Kitabı oku: «Der Sultan von Karisi», sayfa 2
‚Du wirst dort deinen Mann treffen! ‘, nicht ‚kennenlernen‘ und nicht ‚zukünftiger Mann‘.
„Ja!“
„Was ‚ja‘?“, fragte er nach.
Es kam für ihn so überraschend. Er dachte, sie würde länger überlegen und sich irgendwie herausreden wollen.
„Ja, ich mache es! Ich werde Ihre Frau! Aber nur unter einer Bedingung!“
„Du kannst keine Bedingungen stellen!“
„Doch, kann ich! Wenn ich nicht operiere, wird es nichts mit dem Deal und Sie müssen das hier alles aufgeben und in Schande verschwinden. Ich will auch einen Deal! Wir dürfen danach wieder nach Hause fahren. Nicht nur meine zwei Begleiter, sondern auch ich!“
„Wie lange dauert die Genesung?“
„Ungefähr 14 Tage, längstens drei Wochen.“
„Dann wirst du danach meine Frau. Und ihr bleibt noch einen Monat. Deal?“, fragte er auch so wie sie.
Er hatte die Hoffnung sie dann noch länger hierzubehalten.
„Deal!“, erwiderte Eva und hielt ihm ihre Hand hin.
„Wir machen das hier anders“, sagte der Sultan grinsend, ging zu ihr, nahm sie in den Arm und küsste sie.
Sie dachte, sie schwebe. Der Kuss war heiß und vielversprechend. Er dachte, er hätte sie überrumpelt, weil sie sich nicht wehrte. Doch Eva erwiderte seinen Kuss!
Dann ließ er abrupt ab. Sein bestes Stück meldete sich und das wollte er ganz und gar nicht.
„Das bleibt unter uns.“
„Ja“, konnte sie nur außer Atem sagen.
Er schloss auf und sie gingen zurück in sein Quartier. Omar wartete schon ungeduldig auf ihn.
„Bring sie wieder zurück.“
„Sultan, es gibt da noch ein Problem!“
„Über das sprechen wir später. Bring sie zu den anderen.“
Omar tat wie ihm befohlen. Dann kam er zurück und sagte: „Wir haben ein Problem. Ihr Cousin will zum Brunnen um zu sehen, ob er noch Wasser führt.“
„Hast du ihm nicht gesagt, dass er Wasser führt?“
„Doch, aber er will sich nicht abwimmeln lassen. Er will es selber sehen.
Denn wenn Sie keinen männlichen Nachkommen haben und keinen bekommen werden, würde er der nächste Sultan. Darf ich Ihnen etwas raten.“
„Was Omar?“
„Lassen wir ihn doch den Brunnen ansehen, dann wird er sehen, dass er Wasser führt und muss wieder gehen.“
„Ja, aber er wird sich damit nicht zufriedengeben. Erst wenn ich einen oder mehrere Nachfolger habe, wird er Ruhe geben.“
Nach einer Pause sagte er: „Die Wachen sollen die Ärzte im Auge behalten. Es soll keiner aus dem Fenster sehen. Sie sollen sie drinnen bewachen bis Yusuf4 wieder weg ist.“
Omar richtete es den Wachen aus. Dann durfte Yusuf in den Palast.
***
Dr. Evans war wieder in ihr Quartier gebracht worden. Sie ging sofort zu ihren Büchern und nahm einen Block zur Hand.
„Was ist, Dr. Evans? Was wollte er?“, fragten sie.
„Das geht euch nichts an.“
Statt einer weiteren Antwort zeichnete sie schon auf dem Papier.
„So sieht er halb erigiert aus. In voll erigiertem Zustand müsste er sich noch mehr drehen. Wir machen einen Schnitt hier, hier und hier. Was haltet Ihr davon?“
Sie sahen sie nur verwirrt an.
„Wie haben Sie das hingebracht?“, fragte Dr. Meier.
„Das ‚wie‘ ist egal! Dr. Weck, Sie müssen heute oder morgen mit ihm wegen der Anästhesie sprechen. Damit wir die Operation so schnell wie möglich durchführen können. Es eilt. Ach ja, Sie müssen ihn auch fragen, wie es mit dem Urinieren. Das konnte ich nicht mehr fragen. Es war so schon viel, was ich ihn gefragt hatte. Ich war froh, dass ich …“
Dann wurden sie gestört und mussten sich alle in die hinterste Ecke setzen. Eva konnte noch rasch die Zeichnung verstecken und das Buch umdrehen. Die Wachen würden zwar nichts lesen können, aber die Zeichnung sprach Bände. Sie wussten nicht was vorgefallen war, dass man sie unter starke Bewachung stellte. Es dauerte nicht mal eine Stunde und die Wachen wurden wieder abgezogen. Vor die Tür. Es wurde draußen schon finster und es kühlte sich auch schon merklich ab. Dann brachten die Diener das Essen, aber nur für zwei Personen. Sie sahen sich an. Was sollte das? Da kam auch schon Omar und brachte für Dr. Evans andere Kleidung. Es war ein prachtvolles Gewand. Ihre Kollegen starrten Eva nur an. Dr. Evans verzog sich wieder in ihr Zimmer, kam umgezogen heraus und folgte Omar. Sie wurde wieder in des Sultans Räume gebracht. Hier war auch schon das Essen hergerichtet. Eva durfte - nein - sollte mit dem Sultan essen. Er war wieder sehr freundlich zu ihr.
„Ich muss mich für die Unannehmlichkeit von vorhin entschuldigen. Aber es war eine reine Vorsichtsmaßnahme. Bitte setz dich und lang zu. Ich hoffe, dein Magen hat sich schon beruhigt“, sagte er und lächelte etwas spöttisch.
Das war auf das Essen von vorhin gemünzt, wo sie kaum etwas gegessen hatte.
„Was verschafft mir die Ehre, dass ich mit Ihnen essen darf? Sind dann nicht Ihre Frauen eifersüchtig?“
„Ich wollte dich nicht in der Gesellschaft der trauernden und wimmernden Männer lassen. Lieber ziehe ICH deine Gesellschaft vor. Und nein, meine Frauen essen mit den Kindern zusammen. Es speist ganz selten eine Frau bei mir. Außer sie ist mein Gast.“
„Wie viele Frauen haben Sie? Wenn ich mir diese Frage erlauben darf.“
„Ja, darfst du. Wenn du etwas nicht fragen darfst, wirst du es daran merken, dass ich nicht antworte oder böse werde. Ich habe vier Frauen und leider acht Mädchen. Ein Sohn dazu wäre nicht schlecht.“
Er machte eine Pause, bevor er weitersprach.
„Schenkst du ihn mir?“
Eva sah ihn mit großen Augen an. Und hoffte, sie müsste dann nicht noch neun Monate hierbleiben.
„Sieh mich doch nicht mit deinen braunen Augen so vorwurfsvoll an. Ist dein Vater arabischer Abstammung?“, fragte der Sultan und lenkte das Gespräch auf ein anderes Thema.
„Keine Ahnung. Mein Vater war Engländer, meine Mutter Deutsche und die Großeltern väterlicherseits weiß ich leider nicht. Man hatte ihn schon oft deswegen aufgezogen, weil ich dunkle Haut, dunkle Haare und fast schwarze Augen habe. Er scherzte oft, es könne sein, dass irgendwo bei meinen Großeltern anderes Blut dabei sei und die Gene jetzt durchgekommen seien. Aber ich habe nie einen Bluttest machen lassen.“
„Kann man das?“
Sie erklärte ihm, wie das mit der DNA funktionierte. Wollte ihn aufklären, doch dann sah sie in sein verwundertes Gesicht und hörte sofort wieder auf davon zu sprechen.
„Zu viel des Guten?“
„Ja, bitte erzähle mir etwas anderes. Ich höre deiner Stimme gerne zu.“
„Ach ja, bevor ich es vergesse, Dr. Weck wird morgen …“
„Nein, heute nichts mehr über die Operation. Morgen. Er soll morgen kommen und mir dann sagen, was du brauchst. Erzähle mir jetzt etwas über deine Kindheit.“
Und so musste Eva ihm über ihre Kindheit und Jugend erzählen. Das andere brannte ihr mehr auf der Zunge. Aber um ihn nicht zornig zu machen und vielleicht wegen der OP noch mehr zu beunruhigen, erzählte sie von sich. Auch er gab einige Anekdoten von sich. Die Zeit verflog schnell. Er geleitete sie dann selber zu ihrem Zimmer. Die anderen schliefen schon. Eva lag noch etwas wach und dachte über den Tag nach. Er verlief gar nicht so schlecht. Außer dass sie sofort enttarnt wurde.
Warum konnte sie diesem Mann nicht bei ihr zu Hause begegnen. Sie könnte sicher mit ihm sehr glücklich sein. Und träumte von einer schönen Zeit mit ihm.
***
Yusuf durfte zum Brunnen und nachsehen. Er floss, aber nicht mehr in dem Ausmaß, das er kannte. Aber er konnte ihn dadurch nicht vom Thron stoßen. Er musste unverrichteter Dinge wieder abziehen.
„Wo sind deine Gäste? Willst du sie mir nicht vorstellen?“, fragte er noch zum Schluss.
Natürlich hatte er davon gehört und wollte sie gerne sehen.
„Sie sind müde und ruhen sich aus.“
Er musste sich damit zufriedengeben. Dann ritt er davon und wusste, dass er nur weiterhin geduldig abwarten musste. Denn er hatte schon einen Sohn und irgendwann würde der Sultan werden.
Der Sultan ging wieder in seine Gemächer. Sein ‚Bestes Stück‘ hatte sich durch den Ärger wieder beruhigt. Er gab die Anweisung den Männern das Essen zu bringen, Dr. Evans die neuen Kleider und sie zu ihm zu geleiten. Sie kam ohne Widerstand. Er hoffte, sie machte das auch in der Hochzeitsnacht, aber nein - über etwas Widerstand würde er sich freuen. So eine richtige kleine Wildkatze. Die zahmen Dinger, die man ihm sonst brachte, waren nicht interessant. Fünf solcher warteten bereits darauf, von ihm als Frau genommen zu werden. Da sie allesamt noch sehr jung waren, konnte er sich mit dem Alter herausreden. Er hoffte, diese Operation würde ihm helfen, dass er seine Männlichkeit wieder richtig einsetzen konnte. Bei der Letzten musste er schon schummeln und so tun, als ob er sie beglücken würde.
Da sie auch noch jung war, bekam sie das nicht mit. Er schmierte ihr dann zum Schluss den Samen in ihre Tulpe. Und siehe da - sie wurde schwanger. Aber bei jeder seiner Frauen konnte er das nicht machen. Sie sollte bald gebären und er hoffte auf den ersehnten Jungen. Jedoch kam das Gerücht auf, dass er gar nicht der Vater wäre, weil er so wenig seiner Frauen beglückte.
Diese Ärztin hatte es ihm von Anfang an angetan - mit ihren wilden braunen Augen - in die er sich sofort verliebte und vor allem gehofft hatte, dass sie tatsächlich eine Frau war. Nicht, dass er sich dann doch als Mann entpuppte und er sich in einen Mann verliebt hatte und er darum keine gerade Männlichkeit hatte - als Strafe. Aber sie war - Allah sei Dank - eine Frau. Obwohl das ja auch ein Problem war. Weder der Diener noch Omar durften davon erzählen, dass einer der Ärzte eine Frau war. Erst später würden es alle anderen erfahren
Es gefiel ihm, dass sie stark war, aber wenn es notwendig war, zu dienen wusste. Sie würde ihm viel Freude bereiten. Aber wie lange? Er hatte sie zumindest einen Monat lang für sich - und dann? Sie konnte sehr gut erzählen und er hörte gerne ihrer Stimme zu. Dann verging die Zeit wie im Flug. Er wollte sie noch vor der Tür küssen, doch er tat es lieber nicht. Das würde er später nachholen. Er legte sich in sein Bett und träumte von ihr, doch da gab es gleich wieder dieses Problem und er musste sich auf den Rücken legen und an was anderes denken.
***
Am nächsten Morgen nach dem Frühstück kam Omar und verlangte nach Dr. Weck. Der wurde sofort nervös.
„Dr. Weck, Sie brauchen keine Angst zu haben. Sie nehmen seine Daten auf, fragen ihn alles was Sie brauchen, sind ganz nett zu ihm und sehen sich den Operationsaal an. Prüfen, ob auch alles vorhanden ist. Falls nötig müsste er es noch besorgen. Wenn alles da ist, dann setzen wir die OP für morgen in der Früh an.“
Sie konnte ihn dadurch etwas beruhigen. Er folgte Omar und wurde freundlich von dem Sultan begrüßt.
„Setzen Sie sich und fragen Sie mich, was Sie von mir wissen wollen.“
Er fragte nach seinem Alter, Gewicht, ob er irgendetwas nicht verträgt usw. Der Sultan gab bereitwillig Auskunft.
„Die OP würden wir gerne morgen in der Früh vornehmen. Dazu dürften Sie ab 22 Uhr nichts mehr essen und ich würde mir gerne noch den Operationsaal ansehen.“
„Wieso erst morgen und nicht schon heute?“, fragte er etwas irritiert.
„Weil Sie heute sicher schon etwas gegessen haben und eine OP sollte man nur machen, wenn Sie mindestens 10 Stunden nichts gegessen haben. Das könnte sich eventuell schlecht auf die Narkose auswirken. Sollten Sie später noch etwas zu sich nehmen, außer Wasser natürlich, dann müssten Sie es mir vorher noch sagen, dass ich damit rechnen kann.“
Das reichte dem Sultan vorläufig.
„Dann wollen wir uns jetzt noch den Operationssaal anschauen“, sagte der Sultan schließlich.
Dr. Weck stellte sich den Operationssaal schon sehr vorsintflutlich vor. Der Sultan brachte ihn zu der Tür, schloss auf, ließ ihn herein und schaltete das Licht an. Erstaunt über das, was er sah, blickte sich Dr. Weck in dem Raum um. Er wusste nicht, dass Dr. Evans ihn schon gesehen hatte. Die würde sicher Augen machen, wenn er ihr von dem hier erzählte. Er sah sich alles genau an. Es war alles vorhanden.
„Gibt es hier auch einen Aufwachraum, in dem wir Sie nach der OP überwachen können?“
Der Sultan ging zu der Tür nebenan und machte sie auf. Es war alles da. Er hatte sich gut beraten lassen, was er dafür benötigen würde und alles wurde in kürzester Zeit hergerichtet. Dr. Weck konnte nur staunen. Seine Nervosität war verflogen. Der Sultan konnte nur in sich hineinlächeln. Er ließ danach Dr. Weck wieder in sein Quartier bringen. Der erzählte voller Freude von dem Operationsaal.
„Dr. Evans, sie sehen gar nicht überrascht aus?“
„Nein, wieso? Ich habe ihn gestern schon gesehen und er ist ein Traum oder nicht?“
Die beiden sahen sich an. Dr. Evans war irgendwie anders. Aber Dr. Weck wusste nicht warum. Sie berieten sich noch wegen der Operation. Wer wann welche Aufgaben übernahm und da keine Krankenschwester da war, wer diese Arbeit erledigte. Es wurde alles gerecht aufgeteilt. Dr. Evans wollte heute noch sicherheitshalber den Operationsaal desinfizieren. Dr. Meier assistierte ihr und übernahm die Plichten einer OP-Schwester. Dr. Weck war für die Anästhesie zuständig und übernahm hinterher das Aufräumen. Dr. Evans selbst wollte die erste Schicht im Aufwachraum übernehmen. Dr. Meier die zweite und Dr. Weck die dritte Schicht. Das war notwendig, da hier kein anderes medizinisches Personal vorhanden war, dem man vertrauen konnte oder das sich auskannte.
„Und wer sagt es ihm? Außerdem muss er am Abend noch eine Tablette nehmen und dann vor der OP auch. Wer gibt sie ihm?“, fragte Dr. Weck.
„Die am Abend kann ich ihm geben, die andere muss ihm einer von euch geben. Zwei Stunden vor der OP. Ich darf dann sicher nicht zu ihm. Ich werde es ihm heute noch erklären“, antwortete Dr. Evans.
„Aber wie wollen Sie zu ihm gelangen? Oder glauben Sie, die Wachen lassen Sie so einfach zu ihm durch?“
„Nein, ich denke er wird mich holen lassen. Und außerdem kann man ihm die Nachricht überbringen lassen.“
Und schon war Eva auf dem Weg zur Tür und öffnete sie schwungvoll. Die Wachen versperrten ihr sofort den Weg.
„Omar! Holt Omar, ich will ihn sprechen!“
Da sie sicher nicht den Sultan holen würden und Omar wohl für sie zuständig war, würden sie ihn sicher holen. Und wirklich, einer der Wachen verschwand und Dr. Evans ging wieder hinein. Die andere Wache war beruhigt. Nach einer Weile erschien Omar tatsächlich.
„Sie haben nach mir gerufen? Was wollen Sie?“
Dr. Evans stellte sich zu ihm, da er die Männer angesprochen hatte.
„Ich bräuchte vor dem Mittagessen noch ein Gespräch mit dem Sultan. Es ist sehr wichtig. Fragen Sie ihn, ob er etwas Zeit erübrigen könne. Es dauert sicher nicht lange. Und sagen Sie ihm, Dr. Evans bittet um das Gespräch.“
Omar sah sie alle der Reihe nach an, verbeugte sich und verschwand. Die beiden Männer schüttelten nur den Kopf. Das würde sicher nichts werden. Aber siehe da, nach einer Stunde kam ein Diener und holte Dr. Evans ab. Sie setzte sich wieder ihren Turban auf. Darunter versteckte sie immer gut ihre Haare. Hier liefen sie alle in den Kaftanen herum. Dr. Evans und auch die anderen Ärzte. Er sah Eva verwundert an, als sie eintrat. Den Diener schickte er weg, nur Omar blieb.
„Was wollen Sie Dr. Evans, dass es so dringend ist?“
„Entschuldigen Sie zuerst die Störung. Aber wir müssten aus Vorsicht den Operationsaal noch reinigen und desinfizieren und alle Geräte kontrollieren, dass sicher nichts passieren kann. Im Krankenhaus machen das unsere Reinigungskräfte und Schwestern, aber hier müssen wir das leider notgedrungen selbst machen. Ich würde Sie darum bitten, dass ich vor dem Essen reingelassen werde und ich alles erledigen kann. Es ist ja auch in Ihrem Interesse.“
Er sah sie zuerst an und Omar wollte schon etwas sagen, doch wehrte er ihn mit einem Handzeichen sofort ab.
„Ist er nicht sauber genug? Er wird gut gelüftet und ist nach dem Aufstellen gereinigt worden.“
„Das reicht leider nicht. Vor jeder OP muss der Operationsaal erneut gereinigt werden. Es braucht nur ein winziges Staubkorn, das in die Wunde kommt und schon kann es zu einer Infektion kommen. Und wir müssen noch einmal operieren.“
Eva lag schon etwas anderes auf der Zunge, doch sie hielt sich zurück. Das leuchtete ihm ein. Er stand auf, ging zu einer Schatulle und öffnete sie. Nahm etwas heraus und ging zu ihr. Leise, dass Omar es nicht hören konnte, sagte er zu ihr: „Ich lege den Schlüssel vertrauensvoll in deine Hände. Ich werde eine Wache zu dir schicken, die dich hinbringt und auf dich aufpasst.“
„Mir wäre es lieber, die Wache würde vor der Tür warten. Damit sie den Saal nicht verunreinigt. Und es gäbe noch eine Kleinigkeit zu besprechen wegen der OP. Wann würde es Ihnen passen?“
„Gut. Aber dann tust du mir auch einen Gefallen!“
„Und welchen Herr Sultan?“
Sie wusste jetzt würde nichts, noch nichts passieren.
„Ich möchte dich dafür gerne heute Abend in einem westlichen Kleid sehen.
Ich hoffe, du hast so etwas dabei. Nicht in Hosen oder diesem öden Kaftan. Nein, ich möchte deine Weiblichkeit sehen, wie du sie zu Hause trägst. Das sollte doch kein Problem sein, oder?“
„Ja Herr Sultan, werde ich machen“, sagte sie laut, denn sie hatte bemerkt, wie Omar schon die Ohren spitzte.
Der Sultan lächelte verständig.
„Bis später meine Blume“, flüsterte der Sultan, drückte ihr den Schlüssel in die Hand und küsste sie auf die Stirn.
Dann drehte er sich um.
„Omar, was gibt es sonst noch zu berichten?“
Dr. Evans war entlassen. Sie drehte sich um und ging mit der Wache wieder in ihr Quartier.
„Und was hat er gesprochen? Hat er Sie gleich angeschrien?“, fragte Dr. Meier.
„Nein wieso sollte er? Ich habe den Schlüssel und werde vor dem Abendessen abgeholt.“
Sie staunten nicht schlecht.
„Und wer gibt ihm noch die letzten Ratschläge und die Tablette?“
„Das mache ich! Was macht Ihr Euch denn so viele Sorgen?“, fragte Dr. Evans belustigt und ging in ihr Zimmer.
Etwas später holte sie eine Wache ab und brachte sie zum Operationsaal. Sie hatte aber leider vergessen zu sagen, dass sie ja auch Eimer und Wasser benötigte. Die Wache zeigte ihr eine Tür, die sie ebenfalls mit dem Schlüssel aufschließen konnte. Und darin befand sich alles, was sie brauchte. Desinfektionsmittel hatte sie sicherheitshalber dabei. Eva schloss auf und hinter sich wieder zu, damit kein Unbefugter eintreten konnte. Sie machte alles sehr gründlich sauber und war pünktlich zum Abendessen fertig.
Man erwartete Dr. Evans schon. Zwei Frauen brachten sie in einen Raum, wo sie sich vorher noch baden konnte. Das war sehr weise von dem Sultan. Nur hatte Eva jetzt ihr Kleid nicht dabei. So musste sie noch mal zurück in ihr Zimmer. Das passte Omar zwar nicht, der sie abholte, aber es war eben notwendig. Sie zog sich rasch um und trug jetzt unter dem Kaftan ihr Kleid. Ihre Schuhe und die Tablette für den Sultan musste sie noch mitnehmen. Eva wickelte alles in ein Tuch. Dann durfte Omar sie zum Sultan bringen. Die beiden anderen Ärzte wunderten sich nur darüber. Der Sultan war sehr enttäuscht, als er sie im Kaftan sah. Er schickte Omar weg, der nicht gerne ging. Ihn immer mit dieser Frau alleine zu lassen, gefiel ihm nicht.
„Habe ich dich nicht um etwas gebeten?“, fragte er sofort böse.
„Herr Sultan, wie sähe das aus, wenn der Arzt - ihr Arzt - in Frauenkleidern, noch dazu in westlichen, durch ihre Gänge geht?“, fragte Dr. Evans dagegen.
Da hatte sie auch wieder recht.
„Bevor wir zum gemütlicheren Teil kommen“, denn sie hatte schon das Essen gesehen, „muss ich Ihnen noch etwas erklären und geben.“
Eva wartete seine Reaktion ab. Er deutete mit der Hand an, dass sie weitersprechen konnte.
„Ich habe hier noch eine Tablette, die müssten Sie heute Abend vorm Einschlafen nehmen, damit Sie ruhiger schlafen. Und morgen wird ihnen Dr. Weck noch eine Beruhigungstablette geben, zwei Stunden vor der OP. Wir haben sie für 10 Uhr angesetzt, also um 8 Uhr. Und Sie dürfen natürlich auch nichts frühstücken. Dr. Weck wird Ihnen noch ein OP-Hemd geben und ich würde Sie bitten, das anzuziehen. Sie können dann den Kaftan darüber anziehen und so in den OP gehen. Vor der Tür ihn dann bitte wieder ausziehen. Also heute nach dem Essen bitte nichts mehr speisen und keinen Alkohol trinken. Das wäre vorläufig alles. Sollte noch etwas sein, bitte die Anweisungen von Dr. Weck befolgen. Er macht das dann auf meine Anweisung. Und … er ist so schon nervös genug, bitte machen Sie es nicht noch schlimmer. Ich brauche einen ruhigen Arzt.“
Sie legte die Tablette, die sich in einer Schachtel befand, auf den Tisch zu ihrer rechten.
„Ich werde den Anweisungen folgen, die Sie mir gegeben haben. Und sind Sie nicht nervös wegen morgen?“
„Nein heute noch nicht, erst morgen. Darum komme ich auch nicht selber und hole Sie ab. Ich muss mich vorbereiten und konzentrieren.“
Das leuchtete ihm ein. Er hatte ihrer Stimme zugehört, was sie sprach war zweitrangig. Er hörte gerne ihre Stimme. Er wird sie vermissen, das wusste er jetzt schon.
„Sind wir dann mit dem offiziellen Teil fertig?“, fragte er.
„Ich schon, außer Sie wollen noch etwas wissen.“
„Ich würde gerne etwas wissen, aber auf das haben nicht mal Sie eine Antwort.“
Sie wusste, was er meinte. Er deutete ihr an, dass sie sich setzen sollte. Doch sie blieb stehen.
„Wieso bleibst du stehen?“
„Ich muss ja noch Ihrer Bitte nachkommen.“
Er sah sie zuerst verwirrt an. Dann nahm sie den Turban ab und ihre dunklen lockigen Haare fielen ihr bis über ihre Schultern. Dann wickelte sie aus dem Tuch Ihre Schuhe und zog sie statt der Sandalen an. Zum Schluss zog sie den Kaftan über ihren Kopf. Dann stand sie mit ihrem weiß-roten Petticoat Kleid vor ihm. Er starrte sie nur an. Auf das war er jetzt nicht mehr gefasst gewesen. Sie fand zuerst die Sprache wieder.
„Haben Sie sich so etwas gewünscht?“
„Ja meine Blume und du siehst auch wie eine Blume aus.“
„Wieso nennen Sie mich immer Blume.“
„Weil du eine Blume bist und ich weiß noch keinen Namen für dich.“
Er kam auf sie zu, nahm ihre Hand und küsste sie. Dann brachte er sie zum Tisch und konnte kaum seine Augen von ihr abwenden.
„Ich heiße mit Vornamen Eva“, sagte sie.
„Nein, du brauchst einen arabischen Namen. Aber ich kann mich nicht entscheiden, welchen Namen ich meiner Blume geben soll.“
„Jasmin ist eine Blume.“
„Nein, du bekommst deinen eigenen. Wir werden ihn schon finden bis zur Hochzeit. Und du wirst vorher noch reiten lernen müssen.“
Jetzt sah Eva ihn verwirrt an.
„Wieso muss ich reiten lernen?“
„Das erfährst du, wenn es so weit ist. Und jetzt wollen wir noch den Abend genießen.“
Dann speisten sie und es wurde nicht mehr von der OP gesprochen. Er erzählte ihr, wie sein Tag aussah, was er so machen musste, für was er verantwortlich war usw. Denn diesmal bat sie ihn darum, von sich zu erzählen.
„Bitte lenken Sie mich von den Gedanken an die OP ab.“
Er tat es gerne und brachte sie dann wieder in ihr Quartier zurück. Die Wache blieb draußen und er ging noch kurz mit hinein. Die anderen Ärzte schliefen schon. Es war schon nach Mitternacht.
„Bitte sage nur einmal meinen Namen, ich will ihn einmal aus deinem Munde hören und dann morgen in der Narkose davon träumen und auch heute schon.“
„Aber Herr Sultan von Karisi, das mache ich doch die ganze Zeit.“
„Nein, nenne mich beim Vornamen, bitte.“
„Und der wäre?“
Sie wusste nicht wie er mit Vornamen hieß, man sagte immer Sultan oder Sultan von Karisi.
„Kasim5, meine Blume.“
„Gute Nacht Kasim und träume von mir.“
Es hörte sich wundervoll an aus ihrem Mund.
„Gute Nacht meine Blume und schlafe gut.“
Dann küsste er sie rasch und ließ sie auch sogleich wieder los. Er drehte sich um und verschwand. Eva stand da und wusste nicht, hatte sie geträumt?
„Kasim“, sagt sie für sich und ging auch schlafen. Es würde noch ein harter Tag werden.