese zeichnete sich durch hohen technischen und technologischen Standard und höchste Qualität der Erzeugnisse aus, die in die ganze Welt verkauft und in nahezu allen bewaffneten Konflikten des vorigen Jahrhunderts eingesetzt wurden. Natürlich wurde auch der Bedarf der tschechoslowakischen Armee durch die einheimische Rüstungsindustrie gedeckt.
Ein weiterer geschickter Schachzug von Beneš war, dass die französische Regierung auf sein Betreiben hin den Beschluss fasste, eine Militärmission in die Tschechoslowakei zu entsenden. Diese traf am 13. Februar 1919 in Prag ein, ihr erster Chef war General Maurice Pellé. Der Chef der französischen Militärmission in der Tschechoslowakei wurde automatisch auch Chef des Hauptstabes der tschechoslowakischen Armee und somit deren ranghöchster Offizier. Damit wurde faktisch die tschechoslowakische Armee der französischen Armee unterstellt. Die Aufgabe der französischen Militärmission war es, die tschechoslowakische Armee zu organisieren und auszubilden. Als besonders schwierige Aufgabe erwies sich die Zusammenfügung der Legionäre mit den in der Heimat verbliebenen Angehörigen der ehemaligen österreichisch-ungarischen Armee zu einer einheitlichen Armee. Dieser Prozess dauerte bis 1922. Aufgrund ihrer in Russland erworbenen Kampferfahrung wurden aber die Legionäre zur führenden Schicht in der Armee. Ein weiteres Problem in dieser Zeit ergab sich aus der Diskussion, ob der zukünftige tschechoslowakische Staat eine Milizarmee aufstellen sollte oder eine reguläre Armee aus Berufssoldaten und Wehrpflichtigen. Der damalige Verteidigungsminister Klofáč und Teile der tschechoslowakischen Öffentlichkeit präferierten eine Milizarmee. Das entsprach aber nicht den Ambitionen von Beneš, der die Tschechoslowakei zum Juniorpartner Frankreichs und zu einer regionalen Ordnungsmacht entwickeln wollte. Dazu benötigte er eine starke Armee. Dabei wurde er von den Franzosen unterstützt. Im Jahr 1920 wurde der Friedensbestand der Armee auf 150.000 Mann festgelegt, diese war damit 50.000 Mann stärker als die deutsche Reichswehr. Da die tschechoslowakische Armee aber hinsichtlich des Bestandes an schweren Waffen keinen Einschränkungen unterworfen war, war die Kampfkraft ihrer Truppen insgesamt wesentlich höher als die der Reichswehr.