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Kitabı oku: «Ein Kampf um Rom», sayfa 66

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SIEBZEHNTES KAPITEL

Und der König entsiegelte die äußeren Schnüre und las:

»Dies hat geschrieben Hildegisel, des Hildemut Sohn, den sie den Langen nennen, ehemals Priester, dermalen Burgmann zu Teriolis. Geschrieben auf Vorsprechen des alten Iffa: und ist alles wahrhaftig aufgeschrieben. Also: nun kommt’s.

Das Latein ist wohl oft nicht, wie es in der Kirche gesungen wird. Aber Ihr werdet’s schon verstehn, Herr König.

Denn wo’s schlecht Latein, da ist’s gut Gotisch. Also nun kommt’s aber wirklich.

So spricht Iffa, der Alte: ‘Herr König Totila. Was in dieser hier eingewickelten Rolle geschrieben steht, ist die Niederschrift des Mannes Wargs, der aber nicht mein Sohn war und nicht Wargs hieß — sondern Alarich hieß er und war der Balte, der verbannte Herzog von —’«

Ein Ruf des Staunens ging durch die Versammlung der Goten. Der König hielt inne. Herzog Guntharis aber sprach:

»Dann ist Adalgoth, der sich den Sohn des Wargs nannte, der Sohn des Balten Alarich, den er selber als des Königs Herold, umreitend in allen Städten auf weißem Roß, mit lautem Heroldspruch gesucht. Und niemals sah ich größere Ähnlichkeit als die zwischen Vater Alarich und Sohn Adalgoth.«

»Heil dir, Herr Herzog von Apulien!« rief lächelnd Totila und schloß den Knaben in die Arme.

Sprachlos vor Staunen sank Gotho nieder in die Knie, ihre Augen füllten sich mit Tränen, und zu Adalgoth aufblickend seufzte sie: »Also nicht mein Bruder? O Gott! — Heil dir, Herr Herzog von Apulien. Leb’ wohl, auf immer!« und sie stand auf und wandte sich, zu gehen.

»Nicht meine Schwester?« jubelte Adalgoth. »Das ist das Beste an dem ganzen Herzogtum Apulien! Halt da« — und er fing sie auf, drückte ihr Köpfchen an die Brust, küßte sie herzhaft auf den Mund und sprach zum König: »Herr König Totila, nun gebt uns zusammen. Hier ist meine Braut — hier steht meine Herzogin.«

Totila aber, welcher einstweilen beide Urkunden durchflogen hatte, lächelte: »Ja, da braucht’s nicht Salomons Königsweisheit dazu, hier das Rechte zu finden. — Junger Herzog von Apulien, so verlob’ ich dir die Braut.«

Und er legte das weinende, lachende Kind in seine Arme. Zu den Goten umher aber sprach er: »Vergönnt, daß ich euch aus dem etwas ungeschlachten Latein von Hildemuts Sohn — ich kannte ihn: besser war er mit dem Speer als mit der Feder zu brauchen — und dem Testament des Herzogs die Wunder kurz erkläre, die wir hier sehen. Herzog Alarich beteuert hier seine Unschuld.«

»Die ist jetzt erwiesen: durch seinen Sohn«, rief Herzog Guntharis, »und ich hatte nie an seine Schuld geglaubt.«

»Er erfuhr erst spät den geheimen Ankläger. Unser Adalgoth hat dessen Namen aus der zertrümmerten Cäsarstatue ans Licht gebracht. Cethegus der Präfekt hatte eine Art Tagebuch geführt, in geheimer Schrift: aber Cassiodorus hat sie, mit Staunen und Entsetzen über die Frevel des so lang von ihm bewunderten Mannes, entziffert. Da fand sich ein Eintrag folgenden Inhalts in dem vor etwa zwölf Jahren geschriebenen Anfang: ‘Baltenherzog verurteilt. Daß er unschuldig, glaubt nur noch er selbst und sein Ankläger. Wer Cethegus ins Herz trifft, soll nicht leben. Als ich damals am Tiberufer aus Tod gleicher Betäubung erwachte, war diese Rache mein erster Gedanke: sie ward mein Schwur: er ist erfüllt.’

Geheimnis schwebt noch auf den Gründen dieser Rachsucht: doch müssen sie irgendwie zusammenhängen mit Julius Manilius Montanus, unserem Freund. Wo ist er? —«

»Er hat sich mit Cassiodorus schon wieder in die Peterskirche zurückbegeben«, sprach Graf Teja: »du mögest sie entschuldigen: sie beten um diese Stunde jeden Tag um den Frieden mit Byzanz. Und Julius auch für des Präfekten Seele«, fügte er mit bittrem Lächeln bei. »Nur schwer hatte König Theoderich an die Schuld des tapfren Herzogs geglaubt, mit welchem innige Freundschaft ihn verbunden.«

»Hatte er ihm doch«, fiel Herzog Guntharis ein, »einst einen breiten, goldnen Armreif geschenkt mit einer Runenschrift.«

Der König fuhr fort, aus der Rolle lesend: »Und diesen Armreif hier habe ich mitgenommen in Verbannung und Flucht mit meinem kleinen Knaben. Dieser Armreif, entzweigebrochen zwischen dem Runenspruch, mag einstmals die echte Geburt meines Sohnes als Wahrzeichen beweisen.«

»Er trägt das Wahrzeichen im Antlitz«, meinte Herzog Guntharis.

»Aber es fehlt auch an dem goldnen nicht«, sprach Adalgoth: »wenigstens ein Stück hat mir der alte Iffa mitgegeben: hier ist’s«, und er holte nun den halben Armreif, den er an einer Schnur auf der Brust trug, hervor. »Ich habe nie den Sinn der Runen enträtseln können:

 
‘Dem Balten —
Dem Falken —
In Not —
Dem Freunde —’«
 

»Ja, dir fehlte die andre Hälfte, Adalgoth«, sprach die Hirtin und holte aus dem Busentuch das zweite Stück. »Sieh, hier lauten die Runen:

 
‘der Amaler,
der Adler,
und Tod,
der Freund.’«
 
 
»’Dem Balten der Amaler.
Dem Falken der Adler.
In Not und Tod
Dem Freunde der Freund’«
 

So las, nun beide Halbringe zusammenhaltend, Teja.

Totila aber fuhr fort: »Endlich aber hatte mich der König nicht mehr schützen können, als ihm Briefe vorgelegt wurden, so meisterhaft gefälscht und meiner Handschrift nachgebildet, daß ich selbst, als mir zuerst ein harmloser Satz aus dem Inhalt, auf einem herausgeschnittenen Pergamentstreifen, vorgelegt wurde, ohne weiteres anerkannte ‘ja, das hab’ ich geschrieben’. Da paßten die Richter den Streifen wieder in das Pergament und lasen mir das ganze vor: und so sollte ich denn geschrieben haben an den Hof von Byzanz, ich wolle den König ermorden und Süditalien räumen, wenn man in Byzanz mich als König von Norditalien anerkennen wolle. Da verurteilten mich die Richter.

Als ich aus dem Saal geführt wurde, traf ich auf dem Gange Cethegus Cäsarius, meinen langjährigen Feind —: es war mir gelungen, ein Mädchen, um das er warb, dem unheimlichen Mann zu entziehen und einem wackern Freund in Gallien als Gattin zuzuführen — er drängte sich durch die Wachen, schlug mir die Schulter und sprach: ‘Wem die Liebe entrissen, den tröstet der Haß.’ Und an seinem Blick erriet ich es: er und kein andrer war der falsche Ankläger.

Als letzte Gnade gewährte mir der König die Mittel, aus dem Kerker zu entfliehen. Aber ich ward geächtet, friedlos gehetzt mit meinem ganzen Haus; mein Erbe eingezogen. Lang zog ich unstet in den Nordbergen umher, bis ich mich entsann, daß auf dem Berg der Iffinger bei Teriolis altgetreue Gefolgen meines Geschlechts siedelten: dorthin wanderte ich mit meinem Knaben und wenigen Schatzstücken des Baltenhauses.

Und die Getreuen nahmen mich auf und meinen Knaben und bargen mich unter dem Namen Wargs — ‘der Verbannte’ — und gaben mich für den Sohn des alten Iffa aus und entfernten alle unverlässigen Knechte, die mich hätten verraten können. Und so leb’ ich im Verborgnen manches Jahr.

Meinen Sohn aber will ich und sollen nach mir die Iffinger erziehen zur Rache an Cethegus, dem Verräter.

Ich hoffe, einst kommt der Tag, der meine Unschuld aufdeckt. Bleibt er aber allzulang aus, dann soll mein Sohn, wann er schwertreif geworden, hinunterziehen vom Iffaberg gen Italien, den Vater zu rächen an Cethegus Cäsarius. Dies ist mein letztes Wort an meinen Sohn.«

»Bald aber, nachdem der Herzog dies geschrieben hatte«, las der König aus der andern Rolle weiter, »verschüttete ihn mit einigen meiner Gesippen der Berg in einem Felsenrutsch. Ich aber, Iffa der Alte, habe den Knaben als meinen Enkel auferzogen und als Gothos Bruder, weil immer noch die Friedlosigkeit lastete auf dem Geschlecht des Herzogs Alarich und ich nicht auch auf ihn die Rache des Höllenmannes lenken wollte. Und auf daß der Junge andern ganz gewiß nichts von seiner gefährlichen Abkunft sagen könne, habe ich ihm selber nichts davon gesagt.

Als er aber nun schwertreif geworden und ich vernahm, daß in Romaburg ein milder und gerechter König walte, der den höllischen Präfekten niederkämpfe wie der Morgengott den Nachtriesen, da sandte ich jung Adalgoth zur Rache aus und erzählte ihm, daß er ein edles Adelshaupt, den Schutzherrn unsres Geschlechts, nach seines Vaters Auftrag an Cethegus, dem grimmen Verfolger und Verderber, zu rächen habe. Aber daß er Alarichs, des Baltenherzogs Sohn, verschwieg ich ihm, denn ich scheute die Acht, die noch auf ihm lag. Seines Vaters Name konnte ihm, solang die Schuld darauf haftete, nichts nützen, nur schaden.

Ganz eilfertig aber schickte ich ihn fort, seit ich erkannte, daß ihn selbst die geglaubte Schwesterschaft nicht abgehalten, meine Enkelin Gotho gar unbrüderlich lieb zu gewinnen. Ich hätte ihm nun zwar wenigstens sagen können, daß Gotho nicht seine Schwester. Das aber soll mir fern sein, daß ich meines alten Herrn-Hauses altadligen Sproß, gleichsam durch Betrug, mit meinem Blut, mit dem schlichten Hirtenkind, verbände. Nein: er wird, wenn Recht auf Erden lebt, dereinst der Herzog von Apulien, wie sein Vater vor ihm. —

Und da ich fürchte, daß ich zu sterben komme und Adalgoth noch keine Kunde von des Präfekten Untergang geschickt hat, habe ich den langen Hildegisel gebeten, dies alles aufzuschreiben.

(Und ich, Hildegisel, habe für die Schreibung zwanzig Pfund besten Käse erhalten und zwölf Krüge Honig, was ich dankbar bekenne, und beide waren sehr gut.)

Und mit alle dem und mit den Schatzstücken, mit den blauen Steinen und feinen Gewändern aus dem Balten-Erbe, und den Goldsolidi sende ich das Kind Gotho an den gerechten König Totila: ihm soll sie alles aufdecken. Er wird die Acht, die Friedlosigkeit nehmen von dem unschuldigen Sohn des unschuldigen Mannes. Und wenn Adalgoth weiß, daß er der edeln Balten Sproß und daß Gotho nicht seine Schwester — dann mag er tun nach seinem Willen: er soll dann frei die Hirtin wählen oder meiden. Nur das wisset, daß der Iffinger Geschlecht nie unfrei war, sondern vollfrei von jeher, wenn auch in des Baltenhauses Schutz. König Totila, du entscheide über sie.«

ACHTZEHNTES KAPITEL

»Nun«, lächelte der König, »diese Mühe hast du mir schon abgenommen, Herr Herzog von Apulien.« — »Und die junge Herzogin«, schaltete Valeria ein, »hat sich gleich, als hätte sie’s geahnt, bräutlich für diesen Tag geschmückt.«

»Für euer Brautfest«, erwiderte die Hirtin. »Als ich vor den Toren der Romaburg erfuhr von dieser Feier, da öffnete ich, wie der Ahn befohlen, das Bündel und schmückte mich für euch.« —

»Unser Verlöbnis«, sprach Adalgoth zu seiner Braut, »fiel auf den Verlobungstag des Königspaars — soll auch unser Hochzeitstag der des Königspaares sein?«

»Nein, nein«, fiel Valeria hastig, fast ängstlich ein. »Nicht noch ein Gelübde, geknüpft an ein älteres, noch ungelöstes! Ihr Kinder des Glückes: seid weise. Heute habt ihr euch gefunden, haltet das Heute fest, das Morgen gehört den ungewissen Göttern.«

»Recht sprichst du«, jubelte Adalgoth, »heute noch soll Hochzeit sein«, und er hob Gotho hoch auf seinen linken Arm, sie allem Volke zeigend, »seht hier, ihr guten Goten, meine kleine Frau Herzogin.«

»Mit Vergunst«, sprach da eine bescheidene Stimme, »wo so viel Glück und Sonnenschein auf die Gipfel und Höhen des Volkes fällt, da möchte sich auch niederes Gewächs dran laben.« Vor den König trat ein schlichter Mann, an der Hand ein hübsches Mädchen.

»Du bist es, wackrer Wachis«, rief Graf Teja, zu ihm tretend, »und nicht mehr Knecht, im langen Haar der Freien?«

»Ja, Herr: König Witichis, mein armer Herr, hat mich freigelassen, als er mich mit Frau Rauthgundis und Wallada entließ. Seither ließ ich das Haar als Freier wachsen. Und Frau Rauthgundis wollte — ich weiß es ganz gewiß — ihre Magd Liuta hier auch freilassen: und wir sollten nach Volksrecht Ehe schließen als Freie: aber sie kam ja nicht mehr zurück in das Haus bei Fäsulä. Wohl aber ich aus unsrer Waldhütte: und gerade zur rechten Zeit noch flüchtete ich meine Liuta aus der Villa. Tags drauf kamen die Sarazenen Belisars und brannten und mordeten die Stätte aus. Nach Frau Rauthgundis erblosem Tode — denn ihrem Vater Athalwin hatte schon vor ihrem Untergang der Südsturm eine Lawine über Haus und Haupt geworfen — ist nun Liuta dem König als Eigentum zugefallen: und ich möchte daher den König bitten, daß er auch mich wieder zum unfreien Knecht aufnehme, auf daß wir nicht gestraft werden, wenn wir uns freien — und —«

Totila ließ ihn nicht aussprechen: »Wachis, du bist treu«, rief er gerührt. »Nein, nach Volksrecht sollt ihr die Freien-Ehe schließen. Reicht mir ein Goldstück.«

»Hier, Herr König«, rief eifrig Gotho, aus ihrer Hirtentasche eins hervorholend — »es ist mein letztes, von den sechsen.«

Der König nahm es lächelnd, legte es auf Liutas rechte, offne Handfläche und schlug es dann, von unten nach oben, aus ihrer Hand, daß es klingend auf das Mosaikgetäfel sprang und sprach:

 
»Frei und frank
Laß ich dich, Liuta,
Ledig und lastlos!
Freie du fröhlich
In Königsfrieden.«
 

Da trat Graf Teja vor und sprach: »Wachis, du trugst schon einmal glücklosem Herrn den Schild. Willst du nun mein Schildträger werden?« Feuchten Auges ergriff der Treue des Grafen Rechte mit beiden Händen. Und nun erhob Teja den Goldpokal und sprach feierlich:

 
»Ihr glänzet im Glück: —
Schön scheint euch der Schimmer
Der seligen Sonne:
Doch denket drum doch
Treu traurig der Toten!
Ohne Glanz, ohne Glück,
Doch treu, tapfer und trefflich
Rang ruhmvoll der Recke:
Witichis, Waltharis wehrlicher Sohn
Feiert ihr fest-froh,
Lichte Lieblinge
Gütiger Götter,
Goldne Gelage, —
Ehre doch immer
Der Goten Geschlecht
Der glücklosen Gatten
Geweihtes Gedächtnis.
Ich mahne euch, Minne
Traurig zu trinken
Des mutigen Mannes,
Des wackersten Weibes:
Witichis’ und Rauthgundens Minne trink ich.«
 

Und alle taten, schweigend, freiervoll und trauervoll, Bescheid.

Dann hob König Totila nochmal den Becher und sprach laut vor allem Volk: »Er hatte es verdient — ich habe es erreicht: ihm bleibt unvergessene Ehre!«

Als er sich niedergelassen — die beiden andern Paare wurden mit an des Königs Tisch gesetzt —, stieg Graf Thorismut von Thurii (seine treue Tapferkeit war durch die Grafenwürde belohnt, aber das Amt des Herolds und Waffenträgers ihm auf seinen Wunsch belassen worden) die Stufen herauf, neigte vor dem König seinen Heroldstab und sprach: »Fremde, fernher gesegelte Gäste meld’ ich, König der Goten. Jene große Flotte, die, leicht hundert Segel stark, schon seit mehreren Tagen von deinen Seewarten und Hafentürmen gemeldet wurde, ist nun in Portus eingelaufen. Nordleute sind es: wogenkundig, kühnes Volk, aus fernstem Thule-Land. Hochbordig ragen ihre Drachenschiffe, und Schreck verbreiten deren ungetüme Bugsprietbilder. Aber zu dir kommen sie friedlich. Und das Königsschiff hatte gestern schon Boote ausgesetzt, und hohe Gäste segeln den Fluß herauf. Ich rief sie an und erhielt zur Antwort: ‘König Harald von Götaland und Haralda (seine Gattin, wie es scheint), die wollen König Totila begrüßen.’«

»Führ sie herauf. Herzog Guntharis, Herzog Adalgoth, Graf Teja, Graf Wisand, Graf Grippa, geht ihnen entgegen und geleitet sie.«

Und alsbald erschienen, unter den kriegerischen Tönen ihrer fremdartigen, gewundenen Muschelhörner, umgeben von zwanzig ihrer ganz in Stahlringen gepanzerten Helden und Segelbrüder, auf der Terrasse zwei hohe Gestalten, die selbst den schlanken Totila und seine Tafelgenossen überragten.

König Harald trug auf dem Helm die beiden fußlangen Schwingen des schwarzen Seeadlers: das Federkleid desselben Vogels bedeckte das eherne Helmdach. Vom Rücken floß ihm eines ungeheuren schwarzen Bären Fell, dessen Rachen und Vorderpranken vorn über den Brustharnisch von handbreiten Erzringen herabhingen. Ein eisendraht-geflochtener Wappenrock, der bis an die Knie reichte, wurde durch einen breiten, muschelbesetzten Gurt von Seehundfell um die Hüften gehalten, Arme und Beine waren nackt, doch von breiten Goldringen geschmückt zugleich und geschirmt. Ein kurzes Messer hing an stählerner Kette an seiner Seite: in der Rechten aber trug er einen langen, harpunengleichen Widerhakenspeer. Seine dicken, hellgelben Locken fluteten, mähnengleich, tief über seine Schultern.

Zu seiner Linken stand, nicht um eine Fingersbreite kleiner, die Walkürengestalt seiner Begleiterin. Das hellrote, metallisch schimmernde Haar floß, in langem, schlichtem Schweife, bis fast an ihre Knöchel, hervor unter dem goldnen, offnen Helme mit den kleinen Flügeln der Silbermöwe, über einen schmalen Streif von dem weißen Pelze des Eisbären, der, mehr als Schmuck denn als Mantel, ihren Rücken bedeckte. Ein ganz eng anschließender Panzer von kleingeschupptem Golde zeigte den unvergleichlichen Wuchs der Schildjungfrau, jeder Bewegung der atmenden Brust elastisch folgend. Ihr bis an die halbe Wade reichendes Untergewand war aus den weißen Haaren des Schneehasen kunstvoll gefertigt. Die Arme schmückten, halb sie verhallend, Ärmel aus aneinandergereihtem und durchbohrtem, goldgelbem Bernstein, der in der Abendglut der römischen Sonne funkelte. Auf ihrer linken Schulter aber saß gravitätisch der zierliche weiße Falke von Island. Ein kurzes Handbeil stak in ihrem Gurt: die Rechte trug die über die Schulter gelehnte, langgeschweifte Harfe mit dem Schwanenbug von Silber.

Gaffend folgten, nachdrängend, die Römer, die Augen weit aufreißend über solche Gestalten: aber auch die Goten bewunderten das so viel hellere Weiß dieser Arme, die eigenartig hellen, blitzenden Augen.

»Nachdem der schwarze Held, der mich empfing«, sprach der Wiking, »sagt: er sei’s nicht, kannst nur du der König sein«, und er reichte Totila die Hand, erst den Kampfhandschuh aus Haifischhaut abstreifend.

»Willkommen am Tiberstrom, ihr Vettern aus Thuleland«, rief Totila, zutrinkend.

Und auf rasch bereiteten Stühlen nahm das Fürstenpaar am Königstische Platz, ihre Gefolgen an den nächsten Tafeln: Adalgoth schenkte Wein aus hohen Henkelkrügen.

König Harald trank und schaute bewundernd umher.

»Bei Asathor«, rief er dann, »hier ist es schön!« — »So denk’ ich mir Walhalla!« sprach seine Begleiterin.

Kaum verstanden sich die Goten und die Nordleute untereinander.

»Gefällt es dir bei mir, Bruder«, sprach Totila langsam, »dann weile lang unter uns mit deiner Gattin.«

»Hoho, Romkönig«, lachte die Riesin und warf das Haupt zurück in den Nacken, daß die rote Haarwelle flutete — kreischend umflog sie dreimal der Falke: dann kehrte er ruhig auf ihre Schulter zurück: — »Noch ist kein Mann gekommen, der Haraldas Herz und Hand bezwungen: nur Harald, mein Bruder, biegt mir den Arm, überspringt meinen Sprung, überwirft meinen Speer.«

»Geduld, klein Schwesterlein, ich vertraue: bald meistert ein markiger Mann dir das trotzige Magdtum. Hier dieser König, blickt er auch mild wie Baldur, gleicht doch Sigurd, dem Fafnirschläger. Ihr solltet euch messen im Speerwurf.«

Haralda warf einen langen Blick auf den Gotenkönig, errötete und drückte einen Kuß auf ihres Falken glattes Köpfchen.

Totila aber sprach:

»Übles gedieh, nach der Sänger Bericht, aus Sigurds Wettkampf mit der Schildjungfrau. Begrüße vielmehr friedlich Weib das Weib: reiche die Hand, Haralda, meiner Braut.«

Und er winkte Valeria, der nur unvollständig Herzog Guntharis das Gesprochene in Latein vermittelte.

Valeria erhob sich in edler, anmutvollen Hoheit von ihrem Sitz, im weißen, langwallenden, römisch-griechischen Gewand mit goldnem Gürtel und einer Kamee als Schulterspange, nur einen Lorbeerzweig um die edlen Schläfen, den Totila aus Adalgoths Kranz genommen und durch ihr schwarzes Haar geschlungen: wie Musik umfloß sie die Schönheit, der Rhythmus ihres Faltenwurfs und ihrer Bewegungen: so reichte sie schweigend der nordischen Schwester die Hand.

Einen scharfen, nicht eben freundlichen Blick hatte diese auf die Römerin geschleudert: aber Bewunderung verdrängte zornige Überraschung von ihrem Antlitz, und sie sprach: »Bei Freias Halsgeschmeide, du bist das schönste Weib, das ich je gesehen. Ich zweifle, ob dir ein Wunschmädchen in Walhall gleichen mag. Weißt du, Harald, wem diese Fürstin gleicht? Vor zehn Nächten haben wir im blauen Griechenmeer auf einer Insel geheert und einen Säulentempel ausgeleert —. Da stand ein hohes Marmorweib aus weißem Stein, auf der Brust ein schlangenumlocktes Haupt, zu Füßen den Nachtvogel, in faltenreichem Gewand — — Sven hat sie leider zerschlagen, wegen der Edelsteine, die sie in den Augen trug —: dieser Marmor-Göttin gleicht die Königsbraut.«

»Das muß ich dir dolmetschen«, lächelte Totila der Geliebten zu: »nicht dein poetischer Verehrer Piso hätte dir ausgesuchter schmeicheln können als diese Bellona des Nordens. — Sie haben — so ward uns gemeldet — auf Melos gelandet und dort die schöne Athena-Statue des Pheidias zerschlagen. Der bist du ähnlich, sagt sie! Ihr habt übel gehaust«, fuhr Totila fort, »ich hörte es, auf allen Inseln zwischen Kos, Chios und Melos. Was führte euch dann so friedlich zu uns?«

»Das will ich dir sagen, Bruder. Aber erst nach einem neuen Trunk.« Und er hielt Adalgoth den tiefen Becher hin. »Nein! — nicht mit Wasser verderben den herrlichen Saft! Wasser muß salzig sein — damit man’s gar nicht trinken kann — außer man ist ein Hai oder Walroß. Wasser ist gut, daß es uns trage auf seinem Rücken, nicht, daß wir es tragen in unsrem Bauche. Und es ist ein wunderbarer Trank, dieses euer Reben-Bier. Unsern Met habe ich mir immer bald satt getrunken: — der ist wie fade, süße Speise. Aber dieser Reben-Met: — je mehr man davon trinkt, desto durstiger wird man. Und trank man zuviel — was kaum denkbar —, ist’s nicht wie beim Ael— oder Metrausch, daß man Asathor bitten möchte, einem um den Schädel mit seinem Hammer einen Eisenring zu schmieden — nein, der Rebenrausch ist wie süßer Wahnsinn der Skalden: den seligen Göttern dünkt man sich gleich. Nun also so viel vom Weinrausch.

Wie wir aber hierher gekommen sind, das will ich dir erzählen.«

Yaş sınırı:
12+
Litres'teki yayın tarihi:
30 ağustos 2016
Hacim:
1270 s. 1 illüstrasyon
Telif hakkı:
Public Domain
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