Kitabı oku: «Feuerschein über den Sudeten», sayfa 5
Die französisch-tschechische militärische Zusammenarbeit – ein strategischer Faktor für die Stabilisierung des tschechoslowakischen Staates
Die Zusammenarbeit mit Frankreich auf dem militärischen Gebiet war die 3. Säule, auf die sich die Politik der tschechoslowakischen Regierung bis 1938 stützte. Die führenden tschechoslowakischen Politiker dachten, dass niemand die Tschechoslowakei ernsthaft bedrohen könne, wenn Frankreich als großer Bruder mit seiner zur damaligen Zeit stärksten Armee in Europa hinter ihnen stand. Bis zuletzt wollten sie nicht glauben, dass das auch einmal anders kommen könnte. Schon im Februar 1919 wurde eine französische Militärmission in die Tschechoslowakei entsandt. Die Führungsfunktionen der jungen tschechoslowakischen Armee wurden von französischen Generalen besetzt. Diese bestimmten die Militärdoktrin der Tschechoslowakei, installierten das Führungssystem, bauten die Militärschulen auf und führten die Grundlagen der operativ-strategischen Planung ein. In der 1. Hälfte der 20er Jahre wurden von beiden Armeen die Prinzipien des gemeinsamen Handelns im Fall eines neuen Krieges erarbeitet. Angesichts der wachsenden Bedrohung durch Deutschland erhielt die Zusammenarbeit der 2. Abteilung des Hauptstabes mit den französischen Nachrichtendiensten höchste Priorität. In den französischen Streitkräften gab es die 2. (nachrichtendienstliche) Abteilung im Generalstab der Landstreitkräfte und die 2. (nachrichtendienstliche) Abteilung im Generalstab der Luftstreitkräfte. Der französische Nachrichtendienst unterhielt ein Netz von Operationspunkten in Europa, in Prag eine Verbindungsmission. Während die 2. Abteilung der tschechoslowakischen Armee nur über einen bescheidenen Personalbestand verfügte, konnten sich ihre französischen Partner über einen großen Apparat einschließlich spezialisierter technischer Dienste wie Luftbildaufklärung, Telefon- und Funküberwachung stützen.
In den Jahren 1923 und 1925 wurden Vereinbarungen der Tschechoslowakei und Frankreichs über gegenseitigen militärischen Beistand im Falle einer Aggression seitens eines dritten Staates getroffen. Diese wurden aber nicht in konkrete militärische Vereinbarungen umgesetzt. Ende Januar 1933 trafen sich die Chefs beider Hauptstäbe in Paris und vereinbarten konkrete Maßnahmen zur engeren Zusammenarbeit der Nachrichtendienste und der Fliegerkräfte beider Armeen. Es wurde beschlossen, dass die französische Luftwaffe sofort zu Beginn der militärischen Operationen zwei Staffeln Aufklärungsflugzeuge und eine Gruppe schwerer Bombenflieger zu drei Geschwadern in Tschechien dislozierte. Anfang der 30er Jahre konnten die französischen schweren Bombenfliegerkräfte nur bis zu einer Tiefe von 300 km östlich des Rheins Ziele in Deutschland angreifen. Setzte man auch von tschechoslowakischen und polnischen Flugplätzen schwere Bombenflieger ein, konnte das gesamte deutsche Territorium abgedeckt werden. Der Einsatz französischer Aufklärungsflugzeuge vom tschechoslowakischen Territorium hatte strategische Bedeutung, konnten diese doch feststellen, ob die Truppen der deutschen Wehrmacht sich bei Ausbruch eines Krieges nach Westen gegen Frankreich oder nach Osten gegen die Tschechoslowakei und Polen wandten.
Die nächsten Beratungen führten dann die militärischen Experten beider Armeen in Prag durch. Es wurde vereinbart, dass die Aufklärungsfliegerkräfte aus 6 Geschwadern bestehen sollten, 4 tschechoslowakische und 2 französische. Davon sollten 5 Geschwader gegen Deutschland und eines gegen Ungarn eingesetzt werden. Es wurde vereinbart, dass zur Behinderung der Mobilmachung der Reichswehr Ziele im Transportwegenetz, Militärlager und Militärflugplätze angegriffen werden sollten. Dazu wurden 2 schwere Bombenfliegergruppen geplant, die einzig vorhandene tschechoslowakische und eine französische Gruppe, die in der Nähe von Prag stationiert werden sollte. Entschieden beide Regierungen, auch Industrieziele und Wohngebiete anzugreifen, würde die französische Luftwaffe 2 weitere schwere Bombenfliegergruppen entsenden. Die französische Seite drängte die tschechoslowakische Armee, ihre schweren Bombenfliegerkräfte zu verstärken. Im Mai 1933 bestätigten die Verteidigungsminister beider Seiten die in den Gesprächen der Experten vorgeschlagenen Vereinbarungen.
Auf ein qualitativ höheres Niveau wurde die Zusammenarbeit der Nachrichtendienste gehoben. Diese wurde als wichtige Voraussetzung für die Ausarbeitung gemeinsamer Projekte für die Handlungen im Krieg gesehen. Erster Schwerpunkt war die Aufklärung der Ziele in Deutschland für die Handlungen der in Tschechien dislozierten schweren Bombenfliegerkräfte. Die Ziele wurden in vier Kategorien eingeteilt: Zur ersten Kategorie gehörten die deutschen Fliegerkräfte und deren Einrichtungen, zur zweiten Verkehrswege, zur dritten militärische Einrichtungen und zur vierten industrielle Ziele – Chemiewerke, Kraftwerke, Werke für metallurgische Produkte. Die strategischen Richtungen für die Zerstörung der Verkehrswege waren Prag – Halle – Magdeburg und Prag – Nürnberg. Die Aufklärung der Ziele sollte bis zu einer Tiefe von 450 km, gerechnet von Prag aus, erfolgen und der Schwerpunkt der Bombardierungen bis zu einer Tiefe von 225 km, gerechnet von Prag, liegen. Es ist notwendig, darauf hinzuweisen, dass die französische und die tschechoslowakische Armee im Mai 1933 Pläne zur Bombardierung Deutschlands ausarbeiteten, zu einem Zeitpunkt, als Deutschland niemanden bedrohte und über keine Luftstreitkräfte verfügte. Die wichtigsten Ziele wurden in den französischen Mobilmachungsplan aufgenommen. Die Stationierung schwerer französischer Bombenfliegerkräfte auf tschechischem Territorium brachte dabei wichtige strategische Vorteile. Französische Dokumente erläutern das am Beispiel eines Angriffs auf die Leunawerke: Starteten die Flugzeuge von französischen Flugplätzen, konnten sie nur 900-kg-Bomben tragen, starteten diese Flugzeuge aus der Umgebung Prags, aber 2.800 kg.
Am 1. Juli 1935 unterzeichneten die zuständigen Vertreter des Hauptstabes der französischen Luftstreitkräfte und des Hauptstabes der tschechoslowakischen Armee die Konvention F-T-A, in der alle Details der Zusammenarbeit der Luftstreitkräfte festgelegt waren. In der Konvention wurde festgelegt, dass die notwendigen Vorarbeiten zur Überführung und Stationierung der französischen Flugzeuge bereits im Frieden durchgeführt werden sollen. Es wurde geplant, die Bomben für die französischen Flugzeuge in der Tschechoslowakei einzukaufen und einzulagern. Dazu hatten die Franzosen bereits Muster übergeben. Als erste Tranche wurden 430–570 t geplant. Die französischen Flugzeuge sollten unmittelbar nach Verkündung des Kriegszustandes oder nach Ausbruch der Feindseligkeiten auf dem Kriegsschauplatz in die Tschechoslowakei verlegt werden.
Aufgrund der Wiederaufrüstung Deutschlands wurden die gemeinsamen Anstrengungen zum Ausbau der Kooperation der Luftstreitkräfte und der Nachrichtendienste intensiviert. Im Tschechisch-Mährischen Hochland wurde mit dem Ausbau eines Basierungsraumes für die französischen und tschechoslowakischen Bombenfliegerkräfte begonnen. Dieser Raum bestand aus 8 Flugplätzen und das Ziel war, diesen für Ende 1938 so weit vorzubereiten, dass er die französischen Bombergeschwader aufnehmen konnte. In der Slowakei wurde eine Basis für 1939 geplant. Im November 1937 wurde in Paris über die Intensivierung der Aufklärungsarbeit gegen Deutschland und über technische Details des Einsatzes der französischen Bombenfliegerkräfte beraten. Im Detail ging es um die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Funküberwachung und Funkpeilung, die allgemeine Aufklärung und um einen neuen Plan zur Bombardierung Deutschlands. Die französische Armee plante dafür beträchtliche Mittel ein. In Frankreich sollten sieben Stationen für den Funkabhördienst und Funkpeildienst errichtet werden. Für die Überwachung Deutschlands waren Stationen in Straßburg, Mézières und Belfort vorgesehen. Die 2. Abteilung des tschechoslowakischen Hauptstabes besaß einen gut funktionierenden Funkabhördienst und übergab den Franzosen Unterlagen über das Funknetz der Deutschen Luftwaffe, die Rufzeichen der Flugzeuge und Bodenstationen sowie Informationen über die Funktionsweise des deutschen Funkabhördienstes, die wahrscheinlich von A-54 stammten. Es wurde vereinbart, dass die tschechoslowakische Seite sich mit dem Kurzwellenfunkverkehr der Deutschen Luftwaffe mit den Bodenstationen der Luftabwehr befassen sollte. Gemeinsam wollte man das Chiffriersystem der Deutschen Luftwaffe studieren. In gewissen Abständen fanden auch Diskussionen zwischen Vertretern der französischen Armee und der tschechoslowakischen Armee über die strategische Situation in Mitteleuropa statt. Die erste derartige Diskussion wurde zwischen den Chefs der Hauptstäbe im Juni 1934 in Paris durchgeführt. Die tschechische Seite legte Material über die Pläne Röhms vor, die SA in die Reichswehr zu integrieren und leitete daraus eine unmittelbare Bedrohung der Tschechoslowakei ab. Der französische Chef des Hauptstabes, General Gamelin, war der Meinung, dass Deutschland gegenwärtig außerstande sei, einen Zweifrontenkrieg zu führen. Ende 1936 erhielt die 2. Abteilung des Hauptstabes der tschechoslowakischen Armee von einem ihrer Agenten eine Meldung, die regelrechte Schockwellen auslöste. Der Agent berichtete über ein Stabsspiel der Reichswehr, das die strategische Situation Deutschlands analysierte. Der Informant berichtete, dass im Stabsspiel ein Angriff auf die Tschechoslowakei im Jahr 1938 analysiert wurde. Dabei würden Deutschland und Ungarn die Tschechoslowakei überfallen und nur Frankreich würde die Tschechoslowakei unterstützen. Die 2. Abteilung fertigte eine Analyse zu dieser Meldung an, die Staatspräsident Beneš auf den Tisch bekam und Anfang 1937 auch den französischen Hauptstäben übergeben wurde. In den deutschen Dokumenten gibt es keine Hinweise auf ein Stabsspiel der Wehrmacht mit derartigem Inhalt. Die Weisungen für die Kriegsführung, die zu diesem Zeitpunkt gültig waren, sahen nur defensive Handlungen vor, die Wehrmachtführung konnte auch gar nicht den Plan ins Auge fassen, 1938 die Tschechoslowakei und Frankreich zur gleichen Zeit anzugreifen. Die führenden Militärs der Wehrmacht wussten mit Sicherheit, dass sie 1938 keinen Zweifrontenkrieg gegen Frankreich und die Tschechoslowakei führen konnten. Die tschechoslowakische Führung ging aber schon 1934 davon aus, dass ihnen ein Überfall Deutschlands drohte, denn zu diesem Zeitpunkt wurde der Regierungsbeschluss zum Ausbau des Grenzbefestigungssystems gefasst. Der tschechoslowakischen Führung kamen also Meldungen über eine mögliche, von Deutschland ausgehende Aggressionsgefahr sehr entgegen. Im Lichte der Erfahrungen, die die Tschechoslowakei aber insgesamt mit Deutschland machte, erscheinen die Ängste des tschechoslowakischen Hauptstabes im Jahr 1936 natürlich gerechtfertigt, die Ironie der Geschichte aber ist, dass Hitler in einer Beratung mit höchster Geheimhaltungsstufe erst am 5. November 1937 den überraschten Spitzenmilitärs und seinem Reichaußenminister mitteilte, dass er fest entschlossen sei, die Tschechoslowakei „von der Landkarte zu tilgen“. Allerdings plante er die Aggression erst für 1942/43. Das große Misstrauen gegenüber dem wiedererstarkten Deutschland war also berechtigt, die 2. Abteilung war nur den tatsächlichen Ereignissen etwas voraus. Die wachsende Kriegsgefahr hätte für die tschechoslowakischen Spitzenpolitiker Anlass sein müssen, die Verhältnisse im Inneren zu ordnen und endlich den Sudetendeutschen und Slowaken die versprochene Autonomie einzuräumen, um zu versuchen, diese doch noch an den tschechoslowakischen Staat zu binden. Das tat man aber erst unter dem Druck der Sudetenkrise im Jahr 1938. Da war die Chance aber längst vertan, denn ab 1937 und 1938 bewegte sich Europa mit rasender Geschwindigkeit auf eine neue Katastrophe zu. Unter dem Einfluss von Beneš setzte die tschechoslowakische politische und militärische Führung weiter auf die militärische Karte. Die enge Zusammenarbeit mit der französischen Armee bestärkte Beneš in seiner Meinung, die Tschechoslowakei wäre in der französischen Strategie als Gegengewicht zu Deutschland vorgesehen und im Falle eines deutschen Angriffes würde die französische Armee der Tschechoslowakei zu Hilfe kommen. Die Zusammenarbeit der Hauptstäbe beider Armeen war ein militärisches Planspiel. Militärs spielen immerzu Krieg bzw. sie arbeiten Pläne für einen Krieg aus. Was sollten sie auch anderes machen? Krieg war ihr Beruf, und wenn gerade kein echter Krieg stattfand, wurde Krieg geplant oder gespielt. Ob aus dem Kriegsspiel ein echter Krieg wurde, entschied die politische Führung. Die Militärs würden immer so arbeiten, als würde der Krieg in den nächsten Tagen beginnen.
Auf die vom tschechoslowakischen Hauptstab übergebenen Informationen reagierte der französische Hauptstab mit der Ausarbeitung einer Offensive gegen das Ruhrgebiet. Der Plan ging davon aus, dass die Hauptkräfte der Wehrmacht gegen die Tschechoslowakei eingesetzt würden. Die Hauptstoßrichtung der französischen Offensive zielte auf Mainz. Der erste Teil der Studie beinhaltete die operativen Möglichkeiten Deutschlands. Man rechnete auf der Grundlage der vom tschechoslowakischen Hauptstab übergebenen Unterlagen mit den für 1938 geplanten Zahlen. Danach waren für den Angriff auf die Tschechoslowakei nach Abschluss der Mobilmachung 32 Divisionen einsatzbereit. Gegen Frankreich konnten ebenfalls 32 Divisionen eingesetzt werden, zur Grenzsicherung gegen Polen 5 Divisionen, 6 Divisionen bildeten die zentrale Reserve. Frankreich verfügte nach Abschluss der 1. Welle der Mobilmachung über 33 Divisionen, in der 2. Welle kamen nochmals 35 Divisionen hinzu. Die tschechoslowakische Armee verfügte 1936 über 38 Divisionen. Für die deutsche Seite plante man für 1938 mit 75 Divisionen, demgegenüber standen 106 französische und tschechische Divisionen. Es widerspricht jedweder militärischen Logik, dass Deutschland bei einem solchen Kräfteverhältnis einen Zweifrontenkrieg hätte anfangen können. Hitler hatte am 5. November 1937 ganz nüchtern die Lage in Europa eingeschätzt und verkündet, dass Deutschland erst 1942/43 in der Lage wäre, aggressiv zu werden, um die Tschechoslowakei zu überfallen. Im Jahr 1938 aber analysierte er sehr intuitiv die Situation und erkannte richtig, dass Großbritannien und Frankreich nicht mehr an einer Schwächung Deutschlands interessiert waren, sondern im Gegenteil an einer Stärkung mit dem Ziel, ihn gegen die Sowjetunion zu hetzen. Deshalb konnte er ungestraft Österreich und die Tschechoslowakei besetzen. Die gemeinsam vom französischen und tschechoslowakischen Hauptstab ausgearbeiteten Pläne erwiesen sich als wertlose Makulatur, weil der politische Wille der französischen Führung anders entschieden hatte. Im Jahr 1937 schien aber für die tschechische Regierung noch alles in bester Ordnung. Der französische Generalstab plante gemeinsam mit der tschechoslowakischen Armee weiter am Koalitionskrieg. Die Entlastungsoffensive für die mitteleuropäischen Verbündeten (das galt wahrscheinlich auch, wenn Polen angegriffen würde) wurde in zwei Phasen geplant. In der ersten Phase sollten die aktiven Divisionen, verstärkt durch die Reserve des französischen Oberkommandos, und gegen Ende der Phase auch erste mobilisierte Einheiten die Divisionen der Wehrmacht binden. Diese Phase sollte bis zum 16. Operationstag dauern. Für die 1. Phase standen bereit: 28 aktive Infanteriedivisionen, 1 Kavalleriekorps, 3 Kavalleriedivisionen und 2 leichte mechanisierte Divisionen. Diese Kräfte wurden verstärkt mit 36 Panzerbataillonen und 28 schwere Artillerieabteilungen, davon 8 Abteilungen vom Kaliber 220 mm. Am 25. Tag standen 35 mobilisierte Divisionen für die 2. Phase zur Verfügung. Inzwischen war auch die Reserve des Oberkommandos mit weiteren mobilgemachten Divisionen und Divisionen aus Afrika aufgefüllt. Die Zahlen waren beeindruckend, das Problem war nur die langsame Mobilmachung. Sowohl im deutsch-französischen Krieg 1870 als auch im 1. Weltkrieg 1914 hatte die deutsche Armee bedeutende Anfangserfolge errungen, weil deren Mobilmachung wesentlich schneller abgelaufen war.
Kapitel 7
Die Zusammenarbeit des tschechoslowakischen Geheimdienstes mit sowjetischen Geheimdiensten
In den 20er und 30er Jahren war für die sowjetischen Geheimdienste die Tschechoslowakei das Tor nach Westeuropa. In der Tschechoslowakei gab es eine kleine Kolonie von Emigranten, die für die sowjetischen Geheimdienste arbeiteten. Viele von ihnen wurden über die Tschechoslowakei nach Frankreich, Jugoslawien und in die Vereinigten Staaten eingeschleust. Polen war strikt antisowjetisch eingestellt, in Deutschland wurden die Nationalsozialisten immer stärker, während die Tschechoslowakei als befreundeter Staat mit einem liberalen Regime und einer starken kommunistischen Partei galt. Damit war die Tschechoslowakei der einzige Ruhe- und Ausgangsraum für sowjetische Agenten. Für ihre Agenten und Kuriere benötigten die sowjetischen Geheimdienste Pässe, die Tschechoslowaken hatten visafreien Verkehr mit allen europäischen Staaten. Die Führung der tschechoslowakischen kommunistischen Partei besorgte über ihre Mitglieder frische Pässe für die sowjetischen Agenten. Anfang der 20er Jahre begannen die sowjetischen Geheimdienste Agenten in die europäischen Staaten einzuschleusen, ab 1925 geschah dies über die Tschechoslowakei. Viele dieser Agenten gründeten in Prag oder anderen Städten Firmen, vor allem Handelsfirmen und Speditionen. Zahlreiche Agenten in Westeuropa wurden als Schweigeagenten eingesetzt, die sich schnell an ihre Umgebung anpassten. Da sich viele junge Leute unter ihnen befanden, waren diese auch über das Jahr 1945 hinaus noch im Dienst. Bald setzte sich in den sowjetischen Geheimdiensten die Methode durch, in der Tschechoslowakei keine Tschechen oder Slowaken als Agenten anzuwerben, sondern Ausländer. Das hatte den Vorteil, dass diese ohne Gewissensbisse auch Aufträge ausführten, die sich gegen den tschechoslowakischen Staat richteten, sie fühlten sich vor allem als Vorkämpfer der kommunistischen Idee. Unter ihnen waren viele Deutsche, sowohl Sudetendeutsche als auch Reichsdeutsche. Nach 1945 wurden viele dieser Agenten einflussreiche Mitglieder der Kontrollkommission der Kommunistischen Partei zur Säuberung der Partei und des Staatsapparates oder hohe Offiziere der Geheimdienste. Sie nahmen tschechische Namen an und sprachen fehlerfrei tschechisch. Einer der einflussreichsten sowjetischen Agenten war der Sudetendeutsche Bruno Köhler. Nach dem Krieg wurde er Mitglied der Parteikontrollkommission der Kommunistischen Partei und vor ihm hatte sogar der Parteivorsitzende Klement Gottwald Angst. Außer Köhler waren noch weitere Mitglieder dieses Kontrollorgans deutscher oder ungarischer Herkunft.
Die Spionage gegen die Tschechoslowakei war kein Schwerpunkt der Tätigkeit der sowjetischen Geheimdienste. Das Politbüro der Kommunistischen Partei der Sowjetunion legte 1930 in einer Beratung zur Auslandsaufklärung als Hauptziele die Spionage gegen Großbritannien, Frankreich und Deutschland sowie in zweiter Linie gegen Polen, Rumänien, Finnland und die baltischen Staaten fest. Die sowjetischen Geheimdienste waren aber sehr daran interessiert, die Aufklärungsergebnisse des tschechoslowakischen Geheimdienstes abzuschöpfen. Dabei kamen diesen Mitte der 30er Jahre zwei Umstände zu Hilfe: Einem sowjetischen Agenten gelang es, vom französischen Geheimdienst den geheimen Code des tschechoslowakischen Geheimdienstes zu erhalten und im Mai 1935 wurde zwischen der Sowjetunion und der Tschechoslowakei ein Beistandspakt abgeschlossen. Viele Informationen konnte die sowjetische Seite jetzt offiziell erhalten. Deshalb erschien sofort nach Unterzeichnung des Vertrages eine Delegation des sowjetischen Militärgeheimdienstes GRU unter Leitung von Korpskommissar (damals üblicher Dienstgrad in der Roten Armee) Artur Artusow in Prag. Die nächste Konferenz zum Informationsaustausch der Geheimdienste fand im Januar 1936 statt. Im Ergebnis der Konferenz wurde das sowjetisch-tschechoslowakische Verbindungsbüro VONAPO 20 in Prag gebildet. Die gemeinsame Arbeit des Büros sollte sich ausschließlich gegen Deutschland richten. Bereits im Oktober fand die nächste gemeinsame Konferenz in Moskau statt. Der Leiter der 2. Abteilung des Hauptstabes der tschechoslowakischen Armee zeigte sich überrascht über den großen Umfang des Informationsmaterials über die deutsche Wehrmacht und andere bewaffnete Kräfte des Dritten Reiches, über das der GRU verfügte. Dessen Vertreter sagten, dass sie diese Informationen von deutschen Kommunisten erhalten hätten. Die Tschechen revanchierten sich, indem sie ihren sowjetischen Kollegen detaillierte Informationen über das deutsche Codeverfahren übergaben.
Die Zusammenarbeit mit dem tschechoslowakischen Geheimdienst hinderte die sowjetischen Geheimdienste nicht daran, eigene Agenten in der Tschechoslowakei anzuwerben. Der prominenteste Spion war zweifellos Zdeněk Fierlinger. Dieser kämpfte in der Tschechoslowakischen Legion in Russland. Im Sommer 1918 wurde er in den Tschechoslowakischen Nationalrat in Paris als Leiter der Militärabteilung berufen. Im Jahr 1931 war er tschechoslowakischer Botschafter in Österreich und in anderen Ländern. In Wien begann er im Geheimen für die Sowjetunion zu arbeiten. Nach seiner Rückkehr nach Prag wurde er Leiter der politischen Abteilung des Außenministeriums. Einmal in der Woche suchte er unter verschiedenen Vorwänden die sowjetische Botschaft auf und übergab dem 1. Rat der sowjetischen Botschaft, Schaprow, geheime Informationen. Ende der 30er Jahre wurde er tschechoslowakischer Botschafter in der Sowjetunion. Dann ernannte ihn Beneš zum Mitglied seiner Exilregierung. Nach der Befreiung der Tschechoslowakei wurde er Ministerpräsident der neuen tschechoslowakischen Regierung. Während des kommunistischen Putsches 1948 half er den Kommunisten, die alleinige Macht in der Tschechoslowakei zu erringen und wurde dafür mit dem Posten des stellvertretenden Ministerpräsidenten belohnt. Seine Tätigkeit für den sowjetischen Geheimdienst NKWD wurde von sowjetischer Seite niemals offiziell bestätigt und beruhte nur auf einer Aussage von Schaprow gegenüber einem tschechoslowakischen Geheimdienstoffizier während der Haftzeit in einem Straflager.
Die Arbeit der gemeinsamen Zentrale VONAPO der 2. Abteilung und des GRU verlief außerordentlich erfolgreich. Ende 1937 verfügte diese über ein Netz von 623 Agenten, davon 24 aus Deutschland und 5 aus Österreich. Diese übergaben über tausend Nachrichten und 140 Dokumente. Das kostete insgesamt 726.000 tschechische Kronen. Agenten waren damals noch sehr preiswert zu haben, aber die deutschen Agenten arbeiteten meistens umsonst, um gegen Hitler zu kämpfen. So auch ein Agent mit dem Decknamen „Invalid“. Dieser war Redakteur einer Zeitschrift und musste aus Deutschland fliehen, weil er einen Beitrag gegen Hitler veröffentlicht hatte. Sein Bruder in Deutschland aber arbeitete in einer Druckerei, die Vorschriften für die Territorial- und Zivilverteidigung Deutschlands druckte. Ein Exemplar jeder Vorschrift erhielt VONAPO.
Kavallerie der Reichswehr auf dem Marsch
15 cm Feldkanone der Wehrmacht
21 cm Mörser der Reichswehr beim Übungsschießen
General Blaskowitz mit dem Oberbürgermeister von Prag, Dr. Krofta und dessen Stellvertreter Dr. Klapka auf dem Balkon des Altstädter Rathauses
Aufmarsch der Wehrmacht beim Reichsparteitag der NSDAP 1936 in Nürnberg (BArch, Bild 183-1987-0410-503)
Kapitel 8
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