Kitabı oku: «Multiple Sklerose erfolgreich behandeln - mit dem Paläo-Programm», sayfa 5

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Mehr als nur Ernährung: Das Wahls-Programm

Die Ernährung ist das Herzstück des Wahls-Programms, und von den Nährstoffen, die für die Zellen und insbesondere für das Gehirn gedacht sind, hängt es ab, wie es für den Rest Ihres Lebens mit Ihrer Gesundheit weitergeht. Darauf beschränkt sich mein Programm jedoch nicht, und die Ernährung ist auch nicht das Einzige, das ich in meinem Leben verändert habe, um meine Symptome rückgängig zu machen. Viele andere Faktoren haben ebenfalls zu meiner ständigen Erholung beigetragen. Dazu gehören die verringerte Aufnahme von Umweltgiften, die elektrische Stimulation der Muskeln, ein regelmäßiges und geeignetes sportliches Übungsprogramm, einige zentrale Nahrungsergänzungsmittel sowie gezielter Stressabbau.

Diese Punkte runden das Wahls-Programm ab, und es sind alles Dinge, die Sie selbst durchführen können. Zusammen mit einer verbesserten Ernährungsweise können Sie Ihrem Körper die bestmögliche Chance zur Heilung bieten. Im Laufe dieses Buches führe ich Sie Schritt für Schritt durch die verschiedenen Elemente des Programms, das ich entwickelt habe, um mir selbst zu helfen, und das ich nun systematisiert habe, um anderen zu helfen. Vorab aber erhalten Sie schon einmal einen Ausblick auf die grundlegenden Elemente.

Die Ernährung

Sie bildet das Kernstück zur Widerherstellung der korrekten biochemischen Vorgänge. Ich werde Sie anleiten, sich allmählich umzustellen von Ihrer gegenwärtigen Ernährungsweise, der möglicherweise einige hochwirksame Nährstoffe fehlen, die von den Zellen für die Gesundheit benötigt werden, hin zu meinem Ernährungsprogramm. Es ist dreistufig, und Sie können dort einsteigen, wo es für Sie am bequemsten ist. Beim Basis-Programm werden einige Dinge hinzugefügt und einige weggelassen. Die nächste Stufe, das Paläo-Programm, wird etwas strenger gehandhabt, und die dritte Stufe, das Paläo-Plus-Programm, ist für alle jene, die eine massive und schnelle Intervention anstreben. Die einzelnen Ernährungsschritte mögen sich zunächst schwierig anhören, doch Sie werden großartige naturbelassene und vollwertige Nahrungsmittel zu sich nehmen, viel Gemüse und Obst sowie Fleisch, Geflügel, Meeresfrüchte, Nüsse, Samen und auch einige überraschende Lebensmittel, die Sie vielleicht vorher nicht einmal im Traum in Erwägung gezogen hätten. Sie werden nicht hungern; im Gegenteil, Sie sollen sogar viel essen, und wenn Sie übergewichtig sind, werden Sie feststellen, dass diese zusätzlichen Pfunde trotzdem dahinschmelzen (sozusagen eine „Nebenwirkung“!). Bleiben Sie ruhig. Sie müssen diese Veränderungen nicht alle auf einmal vornehmen. Ich werde Sie Ihnen erklären, damit Sie genau verstehen, was Sie tun und warum Sie es tun, bevor Sie sich auf irgendetwas Radikales einlassen.

Tabelle 1: Wichtige Nährstoffe für ein gesundes Gehirn


Nährstoff Hauptaufgabe
Vitamin A, Retinol (die tierische Form von Vitamin A) an der Synthese der Sehpigmente in der Netzhaut beteiligt Lebertran
Vitamin B1 (Thiamin) erleichtert die Nutzung von Glukose, Myelinbildung Fleisch aus biologischer Tierhaltung, Samen, Nüsse
Vitamin B2 (Riboflavin) unterstützt die Energieproduktion in den Mitochondrien Leber, grünes Gemüse
Vitamin B3 (Niacin) unterstützt die Energieproduktion in den Mitochondrien Leber, Hühnchen
Vitamin B6 unterstützt die Neurotransmitterbildung Fisch, grünes Gemüse
Vitamin B9 (Folsäure) erleichtert die Myelinbildung Leber, grünes Gemüse, Spargel
Vitamin B12 (Cobalamin) erleichtert die Myelinbildung Leber, Meeresfrüchte
Vitamin C Infektionsabwehr, Antioxidans grünes Gemüse, Zitrusfrüchte
Vitamin D schaltet Gene an oder aus, schützt die Gehirnzellen Lebertran, Sonnenlicht
Vitamin E fördert die Signalgebung der Zellen, schützt die Cholesterin-Transportproteine vor Oxidation, verringert das Absterben von Gehirnzellen und schützt so vor dem Altern Nüsse, Samen, Avocado
Eisen unterstützt die Sauerstoffzufuhr zum Gehirn Fleisch aus biologischer Tierhaltung, grünes Gemüse, Rübensirup
Kupfer fördert das Eisen-/Kupfer-Gleichgewicht, das an den höheren Gehirnfunktionen beteiligt ist Fleisch aus biologischer Tierhaltung, Meeresfrüchte, Nüsse, Samen
Zink unterstützt die Sinneswahrnehmung Leber, Meeresfrüchte, Nüsse, Samen
Jod fördert die Intelligenz und ist an der Myelinbildung beteiligt Meeresalgen, Meerestiere, jodiertes Meersalz
Magnesium stabilisiert die Zellen gegen übermäßiges Glutamat (zu viel Stimulation) grünes Gemüse, roh eingeweichte Nüsse, Meeresalgen
Selen schützt vor oxidativem Stress Paranüsse, Sonnenblumenkerne, Meerestiere, Meeresalgen
Lycopin, Lutein, Zeaxanthin, Alpha- u. Beta-Carotin, Beta-Cryptoxanthin Antioxidanzien, die Zellmembranen und Mitochondrien schützen bunte Gemüse und Beerenfrüchte
Carnitin unterstützt die Energieproduktion in den Mitochondrien Herz, Nieren, Leber, Rindfleisch und alle anderen Fleischsorten, einschließlich Huhn
Liponsäure unterstützt die Energieproduktion in den Mitochondrien Herz, Nieren, Leber
Coenzym Q unterstützt die Energieproduktion in den Mitochondrien Herz, Nieren, Leber
Kreatin unterstützt die Energieproduktion in den Mitochondrien Fleisch aus biologischer Tierhaltung, Wild
Pantothensäure (Vitamin B5) unterstützt die Energieproduktion in den Mitochondrien Leber, Pilze, Avocado
Vitamin K stärkt das Myelin und die Blutgefäße grünes Gemüse
Cholesterin stärkt die Zellmembranen, fördert die Hormonbildung tierische Fette
Alpha-Linolensäure (ALA, vegetarische Form der Omega-3-Fettsäuren) unterstützt die Bildung von Zellmembranen und Myelin Walnüsse, Lein- und Hanföl
Omega-3-Fettsäuren, Eicosapentaensäure (EPA), Docosahexaensäure (DHA) (tierische Formen der Omega-3-Fettsäuren unterstützt die Bildung von Zellmembranen und Myelin, senkt übermäßige Entzündungen wild lebender Hering, Lachs, Fleisch von Weidetieren
Omega-6-Fettsäuren, Linolsäure (LA), Arachidonsäure (AA) unterstützt die Bildung von Zellmembranen und Myelin, gibt Molekülen das Zeichen zur interzellulären Kommunikation (zu viel Omega-6 kann zu übermäßigen Entzündungen führen; es muss im Gleichgewicht mit Omega-3 sein) Samen und Nüsse (LA), Fleisch aus biologischer Tierhaltung, Fleisch (AA)
Gamma-Linolensäure (GLA) entzündungshemmend Borretsch, Nachtkerzenöl, Hanföl
Schädliche antinutritive Substanzen
Transfette erhöhen den Schaden an Zellmembranen und Mitochondrien teilgehärtete Fette, in Pflanzenöl zubereitetes Essen (insbesondere Fast Food)

Umweltgifte

Die moderne Welt ist voll von Chemikalien und viele davon stehen in einer Wechselwirkung mit unseren Zellen, wobei sie die natürlichen chemischen Prozesse oft behindern. Ich werde erklären, warum viele dieser chemischen Substanzen zu den Hauptursachen von Invalidität und Krankheit in Amerika gehören. Wir werden herausfinden, welchen Chemikalien Sie ausgesetzt sind und welche speziellen Schritte Sie unternehmen können, um diese Belastungen zu reduzieren. Ich werde auch erklären, wie Ihr Körper die Giftstoffe verarbeitet und ausscheidet. Und was am wichtigsten ist, ich werde Ihnen zeigen, wie Sie die Entgiftungsfunktionen Ihres Körpers sicher stärken und optimieren können, sodass Sie Ihre Toxinbelastung im Fettgewebe (dort speichert der Körper die Giftstoffe) langsam und gefahrlos reduzieren können.

Sportliche Betätigung und elektrische Stimulation (Reizstrom)

Ihr Gehirn und Ihr Körper sind darauf angewiesen, dass Sie Ihre Muskeln benutzen und sich bewegen, auch wenn Sie unter einer degenerativen Krankheit leiden. Sportliche Betätigung ist wichtig, damit die Hormone in Gehirn und Körper im richtigen Gleichgewicht bleiben; außerdem verhindert das Muskelschwund. Wenn Sie chronisch krank sind, ist es ebenfalls wichtig, dass Sie genug, aber nicht zu viel tun, und dass Sie die für Ihre Bedürfnisse richtigen Übungen machen. Ich stelle Ihnen nicht nur Übungen vor, sondern informiere Sie auch über die elektrische Stimulation, auch „E-Stim“ genannt, eine Art Reizstromtherapie, die sich in spektakulärer Weise auf meine Beweglichkeit und meine Stimmung ausgewirkt hat.

Nahrungsergänzungen, Medikamente und alternativmedizinische Behandlungen

Ich bin fest davon überzeugt, dass die meisten Nährstoffe aus der Nahrung stammen sollten, doch je nach Ihrem speziellen Bedarf könnten Sie auch von bestimmten Nahrungsergänzungen profitieren. Ich gebe Ihnen entsprechende Empfehlungen und nenne auch möglicherweise kontraindizierte Substanzen. Wir werden auch das Thema Medikamente angehen und überlegen, ob sie abgesetzt werden sollten oder nicht, wenn Sie mit dem Paläo-Programm beginnen. Schließlich werde ich als Ärztin – mit Hinblick auf meine „Wandlung“ von der Schulmedizinerin zur Befürworterin der funktionellen Medizin –, meinen Standpunkt zu alternativmedizinischen Behandlungen darlegen, die Sie eventuell ausprobieren, und zu solchen, die Sie meiner Meinung nach lieber nicht ausprobieren sollten. Sie werden erfahren, welche Verfahren belegt und sicher sind und was reine Spekulation sowie unter Umständen auch nicht sicher sein könnte.

Stressabbau

Stressabbau ist ein absolutes Muss, damit Ihr Körper auf optimale Weise in die Lage versetzt wird, sich selbst zu heilen. Die Stressreaktion setzt eine Kaskade von Veränderungen im Körper in Gang, die kurzfristig von hohem Nutzen sein, langfristig aber in drastischer Weise zerstörerisch wirken können. Ich werde Ihnen genau erklären, warum und wie Sie sich dem „Kampf- und Fluchtmodus“ entziehen können.

Eine Rückschau auf Ihr Leben

Ich hoffe, Sie können sich noch immer an die Zeit erinnern, als es Ihnen gut ging. Sie konnten den ganzen Tag arbeiten oder mit Ihren Kindern spielen und Sie fühlten sich wohl in Ihrem Körper, oder zumindest ganz normal. Ab einem bestimmten Zeitpunkt jedoch haben Sie wahrscheinlich subtile Veränderungen bemerkt. Vielleicht konnten Sie sich nicht mehr so frei bewegen oder so klar denken oder Sie hatten plötzlich Schmerzen. Diese rein äußerlichen Symptome waren ein Signal, dass die biochemischen Vorgänge in Ihrem Körper sich zu verändern begannen. Das Signalsystem zwischen Ihren Zellen geriet allmählich durcheinander.

Sie stellten fest, dass es Ihnen nicht gut ging, obwohl Sie nicht genau erklären konnten, was genau nicht in Ordnung war. Schließlich waren Sie beim Arzt; man hat sie untersucht und Blut abgenommen, aber nichts gefunden. Vielleicht hat man Ihnen gesagt, Sie sollen nach einem Jahr wiederkommen. Als es dann soweit war, fühlten Sie sich ein wenig schlechter als im Jahr zuvor, doch die Untersuchungsergebnisse waren noch immer unauffällig, und Ihr Arzt sagte Ihnen wieder, es sei „alles in Ordnung“. Vielleicht wiederholte sich dieses Spiel über Jahre, möglicherweise Jahrzehnte, bis Ihr Körper so stark beeinträchtigt war, dass ein oder zwei Untersuchungsergebnisse von der Norm abwichen. Also begann Ihr Arzt, sich ernsthafter damit zu beschäftigen und zu guter Letzt erhielten Sie eine Diagnose. Ihr Arzt war nicht in funktioneller Medizin ausgebildet worden, und so verstrichen viele Gelegenheiten zur Wiederherstellung Ihrer Vitalität ungenutzt, während der unaufhaltsame Prozess der biochemischen Talfahrt sich in all den Jahren weiter fortsetzte, als Ihre Testergebnisse noch unauffällig waren und die Ärzte Sie beschwichtigten. Ihr Körper begann mit der Bildung und Anhäufung fehlerhafter Substanzen in Zellen und Organen. Vielleicht fühlte es sich so an, als würde die Musik Ihres Lebens langsam aber sicher falsch zu klingen beginnen, als würden Melodie und Harmonie verloren gehen und von einer wunderschönen Symphonie zu chaotischem Lärm werden. So jedenfalls empfand ich es.

Das Spannendste an meinem Programm ist, dass Sie selbst wieder die Fäden in der Hand halten. Man fühlt sich so schnell hilflos, verloren und abhängig von Ärzten und Familienmitgliedern, wenn es mit der Gesundheit bergab geht. Mein Programm bietet Ihnen die Chance, sich aus dieser übermäßigen Abhängigkeit zu befreien. Sie werden Ihre Medikamente immer noch einnehmen müssen, zumindest vorerst. Sie werden sich nach wie vor nach den Anweisungen Ihres Arztes richten müssen. Und Sie werden wahrscheinlich auch weiterhin die Hilfe Ihrer Familie brauchen – aber wer braucht sie nicht? Doch viele Dinge können Sie selbst machen, und es werden immer mehr werden, wenn Sie sich nach meinem Programm richten. Sie haben eine Zukunft und sie muss nicht düster sein.

In seinem bewegenden Buch … trotzdem Ja zum Leben sagen. Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager18 führt Viktor Frankl aus, dass wir alle die Wahl haben, wie wir auf Ereignisse in unserem Leben reagieren wollen. Er sagt, dass zwischen jedem Ereignis und unserer Reaktion ein Zwischenraum ist. Und in diesem Zwischenraum zeigt sich unsere Charakterstärke. Nach meiner MS-Diagnose beschloss ich, jeden Tag aufzustehen, zur Arbeit zu gehen und mein Pensum zu erledigen, egal wie müde ich war. Ich legte fest, welche Dinge ich noch tun konnte, anstatt mich darauf zu konzentrieren, was nicht mehr ging. Ich beschloss, alles in meiner Macht Stehende zu unternehmen, um meinen Verfall zu verlangsamen. Sie erinnern sich, damals sagten meine Ärzte, dass alle verloren gegangenen Funktionen für immer verloren bleiben würden – dass es, wenn man die sekundär-progrediente Form der MS erreicht habe, zu einem langen, langsamen, stetigen und unausweichlichen Verfall komme. Als ich diesen Weg antrat, hatte ich lediglich die Hoffnung, diesen Verfall verzögern zu können.

Ich hätte all das nicht machen können, was ich gemacht habe – den Rollstuhl wieder zu verlassen, ganz zu schweigen von der Entwicklung meines Programms und seiner Vermittlung an andere –, wenn ich nicht zu Beginn den Entschluss gefasst hätte, nicht aufzugeben, sondern mich anzutreiben, zu leben und ich selbst zu sein, unabhängig von meiner Krankheit. Und das wünsche ich mir für Sie: Dass Sie sich für das Leben anstatt für die Behinderung entscheiden, für Ihr eigenes Wohlbefinden und Ihre Gesundheit anstatt für die Krankheit – auch wenn das schwierig klingt, auch wenn Sie gar nicht aus dem Bett aufstehen wollen.

Das Gute an meinem Programm ist, dass Sie – ungeachtet der Defizite, die Sie vielleicht haben, ungeachtet der fehlerhaften Enzyme, die in Ihrem Körper ihr Unwesen treiben, und ungeachtet dessen, was Sie bis jetzt, ja, sogar bis gestern gegessen, getrunken, getan und gedacht haben –, Ihren Körper trotzdem unterstützen und damit beginnen können, Ihre Zellen wieder aufzufüllen. Das ist ein neues Paradigma, und pikanterweise ist das genau die Art und Weise, wie die Funktion des Körpers ursprünglich gedacht war. Ihre Zellen entscheiden, ob Sie weiterhin abbauen oder gesund werden. Sind Ihre Zellen gesünder, werden auch Sie gesünder. Ich sehe das bei all meinen Patienten – jeden Tag.

Ich nenne meine Patientinnen und Patienten und die vielen anderen Menschen, die mir geschrieben und von ihren Erfolgen berichtet haben, meine „Mitstreiter“, denn sie sind Kämpfer und es gelingt ihnen, ihr Leben zurückzuerobern. Auch Sie können einer dieser Mitstreiter sein. Wollen Sie sich uns anschließen?

KAPITEL 2
Autoimmunität: Schulmedizin kontra funktionelle Medizin

Namen sind Schall und Rauch. Was genau ist Krankheit? Krankheiten scheinen real und konkret für all jene zu sein, die sie tatsächlich haben oder die fürchten, betroffen zu sein, denn als Patientinnen und Patienten verstehen wir darunter all das, was mit uns geschieht und wie es sich auf unser Befinden auswirkt. Das ist logisch: Wir wissen nur, wie es uns geht, sonst nichts. Bei mir waren es Abbauprozesse im Rückenmark durch die Multiple Sklerose, und das Ergebnis konnte ich spüren: einen langsamen Verlust der Beweglichkeit, vernebeltes Denken und schubweise höllische Schmerzen.

Obwohl es von außen so aussieht, als sei MS eine bestimmte Krankheit, unterscheidet sie sich auf zellulärer Ebene nicht so sehr von anderen Autoimmunerkrankungen wie rheumatoider Arthritis und systemischem Lupus (erythematodes), von chronischen Erkrankungen wie Diabetes und Herzkrankheiten und selbst von affektiven Störungen wie Depressionen, Autismus und Schizophrenie. Meine biochemischen Abläufe funktionierten nicht mehr richtig, und diese Störungen begannen bei mir in den Zellen des Gehirns und des Rückenmarks. Doch diese Grundursache – die zelluläre Funktionsstörung – unterscheidet sich nicht von anderen Erkrankungen mit anderen Namen.

Wissenschaftler sind gerade dabei zu entdecken, dass fast alle chronischen Krankheiten, die so viel Leiden verursachen und die Kosten im Gesundheitswesen ständig in die Höhe treiben, einen gemeinsamen Nenner haben: Funktionsstörungen in den Mitochondrien, übermäßige Entzündungen, erhöhte Cortisolwerte und andere Fehlfunktionen in den biochemischen Abläufen. Praktisch leiden wir alle an derselben Krankheit, denn jede hat ihren Ursprung in schadhaften, fehlerhaften chemischen Prozessen und einer gestörten (intra-) zellulären Kommunikation. Damit wir wieder gesund werden, muss der normale Ablauf dieser Prozesse sowie die Kommunikationsfähigkeit in und zwischen den Zellen wiederhergestellt werden. Und das gilt für jede Erkrankung.

Ob Ihre Diagnose Multiple Sklerose lautet oder rheumatoide Arthritis oder systemischer Lupus (erythematodes) oder entzündliche Darmerkrankung – oder ob man Ihnen sagt, Ihre Symptome seien „idiopathisch“ (das bedeutet, dass wir Ärzte nicht wissen, wodurch sie verursacht werden) –, hängt weitgehend davon ab, welche äußere Ausprägung sie haben. Innerlich sind die Unterschiede zwischen diesen Autoimmunerkrankungen offen gesagt ziemlich willkürlich, obwohl es verschiedene Sichtweisen, Gedankenmodelle und Erklärungen über die Geschehnisse gibt, die mit der Manifestation zellulärer Fehlfunktionen einhergehen. Als schulmedizinisch ausgebildete Ärztin habe ich gelernt, sie auf eine bestimmte Weise zu betrachten, im Laufe meiner Beschäftigung mit der funktionellen Medizin auf eine andere. Das änderte jedoch nichts an der Tatsache, dass gesundheitliche Probleme im Körper von der Zelle ausgehen.

Aber ich weiß, was Patienten möchten: eine Diagnose. Sie wollen wissen, was sie haben. Das ist eine ganz typische Reaktion, für die ich durchaus Verständnis habe. Ich wollte ja auch wissen, was mir fehlt. Ich wollte eine Bezeichnung, etwas, dem ich die Schuld geben konnte, etwas, das sich behandeln ließ. So funktioniert menschliches Denken. Wir wollen Dinge sortieren, definieren und in Kategorien einteilen, damit wir sie besser verstehen können.

Doch lassen wir all das für einen Augenblick beiseite und versuchen wir unkonventionell zu denken. Das ist einfacher, wenn Sie Folgendes bedenken: In Wahrheit sind Diagnosen nur Namen, die wir Krankheiten aufgrund von Parametern geben, die wir konkret bestimmen und messen können, Symptome zum Beispiel, Testergebnisse, durch die Art der Medikamente, durch die sich Symptome bessern oder verschlechtern, sowie aufgrund von Ausschlussverfahren. Wenn es das, das und das nicht ist, dann muss es eben das sein. Das ist dem Impetus geschuldet, alles zu kategorisieren und zu benennen, aber es heißt nicht unbedingt, dass eine Krankheit sich völlig von einer anderen unterscheidet.

Auch die Bezeichnungen, die wir chronischen Erkrankungen geben, beruhen häufig ganz explizit auf Ergebnissen von Studien, in denen untersucht wird, auf welche – hauptsächlich medikamentöse – Behandlungen die Symptome ansprechen. Mit anderen Worten, bessern sich Symptome durch ein spezielles Medikament, dann beruht die Diagnose oft nur auf dieser Information. Jeder, dessen Symptom X sich durch die Einnahme des Medikaments Y bessert, hat demgemäß die Krankheit Z.

Manchmal ist es auch gar kein Medikament, durch das eine bestimmte Patientengruppe in vorhersagbarer Weise Besserung (oder Verschlechterung) erfährt. Manchmal liegt es an einer Operationstechnik oder einer anderen Therapie. Was auch immer es ist: Wirkt es sich auf die Symptome aus, dann erhalten diese Patienten einen Namen für die Erkrankung und dazu gleich die entsprechende Therapie, die schließlich „Behandlungsstandard“ wird, das heißt, die allgemein anerkannte Methode zur Behandlung eben jener Krankheit. Auf diese Weise haben Hunderte von Ärztegenerationen Diagnosen geschaffen und Krankheiten wie Multipler Sklerose, Diabetes, Stauungsinsuffizienz des Herzens, Asthma, Depressionen und entzündlichen Darmerkrankungen ihren Namen gegeben. Es war ihnen noch möglich, die biochemischen Abläufe der Zellen zu untersuchen, um die Grundursachen dieser Krankheiten zu verstehen oder zu sehen, wie ähnlich sie sich auf zellulärer Ebene wirklich alle sind.

Es ist wichtig, das zu verstehen, damit Sie Ihrer Diagnose nicht mehr Gewicht geben, als sie verdient: Diagnosen beruhen oft eher auf den äußeren Wirkungen von Behandlungen und historischen Beobachtungen als auf den biochemischen Prozessen, die diesen Krankheiten zugrundeliegen. Je tiefer wir in das Verständnis von Krankheitsprozessen und Behandlungen eindringen, desto mehr kommt es zu einer Neueinstufung von Krankheiten, zu einer Anpassung der Behandlungen und oft sogar zur „Geburt“ neuer Krankheiten. Manchmal werden aus einer Krankheit zwei oder mehrere verschmelzen zu einer einzigen.

Weil jedoch nicht alle Informationen hierfür herangezogen werden und das Ganze auch darauf beruht, dass wir Menschen die Dinge benennen wollen, könnte man argumentieren, dass diese Klassifizierungen hauptsächlich semantischer Natur sind, dass es also nur darum geht, „dem Kind einen passenden Namen“ zu geben. Wir Ärzte klassifizieren Krankheiten nun seit Hunderten von Jahren auf der Basis von körperlichen Untersuchungen und Laborergebnissen, und wir tun das, weil wir sowohl klinische Forschung betreiben wollen, um zu verstehen, wie Krankheiten im Laufe der Zeit fortschreiten, als auch, um bessere Behandlungsmöglichkeiten zu entwickeln. Das alles ist zwar Wissenschaft von hoher Qualität, aber es ist eben nicht alles.

Die Durchführung wissenschaftlicher Studien über Krankheiten folgt einem genauen Forschungsprotokoll. Es gibt immer eine eng definierte Patientengruppe und eine engmaschig kontrollierte Intervention (vorzugsweise ein Arzneimittel oder ein sehr spezifisches Verfahren, damit die leichte Reproduzierbarkeit gewährleistet ist), dadurch sind nicht so viele Variablen zu untersuchen. Auch scheinen die Ergebnisse konkreter und objektiver zu sein, aber ob das tatsächlich so ist, bleibt fraglich. Die Studie ist auf diese Weise einfacher durchzuführen und zu analysieren, und es ist leichter festzustellen, ob die Intervention sinnvoll ist oder nicht, doch die Wirksamkeit eines beliebigen Medikaments zur Linderung von Symptomen hat nicht unbedingt etwas mit der tatsächlichen Fehlsteuerung der biochemischen Reaktionswege zu tun, die der Ausgangspunkt vieler Ihrer Symptome sind.

Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Die Bezeichnungen, die wir den meisten chronischen Erkrankungen zuerst verliehen haben, sind das Ergebnis von Beobachtungen, die gemacht wurden, bevor man die biochemischen Prozesse der einzelnen Zelle wissenschaftlich erkannt und verstanden hatte. Das Gesundheitsministerium (NIH, National Institutes of Health) und die pharmazeutische Industrie geben Milliarden von Dollar für die Erforschung von Krankheitssymptomen und ihrer Beherrschung durch Medikamente aus. Im Gegensatz dazu fließt jedoch nur wenig Geld in die Erforschung der Möglichkeiten, wie man durch die Wahl des Lebensstils zu optimaler Gesundheit und Vitalität gelangt, obwohl aufgrund dessen die biochemischen Prozesse besser funktionieren und folglich die Menschen gesünder sind.

Das mag widersinnig klingen. Mir erscheint das definitiv so.

Zum Glück beginnen wir, die aus dem Lot geratenen biochemischen Reaktionswege zu verstehen, die zu den Defekten führen und damit diagnoseübergreifend am Anfang vieler chronischer Symptome stehen.

Ich glaube, dass sich dadurch letztendlich die Diagnosestellung bei allen Krankheiten verändern wird. Obwohl die Wissenschaft nun im Begriff ist aufzudecken, wie diese defekten Reaktionswege die biochemischen Prozesse der Zellen stören und zu Krankheiten führen, richten sich die meisten Schulmediziner leider immer noch nach den traditionellen, auf Symptomen beruhenden Krankheitsmodellen, anstatt sich mit der Wurzel des Problems zu beschäftigen. Diese veralteten Methoden beherrschen den Behandlungsstandard. Infolgedessen konzentrieren sich die meisten Schulmediziner auf Symptome, die sich durch Medikamente oder Operationen bessern lassen, anstatt zu versuchen, ihren Patienten durch Optimierung der biochemischen zellulären Prozesse mithilfe einer zuträglichen Lebensweise zu mehr Gesundheit und Vitalität zu verhelfen.

Das ist das Tätigkeitsfeld der funktionellen Medizin: Das Aufspüren und Behandeln der Ursachen defekter biochemischer Abläufe durch gründliches Untersuchen der physiologischen Systeme – von der Zelle über die Organe und den ganzen Organismus bis hin zur Behandlung der Probleme an ihrer Wurzel. Diese Vorgehensweise habe ich mir zu eigen gemacht, denn ich glaube, sie ist der einzig vernünftige Weg, um biochemische Funktionsstörungen zu korrigieren, damit Sie wirklich gesund werden – und nicht nur einfach Ihre Symptome mit Medikamenten lindern.

Dennoch hat die Schulmedizin hat weiterhin ihren Platz. Ich stelle immer noch konventionelle Diagnosen und schreibe Rezepte für Medikamente. Das ist in gewissen Grenzen auch nützlich. Doch jetzt gehe ich noch einen Schritt weiter: Ich diagnostiziere das Gesundheitsverhalten, die Toxinexposition, den Stresspegel, die Qualität der Ernährung und den Grad der sportlichen Betätigung eines Menschen. Ich versuche aktiv, meinen Patientinnen und Patienten zu mehr Gesundheit und Vitalität zu verhelfen, indem ich darüber aufkläre, was sie alles selbst tun können. Hier unterscheidet sich meine Vorgehensweise von der rein schulmedizinischen Behandlung und ähnelt mehr dem Modell der funktionellen Medizin. Ich helfe meinen Patientinnen und Patienten, ihre defekten biochemischen Prozesse neu zu regulieren, indem ich ihnen vermittle, wie sie sich anders bewegen und ernähren können. Dann versuchen wir die Belastung durch Umweltgifte zu verringern und das hormonelle Gleichgewicht zu verbessern – und lösen so die biochemischen Knoten, damit die Zellen wieder wie vorgesehen arbeiten können. Dadurch wird auch der Körper in die Lage versetzt, seine Aufgaben wie vorgesehen zu erfüllen.

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