Kitabı oku: «Das Wirken der Seele: Ideen zu einer organischen Psychologie», sayfa 2
II. Die psychische Kausalität
Wir hörten bisher, daß die Seele nicht im metaphysischen Sinne auf den Leib (als Materie oder Energiekomplex) einwirkt, sondern daß sie in Wahrheit, genau gesprochen, stets nur auf sich selbst wirkt und von sich selbst Wirkungen empfängt, so aber, daß alle Wirkungen körperlich irgendwie zum Ausdruck kommen, wobei eine Wechselwirkung zwischen dem Nervensystem (und dessen Funktionen) und dem übrigen Organismus besteht. Jedes psychische Geschehen hat sein physiologisches Gegenstück, seine physische „Seite“. Infolge des Zurückwirkens der seelischen Organisation auf sich selbst, das seinen physiologischen Ausdruck hat, ist es verständlich, warum an den Veränderungen, an der Entwicklung des Organismus psychische Faktoren beteiligt sind, ohne daß sie den physischen Zusammenhang durchbrechen, also ohne daß irgend einmal an Stelle physikalisch-chemischer Ursachen von leiblichen Prozessen rein psychische Ursachen treten.
Gibt es aber überhaupt eine psychische Kausalität, wird man fragen, oder haben am Ende jene recht, welche das Psychische als „inkausal“, als ohne wirksame Eigenschaft bestimmen und behaupten, nur das Physische bzw. Physiologische könne wirken bzw. als wirkend gedacht werden? Die Vertreter des „psychophysischen Materialismus“ sind der Meinung, das Psychische, das Bewußtsein – wenigstens soweit es objektiviert, aus dem unmittelbaren, konkreten Erleben methodisch herausgehoben werde (Münsterberg13) – sei ein „Epiphänomen“, eine schattenhafte „Begleiterscheinung“, ein „Nebenerfolg“ der Nervenprozesse, es habe keine Aktivität und Kraft, keinen ureigenen, inneren Zusammenhang, keine Eigenkausalität, sondern es bestehe aus Verbindungen, deren Ursache oder Grundlage einzig und allein der raum-zeitliche Zusammenhang der Gehirnprozesse sei. Es gibt hiernach keine wahre psychische Tätigkeit, was wir so nennen ist nichts als die Summe von „Spannungsempfindungen“ u. dgl. Empfindungen und Vorstellungen verbinden sich dann miteinander, wenn auch die entsprechenden Gehirnprozesse sich miteinander verbinden, und alle Veränderungen und Störungen im Ablauf des Bewußtseins sind nur Spiegelungen zerebraler Modifikationen.
Eine solche Auffassung ist aber unhaltbar. So wenig ein einzelner physischer Vorgang einen psychischen bewirken oder auf ihn einwirken kann, ebensowenig kann eine Verbindung physischer Vorgänge eine psychische Verbindung bewirken. Und ebensowenig als ein Bewußtseinsvorgang die bloße „Erscheinung“ eines physischen Geschehens sein kann, ist es denkbar, daß der Zusammenhang eines seelischen Geschehens nur der Widerschein eines physischen Kausalnexus ist. Alles was gegen diese Art Abhängigkeit des Psychischen vom Physischen spricht, spricht auch gegen diesen Spezialfall, vor allem der Umstand, daß das Seelische nicht bloße Erscheinung eines Geschehens sein kann, das des Seelischen ganz ermangelt, dem also die Bedingung des Sich-erscheinen-könnens durchaus abgeht. Auch läßt sich der psychische Zusammenhang nicht aus der bloßen Verbindung der Nervenprozesse erklären, ableiten. Ich mag noch so eifrig und genau in das Getriebe der Hirnprozesse hineinschauen können, so werde ich, wenn ich nicht die schon damit verknüpften Bewußtseinsvorgänge erlebt habe und kenne, diese und deren Beschaffenheit nicht zu erkennen vermögen; denn die Qualität, die das Psychische als solches konstituiert, das eigenartige Erleben eines Tones, einer Farbe, einer Lust, eines Zornes usw. liegt keineswegs im Nervenvorgang, ist aus ihm nimmer herauszulesen, zu erraten. Und ebenso werden wir zwar aus raum-zeitlichen Verbindungen von Gehirnprozessen Schlüsse auf psychische Zusammenhänge ziehen, manches an diesen aus jenen begreiflich machen können, aber den Schlüssel zum Verständnis des seelischen Zusammenhanges, der spezifischen psychischen Verbindungen und Gebilde, geben die physiologischen Zusammenhänge nicht. Das Physiologische dient zur Erklärung des Psychischen in der Regel nur da, wo eine Gemeinsamkeit von Modifikationen beider statthat, wie Ausfallserscheinungen, Hemmungen, Störungen verschiedener Art, Simultaneität oder Sukzession u. dgl. Das Qualitative, Spezifische der psychischen Verbindung ist nur psychologisch, nicht physiologisch zu verstehen, wofern man nicht, was oft der Fall ist, unbewußt schon das Psychische voraussetzt oder psychische Zustände und Zusammenhänge in das Physiologische hineinträgt.
Die Auffassung des Psychischen als „inkausal“ ist nur dann begreiflich, wenn man sich die unberechtigte Verdinglichung der Empfindungen und Vorstellungen seitens der „Assoziationspsychologie“ und die Einseitigkeit des psychologischen „Atomismus“ (oder der „atomistischen Psychologie“) vor Augen hält.
Schon Herbart hat den folgenschweren Fehler begangen, die psychischen Elemente – bei ihm die Vorstellungen – als selbständige Wesenheiten aufzufassen, die miteinander konkurrieren, um die Vorherrschaft im Bewußtsein kämpfen, einander hemmen und verdrängen; in ihrem Zusammen- und Gegeneinanderwirken werden sie zu Kräften, ja zu einer Art lebendiger Dinge, die mit Tendenzen ausgestattet sind. Ähnlich sind für die Assoziationspsychologen die Empfindungen oft selbständige Elemente, die primär nebeneinander bestehen, miteinander in Verbindung treten usw., kurz, kausale Faktoren, aus deren Wirken das seelische Leben abgeleitet wird.
Diese Auffassung ist die Reaktion gegen die ältere „Vermögenspsychologie“. Diese stattet die substantielle (bzw. dynamische) Seele mit spezifischen Kräften, Vermögen, Tätigkeiten aus, welche das Bewußtsein erzeugen und Bewußtseinsverbindungen herstellen. Ähnlich wirkt das „Unbewußte“ Ed. v. Hartmanns als Agens hinter dem Bewußtsein und ist das eigentlich und einzig Aktive, Kausale im Ablauf des Seelischen.
Wenn man nun, mit Recht, sich nicht zu einer solchen Vermögenspsychologie bekennen will, zugleich aber einsieht, daß „reine Empfindungen“ nicht primäre, selbständige, absolute Wirklichkeiten, sondern in gewissem Sinne Abstraktions- und Zerlegungsprodukte sind, Glieder eines einheitlichen Zusammenhanges, dann kann man leicht dazu gelangen, diesen psychischen Elementen alles Wirken, alle Kausalität abzusprechen und sie bloß dem Physiologischen zuzuerkennen, wie es Münsterberg tut14.
Aber hier vermischt sich Wahrheit mit Irrtum. Richtig ist: 1. Es gibt keine psychische Kausalität und Aktivität hinter und neben den Bewußtseinsvorgängen, keine transzendenten Vermögen oder Kräfte, wenigstens kommen sie für die Psychologie nicht in Betracht; 2. Empfindungen als isolierte, aus der Einheit des Seelenlebens herausgehobene Elemente, als Abstraktionsgebilde sind ohne Wirksamkeit, weil ohne absolute, konkrete Wirklichkeit. Verfehlt ist aber unseres Erachtens die Abtrennung der Psychologie als einer „objektivierenden“ Wissenschaft, welche es mit inkausalen, physiologisch zu erklärenden Abstraktionsgebilden zu tun hat, von den „subjektivierenden“ Geisteswissenschaften, welche das konkrete, wirkliche, „stellungnehmende“ Subjekt und dessen Aktionen zum Gegenstande haben. Die Psychologie will entschieden das Psychische, d. h. das wirkliche Erleben des Subjekts in dessen Zusammenhange erforschen, nicht Abstrakta, nicht Objektivierungen, mit denen es die Physik und Physiologie zu tun hat15. Die abstrakten Empfindungen sind nicht das Psychische, nicht der Gegenstand der Psychologie, sondern höchstens Hilfsmittel zur Erkenntnis des Psychischen. Die völlige Abstrahierung und Verselbständigung der Empfindungen verfälscht und tötet das Seelenleben, sie wird dem Tatbestande der inneren, unmittelbaren Erfahrung nicht gerecht. Nicht erst in den einzelnen Geisteswissenschaften und in der Philosophie brauchen wir die geistige, psychische Kausalität, schon in der Psychologie müssen wir sie berücksichtigen, sonst erreichen wir den Zweck dieser Wissenschaft: das Verständnis des Seelenlebens in seiner Gesetzlichkeit, nicht. Mag auch – und das ist der haltbare Kern der Münsterbergschen Ausführungen – die Psychologie wie jede Gesetzeswissenschaft nicht das unmittelbare Erlebnis in seiner vollen individuellen Bestimmtheit erfassen, sondern es mehr oder weniger begrifflich umschreiben und logisch verarbeiten, so entfällt hier doch, im Unterschiede von den Naturwissenschaften, die Notwendigkeit einer Abstraktion vom erlebenden Subjekt und dessen Zuständen und Akten. Gerade die Beziehung der Erlebnisse zum Subjekt ist es, was sie zu psychischen Vorgängen macht, ohne diese Beziehung haben wir nur fiktive Wesenheiten oder aber, bei konsequenter Objektivierung, physische Inhalte vor uns.
Doch genug darüber, bleiben wir bei der psychischen Kausalität und sehen wir, wie sie zu denken ist. Da wir die metaphysische Hypothese einer an sich unbewußten Seelensubstanz ablehnen müssen, so entfallen für uns die „Seelenvermögen“, kraft deren der Geist im Bewußtsein wirkt. Diejenigen, welche erklären, von einer Tätigkeit, Aktivität der Seele neben den Bewußtseinsvorgängen, den Vorstellungen, Gefühlen usw. sei nichts zu finden, haben nicht unrecht. Aber die Folgerung, es gebe überhaupt keine psychische Aktivität, ist falsch. Diese Aktivität besteht, zwar nicht hinter und neben den Einzelerlebnissen, wohl aber in einem Zusammenhange der Erlebnisse und ist durch besondere Gefühle charakterisiert, so daß das Ich unmittelbar davon Kunde hat, daß und wann es tätig ist. Aus der bloßen Summe von Empfindungen, die sich passiv miteinander verbinden, besteht die Bewußtseinsaktivität nicht, wenn sie auch nur in und an dem Verlaufe des Erlebens zu konstatieren ist. Der eigenartige Zusammenhang und Ablauf von Erlebnissen, der als psychische Tätigkeit und Wirksamkeit sich abhebt, ist ebenso real wie die einzelnen Momente und Elemente des Erlebens, ebenso primär, ja in gewissem Sinne ursprünglicher. Denn erst die psychische Analyse, die durch die bestimmt gerichtete Aufmerksamkeit an dem einheitlichen Bewußtseinszusammenhange willkürlich oder unwillkürlich bewerkstelligt wird, hebt aus demselben Momente und Elemente heraus, die in Wahrheit niemals isoliert und selbständig vorkommen, sondern Glieder des Zusammenhanges bilden, von ihm untrennbar sind. Die psychische Tätigkeit entfaltet und manifestiert sich in einer Mannigfaltigkeit von Momenten, existiert nicht ohne diese und neben diesen Momenten; aber umgekehrt haben diese Momente auch keine Existenz außerhalb des Tätigkeitszusammenhanges, aus dem sie sich herausheben und für sich fixieren lassen.
Die Existenz einer psychischen Kausalität, das wollen wir hier betonen, unterliegt keinem berechtigten Zweifel. Ist doch das Wirken des Ichs, die psychische Kausalität geradezu das Ur- und Vorbild aller Kausalität. Tätigkeit, Kausalität, Kraft wird von uns nicht als Bestandteil der Außenwelt erlebt, wahrgenommen, sondern das Objektive, der Wahrnehmungsinhalt wird kausal gedeutet, d. h. es wird auf ihn die Kategorie des Wirkens angewendet, die durch den raum-zeitlichen Zusammenhang des Objektiven nur ausgelöst wird, im übrigen aber der Funktion und Gesetzlichkeit des Denkens entspringt, die am unmittelbarsten im und am eigenen Erleben, am eigenen Ich sich betätigt. In und mit der Kategorie des Wirkens „introjizieren“ wir in die Objekte der Sinneswahrnehmung ein Analogon der Eigentätigkeit des Ichs, d. h. wir fassen gewisse äußere Zusammenhänge als Manifestationen innerer Verknüpfungen auf, jenen analog, welche wir in unserem Wollen und Tun unmittelbar setzen und erleben. So wie in uns alles Tun motiviert ist, in einem andern, vorangehenden Tun, Erleben seinen Grund hat, so ist auch das objektive, physische Geschehen für uns begründet, verursacht, und so wie wir innerlich aktiv und reaktiv sind, so erscheinen uns auch die Außendinge als mit Kräften begabt, vermöge deren sie wirken, einander beeinflussen; kurz, sie sind uns insofern tätige „Subjekte“, bei denen wir nur später, auf höherer Kulturstufe und in der exakten, quantitativen Wissenschaft, von aller inneren Qualität, von allem „Für-sich-Sein“ absehen16. Weit entfernt also, daß die psychische Kausalität nicht existiert oder nur die Erscheinung, das Epiphänomen der physiologischen Kausalität ist, erweist sich gerade die physische Kausalität erkenntniskritisch als schon abhängig von der Gesetzlichkeit des Subjekts und dessen ureigenem Wirken.
Nur wenn man die primäre Wirksamkeit der einheitlichen Psyche, des aktiven und reagierenden Bewußtseinssubjekts verkennt, verfällt man dem Irrtum, aus den psychischen Elementen selbständige Kräfte zu machen. Alle Momente, Faktoren, Elemente des Bewußtseins können wirken, Kraft entfalten nur insofern, als sie eben Glieder des Ich-Zusammenhanges sind; sie sind nicht die primären, vollen Ursachen des psychischen Geschehens, sondern Teilursachen, Anlässe u. dgl., während die einheitliche Psyche das primär und eigentlich in ihnen Wirksame, der tiefste Untergrund und oberste Grund der psychischen Verbindungen ist. Natürlich nicht als unbeschränkte, selbstherrliche Macht, sondern in Abhängigkeit von der Umwelt und deren Reizen und in verschiedenem Maße der Bezogenheit auf die Einflüsse dieser. Die Psyche wirkt aktiv und reaktiv, aber nicht allein und isoliert, sondern im Verein mit äußeren Faktoren, durch die der Ablauf der Bewußtseinsvorgänge mannigfach bestimmt, modifiziert wird. So wenig die Psyche absolut „passiv“ ist, so wenig ist ihre „Spontaneität“ absoluter Art; gleichwohl sind in ihr Tun und Erleiden, aktiver und passiver Bewußtseinsverlauf wohl unterschieden. Von den psychischen Zuständen, in denen wir von momentanen Reizen und Einflüssen außer und in uns direkt abhängig sind und triebartig auf sie reagieren, sondern sich mehr oder weniger scharf die geistigen Akte ab, in welchen die Totalität, die ganze Wucht des Ichs, der charakterisierte, in die fernste Vergangenheit zurückreichende Zusammenhang der Erlebnisse energisch zum Ausdruck gelangt, so daß der momentane Reiz zurücktritt oder unwirksam wird.
Die Geschlossenheit der psychischen Kausalität, auf die wir hier gleich zu sprechen kommen, darf nicht mißverstanden werden17. Sie ist, methodologisch, eine Forderung des um Konsequenz des einmal eingenommenen Betrachtungsstandpunktes besorgten Denkens und das Gegenstück zur Lückenlosigkeit des physischen Kausalzusammenhanges. Psychische Vorgänge gehen ureigentlich immer wieder nur aus psychischen Vorgängen hervor und haben, direkt und genau genommen, immer wieder nur psychische Vorgänge (die objektiv als Bewegungen oder Energien sich darstellen) zur Folge; physische Ursachen oder Wirkungen als solche gehören nicht in die Reihe psychischer Zusammenhänge. Aber das bedeutet nicht etwa, daß die Seele alle ihre Erlebnisse aus sich allein heraus entwickelt, und daß die Umwelt nicht in den Ablauf des psychischen Geschehens eingreift. Vielmehr ist ein beständiger Wechsel aktiver und reaktiver (passiver), bewußter und unterbewußter (relativ unbewußter) Vorgänge vorhanden, so daß das Wirken der „äußeren“ Faktoren und des „Leibes“ fortwährend das spontane, aktive Wirken der Psyche durchkreuzt und durchzieht, und erst dieser Gesamtzusammenhang psychischer Erlebnisse ist absolut „geschlossen“. Die Umwelt wirkt aber auf die Psyche nicht als Komplex von Bewegungen oder Energien ein, sondern als das „An sich“ dieser Vorgänge, das vielleicht selbst ein Psychisches niederster Stufe, jedenfalls aber nicht selbst physisch ist. Hält man daran fest, dann kann man keinen Widerspruch zwischen der Geschlossenheit der psychischen Kausalität und dem unleugbaren Einflusse der „Naturkausalität“ auf die Psyche, auf das Bewußtsein finden. Auch ist hier von keinem „Dualismus“ die Rede. Denn die psychische Kausalität, die in verschiedenen Formen, je nach ihrer Richtung, auftritt – als sinnliche und geistige, logische, ethische usw. Kausalität, ist das unmittelbar erfaßte Wirken derselben Organisation, die objektiv als der Leib eines Lebewesens, des Menschen erscheint. Die Wirksamkeit des leiblichen Organismus bzw. des Nervensystems ist nur die Sichtbarwerdung, die „Objektivation“ des Wirkens der Seele in allen ihren „Provinzen“ und „Phasen“.
Psychische Vorgänge und Zustände sind also Ursachen anderer nur insoweit, als sie Modifikationen der einheitlichen Psyche sind. Weil die Seele im Moment 1 so beschaffen ist, so agiert oder reagiert, ist sie im Moment 2, 3 … so beschaffen, so agierend oder reagierend. Die Einheit der Psyche – nicht einer unbekannten Seelensubstanz, sondern des „primären Ichs“ – ist der rote Faden, der durch den gesamten Bewußtseinsverlauf sich zieht, ohne von ihm real abtrennbar zu sein18. Nicht die psychischen Elemente sind das Agierende, sie kommen nicht von selbst zusammen, erzeugen nicht das Denken usw., sondern die Psyche, das Ich, das Subjekt ist der tätige Faktor, der spontan oder triebhaft synthetisch wirkt, psychische Gebilde erzeugt, Bewußtseinszusammenhänge bestimmter Art erstellt. Und die Gesetze, welche die Psychologie zu erkunden sucht, sind nicht fremde Mächte, welche das seelische Geschehen äußerlich determinieren, sondern nur Formeln für das konstante, permanente Auswirken der Psyche, der Subjekt-Aktionen. Aus diesen Aktionen (bzw. Reaktionen) die bunte Mannigfaltigkeit des Seelenlebens nicht aprioristisch zu deduzieren, was unmöglich ist, wohl aber begreiflich zu machen, ist die Aufgabe einer sich selbst und ihr Ziel verstehenden Psychologie, die von Metaphysik freizuhalten ist, wenn sie auch schließlich in eine solche mündet und außerdem erkenntnistheoretischer Voraussetzungen nicht entraten kann.
Eine solche Psychologie wird den psychischen „Mechanismus“, soweit er besteht, anerkennen. Aber sie wird erstens den Versuch unternehmen, die lebendige Triebkraft dieses Mechanismus zur Erklärung desselben heranzuziehen und zweitens wird sie nicht dem vergeblichen Bemühen sich unterziehen, aus dem bloßen und fertigen Mechanismus, aus dem mehr oder weniger automatisch gewordenen „Spiel der Vorstellungen“ das gesamte Seelenleben abzuleiten, wie es die Assoziationspsychologie oft unternimmt. Der Mangel dieser ist es, daß sie nicht bis zur psychischen Kraft, zur psychischen Dynamik vordringt, daß sie nicht das wahre Agens der psychischen Zusammenhänge erfaßt, sondern statt dessen bald das Gehirn, bald die Empfindungen heranzieht, und daß sie die mechanisierten nicht von den primären, aktiv-reaktiven Bewußtseinsprozessen scharf genug unterscheidet. Sie verdinglicht Elemente, die nur als Glieder des einen Bewußtseinszusammenhanges bestehen, macht sie zu selbständigen Kräften und unternimmt schließlich auch oft den vergeblichen Versuch, die nicht-intellektuellen Funktionen des Bewußtseins, besonders den Willen, aus bloßen Empfindungen u. dgl. zu konstruieren. So ist sie im schlechten Sinne des Wortes psychologischer Intellektualismus, während diejenige Psychologie, welche dem vollen Tatbestand des Seelenlebens möglichst gerecht zu werden sucht, voluntaristisch ist.
Der Betrachtung der Rolle des Willens im Seelenleben uns zuwendend, verweisen wir bezüglich weiterer mit der psychischen Kausalität zusammenhängender Fragen (Erhaltung bzw. Wachstum psychischer Energie u. dgl.) auf den letzten Abschnitt.
Hier sollte nur gegenüber allen Versuchen, die Existenz einer psychischen Kausalität zu leugnen, gezeigt werden, wie es nicht möglich ist, durch bloße außerpsychische, physiologische Zusammenhänge die simultanen und sukzessiven Verbindungen psychischer Vorgänge zu erklären. Diese Verbindungen sind qualitativ von ihren Elementen und Momenten verschieden, sie sind auf bloße Abhängigkeiten in der Zeit nicht zurückzuführen, und durch den Nachweis der ihnen entsprechenden Verbindungen von Nervenprozessen keineswegs schon erklärt. Im Denken, Wollen und Handeln erleben wir „unmittelbar“, „anschaulich“, d. h. nicht erst durch abstrakte Konstruktion und Projektion, Zusammenhänge kausaler Art, ein stetiges Hervorgehen der Folgen aus ihren Gründen, eine innere Motivierung und Determination zu bestimmten Aktionen und Reaktionen. Und wo uns die Zwischenglieder solcher Kausalzusammenhänge im klaren Bewußtsein nicht vorliegen, da suchen wir mit Recht methodisch nach solchen; und wie die Physik es vermeidet, physische Vorgänge aus nicht-physischen abzuleiten, so muß die im guten Sinne positivistische, nicht-metaphysische Psychologie die gesuchten Zwischenglieder als psychische Faktoren annehmen, als welche sie sich in der Tat oft auch empirisch erweisen. Wissen wir auch nicht immer, wie wir es vermögen, kausal zu sein, wodurch unser Wollen und Handeln Wirkungen hervorbringt, so wissen wir doch wenigstens, daß wir wirken und Wirkungen erleiden, daß unsere Erlebnisse miteinander zusammenhängen und einander hervorrufen, wobei natürlich der Einfluß der Faktoren der Umwelt nicht zu übersehen ist. So kompliziert die Verhältnisse des Seelenlebens sind, so ist es doch sehr möglich, aus der Mannigfaltigkeit individueller Modifikationen typische, regelmäßige, sowohl innerhalb einer Individualpsyche als auch bei einer Vielheit von Individuen konstant wiederkehrende Abfolgen und Verbindungen herauszuheben. Wir können eben die Individualseelen gleichsam als Vertreter eines gemeinsamen Typus, des „Psychischen überhaupt“, ansehen und die Kausalzusammenhänge, welche wir bei allen Individuen konstatieren, gehören zum Wesen des allgemein Psychischen. So gibt es typische Zusammenhänge in den Gemütsbewegungen, den Willenshandlungen, den Denkprozessen, in der Reproduktion und Assoziation von Vorstellungen usw. Und auch die Abweichungen von dem Allgemeinen sind solcher Art, daß sie sich vielfach wieder zu speziellen Typen vereinigen lassen. Die Existenz einer psychischen Kausalität, eines psychischen Wirkens und Gewirktwerdens, ist aber keineswegs an das Auftreten allgemeingültiger Zusammenhänge gebunden. Auch da, wo es solche vielleicht nicht gibt ( – man denke etwa an die historische Kausalität – ) sind die betreffenden psychischen Vorgänge Modifikationen des Subjekts, die durcheinander bedingt sind und auseinander in bestimmter Abfolge hervorgehen. Um die psychische Kausalität, den Kausalnexus der psychischen Aktionen und Reaktionen, der sich von der Kausalität der objektivierten Erfahrungsinhalte durch den Standpunkt der Betrachtung und Erkenntnis unterscheidet, kommt man nicht herum.