Kitabı oku: «Hinter hessischen Gittern», sayfa 5

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Maria hatte Frühdienst auf der Station II5.

Einige Gefangene mussten zum Arzt, und Frank Hattinger hatte sie bereits um 6.30 Uhr an die Pforte gebracht. Als die Arbeiter in den Werkbetrieben waren, begann sie mit den routinemäßigen Zellenkontrollen. Hausarbeiter Savic stand auf dem Flur mit Schrubber und Wassereimer und wischte akribisch den Fliesenboden. Nach einigen Minuten kam er an der Zelle vorbei, in der Maria gerade eine Kontrolle durchführte. Er blieb im Türrahmen stehen und flüsterte:

»Hey, Frau Saletti, ist Ihnen was an Ribeiro aufgefallen?«

»Nein, er lag heute Morgen im Bett und hat sich krankgemeldet. Ich will ihn nachher zum Revier bringen, sobald der Arzt im Haus ist. Warum?«

»Na, der ist total drauf.« Savic nahm seinen Putzlappen, tauchte ihn in das Wischwasser, wrang ihn aus und putzte weiter. Maria hielt mit ihrer Kontrolle inne und ging auf den Flur.

»Hier haben die Wände Ohren, Frau Saletti«, flüsterte Savic und blickte ihr bedeutungsvoll in die Augen. Maria war klar, im Flur würde Savic kein Wort mehr sagen, sie musste nachher Zeit finden, ihn irgendwie unter vier Augen zu sprechen. Sofort hatte sie eine Idee. Laut sagte sie:

»Herr Savic, wir müssen später etwas aus dem Keller holen. Ich brauche unbedingt einen neuen Stuhl in meinem Büro. Okay?«

Savic verzog keine Miene, sah devot zu Boden und sagte:

»Geht klar, Frau Saletti.«

Maria schloss die kontrollierte Zelle ab und ging direkt zum Büro von Jan Gerber.

»Guten Morgen, Jan, hast du kurz Zeit für mich?«

Gerber saß, wie fast immer, vor seinem Computer und sah nur kurz auf, als Maria sein Büro betrat.

»Ja, sicher, was gibt es denn?«

»Ich glaube, ich bekomme heute den Hinweis, wie Ribeiro an das Heroin kommt.«

Gerber drehte sich blitzschnell mit seinem Bürostuhl um und rieb sich das Kinn.

»Interessant, wer ist dein Informant?«

»Dragan Savic will mir erzählen, von wem Ribeiro das Dope hat. Er hat gerade eben im Flur so Andeutungen gemacht. Aber gleichzeitig hat er auch gesagt, dass hier drin die Wände Ohren haben.« Maria setzte sich auf einen Stuhl direkt Gerber gegenüber.

»Ich dachte, ich nehme ihn später mit in den Keller, um einen neuen Stuhl für mein Büro zu holen. Vielleicht rückt er dort mit der Sprache raus?« Maria sah Jan fragend an.

»Er möchte sicher dafür eine Vergünstigung haben. Was glaubst du, wird er wollen: mehr Telefonate, oder einen Sonderbesuch?« Gerber sah Maria an.

»Nein, ich glaube, der will nur öfter in den Sportraum, das können wir einrichten, oder?«

»Aber klar, wenn der mir sagt, wie der Dreck hier reinkommt, kann der jeden Morgen Sport machen, bis er umfällt.«

»Gut, Chef, dann bist du informiert und weißt, warum ich mit Savic im Keller rumschleiche. Vielleicht könntest du irgendwo in der Nähe sein, ohne dass Savic das mitbekommt. Das wäre mir, ehrlich gesagt, lieber.«

»Klar, ich bin im Treppenabgang am Sportraum. Solltest du mit Savic Probleme bekommen, bin ich gleich in deiner Nähe.«

»Gut, Jan, dann mache ich mich mal auf den Weg.«

Maria ging die Treppen hoch zu ihrer Station und rief in den Flur.

»Herr Savic, kommen Sie mal bitte. Wir müssen im Keller was holen.«

»Ja, Frau Saletti, kann losgehen.«

Als sie im Keller angekommen waren, platzte es aus Savic heraus:

»Der Hattinger bringt vom Ausgang immer Heroin für Ribeiro mit. Das hat er garantiert in seinem Arsch stecken, denn es dauert immer einige Zeit, bis er Ribeiro zu sich ruft, und dann muss Ribeiro es ihm besorgen und bekommt dann das Dope. Der arme Kerl ist total drauf und vollkommen fertig. Außerdem hat er Angst vor Hattinger. Als ich vor ein paar Tagen eine Unterhaltung der beiden belauscht habe, ist Hattinger gleich sauer geworden und hat mich bedroht. Der Typ ist echt ein Psycho. Aber den Ribeiro hat er durch das Dope in der Hand.«

»Und bringt er bei jedem Ausgang Heroin mit?«

»Das kann ich nicht genau sagen, aber sehr oft, denn der Ribeiro ist fast täglich auf Heroin, seit der Hattinger in die Schule geht.«

»Danke, Savic, das hilft uns weiter.«

»Aber, Frau Saletti, ich mache keine Aussage vor den Bullen mit Protokoll und so. Das können Sie vergessen. Ich will nur nicht, dass der arme Ribeiro hier drin noch mit einer Überdosis gefunden wird. Einen Menschen hat der Hattinger ja schon auf dem Gewissen.«

»Geht klar, ich sage es Jan Gerber, der ist hier Sicherheitschef und will das Dope unter allen Umständen raushaben. Okay?«

»Ja, der ist bekannt dafür, dass er die Drogen bekämpft. Aber wie gesagt, ich mache keine offizielle Aussage.«

»Kannst dich auf mich verlassen, Savic. Danke.«

Maria schnappte sich einen alten Bürostuhl, schob ihn zu Savic und sagte laut: »So, Herr Savic, dann bringen Sie diesen Stuhl bitte in mein Büro.«

»Wird gemacht, Frau Saletti.« Beide grinsten.

Jan Gerber stand im Treppenhaus, und als er den letzten Satz hörte, war er die Treppe nach oben gehuscht und verschwunden.

3

Die schlechte Laune Richard Meurers war schon von Weitem sichtbar. Der Kollege an der Pforte grüßte seinen Chef höflich und bekam nicht einmal eine Antwort. Meurer stellte sich grußlos an die hintere Pforte und erwartete, dass die Tür umgehend geöffnet wurde. Nach wenigen Minuten war er in seinem Büro angekommen, blickte kurz in sein Vorzimmer, aber seine Sekretärin war noch nicht da. Er nahm das Telefon zur Hand und rief in der Zentrale an.

»Meurer hier, ist der Hattinger heute in den Ausgang gegangen?«

»Einen Moment, Herr Meurer, ich sehe im Computer nach. Ja, pünktlich um 6.30 Uhr. Die Genehmigung des Ausgangs liegt auch vor. Stimmt etwas nicht?«

»Was soll nicht stimmen? Ich bin für den Mann verantwortlich und will wissen, ob er regelmäßig die Schule besucht.«

Ehe Rolf Klein noch etwas erwidern konnte, hatte Meurer aufgelegt.

Kurz darauf kam Jan Gerber in die Zentrale.

»Wir wissen, wie das Heroin auf die Station II5 kommt. Der Hattinger bringt es vom Ausgang mit. Hat es mit Sicherheit in seinem After stecken. Mit dem Dope macht er sich den Ribeiro gefügig.« Jan Gerber nahm sich einen Kaffee, der die Konsistenz von Teer hatte, und sah auf den Anstaltshof.

»Der Alte hat gerade eben auch nach dem Hattinger gefragt. Ob der denn auch brav in die Schule geht.« Klein nahm sich ebenfalls eine Tasse Kaffee, und beide sahen sich an.

»Dann werde ich als Erstes Mal nachprüfen, ob er wirklich in die Schule geht oder nicht. Die Schule hat zwar die Pflicht, uns mitzuteilen, wenn er nicht erscheint, aber du weißt ja, wie das manchmal läuft.«

Jan Gerber trank den Kaffee aus, stellte die Tasse in die Spüle und verließ die Zentrale.

In seinem Büro angekommen, suchte er im Computer die Telefonnummer der Schule. Nach mehrmaligem Läuten meldete sich die Sekretärin, die ihm erklärte, ihr wäre nichts anderes bekannt, als das Herr Frank Hattinger immer pünktlich zur Schule käme.

4

Frank Hattingers Polohemd war klitschnass geschwitzt. Er saß in einem Schnellrestaurant am Hauptbahnhof und stierte vor sich hin. Den bestellten Espresso hatte er noch nicht einmal angerührt. Es war aus dem Ruder gelaufen, er hatte es ganz anders geplant. So schnell wie möglich musste er in das nahe gelegene Internetcafé, denn die von ihm gesendete SMS war unbeantwortet geblieben. Wie in Trance stand er auf und nahm Kurs auf die Speyerstraße.

In einer Ecke, in der er sich unbeobachtet fühlte, nahm er an einem der freien Geräte Platz und öffnete mit Tor die Tür zum Darknet.

Er gab einen zwölfstelligen Code ein und danach wieder eine Zahlenkombination und schrieb an seinen Auftraggeber:

Auftrag ausgeführt, Ware an vereinbartem Ort. Bezahlung in Bitcoins an bekannte Adresse.

Warum war es schiefgelaufen, zermarterte er sich sein Gehirn. Ohne Mühen konnte er den Wagen von book and drive an dem angegebenen Platz öffnen. Die Kundenkarte hatte sein Auftraggeber unten an einen in der Nähe befindlichen Mülleimer geklebt, besser ging es nicht. Bis dahin lief es wie geplant. Aber irgendwann hatte das Böse wieder von ihm Besitz ergriffen, er hatte die Kontrolle verloren. Als Erstes stellte der Hund sich als Problem heraus, das er unterschätzt hatte. Nachdem die Frau bewusstlos über seiner Schulter lag – sie wog nicht viel, das war von Vorteil – fing der Hund an, ihm ins Bein zu beißen. Der Schmerz in der Wade löste einen Hass in ihm aus, den er glaubte, verloren zu haben. Als hätte sich ein Schalter in seinem Gehirn umgelegt, agierte er plötzlich ohne jede Kontrolle. Er wollte dieses Vieh tot sehen. Er legte die Frau am Waldboden ab und nahm sich den Köter vor. Der Hund bellte und sprang immer wieder zurück, dann kam er mit gefletschten Zähnen auf ihn zu. Er griff sich einen dicken Ast, den er am Wegesrand fand, und drosch auf das Tier ein, bis dieses blutüberströmt liegen blieb. Erst da wurde ihm bewusst, dass er ja jederzeit von jemandem gesehen werden konnte. Er blickte sich vorsichtig um. Der Hund regte sich nicht mehr, er warf ihn ein paar Meter weiter ins Dickicht und hob die Frau auf.

Die wenigen Meter vom Waldrand zum Fahrzeug waren gefährlich. Es gab keine Deckung. Ohne dass ihn jemand gesehen hatte, so hoffte er, konnte er sie bis zu seinem Wagen tragen. Bis dahin lief alles, bis auf den Hund, wie geschmiert. Er hatte sie in den Kofferraum gelegt und war ruhig davongefahren. Nur nicht auffallen. Die Waldhütte, zu der er sie bringen sollte, war nur etwa 30 Minuten entfernt.

Nach einigem Suchen fand er die Einfahrt in den Waldweg, der nicht sofort von der Straße aus zu erkennen war. Die Äste hingen tief, und ein Schlagbaum versperrte ihm zunächst den Weg. Nach Angaben seines Auftraggebers befand sich der Schlüssel zum Öffnen des Balkens rechts unter einem Stein. Er stoppte den Wagen und stieg aus. Hitze schlug ihm entgegen, als er die Wagentür öffnete. Er blickte sich vorsichtig nach allen Seiten um, dann hob er einen Stein an, von dem er glaubte, darunter befände sich der Schlüssel. Nichts. Er nahm den nächsten Stein, der daneben lag – auch nichts. Schweiß rann ihm nun den Körper hinunter. Was sollte er tun, wenn er den Schlagbaum nicht öffnen konnte? Hektisch hob er einen Stein nach dem anderen hoch. Mit seinen nackten Beinen stand er plötzlich in den Brennnesseln, und unbändiger Zorn ergriff von ihm Besitz. Endlich, unter einem kleinen Stein, den er persönlich nie als Versteck genommen hätte, fand er das Gesuchte. Er öffnete Schloss und Schlagbaum, fuhr darunter hindurch und verschloss ihn wieder. Den Schlüssel steckte er sicherheitshalber ein. Dann fuhr er langsam den Weg entlang bis zu einer Gabelung, an der er sich, wie ihm beschrieben worden war, links hielt. Etwa 700 Meter weiter auf der rechten Seite sollte sich eine Waldhütte befinden. Tannen und Kiefern standen hier sehr dicht beieinander, die Sonnenstrahlen schienen kaum hindurch, nur auf den Schneisen war es etwas heller. Er fuhr langsam und versuchte, etwas zu erkennen, da sah er sie. Die Waldhütte war klein und vom Weg aus kaum zu sehen. Rund um das Haus standen Tannen und nur die Spitze des Daches lugte hervor. Ein Trampelpfad, den er aber gut mit dem Auto befahren konnte, führte auf das Haus zu. Er fuhr rückwärts an die Hütte, öffnete sie und ging dann zu seinem Kofferraum. Er hatte Kabelbinder zur Fesselung und Paketklebeband, um ihr die Augen und den Mund zu verschließen, in der Hand. Als er den Kofferraum öffnete, sah sie ihn mit großen Augen an. Keinesfalls hatte er damit gerechnet, dass sie schon bei Bewusstsein war.

5

»Guten Morgen, ich fange heute mit der Wäsche an.« Frau Moosleitners glockenhelle Stimme erfüllte das Haus. Sie zog den Haustürschlüssel ab, nahm ihre Gesundheitslatschen aus der Tasche, schlüpfte hinein, hängte dann die Tasche an die Garderobe und machte sich ans Werk. Ein so großes Haus in Schuss zu halten, erforderte Konzentration und Fleiß. Sie lauschte, das Auto von Frau Herzberg stand noch in der Auffahrt. Normalerweise wurde sie von ihr immer freundlich begrüßt, wenn sie zu Hause war. Aber es war mucksmäuschenstill. Wahrscheinlich war sie mit ihrem Mann weggefahren, denn sein Auto war nicht da. Frau Moosleitner trabte in den Keller und sortierte die Wäsche.

Eine Stunde später – sie hatte bereits Wäsche gewaschen, einen großen Korb Hemden gebügelt und Schmutziges vorsortiert – kam sie mit einem großen Stapel die Kellertreppe herauf, als plötzlich Dirk Herzberg vor ihr stand. Da sie glaubte, sie wäre im Haus alleine, erschrak sie dermaßen, dass ihr fast die Wäsche aus den Händen fiel. »Ja, um Gottes willen, was machen Sie hier?« Frau Moosleitner sah Dirk Herzberg mit großen Augen an.

»Entschuldigung, ich wohne hier«, entgegnete dieser ohne jeglichen Humor, drehte sich um und schlurfte in Richtung Küche.

Augenblicklich bereute sie, was sie gesagt hatte, und schob eine Erklärung hinterher: »Ich dachte, es wäre niemand im Haus. Ihr Auto ist nicht da, und auf mein Guten Morgen hat niemand geantwortet, da dachte ich …« Elli Moosleitner war das Ganze sehr unangenehm, sie spürte, wie ihr die Schamesröte ins Gesicht stieg.

»Ach, schon gut. Ich habe gestern Abend einen über den Durst getrunken und das Auto stehenlassen. Lieber ein Taxi bezahlen, als den Führerschein zu verlieren. Deshalb ist mein Auto nicht da. Es tut mir leid, dass ich Sie so erschreckt habe.« Er stand an der Espressomaschine und sah aus dem Fenster. »Meine Frau muss aber noch da sein, ihr Auto steht in der Auffahrt.«

»Das ist ja das Komische. Sie ist nicht da, und der Hund auch nicht.« Frau Moosleitner war in die Küche gekommen und sah nun gemeinsam mit Dirk Herzberg aus dem Küchenfenster.

6

Reflexartig hielt er ihr mit der Hand den Mund zu und zischte: »Keinen Mucks, sonst mache ich dich kalt.« Der Lappen mit Chloroform lag neben ihr im Kofferraum, er angelte ihn sich und drückte ihn ihr auf Mund und Nase. Es dauerte etwas länger, aber nach einiger Zeit verlor sie wieder das Bewusstsein. Er verklebte ihr Augen und Mund, dann schulterte er sie und brachte sie in die Waldhütte. Der Schlüssel war dieses Mal gut zu finden, er befand sich in einem Astloch, genau wie beschrieben. In der Hütte war es stockfinster, nur durch die Tür drang ein wenig Licht herein. Die Fensterläden waren geschlossen, elektrisches Licht gab es sowieso keines. An der Decke fand er zwei Eisenringe, wie vom Auftraggeber beschrieben, gerade in der Höhe, dass er ihre Hände daran mit Kabelbindern befestigen konnte. Da hing sie nun wie Jesus am Kreuz. Ihr Kopf vornüber gebeugt, ihr dünnes Sommerkleid am Saum zerrissen. Ein jämmerlicher Anblick. Nun konnte er mit ihr machen, was er wollte.

Eine Welle des Hasses durchströmte mit einem Mal seinen Körper. Seine Fäuste ballten sich, er musste diese unbändige Wut loswerden. Diese Scheißweiber, erst machen sie einen geil und dann … Ab da ergriff etwas von ihm Besitz, er war nicht mehr er selbst. Sie musste sterben. Erst wenn sie tot war, würde er zufrieden sein. Er legte ein Seil, das er am Boden fand, um ihren Hals und wartete, bis sie aufwachte. Das Handy hatte er in der linken Hand, in der rechten Hand das Ende des Seils. Die Klebestreifen hatte er abgerissen, sie würde ihn ohnehin nicht beschreiben können, weil sie gleich sterben würde. Nach einigen Minuten kam sie zu sich. Sie öffnete langsam die Augen und sah ihn an. Dann versuchte sie, sich auf ihre wackeligen Beine zu stellen. Das war der Moment, als er auf Aufnahme drückte. Er drehte ganz langsam am Ende des Seils, sodass es sich eng um ihren Hals zog. Er drehte es immer fester, sie wollte etwas sagen, brachte aber keinen Ton heraus. Ungläubig sah sie ihn an. Sie konnte nicht glauben, dass sie jetzt sterben würde.

7

Senior: Hat es geklappt?

Bursche: Ich denke schon.

Senior: Kann man die Spur auch ganz sicher nicht zu uns verfolgen?

Bursche: Nein. Kontakt geht nur über das Darknet. Und Prepaidhandy. Keine Sorge.

Das Telefonat wurde beendet und Senior lehnte sich in seinem Ohrensessel zurück. Er nahm die Fernbedienung seiner Bang&Olufsen-Stereoanlage in die Hand und drehte den Ton lauter. Beethovens Klavierkonzerte hatten immer wieder ihren Reiz.

»Liebling, bist du da?« Er hörte die Stimme seiner Frau.

»Nein, die Putzfrau hört heute Beethoven.« Manchmal konnte er die Dummheit seiner Ehefrau kaum noch ertragen.

8

Nachdem Dirk eine kalte Dusche genommen und drei Tassen Espresso getrunken hatte, fühlte er sich etwas besser. Er sah auf die Uhr, es war 12.30 Uhr. Mit schweren Schritten ging er zu seinem Laptop, ihm graute vor den E-Mails. Rechnungen, Mahnungen, Erinnerungen, nichts, was man gerne las. Der eine oder andere Gläubiger wurde bereits unangenehm. Die Schweizer hatten ihm eine Lösung angeboten. Er musste darauf eingehen.

Frau Moosleitner, die nach stundenlangem Saugen nun, mit Wischmopp und Eimer bewaffnet, die Treppe herunterkam, sprach ihn vorsichtig an:

»Herr Herzberg, ich mache mir langsam Sorgen um Ihre Frau. Sie ist schon mindestens drei Stunden weg. Bei der Hitze ist man froh, wenn man im Haus ist. Sie läuft ja auch immer alleine in den Wald. Ich habe ihr schon so oft gesagt, dass das gefährlich ist. Soll ich einmal in den Wald gehen und sie suchen?«

»Nein, um Gottes willen, vielleicht möchte sie ein wenig alleine sein. Machen Sie sich mal nicht allzu viele Sorgen. Ich bin sicher, sie taucht bald auf.« Dirk hatte nicht den Mut, seinen Laptop zu öffnen. Er steckte ihn in seine Tasche, stellte ihn in den Flur und wählte die Telefonnummer der Taxizentrale.

Wenige Minuten später hörte Frau Moosleitner nur noch die Tür ins Schloss fallen. Bei einem Blick aus dem Fenster sah sie Dirk Herzberg in ein Taxi steigen. Kopfschüttelnd putzte sie weiter. Die Art und Weise, wie er ihr geantwortet hatte, bedeutete: »Kümmern Sie sich um Ihren eigenen Kram.«

9

Er stellte sich vor, wie er als freier Mann in ein paar Jahren die Welt bereiste. Dokumentationen im Fernsehen über fremde Länder hatten ihn schon immer fasziniert. In Darmstadt angekommen, stand Tommy bereits vor der Buchhandlung. Er sandte ihm ein schiefes Lächeln, er wollte sein Geld haben.

»Mann, Tommy, so pünktlich? Was ist los? Brauchste Geld?« Hattinger lief mit finsterer Miene auf Tommy zu.

»Was soll los sein? Ich will meine Kohle, so wie ausgemacht. Du siehst aber scheiße aus, ist was passiert?« Er sah Hattinger durchdringend an. »Du siehst aus, als hättest du ’nen Geist gesehen. Egal – die Schule wird langsam anstrengend, wie wollen wir weitermachen? Soll ich für dich auch noch die Prüfung schreiben, oder was? Das kostet dann aber ’ne Stange.«

Hattingers Gesichtszüge wurden hart. Er näherte sich Tommy bedrohlich und blickte ihm tief in die Augen.

»Jetzt können wir ja kaum was anderes machen. Ich gebe dir 2.000 Euro, wenn du für mich die Prüfung schreibst.«

»Mann, Frank, so war das aber nicht geplant. Du hast gesagt, ich soll ein paar Mal für dich zur Schule gehen. Nun sprichst du davon, dass ich für dich die Prüfung schreiben soll. Aber spätestens dann muss ich einen Ausweis vorlegen, und dann bin ich nicht Frank Hattinger.«

»Blödsinn, ich lasse dir einen falschen Ausweis machen, und damit gehst du zur Prüfung.« Hattinger grinste.

»Also gut, leg noch ’ne Schippe drauf, 3.000, und du bekommst einen guten Abschluss.«

»2.500, mein letztes Wort.« Hattinger hielt Tommy seine rechte Hand hin, und der schlug ein.

Hattinger zahlte die letzten Schultage an Tommy, ging aus dem Bahnhofsgebäude und fuhr mit dem Auto von book and drive nach Dieburg.

10

Als er eine Minute vor 17 Uhr noch nicht vor der Anstalt zu sehen war, fingen die Beamten der Pforte an zu feixen, denn sie hatten schon Wetten abgeschlossen. Ein verurteilter Mörder im Freigang, da würde nicht lange mit der Fahndung gewartet, wenn der überfällig war. Da sahen sie ihn mit schleppendem Gang die Straße entlangkommen. Er sah schlecht aus, war klitschnass geschwitzt und blass. Die Pfortentür wurde per Knopfdruck geöffnet, und als Hattinger im Flur der Pforte stand, sagte er:

»Könnte ich bitte etwas Wasser haben?« Er hielt sich am Türgriff des Nebenraums fest.

»Ist Ihnen nicht gut?« Der junge Justizbeamte hatte einen Spalt die Tür zum Flur geöffnet, und an seinem Ton war zu merken, dass er mit Frank Hattinger keinerlei Mitleid verspürte.

»Ich habe hier nur Wasser aus der Leitung. Ist das für Sie okay?«

»Ja, danke.« Hattinger nahm den Plastikbecher, den ihm der Beamte reichte, und leerte ihn in einem Zug.

»Das muss die Hitze sein, irgendwie schafft das mein Kreislauf heute nicht.« Hattinger hielt den Becher noch in seiner Hand und setzte sich auf die Bank im Warteraum, als ein Beamter kam, um ihn abzutasten und auf seine Station zu bringen.

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Litres'teki yayın tarihi:
22 aralık 2023
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312 s. 5 illüstrasyon
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9783839269206
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