Kitabı oku: «Der Sultan von Karisi», sayfa 4

Yazı tipi:

Ari und reiten?

Dr. Meier ging jeden Morgen den Verband wechseln.

„Es sieht gut aus“, konnte er immer vermelden.

Das Reiten wollte Dr. Meier ihm noch verbieten, doch der Sultan bestand darauf.

„Kann ich schon reiten? Was muss ich beachten?“

Er ließ nicht locker. Bis er es ihm eine Woche nach der OP widerwillig erlaubte. Er solle vorsichtig reiten und sich ein Kissen unter den Po legen. Er nahm es zwar mit, wollte es jedoch nicht nehmen, aber er legte es sich dann doch ganz brav unter seinen Hintern. Dr. Evans durfte nach ihrem Umzug am dritten Tag nach der OP, das erste Mal ihr Pferd sehen, mit dem sie reiten lernen sollte. Es war ein wilder schwarzer Hengst. Nur der Sultan konnte ihn reiten.

„Und mit dem soll ich reiten lernen?“

„Ja, so hat es der Sultan befohlen.“

„Darf ich mir mein Pferd nicht selber aussuchen? Es stehen so viele hier.“

„Nein, er besteht auf Ari. Und Sie wissen, was er sagt, das muss getan werden.“

Sie trug immer einen Turban, einen Kaftan und um das Gesicht einen Schal, damit man ihr Gesicht nicht sehen konnte. Natürlich hatte es sich im Palast herumgesprochen, dass einer der Ärzte eine Frau sein sollte. Und dann waren da noch die Gerüchte um die Hochzeit. Aber da musste Eva jetzt durch. Als sie zu dem Hengst trat, musste sie sich zuerst beschnuppern lassen. Da sie jedoch in der Früh ein Deo aufgetragen hatte, musste sie sich sofort waschen gehen.

„Das mag das Pferd nicht und es wird wild“, sagte Omar.

Der war auch so schon wild genug. Ari kam zur Tür seiner Box und schnüffelte sie an. Zuerst wollte er nicht so recht. Dann lockte ihn Omar. Und sprach arabisch mit ihm. Dann blieb er vorne stehen. Zuerst musste sie ihn striegeln. Ari versuchte sie zu zwicken. Omar hielt ihn zwar, aber er ließ sich nicht davon abhalten, nach Eva zu schnappen.

„Das macht er beim Sultan auch immer.“

„Und was macht er dann?“

„Er küsst ihn.“

Eva sah ihn verwundert an. Was machte er? Sie striegelte ihn fertig. Das machten sie zwei Tage lang. Dann durfte sie ihn satteln. Omar zeigte es ihr und dann musste Eva es machen. Doch Ari war schlau. Er hielt die Luft an, während sie den Gurt festschnallte. Da sie ihn deswegen nicht so fest zuziehen konnte, fiel der Sattel wieder herunter, als sie aufsteigen wollte. Weil er ja nicht fest saß. Beim dritten Mal wurde sie wütend und zog fest an. Ari erschreckte sich, ließ die Luft heraus und der Sattel saß.

„Hab ich dich erwischt!“, sagte sie.

Das spielte sich bis jetzt alles noch im Stall ab. Jetzt ging es hinaus auf die Koppel, die mit Sand befüllt war, weil es ja kein Gras und Sägespäne gab. Sie trainierten immer vormittags. Um die Mittagszeit und nachmittags kamen die Karawanen und hielten hier Rast. Da hatten sie dann keinen Platz. Der Sultan sah immer von seinem Balkon aus zu. Manchmal musste er lachen, dann wieder hatte er Angst, dass sie es nicht schaffen würde. Solange Omar neben Ari ging, war er brav. Wollte er weiter weggehen, wurde er stur oder bockte.

Eva fiel einige Male herunter. Das machte sie nur noch wütender und jetzt wollte sie es erst recht schaffen. So verging die Woche und dann durfte der Sultan selber reiten. Manchmal ritt er mit Ari oder mit Riah13 gegen Abend weg und kam ungefähr drei Stunden später wieder zurück. Keiner wusste, was er tat. Nur Dr. Meier wunderte sich, dass seitdem die Wunde viel schneller heilte. Und er hatte das Gegenteil befürchtet. Was machte er nur immer da draußen? Dr. Evans hatte bisher den Sultan selbst noch nicht gefragt, ob sie ihr Werk mal selbst begutachten durfte. Sie wusste, sie würde es sicher noch sehen. Und Dr. Meier berichtete ihr immer von seinen täglichen Verbandswechseln und Kontrolluntersuchungen.

Der Sultan sprach bei seinen Ausritten auch immer mit Ari, doch der stellte sich bei Eva immer noch stur. Es waren noch drei Tage bis zur geplanten Abreise. So wie es zuerst vereinbart war. Nur Dr. Eva Evans würde nicht abreisen. Eva ging es auf den Nerv, dass Ari sie immer noch nicht reiten ließ. Sie wusste aber nichts von dem Zeitlimit. Der Sultan wollte sie damit nicht unter Druck setzen. Omar probierte jeden Tag neue Namen für Eva aus. Sie hatte es ja schon mitbekommen, da der Sultan sie auch bereits danach gefragt hatte. Bis jetzt hatte er sie noch nicht zu sich gebeten und sie würde auch nicht nachfragen.

Es würde schon seine Bewandtnis haben. Seitdem sie reiten lernte, hatte Omar mit den Namen angefangen. Zuerst mit C, dann mit D und mit E. Manchmal fiel ihm ein anderer Name ein. Ihr fiel auch etwas ein. Tiere hören einem Menschen ja zu. Sie hatte das des Öfteren bei den Kameltreibern oder auch bei anderen gesehen, wenn sie ihnen etwas ins Ohr flüsterten. Eva saß gerade auf Aris Rücken und er stieg unruhig herum. Sie beugte sich vor und fing an ihm etwas ins Ohr zu flüstern. Der Sultan sah ihr wie immer zu. Sie hatte sich die Steigbügel höher machen lassen, dass sie fast wie ein Jockey auf ihm saß.

„Ari. Der Sultan Kasim will, dass du mich schneller trägst als der Wind. Und ich verspreche dir dafür, dass du nicht den Arsch von Yusuf tragen musst. Ist das ein Deal?“

Sie hatte das von Yusuf schon herausbekommen, dass er scharf war auf den Titel des Sultans und den Platz im Palast. Nämlich dann, wenn der Sultan Kasim keinen männlichen Nachkommen hatte.

Ari spitze die Ohren und es sah so aus, als würde er überlegen. In dem Moment klatschte Omar Ari mit einer Hand auf den Rücken und sagte: „Trage Fatma schneller als der Wind.“

Eigentlich wollte er Fatima sagen. Dann stieg Ari hoch. Eva hatte die Zügel schon kurz genommen, bevor sie ihm etwas zugeflüstert hatte. Sie hielt sich im Sattel und dann lief der Hengst so rasch wie der Wind durch das Tor. Das war schon für die Karawanen geöffnet worden, die schon in Sicht waren. Omar sprang erschrocken zurück. Der Sultan bekam fast einen Herzinfarkt. Und Ari sprang mit ihr hinaus. Eva hielt sich geduckt an den Zügeln fest. Sie glaubte nicht, was sie gerade spürte. Sie waren eine Einheit. Was hatte genützt?

„Ari! Lauf! Wir reiten Yusuf davon!“, schrie sie gegen den Wind.

„Omar! Reite ihr nach!“, schrie der Sultan vom Balkon.

Er hatte Angst, dass Ari sie irgendwo abwarf und Eva sich wehtat. Er lief auf die andere Seite des Balkons und sah ihr nach. Sie verschwand hinter den Hügeln. Omar hatte zu tun, in der Eile auf sein Pferd zu kommen. Er ritt ihr so schnell er konnte hinterher. Als er auf dem Hügel angekommen war, kam Ari mit Eva schon wieder zurück. Sie zischten an ihm vorbei. Sein Pferd erschreckte sich und hätte ihn fast abgeworfen. Dann ritt er hinter ihr her. Sie ritt mit Ari wieder in den Innenhof, bevor noch die ersten Karawanen hereinkamen. Sie bremste ihn in der Koppel ab. Er tat zwar noch etwas störrisch, war ihr aber schon gehörig. Sie stieg ab und stellte sich vor ihn.

„Ari, braver Junge“, lobte sie ihn und strich ihm über die Stirn.

Dann legte sie ihre Stirn auf die Seine. Er blieb ganz ruhig. Der Sultan sah verwundert herunter.

„Spucke ihm in den Mund“, sagte er leise, „spucke ihm in den Mund, dann ist er ganz dein.“

Eva küsste ihn auf die Nüstern. Ihr kam es vor, als würde es ihm gefallen und es hatte ihn gekitzelt, weil ein Schauer durch seinen Körper ging.

„Brav mein Junge. Jetzt verstehen wir uns, oder?“

Eva sah ihn an.

„Weißt du was manche Leute sagen? Man soll einem Tier in den Mund spucken, dann bleibt es einem ein Leben lang treu.“

Und wie zur Bestätigung nickte er oder kam es ihr nur so vor? Sie machte sein Maul auf und spuckte hinein. Ari hatte gar nichts dagegen. Dann brachte sie ihn in den Stall, sattelte ihn ab und rieb ihn trocken. Omar sah dem nur staunend zu. Er sah hoch zum Sultan. Der sah auch verwundert herunter. Dann brachte auch Omar sein Pferd in den Stall. Danach ging er sofort zum Sultan und Eva war schon in ihre Gemächer verschwunden. Den Namen, den Omar zu ihr gesagt hatte, hatte sie gar nicht mitbekommen.

Der neue Name

Eva war noch ganz benommen von dem Ritt und ging sich baden. Nach ihren Reitübungen wartete immer ein Bad auf sie. Heute schien jedoch etwas anders zu sein. Oder war es nur, weil sie mit Ari eine Einheit geworden war?

Am Abend kam eine Dienerin und brachte ihr einen schönen neuen Kaftan. Den sollte sie heute anziehen. Sie hatte auch ihren eigenen Diener bekommen. Der Sultan hatte Omar, sie hatte jetzt Kadir14. Er las ihr alles, was er konnte von den Lippen ab. Er war ihr schon treu ergeben, ohne dass sie auch nur etwas dafür getan hatte. Dass er vom Sultan aber den Befehl hatte, wusste sie nicht. Sie war schon neugierig, was sich getan hatte, dass sie heute zum Sultan durfte. Weil sie Ari geritten hatte? War das der Auslöser? Sie durfte heute wieder mit ihm speisen. Er sah gut aus. Viel zu gut, sagte ihr Herz, das sofort schneller zu schlagen begann. Er begrüßte sie höflich wie immer. Dann setzten sie sich an den Tisch und die Diener trugen das Essen auf. Sie hatte sich inzwischen schon daran gewöhnt. Vor dem Dessert stellte er die erste Frage. Vorher hatten sie schweigend gegessen. Sie traute sich auch nicht zu sprechen.

„Heute besonderer Tag!“, sagte Kadir. „Du brav sein wie arabische Frau.“

Sie wusste nicht, ob sie sich daran halten konnte. Es ging aber alles gut. Der Sultan sah sie an und sie ihn. Er konnte schon wieder normal sitzen. Also war bald die Zeit vorbei. Doch es würden nur ihre Kollegen abreisen. Sie würde noch bleiben. Oder würden Dr. Meier und Dr. Weck nicht ohne sie fahren?

„Dr. Evans. Was grübeln Sie so viel. Ich sehe es Ihnen an.“

Er war wieder im Dr.-und-Patient-Modus.

„Weil unsere Zeit bald vorbei ist und meine beiden Kollegen abreisen werden, falls sie denn abreisen. Wenn sie das von der Hochzeit mitbekommen, machen sie sicher einen Aufstand. Dann lassen sie mich bitte mit ihnen reden. Denn sie werden mich nicht hier alleine lassen und auch hierbleiben wollen.“

„Das ist doch verständlich oder nicht? Ich würde Sie auch nicht alleine und schutzlos in einem fremden Land lassen.“

„Dürfen sie vielleicht auch hier bleiben bis ich abreise? Ohne dass sie Probleme bekommen?“

„Wenn sie nichts gegen die Hochzeit unternehmen? Dann ist es sicher kein Problem. Ansonsten muss ich sie einsperren lassen.“

„Ich werde es ihnen sagen. Haben sie schon einen Termin festgesetzt?“

„Ja, heute in fünf Tagen.“

Eva sah ihn überrascht an. Sie hatte nicht so schnell damit gerechnet.

„Darf ich es ihnen die nächsten Tage erzählen oder ist es noch ein Geheimnis?“

„Nein, je eher desto besser. Damit sie sich damit anfreunden können. Aber eine falsche Bewegung und ich kann für nichts garantieren.“

„Okay, ich werde es ihnen sagen.“

Dann wurde die Nachspeise abgeräumt. Sie setzten sich auf die Kissen und Teppiche, die herumlagen. Sie bewunderte ihn, dass er schon so sicher gehen, sitzen und liegen konnte.

„An was denkst du?“

„Dass Sie sich schon sehr gut ohne Probleme bewegen können.“

Er lächelte nur.

„Ich habe ein kleines Geheimnis. Das verrate ich später nur dir.“

„Ich hätte eine Bitte als Ärztin.“

„Nein, frage gar nicht erst weiter. Du wirst ihn erst in unserer Hochzeitsnacht sehen. Da nützen kein Flehen und kein Bitten.“

„Dann werde ich mich später an ihm erfreuen, ihn sehen, schmecken und spüren.“

Also brauchte sie auch gar nicht mehr zu fragen, obwohl neugierig wäre sie schon auf ihr Werk und würde ihn lieber heute als morgen sehen. Aber wenn der Sultan ‚Nein‘ sagte, dann hieß es auch ‚Nein‘.

„Dafür habe ich eine andere schöne Neuigkeit für dich.“

„Und die wäre?“

„Ich habe endlich deinen Namen gefunden. Deinen neuen arabischen Namen.“

Sie sah ihn an. Doch er sagte ihn noch nicht.

„Und der wäre?“

Anscheinend hatte Eva ihn nicht mitbekommen, als sie mit Ari ausgeritten war. Oder sie tat so, als wüsste sie ihn nicht. Er wollte sie noch ein bisschen auf die Probe stellen. Ihr noch ein paar Namen sagen und dann sehen, wie sie auf DEN Namen reagierte.

„Ich lass dir noch etwas Zeit, ich will ihn mir auf der Zunge zergehen lassen und dich noch etwas mehr auf die Folter spannen. Du siehst dann immer so hübsch aus.“

Jetzt war Eva doch etwas gekränkt und sah sofort von ihm weg.

„Und was ist, wenn ich gehe?“

„Kannst du nicht.“

„Und wieso nicht?“

„Probiere es doch.“

Sie stand auf und ging zur Tür, doch dort stand eine Wache und hinter der anderen Tür auch. Keine der beiden Wachen würde sie ohne das O.K. vom Sultan herauslassen. So musste sie sich wieder setzen. Das gefiel ihm. Eva wollte lieber gehen, denn sie wusste nicht, ob er sich im Zaum halten konnte, aber der Sultan musste sich eigentlich im Zaun halten. Aber sie? Würde Eva es schaffen? Ohne sein Gesicht zu nehmen und ihn zu küssen. Was ihm auf der einen Seite sicher gefallen würde und auf der anderen nicht, wenn er nicht der war, von dem die Initiative ausging.

„An was denkst du gerade?“, holte er sie aus ihren Gedanken.

„An nichts“, sagte sie rasch.

Er sollte nicht ihre Gedanken lesen und kennen. Die wollte sie ihm später erzählen - später, wenn sie Mann und Frau waren.

„Mirjam, du sagst mir jetzt bitte was du gedacht hast“, sagte er ruhig.

Er wollte es nicht befehlen. Sie sollte selber entscheiden und er wartete ihre Reaktion auf den Namen ab. Sie sah ihn an und lachte.

„Miriam, nein danke“, sagte sie, stand auf und sah ihn an.

Durfte sie auch ein Wort dazu sagen?

„Komm setz dich wieder bitte, Layla.“

„Nein“, sagte sie erneut und ging einen Schritt weg.

Sie merkte, er testete sie aus. Diese beiden Namen wollte sie nicht.

„Marjam, bitte setz dich zu mir.“

Eva lachte wieder und sagte: „Nein.“

Sie drehte sich um und ging Richtung Tür. Er wartete noch etwas und sagte: „Fatma, bitte komm her zu mir.“

Eva blieb wie angewurzelt stehen. Ein Schauer rann über ihren Rücken. Es war, als hätte sie ihn schon mal gehört, sie wusste nur nicht wo. Sie ging einen Schritt weiter.

„Fatima, ich bitte dich noch einmal.“

Obwohl es das gleiche war, reagierte sie nicht darauf und machte mit der Hand eine wegwerfende Bewegung.

„Fatma, bleibe hier bei mir.“

Eva war nahe der Tür, sie lehnte sich an. Sie konnte nicht weiter. Eine Träne rann ihr über das Gesicht. Ja, das war ihr Name und ganz langsam kam die Erinnerung. Der Traum in der ersten Nacht. Eine Stimme sagte ihn immer wieder zu ihr: ‚Fatma, meine Blume‘. Sie lehnte sich mit dem Kopf an die Tür. Sie konnte nichts tun, war wie gelähmt. Sie sah nicht, wie der Sultan lächelte. Er musste sie dreimal beim Namen nennen und sie dreimal darauf reagieren, dann war es ihrer und sie die Richtige. Er ging ein paar Schritte zu ihr.

„Saida, komm.“

Sie winkte ab und sagte: „Nein.“

Er stand schon hinter ihr und sagte: „Fatma, meine Blume, dreh dich bitte um.“

Die Tränen begannen zu fließen. Sie konnte sich nicht alleine umdrehen. Der Sultan half ihr, nahm sie bei der Schulter, drehte sie zu sich und sah ihr in die Augen, in dem er ihr Kinn anhob. Ihre Augen waren voller Tränen. Sie hatte den Namen unbewusst gehört und war erstarrt, als sie ihn aus seinem Mund hörte. Das war das richtige Zeichen. Und sie hatte dreimal hintereinander darauf richtig reagiert. Er wischte ihre Tränen weg.

„Wer wird denn weinen, wenn meine Blume endlich einen Namen gefunden hat. Meine Fatma.“

Dann küsste er sie und sie erwiderte seinen Kuss. Er merkte, dass sie willig war, aber nicht heute. Erst in fünf Tagen. Er musste sich selber zusammenreißen. Sie schmiegte sich nach dem Kuss an ihn und er streichelte sie.

„Wollen wir uns nicht setzen? Ich glaube wir täten uns leichter.“

Sie nickte nur, sie konnte nichts sagen. Wischte sich die letzten Tränen ab und ging mit ihm zu den Kissen und ließ sich darauf nieder. Er setzte sich zu ihr.

„Wieso hast du dann noch die anderen Namen gesagt, wenn du schon den richtigen wusstest?“

Er legte seinen Finger auf ihren Mund.

„So weit sind wir noch nicht, erst wenn wir Mann und Frau sind, dürfen wir uns duzen.“

„Oh Entschuldigung, war mir so rausgerutscht - vor Glück.“

Er freute sich, dass Eva auch glücklich war und verzieh es ihr rasch.

„Um dich selber zu testen, wie du auf deinen Namen reagierst. Und du musst ihn innerlich schon gewusst haben, sonst wärest du nicht stehen geblieben und bei den anderen hast du nur gelacht, ‚nein‘ gesagt, oder abgewunken. Und bei Fatma bist du stillgestanden wie eine Statue.“

„Ich konnte mich auf einmal nicht mehr bewegen und wusste, ich hatte ihn schon mal gehört, aber nicht wo. Beim zweiten Mal kam die Erinnerung zurück. Ich hatte davon in der ersten Nacht geträumt und beim dritten Mal flossen die Tränen, ohne dass ich es wollte. Und konnte mich auch nicht mehr bewegen. Bis … bis du gekommen bist Kasim.“

Diesmal musste sie es so sagen und er hatte auch nichts dagegen. Im Gegenteil, er nahm ihr Gesicht in seine Hand und küsste sie.

„Fatma meine Blume.“

„Kasim.“

Und sie verschmolzen zu einem. Nachdem er sich wieder gelöst hatte, sagte er: „Ich kann es kaum erwarten, dich offiziell in meine Arme zu nehmen. Ich muss mich sehr zusammennehmen und dein Werk freut sich mit mir.“

Sie musste lächeln.

„Ich kann es auch kaum erwarten.“

Dann hielt sie sich die Hand vor den Mund. Das wollte sie eigentlich nicht preisgeben.

„Keine Angst, ich habe es auch so bemerkt.“

Um auf ein anderes Thema zu kommen, fragte er: „Wie hast du es denn letztendlich geschafft Ari zu reiten. Er war ja sehr wild. Nicht einmal mein Zureden hatte etwas genützt.“

Sie lächelte.

„Ich bin mit ihm einen Deal eingegangen.“

Er zog die Brauen hoch.

„Und der wäre? Dürfte ich ihn auch erfahren?“

„Ich versprach ihm, wenn er mich reiten lässt, wie es der Sultan will, dann wird Yusuf nie seinen fetten Arsch auf ihn setzen können. Anscheinend mag er Yusuf auch nicht. Dann ging er hoch und ritt mit mir wie der Wind hinaus.“

Er sah sie nur staunend an.

„Und ich bekam einen Schreck fürs Leben, als er so schnell mit dir hinausgeritten war. Omar war viel zu langsam dafür. Ich hatte Angst, dass er mit dir davonreitet und dich irgendwo verletzt liegen lässt und ich dich nicht finden kann. Mein Herz war schwer vor Sorge und leicht vor Freude, da er mit dir ritt. Und als du dann zurückkamst und er so still neben dir stand, war ich nur noch glücklich. Und ich …“

Er wusste nicht, sollte er es jetzt sagen?

„Was?“

„Wie kamst du auf die Idee deine Stirn auf ihn zu legen, zu küssen und ihn in den Mund zu spucken?“

„Ich hatte das des Öfteren bei den anderen gesehen. Ich hatte ja genug Zeit, ihnen immer zuzusehen. Und Omar sagte, Sie küssen ihn immer, wenn er Sie beim Striegeln zwickt. Und das mit der Spucke hatte ich mal im Fernsehen gesehen. Dadurch soll das Tier einem ein Leben lang treu bleiben.“

„Du hast recht getan bei dem. Aber küssen tu ich Ari nicht, da hat Omar gelogen.“

Dann stand er auf und zog sie auch hoch.

„Aber wir sollten jetzt schlafen gehen. Wir werden morgen und übermorgen in der Früh ausreiten und dann beginnen schon die Vorbereitungen für die Feier. Du solltest es also in den nächsten zwei Tagen deinen Kollegen sagen.“

Er begleitete sie noch zu ihrem Quartier und gab ihr nur mehr einen Kuss auf die Stirn.

Die Vermählung

Wie versprochen ritten sie am nächsten Tag aus. Der Sultan half Eva Ari zu satteln und dann stiegen sie auf. Der Hengst blieb ganz ruhig stehen. Dann ging es für zwei Stunden hinaus in den Sand und die Wüste. Er erklärte ihr einiges und erzählte von den umliegenden Beduinen-Zelten, die alle zu ihm gehörten und ihm unterstanden. Auch erklärte er ihr einiges wegen der Vorbereitungen für die Vereinigung. Seine Frauen müssten ihm auch noch das ‚Okay‘ geben, aber wenn sie von ihrem neuen Namen hörten und dass sie ihn angenommen hatte, würden sie nichts mehr dagegen haben. Auch die hohen Würdenträger können dann wenig dagegen machen.

Nach dem Ritt zog Eva sich um und ging mit Kadir zu ihren Kollegen. Kadir würde sie jetzt immer auf Schritt und Tritt begleiten. Zumindest so lange sie hier war. Ihre Kollegen freute es, sie wiederzusehen. Sie war einige Tage nicht erreichbar gewesen für sie. Sie hatten aber ihre Bemühungen beim Reiten mit Ari gesehen.

„Frau Dr. Evans, wie sieht es aus. Wir könnten die nächsten Tage schon abreisen. Könnten Sie sich von dem Land und dem Sultan trennen?“

Sie wollten sie aufziehen, doch das ging total daneben. Natürlich hatten sie es mittlerweile mitbekommen, dass da mehr war als nur Arzt und Patient.

„Wenn Ihr wollt, könnt ihr schon abreisen. Ich bleibe noch hier und komme später nach.“

„Nein. Wir sind miteinander gekommen und fahren wieder miteinander nach Hause“, sagte Dr. Meier.

„Nein, das kann ich nicht. Ich habe dem Sultan etwas versprochen.“

„Was kann das sein, dass sie noch länger hierbleiben wollen?“

„Die Hochzeit des Sultans. Er heiratet in vier Tagen und da muss ich anwesend sein. Wenn Ihr wollt, könnt Ihr auch so lange bleiben und dann danach abreisen. Dann könnt Ihr wenigstens etwas erzählen, wenn Ihr zu Hause seid.“

Sie sahen sie argwöhnisch an. Was konnte so wichtig sein, dass sie bei der Hochzeit anwesend sein musste. Dr. Meier durchschaute es sofort.

„Sie wollen doch nicht sagen, dass SIE ihn heiraten? Dass Sie ihm das versprochen haben, wenn er sich operieren lässt. Er hätte sich auch so operieren lassen müssen.“

Er wollte auf sie zugehen. Doch Kadir stellte sich vor Fatma.

„Kadir danke, aber ich mache das schon.“

Ihr Diener ging wieder zwei Schritte zurück. Die beiden Ärzte sahen Eva erstaunt an.

„Ihr seid herzlich eingeladen. Ich mache das alles freiwillig und kommt bitte nicht auf dumme Ideen. Denn sonst kann ich euch nicht mehr helfen. Wenn ihr bis zur Hochzeit bleibt, könnt ihr danach nach Hause fahren. Oder ihr könnt auch schon jetzt fahren. Das ist euch überlassen. Ich werde danach noch etwas hierbleiben.“

Sie dachten, sie wäre verrückt geworden.

„Dr. Evans, das kann doch jetzt nicht Ihr Ernst sein. Sie wollen diesen Sultan heiraten und dann noch hierbleiben? Wer weiß, ob er sie danach tatsächlich gehen lässt.“

„Doch, wir haben einen Deal, er hält seine Abmachung und ich muss meine einhalten. Und außerdem …“

Beide sahen Dr. Evans erwartungsvoll an.

„…und außerdem ist es mein Schicksal. Da könnt ihr nichts dagegen machen und ich auch nicht. Ich kann es annehmen und das Beste daraus machen, sonst stellt es sich gegen mich. Ich muss nur wissen, bleibt ihr oder fahrt ihr?“

Sie sahen sich verwundert an. Dr. Meier ergriff das Wort. Mit Dr. Weck konnte man so etwas nicht besprechen. Der hatte immer noch Angst. Aber solange es Dr. Evans gut ginge, ginge es ihnen auch gut. Also brauchten sie keine Angst zu haben. Er hatte nur Angst, dass Eva nicht mehr von hier wegdurfte.

„Wir bleiben, bis sie auch nach Hause fahren.“

Plötzlich gingen Dr. Weck die Nerven durch.

„Ich bleibe sicher nicht ein Leben lang hier, nur weil sie den Sultan heiraten muss und Mutter Theresa spielen will!“

Dr. Meier drückte ihn in eine Ecke.

„Halten Sie das Maul oder ich stopfe es Ihnen. Wenn es sein muss, bleiben wir hier! Wir lassen unsere Kollegin nicht alleine. Denn wenn wir hierbleiben, hat sie eine bessere Chance wieder nach Hause zu kommen, als alleine. Und jetzt reißen Sie sich zusammen. Sie ist eine Frau und mutiger als wir beide zusammen!“

Da war es wieder! Sie ist mutiger! Es war ihr Schicksal! Dann drehte er sich um und ließ den wimmernden Dr. Weck stehen.

„Dr. Evans …“

Kadir trat einen Schritt nach vorn und sagte: „Bitte ab jetzt Fatma zu der Herrin sagen.“

Beide Ärzte sahen ihn verdutzt an.

„Das ist mein neuer Name und ich darf nur mehr mit ihm angesprochen werden. Bitte halten auch Sie sich daran“, erklärte es ihnen Fatma.

„Fatma, sagen Sie dem Sultan, dass es uns eine Ehre ist, der Hochzeit beizuwohnen und wir werden erst fahren, wenn auch Sie wieder abreisen. Danke sehr.“

Dr. Maier verbeugte sich sogar vor ihr.

„Danke euch beiden, dass ihr die Stellung haltet. Ihr könnt euch frei bewegen und dürft sogar ärztlich tätig sein. Der Sultan wird veranlassen, dass sich die Leute untersuchen lassen sollen. Damit ihr nicht den ganzen Tag untätig herumsitzt. Ihr bekommt auch einen Dolmetscher gestellt. Damit bedanke ich mich auch im Namen des Sultans und wir sehen uns irgendwann nach der Hochzeit wieder.“

Fatma verbeugte sich vor ihnen und ging mit Kadir in ihre Gemächer. Am nächsten Morgen ritten sie wieder aus. Dr. Meier sah ihnen zu. Es war kein Zwang dabei, bei gar nichts, wenn er daran dachte, was geschehen war. Dr. Evans machte immer alles freiwillig. Oder hatte sie sich so unter Druck setzen lassen? Nein, dazu war sie nicht der Typ. Im Gegenteil, sie setzte alle unter Druck. Oder … hatte Eva sich in ihn verliebt? Würde sie wieder nach Hause fahren? Man würde es sehen. Sie mussten ihr Zeit lassen.

Am nächsten Morgen erzählte sie dem Sultan, was sie ihnen angeboten hatte.

„Ich hoffe, ich habe in Ihrem Namen gehandelt. Aber sie die ganze Zeit untätig hier herumsitzen zu lassen wäre nicht gut. Dann würden sie vielleicht auf dumme Gedanken kommen.“

„Das war weise gedacht von meiner zukünftigen Frau. Ich werde alles Weitere veranlassen.“

Dass sie blieben, störte ihn ein wenig. Aber es war ihre Entscheidung. Nach dem Ritt verabschiedete er sich noch im Stall von ihr.

„Das ist das letzte Mal vor der Vereinigung, dass ich dich sehen darf. Ich sehe dich erst bei der offiziellen Übergabe wieder. Da du ja keine Mutter hast, wird das meine zweite Frau Aischa erledigen. Miriam hat seit deiner Geburtshilfe bei Yasminda einen Zorn auf dich. Sie wird auch nicht der Zeremonie beiwohnen. Aber ich glaube, dass wird dich nicht stören. Ich bin ihr nicht böse. Da sie nach der Geburt unserer Tochter Kahina15 krank geworden war und dadurch keine Kinder mehr bekommen kann, hat sie sich der Kräuterkunde gewidmet, um anderen zu helfen. Nur konnte sie mit ihrem Wissen Yasminda trotzdem nicht helfen. In die Wüste kann ich sie deswegen auch nicht schicken. Sie bleibt trotzdem meine Frau.“

Er nahm sie sanft in seine Arme und küsste sie.

„Der Kuss soll dich daran erinnern, dass wir bald Mann und Frau werden. Ich verzehre mich jetzt schon nach dir. Aber dafür ist später die Freude umso größer. Kadir wird dir alles erklären, was du über die Zeremonie wissen musst. Er darf auch als einziger Mann bei dir bleiben. Weil du ja einen Übersetzer brauchst. Er wird, wenn es nötig ist, die Augen schließen. Normalerweise darf kein Mann dabei sein. Denn Frauen und Männer feiern getrennt.“

Dann küsste er sie noch mal rasch und verschwand. Seine Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. Er hätte sie schon vor ein paar Tagen gerne genommen, aber es musste alles offiziell sein.

***

Am Abend kamen Aischa und Amal mit ein paar Dienerinnen um Fatma für die Zeremonie vorzubereiten. Sie wurde gebadet und sogar am ganzen Körper rasiert. Nur ihre Haare und ihre Augenbrauen durften bleiben. Sie genoss das sehr. Fatma wurde auch abgetrocknet und gut parfümiert. Sie durfte sich den Duft selber aussuchen. Rosmarin und Jasmin. Sie lachten dabei.

„Was haben sie, Kadir?“, fragte sie ihn.

Er stand bei der Tür und sie war hinter einem Sichtschutz für seine Augen versteckt.

„Der Duft der Könige, Sahiba.“

„Danke.“

Dann wurden ihre Hände und Füße mit Henna bemalt. Die Frauen erzählten von ihrer Vermählung und Kadir musste übersetzen. Manchmal wurde er dabei sogar etwas verlegen. Alle gingen nach dem aufregenden Tag spät schlafen. In der Früh kamen alle Frauen wieder und halfen Fatma beim Anziehen. Sie durfte sich ein Kleid aus fünf Farben auswählen, entweder braun mit orange, blau, gelb, rot oder violett. Sie konnte sich nicht entscheiden zwischen blau und violett.

„Sie können beide tragen, eines jetzt zu den Feierlichkeiten und das andere dann am Abend bei der Übergabe, sagte Amal und Kadir übersetzte.

„Ich darf sogar zwei Kleider tragen?“

„Ja! Manche tragen sogar noch mehr. Aber der Sultan hat die Feierlichkeiten zusammengelegt. Die anderen dürfen dann noch weiterfeiern, auch wenn das Brautpaar nicht mehr anwesend war. Eigentlich wäre morgen der Tag der Übergabe, aber er wollte es nicht so. Denn heute ist der längste Tag im Jahr, den will er mit Ihnen genießen.“

Dann klopfte es. Omar durfte eintreten, da Fatma noch hinter der Wand stand.

„Ich bringe die Morgengabe für die Sahiba. Der Sultan wusste nicht, was sie fordert oder besser gesagt, was ihre Familie fordert, da ja keine da ist. Also soll sie sich zwei Stücke aussuchen.“

Amal ging zu Omar und nahm die Schatulle, in der der Schmuck lag. Aischa und Amal waren schon neugierig, was der Sultan Fatma geschickt hatte. Bei ihnen hatten es die Eltern ausgehandelt. Als sie die Schatulle aufmachten, hörte man Entzückungsschreie der beiden Frauen, jedoch keinen von Fatma. Sie starrte die Ketten nur an. Zwei stachen ihr sofort ins Auge. Genauso wie bei den Kleidern.

Jetzt wusste sie auch, was sie wann tragen würde. Die Steine waren alle in Gold eingefasst. In der Mitte des Anhängers war ein großer violetter Amethyst in der Form eines Herzens und drum herum viele kleinere Steine. Die andere Kette war auch aus Gold und darin waren blaue Steine eingeschlossen. Der mittlere war in der Form einer Tulpe angelegt. Und rundherum waren größere und kleinere blaue Steine eingefasst. Fatma nahm beide sehr vorsichtig und ehrfurchtsvoll heraus. Sie hatte noch nie solch schöne und teure Ketten gesehen. Die waren sicher sehr wertvoll. Der Sultan soll ja auch sehr reich sein. Wie reich wusste man nicht. Amal und Aischa sahen sie an. Fatma sagte kein Wort und war sehr ehrfurchtsvoll. Beide Ketten legte sie auf den Tisch nebenan. Dann klappte sie die Schatulle wieder zu. Amal brachte sie zu Omar zurück.

₺217,73

Türler ve etiketler

Yaş sınırı:
0+
Hacim:
470 s.
ISBN:
9783742728852
Yayıncı:
Telif hakkı:
Bookwire
İndirme biçimi:
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre