Kitabı oku: «Ein Zahnarzt macht den Mund auf», sayfa 3
Dieses Buch soll unter anderem von der klassischen Zahnmedizin abweichende Meinungen darlegen, die ebenso richtig oder falsch sein können wie die Meinung des Zahnarztes, der gerade vor Ihnen steht. Ich habe gehörigen Respekt vor dem Patienten, der mir sagt „Das kann ja alles sein, Herr Doktor, aber ich habe trotzdem das Gefühl, dass ...“.
Die Pfeiler, auf die sich die Naturheilverfahren seit Generationen gründen, sind hingegen nicht immer wieder korrekturbedürftig wie die Auffassungen der modernen Wissenschaft.
Da wird nicht, wie Altbundeskanzler Kohl es einst spöttisch nannte, jeden Tag eine andere Sau durchs Dorf getrieben, weil mal wieder jemandem ein Mikroskop-Bild photoshoppte und sich damit in der wissenschaftlichen Welt wichtig tuen wollte. Oder eine Studie fälschte, um seinem Umfeld zu imponieren. Oder weil er dafür einfach viel Knete einstrich.
Wir Ganzheitsmediziner gründen uns auf teilweise Jahrtausende altes Wissen über den Menschen, entstanden durch beharrliche Beobachtung und Intuition, als man sich noch die Zeit nahm zu beobachten, zu vergleichen und abzuwägen.
Galenos, ein Verehrer des Hippokrates, erkannte bereits 200 v. Chr.:
„Heilkunst ist Lebenskunst. Man muss auf die Natur des Kranken achten, denn für jeden besteht eine besondere Therapie“ ... „Kein Mensch ist wie der andere. Man darf nicht einfach von Krankheiten sprechen und davon, wie sie behandelt werden. Es gibt eigentlich keine Krankheiten, sondern nur kranke Menschen.“
Und mit dieser Erkenntnis, dass es keine Krankheiten, sondern nur kranke Menschen gibt, tut sich die Schulmedizin so unendlich schwer.
Für sie ist eine Erkrankung wie eine defekte Funktion in einem Konsumartikel. Wie ein Auto, das nicht anspringt, weil der Motor abgesoffen ist. Wie ein Staubsauger, der plötzlich streikt, weil der Stecker einen Wackelkontakt hat.
Diese Beispiele sollen darauf hindeuten, dass wir längst noch nicht alle Vokabeln der Körpersprache beherrschen, auch wenn wir eine akademische Ausbildung durchliefen. Und dass vor allem ein bestimmtes Symptom nicht auf dieselbe Bedeutung oder Ursache bei jedem Menschen schließen lassen muss.
Was dem einen sin Uhl, ist dem anderen sin Nachtigal.
Den Heilkundigen zeichnet daher aus, dass er nicht das Symptom des Kranken googelt, also mit einer Datenbank von anonymen anderen Kranken abgleicht, sondern sich dem erkrankten Menschen liebevoll und ausgiebig zuwendet, um herauszufinden, was das Symptom für diesen speziellen Menschen bedeuten könnte.
Und das gilt natürlich auch in der ganzheitlichen Zahnmedizin. Zum Beispiel kann ein unterer kleiner Backenzahn schmerzen, wenn mit dem Magen etwas nicht stimmt, und eine Nieren-/Prostata-/Gebärmutter-Unregelmäßigkeit kann zu Problemen im Schneidezahnbereich führen. Dieses Thema stelle ich Ihnen später im Kapitel Zahn-Organ-Beziehungen vor.
Aber Achtung! Ein Hinweis auf Ganzheitliches Behandeln in der betreffenden Praxis hat sich leider als marktwirksam erwiesen. Mittlerweile nutzt mancher Zahnarzt diesen Begriff inflationär auf seinen Praxisschildern, Briefköpfen, Homepages und Visitenkarten, weil er damit auf Patienten hofft.
In den seltensten Fällen kann der Patient diese Qualifikation überprüfen. Und sie ist auch manchmal nur Marktschreierei mit fantasievoll ausgestalteten Teilnehmer-Urkunden an den Praxiswänden, die von Crash-Kursen und Wochenendseminaren in den entsprechenden Fächern zeugen. Ernsthafte und belastbare Kenntnisse in Naturheilverfahren (die ich hier im Zusammenhang mit einer ganzheitlichen Ausbildung sehe) erlangt man nicht an wenigen Wochenenden.
Kommt der Praxisinhaber gerade wieder frisch von einem der beliebten Wochenend-Crashkurse, werden Anteile dieses neuen Wissens geschwind als neueste Aspekte der Ganzheitlichkeit in das Marketing einbezogen, sofern sie gerade werbe- und imagewirksam im Trend liegen.
Es ist für den gutgläubigen Patienten unvorstellbar, mit welcher Dreistigkeit Marketing-Profis den Praxisinhabern und den Helferinnen Schulungen in Werbe- und Verkaufstechniken anbieten; wie Zahnärzte dabei lernen können, den Verkauf von Privatleistungen zu steigern und dem Kunden schmackhaft zu machen.
Das geht bis hin zum großflächigen Umkreisen mit roten Filzmarkern von unwesentlichen Zahnfleischtaschen auf dem Röntgenbild vor den Augen des Patienten, um ihm über Ängste Prophylaxebehandlungen zu verkaufen. Diese Kurse habe ich selbst erlebt.
Der Patient kann die Dringlichkeit oder die Notwendigkeit der angebotenen Maßnahmen nicht beurteilen. Er darf aber erwarten, dass bei einem ausgewiesen ganzheitlichen Zahnarzt das ganzheitliche Denken und er selbst bei jeder Behandlung im Vordergrund stehen.
Homöopathische Ärzte haben beispielsweise eine 10 (!)-jährige medizinische Zusatzausbildung durchlaufen. (Deutscher Zentralverein homöopathischer Ärzte).
Leider ist der Begriff Ganzheitliche Zahnmedizin oder auch Biologische Zahnheilkunde nicht vom Gesetzgeber geschützt. So kann jeder Hansel diese Begriffe verwenden.
Die homöopathischen Ärzte handhaben das ganz anders. Bei ihnen muss das Homöopathie-Diplom erworben werden, bevor man damit vor Patienten angeben kann. Die folgenden Erwerbsregeln zeigen Ihnen, wie weitläufig ein homöopathisch behandelnder Arzt ausgebildet wird. Das gibt den Patienten Sicherheit, dass der Arzt, dem er seine Gesundheit anvertraut, weiß, was er tut.
Regelung für den Erwerb des Homöopathie-Diploms
Nach Vorgaben des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte: 6 Weiterbildungskurse mit
je 40 Stunden (Kurs A bis F)
und praktische Beschäftigung unter Anleitung eines Weiterbildungsbefugten
über mindestens drei Jahre (300 Stunden Supervision) oder eine
einjährige Weiterbildung im Krankenhaus.
Jeder Zahnarzt kann sich sein Schild hingegen selbst malen und er darf sich mit diesen Bezeichnungen schmücken, wenn er hofft, damit Patienten anzulocken. Finden Sie nicht auch, dass das ein bisschen nach Wild-West riecht?
Ein ganzheitlicher oder biologischer Zahnarzt durchläuft einen langjährigen und kostspieligen Ausbildungsgang, der noch einmal alle Gebiete der Medizin unter dem Aspekt der Ganzheitlichkeit umfasst. Sie dürfen von ihm also zu Recht fundiertes Wissen und Auskunft auch jenseits der Zahnmedizin auf allen Gebieten komplementärer Verfahren erwarten.
Trauen Sie sich ruhig, im Zweifelsfall den Kollegen nach seiner umfangreichen Qualifikation zu fragen. Wochenend-Diplome an der Wand sagen NICHTS aus. Oder vergewissern Sie sich wenigstens, dass er das Siegel Qualifiziertes Mitglied in der GZM (Internationale Gesellschaft für Ganzheitliche Zahnmedizin www.gzm.org) erworben hat.
Die einfache Angabe Ganzheitliche/biologische Zahnmedizin ohne nachweisliche Qualifikation durch die deutschen Gesellschaften für Ganzheitliche Zahnmedizin (GZM oder BNZ), oftmals noch mit dem veredelnden Zusatz Amalgamfreie Praxis (oder ähnlich) zeugt eher von kreativem Eigen-Marketing als von fundierter Weiterbildung.
Also: Augen auf, wem Sie sich und Ihre Liebsten aufgrund irgendeines Siegels anvertrauen.
Apropos Vertrauen: Scheuen Sie sich nicht, einmal nachzufragen, wie es in dieser Praxis mit dem Notfall-Management gehalten wird. Warum?
Bei einem Herz-Kreislauf-Versagen spielt die Zeit eine entscheidende Rolle. Werden rechtzeitig die richtigen Maßnahmen ergriffen, hat der Patient eine Überlebenschance von etwa 50 bis 70 Prozent. Doch diese sinkt rapide: um etwa zehn Prozent pro Minute. Es geht also tatsächlich um Minuten: Drei, vier, fünf Minuten – mehr sind es nicht.
Jede Spritze in den Unterkiefer birgt die Gefahr eines versehentlichen Treffens von großen Unterkiefer-Blutgefäßen und damit eines Herzstillstandes. Davon kann sich kein Zahnarzt freisprechen.
Daher: Hält diese Praxis regelmäßig (jährlich) Übungen ab und ist sie souverän im Umgang damit? Schließlich gibt es professionelle Trainer, die in die Praxis kommen. Denn es sind SIE und IHRE Familie, die einer Fehleinschätzung gegebenenfalls zum Opfer fallen!
Jährliche Auffrischung, am sinnvollsten in der Praxis?
Auffrischung mit dem gesamten Team?
Kommunikationstraining im Notfall?
Erste Hilfe bei Kinder-Notfällen?
Laut European Resuscitation Council geraten die erworbenen Kenntnisse bereits nach drei Monaten langsam in Vergessenheit.
Auch im Rahmen der kontrollierten Fort-/Weiterbildungspflicht werden lediglich die streng fachbezogenen Kenntnisse rund um den Zahn aufgefrischt. Das Wiederholen des gesamten medizinischen Fachwissens außerhalb der Zähne ist freiwillig und wird nicht kontrolliert. Allgemeinmedizinisches Wissen kann nach bestandenem Staatsexamen getrost verfallen, weil es nie wieder geprüft wird. So muss der Zahnarzt sich nicht wundern, dass er in der Medizin nicht für voll genommen wird.
Kleine optische Korrekturen
Ein schönes Lächeln öffnet Türen gilt in einer Zeit, in der Modemarken und Schönheitsoperationen bereits bei Minderjährigen gesellschaftliche Eintrittskarten darstellen, leider in besonderem Maße.
Die moderne Zahntechnik lässt mit modernen Verfahren und modernen Werkstoffen deutliche kosmetische Verbesserungen der sichtbaren Zahnpartien zu.
Nicht immer sind wir mit der äußeren Erscheinung unserer Zähne zufrieden. Sicher – hässlich sind sie nicht. Aber diese kleine Lücke/Spalte zwischen den Vorderzähnen oder dieser gedrehte oder herausstehende Eckzahn müssten nun wirklich nicht sein. Könnte man sie schließen oder das Erscheinungsbild verändern, sähe alles viel gepflegter aus. Das Umfeld hat es zwar noch nicht registriert (jedenfalls haben sie noch nichts gesagt) aber zumindest ich sehe sie jeden Morgen beim Zähneputzen und traue mich manchmal nicht, frei herauszulächeln!
„Meine Zahnärztin sagt, da müssten Kronen drauf, wenn die Lücke geschlossen oder der Zahn eine andere Form bekommen sollte. Billig sind die bestimmt nicht – Muss das sein?“
Ähnliche Aufforderungen sind immer mal wieder zu hören und manchmal sollen sogar Zähne gezogen werden, wenn sie nicht perfekt stehen.
Nein – das muss nicht sein. Lücken zwischen den Zähnen können mit haltbar angeklebten Kunststoff-Erweiterungen geschlossen werden, ohne die vorhandenen Zähne für Kronen anzuschleifen. Und diese Erweiterungen, die wie kleine unsichtbare Flügelchen aussehen, können jederzeit rückstandslos wieder entfernt werden.
Diese kosmetischen Korrekturen können an allen Zähnen vorgenommen werden. Die meisten Zähne, die farblich oder in der äußeren Form auffallen, können so optisch wieder eingeordnet und farblich unsichtbar gemacht werden.
Das geht natürlich nur, wenn sie nicht allzusehr aus der Reihe tanzen.
Die Kosten dafür tragen, als kosmetische Korrekturen, natürlich nicht die Krankenkassen. Die müssen Sie mit Ihrem Zahnarzt aushandeln.
Nachteile aus ganzheitlicher Sicht: Alle Probleme, die verarbeiteter Kunststoff im Mund mit sich bringt, wie Abrieb von Nanopartikeln, allergische Reaktionen auf Kunststoffbestandteile oder das Verschlucken von Weichmachern. Aber das müssen Sie bei allen Kunststoff-Füllungen in Kauf nehmen – siehe Kapitel BPA in Kunststoff-Füllungen. Die Alternative Zemente ohne Kunststoffe an Frontzähnen waschen sich zu schnell aus. Nebenwirkungsfreies Füllmaterial mit Kunststoffen ist mir nicht bekannt.
Bei tatsächlich störenden Zahnfehlstellungen ist diese kleine optische Maßnahme nicht mehr möglich. Aber auch bei Erwachsenen können mit kieferorthopädischen Maßnahmen Zähne in ihrer Stellung im Gebiss korrigiert werden.
Die Methode des führenden Herstellers heißt Invisible Aligners (unsichtbares In-die-Reihe-Bringen).
Hier rate ich allerdings aus ganzheitlicher Sicht zur Vorsicht, Jede Veränderung der Stellung der Zähne zueinander kann nicht mehr völlig rückgängig gemacht werden; und es ändert gleichzeitig auch automatisch das Ineinandergreifen der Höcker und das Aneinandervorbeigleiten der Zahnflächen. Wir nennen das den Biss. Und damit greifen Sie in ein hochsensibles eingespieltes System ein, was wie im Kapitel Der falsche Biss beschrieben zu erheblichen orthopädischen Problemen führen kann. Weil der Körper zunächst versucht, alles Störende auszugleichen und gegenzusteuern, spüren Sie die Folgen in den wenigsten Fällen unmittelbar.
Wer seine Freunde mit über Nacht plötzlich strahlend weißen Zähnen überraschen möchte, muss zum Bleaching greifen. Das Zahnbleichen (Bleaching) beruht auf einer Veränderung von Oberflächenstrukturen des Zahnschmelzes mittels gebundenem Wasserstoff-Peroxyd. Ganz ähnlich dem Bleichen von Strähnchen, die mir mein Friseur kopfschüttelnd vor über 30 Jahren in einem Anflug von eigener Eitelkeit ins Haar bleichen musste.
Wie steht es dabei mit der Schädlichkeit? Mikroskopaufnahmen der Zahnoberfläche vorher und nachher zeigen nur geringfügige Unterschiede. Da aber in den USA mittlerweile ca. 30 % des zahnärztlichen Umsatzes mit Bleaching-Behandlungen erwirtschaftet wird, traue ich den Veröffentlichungen unserer auf Umsatz eingeschworenen transatlantischen Brüder über geringe Unschädlichkeit nicht unbedingt.
Profitinteresse in einem schnell wachsenden Markt könnte manche anderslautende Untersuchung unter den Tisch kehren. Mit Peroxyd gebleichte Haare verlieren beispielsweise letztlich ihre Elastizität, werden spröde und brechen.
Sie können natürlich zur Kostenersparnis auch zuhause bleachen (ein schreckliches eingedeutschtes Wort). Da der Zahnarzt dazu das umliegende Zahnfleisch zum Schutz mit einem Zahnfleischverband abdeckt, ist das Verfahren relativ schonend. Dieses Schützen wird Ihnen hingegen als Heimarbeit nicht gelingen, das Eigenbleachen zu Hause endet daher nicht selten mit schmerzhaft-angeätztem Zahnfleisch.
Und der Patient sollte VORHER wissen, dass Bleachen, auch beim Zahnarzt, in sehr seltenen Fällen mit der Überraschung von zwar helleren, aber plötzlich fleckigen Zähnen enden kann. Ohne Reset-Knopf!
Alles nur geklaut
„Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht genug für jedermanns Gier.“
Mohandas Karamchand Gandhi
Wissenschaftler sind Menschen wie du und ich, die eine ziemlich hohe gesellschaftliche Achtung genießen (Party-Smalltalk: „Ach, Sie sind Wissenschaftler – sagen Sie bloß – was ist denn Ihr Forschungsgebiet?“).
Wenn sie in Laboren arbeiten, unterscheiden sie sich lediglich durch das Tragen von weißen Kitteln von allen anderen. Nicht immer, weil sie sich bekleckern könnten, sondern durchaus auch, weil es sich um ein Statussymbol handelt.
Und wenn sie für ihre Arbeit Geld, gesellschaftliche Stellung und kollegiale Anerkennung bekommen, wandeln sie dafür leider durchaus nicht immer auf dem Pfad der Tugend.
„Es ist alles nur geklaut“, singen Die Prinzen, „das ist alles gar nicht deines, nur gestohlen und geraubt.“
Lassen Sie sich in diesem Kapitel überraschen, wie viel in der sogenannten Wissenschaft geklaut und gelogen wird.
Schauen wir uns erstmal den Hintergrund von Studien an. Studien werden in Auftrag gegeben. Kaum ein Arzt kann Studien aus eigenem Interesse durchführen und bezahlen. Daher haben Studienergebnisse auch immer etwas mit dem Auftraggeber zu tun.
Das sollten Sie wissen, wenn Ihnen mal wieder das Ergebnis einer Studie präsentiert wird. Die alten Lateiner hatten dafür ein treffendes Bonmot.
Frag dich immer: Cui bono, zu deutsch: Wem nützt dieses, wer profitiert von dieser Studie? Oder wem nutzt es, wenn ein missliebiges Ergebnis lieber unterdrückt wird?
Nachfolgend erzähle ich Ihnen, wie die Wissenschaft auf Anweisung der Politik einer lieben Freundin vier Jahre ihres Lebens klaute, nur weil das ehrliche Forschungsergebnis unerwünscht war.
Sie schrieb eine Doktorarbeit in Gesellschaftspolitik. Weil das Ergebnis ihrer Arbeit nicht der Erwartung entsprach, die ihre Auftraggeberin, eine SPD-nahe Stiftung, sich davon erhoffte, musste sie die bittere Erfahrung machen, dass die Arbeit in der Schublade ihres Doktorvaters (das ist der Professor, der das Thema vorgibt und die Arbeit bis zum Schluss begleitet) auf Nimmerwiedersehen verschwand. Und vier Jahre Forschungsarbeit für die Katz waren. Sie können sich nicht vorstellen, wie viele unliebsame Studien in Schubladen und Tresoren verschwinden. Denn auch das ist Lügen und Betrügen.
Soviel zur Glaubwürdigkeit dieser Branche. Es ist eben nicht nur alles geklaut, gestohlen und geraubt, sondern auch Wichtiges und ehrlich Erforschtes wird uns vorenthalten.
Dieses Kapitel ist den In Amerika gibt es eine neue Studie-Freaks gewidmet. Der Mensch ist trotz aller Erfahrungen schnell bereit, dem Fachmann zu glauben, wenn er sich nur mit Titel, Beziehungen und Stellung in der akademischen Welt geschickt verkauft.
Ein bisschen Skepsis wäre allein schon beim Begriff Studie angebracht. Denn bei keiner anderen Gattung wissenschaftlicher Veröffentlichungen wird offensichtlich ähnlich so viel gelogen. Denken Sie daran: Der Zeitaufwand für jede Studie muss von irgendjemandem bezahlt werden.
Niemand arbeitet umsonst, wenn er davon seinen Lebensunterhalt bestreiten muss. Und wenn Sie mal schüchtern nachfragen, wer denn die Studie in Auftrag gab, wissen Sie bereits, in welche Richtung das wahrscheinliche Ergebnis zielt. Der Volksmund sieht das ganz pragmatisch und formuliert: Wes Brot ich ess’, des Lied ich sing.
Ich habe Ende der 60er in Köln studiert. Von einem bekannten Zahnpasta-Hersteller wurde während meines Studiums eine Studie über die Reinigungskraft verschiedener Zahnpasten an der Zahnklinik in Auftrag gegeben.
Die konservierende Abteilung (die Abteilung für Löcherbohren) hatte immer schon über fehlende Mikroskope für eigene Forschungsvorhaben geklagt. Jetzt raten Sie mal, mit welchen unerwarteten Kostbarkeiten der glückliche Professor uns Studenten nach Abschluss der Studie überraschte. Und welche Zahnpasta bei dieser Studie am besten abschnitt?
Stürzen wir uns in die hässliche Wirklichkeit:
TAZ, 03.04.09 Scott Reuben, Professor am Baystate Medical Center in Springfield in Massachusetts und bis vor Kurzem ein international renommierter Schmerzforscher hat 21 seiner Studien gefälscht. Viele seiner Empfehlungen wurden auch in Deutschland im Klinikalltag umgesetzt. Angesehene Fachmagazine hatten Reubens Arbeiten publiziert. Jetzt stellt sich heraus, dass Reuben die Ergebnisse seiner Studien teilweise gefälscht, teilweise komplett frei erfunden hat.
Man kam Reubens Machenschaften rein zufällig auf die Spur. Im Mai vergangenen Jahres entdeckte ein leitender Angestellter des Baystate Medical Centers Ungereimtheiten in Reubens Arbeiten. Eine Routineprüfung ergab, dass Reuben für zwei klinische Studien keine nötigen Formulare der teilnehmenden Krankenhäuser besaß. Bei einer anschließenden Untersuchung stellte sich heraus; dass es bei 21 Studien über die Wirksamkeit von Schmerzmitteln keine nennenswerte klinische Forschung gibt. Die älteste Veröffentlichung stammt aus dem Jahr 1996.
Doch es kommt noch schlimmer: Reuben pflegte offenbar ausgezeichnete Kontakte zur Pharmaindustrie. Sein Betrug habe gewerbliche Züge angenommen, erklärte der Anästhesist Volker Wenzel, Universität Innsbruck, gegenüber der Süddeutschen Zeitung. In der Kritik steht unter anderem der Pharmakonzern Pfizer (Umsatz 50 Milliarden, u. a. Viagra, dessen Patent der oberste Gerichtshof Kanadas Pfizer wieder entzog, weil die Offenlegung über die Erfindung und deren Funktionsweise nicht stattgefunden habe.)
Er gewährte Reuben insgesamt fünf Forschungsdarlehen. Zudem war Reuben als bezahlter Sprecher für das Unternehmen tätig.
Scott Reuben ist jedoch kein Einzelfall. Gemäß einer Veröffentlichung des Fachmagazins NATURE wird nur EIN Prozent aller Betrugsfälle aufgedeckt.
Und NATURE zieht unter anderem eine Studie zurück, die behauptet hatte, normale Körperzellen von Mäusen durch ein Bad in Zitronensäure wieder in Stammzellen verwandelt zu haben. Diese Forschungsergebnisse hatten weltweit für Furore gesorgt. Doch dann waren Ungereimtheiten aufgetaucht, unter anderem waren offenbar Abbildungen frisiert worden.
Das Journal of Vibration and Control annullierte gleich 60 seiner Beiträge. Es hatte sich herausgestellt, dass der Peer-Review-Prozess, der eingereichte Beiträge auf ihren Gehalt und ihre Korrektheit prüfen soll, systematisch unterwandert worden war: Wahrscheinlich mehr als 100 Benutzerkonten in dem Online-System waren fingiert – diese Wissenschaftler existieren überhaupt nicht. In mindestens einem Fall hatte ein Forscher seine eigene Studie unter erfundenem Namen begutachtet und zur Veröffentlichung empfohlen.
Demnach ist die Aussage Alles nur gestohlen und geraubt näher an der Wahrheit, als der interessierte, wissenschafts- und fortschrittsgläubige Laie vermutet. Gesellschaftlich sind der Herr Professor und der Wissenschaftler hochgeachtet – sicherlich teilweise zu Recht. Dennoch mehren sich massiv die Fälle, wo Schummelei und dreistes Lügen in diesen Personenkreisen aufgedeckt wird.
Seien Sie also kritisch – nur weil es eine Studie besagt oder ein Professor mit seinem Namen dahintersteht, wird dadurch keine Neutralität oder Wissenschaftlichkeit gewährleistet. Die Aussicht auf Geld oder Ruhm ist in vielen Fällen allzu verlockend.
Die neueste Unverschämtheit, die die Erde weiterhin verpestet und unsere Zukunft auf diesem Planeten aufs Spiel setzt:
Glyphosat-Studien, direkt aus dem Fälscherlabor, vom 15.02.2020. Als die Behörden das unter Krebsverdacht stehende Pestizid als ungefährlich einstuften, beriefen sie sich auch auf das deutsche, staatlich kontrollierte Labor LPT (Laboratory of Pharmacology and Toxicology GmbH & Co. KG, Hamburg), das offenbar Experimente manipuliert hat. Dabei hatten sogar deutsche Aufsichtsämter der Firma attestiert, sauber zu arbeiten.
Mittlerweile wissen wir, dass neben gefälschten Versuchsreihen auch einige der an den Experimenten gestorbenen Versuchsaffen heimlich gegen gesunde Tiere ausgetauscht wurden.
Die Hamburger Tierschutzexpertin der Grünen-Fraktion, Christiane Blömeke, beklagte im Januar 2020, es sei weiterhin unklar, „welche Auswirkungen die Manipulation von Testreihen in den Laboren von LPT auf die Zulassung von Medikamenten hatte“. „Wir wissen immer noch nicht, ob Medikamente auf dem Markt sind, deren Zulassung auf manipulierten Studien basieren. Zu diesen Vorgängen hatten wir bereits eine Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft gestellt und eine Risikoanzeige beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte eingereicht.“ Antworten stünden noch aus.
Also: Namhafte Professoren, Klinikdirektoren, Chefärzte und angesehene Spezialisten mogeln in unglaublichen Ausmaßen – ihnen ist jedes Mittel recht, um Ansehen, lukrative Posten und Finanzierungsmittel für ihre Großforschungsprojekte zu bekommen.
Das System der Big Science (der Wissenschaft in großem Rahmen und mit hohen Zuwendungen) wird dabei immer stärker zum Spielfeld mittelmäßiger und betrügerischer Wissenschaftler.
Nachfolgend eine weitere kleine Auswahl von Betrügereien aus den letzten Jahren im medizinischen Sektor.
Der norwegische Krebsforscher Jon Sudbø gab im Januar 2006 zu, mehrere hundert Patientendaten von Mundkrebskranken frei erfunden, sie zu einer Studie verarbeitet und diese in der angesehenen Fachzeitschrift The Lancet veröffentlicht zu haben. Die Aussage dieser Fälschung war, dass das Risiko für Mundkrebs bei Rauchern angeblich auf die Hälfte gesenkt werden könne, wenn man über längere Zeit Paracetamol einnehme.
Der Fall Reuben erweckt Misstrauen gegenüber der klinischen Forschung. Er wirft Fragen auf. Wieso konnte ein Wissenschaftler über zwölf Jahre lang Studien fälschen, ohne dass dies auffiel? Warum veröffentlichten renommierte Fachmagazine über einen so langen Zeitraum gefälschte Forschungsergebnisse?
Wir leben nun einmal in einer Wirtschaftsform, wo nicht Kartoffeln gegen Eier getauscht werden und beide Handelspartner den Gegenwert abschätzbar in der Hand halten. Wir leben in einer Zeit, wo alles, aber auch wirklich alles gegen Geld aufgewogen werden kann und – leider auch wird.
Auch Gesundheit und Krankheit sind Waren, mit denen viel Geld verdient wird.
Bitte denken Sie also daran, wenn Sie wieder einmal zu einer Kaufentscheidung auf welchem Feld auch immer (Zahnpasta, Wahl eines Zahnarztes, der für seine Praxis wirbt, oder das neueste Katzenfutter) gedrängt werden sollen. Jeder will nur Ihr Bestes – Ihr Geld.
Auch ein guter Ruf einer Firma oder einer Institution oder wenn es ein Professor gesagt hat, spielen auf diesem Spielfeld mit.
Sie allein müssen die Folgen einer Leichtgläubigkeit tragen. Ihr Gegenüber hat sein Geld im Sack und lächelt erfreut.
Und das sollte Ihnen, liebe Leser, eine Warnung und eine Mahnung zugleich sein. Wir Wissenschaftler schmunzeln nicht unbegründet über das geflügelte Wort: Glaube keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast ...