Kitabı oku: «Tarzan – Band 2 – Tarzans Rückkehr», sayfa 2

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Ein rätselhafter Überfall

Erst spät am fol­gen­den Nach­mit­tag sah Tar­zan die Rei­se­ge­fähr­ten, in de­ren An­ge­le­gen­hei­ten ihn sein Ehr­lich­keits­ge­fühl ver­wi­ckelt hat­te. Und dann stieß er ganz un­er­war­tet auf Ro­koff und Paw­lo­wi­tsch, und zwar in ei­nem Au­gen­blick, wo es den bei­den si­cher am we­nigs­ten er­wünscht war.

Sie stan­den auf dem Deck an ei­ner Stel­le, wo sie ge­ra­de al­lein wa­ren, und als Tar­zan zu­fäl­lig dort­hin kam, be­fan­den sie sich ge­ra­de in ei­nem hef­ti­gen Streit mit ei­ner Dame. Tar­zan be­merk­te, dass die­se Dame vor­nehm ge­klei­det war. Ihre schlan­ke, fri­sche Ge­stalt ließ auf ein jün­ge­res Al­ter schlie­ßen, ihre Züge konn­te er nicht un­ter­schei­den, da sie dicht ver­schlei­ert war. Sie stand zwi­schen den bei­den Män­nern. Da die­se Tar­zan den Rücken zu­ge­kehrt hat­ten, konn­te er ganz nahe an sie her­an­kom­men, ohne dass sie ihn wahr­nah­men. Er sah, dass Ro­koff zu dro­hen und die Dame zu bit­ten schi­en, aber sie spra­chen in ei­ner frem­den Spra­che, so­dass er nur aus dem An­schein er­ra­ten konn­te, dass die jun­ge Dame sich fürch­te­te.

Ro­koffs Hal­tung war so dro­hend, dass der Af­fen­mensch einen Au­gen­blick hin­ter dem Trio ste­hen blieb, da er un­will­kür­lich be­fürch­te­te, der rohe Mensch könn­te hand­greif­lich ge­gen sie wer­den. Im sel­ben Au­gen­blick fass­te die­ser sie denn auch am Hand­ge­lenk, wie wenn er aus ihr ein Ver­spre­chen er­pres­sen woll­te. Er er­reich­te sein Ziel aber nicht, denn plötz­lich wur­de er mit stahl­har­ten Fin­gern an den Schul­tern ge­fasst und mit sol­chem Schwung auf die Sei­te ge­wor­fen, dass er an­fäng­lich gar nicht wuss­te, was ihm ge­sch­ah. Erst als er auf­blick­te, sah er in die kal­ten grau­en Au­gen des Frem­den, der ihm am Tage vor­her in die Que­re ge­kom­men war.

Don­ner­wet­ter! schrie der wü­ten­de Ro­koff. Was fällt Ih­nen ein? Sind Sie ver­rückt, dass Sie Ni­ko­laus Ro­koff wie­der be­lei­di­gen?

Dies ist mei­ne Ant­wort auf Ihr Brief­chen, mein Herr! flüs­ter­te ihm Tar­zan zu. Und dann schleu­der­te er den Kerl mit sol­cher Wucht von sich, dass er ge­gen die Re­ling hin­stürz­te.

Don­ner­wet­ter noch mal! schrie Ro­koff. Sie ge­mei­ner Mensch, das kos­tet Ih­nen das Le­ben! Und in­dem er auf­sprang, stürz­te er auf Tar­zan los, wäh­rend er einen Re­vol­ver aus sei­ner Ta­sche zu zie­hen such­te.

Die jun­ge Dame fuhr ent­setzt zu­rück.

Ni­ko­laus! rief sie, halt ein, tu das nicht, o tu das nicht! Und dem Frem­den schrie sie zu: Schnell, flie­hen Sie, mein Herr, sonst wird er Sie tö­ten!

Statt aber zu flie­hen, trat Tar­zan auf den Men­schen zu. Ma­chen Sie sich nicht selbst un­glück­lich! sag­te er. Ro­koff war durch die er­lit­te­ne De­mü­ti­gung der­ar­tig in Ra­se­rei ge­ra­ten, dass er den Re­vol­ver auf Tar­zans Brust rich­te­te. Der Hahn knack­te, aber der ers­te Schuss ver­sag­te. Doch ehe der Wü­ten­de ein zwei­tes Mal los­drücken konn­te, hat­te Tar­zan mit ra­schem Griff den Re­vol­ver er­fasst und ihn über die Re­ling hin­aus in die See ge­wor­fen.

Ei­nen Au­gen­blick stan­den die bei­den da und sa­hen ein­an­der an. Ro­koff hat­te sein Selbst­ver­trau­en wie­der er­langt. Er war der ers­te, der sprach.

Zwei­mal ha­ben Sie sich nun be­ru­fen ge­fühlt, sich in Din­ge zu mi­schen, die Sie nichts an­ge­hen. Zwei­mal ha­ben Sie es aus ei­ge­nem An­trieb über­nom­men, mich zu de­mü­ti­gen. Die ers­te Be­lei­di­gung habe ich hin­ge­hen las­sen, weil ich an­nahm, dass Sie in Un­kennt­nis han­del­ten, aber die­se Sa­che wird nicht über­se­hen wer­den. Wenn Sie nicht wis­sen, wer ich bin, so kön­nen Sie bei Ihrem jet­zi­gen un­ver­schäm­ten Be­neh­men si­cher sein, dass Sie spä­ter noch an mich er­in­nert wer­den.

Dass Sie ein Feig­ling und ein Schur­ke sind, mein Herr, er­wi­der­te Tar­zan, ist al­les, was ich von Ih­nen zu wis­sen brau­che.

Er dreh­te sich um, um die Dame zu fra­gen, ob Ro­koff ihr weh ge­tan habe, aber sie war ver­schwun­den.

Dann setz­te er sei­nen Spa­zier­gang auf dem Deck fort, ohne auch nur einen Blick auf Ro­koff und sei­nen Ge­fähr­ten zu wer­fen.

Tar­zan hät­te ger­ne ge­wusst, wel­che Ver­schwö­rung im Gan­ge war oder wel­che Plä­ne die bei­den Män­ner hat­ten. Die ver­schlei­er­te Dame, der er so­eben bei­ge­stan­den hat­te, kam ihm ei­ni­ger­ma­ßen be­kannt vor, aber da er ihr Ge­sicht nicht ge­se­hen, war er nicht si­cher, ob es ihm schon ein­mal be­geg­net war. Das ein­zi­ge, was ihm an ihr auf­ge­fal­len, war ein Ring von be­son­de­rer Ar­beit an der Hand, die Ro­koff er­fasst hat­te. Er be­schloss des­halb, auf die Fin­ger der weib­li­chen Pas­sa­gie­re, die ihm be­geg­nen wür­den, zu ach­ten, um die Dame zu ent­de­cken, die Ro­koff ver­folg­te, und zu er­fah­ren, ob er sie noch wei­ter be­läs­tigt habe.

Als Tar­zan sei­nen Stuhl auf dem Ver­deck wie­der auf­ge­sucht hat­te, muss­te er über die zahl­rei­chen Bei­spie­le mensch­li­cher Grau­sam­keit, Selbst­sucht und Ge­häs­sig­keit nach­den­ken, de­ren Au­gen­zeu­ge er ge­we­sen war von dem Tage an, wo er vor vier Jah­ren zum ers­ten Mal ein an­de­res mensch­li­ches We­sen im Dschun­gel er­blickt hat­te: den glat­ten schwar­zen Ku­lon­ga, des­sen ge­schick­ter Pfeil an je­nem Tage Kala, die große Äf­fin, ge­tö­tet und den jun­gen Tar­zan der ein­zi­gen Mut­ter, die er je ge­kannt, be­raubt hat­te.

Er dach­te auch an die Er­mor­dung Kings durch den Ma­tro­sen Sni­pes mit dem Rat­ten­ge­sicht, an die Aus­set­zung des Pro­fes­sors Por­ter und des­sen Ge­fähr­ten durch die Meu­te­rer der »Ar­row«, an die Grau­sam­keit der schwar­zen Krie­ger und Frau­en Mbon­gas ge­gen ihre Ge­fan­ge­nen und an die klein­li­che Miss­gunst der bür­ger­li­chen und mi­li­tä­ri­schen Be­am­ten der West­küs­ten-Ko­lo­nie, wo er zum ers­ten Mal in die Kul­tur­welt ein­trat.

Mein Gott, sag­te er zu sich selbst, sie sind alle gleich. Be­trü­gen, mor­den, lü­gen, sich zan­ken, und al­les das für Din­ge, die die Tie­re im Dschun­gel nicht be­sit­zen möch­ten: Geld, um sich die An­nehm­lich­kei­ten wei­bi­scher Schwäch­lin­ge zu ver­schaf­fen. Und bei al­le­dem sind sie durch tö­rich­te Ge­wohn­hei­ten ein­ge­engt, die sie zu Skla­ven ih­res un­glück­li­chen Lo­ses ma­chen, wäh­rend sie fest glau­ben, dass sie, die Her­ren der Schöp­fung, die ein­zig wah­ren Freu­den des Le­bens ge­nie­ßen. Es ist die tö­rich­te Welt, auf die Frei­heit und das Glück im Dschun­gel zu ver­zich­ten, um in jene Welt ein­zu­tre­ten.

Als er da saß, hat­te er plötz­lich das Ge­fühl, dass er hin­ter sei­nem Rücken be­ob­ach­tet wur­de, und der alte In­stinkt des wil­den Tie­res brach durch die dün­ne Tün­che der Kul­tur. Tar­zan dreh­te sich so schnell her­um, dass die Au­gen der jun­gen Dame, die ihn heim­lich an­ge­se­hen hat­te, nicht ein­mal Zeit hat­ten, sich zu sen­ken, ehe die grau­en Au­gen des Af­fen­menschen einen fra­gen­den Blick in sie hin­ein­ge­wor­fen hat­ten. Dann, als sie sich senk­ten, sah Tar­zan, dass sich eine schwa­che rote Wel­le über ihr jetzt halb ab­ge­kehr­tes Ge­sicht brei­te­te.

Er lä­chel­te in sich hin­ein über das Er­geb­nis sei­ner kul­tur­lo­sen, un­ga­lan­ten Hand­lung, denn er hat­te sei­ne ei­ge­nen Au­gen nicht ge­senkt, als er den Bli­cken der jun­gen Dame be­geg­ne­te. Sie war sehr jung und sehr hübsch. Sie kam ihm et­was be­kannt vor, so­dass er sich frag­te, wo er sie wohl schon ge­se­hen habe.

Er nahm sei­ne vo­ri­ge Stel­lung wie­der ein und be­merk­te nun, dass sie auf­ge­stan­den war und das Deck ver­ließ.

Als sie vor­bei­ging, wand­te er sich um, um ihr nach­zu­se­hen, weil er hoff­te, einen An­halts­punkt zur Fest­stel­lung ih­rer Per­sön­lich­keit zu ent­de­cken.

Er wur­de nicht ganz ent­täuscht, denn beim Wei­ter­ge­hen er­hob sie eine Hand ge­gen die schwar­ze Haar­fül­le ih­res Na­ckens – die ei­gen­tüm­li­che Be­we­gung, die die Frau­en ma­chen, wenn sie ver­mu­ten, dass sie von hin­ten be­ob­ach­tet wer­den – und da­bei er­kann­te Tar­zan an ei­nem Fin­ger ih­rer Hand den kunst­voll ge­ar­bei­te­ten Ring, den er kurz vor­her an dem Fin­ger der ver­schlei­er­ten Dame be­merkt hat­te.

Es war also die­se schö­ne jun­ge Frau, die Ro­koff ver­folg­te. Tar­zan hät­te gern ge­wusst, wer sie war und in wel­chem Ver­hält­nis ein so lieb­li­ches Ge­schöpf zu dem ro­hen, bär­ti­gen Rus­sen stand.

Am Abend schlen­der­te er nach der Abend­mahl­zeit nach vorn und un­ter­hielt sich bis nach Ein­tritt der Dun­kel­heit mit dem zwei­ten Of­fi­zier. Als die­ser durch die Pf­licht an­der­wei­tig in An­spruch ge­nom­men wur­de, lehn­te Tar­zan sich trä­ge an die Re­ling und sah dem Spiel des Mond­lich­tes auf den sanft da­hin­rol­len­den Wel­len zu. Er war halb durch einen Kran ver­deckt, so­dass die zwei Män­ner, die sich nä­her­ten, ihn nicht sa­hen. Wäh­rend sie vor­über­gin­gen, fing Tar­zan ge­nug von ih­rem Ge­spräch auf, um sich ver­an­lasst zu se­hen, ih­nen zu fol­gen. Er woll­te er­fah­ren, wel­che Teu­fe­lei sie aus­span­nen. Er hat­te die Stim­me Ro­koffs er­kannt und ge­se­hen, dass Paw­lo­wi­tsch sein Beglei­ter war.

Es wa­ren nur we­nig Wor­te, die Tar­zan auf­fan­gen konn­te: … Und wenn sie schreit, so wür­de sie, bis – das Wei­te­re hat­te er nicht mehr ver­stan­den, aber das Ge­hör­te ge­nüg­te, um den Aben­teu­er­geist wie­der in ihm zu be­le­ben, und so be­hielt er die bei­den Män­ner im Auge, als sie jetzt rasch weiter­schrit­ten. Er folg­te ih­nen bis zum Rauch­zim­mer, aber sie blie­ben am Ein­gang ste­hen, of­fen­bar lang ge­nug, um sich zu über­zeu­gen, ob je­mand, des­sen Auf­ent­halt sie fest­zu­stel­len wünsch­ten, da­bei sei.

Dann gin­gen sie so­fort aufs Pro­me­na­den­deck zu den Ka­bi­nen ers­ter Klas­se. Hier muss­te Tar­zan bes­ser auf­pas­sen, um nicht ent­deckt zu wer­den, und das ge­lang ihm auch. Als die bei­den Män­ner vor ei­ner der po­lier­ten Hart­holz­tü­ren ste­hen blie­ben, schlich er sich in den Schat­ten ei­nes Gan­ges, kaum zwölf Schrit­te von ih­nen ent­fernt.

Auf ihr Klop­fen frag­te eine weib­li­che Stim­me auf fran­zö­sisch: Wer ist da?

Ich bin es, Olga – Ni­ko­laus! war die Ant­wort in Ro­koffs be­kann­tem Kehl­laut. Darf ich hin­ein­kom­men?

Wa­rum hörst du nicht auf, mich zu ver­fol­gen, Ni­ko­laus? kam die Stim­me durch die dün­ne Tür. Ich habe dir nie et­was zu­lei­de ge­tan.

Komm, komm, Olga, dräng­te der Mann in ver­söhn­li­chem Tone. Ich will nur ei­ni­ge Wor­te mit dir spre­chen. Ich tue dir nichts und will nicht in dei­ne Ka­bi­ne tre­ten, aber ich kann mei­ne Bot­schaft nicht durch die Tür ru­fen.

Tar­zan hör­te, wie die Sperr­klin­ke drin­nen knack­te. Er trat et­was aus sei­nem Ver­steck her­aus, um zu se­hen, was ge­schä­he, so­bald die Tür ge­öff­net war, denn er konn­te nur an die un­heil­vol­len Wor­te den­ken, die er ei­ni­ge Mi­nu­ten vor­her auf dem Deck ge­hört hat­te: … Und wenn sie schreit, so wür­de sie.

Ro­koff stand ge­ra­de der Tür ge­gen­über. Paw­lo­wi­tsch hat­te sich flach an die ge­tä­fel­te Wand am Ende des Gan­ges ge­drückt. Die Tür wur­de ge­öff­net. Ro­koff trat halb in den Raum und stand mit dem Rücken ge­gen die Tür, wo­bei er im Flüs­ter­ton mit der Frau sprach, die Tar­zan nicht se­hen konn­te. Dann hör­te er die Stim­me der Dame, lei­se, doch laut ge­nug, um ihre Wor­te zu un­ter­schei­den. Nein, Ni­ko­laus, sag­te sie, es ist nutz­los. Dro­he so viel du willst, ich wer­de nie­mals in dei­ne For­de­rung ein­wil­li­gen. Bit­te, ver­lass das Zim­mer; du hast kein Recht hier. Du hast ver­spro­chen, nicht her­ein­zu­kom­men.

Gut, Olga, ich wer­de nicht ein­tre­ten, aber ehe ich mit dir fer­tig bin, muss ich dir sa­gen, dass du noch tau­send­mal wün­schen wirst, mir den Ge­fal­len, um den ich dich bit­te, so­fort er­wie­sen zu ha­ben. Am Ende wer­de ich doch ge­win­nen, und so könn­test du mir Mühe und Zeit spa­ren und Schan­de dir und dei­nem —

Nie­mals, Ni­ko­laus! un­ter­brach ihn die weib­li­che Stim­me, und dann sah Tar­zan Ro­koff sich um­dre­hen und Paw­lo­wi­tsch ein Zei­chen ge­ben. Die­ser sprang schnell auf den Ein­gang der Ka­bi­ne zu und rann­te an Ro­koff vor­bei, der die Tür für ihn of­fen hielt. Dann trat letz­te­rer schnell her­aus. Die Tür fiel zu. Tar­zan hör­te das Knacken des Schlos­ses, als Paw­lo­wi­tsch drin­nen den Schlüs­sel um­dreh­te. Ro­koff blieb vor der Tür ste­hen; er beug­te den Kopf, wie wenn er die Wor­te er­ha­schen woll­te, die drin­nen ge­spro­chen wur­den. Ein häss­li­ches Lä­cheln um­spiel­te sei­ne bär­ti­gen Lip­pen.

Tar­zan konn­te hö­ren, wie die Frau dem Ein­dring­ling be­fahl, ihre Ka­bi­ne zu ver­las­sen. Ich wer­de mei­nen Mann ru­fen las­sen, schrie sie. Er wird kein Er­bar­men mit Ih­nen ha­ben. Paw­lo­wi­tschs höh­ni­sches La­chen drang durch die Tür.

Der Pro­vi­ant­meis­ter wird ih­ren Gat­ten ho­len, Ma­da­me, sag­te der Mann. Die­ser Of­fi­zier ist in der Tat schon be­nach­rich­tigt, dass Sie noch einen an­de­ren Mann als Ihren Gat­ten hin­ter der ver­schlos­se­nen Tür Ih­rer Ka­bi­ne emp­fan­gen.

Pah! rief die Frau. Mein Mann wird schon wis­sen, was er da­von zu hal­ten hat.

Si­cher weiß er es, nicht aber der Of­fi­zier und auch nicht die Jour­na­lis­ten, die auf ir­gend­ei­ne ge­heim­nis­vol­le Wei­se bei der Lan­dung da­von hö­ren wer­den. Aber sie wer­den fin­den, dass es eine fei­ne Ge­schich­te für die Zei­tun­gen ist, und dies wer­den auch alle Ihre Freun­de den­ken, wenn sie sie am – heu­te ist Diens­tag, also am nächs­ten Frei­tag, zu ih­rem Früh­stück in den Blät­tern le­sen. Es wird dem In­ter­es­se an der Ge­schich­te auch kei­nen Ab­bruch tun, wenn die Le­ser er­fah­ren, dass der Mann, zu dem Ma­da­me Be­zie­hun­gen un­ter­hält, ein rus­si­scher Be­dien­ter ist, der Kam­mer­die­ner ih­res Bru­ders, um ganz ge­nau zu sein.

Ale­xei Paw­lo­wi­tsch, ent­geg­ne­te die weib­li­che Stim­me kühl und furcht­los, Sie sind ein Feig­ling, und wenn ich Ih­nen einen ge­wis­sen Na­men ins Ohr flüs­te­re, so wer­den Sie Ihre For­de­run­gen und Dro­hun­gen ge­gen mich bes­ser über­le­gen. Dann wer­den Sie mei­ne Ka­bi­ne so­fort ver­las­sen, und ich will nicht hof­fen, dass Sie mich je­mals wie­der be­läs­ti­gen wer­den.

Dann folg­te ein kur­z­es Schwei­gen, und Tar­zan schloss dar­aus, dass die Frau dem Schur­ken das an­ge­deu­te­te Wort ins Ohr flüs­ter­te.

Das Schwei­gen dau­er­te nur einen Au­gen­blick, dann hör­te man einen Fluch aus dem Mun­de des Man­nes – das Schlür­fen von Trit­ten – den Schrei ei­ner Frau und dann war wie­der Stil­le.

Der Schrei war kaum ver­hallt, als der Af­fen­mensch auch schon aus sei­nem Ver­steck her­vor­sprang. Ro­koff woll­te fort­lau­fen, aber Tar­zan fass­te ihn beim Kra­gen und schlepp­te ihn zu­rück. Kei­ner sprach ein Wort, aber bei­de fühl­ten in­stink­tiv, dass ein Mord in dem Rau­me ge­sche­hen wür­de, und Tar­zan war si­cher, dass es nicht in Ro­koffs Ab­sicht lag, sei­nen Ver­bün­de­ten so­weit ge­hen zu las­sen; er fühl­te, dass des Man­nes Zie­le tiefer la­gen und eher un­heil­voll als roh wa­ren.

Ohne lan­ge zu über­le­gen, warf sich der Af­fen­mensch mit sei­ner Rie­sen­schul­ter so ge­gen die schwa­che Tür, dass die­se in zahl­rei­che Sp­lit­ter zer­sprang; durch die Öff­nung drang er in die Ka­bi­ne, Ro­koff hin­ter sich her­schlep­pend.

Vor ihm, auf ei­nem Ru­he­bett, lag die jun­ge Frau und auf ihr Paw­lo­wi­tsch, des­sen Fin­ger ih­ren schö­nen Hals zu­sam­mendrück­ten, wäh­rend die Hän­de sei­nes Op­fers ihm wir­kungs­los ins Ge­sicht schlu­gen und ver­zwei­felt an den grau­sa­men Fin­gern zerr­ten, die sie er­wür­gen woll­ten.

Bei dem Lärm, der durch Tar­zans Ein­bruch ent­stan­den war, sprang Paw­lo­wi­tsch auf und starr­te dro­hend auf Tar­zan. Die Frau rich­te­te sich zit­ternd auf dem Ru­he­bett auf. Eine Hand hielt sie am Hal­se, und ihr Atem ging in kur­z­en Stö­ßen.

Trotz ih­rer Bläs­se und ih­res auf­ge­lös­ten Haa­res er­kann­te Tar­zan sie als die jun­ge Dame, die er heu­te früh da­bei über­rasch­te, wie sie ihn mus­ter­te.

Was soll das be­deu­ten? frag­te Tar­zan, sich an Ro­koff wen­dend, den er so­fort als den Ur­he­ber die­ser Ge­walt­tä­tig­keit an­sah.

Der Mann ver­harr­te in mür­ri­schem Schwei­gen.

Drücken Sie auf den Knopf, fuhr der Af­fen­mensch fort. Wir wol­len einen Schiff­s­of­fi­zier hier ha­ben, denn die Sa­che ist weit ge­nug ge­gan­gen.

Nein, nein, rief die Frau, in­dem sie plötz­lich auf­sprang. Tun Sie das nicht! Ich bin si­cher, dass man nicht die Ab­sicht hat­te, mir wirk­lich ein Leid zu­zu­fü­gen. Ich er­zürn­te die­sen Mann, und da ver­lor er die Selbst­be­herr­schung – das ist al­les. Ich möch­te der An­ge­le­gen­heit kei­ne wei­te­ren Fol­gen ge­ben, mein Herr.

Es lag ein so fle­hen­der Aus­druck in ih­rer Stim­me, dass Tar­zan nichts wei­ter in der Sa­che tun woll­te, ob­schon er über­zeugt war, dass hier et­was im Wer­ke war, von dem die zu­stän­di­gen Be­hör­den un­ter­rich­tet wer­den müss­ten.

Sie wün­schen also, dass ich nichts in der Sa­che tue? frag­te er.

Nein, nichts, sag­te sie.

Wol­len Sie sich also noch wei­ter­hin von die­sen zwei Schur­ken be­läs­ti­gen las­sen?

Sie schi­en um eine Ant­wort ver­le­gen zu sein, und sah ver­wirrt und un­glück­lich aus. Tar­zan be­merk­te auf Ro­koffs Lip­pen ein tri­um­phie­ren­des Lä­cheln. Die jun­ge Frau fürch­te­te sich of­fen­bar vor die­sen bei­den, und wag­te es je­den­falls nicht, ih­ren wirk­li­chen Wunsch vor ih­nen aus­zu­drücken.

Dann, sag­te Tar­zan, will ich auf mei­ne ei­ge­ne Verant­wor­tung han­deln.

Und sich an Ro­koff wen­dend, fuhr er fort:

Ih­nen und Ihrem Hel­fers­hel­fer möch­te ich sa­gen, dass ich Sie von jetzt an bis ans Ende der Fahrt im Auge be­hal­ten wer­de, und soll­te ir­gend­ei­ne Hand­lung von ei­nem von Ih­nen zu mei­ner Kennt­nis kom­men, durch die die­se jun­ge Dame auch nur im ent­fern­tes­ten be­läs­tigt wird, so wer­den Sie so­fort von mir zur Re­chen­schaft ge­zo­gen, und die­se Re­chen­schaft wird für kei­nen von Ih­nen eine an­ge­neh­me Er­fah­rung wer­den.

Und nun hin­aus mit euch!

Bei die­sen Wor­ten pack­te er Ro­koff und Paw­lo­wi­tsch beim Rock­kra­gen und schob sie kräf­tig durch den Ein­gang, in­dem er je­dem noch einen Fuß­tritt ver­setz­te.

Dann wand­te er sich wie­der zu der jun­gen Dame, die ihn mit großen er­staun­ten Au­gen an­sah.

Und Sie, gnä­di­ge Frau, sag­te er, wer­den mir einen großen Ge­fal­len er­wei­sen, wenn Sie mich be­nach­rich­ti­gen wol­len, so­bald nur ei­ner der Ha­lun­ken Sie wie­der be­läs­tigt.

Ach, mein Herr, ant­wor­te­te sie, ich hof­fe, dass Sie nicht für Ihre freund­li­che Tat zu lei­den ha­ben wer­den. Sie ha­ben sich einen sehr bö­sen Feind zu­ge­zo­gen, der vor nichts zu­rück­schre­cken wird, um sei­nen Hass zu be­frie­di­gen. Sie müs­sen sehr auf Ih­rer Hut sein, Herr – —

Ge­stat­ten, gnä­di­ge Frau, mein Name ist Tar­zan.

Also, Herr Tar­zan, Sie wol­len, bit­te, nicht den­ken, dass ich Ih­nen für ih­ren tap­fe­ren, rit­ter­li­chen Schutz, den Sie mir er­wie­sen, nicht auf­rich­tig dank­bar wäre, weil ich nicht ein­wil­li­gen woll­te, dass die Schiff­s­of­fi­zie­re be­nach­rich­tigt wur­den. Gute Nacht, Herr Tar­zan! Ich wer­de nie ver­ges­sen, was ich Ih­nen schul­de.

Und mit ei­nem lieb­li­chen Lä­cheln, das eine Rei­he schö­ner Zäh­ne se­hen ließ, ver­neig­te sie sich grü­ßend vor Tar­zan, der ihr gute Nacht bot und sei­nen Weg auf dem Deck fort­setz­te.

Der Mann zer­brach sich den Kopf dar­über, dass zwei Men­schen an Bord wa­ren – die jun­ge Dame und der Graf de Cou­de —, die un­ter den Schänd­lich­kei­ten Ro­koffs und sei­nes Ge­nos­sen zu lei­den hat­ten und doch nicht dul­de­ten, dass die Übel­tä­ter dem Ge­rich­te aus­ge­lie­fert wür­den.

Ehe er in je­ner Nacht zu Bett ging, kehr­ten sei­ne Ge­dan­ken noch oft zu der schö­nen jun­gen Frau zu­rück, in de­ren of­fen­bar ver­wi­ckel­tes Schick­sal er so selt­sam ein­ge­grif­fen hat­te. Dass sie ver­hei­ra­tet war, be­wies der gol­de­ne Ring am drit­ten Fin­ger ih­rer lin­ken Hand. Un­will­kür­lich dach­te er dar­über nach, wer der glück­li­che Mann sein moch­te.

Tar­zan sah nichts mehr von den han­deln­den Per­so­nen die­ses Dra­mas, in das er nur einen Blick ge­wor­fen hat­te, bis am Spät­nach­mit­tag des letz­ten Ta­ges der Fahrt. Da sah er sich plötz­lich der jun­gen Frau ge­gen­über, als sie bei­de sich aus ent­ge­gen­ge­setz­ten Rich­tun­gen ih­ren Ver­deck­stüh­len nä­her­ten.

Sie grüß­te ihn mit freund­li­chem Lä­cheln und sprach fast un­mit­tel­bar von dem Vor­fall in ih­rer Ka­bi­ne, de­ren Zeu­ge er zwei Aben­de vor­her ge­we­sen war. Es schi­en, als ob es ihr nicht an­ge­nehm wäre, dass er ihre Be­kannt­schaft mit Män­nern wie Ro­koff und Paw­lo­wi­tsch un­güns­tig aus­le­gen könn­te.

Ich hof­fe zu­ver­sicht­lich, sag­te sie, dass Sie mich nicht nach dem un­glück­li­chen Vor­komm­nis am Diens­tag­abend be­ur­teilt ha­ben. Ich habe viel dar­un­ter ge­lit­ten. Dies ist das ers­te Mal, dass ich mich seit­dem aus der Ka­bi­ne wage. Ich habe mich ge­schämt, schloss sie ein­fach.

Man be­ur­teilt die Ga­zel­le nicht nach den Lö­wen, die sie an­grei­fen, er­wi­der­te Tar­zan. Ich habe die bei­den im Rauch­zim­mer am Werk ge­se­hen, – am Tage zu­vor, wenn ich mich recht er­in­ne­re – und da ich ihre Metho­de kann­te, so wuss­te ich, dass sie nur Un­schul­di­ge an­grei­fen. Män­ner wie die­se kle­ben nur am Häss­li­chen und has­sen al­les, was edel und gut ist.

Es ist sehr gü­tig von Ih­nen, es so aus­zu­le­gen, ant­wor­te­te sie lä­chelnd. Ich habe schon die Ge­schich­te von dem Kar­ten­spiel ge­hört. Mein Mann er­zähl­te mir den gan­zen Vor­fall, und sprach be­son­ders von der Kraft und der Uner­schro­cken­heit des Herrn Tar­zan, dem er sich zu größ­tem Dan­ke ver­pflich­tet füh­le.

Das ist Ihr Gat­te? frag­te Tar­zan.

Ja, ich bin die Grä­fin de Cou­de.

Ich bin schon reich­lich be­lohnt durch das Be­wusst­sein, dass ich der Gat­tin des Gra­fen de Cou­de einen Dienst er­wei­sen konn­te.

Ach, mein Herr, ich ste­he schon so tief in Ih­rer Schuld, dass ich mei­ne ei­ge­ne Rech­nung wohl nie wer­de be­glei­chen kön­nen; dar­um bit­te ich, mich nicht noch mehr zu ver­pflich­ten.

Da­bei lä­chel­te sie ihn so freund­lich an, dass Tar­zan sich sag­te: Für ein sol­ches Lä­cheln wür­de ein Mann noch viel grö­ße­re Din­ge un­ter­neh­men.

Zu­letzt spra­chen sie über die schnel­len Freund­schaf­ten, die auf den Oze­an­damp­fern ent­ste­hen und die oft mit der­sel­ben Leich­tig­keit wie­der ab­ge­bro­chen wer­den.

Tar­zan frag­te sich denn auch, ob er die jun­ge Grä­fin je­mals wie­der­se­hen wer­de.

An je­nem Tag sah er sie nicht mehr, und auch am fol­gen­den Tage bei der Lan­dung konn­te er sie aus dem Ge­drän­ge nicht her­aus­fin­den. Aber bei dem Ab­schied nach je­ner Un­ter­re­dung auf dem Deck hat­te in ih­rem Blick ein Aus­druck ge­le­gen, den er nicht ver­ges­sen konn­te.

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351 s. 2 illüstrasyon
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