Kitabı oku: «Ein Zahnarzt macht den Mund auf», sayfa 2

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Einstimmung

Es roch immer irgendwie nach heißem Wachs. Doktor Gensler gehörte zu den Zahnärzten, die die Zahnprothesen selbst in der Praxis anfertigten. Und da war im Nebenraum auch immer wieder dieses eigenartige hohe Sirren, das sich mit dem Klirren von abgelegtem Stahl auf Porzellan abwechselte.

Ich war etwa vier Jahre alt, als sich mein Lebensweg in den Räumen dieser betagten Praxis mit ihrem abgelaufenen Linoleum und dem bunten Sammelsurium an verschlissenen Wartezimmerstühlen entschied. Auch heute noch vermittelt mir der Geruch von heißem Modellierwachs im zahntechnischen Labor jene eigenartige Faszination meiner Kindheit, die geheimnis- und verheißungsvoll von handwerklichem Geschick und Medizin sprach.

Natürlich kann ich nur bei sehr wenigen Menschen eine ähnliche Begeisterung für meinen Beruf wecken. Der Gang zum Zahnarzt ist nun mal für viele Menschen wie ein Gang zum Schafott. Dieses Buch soll aber ohnehin keine zahnärztliche Leidenschaft wecken. Es soll Ihnen als Laien deutlich machen, was Sie von Ihrem Zahnarzt erwarten können, wo seine Grenzen sind und wo Sie als Patient getrost anderer Meinung sein können und dürfen. Seine weiße oder uni-farbene Kleidung oder sein Arzt-Titel ist kein Freifahrtschein fürs Rechthaben.

Oder wenn Sie unnötige Risiken für Ihre Gesundheit in Kauf nehmen sollen. Beispiel: Der Zahnarzt versichert Ihnen mit ernster Miene: Amalgam ist längst nicht so schädlich, wie es immer von der Boulevard-Presse dargestellt wird. Ich habe es selber im Mund.

Erstens wird er Ihnen das wohl kaum mit aufgerissenem Mund zu beweisen versuchen und zweitens, wenn er denn tatsächlich noch Amalgam im Mund haben sollte – ich habe solche Kollegen erlebt – kann jeder mit seiner eigenen Gesundheit machen, was er will. Er sollte Ihnen nur nicht seine Überzeugungen als allgemeingültig verkaufen.

Nichts liegt mir dabei ferner, als das Vertrauen der Patienten in meinen Beruf untergraben zu wollen.

Frau Schmelzinger war eine imposant geschminkte und stets mit eindrucksvollem Schmuck behängte ältere Dame. Sie legte offensichtlich großen Wert auf ein gepflegtes Äußeres, betonte bei jeder Gelegenheit, dass sie die Ehefrau eines Konsuls war, und wünschte, auch so angesprochen zu werden. Nun saß sie ratlos und verzweifelt vor mir und schilderte einen deprimierenden Leidensweg mit ständigen unklaren Schmerzen, die kurz nach dem Eingliedern einer Brücke aufgetreten waren. Mehrere Kollegen waren an seiner Lösung bereits gescheitert.

Mir dämmerte, dass dieses Problem eine völlig andere Ursache haben musste, denn mein Ausbildungswissen aus Feinmechanik und medizinischem Grundwissen half hier nicht. Ich wusste zwar, wie man mit perfekten Kronen und Brücken aus einem hässlichen Entlein einen wunderschönen Schwan zauberte – wie dieselbe zahnärztliche Arbeit jedoch aus einer energiegeladenen Frau ein Häuflein Elend machte, wusste ich (damals noch) nicht.

Und diese Ratlosigkeit war der Anlass, mich mit dem Unsichtbaren hinter dem gelernten Wissen zu beschäftigen.

Meine Mutter war 2 Jahre zuvor an Brustkrebs erkrankt. Diese Erkrankung hing wie eine dunkle Wolke über unserer Familie. Die linke Brust wurde entfernt und der Chirurg drängte auf eine Bestrahlung, verbunden mit Chemotherapie.

Die 70er-Jahre waren die Zeit des Aufbruchs aus alten Denkzwängen, ich durfte außerhalb der Wohnung keine Jeans tragen, weil das doch Arbeiterhosen waren. Und auch am Familientisch waren sie nur als Ausnahme gestattet.

Meine Haare trug ich lang, wie die Beatles sie trugen. Und auch in der Medizin war dieser Aufbruch zu spüren.

Mein Vater war selbstständiger Ingenieur und musste zum Missfallen meiner Mutter immer wieder mal mit Geschäftspartnern essen gehen. Meine Mutter lehnte es in der Regel ab, ihn zu begleiten, weil die Tischgespräche sich meist um Beruflich-Technisches drehten.

Anlässlich eines dieser Essen bekam mein Vater die Adresse eines alten Dortmunder Arztes, Dr. Heinz Kubina, der, für die damalige Zeit noch völlig unüblich, mit alternativen Methoden behandelte.

Und daran erinnerte mein Vater sich nun. Meine Mutter bekam rasch einen Termin bei ihm, verbunden mit der dringenden Empfehlung, sich auf gar keinen Fall bestrahlen zu lassen und auch statt der Chemotherapie gäbe es anderes und ließ sich, ebenfalls auf seinen Rat hin, zwei tote Zähne entfernen.

Wir alle änderten in der Folge unsere Ernährungsweise grundlegend und konsequent: viel Rohkost, keinen Zucker mehr (nicht der Karies wegen, sondern aus ernährungsphysiologischer Sicht), milchsaures Gemüse, regelmäßige Fastentage und statt der aggressiven Medikamente gab es nun einen regelmäßigen Cocktail aus Ozon, Enzymen, Mistel, Eigenblut (ist zur Zeit leider verboten), Nahrungsergänzungsmitteln, meditative Einkehr mit Imaginationsübungen (Simonton, siehe später) und manches andere – für die damalige Zeit (1975) sehr ungewöhnlich, denn die offizielle Medizin verteufelte mit ihrer allzu bekannten Arroganz selbstherrlich und überheblich dieses gesamte unwissenschaftliche Zeugs, ohne auch nur im Geringsten zu wissen, worum es sich dabei handelte. Eben Schulmedizin vom Feinsten.

Meine Mutter hatte jedoch Vertrauen gefasst. Die Psychoonkologie, die Dr. Carl Simonton (1942–2009) zusammen mit seiner Frau Stephanie gefunden hatte und deren Regeln sich mit dem Gedankengut meiner Mutter verbanden, wies dabei verblüffende Erfolge auf.

70 % der vorher ausbehandelten Patienten (so nennt man Kranke, denen mit herkömmlichen Methoden nicht mehr weitergeholfen werden konnte) und die mit einer prognostizierten Lebenserwartung von vielleicht noch einem halben Jahr nach Hause geschickt wurden, hatten nach Anwendung der Simonton-Methode anschließend keine feststellbare Krebserkrankung mehr. Auf Simonton komme ich später noch einmal zu sprechen.

Was immer man auch von der alternativen Medizin und solchen ungewöhnlichen Methoden halten mochte – meine Mutter starb erst 40 Jahre später, gesund, mit der Welt versöhnt und in sich ruhend mit 96 Jahren, ohne auch nur einen einzigen Rückfall gehabt zu haben. Ihr damaliger Chirurg hingegen suchte diesen alternativen Arzt wegen seiner Erfolge leider zu spät nach dem Auftreten von eigenem Lungenkrebs und dem Versagen der Schulmedizin an ihm selbst auf – und wurde kaum ein Jahr später zu Grabe getragen.

Heute weiß ich, dass die Ganzheitliche Zahnmedizin die Zahnmedizin der Zukunft sein wird. Wenn wir das Kausystem nicht mehr isoliert vom Rest des Organismus und den ganzen Menschen nicht mehr isoliert von seinem Umfeld betrachten und behandeln, können wir besser und erfolgreicher auf die Bedürfnisse unserer Patienten eingehen.

Die Notwendigkeit ganzheitlichen Denkens ergibt sich schon aus den vielfältigen Vernetzungssystemen unseres Organismus. Wir lernen in der modernen Medizin immer weitere Vernetzungssysteme kennen:

 das System der Grundregulation

 das unspezifische Immunsystem

 das spezifische Immunsystem zusammen mit dem Lymphsystem

 das Blutkreislauf-System

 das hormonelle System usw.

Damit war für mich der Weg vorgezeichnet, das universitäre Wissen nur als Handlauf zur Orientierung und nicht als für alle Zeiten festgefügte Eisenbahnschienen, an denen nicht gerüttelt werden durfte, zu begreifen.

So begann mein Weg in die eigentliche Medizin, mein Freischwimmen aus dem von der Schulmedizin betreuten Denken, dem endlich fruchtbaren Neben- und Miteinander der verschiedenen Denkschulen, dem Mut zum Wer heilt, hat Recht, statt der Frage Wo und wann ist diese Studie denn veröffentlicht worden?, wie auch den Streitereien der Ärzte untereinander: Da kenne ich aber ganz andere Studien.

Denn genau hier liegt unser aller Problem: Wir leben oftmals widerspruchslos in einer Welt voller (zumeist) selbst ernannter Fachleute. Das Internet ist dafür das beste Beispiel. Ob derjenige, dessen Auskunft wir auf dem Bildschirm suchen, nun ein sog. Influencer oder ein Oberarzt der Charité in Berlin ist, spielt dabei keine Rolle. Wir können aus unserem bequemen Sessel heraus nicht die Kompetenz desjenigen beurteilen, der uns anscheinend kluge Ratschläge erteilt.

Es reicht meist, dass er sich als kompetent dar- oder vorstellt – wie der damalige Chefarzt am Krankenbett meiner Mutter, der ihr nicht helfen konnte, der namenlose Autor im Internet oder der Verfasser der Hitler-Tagebücher im STERN, Konrad Kujau, die für Experten aufregende Originalexemplare waren – und sich lediglich als genial-kreativer Umgang mit der Leichtgläubigkeit der Menschen herausstellten.

Das geschriebene (und veröffentlichte) Wort, das Gesicht auf dem Bildschirm oder die weiße Berufskleidung allein verleihen einer Aussage dummerweise eine Kompetenz, die unserem Bauchgefühl, unserem normalerweise instinktiven Beurteilen einer Situation, sehr schnell den Wind aus den Segeln nimmt.

Denn es war ja im Fernsehen oder es stand ja in der Zeitung oder Du kannst es ja googeln.

In der Naturwissenschaft (und dazu gehört auch die Medizin) wird auf dieser Schiene in unfassbarem Umfang gemogelt, betrogen und geklaut. Wissenschaftler (und damit auch Ärzte) nutzen und missbrauchen oftmals ihren bisher untadeligen Ruf, um Kritiker abzuschmettern und zu Kongressen und Vorträgen weltweit eingeladen zu werden. Auch dazu finden Sie in diesem Buch ein kurzes Kapitel (Alles nur geklaut).

Die Leidtragenden sind dann meist die Kranken, die sich Hoffnungen machen auf ein Verkürzen ihrer Leiden oder hoffen, sie sogar beenden zu können.

Im schlimmsten Falle bringen sie anschließend missgebildete Contergankinder zur Welt, weil sich die Mütter darauf verließen, dass dieses Schlafmittel ja nach einhelliger offizieller Meinung der Experten und Aussagen der Hersteller mit Sicherheit völlig unschädlich, in langen Testreihen erprobt und die Zulassung staatlich genehmigt war.

Die Medien (dazu zähle ich auch die Standesvertreter in weißen Kitteln) stehen dabei stellvertretend für die Welt der Wissenschaft; die selbst ernannten Ratgeber ersetzen schnell kritisches Hinterfragen, weil das unbequem und langsamer ist als das einfache und schnelle Anklicken eines kompetent erscheinenden Unbekannten, von dem wir aber nicht wissen, ob er vielleicht nur ein Influencer, Wichtigtuer, Blender oder Profilneurotiker ist. Mutter GOOGLE hat für viele Menschen mittlerweile die eigene Lebenserfahrung, gesunde Distanz und kritische Selbstwahrnehmung komplett ersetzt.

So auch in diesem Fall von Frau Schmelzinger: Die Kollegen stimmten überein, dass die Patientin seelische Störungen haben MUSSTE, denn die Ursache von Symptomen, deren Herkunft unerklärlich waren, konnte logischerweise NUR in der Psyche der Patientin liegen – und selbstverständlich nicht in der Unfähigkeit der Kollegen. Und so erklärte man sie flugs zur psychisch Kranken und stellte sie mit Psychopharmaka ruhig. Damit wurde sie zu einer bequemen Patientin, denn das Nörgeln über ihre Beschwerden ließ nach, das Umfeld konnte aufatmen und sich endlich Wichtigerem zuwenden.

Welche Ursachen nun Frau Schmelzinger das Leben zur Hölle machten und für viele andere ähnliche Leidensgeschichten verantwortlich sind, werde ich im Kapitel Der falsche Biss näher erläutern.

In meiner Weltschau der Notwendigkeit, nach größeren Zusammenhängen Ausschau zu halten, ist eine Zahnbehandlung untrennbar mit der Sicht auf den ganzen Menschen verbunden. Jedoch – dem klassischen Zahnarzt fällt ein ganzheitliches Denken nicht leicht. Er hat es schlichtweg nicht gelernt. Warum ist das so?

Für die Antwort müssen wir einen kurzen Blick auf seine Geschichte werfen. Die Zahnmedizin ist eine verhältnismäßig junge Wissenschaft und weitaus weniger eine Geschichte der ZahnMEDIZIN als eine Geschichte der ZahnREPARATUR von handwerklich ausgebildeten Wund-Chirurgen, von technischer Reparatur und von Zahnersatz. Der Begriff ZahnARZT stiftet hier Verwirrung. Ein Arzt ist ein medizinisch ausgebildeter und zur Ausübung der Heilkunde zugelassener Heilkundiger. Beides trifft auf den Zahnarzt NICHT zu. Er ist Reparateur technisch-mechanischer Defekte.

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts beschränkte sich die Ausbildung auf eine Lehre bei einem Bader, Barbier oder Chirurgen und wurde ohne den Nachweis einer schulischen Vorbildung absolviert.

Ab 1835 galt in Preußen eine zweijährige chirurgische Ausbildung als Wundarzt 2. Klasse, also eines handwerklich ausgebildeten Chirurgen der zweiten Qualifikationsstufe, als Voraussetzung zur Ausübung des Zahnarztberufes.

1869 erlaubte die sog. Kurierfreiheit die Ausübung ohne medizinische Ausbildung und ohne Approbation (der staatlichen Zulassung).

Noch 1879 nennt der Berliner Zahnarzt Karl Sauer in seiner Erhebung über Fachunkundige, die zahnärztliche Behandlungen ausführten, folgende Berufe:

Barbiere, Friseure, Gastwirthe, Porzellanreisende, Goldarbeiter, Barbierstochter, Malergehilfe, Buchhändler, Lazarethverwalter, Kreisgerichtssecretair, Schauspieler, Kegelbahnwirth, Thier­arzt, Drechslergeselle, Kaminfeger, Wundarzt, Schauspielerswitwe, Opernsänger und Invalide.

Für die Zahnbehandler ohne Universitätsabschluss schlugen die wenigen akademisch ausgebildeten Zahnärzte zur Abgrenzung und zur Sicherung ihrer Pfründe die ironisch-abwertenden Berufsbezeichnungen Zahnarbeiter beziehungsweise Gebissarbeiter vor.

Dem Zahnarzt wurde also recht spät seine universitäre Zugehörigkeit gewährt und er hat daher von der jahrtausendealten Entwicklung der Allgemeinmedizin wie auch vom allgemeinen gründlichen medizinischen Wissen des Allgemeinarztes nicht viel mitbekommen.

Eine klare Voraussetzung, zum begehrten Stand der Doktoren zu gehören, war das Abitur. Aber Mitte des 19. Jahrhunderts war das Abitur in Europa noch keine Voraussetzung für das Studium der Zahnmedizin.

Sie war bis dahin der Philologischen Fakultät zugeordnet, deren Studenten daher als Immature (ohne Reife) galten – als Studierende ohne Abitur. Die Promotion (Erlangung der Doktorwürde) wurde insbesondere deshalb angestrebt, um sich als Akademiker von den Zahnkünstlern und den späteren Dentisten – die sich ebenfalls Zahnärzte nennen durften – zu unterscheiden.

Zahnmedizinische Promotionen nehmen im Vergleich mit Promotionen in anderen Fächern eine Sonderrolle ein. Sie sind hinsichtlich Anspruch und Umfang oft eher mit Diplomarbeiten in naturwissenschaftlichen Fächern zu vergleichen.

Die vorherrschende Beanspruchung von medizinischen Zuständigkeiten durch Allgemeinmediziner war bis in die 1930er-Jahre ein Problem für die junge zahnärztliche Disziplin.

Denn ihre Priorität lag von vorneherein auf dem handwerklichen Aspekt des Berufes und das allgemeinmedizinische Wissen ordnete sich auf das notwendige Maß dem unter. Wer das nicht regelmäßig und freiwillig auf Fortbildungen auffrischte, war bald darauf nur noch akademischer Handwerker.

Aus diesem Selbstbild stammt auch die leichte Geringschätzigkeit, mit der Allgemeinärzte oftmals auf den kleineren Bruder Zahnarzt herabsehen – gepaart mit dem Neid auf ein gutes Einkommen.

Andererseits war da aber auch der dringende Wunsch der Zahnärzteschaft, in ihrem Beruf akademische Anerkennung zu finden. Denn man kann es drehen, wie man will – die medizinische Fachwelt findet außerhalb statt.

Erst im 20. Jahrhundert erlangte die Zahnmedizin für ihr sehr kleines Fachgebiet dann ein vergleichbar hohes wissenschaftliches Niveau, ähnlich der Medizin.

Dieser Weg ist wichtig, um den modernen Zahnarzt zu verstehen. Er begann als Wundarzt 2. Klasse und reifte zum Bio-Techniker und Bio-Ingenieur, der verloren gegangene Zahnsubstanz wiederherstellen, gezogene durch künstliche Zähne ersetzen und sogar künstliche Wurzeln in den Knochen einfügen kann.

Er entfernt kranke oder tote Nerven aus Zähnen, verändert die Position und Anordnung von Zähnen mit Klammern und hilft Menschen, die alle Zähne verloren haben, wieder ausreichend kauen zu können.

Und er tut es aus seinem eigenen technischen Verständnis der Medizin heraus. Er begreift sich weitaus eher als Zahn-Ingenieur, der Probleme in einem technischen Rahmen löst, als jemand, der in übergeordneten Zusammenhängen denkt.

Ein Zahnarzt, der Zähne beispielsweise auch als Symbol für Durchsetzungsvermögen sehen kann (Zähne fletschen, Standort verteidigen) und demzufolge eine Zahnlockerung einem Leiden unter mangelndem Durchsetzungsvermögen zuordnet, ist extrem selten. Er kennt eben eher den technischen Aspekt.

In diesem Ratgeber geht es mir nicht darum, andersdenkende Kollegen oder die sogenannte Schulmedizin belehren zu wollen oder gar zu verunglimpfen.

Der heutige Zahnarzt hat sich mühsam im Laufe der Jahrhunderte vom Bader, der heute Friseur heißt, zum hoch spezialisierten Facharzt weiterentwickelt.

Wenn der Patient einen technisch ausgefuchsten Spezialisten für seine Zahnprobleme sucht, ist er bei einem Zahnarzt, einem akademisch bestausgebildeten Feinmechaniker, an der richtigen Adresse.

Dieser begreift allerdings von seinem Selbstverständnis her den Zahn nicht als Teil einer größeren Einheit mit all seinen Verflechtungen, wie ein Arzt es täte, sondern als handwerklich-technische Herausforderung, den Zahn also NUR als Werkstück, den umzuarbeiten oder anzupassen er angetreten ist.

Der im Laufe der Jahrzehnte seine Arbeiten mit immer verfeinerterem technischem Gerät durchführt, mit dem Mikroskop bewundernswert in schwierigster Umgebung arbeitet, wenn er beispielsweise winzigste Wurzelkanäle im Mund reinigt und füllt.

Aber er ist und bleibt ein Handwerker, der sich auf sein handwerkliches Können auf hohem Niveau verlässt.

Der Patient sollte jedoch keinen Zahn-ARZT erwarten, dessen Wissensgrundlage über das im Studium vermittelte medizinische Grundwissen hinausgeht, wenn wir die allgemeine Definition eines Arztes zugrunde legen.

Aus guten Gründen verbietet der Gesetzgeber dem Apotheker, das Rezept eines Zahnarztes einzulösen, wenn darauf anderes als Dentalpharmazeutika, Analgetika (Schmerzmittel), Antibiotika oder Sedativa (Beruhigungsmittel) verordnet werden. Weil er nur in deren Anwendung ausgebildet ist und die Rezeptpflicht ansonsten sinnlos wäre. Nicht mal die Pille darf er seiner Frau oder Tochter verschreiben, im SARS-CoV-2-Zeitalter keinen Rachenabstrich für einen Corona-Test durchführen und auch nicht Blut abnehmen für andere Tests und Belange. Weil er nun mal kein Arzt nach allgemeiner Definition und Ausbildung ist.

Seit dem Altertum durchlief der spätere Heilkundige, zunächst oftmals ein Priester, sogenannte Ärzteschulen (z. B. Schule von Kos, Schule von Knidos, Alexandrinische Schule), die sich hinsichtlich ihrer Wissensvermittlung an unterschiedlichen ärztlichen Theorien (z. B. Methodiker, Pneumatiker, Hippokratiker) und philosophischen Strömungen (z. B. Epikureer, Stoiker) ausrichteten.

Die moderne Ausbildung von Ärzten begann im 18. Jahrhundert mit der Erweiterung des naturwissenschaftlichen Wissens und der Einführung von systematischem praktischem Unterricht am Krankenbett.

Diese umfassende Ausbildung, verbunden mit tieferem Wissen um die menschliche Natur, hat das Selbstverständnis der Zahnärzte immer schon gewurmt ... nur der kleine Handwerksbruder des ärztlichen Standes zu sein.

Um diese Lücke zu schließen, hat sich in den letzten 40 Jahren der ganzheitlich ausgebildete, biologische oder Ganzheitliche Zahnarzt herausgebildet. Dieser sieht sein Handeln in größere medizinische Zusammenhänge jenseits der Mundhöhle eingebettet und verfügt über ein weitaus umfassenderes Wissensspektrum darüber, was sein zahnärztliches Handeln im Organismus zur Folge haben kann.

Der Zahnfeinmechaniker ist dabei keine Erfindung der Neuzeit. Bereits die Ägypter um 2600 und später die Etrusker 800–300 v. Chr. entwickelten in der Toscana wahre Meisterschaften im Herstellen von Zahnersatz aus gezogenen oder geschnitzten Zähnen, verbunden mithilfe von dünnem Golddraht oder Goldblechen. Ihre Metallurgen erzeugten aus allergenarmen Gold-Silber-Kupfer-Legierungen hochbelastbaren Zahnersatz, der den Vergleich mit modernen Arbeiten nicht zu scheuen braucht.

Ludwig XIV. dem französischen Sonnenkönig, wurden auf seinen Wunsch vorsichtshalber alle Zähne gezogen und dabei der Unterkiefer wie auch der Gaumen mehrmals gebrochen. Und alles natürlich ohne Narkose.

Dr. Daquin, sein Leibarzt, notiert einen Monat später in seinem Tagebuch: „Zum Zweck der Desinfektion habe ich seiner Majestät das Loch im Gaumen 14 Mal mit einem glühenden Eisenstab ausgebrannt.“

Als Folge quollen Speisen und Getränke bei Tisch daher oftmals aus seiner Nase. Auch größere Essensreste verkeilten sich dort und blieben für längere Zeit in dieser Öffnung stecken. Zeitgenossen berichteten von oftmals unerträglichem Gestank in der Nähe des Königs.

Im damaligen 17. Jahrhundert hielt man Zähne für die Ursache der meisten Übel, was in der modernen Medizin für manche Erkrankungen tatsächlich belegt werden konnte.

US-Präsident George Washington verfügte über 6 Totalprothesen, von denen keine wirklich passte. Das Halten von öffentlichen Reden wurde für ihn daher zu einem Albtraum.

Das alles ist zum Glück Vergangenheit. Dank enormer Fortschritte der Zahnmedizin ist für den modernen Menschen der Zahnersatz technisch wie medizinisch unproblematisch geworden. Wir implantieren heute künstliche Wurzeln und setzen Weisheitszähne einfach um in eine vorhandene Lücke. Trennen problematische Wurzeln ab und können den Restzahn stehen lassen. Setzen eigenes Knochenmark einfach an eine andere Stelle oder benutzen dazu entsprechend veränderten fremden Knochen.

Die Zahnmedizin siedelte also vom Hinterzimmer des Baders in moderne OPs um. Dort werden von leidenschaftlichen Kieferchirurgen und Zahntechnikern wahre technische Wunder vollbracht.

Wohlgemerkt – technische Wunder. Das Ergebnis dieses akademischen Handwerks entspricht immer mehr den Wünschen des heutigen Menschen nach Bequemlichkeit, einfacher Handhabung und vordergründiger Ästhetik. Ob wir hierbei dem Patienten letztlich nicht doch einen Bärendienst durch Vorgehensweise und verwendetes Material erweisen, wird der weitere Verlauf seines Lebens zeigen.

Dass im Übrigen nicht jeder Zahnarzt oder Zahntechniker hier seinen für ihn geeigneten Traumberuf gefunden hat, erfährt man spätestens, wenn man sich anschließend im Spiegel nicht wiedererkennt, der Zahnarzt jedoch bedauernd erklärt, dass Farbe und Form der Neuen doch eigentlich wunderbar passen, die eigenen Vorstellungen aber leider technisch nicht umsetzbar seien. Oder wenn die Mitmenschen sich augenzwinkernd zuraunen: „Hast du gesehen ... der hat wohl neue Zähne.“

Und so endet für manchen Menschen der Traum, endlich ein unwiderstehliches Hollywood-Lächeln zeigen zu können, am unüberbrückbaren Gegensatz von Wunsch und seiner technischen Umsetzbarkeit.

Leider setzen Natur, vorhandene Anatomie und Materialeigenschaften von Metall, Kunststoff und Keramik uns Zahnärzten manchmal unüberwindbare Grenzen. Das ist ärgerlich, aber nicht immer vorhersehbar. Und das Ergebnis auch nicht immer einklagbar.

Ein kurzer Ausflug in die Rechtssprechung: Sie schließen mit dem Zahnarzt einen Dienstvertrag mit nicht-garantierbarem Erfolg, sobald Sie sich auf seine Behandlungsliege legen, auch wenn das nicht jedem Patienten von vorneherein klar war. Ein Werkvertrag hingegen, den ich mit der Autowerkstatt schließe, beinhaltet einen eindeutigen und messbaren Erfolg, der einklagbar ist.

Mit der Beauftragung eines Zahnarztes schließen Sie automatisch einen sogenannten Dienstvertrag, der den Arzt zur Ausschöpfung aller seiner individuellen Möglichkeiten und Fähigkeiten verpflichtet, aber von seinem Konzept her keinen Erfolg garantieren kann, der daher auch nicht einklagbar ist. Denn die Natur kennt, anders als das Produkt Auto, weder Normen noch garantierte Reaktionen. Sie kaufen also die Katze im Sack, besser formuliert: die Kunst, die Erfahrung und die Fertigkeiten des Arztes. Aber was dann anschließend im Zusammenspiel mit dem Organismus daraus wird, ist für den Zahnarzt nicht vorhersehbar.

Auch ein Gärtner, bei dem Sie einen Baum oder eine Pflanze erstehen, wird Ihnen keine Anwachs- oder Blühgarantie geben können.

Und hier kommen wir zu den Grenzen des Zahnarztes. Unsere universitäre Ausbildung lässt uns den Zahn als Werkstück begreifen, ähnlich einer Brille oder einem Hörgerät. Und so technisch gehen wir auch damit um:

Wir öffnen ihn, um seinen Nerven herauszunehmen, wenn er schmerzt. Wir schleifen ihn um, wenn er anschließend eine Krone tragen soll. Wir ziehen Zähne, wenn uns die Optik nicht gefällt oder er andere Zähne verschieben könnte (siehe Kapitel Weisheitszähne). Und wir setzen an seine ursprüngliche Stelle Werkstücke aus Metall, Keramik oder Kunststoff in Form von Implantaten, ohne in Erwägung zu ziehen, dass ein Zahn ein komplettes Organ darstellt, wie Herz, Niere oder Leber. Und das ebenso mit der Einheit des Körpers in allen Feinheiten bis hin zur seelischen Ebene untrennbar vernetzt war (oder ist).

Wir neigen aus unserer naturwissenschaftlichen Sicht heraus dazu, den Menschen nur als Ansammlung von Körperzellen zu sehen, als nützliche Maschine, die gefälligst zu funktionieren hat, auch wenn wir sie aus Bequemlichkeit mit Junkfood füttern – oftmals weil uns ein sorgsamerer Umgang mit diesem unfassbar feinen Gespinst aus Materie, Energie und Geist zu mühsam ist.

Der Dichter Heinrich Heine hat unbeabsichtigt dem ganzheitlichen Gedanken ein Denkmal gesetzt. Dass jeder Mensch einzigartig und unfassbar vielgestaltig ist und daher seine Originalität nicht mit Ergebnissen aus Google-Datenbanken erfasst werden kann:

Denn jeder einzelne Mensch ist schon eine Welt, die mit ihm geboren wird und mit ihm stirbt. Unter jedem Grabstein liegt eine Weltgeschichte.

Unter ganzheitlicher Betrachtungsweise hängt also tatsächlich an jedem Zahn eines Menschen letztlich ein gesamter Mensch, mit all seinen feinen und feinsten Verflechtungen, mit seinen Sorgen und Nöten, mit Erfolgen und Misserfolgen, mit all seiner Existenzproblematik, auch mit seiner symbolischen Bedeutung sich im Leben durchbeißen, die Zähne zusammenbeißen, jemandem die Zähne zeigen, jemandem diesen Zahn ziehen, sich an etwas die Zähne ausbeißen, jemandem auf den Zahn fühlen, etwas zähneknirschend tun, und letztlich: ins Gras beißen ...

Kaum jemand wird heute noch auf die Idee kommen, die Wirksamkeit von Akupunktur abzustreiten. Sie ist genügend erforscht und erprobt, Krankenkassen und Gutachter erkennen ihre Wirkung an. Ich selbst habe durch meine Ausbildung auf diesem Gebiet Patienten von Schmerz befreien oder doch ihn zumindest lindern können.

Die Lehre der Akupunktur bezieht sich unter anderem auf dieses feine Gespinst, das den Körper durchzieht und Informations- und Steuerungsaufgaben hat. Und das wir mit feinsten Nadelreizen zu unserem Wohl nutzen, das jedoch auch durch krankhafte oder unnatürliche Umstände (ich denke hier an Implantate, Piercings, Ohrringe, Tattoos ... ja, auch Tattoos, denn auch Bilder und Symbole auf der Haut zeigen unter bestimmten Umständen Wirkung) im Körper Signale erzeugen kann, die denkbar unerwünscht sind. Zeigen Sie einem Menschen, der gerade guter Dinge ist, ein Foto seines Lieblingsfeindes, der ihn gerade gnadenlos über den Tisch gezogen hat. Er WIRD reagieren. Wie auch immer. Oder einem Rechtsradikalen ein Nazi-Symbol. Er bekommt leuchtende Augen.

Das Schwierige an der Deutung dieser Signale ist die nicht-eindeutige Zuordnung seiner Ursache.

Das wird deutlich z. B. in der sogenannten Neuraltherapie (Neur- = Nerv), wo ein jahrelanger Schmerz z. B. in der Schulter durch eine einmalige Injektion mit Procain (ein örtliches Betäubungsmittel) in eine alte Narbe am Bein dauerhaft ausgelöscht werden kann.

Für die Erklärung dieses Phänomens gibt es theoretische Ansätze – eine wissenschaftliche Deutung gibt es nicht, was dem Patienten, den ich gerade von seinem jahrelang quälenden Schmerz befreit habe, herzlich wurscht ist.

Ein Zahn, der aufgrund seiner Zahn-Organ-Beziehungen schmerzt (siehe das entsprechende Kapitel), muss weder eine Karies noch eine Fehlbelastung haben. Auch das Röntgenbild zeigt in diesem Fall dem ratlosen Zahnarzt keinen Befund. Aber die Frage nach chronischen Darmbeschwerden oder einer chronischen Bronchitis kann durchaus Hinweise auf Ursachen aus ebendiesem Bereich des Körpers geben.

Und da sind wir genau an einem jener Punkte, die mich dieses Buch nach 40 Berufsjahren schreiben ließen.

Es soll kein Buch über unfähige Zahnärzte sein. Unfähigkeit findet man in jedem Beruf. Ich möchte vielmehr darlegen, dass Medizin NICHT ein festes System ist, in dem es ein zweifelsfreies Richtig und Falsch gibt. Ich möchte den Patienten Mut zur eigenen Meinung machen durch Informationen über jene Bereiche, in denen man aus guten Gründen anderer Meinung sein kann als der Fachmann in Weiß. Mut machen zum Zweifel an der manchmal arroganten und eingebildeten, weil nicht immer begründbaren Kompetenz des Mediziners (Ihr Kind MUSS eine feste Klammer bekommen). Denn es geht schließlich nicht um seinen, sondern um den Körper des Patienten, um die eigene Gesundheit.

Weitaus weniger Zahnärzte tragen selbst Silberamalgamfüllungen in ihren Zähnen, als man aus ihrem Eintreten für dieses Material vermuten könnte. Und das aus gutem Grund, wie wir später noch sehen werden.

Dieser Fachmann hat sich also irgendwann zu einer Meinung, einer Überzeugung entschlossen, die aber nur sein eigenes Weltbild widerspiegelt. Und die nicht unbedingt der Weisheit letzter Schluss sein muss. Der Naturwissenschaftler, zu denen auch der Arzt gehört, weiß, dass sich mittlerweile die wissenschaftlichen Grundüberzeugungen immer schneller als überholt und teilweise sogar als falsch herausstellen.

Türler ve etiketler

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9783990254387
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