Kitabı oku: «TANAR VON PELLUCIDAR», sayfa 4

Yazı tipi:

Kapitel 3: Amiocap

Das blaue Wasser des großen Meeres, das als Korsar Az bekannt ist, umspült die Ufer einer grünen Insel, die weit vom Festland entfernt ist – eine lange, schmale Insel mit grünen Hügeln und Hochebenen, deren Küstenlinie von Buchten und winzigen Sandbänken durchzogen ist – Amiocap, eine Insel voller Geheimnisse und Romantik.

Aus der Ferne und bei Dunst sieht sie eher wie zwei Inseln aus als wie eine, so niedrig und schmal ist sie an einer Stelle, wo die Buchten auf beiden Seiten zusammenkommen und das Meer sie beinahe trennt.

So sah die Insel für die beiden Überlebenden an Deck der Korsar aus, die hilflos mit der trägen Strömung des Ozeans und den Launen des Windes trieb.

Zeit ist für die Menschen auf Pellucidar nicht einmal ein Wort, darum hatte Tanar keinen Gedanken daran verschwendet. Sie hatten oft gegessen, aber da es immer noch reichlich Proviant gab, selbst für eine ganze Mannschaft, machte er sich darüber keine Sorgen, hingegen beunruhigte ihn den Wasservorrat, denn der Inhalt vieler Fässer, die er aufgebrochen hatte, war ungenießbar gewesen.

Sie hatten viel geschlafen, was Pellucidarer tun, wenn es nichts anderes zu erledigen gibt, und so Energie für mögliche zukünftige Perioden langwieriger Anstrengung zu speichern.

Für wie lange sie geschlafen haben, vermag niemand in der zeitlosen Gegenwart von Pellucidar zu sagen. Stellara trat zuerst aus der Kabine, die sie neben der des Cid bezogen hatte, und kam an Deck. Sie schaute sich nach Tanar um, aber da sie ihn nicht sah, ließ sie ihren Blick über die sich nach oben wölbende Wasserfläche schweifen, die in allen Richtungen mit dem blauen Kuppelgewölbe des strahlenden Himmels verschmolz, in dessen exakter Mitte die große Mittagssonne hing.

Doch plötzlich wurde ihr Blick von etwas neben dem unendlichen Wasser und der unbewegten Sonne angezogen. Sie stieß einen überraschten und freudigen Schrei aus, drehte sich um und lief über das Deck in Richtung der Kajüte, in der Tanar schlief.

»Tanar! Tanar!«, rief sie und hämmerte gegen die getäfelte Tür. »Land, Tanar, Land!«

Die Tür schwang auf und der Sarier trat auf das Deck hinaus zu Stellara, die über die Steuerbordreling des treibenden Wracks zeigte.

In der Nähe erhoben sich die grünen Hügel einer langen Küstenlinie, die sich in beide Richtungen über viele Meilen hinweg erstreckte, aber ob es das Festland oder bloss eine Insel war, konnten sie nicht erkennen.

»Land!«, hauchte Tanar. »Wie schön es aussieht!«

»Das hübsche Grün des Dickichts verbirgt oft schreckliche Bestien und wilde Menschen«, erinnerte ihn Stellara.

»Aber das sind die Gefahren, die ich kenne – es sind die unbekannten Gefahren des Meeres, die ich nicht mag. Ich bin nicht vom Meer.«

»Hasst du das Meer?«

»Nein«, antwortete er, »ich hasse es nicht; ich verstehe es nur nicht – das ist alles. Aber es gibt etwas, das ich verstehe«, sagte er und er deutete zur Küste.

Da war etwas in Tanars Ton, das Stellara veranlasste, schnell in die Richtung zu schauen, die er andeutete.

»Männer!«, rief sie aus.

»Krieger«, sagte Tanar.

»Es müssen zwanzig von ihnen in diesem Kanu sein«, sagte sie.

»Und da kommt ein weiteres Kanu gleich dahinter.«

Aus der Mündung einer schmalen Bucht paddelten die Kanus hinaus auf das offene Meer.

»Schau!«, rief Stellara. »Da kommen noch viele mehr.«

Eines nach dem anderen bewegten sich die rund zwanzig Kanus in einer langen Kolonne auf das ruhige Wasser hinaus, und als sie sich dem Schiff näherten, sahen die Überlebenden, dass jedes mit fast nackten Kriegern besetzt war. Kurze, schwere Speere, mit Knochenspitzen, ragten bedrohlich in die Höhe; steinerne Messer ragten aus jedem Lendenschurz heraus und steinerne Beile baumelten an jeder Hüfte.

Als sich die Flottille näherte, ging Tanar in eine Kabine und kehrte mit zwei der schweren Pistolen zurück, die ein fliehender Korsar zurückgelassen hatte, als das Schiff aufgegeben worden war.

»Glaubst du, dass du damit vierhundert Krieger zurückschlagen kannst?«, fragte das Mädchen.

Tanar zuckte mit den Schultern. »Wenn sie noch nie den Klang einer Feuerwaffe gehört haben, genügen vielleicht ein paar Schüsse, um sie zu verscheuchen, und sei es nur für eine Weile«, erklärte er, »und wenn wir nicht ans Ufer gehen, wird uns die Strömung rechtzeitig von ihnen wegtragen.«

»Aber angenommen, sie lassen sich nicht so leicht abschrecken?«, fragte sie.

»Dann bleibt mir nichts anderes übrig, als mit den schäbigen Waffen und dem minderwertigen Pulver der Korsaren mein Bestes zu geben«, sagte er mit der bewussten Überlegenheit eines Mannes, der mit seinem Volk erst vor kurzem der Steinzeit entstiegen war, und immer noch instinktiv eine Pistole an der Mündung ergriff und sie in plötzlichen Notfällen als Kriegskeule benutzte.

»Vielleicht sind sie uns freundlich gesinnt«, schlug Stellara vor.

Tanar lachte. »Dann sind sie nicht von Pellucidar«, sagte er, »sondern von einem wundersamen Land, das von denen bewohnt wird, die Perry Engel nennt.«

»Wer ist Perry?«, fragte sie. »Ich habe noch nie von ihm gehört.«

»Er ist ein Verrückter, der sagt, dass Pellucidar das Innere eines hohlen Steins ist, der so rund ist wie die seltsame Kugel, die über dem Land des Grossen Schattens hängt, und dass es auf der Außenseite Meere und Berge und Ebenen und unzählige Menschen und ein großes Land gibt, aus dem er kommt.«

»Er muss ziemlich verrückt sein«, sagte das Mädchen.

»Aber er und David, unser Kaiser, haben uns viele Vorteile gebracht, die vorher in Pellucidar unbekannt waren und jetzt können wir in einer einzigen Schlacht mehr Krieger töten, als früher in einem ganzen Krieg. Perry nennt dies Zivilisation und es ist wirklich eine tolle Sache.«

»Vielleicht kommt er aus der gefrorenen Welt, aus der die Vorfahren der Korsaren stammen«, schlug das Mädchen vor. »Man sagt, dass das Land außerhalb von Pellucidar liegt.«

»Der Feind ist da«, sagte Tanar. »Soll ich auf den großen Kerl schießen, der im Bug des ersten Kanus steht?« Tanar hob eine der schweren Pistolen und wollte zielen, aber das Mädchen legte ihm eine Hand auf den Arm.

»Warte«, flehte sie. »Sie könnten freundlich sein. Schieß nur, wenn du musst – ich hasse das ständige Morden.«

»Ich glaube dir langsam, dass du keine Korsarin bist«, sagte er und senkte die Mündung seiner Waffe.

Da kam ein Ruf vom führenden Kanu. »Wir sind auf euch vorbereitet, Korsaren«, rief der große Krieger, der am Bug stand. »Ihr seid wenige an der Zahl. Wir sind viele. Euer großes Kanu ist ein nutzloses Wrack; unsere sind mit je zwanzig Kriegern bemannt. Ihr seid hilflos. Wir sind stark. Dieses Mal werden nicht wir gefangen genommen, sondern ihr, wenn ihr versucht, an Land zu gehen.

Aber wir sind nicht wie ihr, Korsaren. Wir wollen weder töten noch gefangen nehmen. Geht weg, und wir werden euch nichts tun.«

»Wir können nicht weggehen«, antwortete Tanar. »Unser Schiff ist nutzlos. Wir sind nur zu zweit, und unsere Nahrung und unser Wasser sind fast aufgebraucht. Lasst uns an Land gehen und bleiben, bis wir uns auf die Rückkehr in unsere Heimat vorbereiten können.«

Der Krieger drehte sich um und unterhielt sich mit den anderen in seinem Kanu. Dann wandte er sich wieder an Tanar.

»Nein«, sagte er; »mein Volk wird nicht zulassen, dass Korsaren unter uns kommen. Sie trauen euch nicht. Wenn ihr nicht weggeht, nehmen wir euch gefangen, und euer Schicksal liegt in den Händen des Rates der Häuptlinge.«

»Aber wir sind keine Korsaren«, erklärte Tanar.

Der Krieger lachte. »Ihr lügt«, sagte er. »Glaubt Ihr, dass wir die Schiffe der Korsaren nicht kennen?«

»Dies ist ein Korsar-Schiff«, antwortete Tanar; »aber wir sind keine Korsaren. Wir waren Gefangene, und als sie ihr Schiff in einem großen Sturm aufgegeben haben, ließen sie uns an Bord zurück.«

Die Krieger berieten sich wieder und dieses Mal paddelten die anderen Kanus längsseits heran und schlossen sich der Diskussion an.

»Wer seid ihr denn?«, fragte der Sprecher.

»Ich bin Tanar von Pellucidar. Mein Vater ist König von Sari.«

»Wir sind alle von Pellucidar«, antwortete der Krieger; »aber wir haben noch nie von einem Land namens Sari gehört. Und die Frau – ist sie deine Geliebte?«

»Nein!«, rief Stellara hochmütig. »Ich bin nicht seine Geliebte.«

»Wer bist du dann? Kommst du auch aus Sari?«

»Ich bin keine Sarierin. Mein Vater und meine Mutter waren von Amiocap.«

Wieder unterhielten sich die Krieger untereinander, einige schienen einen Vorschlag zu bevorzugen, andere einen anderen.

»Kennst du den Namen dieses Landes?«, fragte der Anführer der Krieger schließlich Stellara.

»Nein«, antwortete sie.

»Genau diese Frage wollten wir dir gerade stellen«, sagte Tanar.

»Und die Frau ist aus Amiocap?«, fragte der Krieger.

»In meinen Adern fließt kein anderes Blut«, sagte Stellara stolz.

»Dann ist es seltsam, dass du dein eigenes Land und dein eigenes Volk nicht erkennst«, rief der Krieger. »Dies ist die Insel Amiocap!«

Stellara stieß einen leisen Schrei der Freude aus. »Amiocap!«, hauchte sie leise, wie zu sich selbst. Der Schrei war wie eine Liebkosung, aber die Krieger in den Kanus waren zu weit weg, um sie zu hören. Sie dachten, sie sei still und verlegen, weil sie ihre Täuschung durchschaut hatten.

»Geht weg!«, riefen sie wieder.

»Ihr werdet mich nicht aus dem Land meiner Eltern wegschicken!«, rief Stellara erstaunt.

»Du hast uns belogen«, antwortete der große Krieger. »Ihr seid nicht von Amiocap. Du kennst uns nicht, und wir kennen dich nicht.«

»Hört zu!«, rief Tanar. »Ich war ein Gefangener an Bord dieses Schiffes, und da ich kein Korsar bin, hat mir das Mädchen ihre Geschichte erzählt, lange bevor wir dieses Land sichteten. Sie konnte nicht wissen, dass wir in der Nähe eurer Insel waren. Ich weiß nicht, ob sie überhaupt wusste, wo sie liegt, aber trotzdem glaube ich, dass ihre Geschichte wahr ist.

Sie hat nie gesagt, dass sie von Amiocap stammt, aber dass ihre Eltern es taten. Sie hat die Insel noch nie gesehen. Ihre Mutter wurde von den Korsaren geraubt, bevor sie geboren wurde.«

Wieder sprachen die Krieger einen Moment lang leise miteinander, dann wandte sich der Sprecher erneut an Stellara. »Wie war der Name deiner Mutter?«, fragte er. »Wer war dein Vater?«

»Meine Mutter wurde Allara genannt«, antwortete das Mädchen. »Ich habe meinen Vater nie gesehen, aber meine Mutter sagte, dass er ein Häuptling und ein großer Tandor-Jäger war, der Fedol hieß.«

Auf Befehl des großen Kriegers am Bug des führenden Kanus paddelten die anderen langsam näher an das treibende Wrack heran, und als sie sich dem Rumpf des Schiffes näherten, stiegen Tanar und Stellara auf das Hauptdeck hinab, das jetzt fast überflutet war, so tief war das Wasser in den Laderaum gedrungen. Als das Kanu längsseits am Rumpf trieb, legten die Krieger, mit wenigen Ausnahmen, ihre Paddel hin und standen mit ihren spitzen Knochen-Speeren bereit.

Jetzt standen die beiden auf dem Schiffsdeck und der große Krieger im Kanu war fast auf Augenhöhe. Er war ein Mann mit glattem Gesicht, fein geformten Zügen und klaren, grauen Augen, die von Intelligenz und Mut zeugten. Er starrte Stellara aufmerksam an, als würde er ihre Seele nach Beweisen für die Richtigkeit oder Falschheit ihrer Aussagen durchsuchen. Plötzlich sprach er.

»Du könntest ihre Tochter sein«, sagte er, »die Ähnlichkeit ist offensichtlich.«

»Du kanntest meine Mutter?« rief Stellara aus.

»Ich bin Vulhan. Hat sie je über mich gesprochen?«

»Der Bruder meiner Mutter!« rief Stellara voller Ergriffenheit, aber der Amiocap-Krieger zeigte keine Regung. »Mein Vater, wo ist er? Ist er am Leben?«

»Das ist die grosse Frage«, sagte Vulhan, ernst. »Wer ist dein Vater? Deine Mutter wurde von einem Korsaren gestohlen. Wenn der Korsar dein Vater ist, bist du auch eine Korsarin.«

»Aber der Korsar ist nicht mein Vater. Bringt mich zu meinem eigenen Vater – obwohl er mich nie gesehen hat, wird er mich erkennen und ich ihn.«

»Es gibt nichts zu befürchten«, sagte ein Krieger, der dicht neben Vulhan stand. »Wenn das Mädchen eine Korsarin ist, wissen wir, was zu tun ist.«

»Wenn du die Brut des Korsaren ist, der Allara gestohlen hat, werden Vulhan und Fedol wissen, wie sie mit dir umzugehen haben«, sagte Vulhan barsch.

»Ich habe keine Angst«, sagte Stellara.

»Und dieser andere«, sagte Vulhan und nickte in Richtung Tanar. »Was ist mit ihm?«

»Er war ein Kriegsgefangener, den die Korsaren nach Korsar zurückbringen wollten. Er soll mitkommen. Sein Volk ist kein Seevolk. Er könnte allein auf dem Meer nicht überleben.«

»Bist du sicher, dass er kein Korsar ist?«, fragte Vulhan.

»Sieh ihn dir an!«, rief das Mädchen aus. »Die Männer von Amiocap müssten Korsaren von weitem her kennen. Sieht dieser hier etwa wie ein Korsar aus?«

Vulhan musste zugeben, dass er es nicht tat. »Nun gut«, sagte er, »er kann mit uns kommen, aber was auch immer dein Schicksal sein mag, er muss es teilen.«

»Gerne«, sagte Tanar.

Die beiden verließen das Deck des Wracks, als ihnen Plätze im Kanu freigemacht wurden, und als das kleine Boot schnell in Richtung Ufer gepaddelt wurde, empfand keiner von ihnen Trauer über den Abschied von dem treibenden Schiffskörper, der so lange ihr Zuhause gewesen war. Das letzte, was sie vom Schiff sahen, als sie in die Bucht einfuhren, aus der sie die Kanus zuerst hatten auftauchen sehen, war, dass es langsam mit der Meeresströmung parallel zum grünen Ufer von Amiocap trieb.

Am oberen Ende der Bucht wurden die Kanus an Land gezogen und unter das dichte Blattwerk der üppigen Vegetation geschleppt. Hier wurden sie mit der Unterseite nach oben gedreht und liegen gelassen, bis sie wieder gebraucht werden sollten.

Die Krieger von Amiocap führten ihre beiden Gefangenen in den Dschungel, der fast bis zum Ufer wuchs. Zuerst gab es keine Spur eines Weges und die Krieger bahnten sich ihren Weg durch die üppige Vegetation, die glücklicherweise frei von Dornen und Sträuchern war, aber bald kamen sie auf einen kleinen Pfad, der in einen breiten, gut ausgetretenen Weg mündete, auf dem sich die Gruppe schweigend bewegte.

Während des Marsches hatte Tanar Gelegenheit, die Männer von Amiocap genauer zu studieren, und er sah, dass sie fast ausnahmslos wohlgestaltet waren, mit runden, fließenden Muskeln, die eine Kombination aus Beweglichkeit und Stärke vermuten ließ. Ihre Gesichtszüge waren regelmäßig, und es gab keinen unter ihnen, den man als hässlich hätte bezeichnen konnte. Im Großen und Ganzen war ihr Ausdruck eher offen als verschlagen und eher freundlich als grausam; dennoch ließen die Narben auf den Körpern vieler von ihnen und ihre gut abgenutzten und effizient aussehenden, wenn auch rohen Waffen vermuten, dass sie kühne Jäger und wilde Krieger sein konnten. Es lag eine ausgeprägte Würde in ihrer Haltung und ihrem Auftreten, die Tanar gefiel, ebenso wie ihre Schweigsamkeit, denn die Sarier selbst sind nicht für unnützes Gerede zu haben.

Stellara, die an seiner Seite ging, schien ungewöhnlich glücklich zu sein, und auf ihrem Gesicht lag ein Ausdruck von Zufriedenheit, den der Sarier dort noch nie gesehen hatte. Sie hatte ihn ebenso beobachtet wie die Amoziter, und nun sprach sie ihn flüsternd an.

»Was hältst du von meinem Volk?«, fragte sie voller Stolz. »Sind sie nicht wunderbar?«

»Sie sind ein stolzes Volk«, antwortete er, »und ich hoffe für dich, dass sie dir glauben werden, dass du eine von ihnen bist.«

»Es ist alles so, wie ich es mir schon so oft erträumt habe«, sagte das Mädchen mit einem glücklichen Seufzer. »Ich habe immer gewusst, dass ich eines Tages nach Amiocap kommen, und dass es genauso sein würde, wie meine Mutter es mir immer erzählt hat – die großen Bäume, die riesigen Farne, die prächtig blühenden Reben und Büsche. Hier gibt es weniger wilde Tiere als in anderen Teilen Pellucidars, und die Menschen führen selten Krieg untereinander, so dass sie größtenteils in Frieden und Zufriedenheit leben, unterbrochen nur von den Überfällen der Korsaren oder einem gelegentlichen Überfall der großen Tandors auf ihre Felder und Dörfer. Weißt du, was Tandors sind, Tanar? Gibt es sie in deinem Land?«

Tanar nickte. »Ich habe von ihnen in Amoz gehört«, sagte er, »aber in Sari sind sie selten.«

»Es gibt Tausende von ihnen auf der Insel Amiocap«, sagte das Mädchen, »und meine Leute sind die größten Tandor-Jäger in Pellucidar.«

Sie gingen schweigend weiter, und Tanar begann sich zu fragen, wie sich die Amoziter ihnen gegenüber verhalten würden, und ob sie ihm, falls sie freundlich gesinnt waren, bei der Rückkehr auf das ferne Festland, wo Sari lag, helfen könnten. Diesem primitiven Bergbewohner erschien schon der Gedanke hoffnungslos, jemals in sein Heimatland zurückzukehren, denn das Meer erfüllte ihn mit Furcht, und er hatte auch keine Vorstellung davon, wie er seine wilde Oberfläche überqueren oder irgendein Boot steuern sollte, das ihm vielleicht einmal zur Verfügung stehen würde. Aber der Heimkehrinstinkt der Pellucidarer ist so stark, dass es keinen Zweifel daran gab, dass er einen Weg nach Sari suchen würde, solange er lebte.

Er war froh, dass er sich keine Sorgen um Stellara machen musste, denn wenn es stimmte, dass sie nun unter ihresgleichen war, konnte sie auf Amiocap bleiben und es würde keine Verantwortung auf ihm lasten, sie nach Korsar bringen zu müssen; aber wenn sie sie nicht akzeptierten – das war durchaus möglich; dann müsste Tanar nach einer Möglichkeit suchen, um von einer von Feinden bevölkerten Insel zu fliehen, mit Stellara an seiner Seite.

Aber dieser Gedankengang wurde durch einen plötzlichen Ausruf von Stellara unterbrochen. »Schau!« rief sie. »Hier ist ein Dorf; vielleicht ist es sogar das Dorf meiner Mutter.«

»Was hast du gesagt?«, erkundigte sich ein Krieger in ihrer Nähe.

»Ich sagte, dass dies vielleicht das Dorf ist, in dem meine Mutter lebte, bevor sie von den Korsaren entführt wurde.«

»Und du sagst, dass Allara deine Mutter war?«, erkundigte sich der Krieger.

»Ja.«

»Dies war in der Tat das Dorf, in dem Allara lebte«, sagte der Krieger; »aber hoffe nicht, Mädchen, dass du als eine von ihnen aufgenommen wirst, denn wenn dein Vater nicht auch von Amiocap war, bist du keine Amoziterin. Es wird schwer sein, jemanden zu überzeugen, dass du nicht die Tochter eines Korsar-Vaters bist, und als solche bist du eine Korsarin und keine Amoziterin.«

»Aber wie könnt ihr wissen, dass mein Vater ein Korsar war?«, fragte Stellara.

»Wir müssen es nicht wissen«, antwortete der Krieger, »es geht nur darum, was wir glauben, aber das ist eine Frage, die Zural, der Häuptling des Dorfes Lar, klären muss.«

»Lar«, wiederholte Stellara. »Das ist das Dorf meiner Mutter! Ich habe sie schon oft davon sprechen hören. Das muss also Lar sein.«

»Das ist es«, antwortete der Krieger, »und gleich wirst du Zural sehen.«

Das Dorf Lar bestand aus vielleicht hundert strohgedeckten Hütten, von denen jede in zwei oder mehr Räume unterteilt war, wovon einer immer ein offenes Wohnzimmer ohne Wände war, in dessen Mitte sich eine steinerne Feuerstelle befand. Die anderen Räume waren in der Regel dicht ummauert und fensterlos, um den Amozitern die nötige Dunkelheit zu bieten, wenn sie schlafen wollten.

Die gesamte Lichtung war von dem bemerkenswertesten Zaun umgeben, den Tanar je gesehen hatte. Die Pfosten waren nicht in den Boden eingelassen, sondern hingen an einem schweren Faserseil, das von Baum zu Baum verlief, wobei die unteren Enden der Pfosten über einen Meter über dem Boden hingen. Durch die Pfosten waren in Abständen von einem halben Meter Löcher gebohrt worden, in die beidseitig angespitzte Hartholzpfähle eingesetzt wurden. Diese über einen Meter langen Pfähle ragten parallel zum Boden in alle Richtungen aus den Pfosten heraus. Die Pfosten waren in einem solchen Abstand voneinander aufgehängt, dass zwischen den Spitzen der Pfähle jeweils zwei bis vier Fuß Abstand lagen. Als Schutz gegen einen angreifenden Feind schienen sie Tanar nutzlos, denn beim Betreten des Dorfes war die Gruppe durch die Zwischenräume den Pfosten gegangen, ohne durch die Barriere behindert zu werden.

Aber Vermutungen über den Zweck dieser seltsamen Barriere wurden von anderen, interessanteren Ereignissen aus seinen Gedanken verdrängt, denn kaum hatten sie das Dorf betreten, wurden sie von einer Horde von Männern, Frauen und Kindern umringt.

»Wer sind die?«, fragten einige.

»Sie behaupten, dass sie Freunde sind«, antwortete Vulhan, »aber wir glauben, dass sie von Korsar stammen.«

»Korsaren!«, riefen die Dorfbewohner.

»Ich bin kein Korsar«, rief Stellara wütend. »Ich bin die Tochter von Allara, Schwester von Vulhan.«

»Soll sie das Zural erzählen. Es ist seine Aufgabe, zuzuhören, nicht unsere«, rief einer. »Zural wird wissen, was er mit Korsaren zu tun hat. Haben sie nicht seine Tochter geraubt und seinen Sohn getötet?«

»Ja, bringt sie zu Zural«, rief ein anderer.

»Wir sind auf dem Weg zu ihm«, antwortete Vulhan.

Die Dorfbewohner machten den Kriegern und ihren Gefangenen Platz, und als Tanar und Stellara durch die so gebildete Gasse gingen, wurden sie mit wütenden Blicken bedacht und hasserfüllten Ausdrücken überhäuft, aber es wurde ihnen keine Gewalt angetan. Schliesslich wurden sie zu einer großen Hütte in der Nähe des Dorfzentrums geführt.

Wie die anderen Behausungen des Dorfes Lar stand auch das Häuptlingshaus einen Fuß über dem Boden. Das strohgedeckte Dach des großen, offenen Wohnzimmers, in das sie geführt wurden, wurde von riesigen Elfenbeinstoßzähnen der gigantischen Tandors getragen. Der Boden, der aus einfachen Kacheln zu bestehen schien, war fast vollständig mit den Häuten wilder Tiere bedeckt. Im Raum standen mehrere niedrige hölzerne Hocker, einer davon war etwas höher und besass beinahe die Würde eines Stuhls.

Auf diesem größeren Schemel saß ein Mann mit strengem Gesicht, der sie genau und schweigend musterte, als sie vor ihm stehen blieben. Mehrere Sekunden lang sprach niemand, und dann wandte sich der Mann auf dem Stuhl an Vulhan.

»Wer ist das«, fragte er, »und was machen sie im Dorf Lar?«

»Wir haben sie von einem Korsar-Schiff geholt, das hilflos mit der Meeresströmung trieb«, sagte Vulhan, »und wir haben sie zu Zural, dem Häuptling des Dorfes Lar, gebracht, damit er ihre Geschichte hören und beurteilen kann, ob sie die Freunde sind, die sie zu sein behaupten, oder die Korsar-Feinde, für die wir sie halten. Diese hier«, Vulhan zeigte auf Stellara, »sagt, sie sei die Tochter von Allara.«

»Ich bin die Tochter von Allara«, sagte Stellara.

»Und wer war dein Vater?«, fragte Zural.

»Der Name meines Vaters ist Fedol«, antwortete Stellara.

»Woher weißt du das?«, fragte Zural.

»Meine Mutter hat es mir gesagt.«

»Wo wurdest du geboren?«, fragte Zural.

»In der Korsar-Stadt Allaban«, antwortete Stellara.

»Dann bist du eine Korsarin«, stellte Zural mit Bestimmtheit fest. »Und dieser hier, was hat er zu seiner Verteidigung zu sagen?«, fragte Zural und deutete mit einem Nicken auf Tanar.

»Er behauptet, dass er ein Gefangener der Korsaren war und dass er aus einem fernen Königreich namens Sari stammt.«

»Ich habe noch nie von einem solchen Königreich gehört«, sagte Zural. »Gibt es hier einen Krieger, der jemals davon gehört hat?«, verlangte er zu wissen. »Wenn ja, soll er zu Gunsten des Gefangenen sprechen.« Aber die Amoziter schüttelten nur den Kopf, denn es gab keinen, der jemals vom Königreich Sari gehört hatte. »Es ist ganz klar«, fuhr Zural fort, »dass sie Feinde sind und dass sie durch eine List versuchen, unser Vertrauen zu gewinnen. Wenn auch nur ein Tropfen amozitischen Blutes in einem von ihnen ist, so tut uns dieser Tropfen leid. Bringt sie weg, Vulhan. Bewache sie, bis wir entscheiden, wie sie getötet werden sollen.«

»Meine Mutter sagte mir, die Amoziter seien ein gerechtes und gütiges Volk«, sagte Stellara; »aber es ist weder gerecht noch gütig, diesen Mann zu töten, der kein Feind ist, nur weil Ihr noch nie von dem Land gehört hast, aus dem er kommt. Ich sage dir, dass er kein Korsar ist. Ich war auf einem der Schiffe der Flotte, als die Gefangenen an Bord gebracht wurden. Ich habe den Cid und Bohar den Blutigen gehört, als sie diesen Mann verhörten, und ich weiß, dass er kein Korsar ist und aus einem Königreich namens Sari stammt. Sie haben sein Wort nicht angezweifelt, also warum solltest du das tun? Wenn ihr ein gerechtes und freundliches Volk seid, wie könnt ihr mich umbringen wollen, ohne mir Gelegenheit zu geben, mit Fedol, meinem Vater, zu sprechen. Er wird mir glauben; er wird wissen, dass ich seine Tochter bin.

»Die Götter missbilligen es, wenn wir Feinde in unserem Dorf beherbergen«, antwortete Zural. »Es würde Unglück bringen, wie alle Amoziter wissen. Wilde Bestien würden unsere Jäger töten und die Tandors würden unsere Felder zertrampeln und unsere Dörfer zerstören. Aber am schlimmsten wäre es, wenn die Korsaren kämen um euch zu retten. Was Fedol angeht, niemand weiss, wo er ist. Er ist nicht aus diesem Dorf, und die Leute in seinem eigenen Dorf haben schon oft geschlafen und gegessen, seit sie Fedol zuletzt gesehen haben. Sie haben oft geschlafen und gegessen, seit Fedol zu seiner letzten Tandorjagd aufgebrochen ist. Vielleicht haben die Tandors den Mord an ihren Artgenossen gerächt, oder Fedol ist in die Fänge des Begrabenen Volkes geraten. Das alles wissen wir nicht, aber wir wissen, dass Fedol wegging, um Tandors zu jagen, und nie zurückgekehrt ist. Nimm sie mit, Vulhan, und wir werden einen Rat der Häuptlinge abhalten, wo entschieden wird, was mit ihnen geschehen soll.«

»Du bist ein grausamer und böser Mann, Zural«, schrie Stellara, »und nicht besser als die Korsaren selbst.«

»Es ist sinnlos, Stellara«, sagte Tanar und legte eine Hand auf den Arm des Mädchens. »Lass uns ruhig mit Vulhan gehen«, und dann flüsterte er leise: »Mach sie nicht wütend, denn es gibt noch Hoffnung für uns im Rat der Häuptlinge, wenn wir sie nicht verärgern.« Und so wurden Stellara und Tanar ohne ein weiteres Wort aus dem Haus von Zural, dem Häuptling, geführt, umgeben von einem Dutzend strammer Krieger.

Ücretsiz ön izlemeyi tamamladınız.

Türler ve etiketler
Yaş sınırı:
0+
Hacim:
292 s. 4 illüstrasyon
ISBN:
9783753190297
Yayıncı:
Telif hakkı:
Bookwire
İndirme biçimi:
epub, fb2, fb3, ios.epub, mobi, pdf, txt, zip

Bu kitabı okuyanlar şunları da okudu