Kitabı oku: «Tarzan – Band 2 – Tarzans Rückkehr», sayfa 3

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Was in der Maule-Straße in Paris geschah

Bei sei­ner An­kunft in Pa­ris be­gab sich Tar­zan so­fort in die Woh­nung sei­nes al­ten Freun­des d’Ar­not. Der Schiffs­leut­nant war er­freut, ihn wie­der­zu­se­hen, aber er mach­te ihm als­bald Vor­hal­tun­gen dar­über, dass er so tö­richt war, auf den Ti­tel und die Be­sit­zun­gen zu ver­zich­ten, die ihm von Rechts we­gen von sei­nem Va­ter John Clay­ton, dem ver­stor­be­nen Lord Grey­sto­ke, zu­stan­den.

Sie müs­sen ver­rückt sein, mein Freund, sag­te d’Ar­not, dass Sie leich­ten Her­zens nicht al­lein auf Reich­tum und Stel­lung ver­zich­ten, son­dern auch auf die Ge­le­gen­heit, al­ler Welt zu be­wei­sen, dass das edle Blut von zwei der an­ge­se­hens­ten eng­li­schen Fa­mi­li­en in Ihren Adern fließt, nicht aber das Blut ei­ner wil­den Men­schenäf­fin. Ich ver­ste­he nicht, dass man Ih­nen glau­ben konn­te, am al­ler­we­nigs­ten Miss Por­ter.

Ich habe nie an Ihre Ab­stam­mung von der Äf­fin ge­glaubt, so­gar da­mals nicht, als ich Sie hin­ten in der Wild­nis des Dschun­gels das rohe Fleisch Ih­rer Jagd­beu­te her­un­ter­rei­ßen und die fet­ti­gen Fin­ger am Schen­kel ab­wi­schen sah. Schon da­mals glaub­te ich nicht, dass Kala Ihre Mut­ter sei, ob­schon ich noch nicht den kleins­ten Be­weis des Ge­gen­teils in Hän­den hat­te. Jetzt aber ken­nen wir Ihres Va­ters Ta­ge­buch. Er hat das schreck­li­che Le­ben dar­in ge­schil­dert, das er mit Ih­rer Mut­ter an der wil­den afri­ka­ni­schen Küs­te füh­ren muss­te. Er er­zählt von Ih­rer Ge­burt und gibt so den über­zeu­gends­ten Be­weis Ih­rer wah­ren Ab­stam­mung, so­gar der Ab­druck Ih­rer klei­nen Kin­der­hand ist dar­in. Al­les dies steht schwarz auf weiß vor uns. Da scheint es mir ein­fach un­glaub­lich, dass Sie trotz al­lem ge­willt sein soll­ten, ein na­men­lo­ser, ar­mer Va­ga­bund zu blei­ben.

Ich brau­che kei­nen bes­se­ren Na­men als Tar­zan, er­wi­der­te der Af­fen­mensch, und was den ar­men Va­ga­bun­den be­trifft, so habe ich nicht die Ab­sicht, es zu blei­ben. In der Tat soll die nächs­te, und wie ich hof­fe, die letz­te An­for­de­rung, die ich an Ihre un­ei­gen­nüt­zi­ge Freund­schaft stel­len muss, die sein, eine An­stel­lung für mich zu fin­den.

Ach was, sag­te d’Ar­not, Sie wis­sen, dass ich es so nicht mei­ne. Habe ich Ih­nen nicht ein dut­zend­mal er­zählt, dass ich ge­nug für zwan­zig Mann habe und dass die Hälf­te mei­nes Ver­mö­gens Ih­nen ge­hört? Und wenn ich Ih­nen al­les gäbe, wür­de es auch nur den zehn­ten Teil des Wer­tes dar­stel­len, den ich auf Ihre Freund­schaft lege, Tar­zan? Wür­den da­mit die Diens­te be­zahlt sein, die Sie mir in Afri­ka er­wie­sen? Ich kann nie ver­ges­sen, mein Freund, dass ich ohne Sie und Ihre wun­der­ba­re Tap­fer­keit am Dorf­pfahl von Mbon­gas Men­schen­fres­sern ge­tö­tet wor­den wäre. Ih­rer lie­be­vol­len Auf­op­fe­rung ver­dan­ke ich es, dass ich von den da­ma­li­gen, schreck­li­chen Wun­den ge­ne­sen bin. Ich habe erst spä­ter ent­deckt, wel­che Ent­sa­gung es für Sie war, bei mir im Am­phi­thea­ter der Af­fen aus­zu­har­ren, wäh­rend Ihr Herz Sie zur Küs­te dräng­te.

Als wir schließ­lich da­hin ka­men und fan­den, dass Miss Por­ter und ihre Ge­fähr­ten fort wa­ren, wur­de mir erst wirk­lich be­wusst, was Sie für einen völ­lig Frem­den ta­ten. Ich ver­su­che auch nicht, Sie mit Geld zu be­zah­len, Tar­zan, aber da Sie ge­gen­wär­tig Geld brau­chen, so stel­le ich Ih­nen selbst­ver­ständ­lich so viel zur Ver­fü­gung, wie Sie wün­schen. Das ist kein Op­fer, das ich Ih­nen brin­ge, son­dern le­dig­lich der Aus­druck mei­ner Dank­bar­keit und mei­ner Freund­schaft.

Nun, sag­te Tar­zan la­chend, wir wol­len uns we­gen des Gel­des nicht zan­ken. Ich brau­che es zum Le­ben, aber es wäre mir lie­ber, wenn ich es er­ar­bei­ten könn­te. Sie kön­nen mir kei­nen bes­se­ren Be­weis Ih­rer Freund­schaft ge­ben, als in­dem Sie eine An­stel­lung für mich su­chen. Ich kann nicht un­tä­tig le­ben. Was mein Ge­burts­recht be­trifft, so ist es in gu­ten Hän­den. Clay­ton hat mich des­sen nicht be­raubt, denn er glaubt in Wirk­lich­keit, der ech­te Lord Grey­sto­ke zu sein, und er wird vor­aus­sicht­lich ein bes­se­rer eng­li­scher Lord sein als ein Mann, der in ei­nem afri­ka­ni­schen Dschun­gel ge­bo­ren und auf­ge­wach­sen ist. Sie wis­sen, dass ich auch jetzt nur halb kul­ti­viert bin. Wenn ich in Zorn ge­ra­te und es mir rot vor den Au­gen wird, so fe­gen die In­stink­te des wil­den Tie­res, die im­mer noch in mir schlum­mern, das we­ni­ge, das ich mir von der fei­ne­ren Kul­tur an­ge­eig­net habe, völ­lig hin­weg.

Und dann, hät­te ich ver­ra­ten, wer ich bin, so hät­te ich die Frau, die ich lie­be, des Reich­tums und der Stel­lung be­raubt, die ihre Hei­rat mit Clay­ton ihr jetzt si­chert. Das konn­te ich doch nicht tun, nicht wahr, Paul?

Ohne eine Ant­wort ab­zu­war­ten, fuhr er fort: Das Ge­burts­recht ist üb­ri­gens von kei­ner großen Wich­tig­keit für mich. So wie ich auf­ge­wach­sen bin, er­ken­ne ich im Men­schen wie im Tie­re nur den Wert an, den sie dank ih­rer geis­ti­gen oder kör­per­li­chen Über­le­gen­heit be­sit­zen. Und so bin ich glück­lich, wenn ich an Kala, als mei­ne Mut­ter, den­ke, denn sie war in ih­rer wenn auch wil­den Art im­mer gut ge­gen mich. Sie muss mich an ih­rer haa­ri­gen Brust ge­nährt ha­ben von je­nem Tage an, da mei­ne ei­ge­ne Mut­ter, die arme un­glück­li­che Eng­län­de­rin, starb. Kala kämpf­te für mich ge­gen die wil­den Be­woh­ner des Wal­des und ge­gen die ro­hen Mit­glie­der un­se­res ei­ge­nen Stam­mes mit dem gan­zen Mute wah­rer Mut­ter­lie­be.

Und ich mei­ner­seits lieb­te sie, Paul. Ich wuss­te nicht, wie sehr ich sie lieb­te, bis der grau­sa­me Speer und der ver­gif­te­te Pfeil von Mbon­gas schwar­zem Krie­ger sie von mei­ner Sei­te ge­ris­sen hat. Ich war noch ein Jun­ge, als das ge­sch­ah, und ich warf mich über ihre Lei­che, um mei­nen Schmerz aus­zu­wei­nen, wie ein Kind um sei­ne ei­ge­ne Mut­ter ge­weint ha­ben wür­de. Ih­nen, mein Freund, wäre sie als ein häss­li­ches Ge­schöpf er­schie­nen, aber für mich war sie schön, – so herr­lich ver­klärt die Lie­be den Ge­gen­stand ih­rer Ver­eh­rung. Und so bin ich voll­kom­men zu­frie­den, für im­mer der Sohn von Kala, der Äf­fin, zu blei­ben.

Ich be­wun­de­re Sie we­gen Ih­rer Treue, sag­te d’Ar­not, aber die Zeit wird kom­men, da sie froh sein wer­den, An­spruch auf Ihre ei­ge­ne Ab­stam­mung zu er­he­ben. Den­ken Sie dar­an, was ich Ih­nen sage, und wir wol­len hof­fen, dass es dann noch eben­so leicht sein wird, den Nach­weis zu füh­ren, wie heu­te. Sie dür­fen nicht ver­ges­sen, dass Pro­fes­sor Por­ter und Mr. Phi­l­an­der die ein­zi­gen Men­schen auf der Welt sind, die schwö­ren kön­nen, dass das klei­ne Ske­lett, das in der Hüt­te zu­sam­men mit dem Ihres Va­ters und Ih­rer Mut­ter ge­fun­den wur­de, das ei­nes jun­gen Men­schen­af­fen war und nicht der Spröß­ling von Lord und Lady Grey­sto­ke. Die­ses Zeug­nis ist äu­ßerst wich­tig. Bei­de sind alte Män­ner und le­ben viel­leicht nicht mehr lan­ge. Und dann, ha­ben Sie nicht dar­an ge­dacht, dass Miss Por­ter, wenn sie ein­mal die Wahr­heit er­füh­re, ihre Ver­lo­bung mit Clay­ton auf­he­ben wür­de? Sie könn­ten mit Leich­tig­keit Ihren Ti­tel, Ihre Be­sit­zun­gen und die Frau, die sie lie­ben, er­rin­gen, Tar­zan. Ha­ben Sie nicht dar­an ge­dacht?

Tar­zan schüt­tel­te den Kopf. Sie ken­nen sie nicht, sag­te er. Nichts könn­te sie fes­ter an ihr Ver­spre­chen bin­den, als ein et­wai­ges Miss­ge­schick, das über Clay­ton käme. Sie ist aus ei­ner al­ten ame­ri­ka­ni­schen Fa­mi­lie des Sü­dens, und de­nen aus den Süd­staa­ten geht ihre Treue über al­les!

*

Die zwei fol­gen­den Wo­chen be­nütz­te Tar­zan, um sei­ne frü­he­re kur­ze Be­kannt­schaft mit Pa­ris zu er­neu­ern. Tags­über be­such­te er die Buch­hand­lun­gen und die Bil­der­ga­le­ri­en. Er las al­les, was ihm in die Hän­de kam, und wenn er dar­über nach­dach­te, wie un­ge­heu­er groß das Ge­biet des Wis­sens ist, so er­schrak er, dass sich der ein­zel­ne Mensch doch ei­gent­lich nur einen ver­schwin­dend klei­nen Teil die­ses Wis­sens an­eig­nen kann. Trotz­dem lern­te er tags­über so viel er nur konn­te. Abends aber ging er aus, um sich zu zer­streu­en und sich zu ver­gnü­gen. An Ge­le­gen­heit dazu fehl­te es ja nicht in Pa­ris.

Wenn er zu viel Zi­ga­ret­ten rauch­te und zu viel Ab­sinth trank, so ge­sch­ah es, weil er die Kul­tur nahm, wie er sie fand, und weil er le­dig­lich das­sel­be tun woll­te, wie sei­ne ge­sit­te­ten Brü­der. Das Le­ben war für ihn et­was Neu­es und Ver­lo­cken­des, au­ßer­dem hat­te er eine Sor­ge in der Brust und ein großes Seh­nen, von dem er wuss­te, dass es nie ge­stillt wer­den konn­te. So dach­te er durch Stu­di­um und Zer­streu­ung so­wohl die Ver­gan­gen­heit zu ver­ges­sen, wie die Ge­dan­ken von der Zu­kunft ab­zu­len­ken.

Ei­nes Abends saß er in ei­nem Ka­ba­rett, schlürf­te sei­nen Ab­sinth und be­wun­der­te die Kunst ei­nes be­rühm­ten rus­si­schen Tän­zers, als er be­merk­te, dass zwei böse schwar­ze Au­gen einen flüch­ti­gen Blick auf ihn war­fen. Ehe Tar­zan sich den Mann ge­nau­er an­se­hen konn­te, hat­te die­ser sich um­ge­wandt und war in der Men­ge am Aus­gang des Saa­l­es ver­schwun­den. Tar­zan war aber si­cher, dass er die­se Au­gen schon frü­her ein­mal ge­se­hen hat­te und dass sie nicht durch einen blo­ßen Zu­fall auf ihn ge­rich­tet wa­ren. Schon eine Wei­le vor­her hat­te er das un­be­hag­li­che Ge­fühl ge­habt, dass er be­ob­ach­tet wür­de. Gleich­sam aus sei­nem tie­ri­schen In­stinkt her­aus hat­te er sich plötz­lich um­ge­dreht und die ihn be­ob­ach­ten­den Au­gen in der Tat über­rascht. Er dach­te aber nicht wei­ter dar­über nach, und als er die Mu­sik­hal­le ver­ließ, be­merk­te er nicht, dass ein dun­kel­far­bi­ger Mensch sich im Schat­ten ei­nes ge­gen­über­lie­gen­den Ein­gangs zu ver­ber­gen such­te.

Tar­zan wuss­te nicht, dass ein Un­be­kann­ter ihm in der letz­ten Zeit stän­dig in die Ver­gnü­gungs­lo­ka­le nach­ge­folgt war. Er war nur sel­ten für sich al­lein ge­gan­gen, aber ge­ra­de an die­sem Abend war d’Ar­not durch eine an­de­re Ver­pflich­tung ver­hin­dert, mit ihm aus­zu­ge­hen.

Als Tar­zan den ge­wohn­ten Heim­weg ein­schla­gen woll­te, eil­te der Beo­b­ach­ter aus sei­nem Ver­steck über die Stra­ße und über­hol­te ihn in ra­schem Schritt.

Tar­zan war ge­wöhnt, durch die Mau­le-Stra­ße nach Hau­se zu­rück­zu­keh­ren. Da sie sehr still und dun­kel war, er­in­ner­te sie ihn mehr an sei­nen ge­lieb­ten afri­ka­ni­schen Dschun­gel als die ge­räusch­vol­len und glän­zen­den Stra­ßen der Um­ge­bung. Wer Pa­ris kennt, wird sich des ab­sto­ßen­den Aus­se­hens der en­gen Mau­le-Stra­ße er­in­nern. Wer sie aber noch nicht ge­se­hen hat, braucht nur einen Po­li­zis­ten da­nach zu fra­gen, und die­ser wird ihm schon sa­gen, dass es in ganz Pa­ris kei­ne Stra­ße gibt, die man nach Ein­bruch der Dun­kel­heit so sehr mei­den muss wie ge­ra­de die­se.

In je­ner Nacht war Tar­zan schon ein gu­tes Stück an den schmut­zi­gen al­ten Miet­häu­sern der üb­len Stra­ße ent­lang ge­gan­gen, als er Hil­fe­ru­fe aus dem drit­ten Stock ei­nes ge­gen­über­lie­gen­den Hau­ses hör­te. Es war eine Frau­en­stim­me. Kaum wa­ren die ers­ten Schrit­te ver­hallt, als Tar­zan auch schon die Trep­pe hin­auf­eil­te, um der Frau zu Hil­fe zu kom­men.

Am Ende des Gan­ges des drit­ten Trep­pen­ab­sat­zes war eine Tür leicht an­ge­lehnt, und Tar­zan hör­te aus dem In­nern wie­der den­sel­ben Hil­fe­ruf, der ihn an­ge­lockt hat­te. Im nächs­ten Au­gen­blick stand er in der Mit­te ei­nes trü­be er­leuch­te­ten Zim­mers. Auf ei­nem ho­hen alt­mo­di­schen Ka­min­sims brann­te eine Öl­lam­pe, die ihre mat­ten Strah­len auf ein Dut­zend ab­sto­ßen­der Ge­stal­ten warf. Au­ßer ei­ner etwa drei­ßig­jäh­ri­gen Frau wa­ren es lau­ter Män­ner. Das Ge­sicht der Frau, durch nied­ri­ge Lei­den­schaf­ten und Aus­schwei­fung ge­kenn­zeich­net, moch­te einst hübsch ge­we­sen sein. Sie stand an die hin­ters­te Wand ge­duckt und hielt die eine Hand am Hal­se.

Hel­fen Sie mir, mein Herr! fleh­te sie mit lei­ser Stim­me, als Tar­zan das Zim­mer be­trat. Man will mich um­brin­gen.

Als Tar­zan sich nach den Män­nern um­sah, ge­wahr­te er die ver­schla­ge­nen Ge­sich­ter von Ge­wohn­heits­ver­bre­chern. Er wun­der­te sich, dass sie nicht zu ent­kom­men such­ten. Eine Be­we­gung hin­ter ihm ver­an­lass­te ihn, sich um­zu­dre­hen. Ein Mann schlich sich heim­lich aus dem Zim­mer, und ob­schon Tar­zan ihn nur ganz flüch­tig er­blick­te, er­kann­te er in ihm Ro­koff. Im sel­ben Au­gen­blick be­merk­te er aber auch, dass ein großer Mensch mit ge­zück­tem Mes­ser sich auf Ze­hen­spit­zen von hin­ten an ihn her­an­ge­schli­chen hat­te. Als die­ser sich ent­deckt sah, stürz­ten sich die Spieß­ge­sel­len ge­mein­sam von al­len Sei­ten auf Tar­zan. Ei­ni­ge zo­gen ihre Mes­ser, an­de­re er­grif­fen die Stüh­le, wäh­rend der Gro­ße mit dem Mes­ser zu ei­nem so mäch­ti­gen Satz aus­hol­te, dass es um Tar­zan ge­sche­hen ge­we­sen wäre, wenn es auf ihn her­ab­ges­aust wäre.

Aber Tar­zan, der es im wil­den Dschun­gel mit der ge­wal­ti­gen Kraft und der wil­den Schlau­heit von Ter­kop und Numa auf­ge­nom­men hat­te, war viel zu klug und ge­wandt, er ver­füg­te über zu star­ke Mus­keln, als dass er so leicht zu über­wäl­ti­gen ge­we­sen wäre, wie die Pa­ri­ser Apa­chen glaub­ten.

Erst wehr­te er sich ge­gen sei­nen ge­fähr­lichs­ten Wi­der­sa­cher, er stürm­te mit sol­cher Wucht auf ihn ein, dass die Waf­fe je­nem ent­fiel, und wäh­rend er die Waf­fe mit ei­ner plötz­li­chen Sei­ten­wen­dung auf­hob, ver­setz­te er dem Man­ne einen sol­chen Schlag un­ter das Kinn, dass er nie­der­stürz­te.

Kaum war die­ser er­le­digt, so wand­te er sich ge­gen die an­de­ren. Aber das war nur mehr Sport. Er schwelg­te in der Freu­de am Kamp­fe. Der dün­ne Fir­nis der Kul­tur war von ihm ab­ge­fal­len, und zehn star­ke Schur­ken sa­hen sich in ei­nem klei­nen Rau­me mit ei­nem wil­den Tier ein­ge­schlos­sen, ge­gen des­sen Stahl­mus­keln ihre schwa­chen Kräf­te völ­lig wir­kungs­los wa­ren. Drau­ßen am Ende des Gan­ges stand Ro­koff, der den Aus­gang des Strei­tes ab­war­te­te. Ehe er sich ent­fern­te, woll­te er sich über­zeu­gen, dass Tar­zan tot war, aber er woll­te nicht wäh­rend des Mor­des im Zim­mer sein.

Die Frau stand noch im­mer an der­sel­ben Stel­le wie in dem Au­gen­blick, wo Tar­zan her­ein­ge­kom­men war, aber in den we­ni­gen Mi­nu­ten, die seit­her ver­stri­chen wa­ren, hat­te sich ihr Ge­sichts­aus­druck un­zäh­li­ge Male ver­än­dert. Schein­bar ver­zwei­felt, als Tar­zan das Ge­sicht zu­erst sah, hat­te es einen lis­ti­gen Aus­druck an­ge­nom­men, als er sich plötz­lich um­dreh­te, um dem Rücken­an­griff zu be­geg­nen. Tar­zan sah die­sen Wech­sel nicht. Spä­ter ver­dräng­te ein Aus­druck der Über­ra­schung und dann der des Schre­ckens die an­de­ren. Und das war sehr be­greif­lich, denn der fei­ne Herr, den ihre Schreie her­bei­ge­lockt hat­ten und der dort den Tod fin­den soll­te, hat­te sich plötz­lich in einen Ra­che­teu­fel ver­wan­delt. Das war nicht ein Herr mit wei­chen Mus­keln, der nur schwa­chen Wi­der­stand leis­te­te, son­dern ein toll ge­wor­de­ner Her­ku­les.

Mein Gott, schrie sie, das ist ja ein wil­des Tier!

Er schi­en an zwölf Stel­len zu glei­cher Zeit zu sein, denn in ge­wal­ti­gen Sprün­gen eil­te er im Zim­mer hin und her, und er­in­ner­te die Frau da­bei an den Pan­ther, den sie im Tier­gar­ten ge­se­hen hat­te.

Mit Schmer­zens­schrei­en flüch­te­ten die Män­ner so schnell sie konn­ten in den Gang, aber ehe der ers­te blu­tend und zer­schun­den aus dem Zim­mer tau­mel­te, hat­te Ro­koff ge­nug ge­se­hen, um sich zu über­zeu­gen, dass es nicht Tar­zan sein wür­de, der in die­ser Nacht in je­nem Hau­se er­schla­gen wür­de, und so eil­te der Rus­se zum nächs­ten Te­le­fon, um der Po­li­zei mit­zu­tei­len, dass ein Mann in dem drit­ten Stock des Hau­ses Mau­le-Stra­ße 27 im Be­grif­fe sei, einen Mord zu be­ge­hen.

Als die Po­li­zis­ten an­ka­men, fan­den sie drei Män­ner stöh­nend im Zim­mer lie­gen und eine er­schro­cke­ne Frau auf ei­nem schmut­zi­gen Bett, das Ge­sicht mit den Ar­men be­deckt. Tar­zan hat­te die Trit­te der die Trep­pe her­auf­stür­men­den Po­li­zis­ten ge­hört und ge­dacht, es käme eine Ver­stär­kung. Die Schutz­leu­te sa­hen aber nicht einen fei­nen, jun­gen Herrn mit­ten im Zim­mer, son­dern ein wil­des Tier, das sie mit sei­nen stahl­grau­en Au­gen durch halb­ge­schlos­se­ne Li­der an­schau­te. Die letz­te Spur der Kul­tur hat­te Tar­zan ver­las­sen, seit­dem er Blut ge­se­hen hat­te, und jetzt stand er da, wie ein von Jä­gern um­ring­ter Löwe. Er war­te­te auf die Fort­set­zung des Kamp­fes, be­reit, je­den neu­en An­grei­fer zu er­le­di­gen.

Was ist hier ge­sche­hen? frag­te ei­ner der Po­li­zis­ten.

Tar­zan er­klär­te kurz den Vor­fall, aber als er sich nach der Frau um­wand­te, da­mit sie sei­ne Aus­sa­ge be­stä­ti­gen soll­te, wur­de er durch ihre Ant­wort in Er­stau­nen ver­setzt.

Er lügt! rief sie in schril­lem Ton den Po­li­zis­ten zu. Er kam in mein Zim­mer, als ich al­lein war, und si­cher nicht in ei­ner gu­ten Ab­sicht. Als ich ihn zu­rück­wies, woll­te er mich tö­ten, und er hät­te es si­cher ge­tan, wenn nicht auf mei­ne Hil­fe­ru­fe die­se Her­ren, die eben vor­bei­gin­gen, her­bei­ge­eilt wä­ren. Er ist ein Teu­fel, mei­ne Her­ren; er al­lein hät­te bei­na­he zehn Mann ge­tö­tet.

Tar­zan war über die Un­dank­bar­keit des Wei­bes so ver­blüfft, dass er im ers­ten Au­gen­blick nicht recht wuss­te, was er dazu sa­gen soll­te. Die Po­li­zis­ten glaub­ten der Frau auch nicht ohne wei­te­res, denn sie hat­ten schon al­ler­lei Er­fah­run­gen mit ihr und ih­ren Zu­häl­tern ge­macht. Aber sie wa­ren Po­li­zis­ten, nicht Rich­ter und so be­schlos­sen sie, alle Per­so­nen, die sich in dem Rau­me be­fan­den, in Haft zu neh­men und es den zu­stän­di­gen Rich­tern zu über­las­sen, die Un­schul­di­gen von den Schul­di­gen zu tren­nen.

Sie soll­ten aber er­fah­ren, dass es zwei ver­schie­de­ne Din­ge wa­ren, die­sem wohl­ge­klei­de­ten jun­gen Man­ne zu sa­gen, er sei ver­haf­tet, und ihn auch wirk­lich fest­zu­neh­men.

Ich habe nie­mand an­ge­grif­fen, sag­te er ru­hig, son­dern mich nur ver­tei­digt. Ich weiß nicht, wes­halb die Frau eine sol­che Aus­sa­ge ge­macht hat. Sie kann kei­ne Feind­schaft ge­gen mich ha­ben, denn be­vor ich auf ihre Hil­fe­ru­fe in die­ses Zim­mer trat, habe ich sie nie ge­se­hen.

Kom­men Sie nur, sag­te ei­ner der Po­li­zis­ten, es ist Sa­che der Rich­ter, das al­les auf­zu­klä­ren.

Als er nun auf ihn zu­schritt, um ihm die Hand auf die Schul­ter zu le­gen, lag er gleich dar­auf zu­sam­men­ge­krümmt in ei­ner Ecke des Zim­mers. Nun stürz­ten sei­ne Kol­le­gen auf den Af­fen­menschen los, aber auch sie be­ka­men eine Vor­stel­lung von der Art, mit der er vor­her die Apa­chen er­le­digt hat­te. Das ge­sch­ah so schnell und so si­cher, dass sie nicht ein­mal die Mög­lich­keit hat­ten, ihre Re­vol­ver zu zie­hen.

Wäh­rend des kur­z­en Kamp­fes hat­te Tar­zan durch das of­fe­ne Fens­ter et­was wie einen Baum­stamm oder eine Te­le­gra­fen­stan­ge vor dem Hau­se er­blickt; was es ei­gent­lich war, konn­te er nicht un­ter­schei­den. Als der letz­te Po­li­zist zu Bo­den lag, ge­lang es ei­nem sei­ner Kol­le­gen end­lich, sei­nen Re­vol­ver zu zie­hen und auf Tar­zan zu feu­ern. Der Schuss ging aber fehl und be­vor der Po­li­zist ein zwei­tes­mal feu­ern konn­te, hat­te Tar­zan die Lam­pe vom Ka­min her­un­ter­ge­wor­fen, so­dass das Zim­mer völ­lig in Dun­kel­heit gehüllt war.

Das ein­zi­ge, was die Po­li­zis­ten noch un­ter­schei­den konn­ten, war eine ge­schmei­di­ge Ge­stalt, die wie ein Pan­ther durch das of­fe­ne Fens­ter auf die Te­le­gra­fen­stan­ge loss­prang. Als die Po­li­zis­ten wie­der auf­ge­stan­den wa­ren und auf die Stra­ße hin­un­tereil­ten, war ihr Häft­ling nir­gends mehr zu se­hen.

Der Schutz­mann, der un­ten auf der Stra­ße ge­blie­ben war, schwor, dass in der Zwi­schen­zeit kein Mensch zu ei­nem Fens­ter oder zur Tür her­aus­ge­kom­men sei. Sei­ne Kol­le­gen dach­ten zwar, er rede Un­sinn, aber sie konn­ten es ihm nicht be­wei­sen.

Das Frau­en­zim­mer und die Män­ner, die nicht ge­flüch­tet wa­ren, be­han­del­ten sie nicht all­zu sanft, als sie die­se zur Po­li­zei­wa­che brach­ten. Es är­ger­te sie, be­rich­ten zu müs­sen, dass ein ein­zel­ner un­be­waff­ne­ter Mann sie alle zu Bo­den ge­streckt hat­te und dass er ih­nen so leicht ent­wischt war.

Als Tar­zan sich an der Stan­ge vor dem Fens­ter fest­hielt, folg­te er sei­nem Dschun­gel­in­stinkt und sah sich nach den Fein­den um, be­vor er hin­un­ter­klet­ter­te. Und er tat wohl dar­an, denn un­ten stand ge­ra­de ein Po­li­zist. Aber oben war kei­ner, und so klet­ter­te er wei­ter hin­auf.

Der Mast reich­te bis an das Dach des Hau­ses, und so war es für ihn, der jah­re­lang im Ur­wald her­um­ge­klet­tert war, das Werk ei­nes Au­gen­blicks, auf das Dach zu ge­lan­gen. Von ei­nem Dach ging er auf ein an­de­res, und so setz­te er sei­nen Weg über den Häu­sern fort, bis er an ei­ner Qu­er­stra­ße einen an­de­ren Mast ent­deck­te, an dem er sich her­un­ter­ließ.

Eine Stre­cke ging er noch schnell. Dann ver­schwand er in ei­nem Nacht­café. Dort ging er in die Gar­de­ro­be, um an Hän­den und Klei­dung die Spu­ren sei­ner Wan­de­rung über die Dä­cher zu ent­fer­nen. Als er ei­ni­ge Mi­nu­ten spä­ter her­aus­kam, schlen­der­te er ge­müt­lich heim­wärts.

Bald dar­auf kam er auf einen hel­ler­leuch­te­ten Bou­le­vard, den er über­schrei­ten muss­te. Als er eben un­ter ei­ner Bo­gen­lam­pe stand, um ein Auto vor­über­fah­ren zu las­sen, hör­te er eine sanf­te weib­li­che Stim­me sei­nen Na­men aus­spre­chen. Wie er auf­schau­te, blick­te er in die lä­cheln­den Au­gen der Grä­fin Olga de Cou­de, die sich aus ih­rer Li­mou­si­ne her­aus­neig­te. Er ver­beug­te sich tief, um auf den freund­li­chen Gruß zu ant­wor­ten, aber als er sich wie­der auf­rich­te­te, war das Auto schon wei­ter­ges­aust.

Ro­koff und die Grä­fin de Cou­de am sel­ben Abend! sag­te er zu sich selbst. Pa­ris ist schließ­lich nicht so groß, wie ich ge­glaubt hat­te.

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